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Dr. Seidl - Vinnolit

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ALT-NEUÖTTINGER ANZEIGER VOM 13. JANUAR 2004 1/4<br />

<strong>Dr</strong>. <strong>Seidl</strong>: Chemie wieder als Chance begreifen<br />

Chef der Bayerischen Chemieverbände zieht Bilanz zum<br />

„Jahr der Chemie“ – Verhaltener Optimismus<br />

Das Jahr der Chemie, das der Verband der Chemischen Industrie (VCI) gemeinsam mit dem<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung für 2003 proklamiert hat, ist am 31. Januar zu<br />

Ende gegangen. Was hat es gebracht – für die Branche und für die Region, für das Bayerische<br />

Chemiedreieck? Für eine Bewertung steht <strong>Dr</strong>. Hans <strong>Seidl</strong>, Vorsitzender der Bayerischen<br />

Chemieverbände, der Heimatwirtschaft exklusiv Rede und Antwort.<br />

Kurzportrait:<br />

<strong>Dr</strong>. Hans <strong>Seidl</strong><br />

An der Spitze von<br />

Industrie und Verband<br />

München (ede). <strong>Dr</strong>. Hans<br />

<strong>Seidl</strong> (63) steht seit gut zwei<br />

Jahren an der Spitze der<br />

Bayerischen Chemieverbände.<br />

Im Juli 2001 hat<br />

er in diesem Amt die<br />

Nachfolge von Prof. <strong>Dr</strong>.<br />

Wilhelm Simson angetreten.<br />

<strong>Dr</strong>. Hans <strong>Seidl</strong> hat an der<br />

Ludwig – Maximilians<br />

Universität in München<br />

Chemie studiert und<br />

promoviert. 29 Jahre lang<br />

war er bei Laporte<br />

<strong>Dr</strong>. Hans <strong>Seidl</strong>, Chef der Bayerischen Chemieverbände<br />

beschäftigt, zunächst in der<br />

Entwicklung von Peroxiden<br />

als Ausgangsstoffe in der<br />

Kunststoffindustrie bei<br />

Peroxid in Höllriegelskreuth<br />

bei München. Elf Jahre lang<br />

war <strong>Dr</strong>. <strong>Seidl</strong> Mitglied des<br />

Executive Committees beim<br />

englischen Mutter-Konzern<br />

Laporte und fünf Jahre<br />

Vorstandsmitglied bei<br />

Laporte. Seine Zuständigkeit<br />

erstreckte sich vor allem auf<br />

Feinchemikalien,<br />

Adsorbentien und Elektro-<br />

Chemie. Seit 1999 berät <strong>Dr</strong>.<br />

Hans <strong>Seidl</strong> die „private<br />

equity group“ Advent<br />

International bei<br />

Investitionen in der<br />

Chemischen Industrie und<br />

ist derzeit Vorsitzender von<br />

zwei Aufsichtsräten in zwei<br />

der größeren Unternehmen,<br />

die Advent International<br />

erworben hat: <strong>Vinnolit</strong> in<br />

Deutschland und PEMCO<br />

International in Belgien. <strong>Dr</strong>.<br />

<strong>Seidl</strong> ist außerdem Mitglied<br />

im Vorstand des Verbands<br />

der Chemischen Industrie in<br />

Deutschland und<br />

Präsidiumsmitglied der<br />

Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft e.V.<br />

(vbw).


