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Viktor E. Frankl und die Zentralität der Sinnfrage - Martin Bucer ...

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MBS Te x t e 1477. Jahrgang2010Hanniel Strebel<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong><strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität<strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>MARTRIN BUCER S EMINAR EPH 4:12Theologische AkzenteTheologische Akzente


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong><strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Hanniel Strebel<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>1 Einleitung<strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>, 1905 in Wien geboren,gehört zu den prägendsten Figuren<strong>der</strong> Psychologie des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts.Die wegweisenden Perspektiven zurPsychologie sind eng mit seiner Biographieverknüpft. Seine Eindrücke<strong>und</strong> Erfahrungen in den Konzentrationslagernverarbeitete er in dem Buch„Trotzdem Ja zum Leben sagen“. 1 DasBuch vermittelt einmalige Einblicke indas Erleben eines Menschen in einerabsoluten Grenzsituation <strong>und</strong> ist – vielleichtgerade deshalb – ein Longseller. 2Wie <strong>Frankl</strong> selbst schreibt, stellt dasErleben von überlebenden KZ-Häftlingenein neues Erkenntnisfeld für <strong>die</strong>Psychologie dar. 3 <strong>Frankl</strong> beschreibt den„existenziellen“ Moment, als er unter<strong>der</strong> Dusche stand <strong>und</strong> nicht – wie beian<strong>der</strong>en – Gas aus den Brausen strömte,son<strong>der</strong>n Wasser herauströpfelte:„Während wir noch auf <strong>die</strong> Duschewarteten, erlebten wir so recht unserNacktsein: dass wir jetzt wirklich garnichts mehr haben außer <strong>die</strong>sen unserennackten Körper (unter Abzug seinerHaare), dass wir jetzt nichts mehrbesitzen außer unsere buchstäblichnackte Existenz.“ 4<strong>Frankl</strong> thematisiert seine Erfahrungenausführlich <strong>und</strong> wertet sie aus. Deshalbversuche ich im ersten Abschnittdes ersten Teils in knapper Form <strong>die</strong>seStationen nachzuzeichnen. <strong>Frankl</strong>deckt zudem mit einzigartiger Klarheiteine alternative Sichtweise vom Lebenauf: Trotz seinem Ausgeliefertsein saher sich nicht als Opfer. Mit einem Seitenblickauf <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>annahmen <strong>der</strong>Behavioristen konstatiert er:„Der Mensch wird unter Umständenwie ein Wesen hingestellt, das eingeschlossenes System ist, innerhalb dessenes nur Ursachen <strong>und</strong> Wirkungengibt, <strong>und</strong> zwar in Form von bedingten<strong>und</strong> unbedingten Reflexen, conditioningprocesses <strong>und</strong> Reaktionen aufReize.“ 5Seine eigene Erfahrung wi<strong>der</strong>legte<strong>die</strong>s:„In den Konzentrationslagern wurden<strong>die</strong> Menschen differenzierter. DieSchweine demaskierten sich. Und <strong>die</strong>Heiligen taten es ebenfalls. Der Hungerentlarvte sie.“ 6Daraus schlussfolgerte er:Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 3


Hanniel Strebel„Die Freiheit des Menschen schließtdessen Freiheit in sich ein, zu sich selbstStellung zu nehmen.“ 7Im zweiten Abschnitt des ersten Teilsgehe ich dem Verhältnis <strong>Frankl</strong>s zurReligion nach. Mit seinem Werk „Derunbewusste Gott“, das 1948 entstandenist, hat er eine kurze Darstellung seinerwesentlichen Gedanken dazu gegeben.Im dritten Abschnitt bespreche ichdann <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>these seines Schaffens.<strong>Frankl</strong> entdeckte,„wie das Bedürfnis <strong>und</strong> <strong>die</strong> Frage nacheinem Lebenssinn gerade dann aufflammen,wenn es einem am dreckigstengeht.“ 8Wie<strong>der</strong>um seiner Erfahrung entspringt<strong>die</strong> Sichtweise, dass <strong>die</strong> Sinnerfüllungwesentlich mit dem Überlebenverknüpft war:„Es war nicht zuletzt <strong>die</strong> Lektion, <strong>die</strong>ich aus Auschwitz <strong>und</strong> Dachau mitnach Hause nehmen konnte: dass <strong>die</strong>jenigennoch am ehesten fähig waren,sogar noch solche Grenzsituationen zuüberleben – <strong>die</strong>jenigen, sage ich, <strong>die</strong>ausgerichtet waren auf <strong>die</strong> Zukunft, aufeine Aufgabe, <strong>die</strong> auf sie wartete, aufeinen Sinn, den sie erfüllen sollten.“ 9So erklärte er den „Willen zum Sinn“zur zentralen Frage des Menschen:„Der Mensch ist im Gr<strong>und</strong>e ein Wesen,das nach Sinn strebt – einen Sinn zufinden <strong>und</strong> zu erfüllen. Er erfüllt nichtnur in sich Triebe <strong>und</strong> Bedürfnisse. DerMensch weist über sich selbst hinaus. Erist ausgerichtet auf <strong>die</strong> Welt, in <strong>der</strong> esgilt, einen Sinn zu erfüllen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>enliebend zu begegnen.“ 10<strong>Frankl</strong> ortet gerade in <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenIndustriegesellschaft ein existenziellesVakuum:„Die Überflussgesellschaft bringt einenÜberfluss an Freizeit mit sich, <strong>die</strong> zwarGelegenheit zu sinnvoller Lebensgestaltungböte, in Wirklichkeit aber dasexistenzielle Vakuum nur noch mehrzutage treten lässt.“ 11Ähnlich drückt es auch Paul Tournieraus – wenn er auch im Unterschiedzu <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Symptome als Krankheitbeschreibt:„Millionen von Menschen, hauptsächlichim Westen, wissen nicht mehr,wofür sie leben. Das genügt, um krankzu werden. So drücken viele Krankeihre Verzweiflung aus.“ 12Erich Fromm beschreibt es nochmalsmit an<strong>der</strong>en Worten:„Wie viele Menschen unserer Zeit sindglücklich? ... Werden ... unsere Kin<strong>der</strong>eine Stimme vernehmen, <strong>die</strong> ihnen sagt,wohin das führt <strong>und</strong> wofür man lebt?Irgendwie fühlen sie, wie alle menschlichenWesen, dass das Leben einenSinn haben müsse – aber welchen? ...Wir kennen <strong>die</strong> Antwort nicht, weilwir sogar vergessen haben, <strong>die</strong> Frage zustellen.