Horst Hussel
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<strong>Horst</strong> <strong>Hussel</strong> als Student in Dresden, 1954 Gerhard Altenbourg, um 1952<br />
Thomas Friedrich<br />
»Isolation, Haltung und Bewahrung« 1<br />
Gerhard Altenbourg, <strong>Horst</strong> <strong>Hussel</strong> und<br />
Alfred Gunzenhauser: Zwei ostdeutsche<br />
Künstler und ihr westdeutscher Sammler.<br />
Eine Ausstellung in Chemnitz<br />
In Ausstellungen und Publikationen ist seit dem Fall der Mauer<br />
in den vergangenen zwei Jahrzehnten über die Kunst in der DDR<br />
nachgedacht worden. Dabei fanden offizielle Künstler ebenso<br />
Berücksichtigung wie zu Lebzeiten weniger anerkannte,<br />
zu denen Gerhard Altenbourg und <strong>Horst</strong> <strong>Hussel</strong> gehören. Im<br />
Falle beider Künstler ist 2009 ein Jubiläum zu würdigen: am<br />
28. April der 75. Geburtstag des mecklenburgischen Wahl-<br />
Berliners <strong>Hussel</strong>; am 30. Dezember der 20. Todestag des thüringischen<br />
Poeten mit der Feder Altenbourg. Und vor nunmehr<br />
45 Jahren eröffnete Alfred Gunzenhauser in einem Hinterraum<br />
eines Münchner Buchantiquariats seine erste Galerie, in der er<br />
zunächst mit Grafiken und Arbeiten auf Papier handelte. Über<br />
die Jahrzehnte änderten sich die Schwerpunkte und persönlichen<br />
Vorlieben des Händlers wie des Sammlers, neben bestimmenden<br />
Konstanten wie Otto Dix und Alexej von Jawlensky, Johannes<br />
Grützke und <strong>Horst</strong> Antes gab es immer wieder Abschnitte, in<br />
denen ihn bestimmte Künstler vorzugsweise interessierten. So<br />
kamen Ende der 1950er Jahre die Kontakte zu Altenbourg und<br />
<strong>Hussel</strong> zustande. Während die Verbindung zu Letzterem im<br />
Laufe der 1960er Jahre auslief, blieb die zu Altenbourg stets bestehen.<br />
1958/59 war Alfred Gunzenhauser als Volontär zur AEG nach<br />
Berlin gekommen, nachdem er seine Studien der Volkswirtschaftslehre<br />
in Heidelberg und Graz mit der Promotion abgeschlossen<br />
hatte. In diese Zeit fallen die ersten Kontakte sowohl zu<br />
Altenbourg als auch zu <strong>Hussel</strong>. Zwei Personen waren es, die die<br />
Verbindung zwischen Sammler und Künstlern forcierten: einerseits<br />
der Altenburger Kunsthistoriker und Sammler Heinrich Mock<br />
(1904 – 1984), andererseits die Künstlerin Renate Jessel (*1923).<br />
Heinrich Mock war zwischen 1933 und 1936 Direktor des Lindenau-Museums<br />
Altenburg und Vorstand des dortigen Kunstver-<br />
eins. Nach dem Krieg gründete er einen eigenen Grafik-Verlag, der<br />
zuletzt 1954/55 dem Verlag der Kunst in Dresden angegliedert<br />
wurde. Zwischen 1956 und 1959 war Mock im Staatlichen Kunsthandel<br />
der DDR tätig. 1947 erschien in seinem Altenburger Grafik-<br />
Verlag Gerhard Altenbourgs erstes Künstlerbuch, das Buch von<br />
Traum, Liebe und Tod, das in der lokalen Presse heftig kritisiert<br />
wurde und für den jungen Künstler monatelange Auseinandersetzungen<br />
mit den Behörden nach sich zog. 2 1949 gab Heinrich Mock<br />
bei Altenbourg einige Lithografien in Auftrag, 3 von denen sich der<br />
Verleger erhoffte, dass sie sich aufgrund der konformistischen Motive<br />
(Lenins Geburtshaus, Kreml, Werk im Ural) besser verkaufen<br />
ließen als die frühen Steindrucke mit den verstörenden Fantasien<br />
aus der Verarbeitung der Kriegserlebnisse des jungen Gerhard<br />
Ströch (vgl. Kat.-Nr. 9 – 24). <strong>Horst</strong> <strong>Hussel</strong> erinnert sich, dass diese<br />
Blätter noch Ende der 1950er Jahre stapelweise in Mocks Berliner<br />
Verlagsbüro lagen. So wurden sie zum initiierenden Altenbourg-<br />
Kontakt des damals an der Hochschule für Bildende Künste in<br />
Charlottenburg studierenden 22-Jährigen. Mock verschenkte die<br />
Drucke an junge Künstler, welche die Rückseiten als Zeichenpapier<br />
für ihre Studien nutzten. Nachdem <strong>Hussel</strong> bereits einige dieser<br />
Blätter verarbeitet hatte, erkundigte er sich bei dem Verleger<br />
nach dem Urheber der Vorderseiten, und Mock stellte den Kontakt<br />
zu Gerhard Altenbourg her. Auf diese Weise begann eine lebenslange<br />
Freundschaft zwischen zwei Künstlern: der eine als Student<br />
am Beginn seiner Künstlerlaufbahn, der andere – knapp zehn<br />
Jahre älter – mit den ersten großen Einzelausstellungen bei Rudolf<br />
Springer in Westberlin sowie im Lindenau-Museum Altenburg auf<br />
einem frühen Höhepunkt seiner Karriere angelangt.<br />
1959 ging Heinrich Mock nach München, wo er den Verlag Graphikum<br />
und die Graphik-Börse Dr. Heinrich Mock gründete. Hier<br />
stellte er bis in die Mitte der 1960er Jahre immer wieder einzel-<br />
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