ALT-NEUÖTTINGER ANZEIGER VOM 13. JANUAR 2004 2/4<br />

Herr <strong>Dr</strong>. <strong>Seidl</strong>, gibt es eine<br />

globale Bewertung des<br />

„Jahres der Chemie"? Ist es<br />

als Erfolg zu werten? Und<br />

vor allem, wie geht's weiter?<br />

Das sind eine Menge<br />

Fragen auf einmal. Und da<br />

liegen auch Erfolg und<br />

Sorge eng beieinander.<br />

Konzentrieren wir uns<br />

zunächst einmal auf das<br />

Themenjahr: Das Jahr der<br />

Chemie mit seiner<br />

Öffentlichkeitsarbeit für die<br />

Chemie als Wissenschaft,<br />

als Industrie und als Chance<br />

für die Entwicklung, das<br />

können wir auf alle Fälle als<br />

Erfolg verbuchen. Nicht nur<br />

die Tage der offenen Tür in<br />

den großen Standorten in<br />

Deutschland wurden von der<br />

Bevölkerung mit großem<br />

Interesse angenommen. Da<br />

waren die Aktionen im<br />

Bayerischen Chemiedreieck<br />

beispielgebend. Auch die<br />

Aktionen, die der Verband<br />

gemeinsam mit Schulen und<br />

Universitäten das ganze<br />

Jahr über angeboten hat,<br />

haben bei Lehrern und<br />

Schülern großes Interesse<br />

gefunden. Selbst für die<br />

Veranstaltungen an unterrichtsfreien<br />

Samstagen hat<br />

es stets mehr Interessenten<br />

als Plätze gegeben. Auch in<br />

den Chemielehrern an den<br />

Schulen haben wir hervorragende<br />

Partner gefunden,<br />

um Chemie wieder mehr als<br />

Chance, denn als Risiko zu<br />

begreifen.<br />

Das klingt ja äußerst<br />

optimistisch. Wo sehen Sie<br />

dann die Probleme?<br />

Wirtschaftlich und politisch<br />

betrachtet erlebte die<br />

Chemie, um es einmal ganz<br />

plakativ zu formulieren, in<br />

2003 eines der kompliziertesten<br />

Jahre seit<br />

langem. Dabei herrschte<br />

zum Auftakt des Jahres<br />

durchaus begründete<br />

Hoffnung, nach zwei Flaute-<br />

Jahren müsste es in 2003<br />

wieder aufwärts gehen. Die<br />

Trends im ersten Quartal<br />

bestätigten zunächst einen<br />

Aufwärtstrend. Offenbar<br />

überlagerte damals der<br />

bevorstehende Krieg im Irak<br />

die Konjunktur. Der<br />

deutliche Einbruch kam im<br />

zweiten und im dritten<br />

Quartal. Im ersten Quartal<br />

waren wohl nur die Vorratslager<br />

aufgefüllt worden.<br />

Inzwischen hat sich die<br />

Lage allerdings etwas<br />

stabilisiert.<br />

Ist dann wenigstens für das<br />

neue Jahr ein Optimismus<br />

begründet? Die Prognosen<br />

des Ifo-Instituts sind<br />

immerhin recht optimistisch.<br />

Wir haben die Prognosen in<br />

der Branche vernommen.<br />

Aber mehr als vorsichtiger<br />

Optimismus scheint mir<br />

nach jüngsten Umfragen in<br />

der Chemie nicht vertretbar.<br />

Es gibt zwar Segmente, in<br />

denen gute Ergebnisse<br />

erzielt wurden und wohl<br />

auch in 2004 erzielt werden.<br />

Das gilt sicher für Öl, aber<br />

auch für Lacke und<br />

Bio-Pharmaka. Aber ein<br />

Aufschwung auf breiter<br />

Basis ist in der Chemie nicht<br />

erkennbar. Wir sind deshalb<br />

gespannt, inwieweit die<br />

positiven Wachstumsprognosen<br />

der Wirtschaftsforschungsinstitutezutreffen.<br />

Die Chemie gilt<br />

schließlich als Vorreiterindustrie<br />

in Deutschland.<br />

Erfahrungsgemäß werden<br />

Trends noch vor anderen<br />

Branchen sichtbar. Aber wie<br />

gesagt, ein breit angelegter<br />

Aufschwung ist in der<br />

Chemie nicht erkennbar.<br />

Diese vorsichtige<br />

Einschätzung lässt wohl für<br />

neue Arbeitsplätze wenig<br />