“ 13Das führt mich zur These <strong>der</strong> Arbeit:<strong>Frankl</strong> trifft mit <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong> den Nervdes menschlichen Lebens, weil sich<strong>der</strong> Mensch selbst transzen<strong>die</strong>rt: Er istauf Gott hin gemacht worden. <strong>Frankl</strong>4MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>verabsolutiert jedoch <strong>die</strong> <strong>Sinnfrage</strong> imSinn <strong>der</strong> Selbstverwirklichung <strong>und</strong> hatdamit eine Ersatzideologie geschaffen.Im zweiten Teil werte ich zuerst denErtrag von <strong>Frankl</strong>s Arbeit für Seelsorge<strong>und</strong> Beratung aus, um in einem zweitenSchritt eine kritische Reflexion ausreformatorischer Sicht folgen zu lassen.Unter an<strong>der</strong>em stelle ich <strong>die</strong> <strong>Sinnfrage</strong>den Erörterungen Salomos gegenüber,<strong>der</strong> seine Betrachtungen mit dem Ausruferöffnet:„O Nichtigkeit <strong>der</strong> Nichtigkeiten!spricht <strong>der</strong> Prediger. O Nichtigkeit <strong>der</strong>Nichtigkeiten! Alles ist nichtig!“ 142 Einführungin <strong>Frankl</strong>s Werk2.1 Trotzdem Ja zumLeben sagen: <strong>Frankl</strong>s BiographieDie zentrale Etappe seines Lebens,<strong>die</strong> auch maßgebend Ausarbeitung <strong>und</strong>Verifizierung seiner Gr<strong>und</strong>gedankenbestimmte, war das Erleben des Konzentrationslagers.15 Statt sich mit dentäglichen Gedanken um Überleben<strong>und</strong> Ernährung hinzugeben, setzte ereinen – wie er es nannte – Trick ein, umsich selber zu überlisten:„Plötzlich sehe ich mich selber in einemhell erleuchteten, schönen <strong>und</strong> warmen,großen Vortragssaal am Rednerpult stehen,vor mir ein interessiert lauschendesPublikum in gemütlichen Polstersitzen– <strong>und</strong> ich spreche; spreche <strong>und</strong> halteeinen Vortrag über <strong>die</strong> Psychologie desKonzentrationslagers!“ 16Was er sich vorgenommen hatte,verwirklichte er ein knappes Jahr nachseiner Befreiung. In nur neun Tagendiktierte er seine Erfahrungen desKonzentrationslagers. 17„Wie hat sich im Konzentrationslager<strong>der</strong> Alltag in <strong>der</strong> Seele des durchschnittlichenHäftlings gespiegelt?“ 18Fern davon, den Lageralltag durcheine gelebte Solidarität unter den Häftlingenzu überhöhen, folgert er ausdem Überlebenskampf zwischen denHäftlingen:„Wir alle, <strong>die</strong> wir durch tausend <strong>und</strong>abertausend glückliche Zufälle o<strong>der</strong>Gottesw<strong>und</strong>er ... mit dem Lebendavongekommen sind, wir wissen es<strong>und</strong> können es ruhig sagen: <strong>die</strong> bestensind nicht zurückgekommen.“ 19Die erste Phase beschreibt <strong>Frankl</strong> alsAufnahmeschock. 20 Die Häftlinge, inAuschwitz angelangt, wurden „Schrittfür Schritt in das große Grauen eingeführt“.21 Der Höhepunkt <strong>die</strong>ser erstenPhase: „Ich mache einen Strich untermein ganzes bisheriges Leben.“ 22 EinerIllusion um <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en beraubt, überkam<strong>die</strong> meisten unerwartete Reaktionen:Galgenhumor <strong>und</strong> Neugier. 23Und als Mediziner überraschte ihn <strong>die</strong>Fähigkeit des Menschen, trotz extremenMangels an Schlaf <strong>und</strong> Ernährungzu überleben. 24Die zweite Phase des Lagerlebensbeschreibt <strong>Frankl</strong> als „inneres Absterben“25 , dem <strong>die</strong> Apathie folgte. „Da istvor allem eine grenzenlose Sehnsuchtnach seinen Leuten daheim.“ 26 Apa-Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 5


Hanniel Strebelthie ordnet <strong>Frankl</strong> als Selbstschutzmechanismusein, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> Wahrheitausgeblendet wird. 27 Die Träume <strong>der</strong>Häftlinge drehen sich um Essen <strong>und</strong>Hygiene. „Der Fortfall einer Befriedigung<strong>der</strong> entsprechenden primitivstenBedürfnisse lässt ihn <strong>der</strong>en Erfüllungim primitiven Wunschtraum erleben.“28 Da <strong>die</strong> Lebenserhaltung ständigin Frage gestellt war, konzentriertensich <strong>die</strong> meisten Häftlinge auf <strong>die</strong>seAlltagsfragen. Eine Ausnahme war dasreligiöse Interesse:„Das religiöse Interesse <strong>der</strong> Häftlinge,sobald <strong>und</strong> sofern es aufkeimt, ist dasdenkbar innigste. ... Am eindruckvollstenin <strong>die</strong>ser Beziehung sind wohl <strong>die</strong>improvisierten Gebete o<strong>der</strong> Gottes<strong>die</strong>nste,wie wir sie im Winkeln einerLagerbaracke erleben konnten ...“ 29Ein herausragendes Merkmal warnach <strong>Frankl</strong> auch <strong>der</strong> Rückzug in <strong>die</strong>Innerlichkeit. Während den kilometerlangenMärschen <strong>und</strong> <strong>der</strong> st<strong>und</strong>enlangenkörperlichen Arbeit erwickelte ereine Art inneren Dialog zu seiner vonihm getrennten Frau. Er sieht, dass<strong>die</strong> Liebe „irgendwie das Letzte <strong>und</strong>Höchste ist, zu dem sich menschlichesDasein aufzuschwingen vermag.“ 30Die inneren Zwiesprachen drehen sichimmer wie<strong>der</strong> um das Ringen einerAntwort auf den Sinn des Leidens. 31Unter <strong>der</strong> ständigen Suggestion einerUmwelt, welche <strong>die</strong> menschliche Würdemit Füßen trat, sah er den Häftling dasGefühl verlieren, überhaupt noch Subjektzu sein. Er ging in <strong>der</strong> Maße auf. 32Jene Häftlinge, <strong>die</strong> eine Son<strong>der</strong>stellungeinnahmen, kompensierten ihr Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühl<strong>und</strong> spielten sichals Herren auf. 33Angesichts <strong>die</strong>ser Eingeschränktheitstellte <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Fragen, <strong>die</strong> einenwesentlichen Bestandteil seines ganzenLehrgebäudes ausmachen: Wo bleibt<strong>die</strong> menschliche Freiheit?