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Die Bedrohung durch physische Gewalt

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134 Kapitel 10<br />

Elemente des Agierens. Das wesentliche Ziel ist es, der Patientin<br />

zu helfen, sich darüber klar zu werden, was sie tut, warum sie es<br />

tut und wie sie sich davon befreien kann, es abermals zu tun.<br />

Ein Therapeut muß im Denken der Patienten die Vor- und<br />

Nachteile des Agierens ergründen und herausfinden, wie es therapeutisch<br />

genutzt bzw. sein Auftreten minimiert werden kann.<br />

Indem der Therapeut dies beachtet, wird er darauf vorbereitet<br />

sein, mit dem Agieren umzugehen, sobald es auftritt, besonders,<br />

wenn es in dieser extremen Form auftritt.<br />

Es ist bekannt, daß das Agieren außerhalb und innerhalb<br />

der Gruppe stattfinden kann. Einige Therapeuten betrachten<br />

das Agieren als destruktiv und irrational, andere hingegen argumentieren,<br />

daß es der Gruppe und dem Therapeuten wichtige<br />

Einblicke bietet (Agazarian u. Peters 1981, S. 202) und daß es<br />

therapeutisch verwendet werden kann. Das Agieren außerhalb<br />

der Gruppe kann Widerstand sein – ein Ersatz für das Erinnern,<br />

das Bewältigen des Problems innerhalb der Gruppe.<br />

Im Rasierklingen-Fall könnte es sogar als Fortschritt gewertet<br />

werden, daß die Patientin fähig war, ihrem Ärger in dieser<br />

Weise eher innerhalb der Gruppe Ausdruck zu verleihen als<br />

außerhalb, wo niemand der verzerrten Wahrnehmung der Patientin<br />

hätte begegnen können. Außerdem hätte ein Agieren in der<br />

Öffentlichkeit dazu führen können, daß die Patientin sich selbst<br />

oder jemand anderen verletzt und somit unter polizeiliche Kontrolle<br />

geraten und Gegenstand gesetzlicher Sanktionen geworden<br />

wäre. Im allgemeinen mögen Therapeuten kein destruktives<br />

Verhalten, aber wenn es vorkommt, sollten sie in jedem Fall versuchen,<br />

die Kontrolle über den Zwischenfall zu behalten, nicht<br />

zu bestrafen und jeden denkbaren therapeutischen Versuch zu<br />

unternehmen, bevor Verbote zur Anwendung kommen. Nichtsdestotrotz<br />

ist es besser, Gefühle rechtzeitig und verbal zu äußern<br />

als <strong>durch</strong> späteres Agieren auszudrücken. Wir sollten nicht vergessen,<br />

daß es manchmal abhängig von der Genese des Patienten<br />

ein zugrunde liegendes Bedürfnis gibt, kontrolliert zu werden,<br />

aus dem Bewußtsein heraus, daß diese Kontrolle innerlich nicht<br />

zur Verfügung steht. Ein solcher Patient fühlt sich üblicherweise<br />

erleichtert, wenn für externe Kontrolle gesorgt ist. <strong>Die</strong>se Form<br />

der Kontrolle vermittelt die Botschaft, daß sich jemand kümmert<br />

und daß er oder sie in einer sicheren Umgebung ist.

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