Hoffnung?<br />

Das ist richtig. Selbst wenn<br />

die Produktionsmengen<br />

wachsen, ist mit einem<br />

Aufbau an Arbeitsplätzen<br />

kaum zu rechnen. Diese<br />

nüchterne Einschätzung darf<br />

allerdings nicht verdecken,<br />

dass kleinere Unternehmen<br />

der Branche trotzdem<br />

Probleme haben, qualifizierte<br />

Mitarbeiter zu finden.<br />

Rückschauend lässt sich<br />

bilanzieren, dass in Bayern<br />

der Abbau an Arbeitsplätzen<br />

moderater vonstatten ging,<br />

als in anderen Bundesländern.<br />

Bei seinen rund<br />

60 000 Arbeitsplätzen in der<br />

Chemie entfallen auf Bayern<br />

rund 13 Prozent aller<br />

deutschen Arbeitsplätze der<br />

Branche, bei rund 10<br />

Prozent des Gesamtumsatzes.<br />

Worauf gründet die Skepsis<br />

zur Entwicklung der<br />

Arbeitsplätze? Investiert die<br />

Branche statt in<br />

Deutschland lieber im<br />

Ausland? Oder zu sehr in<br />

die Rationalisierung?<br />

Diese Fragen treffen<br />

eigentlich einen Teufelskreis.<br />

Die Rahmenbedingungen<br />

für Investitionen<br />

der chemischen Industrie in<br />

Deutschland sind derzeit<br />

denkbar schlecht. Die<br />

unsichere Gesetzeslage auf<br />

der einen Seite hemmt<br />

Investitionen ebenso wie<br />

das fehlende Wachstum der<br />

Märkte. Ohne Investitionen<br />

andererseits ist ein qualifiziertes<br />

Wachstum schwer<br />

darstellbar. An ungünstigen<br />

Rahmenbedingungen<br />

stehen zum einen die zu<br />

erwartende Chemikaliengesetzgebung<br />

der<br />

Europäischen Union als<br />

enormes Investitionshindernis<br />

an, aber auch die<br />

ständig steigenden Energiekosten<br />

im Land, die vor<br />

allem die enorm<br />

energieintensive<br />

Elektrochemie ins Mark<br />

treffen. Das kriegt die<br />

Branche vor allem im<br />

Bayerischen Chemiedreieck<br />

zu spüren. Vor rund 100


ALT-NEUÖTTINGER ANZEIGER VOM 13. JANUAR 2004 3/4<br />

Jahren war die Gewinnung<br />

der Energie aus den<br />

Flusskraftwerken der<br />

Stimulus für die Ansiedelung<br />

der Chemie an Inn, Alz und<br />

Salzach. Jetzt werden<br />

natürlich diese energieintensiven<br />

Betriebe<br />

besonders von Zusatzkosten<br />

in der Energie, zum<br />

Beispiel durch das Energie-<br />

Einspeisungsgesetz, betroffen.<br />

Das Problem der<br />

Lohnnebenkosten trifft uns<br />

wie alle anderen Branchen.<br />

Aber diese Gesetzeslage<br />

zur Energie könnte doch zu<br />

neuen Investitionen, zum<br />

Beispiel in energiesparende<br />

Technologien, motivieren.<br />

Wo es Sinn macht und<br />

wirtschaftlich vertretbar ist,<br />

da wird selbstverständlich<br />

investiert. Das belegen ja<br />

auch die Standorte im<br />

Bayerischen Chemiedreieck.<br />

Trotzdem: Allein die<br />

Unsicherheit in den<br />

gesetzlichen Rahmenbedingungen<br />

und das<br />

fehlende Wirtschaftswachstum<br />

in Deutschland<br />

motivieren eher zu<br />

Investitionen in Regionen<br />

der Welt, wo die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen<br />

stimmen und wo die<br />

Wirtschaft wächst. In der<br />

Chemie zeichnen sich hier<br />

seit einiger Zeit vor allem die<br />

USA, China und Indien aus.<br />

Ob wir es wollen oder nicht,<br />

wir sind hier in einem Netzwerk<br />

der Globalisierung, an<br />

deren Trends wir nicht<br />

vorbeikommen wenn wir<br />

bestehen wollen. Ein<br />

Unternehmen, das überleben<br />

will, kann sich nicht<br />

abkoppeln.<br />

Diese Prognose klingt<br />

düster für den Standort<br />