„Zeigt sich an den seelischen Reaktionendes Menschen auf <strong>die</strong> beson<strong>der</strong>e,sozial bedingte Umwelt des Lagerlebenstatsächlich, dass er den Einflüssen <strong>die</strong>serDaseinsform, denen er gezwungenermaßenunterstellt ist, sich gar nichtentziehen kann?“ 34Er beantwortet <strong>die</strong> Frage auf eindrücklicheArt <strong>und</strong> Weise. Es gebe eineletzte menschliche Freiheit, nämlichsich zu den gegebenen Verhältnissen soo<strong>der</strong> so einzustellen. 35 So erweise sich„das, was mit dem Menschen innerlichgeschieht, was das Lager aus ihmals Menschen scheinbar ‚macht‘, alsdas Ergebnis einer inneren Entscheidung.“36 Dies gebe ihm Freiheit, auchnoch „bis zum letzten Atemzug Gelegenheitzu finden, sein Leben sinnvollzu gestalten.“ 37Immer wie<strong>der</strong> musste <strong>Frankl</strong> abererleben, dass sich Menschen fallen ließen,weil sie keinen inneren Halt mehrbesaßen. Dies stufte er als – nachvollziehbare– Selbstentwertung ein.„Statt gerade <strong>die</strong> äußeren Schwierigkeitendes Lagerlebens zu einer innerenBewährungsprobe zu gestalten, nehmensie das gegenwärtige Dasein nicht ernst,sie entwerten sie zu etwas Uneigentli-6MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>chem, vor dem man sich am besten verschließt,indem man sich nur mehr mitdem vergangenen Leben abgibt. DasLeben solcher Menschen versandet ...“ 38Verantwortung wird zum Schlüsselwort.„Leben heißt letztlich eben nichts an<strong>der</strong>esals: Verantwortung tragen für <strong>die</strong>rechte Beantwortung <strong>der</strong> Lebensfragen,für <strong>die</strong> Erfüllung <strong>der</strong> Aufgaben,<strong>die</strong> jedem einzelnen das Leben stellt,für <strong>die</strong> Erfüllung <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung <strong>der</strong>St<strong>und</strong>e.“ 39Selbst das Leiden sieht <strong>Frankl</strong> alssinngebend: „Für uns war auch dasLeiden eine Aufgabe geworden, <strong>der</strong>enSinnhaftigkeit wir uns nicht mehr verschließenwollten.“ 40 So sei auch Leiden<strong>und</strong> Sterben, Not <strong>und</strong> Tod mit in <strong>die</strong>semSinn inbegriffen. 41 Sich zu opfernerhält eine sinnhafte Dimension – zumBeispiel in <strong>der</strong> Selbstaufopferung einesMenschen für einen an<strong>der</strong>en. 42Wie sah <strong>Frankl</strong> den Menschen? Erteilte ihn in zwei Kategorien ein: Unanständige<strong>und</strong> anständige Menschen.„Menschliche Güte kann man beiallen Menschen finden, sie findet sichalso auch bei <strong>der</strong> Gruppe, <strong>der</strong>en pauschaleVerurteilung doch gewiss sehrnahe liegt. (...) Soll es uns da w<strong>und</strong>ern,dass in <strong>die</strong>sen Tiefen auch wie<strong>der</strong> nurdas Menschliche sichtbar wird? DasMenschliche als das, was es ist –, alseine Legierung von gut <strong>und</strong> böse.“ 43Um <strong>Frankl</strong>s Leben noch besser zuverstehen, ergänze ich mit einigen weiterenAngaben aus seinem Leben. 44<strong>Frankl</strong>s Interesse galt schon früh <strong>der</strong>Psychologie. Über seine Anfänge in <strong>der</strong>Psychologie sagt <strong>Frankl</strong>:„Mein eigenes Wissen bezog ichzunächst von so bedeutenden unmittelbarenFreud-Schülern wie EduardHitschmann <strong>und</strong> Paul Schil<strong>der</strong> ...“ 451923 schrieb er seine Maturarbeit überSchopenhauer, <strong>und</strong> 1924/25 begegneteer als Medizinstudent Freud <strong>und</strong> Adler.Mit Freud führte er über einige ZeitKorrespondenz. 46 Nicht zuletzt durchden Einfluss des Philosophen MaxScheler entfernt er sich aber von Freud<strong>und</strong> Adler. 1927 wird er aus dem Vereinvon Adler ausgeschlossen:„Adler wechselte seit <strong>die</strong>sem Abend keinWort mehr mit mir <strong>und</strong> erwi<strong>der</strong>te keinenGruß von mir ... Er konnte es ebennicht verwinden, dass ich nicht bedingungslosfür ihn eingetreten war.“ 47<strong>Frankl</strong> sagt von sich, dass er durch„<strong>die</strong> zwei ersten Richtungen <strong>der</strong> WienerPsychotherapie persönlich hindurchgegangen“war. 48Von 1933–37 arbeitet <strong>Frankl</strong> im„Selbstmör<strong>der</strong>innenpavillon“ im PsychiatrischenKrankenhaus in Wien, wojährlich ca. 3000 Patientinnen durchseine Hände gehen.1939 lässt er ein Visum zur Ausreisenach Amerika unbenützt, um seinealten Eltern nicht im Stich zu lassen.Als Wink vom Himmel empfand er einkleines Marmorstück auf dem Pult seinesVaters, dessen eingemeisselter Buchstabeauf das 5. Gebot verwies: „Ehredeinen Vater <strong>und</strong> deine Mutter.“ 49Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 7


Hanniel Strebel1940–42 erhält <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Leitung<strong>der</strong> Neurologischen Station am Rothschild-Spital,wo nur jüdische Patientenbetreut werden. Dort sabotiert erunter Lebensgefahr <strong>die</strong> von den Nazisangeordnete Euthanasie von „Geisteskranken“mittels falscher Diagnosenin seinen ärztlichen Gutachten. <strong>Frankl</strong>erzählt von seiner Assistentin, <strong>die</strong>auf den Befehl, sich zur Deportationzu melden, einen Selbstmordversuchunternahm. Sie wurde„auf meine Abteilung eingeliefert <strong>und</strong>von mir ins Leben zurückgerufen – <strong>und</strong>später deportiert.“ 501941 heiratet er Tilly Grosser. 1942zwingen <strong>die</strong> Nazis das Ehepaar <strong>Frankl</strong>zur Abtreibung des gemeinsamenKindes. Im September werden <strong>Viktor</strong><strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> Tilly verhaftet. Gemeinsammit seinen Eltern werden sie indas Ghetto Theresienstadt nördlich vonPrag gebracht. 