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Die Bedrohung durch physische Gewalt

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142 Kapitel 10<br />

<strong>Die</strong> Patientin droht, den Körper des Therapeuten aufzuschlitzen.<br />

Eine höchst alarmierende Aussicht für den Therapeuten, die anderen<br />

Patienten und unzweifelhaft auch für die Protagonistin<br />

selbst. Das „Wegbluten“ von zwei Mitgliedern aus der Gruppe<br />

entspricht dem potentiellen Bluten des Therapeuten, so daß ein<br />

wünschenswerter Abschluß dieser Situation das Aushalten dieser<br />

<strong>Bedrohung</strong> und das Wiedergewinnen der beiden geflohenen<br />

Mitglieder ist. Dann wäre alles enthalten. Sicherlich haben diese<br />

Therapeuten, die den fliehenden Mitgliedern Aufmerksamkeit<br />

schenken, solch einen Ausgang im Sinn. <strong>Die</strong>se Herangehensweise<br />

ist hoch einzuschätzen, auch wenn fliehende Gruppenmitglieder<br />

fast nie aufzuhalten sind. Der Zusammenhalt ist in der<br />

Regel in der folgenden Stunde erreicht, wenn die Verlorenen<br />

zurückkehren.<br />

Abschließende Bemerkungen<br />

Soweit es möglich ist, sollte man im Verlauf einer Therapie das<br />

Auftreten von beunruhigenden Gefühlen, Gedanken und Verhalten<br />

erlauben und erwarten. Man kann nicht alles Agieren<br />

in einer Gruppe verbieten, weil es die Ausdrucksmöglichkeiten<br />

der Gruppenmitglieder zu sehr begrenzen würde. Das würde<br />

das Auftreten einiger Übertragungselemente verhindern, die die<br />

Gruppe mit Informationen übereinander versorgen. Wie auch<br />

immer, dagegen richtet sich das Bedürfnis, die Integrität der<br />

Gruppe als sicheren therapeutischen Raum zu beschützen und<br />

weiter den Ausdruck von Wut und Verzweiflung in die Richtung<br />

von bewußten Verbalisieren zu kanalisieren. Da<strong>durch</strong> soll das<br />

Selbstbewußtsein gesteigert werden, sowie die Möglichkeit der<br />

bewußten Kontrolle des Verhaltens und der Lebensstrategien.<br />

Anmerkung<br />

Aus der Schilderung dieser Situation geht nicht hervor, ob die Borderline-<br />

Patientin aufstand und auf den Therapeuten zuging, oder ob sie die Rasierklinge<br />

hervorholte während sie saß und vom Platz aus sagte, „Ich zerstückele<br />

Dich!“ <strong>Die</strong> Beschreibung läßt das für Spekulationen und damit für verschiedene<br />

Reaktionen offen. <strong>Die</strong>se Zweideutigkeit hat möglicherweise zu der<br />

großen Breite von Antworten beigetragen. Jeder der Teilnehmer konnte<br />

ein anderes Bild von sich selbst in dieser Situation entwerfen.

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