Deutschland. Sehen sie<br />

denn Alternativen?<br />

Sprechen wir lieber von<br />

Chancen. Wir müssen<br />

wieder mehr dahin kommen,<br />

die Chemie als große<br />

Chance zu begreifen.<br />

Immerhin gehen immer noch<br />

50 Prozent aller Chemie-<br />

Erzeugnisse aus<br />

Deutschland in den Export.<br />

Das ist ein enormer Faktor<br />

für Wirtschaft und Wohlstand<br />

und es gibt eine<br />

Menge Nischen, Produkte<br />

und Entwicklungen, die<br />

ausgebaut werden können.<br />

Da ist mir nicht bang. In den<br />

70er und 80er Jahren<br />

allerdings hat die Gesellschaft<br />

in Deutschland vor<br />

allem die Risiken der<br />

Branche gesehen und<br />

zuwenig die Chancen. Das<br />

ist nicht unüblich in reifen<br />

Gesellschaften. Ein Problem<br />

ist allerdings, dass die<br />

politische Diskussion hier oft<br />

wie ein Glaubenskrieg<br />

geführt wird. Vor diesem<br />

Hintergrund glaube ich, hat<br />

das Jahr der Chemie mit<br />

seinen Veranstaltungen<br />

einen sehr positiven Beitrag<br />

geleistet.<br />

Wie ist denn vor diesem<br />

Hintergrund das Bayerische<br />

Chemiedreieck zu sehen?<br />

Hier hat es ja gerade in<br />

Zusammenhang mit der<br />

Investition von WACKER im<br />

Bundesland Sachsen<br />

Bitterkeit und Proteste<br />

gegeben, dass andere<br />

Bundesländer durch<br />

Ansiedlungs-Förderung<br />

innerhalb Deutschlands sich<br />

einen enormen<br />

Wettbewerbsvorteil<br />

verschaffen. Unternimmt<br />

hier der Freistaat zuwenig?<br />

Diese Förderpraxis in den<br />

neuen Bundesländern kann<br />

man nicht dem Freistaat<br />

Bayern anlasten. Hier ist der<br />

erklärte politische Wille in<br />

Deutschland ausschlaggebend,<br />

die Standards in<br />

den neuen Bundesländern<br />

nach der Ära der DDR dem<br />

Weltniveau anzupassen.<br />

Eine ähnliche Subventionierung<br />

wäre in Bayern<br />

nach EU Recht außerdem<br />

nicht zulässig.<br />

Aber weiß denn die<br />

bayerische Landespolitik,<br />

das Chemiedreieck als<br />

Hochtechnologierregion<br />

überhaupt zu schätzen?<br />

Wirbt der Freistaat nicht<br />

etwas einseitig als<br />

High-Tech-Standort mit<br />

Schwerpunkt Großraum<br />

München und versteckt<br />

dabei das Chemiedreieck?<br />

Der bayerischen<br />

Landespolitik ist die<br />

strukturelle Bedeutung des<br />

Chemiedreiecks sehr wohl<br />

bewusst. Das erfahren wir<br />

nicht zuletzt in der Unterstützung<br />

des Projekts der<br />

neuen Ethylenpipeline, die<br />

das Chemiedreieck an den<br />

Verbund im übrigen<br />

Deutschland anschließen<br />

wird, um einerseits neues<br />

Potenzial zu erschließen<br />

und andererseits Engpässe<br />

zu vermeiden. Und ich bin<br />

auch überzeugt, dass man<br />

Bayern die Chemie mehr als<br />

Chance und Innovationsmotor<br />

begreift, als in<br />

anderen Regionen<br />

Deutschlands.<br />

Aber in der<br />

Verkehrsinfrastruktur, beim<br />

Straßen- und<br />

Bahnanschluss, hier<br />

bestehen im Chemiedreieck<br />

doch unzweifelhaft Defizite.<br />

Da haben Sie Recht. Aber<br />

Sie können sicher sein, dass<br />

die Unternehmen, der<br />

Verband und auch die<br />

Unternehmer, wie zum<br />

Beispiel Herr Wacker<br />

persönlich, bei der<br />

Staatsregierung die<br />

Behebung dieser Defizite<br />

einfordern.<br />

Einmal abgesehen vom<br />

Aufholbedarf in der<br />

Infrastruktur, in der<br />

Aufstellung der Firmen, und


ALT-NEUÖTTINGER ANZEIGER VOM 13. JANUAR 2004 4/4<br />