1944 folgt <strong>die</strong> Deportationvon <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> Tilly. Kurz danachwird auch seine 65-jährige Mutterin das Vernichtungslager Auschwitzgebracht. Die Mutter wird sofort in<strong>der</strong> Gaskammer ermordet, Tilly nachBergen-Belsen gebracht, wo sie mit 24Jahren stirbt. <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong> gelangt inViehwaggons über Wien nach Kaufering<strong>und</strong> Türkheim (Nebenlager vonDachau). Dort erkrankt er 1945 anFleckfieber <strong>und</strong> hält sich nachts wach,indem er versucht, sein Buch „ÄrztlicheSeelsorge“ stenographisch zu rekonstruieren.Am 27. April wird er von US-Truppen befreit <strong>und</strong> kehrt im Augustnach Wien zurück. Dort erfährt erinnerhalb weniger Tage vom Tod seinerFrau, seiner Mutter <strong>und</strong> seines Bru<strong>der</strong>s,<strong>der</strong> gemeinsam mit seiner Frau inAuschwitz umgebracht worden war.In einer beeindruckenden Kadenzlegt <strong>Frankl</strong> in den folgenden JahrenGr<strong>und</strong>lagen für <strong>die</strong> weitere beruflicheLaufbahn. 1946 wird <strong>Frankl</strong> Vorstand<strong>der</strong> Wiener Neurologischen Poliklinik<strong>und</strong> behält <strong>die</strong>se Position während25 Jahren. Er veröffentlicht sein Werk„Ärztliche Seelsorge“, das seine Habilitationsschriftwar. 1947 heiratet er zumzweitenmal, im Dezember wird seineTochter geboren. <strong>Frankl</strong> veröffentlichtein Werk mit vielen Fallbeispielen, „Psychotherapiein <strong>der</strong> Praxis“. 1948 erhält<strong>Frankl</strong> sein philosophisches Doktoratmit einer Dissertation über das Thema„Der unbewusste Gott“. Ab 1955 werdenihm zahlreiche Gastprofessuren auf<strong>der</strong> ganzen Welt angeboten. Forscherveröffentlichen empirische Stu<strong>die</strong>n zurErhärtung seiner Thesen. 1966 entstandaus Vorlesungen heraus sein programmatischesBuch „The Man‘s Search fürMeaning“.„Die St<strong>und</strong>en, <strong>die</strong> ich in den Felswändenherumkletterte, waren <strong>die</strong> einzigen,in denen ich mich garantiert nichtmit meinem nächsten Buch befasst o<strong>der</strong>mit meinem nächsten Vortrag beschäftigthabe.“ 511992 wird das <strong>Viktor</strong>-<strong>Frankl</strong>-Institutin Wien gegründet, 1995 erscheint seineAutobiographie „Was nicht in meinenBüchern steht“.8MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>2.2 Der unbewusste Gott:<strong>Frankl</strong>s Verhältnis zur ReligionIn einer systematischen Abhandlung– nach <strong>Frankl</strong>s Einschätzung „untermeinen Büchern ... das am gründlichstendurchkomponierte“ 52 – geht <strong>Frankl</strong>dem Verhältnis von Psychotherapie <strong>und</strong>Religion nach. Für ihn ist angesichts<strong>der</strong> „immer mehr um sich greifendenMassenneurose“ <strong>die</strong> Konfrontation mit<strong>der</strong> Theologie unausweichlich. 53Um <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Gedankenfolgen zu können, müssen wir <strong>Frankl</strong>sMenschenbild nachvollziehen. Ergeht davon aus, dass <strong>die</strong> Person etwasUnteilbares ist. „Sie lässt sich nicht weiterunterteilen, nicht aufspalten, <strong>und</strong>zwar deshalb nicht, weil sie eine Einheitist.“ 54 Umgekehrt lasse sich <strong>die</strong> Personauch nicht verschmelzen, sie könnedarum unmöglich in höheren Ordnungenwie einer Masse o<strong>der</strong> Klasseuntergehen. 55 Er sieht jede Person als„absolutes Novum“ 56 an, dessen geistigeExistenz nicht übertragbar sei. Würdekomme <strong>der</strong> Person alleine zu, „<strong>und</strong> siekommt ihr zu wesentlich unabhängigvon aller vitalen <strong>und</strong> sozialen Utilität“.57 Im Licht <strong>die</strong>ser Anschauungerschien ihm <strong>die</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Personin „Triebkomponenten“ als Zerstörung<strong>der</strong> Ganzheit des Menschen. 58 An <strong>die</strong>Stelle eines mechanistischen Verständnissestritt für ihn „<strong>die</strong> Autonomie <strong>der</strong>geistigen Existenz“. 59 MenschlichesSein besteht zutiefst aus Verantwortlichsein.60 Er hat eine Daseinsverantwortung,<strong>die</strong> sich individuell <strong>und</strong> aus<strong>der</strong> Situation heraus ergibt. 61Dem triebhaften Unbewussten, wiees Freud dargestellt hat, stellt <strong>Frankl</strong> dasgeistig Unbewusste gegenüber. Unbewusstdeshalb, weil „Existenz immerunreflektiert“ sei. 62 Was <strong>die</strong> Strukturdes Wesens Mensch anbelangt, gibt ereinem „Schichtenbau gegenüber demStufenbau den Vorzug“. 63 Die Persongehe im Vollzug ihrer geistigen Akteso sehr auf, dass sie in ihrem wahrenSein gar nicht reflektierbar sei. 64Immer wie<strong>der</strong> braucht <strong>Frankl</strong> den Vergleichmit <strong>der</strong> Netzhaut des Auges: Sowie <strong>die</strong> Netzhaut ihren blinden Fleckhabe, so ist <strong>der</strong> Geist dort, wo er seinenUrsprung hat, aller Selbstbeobachtunggegenüber blind. 65Das Unbewusste kann gr<strong>und</strong>sätzlichnicht reflektiert werden. Als indirektenWeg sieht <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Traumdeutung.Er bewertet <strong>die</strong> Träume als „echte Produktionendes Unbewussten“. 66 In <strong>der</strong>Deutung <strong>die</strong>ser Träume hat <strong>Frankl</strong>etwas Interessantes festgestellt: DasReligiöse bleibt mitunter schamhaftverborgen, kommt in den Träumen aberimmer wie<strong>der</strong> vor. Während <strong>die</strong> Patientenhemmungslos über intime Detailsihres Liebeslebens berichten konnten,bek<strong>und</strong>eten sie Mühe, ihr religiösesErleben zur Sprache zu bringen. 67„Die Religiosität stellt mindestens sosehr wie <strong>die</strong> Liebe eine wahre Intimitätdar; sie ist dem Menschen ‚intim‘ imdoppelten Wortsinn: sie ist ihm ‚zuinnerst‘– <strong>und</strong> sie steht, gleich <strong>der</strong> Liebe,unter dem Schutze <strong>der</strong> Scham.“ 68Einen wichtigen Stellenwert erhältbei <strong>Frankl</strong> das Gewissen. Er sieht esTh e o l o g i s c h e Ak z e n t e 9


