Anthony Cragg dinge im kopf / Things on the mind skulpturen ...
Anthony Cragg dinge im kopf / Things on the mind skulpturen ... Anthony Cragg dinge im kopf / Things on the mind skulpturen ...
Bronzeguss gehört zur frühen Early Formserie des künstlers. statt nun den Titel dieser spezifischen Werkgruppe zu übernehmen, hat er sich für einen eigentitel entschieden, und zwar interessanterweise für eine Form des Pa- lindroms. eine »sprechende Geste« also, die den Betrachter dazu einlädt, die schlingenbildung und kreisrhythmen des Titels »kolbenblock« über die Zunge rollen zu lassen, während er gleichzeitig die schlingenbildung und diagonale Bewegung der gedehnten, lippenartigen Öffnung der Bronze skulptur betrachtet. Hier ist die sprache des Titels gewissermaßen ein gleichwertiges Verhältnis zur Formensprache der Plastik eingegangen, indem sie mit oberfläche und struktur korrespondiert, und beide warten darauf, von einem aufmerksamen und an
I can’t pursue every option, so I follow just one possibility, carry it through, and at the end of a further chain of decisions, finally there’s a result. Afterwards I start to consider what would have happened if at this or that crossroads I had taken a different direction. somet
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Br<strong>on</strong>zeguss gehört zur frühen Early Formserie<br />
des künstlers. statt nun den Titel dieser<br />
spezifischen Werkgruppe zu übernehmen, hat<br />
er sich für einen eigentitel entschieden, und<br />
zwar interessanterweise für eine Form des Pa-<br />
lindroms. eine »sprechende Geste« also, die<br />
den Betrachter dazu einlädt, die schlingenbildung<br />
und kreisrhythmen des Titels »kolbenblock«<br />
über die Zunge rollen zu lassen, während<br />
er gleichzeitig die schlingenbildung und<br />
diag<strong>on</strong>ale Bewegung der gedehnten, lippenartigen<br />
Öffnung der Br<strong>on</strong>ze skulptur betrachtet.<br />
Hier ist die sprache des Titels gewissermaßen<br />
ein gleichwertiges Verhältnis zur Formensprache<br />
der Plastik eingegangen, indem<br />
sie mit oberfläche und struktur korresp<strong>on</strong>diert,<br />
und beide warten darauf, v<strong>on</strong> einem<br />
aufmerksamen und an<str<strong>on</strong>g>im</str<strong>on</strong>g>ierten Publikum in<br />
der Zusammenschau aktiviert zu werden.<br />
das »innere spiel«, v<strong>on</strong> dem <str<strong>on</strong>g>Cragg</str<strong>on</strong>g> sprach,<br />
ist hier vom künstler auf den Betrachter übergegangen,<br />
der die Verbindung aus Titel und<br />
skulptur idealerweise be<str<strong>on</strong>g>im</str<strong>on</strong>g> Lesen und Betrachten<br />
durch den <str<strong>on</strong>g>kopf</str<strong>on</strong>g> kreisen lässt. Auf<br />
diese Weise sollen skulptur und Titel gemeinsam<br />
eine gesteigerte phänomenologische<br />
Reakti<strong>on</strong> be<str<strong>on</strong>g>im</str<strong>on</strong>g> Zuschauer auslösen.<br />
»kolbenblock« dem<strong>on</strong>striert, dass es bei<br />
<str<strong>on</strong>g>Cragg</str<strong>on</strong>g>s Titeln gleichermaßen um struktur wie<br />
um oberfläche geht. sie folgen auch dem<br />
k<strong>on</strong>zept der Textentsprechungen, die die einbildungskraft<br />
des Betrachters anregen und<br />
kanalisieren, ihn v<strong>on</strong> der banalen Lesefähigkeit<br />
zum erkennen v<strong>on</strong> plastischen Qualitäten<br />
und zum Würdigen v<strong>on</strong> Formen und Bedeutungen<br />
hinführen sollen. Anders ausgedrückt,<br />
der künstler will, dass sein Publikum zu begreifen<br />
sucht, dass es seine <strong>skulpturen</strong> und<br />
die damit verbundenen Ideen erfasst und<br />
sich mit ihnen befasst. Hier hat man es mit<br />
einer kraftvollen metapher der Hand zu tun,<br />
einer metapher, die sich <str<strong>on</strong>g>im</str<strong>on</strong>g> gesamten plastischen<br />
Werk v<strong>on</strong> <str<strong>on</strong>g>Cragg</str<strong>on</strong>g> und seinen Titelgebungen<br />
wiederfindet. sie zeigt sich in seinen<br />
Secre ti<strong>on</strong>s-Arbeiten und ihren belebten oberflächen<br />
aus Hunderten handgedrechselten<br />
Würfeln ebenso wie in der komplexen textuellen<br />
Pa tina seiner Prägeobjekte, für die Formulati<strong>on</strong><br />
mit seinen unzähligen Textelementen<br />
ein gutes Beispiel ist. doch vor allem zeigt sie<br />
sich in den <strong>skulpturen</strong>, die mit Haken und<br />
Griffen versehen sind, mit Vor richtungen also,<br />
die ähnlich wie Titel einen besseren Ansatz<br />
zum Werk ermöglichen.<br />
Bei Unschärferelati<strong>on</strong> (s. 39) sind Holzgriffe<br />
und Holzknäufe, wie man sie v<strong>on</strong> kleinen<br />
Türen, schränken und kommoden kennt,<br />
auf sämt liche oberflächen v<strong>on</strong> Tisch, stuhl,<br />
Hammer, stock und kiste aufgeschraubt.<br />
das innere spiel: Zu Titeln und Titelgebung bei T<strong>on</strong>y <str<strong>on</strong>g>Cragg</str<strong>on</strong>g>s Plastiken<br />
70 71 L a r g e s t a n d i n g F i g u r e , 2008