in der Umorganisation der<br />

Standorte scheint die<br />

Globalisierung das<br />

Bayerische Chemiedreieck<br />

inzwischen voll erreicht zu<br />

haben. Der ehemalige<br />

Hoechst-Standort in Gendorf<br />

ist aufgesplittert in<br />

verschiedene Unternehmen,<br />

die SKW ist in der<br />

international aufgestellten<br />

Degussa aufgegangen, aus<br />

der VAW ist die VAW-IMCO<br />

geworden und aus der PVC<br />

Produktion bei WACKER<br />

und Hoechst ist die <strong>Vinnolit</strong><br />

hervorgegangen.<br />

Das ist richtig. Mit dieser<br />

Umstrukturierung haben die<br />

Unternehmen auf die<br />

Anforderungen der<br />

Globalisierung reagiert. Der<br />

Trend geht zu Spezialprodukten,<br />

die auf dem<br />

Weltmarkt ihr Geld<br />

verdienen, aber auch zu<br />

transparenten Kostenrechnungen.<br />

Das heißt, die<br />

Unternehmen müssen ihr<br />

Geld verdienen und es muss<br />

für die Investoren und<br />

Eigner sichtbar werden, wo<br />

das Geld verdient wird.<br />

Quersubventionen, wie sie<br />

in den großen und kaum<br />

mehr zu überschauenden<br />

Konzernen einst möglich<br />

waren, lässt die Wettbewerbssituation<br />

auf dem<br />

Weltmarkt nicht mehr zu. Ich<br />

sehe in dieser Entwicklung<br />

auch nichts schlechtes,<br />

denn sie hat enorme<br />

Investitionen für das<br />

Chemiedreieck gebracht.<br />

Die Unternehmen werden<br />

nicht abgebaut, sondern für<br />

den weltweiten Wettbewerb<br />

fit gemacht.<br />

Lässt sich einschätzen, wie<br />

es um die chemische<br />

Industrie im Bayerischen<br />

Chemiedreieck in etwa 20<br />

Jahren bestellt sein wird?<br />

Die Zeit der Planwirtschaft in<br />

den unübersichtlichen und<br />

weltweit aufgestellten<br />

Konzernen, wie sie bis Mitte<br />

der 90-er Jahre gewachsen<br />

waren, ist irreversibel vorbei.<br />

Aber ich sehe darin eher<br />

eine Chance, denn eine<br />

Gefahr. Die Marktwirtschaft<br />

hat Einzug gehalten und<br />

wird sich weiter entfalten.<br />

Das Hoffen auf staatliche<br />

Subventionen bringt vor<br />

diesem Hintergrund gar<br />

nichts. Andererseits ist es in<br />

den vergangenen Jahren<br />

gelungen, internationales<br />

Kapital, zum Beispiel<br />

angloamerikanischer<br />

Pensionsfonds in das<br />

Bayerische Chemiedreieck<br />

zu holen. <strong>Vinnolit</strong> mit Advent<br />

International und Klöckner<br />

Pentaplast mit Cinven als<br />

Investoren sind Beispiele.<br />

Die Finanzierung der<br />

Investitionen erfolgt nicht<br />

durch einen Ausverkauf des<br />

sprichwörtlichen Tafelsilbers<br />

der Unternehmen, sondern<br />

zu 30 bis 40 Prozent mit<br />

Geld aus den Fonds und in<br />

der Restsumme mit Bankgeld.<br />

Dem gegenüber steht<br />

als Leistungsziel ein<br />

Mehrwert an den Standorten,<br />

die sich auf dem<br />

Weltmarkt mit Gewinn<br />

behaupten können. Ein<br />

Vorteil in der Region ist hier<br />

die hohe Qualifikation und<br />

Motivation der Mitarbeiter,<br />

aber auch der bestehende<br />

Strukturverbund in großem<br />

Stil. Das Bayerische<br />

Chemiedreieck hat hier gute<br />

Karten, auch in Zukunft mit<br />

innovativen Produkten zu<br />

bestehen, wenn die<br />

Hausaufgaben - auch in der<br />

Strukturpolitik -gemacht<br />

werden.<br />

Herr <strong>Dr</strong>. <strong>Seidl</strong>,<br />

Heimatwirtschaft dankt für<br />

das Gespräch.<br />

Das Interview führte Ernst<br />

Deubelli.

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