Hanniel Strebelals prälogisches Wertverständnis, dasjedes Handeln geistig vorweg antizipierthat. 69 Demnach sei es <strong>die</strong> Aufgabedes Gewissens, situativ <strong>die</strong> notwendigeEntscheidung zu fällen. 70 Ein ewiges,allgemein gefasstes moralisches Gesetzmüsse auf <strong>die</strong> jeweilige Situation einerkonkreten Person abgestimmt werden. 71Aus <strong>die</strong>sem Verständnis heraus ergibtsich auch sein (psychotherapeutisches)Handeln, das im Patienten „<strong>die</strong> Selbstverständlichkeitunbewusster Vollzüge“wie<strong>der</strong>herzustellen sucht. 72<strong>Frankl</strong> betrachtet das Gewissen als„Stimme <strong>der</strong> Transzendenz“, also alsaußermenschliche Instanz. 73 Es ist fürihn ein empirischer Beweis <strong>der</strong> Selbstranszendenzdes Menschen. „DasGewissen ist nur <strong>die</strong> immanente Seiteeines transzendenten Ganzen.“ 74 Demnachist es keine „Letztheit, son<strong>der</strong>neine Vorletztheit“. 75 <strong>Frankl</strong> benennt <strong>die</strong>Letztinstanz: Es ist <strong>der</strong> personale Gott.„so gehört auch ein wenig Demut dazu,es mit jenem Wort zu benennen, mitdem es <strong>die</strong> Menschen seit Jahrtausendenbelegen: mit dem schlichten WorteGott.“ 76Hinter dem Gewissen stehe demnachdas „Du Gottes“. 77 Was folgt daraus?Die Ebenbildlichkeit des Menschennach Gott. <strong>Frankl</strong> sagt in bezug auf seinenleiblichen Vater, dass er „gleichsamnur <strong>der</strong> zufällige erste Repräsentantdessen, <strong>der</strong> alles erzeugt hat“, sei. 78Abgeleitet von seinem Gr<strong>und</strong>verständnisdes Menschen als verantwortlichesWesen, seiner unbewussten Geistigkeit,<strong>die</strong> ihn als Einheit <strong>und</strong> Ganzheitzusammenhält, spricht <strong>Frankl</strong>von <strong>der</strong> „unbewussten Religiosität“. 79Der Mensch hat eine „unbewussteGottbezogenheit“. Er werde von unsunbewusst permanent inten<strong>die</strong>rt. Allerdingssei unsere Beziehung zu ihm oftunbewusst, nämlich – <strong>und</strong> in <strong>die</strong>semZusammenhang benutzt <strong>Frankl</strong> dasWort – „verdrängt“. 80 Diesen phänomenologischenTatsachen habe sich <strong>der</strong>Mensch zu stellen.<strong>Frankl</strong> geht weiter in seiner Überlegung.Er sieht <strong>die</strong> Religiosität nicht alsetwas Angeborenes, son<strong>der</strong>n als kulturellebzw. konfessionelle Ausprägungpräformierter Bahnen. 81 Je<strong>der</strong> Menschverfügt demnach über eine eigene vitareligiosa. Von einem Patienten berichtet<strong>Frankl</strong>:„Mit dem Gefühl glaube ich vielleichtdennoch. Mit <strong>der</strong> Vernunft glaube ichjedenfalls an nichts als eine naturgesetzlicheBestimmung – nicht aber etwaan einen Gott, <strong>der</strong> lohnt <strong>und</strong> straft.“ 82Wie lassen sich <strong>die</strong>se Überzeugungenmit seiner Profession als Arzt verbinden?Nicht als Arzt, son<strong>der</strong>n als Mensch ist erja selber Gläubiger! 83 Nie aber würde erjemanden zur Religiosität drängen, nurspontanes Durchbrechen gereiche zumHeil. 84 Einerseits trennt er <strong>die</strong> ärztlichestreng von <strong>der</strong> priesterlichen Funktion.Er gibt zwar zu, dass im Effekt Theologiewie Psychotherapie <strong>die</strong> seelischeHeilung <strong>und</strong> das Seelenheil anstreben,unterscheidet beide Disziplinen jedochvon ihrer Intention her. 85 Ein Priesterwürde einen Menschen in noch grössereemotionale Spannungen stürzen –10MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>um seines Seenheils willen. 86 Im Sinneseines Schichtenmodells ist <strong>die</strong> religiöseDimension eine höhere, umfassen<strong>der</strong>eEbene als <strong>die</strong> Psychotherapie. Ebensowenig wie das Tier Einblick in <strong>die</strong> Weltdes Menschen habe, könne <strong>der</strong> MenschEinblick in <strong>die</strong>se Überwelt haben. SeinFazit:„Die Psychotherapie muss sich also<strong>die</strong>sseits des Offenbarungsglaubensbewegen; denn dass jemand <strong>die</strong> Offenbarungals solche überhaupt anerkennt,setzt eine Glaubensentscheidung immerschon voraus.“ 87Er sieht folglich den Sinn als eineGrenze, hinter welcher <strong>der</strong> Menschzurücktreten muss. Den letzten Sinnkönne er nur annehmen, da er einetranszendentale Kategorie sei. Darausergibt sich sein Wahrheitsverständnis:„Es kann nur eine Wahrheit geben;aber niemand kann wissen, ob es erist <strong>und</strong> nicht jemand an<strong>der</strong>er, <strong>der</strong> siebesitzt. Demut bedeutet also Toleranz;aber Toleranz bedeutet nicht Indifferenz;denn den Glauben des An<strong>der</strong>sgläubigenrespektieren heißt noch langenicht sich mit dem an<strong>der</strong>en Glaubenidentifizieren.“ 88<strong>Frankl</strong> sieht <strong>die</strong> Grenze <strong>der</strong> Psychotherapiedort, wo sie „das Phänomen<strong>der</strong> Gläubigkeit nicht als ein Glaubenan Gott, son<strong>der</strong>n als den umfassen<strong>der</strong>enSinnglauben auffasst“. 89 Die verschiedenenReligionen sind für <strong>Frankl</strong>analog <strong>der</strong> Sprachen verschiedene Ausdrucksformenfür dasselbe. 90 Konfessionalismusist für ihn daher Folge eineszu engen Gottesbildes: „Ich kann mireinfach nicht vorstellen, dass Gott sokleinlich ist.“ 91 Keine Kirche könne ihnzwingen, da er nicht glauben wollenkönne. Damit hat er dem Pluralismusdas Wort gesprochen. Er schließt seinenGedankengang so ab: Der Menschkönne „durch das Medium je<strong>der</strong> Religionhindurch zu Gott finden – zudem einen Gott“. Und: Sinn kann <strong>der</strong>Mensch unabhängig vom Religiösenfinden. 922.3 Der Wille zumSinn: <strong>Frankl</strong>s Gr<strong>und</strong>thema„Jede Zeit hat ihre Neurose – <strong>und</strong> jedeZeit braucht ihre Psychotherapie. Tatsächlichsind wir heute nicht mehr wiezur Zeit von Freud mit einer sexuellen,son<strong>der</strong>n mit einer existenziellen Frustrationkonfrontiert.“ 93„Der Wohlfahrtsstaat ist imstande,praktisch alle Bedürfnisse des Menschenzu befriedigen, ja einzelne Bedürfnissewerden von <strong>der</strong> Konsumgesellschaftüberhaupt erst erzeugt. Nur einBedürfnis geht leer aus, <strong>und</strong> das ist dasSinnbedürfnis des Menschen ...“ 94Wie begründet <strong>Frankl</strong> <strong>die</strong> Entstehung<strong>die</strong>ses existenziellen Vakums? Ersieht sie im Traditionsverlust:„Im Gegensatz zum Tier sagen demMenschen keine Instinkte, was er muss,<strong>und</strong> im Gegensatz zum Menschen vongestern sagen dem Menschen von heutekeine Traditionen mehr, was er soll.Nun, we<strong>der</strong> wissend, was er muss, nochTh e o l o g i s c h e Ak z e n t e 11


