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PDF-Dokument downloaden - Auswirkungen auf die Institution

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Das Ideal des "rational man", das MEINBERG als "normative Anthropologie"deutet, kann so betrachtet auch als eine Konvention gelten. Sie dürfte insofernweithin Anerkennung erfahren, als wir sie in der Regel sowohl unserenalltäglichen als auch wissenschaftlichen Diskussionen zugrunde legen. Denn <strong>die</strong>gegenseitige Verständigung setzt voraus, daß Menschen sich weitgehend rationalverhalten, daß sie für Argumente zugänglich sind und nicht völlig willkürlichund unvorhersehbar reagieren. Das Fehlen <strong>die</strong>ser rationalen Grundbedingungenwürde das Zusammenleben stören und erschweren. Wahrscheinlich ist unsereKultur so beschaffen, daß der einzelne sich rational verhalten muß, um negativenSanktionen zu entgehen.Daraus folgt jedoch nicht, daß <strong>die</strong> Anwendung der Erziehungstechnologie<strong>auf</strong> den "rationalen Menschen" beschränkt wäre. Für <strong>die</strong> Anwendung derErziehungstechnologie ist es lediglich erforderlich, daß Individuen in mehr oderweniger vorhersehbarer Weise reagieren, d.h. daß ihr Verhalten psychischen undsozialen "Gesetzen" unterliegt. Weil das aber so ist, läßt sich mit Hilfe derErziehungstechnologie beispielsweise <strong>die</strong> Entstehung eines Wir-Gefühls bei denMitgliedern einer Gruppe völlig unabhängig davon fördern, ob <strong>die</strong> Gruppenmitgliedernun "rationale" oder "irrationale" Menschen sind.Dennoch dürfte <strong>die</strong> Annahme eines bestimmten Menschenbildes in derErziehungstechnologie weitreichende Folgen haben. Geht man beispielsweisedavon aus, der Mensch sei grundsätzlich selbstsüchtig und von niederen Triebenbeherrscht, wird man andere Zweck-Mittel-Beziehungen untersuchen wollen, alswenn man den Menschen für ein rationales Wesen hält, das in der Lage ist, kurzundlangfristige Vorteile gegeneinander abzuwägen und entsprechend zuhandeln. Es dürfte zur Förderung der Klarheit und Durchschaubarkeit vonErziehungstechnologien beitragen, wenn <strong>die</strong> ihnen zugrunde liegenden Menschenbilderanalysiert und diskutiert werden. Es besteht immer <strong>die</strong> Gefahr, daßErziehungstechnologen, weil sie sich nur mit einem kleinen Ausschnitt derWirklichkeit sehr detalliert befassen können, Menschenbilder oder andere wertbestimmteGrundsätze und Ziele, <strong>die</strong> ihre Technologien und Techniken implizieren,für weitreichende Bildungsentscheidungen anbieten, <strong>die</strong> letztlich der individuellenund gesellschaftlichen Entwicklung eher Schaden zufügen könnten. DieAnalyse und Kritik solcher Zusammenhänge wird daher zu einer rationalerenDurchdringung erziehungstechnologischer Fragen erforderlich sein.113

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