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KLINOSK P - Klinikum Chemnitz

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14<br />

Hypophysentumoren - eine interdisziplinäre Aufgabe<br />

Zentrum für Neuroendokrine Tumore am <strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong><br />

Durch die Mitarbeit in den neugegründeten<br />

Zentren wie Schädelbasiszentrum und<br />

dem Zentrum für Neuroendokrine Tumore<br />

(NET-Zentrum) ergeben sich verbesserte<br />

Möglichkeiten, die Fachkompetenzen von<br />

Endokrinologen, HNO-Ärzten, Augenärzten<br />

und Neurochirurgen für die interdisziplinäre<br />

Behandlung von Hypophysentumoren am<br />

<strong>Klinikum</strong> <strong>Chemnitz</strong> zu bündeln und die organisatorischen<br />

Abläufe zu optimieren. Es<br />

eröffnet sich die Gelegenheit, auf diese relativ<br />

seltene Tumorerkrankung aufmerksam<br />

zu machen, da die vielfältigen klinischen<br />

Erscheinungen verschiedenste Fachgebiete<br />

in Diagnostik und Behandlung einbeziehen.<br />

Die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) als<br />

zentrales hormonelles Steuerorgan, etwa<br />

kirschkerngroß, liegt in einer Vertiefung der<br />

inneren Schädelbasis (sella turcica) etwa<br />

10 cm hinter der Nasenwurzel. Tumorbildungen<br />

der Hypophyse, sogenannte Adenome,<br />

betreffen fast ausschließlich den Hypophysenvorderlappen<br />

und sind in aller Regel<br />

gutartig. Hypophysenadenome stellen etwa<br />

10-15% aller intrakraniellen Tumoren. Die<br />

Inzidenz beträgt 30/1 000 000. Die Klassifizierung<br />

der verschieden Adenomtypen,<br />

je nach betroffener Hormonachse, erfolgt<br />

nach klinisch-laborchemischen Hormonbefund<br />

und immunhistologischer Bestimmung<br />

der hormonbildenden Zellen (qualitativ und<br />

quantitativ) am histologischen Material.<br />

Die wichtigsten Adenomtypen sind Prolaktinome<br />

(etwa 50%), GH-produzierende<br />

Adenome (22%) und ACTH-produzierende<br />

Adenome (5%).<br />

Überproduktion von<br />

Hormonen mit weitreichenden<br />

Folgen<br />

Die Überproduktion von Hormonen hat weitreichende<br />

körperliche Veränderungen zur<br />

Folge. Entsprechend der betroffenen Hormonachse<br />

führt dies zu charakteristischen,<br />

klinisch definierten Krankheitsbildern. Die<br />

Prolaktinämie (Prolaktinom) bedingt Galaktorrhoe,<br />

Regelstörungen bei Frauen, Libido-<br />

und Potenzverlust beim Mann. Die Überproduktion<br />

von Wachstumshormon (GH) führt<br />

präpupertär zum Gigantismus und im Erwachsenenalter<br />

zur Akromegalie, die Überproduktion<br />

von ACTH, (adronocortikotropes<br />

Hormon) zum Morbus Cushing, charakterisiert<br />

durch Stammfettsucht, Vollmondgesicht,<br />

Striae rubrae, Büffelnacken und<br />

Hypertonie. Eine Verminderung der Hormon-<br />

Als bildgebende Untersuchung ist das MRT das wichtigste Untersuchungsverfahren der Diagnostik von Hypophysentumoren.<br />

Foto: Dynamic Graphics<br />

produktion (meist primär hormoninaktive<br />

Adenome) tritt als partielle oder globale Hypophyseninsuffizienz<br />

in Erscheinung. Neben<br />

den Veränderungen des Hormonhaushalts<br />

führt das Größenwachstum des Adenoms<br />

zur lokalen Raumforderung mit Beeinträchtigung<br />

von benachbarten Strukturen wie<br />

Sehnerven, Augenmuskelnerven und bei<br />

extrem großen Adenomen des basalen Gehirns.<br />

Die klinische Symptomatik entwickelt<br />

sich meist sehr langsam, und die körperlichen<br />

Veränderungen werden vom Patienten<br />

nicht oder viel zu spät wahrgenommen.<br />

Selbst Gesichtsfeld- und Visusstörungen<br />

werden lange Zeit nicht bemerkt, und erst<br />

drastische Visusveränderungen führen zur<br />

gezielten Diagnostik. Selten suchen die<br />

Patienten frühzeitig einen Endokrinologen<br />

auf, oft sind Gynäkologen, Neurologen und<br />

Augenärzte erste Anlaufstelle.<br />

Grundpfeiler der Diagnostik von Hypophysentumoren<br />

sind die umfassende endokrinologische<br />

Diagnostik, die ophthalmologische<br />

Untersuchung, und als bildgebende<br />

Untersuchung ist das MRT das wichtigste<br />

Untersuchungsverfahren.<br />

Auch bei eindeutigem MRT-Befund - gelegentlich<br />

werden Adenome als Zufallsbefunde<br />

entdeckt - ist die endokrinologische<br />

Diagnostik unerlässlich, um zwischen<br />

hormonaktiven und inaktiven Adenomen<br />

zu unterscheiden, insbesondere muss das<br />

Vorliegen eines Prolaktinoms ausgeschlossen<br />

werden, da hier auch bei größeren Ade-<br />

nomen in der Regel eine medikamentöse<br />

Therapie erfolgt. Einzig bei Prolaktinomen<br />

ist die medikamentöse Behandlung mit Dopaminagonisten<br />

Therapie der ersten Wahl,<br />

eine Operation ist nur in Ausnahmefällen<br />

erforderlich. Alle anderen Adenome werden<br />

operativ behandelt. Primäres Operationsziel<br />

ist die Beseitigung der Raumforderung<br />

zu Normalisierung von Visus und<br />

Gesichtsfeld sowie die Normalisierung der<br />

Hormonsekretion bei Erhalt der normalen<br />

Hypophysenfunktion.<br />

Zwei operative<br />

Zugangsmöglichkeiten<br />

Prinzipiell bestehen zwei Möglichkeiten die<br />

Hypophyse in der Mitte der Schädelbasis<br />

zu erreichen. Entweder von „oben“ entlang<br />

der Schädelbasis (transkraniell) oder von<br />

„unten“ durch die Nasenräume und die dahinterliegende<br />

Keilbeinhöhle (transsphenoidal).<br />

Bis in die 1960er Jahre war der transkranielle<br />

Zugang zur Hypophyse - also über<br />

den geöffneten Schädel - üblich. Allerdings<br />

hat der amerikanische Neurochirurg Harvey<br />

Cushing, einer der Pioniere der Hypophysenchirurgie,<br />

bereits zwischen 1910 und<br />

1915 den operativen Zugang über die Nasenräume<br />

entwickelt, diese Methode aber<br />

zugunsten der transkraniellen Operation<br />

wieder aufgegeben. Mitte der 1960er wurde<br />

der transsphenoidale Zugang unter den Bedingungen<br />

der mikroskopgestützen Operationstechnik<br />

wieder eingeführt. Seitdem ist

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