Hanniel Strebelwissend, was er soll, scheint er oftmalsnicht mehr recht zu wissen, was er imGr<strong>und</strong>e will. So will er denn nur das,was <strong>die</strong> an<strong>der</strong>en tun – Konformismus!O<strong>der</strong> aber er tut nur das, was<strong>die</strong> an<strong>der</strong>en wollen – von ihm wollen– Totalitarismus.“ 95Den Sinnverlust des mo<strong>der</strong>nen Menschenbelegt <strong>Frankl</strong> durch eine Vielzahlan Stu<strong>die</strong>n in allen Erdteilen sowieseine eigenen Erfahrungen an zahlreichenUniversitäten. 96 Das existenzielleVakuum drückt sich in Langeweile alsMassenphänomen einer Überflussgesellschaftaus. „Zur Zeit <strong>der</strong> Überflussgesellschafthatten <strong>die</strong> meisten Leutegenug, wovon sie leben konnten. Aberviele Menschen wussten von nichts,wofür sie hätten leben können.“ 97<strong>Frankl</strong> berichtet von einem Studenten<strong>der</strong> von sich selber sagte, dass ermehr hat, als er verkraften kann – aufje<strong>der</strong> Ebene, sich aber umso mehr mit<strong>der</strong> Frage konfrontiert sah: Wozu dasalles? Der Mensch braucht Spannung,er braucht Verantwortung. Sein Seinist im Wesentlichen ein verantwortlichesSein. 98 Analog ortet <strong>Frankl</strong> auchbei Arbeitslosen <strong>und</strong> bei Pensioniertenein ähnliches Sinnlosigkeitsgefühl. 99Im Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Richtungen<strong>der</strong> Psychologie, <strong>die</strong> das Gr<strong>und</strong>strebendes Menschen auf sich selbst gerichtetsieht – zur Aufrechthaltung einer Ordnung(Homöosthase) – geht <strong>Frankl</strong> von<strong>der</strong> Selbsttranszendenz aus:„Der Mensch ist im Gr<strong>und</strong>e ein Wesen,das nach Sinn strebt – einen Sinn zu finden<strong>und</strong> zu erfüllen. Er will nicht nurin sich Triebe <strong>und</strong> Bedürfnisse erfüllen.Der Mensch weist über sich selbst hinaus.Er ist ausgerichtet auf <strong>die</strong> Welt, in<strong>der</strong> es gilt, einen Sinn zu erfüllen o<strong>der</strong>an<strong>der</strong>en liebend zu begegnen.“ 100Die Industriegesellschaft hingegenneige zur mechanistischen Selbstinterpretation.Dies sei in letzter Konsequenzdepersonalisierend <strong>und</strong> damitdehumanisierend, weil sie den Menschenauf einen „nackten Affen“ reduziere.Es gebe einen qualitativen Sprungvom Tier zum Menschen. Die Vernachlässigung<strong>der</strong> übergeordneten menschlichenDimension reduziere den Menschenauf eine subhumane Dimension,<strong>die</strong> <strong>der</strong> Triebstruktur. „Ich bin nichtbereit, wegen meiner Reaktionsbildungenzu leben. Das ist das Annagen desEchten im Menschen.“ 101Worin besteht aber <strong>der</strong> Sinn? <strong>Frankl</strong>definiert ihn von mehreren Gesichtspunktenher: 102• Sinn kann nicht gegeben nocherzeugt, Sinn muss gef<strong>und</strong>en werden.Das heißt: Jede Person muss <strong>die</strong>senSinn für sich finden.„Wir sind es, <strong>die</strong> zu antworten habenauf <strong>die</strong> Fragen, <strong>die</strong> uns das Leben stellt.Und <strong>die</strong>se Lebensfragen können wiruns nur beantworten, indem wir unserDasein selbst verantworten.“ 103• Sinn ist jeweils <strong>der</strong> konkrete Sinn einerkonkreten Situation. Je<strong>der</strong> Tag, jedeSt<strong>und</strong>e wartet also mit einem neuenSinn auf, <strong>und</strong> auf jeden Menschenwartet ein an<strong>der</strong>er Sinn. „Mensch-12MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>sein heißt, ständig mit Situationenkonfrontiert zu sein, von denen jedegleichzeitig Gabe <strong>und</strong> Aufgabe ist.Was sie uns ‚aufgibt‘, ist <strong>die</strong> Erfüllungihres Sinnes.“ 104• Echter Sinn hat objektiven Charakter.Das geht bereits aus <strong>der</strong> Sprachehervor: Sinn muss gef<strong>und</strong>en, kannnicht erf<strong>und</strong>en werden.• Es gibt keine Lebenssituation, <strong>die</strong>wirklich sinnlos wäre. Es gibt einenbedingungslosen Sinn des Lebens bisin <strong>die</strong> letzte Lebensst<strong>und</strong>e. Das zeigesich beispielsweise daran, dass Patientennach einer Diagnose „unheilbar“oft noch vielmehr an ihre Heilungglaubten. „Ob er es will o<strong>der</strong> nicht, ober es wahrhat o<strong>der</strong> nicht – <strong>der</strong> Menschglaubt an einen Sinn, solange eratmet.“ 105 Als Extrembeispiel nimmt<strong>Frankl</strong> seine Worte an einen Häftling,<strong>der</strong> kurz vor seiner Hinrichtung steht.Seine Deutung: „Durch <strong>die</strong> Einsichteines sinnlosen Lebens steigt er in eineneue Dimension des Lebens ein <strong>und</strong>gibt ihm im Rückblick Sinn.