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PDF-Dokument downloaden - Auswirkungen auf die Institution

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schen Wissens nicht unkritisch und ungeprüft hingenommen werden. Die Traditionist somit unerläßlich, aber sie ist nicht unantastbar 47 .Der zweite Einwand geht von der mit Beispielen gut belegten Feststellungaus, daß wissenschaftliche Texte häufig Wertungen enthalten. Wie jede Normwird auch <strong>die</strong> Norm der Werturteilsfreiheit übertreten. Man sollte in <strong>die</strong>semZusammenhang nicht übersehen, daß der Drang, wertend Stellung zu nehmen,Wissenschaftler wohl kaum in geringerem Maße als andere Menschen befällt. Eshandelt sich hier also um ein durchaus verständliches Bedürfnis. Wenn erkenntnisfremdeWertungen als solche gekennzeichnet werden, sind sie in wissenschaftlichenSatzsystemen nicht so problematisch 48 . Wesentlich ist vor allem <strong>die</strong>Unterscheidung der Wertsphären, also <strong>die</strong> Unterscheidung wissenschaftlicherund außerwissenschaftlicher Werte. Allerdings ist <strong>die</strong> Formulierung von präskriptivenAussagen im Rahmen wissenschaftlicher Satzsysteme immer fragwürdig,da Werturteile und Sollensforderungen wissenschaftlich nicht entscheidbarsind. Außerdem ist es stets möglich, statt Sollensforderungen prüfbare technologischeSätze zu formulieren, <strong>die</strong> aussagen, was getan werden kann, um ein alswünschenswert betrachtetes Ziel zu erreichen.d) Gesellschaftspolitische EinwändeDa werturteilsfreie Wissenschaft keine Forderungen nach Veränderung oderBeibehaltung bestehender Strukturen stelle, <strong>die</strong>ne sie in der Regel der Stabilisierungund Ausweitung oder Tra<strong>die</strong>rung bestehender Machtverhältnisse 49 .Es ist unbestreitbar, daß Wissenschaftler korrumpierbar sind und oft eherder jeweils herrschenden Macht <strong>die</strong>nen, als daß sie unabhängig davon sind 50 . Dasläßt sich leicht verstehen, wenn man bedenkt, daß ein Wissenschaftler, der etwasbewirken möchte, Karriere machen und Macht gewinnen muß. Das dürfte abernur schwerlich zu schaffen sein, ohne sich mit dem Bestehenden und denHerrschenden zu arrangieren. Man wird in der Regel für erwünschte Dienste,nicht aber für unliebsame belohnt. Es ist also nicht verwunderlich, wenn vieleWissenschaftler sich bei ihren Forschungen an den Rahmen des Bestehenden47 Zur eingeschränkten Bedeutung von Traditionen in der Wissenschaft vgl. auch POPPER 1972, S. 3 f.;zur Tradition kritischen Denkens und den Funktionen <strong>die</strong>ser Tradition ebenda S. 120 f.48 Vgl. auch VETTER 1971, S. 14 f.; PRIM/TILMANN 1977, S. 138 ff.49 Vgl. KÖNIG 1975, Bd. 1, S. 164 unter Bezug <strong>auf</strong> WELLMER 1969, S. 20. Ähnlich argumentieren auchLASSAHN 1974, S. 80; REICH 1978, S. 131 Anm, S. 129; KIRCHHOFF/KLING/MAHR 1975, S.1363.50 Vgl. A. HERMANN 1984.148

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