“ 106Die Verwirklichung des Sinns sieht<strong>Frankl</strong> auf drei Hauptstraßen: In seinerArbeit (homo faber), in seinem Erleben(homo amans) <strong>und</strong> in seinem Leiden(homo patiens). Bei den beiden ersterenkönnte man auch vom Verwirklichenschöpferischer Werte <strong>und</strong> vom Erleben,Begegnen <strong>und</strong> Lieben sprechen.Das Leiden sieht <strong>Frankl</strong> als <strong>die</strong> höchsteVerwirklichung des Sinns. Dies ist eineFrage <strong>der</strong> Haltung <strong>und</strong> bedeutet, dass„<strong>der</strong> Homo patiens sich noch im äußerstenMisserfolg, im Scheitern erfüllen“kann. Misserfolg wird dadurch mit demErfolg kompatibel. Damit meint <strong>Frankl</strong>keineswegs ein mutwilliges Leiden –etwa dadurch, dass auf schmerzstillendeMedikamente verzichtet wird. 107Gerade beim Thema des Leidens sieht<strong>Frankl</strong> ein Problem bei <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenWohlstandsgesellschaft: Weil sie amSinn ihres Lebens zweifeln, <strong>und</strong> daswie<strong>der</strong>, weil sie leidensunfähig seien<strong>und</strong> im gleichen Maße den Wert vonArbeitsfähigkeit o<strong>der</strong> Genussfähigkeitüberschätzen <strong>und</strong> vergötzen,akzentuiere sich das Sinnlosigkeitsgefühl.108 Der wirkliche Sinn einerKrankheit liege aber nicht dort, wo <strong>die</strong>psychosomatische Forschung ihn sucht– nicht im Dass des Krankseins, vielmehrim Wie des Leidens. 109 Deshalbsei es nicht erstaunlich, dass sich <strong>der</strong>Mensch seinen Sinn heute oft künstlicherschaffen müsse durch selbst auferlegteSpannung. Inmitten des Wohlstandsbeginne er sich freiwillig etwas zu entsagen.Sport ist für <strong>Frankl</strong> daher <strong>die</strong>mo<strong>der</strong>ne, säkulare Form <strong>der</strong> Askese. 110Ein oft thematisierter Gegenstandvon <strong>Frankl</strong> ist <strong>die</strong> Sexualität. Geradein <strong>die</strong>sem Bereich sieht er einen Ausdruck<strong>der</strong> existenziellen Frustration.Sein Leitsatz: „Je mehr es einem um <strong>die</strong>Lust geht, desto mehr vergeht sie einemauch schon.“ 111 Je mehr <strong>die</strong> Aufmerksamkeitvom Partner abgewendet <strong>und</strong>dem Sexualobjekt zugewandt werde,umso mehr werde das Lustempfindengehin<strong>der</strong>t. Daher sei <strong>der</strong> von Freuddefinierte Wille zur Lust abzulehnen.Die sexuelle Inflation, <strong>die</strong> mit einerTh e o l o g i s c h e Ak z e n t e 13


Hanniel Strebelmenschlichen Entwertung einhergehe,beschleunige das Vakuum. Die Sexualitätwerde so aus dem personalen <strong>und</strong>interpersonalen Rahmen herausgenommen<strong>und</strong> de-personalisiert. Damit geht<strong>der</strong> letzte Rest an Spontaneität, Unmittelbarkeit,Selbstverständlichkeit <strong>und</strong>Unbefangenheit verloren. Die Industriekündigt Freiheit an, meint aber inWirklichkeit Geld. 112 Demgegenüberist <strong>der</strong> Mensch eigentlich nur dort ganzMensch, wo er ganz aufgeht in einerSache, ganz an eine Person hingegebenist. 113 Und: „Nur in dem Maße, in demich zurücktrete, in dem ich mein Soseinverleugne, wird mir etwas sichtbar, dasmehr ist als wie<strong>der</strong> nur ich selbst. ... Ichmuss mich selbst übersehen.“ 114Wie ist es demnach um <strong>die</strong> Freiheitdes Menschen bestellt? Eines ist klar:Der Mensch ist nicht nur das Produktvon„Produktionsverhältnissen, von Erbe<strong>und</strong> Umwelt, von sozio-ökonomischen<strong>und</strong> psychodynamischen Bedingungen<strong>und</strong> Umständen ... So o<strong>der</strong> so: er wirdhingestellt wie ein Opfer <strong>der</strong> Verhältnisse,während er in Wirklichkeit <strong>der</strong>Schöpfer <strong>der</strong> Verhältnisse ist, zumindestihr Gestalter <strong>und</strong>, wenn immer es nötigsein sollte, auch ihr Umgestalter.“ 115Die Welt wird so zum Protokoll, daswir zu diktieren haben. Unser Lebenwerde dadurch zum Verhör: „Ständigstellt uns das Leben Fragen, ständiggeben wir dem Leben Antwort – wahrlich,das Leben ist ein Frage- <strong>und</strong> Antwort-Ernst.“116 <strong>Frankl</strong> stellt sich damit<strong>der</strong> Meinung <strong>der</strong> Behavioristen entgegen,<strong>die</strong> den Menschen wie ein Wesenhinstelle, „das ein geschlossenes Systemist, innerhalb dessen es nur Ursachen<strong>und</strong> Wirkungen gibt, <strong>und</strong> zwar in Formvon bedingten <strong>und</strong> unbedingten Reflexen,conditioning processes <strong>und</strong> Reaktionenauf Reize.“ 117Dass <strong>der</strong> Mensch zur Freiheit eineVerantwortung besitzt, ist für <strong>Frankl</strong><strong>die</strong> logische Schlussfolgerung. Es gehenicht darum, alle potenziell möglichenVarianten auszuführen, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong>notwendige auszuwählen – <strong>die</strong> „verwirklichungswürdige“.Alles Menschseinist so zutiefst <strong>und</strong> zuletzt zu einemVerantwortlichsein gestempelt. 1183 Auswertung3.1 Was wir von<strong>Frankl</strong> lernen könnenAus <strong>der</strong> Lektüre von <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>habe ich einiges gelernt: Er hat – wiekein an<strong>der</strong>er mo<strong>der</strong>ner Psychologe –<strong>die</strong> Sinnsuche zur wesentlichen Fragedes Menschen erklärt <strong>und</strong> dem Determinismuseine klare Abfuhr erteilt.Geprägt durch seine eigene Lebenserfahrung,<strong>die</strong> ihm Glaubwürdigkeit verleiht,deutet er Leid neu. Er betont <strong>die</strong>Selbstverantwortung des Menschen,er belässt ihn nicht als Opfer seinesUmfelds. Nicht zu unterschlagen sindzuletzt seine klaren Worte für <strong>die</strong> Kranken<strong>und</strong> Schwachen, <strong>der</strong>en Wert nichtan ihrer Funktionalität für <strong>die</strong> Gesellschafthängen.14MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>3.1.1 Die <strong>Sinnfrage</strong> istwesentlich für den Menschen<strong>Frankl</strong> beschreibt mit Präzision dasSinn-Vakuum <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Überflussgesellschaft,das sich in einemLangeweilegefühl manifestiert. Dabeigreift er auf empirische Ergebnissezurück. Das Problem akzentuiert sichunter jungen Erwachsenen, Arbeitslosen<strong>und</strong> Pensionierten. 119 Alkohol- <strong>und</strong>Drogenmissbrauch sieht er als Versuchan, „ein solches Glücksgefühl unterUmgehung je<strong>der</strong> Sinnerfüllung herbeizuführen,<strong>und</strong> zwar auf dem Umwegüber <strong>die</strong> Chemie“. 120 Das Tempo <strong>und</strong>den Lärm des mo<strong>der</strong>nen Lebens deuteter als „vergeblichen Selbstheilungsversuch<strong>der</strong> existenziellen Frustration;denn je weniger <strong>der</strong> Mensch um einLebensziel weiß – nur desto mehrbeschleunigt er auf seinem Lebenswegdas Tempo.“ 121 Mit einer ebenso großenTreffsicherheit entlarvt er das Strebendes Menschen nach Vergnügen, dassich in <strong>der</strong> „Willen zur Macht“ 122 <strong>und</strong>im „Willen zur Lust“ 123 manifestiert.Die Sexindustrie de-personalisiert <strong>die</strong>Sexualität, was in einem Verlust <strong>der</strong>Lust resultiert. 124 Zudem sieht er in<strong>der</strong> westlichen Gesellschaft <strong>die</strong> Überschätzungvon Arbeit <strong>und</strong> Genuss –„weil sie am Sinn ihres Lebens zweifeln,<strong>und</strong> das wie<strong>der</strong>, weil sie leidensunfähigsind <strong>und</strong> im gleichen Maße den Wertvon so etwas wie Arbeitsfähigkeit o<strong>der</strong>Genussfähigkeit überschätzen <strong>und</strong>vergötzen.“ 125Für Menschen, welche <strong>die</strong> Frustrationdurch sinn-entleerte Sexualität o<strong>der</strong>durch <strong>die</strong> Überbetonung <strong>der</strong> Arbeiterfahren haben – <strong>der</strong> Titel „KollektiveNeurosen im Management“ 126 sprichtBände –, wird <strong>die</strong> Frage nach dem Sinnzentral. So gibt es manche, <strong>die</strong> sichunter finanziellen Abstrichen <strong>und</strong> aufKosten von Status beruflich neu orientieren.Warum sind so viele Menschen,<strong>die</strong> ihre Ziele erreicht haben, frustriert?Weshalb gibt es gesellschaftlichenMisserfolg, <strong>der</strong> mit Erfüllung verb<strong>und</strong>enist? Diese – empirisch nachweisbare– paradoxe Situation stellt wesentlicheKomponenten des Wertesystems unsererwestlichen Welt in Frage.3.1.2 Psychoanalyse <strong>und</strong> Individualpsychologiesind reduktionistisch<strong>Frankl</strong> hat sich eingehend von Freud<strong>und</strong> Adler, <strong>die</strong> er persönlich kannte, auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Ohne ihre Ver<strong>die</strong>nstezu unterschlagen, ortete er bei beidenRichtungen einen Reduktionismus.Die Psychoanalyse habe sich darumbemüht, „verdrängte Erlebnisinhaltedem Unbewussten abzuringen“ 127 . DieIndividualpsychologie habe versucht„<strong>die</strong> Ich-Sphäre durch einen Zuwachs anVerantwortlichkeit zu erweitern“ 128 . DieWirklichkeit werde unter <strong>der</strong> Kategorie<strong>der</strong> Kausalität bzw. <strong>der</strong> Finalität angeschaut.129 <strong>Frankl</strong> nahm beide zusammen:„Mensch-Sein bedeutet Bewusstsein<strong>und</strong> Verantwortlich-sein.“ 130 In <strong>der</strong>„Vermassung <strong>der</strong> Industriegesellschaft“sah er ein Paradox, weil sie <strong>die</strong> Vereinsamungför<strong>der</strong>e <strong>und</strong> das Aussprachebedürfnissteigere. 131 Er sah zudem <strong>die</strong>Neigung <strong>der</strong> Industriegesellschaft zueiner mechanistischen Selbstinterpretation<strong>und</strong> verglich <strong>die</strong>s mit <strong>der</strong> Darstel-Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 15


Hanniel Strebellung eines Gegenstandes in zwei stattdrei Dimensionen. Die Konsequenz seidepersonalisierend <strong>und</strong> damit dehumanisierend,weil sie den Menschenauf einen „nackten Affen“ reduziere.Es gebe einen qualitativen Sprung vomTier zum Menschen. Die Vernachlässigung<strong>der</strong> übergeordneten menschlichenDimension reduziere den Menschenauf eine subhumane Dimension, <strong>die</strong><strong>der</strong> Triebstruktur. „Ich bin nicht bereit,wegen meiner Reaktionsbildungen zuleben. Das ist das Annagen des Echtenim Menschen.“ 132Er fügte darum eine dritte Kategorie<strong>der</strong> Erfüllung hinzu. „Zwischen<strong>der</strong> Gestaltung des äußeren Lebens<strong>und</strong> <strong>der</strong> inneren Erfüllung eines Menschenbesteht nämlich ein wesentlicherUnterschied.“ 133 Der Mensch sucht seinenPlatz, den er ausfüllen <strong>und</strong> damitsich selbst erfüllen kann. 134 Er willeinen einzigartigen <strong>und</strong> unersetzlichenBeitrag leisten. Die von <strong>Frankl</strong>gegründete Logotherapie versucht dasSinnvakuum ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihrmit „geistigen Waffen“ auf <strong>der</strong> Ebene„des <strong>der</strong> <strong>die</strong> Welt Anschauenden“ 135 zubegegnen. Er begreift den Menschen alsWesen, das über sich hinaus strebt. Diesvergleicht er mit dem Auge: Das Sehvermögenist gestört in dem Moment,in dem das Auge selbst in sich etwassieht. Genau so geht es mit <strong>der</strong> menschlichenExistenz. Wenn <strong>der</strong> Mensch umsich selbst besorgt <strong>und</strong> bekümmert ist,ist menschliche Existenz zutiefst neurotischgestört. 136 <strong>Frankl</strong> kritisiert darumauch <strong>die</strong> Sichtweise, <strong>die</strong> den Menschenals ein auf sich selbst bezogenesWesen interpretiert. „Zunächst einmalwäre darauf hinzuweisen, dass sich <strong>der</strong>Mensch von heute ungemein dafürinteressiert, dass sich an<strong>der</strong>e für ihninteressieren. ... In einem leer <strong>und</strong> sinnlosgewordenen Leben, in einem ‚existenziellenVakuum‘ hypertrophiert <strong>der</strong>Hang <strong>und</strong> <strong>die</strong> Neigung, sich selbst zubeobachten, alles vor jedem auszubreiten,alles mit jedem zu diskutieren.“ 137In seinen ‚Zehn Thesen zum Menschen‘schreibt <strong>Frankl</strong>, dass <strong>der</strong> Mensch nurMensch in dem Maße sei, „als er sichvon <strong>der</strong> Transzendenz her versteht.“ 1383.1.3 Neudeutung von Leid <strong>und</strong>Betonung <strong>der</strong> Selbstverantwortung<strong>Frankl</strong> unterscheidet zwischen schöpferischenWerten, Erlebniswerten <strong>und</strong>Einstellungswerten. Die erste Kategorieist wird durch ein Tun verwirklicht,<strong>die</strong> zweite passiv durch Aufnehmen,<strong>die</strong> dritte hingegen durch Hinnehmenvon Unabän<strong>der</strong>lichem. „Das heißtaber, dass nicht nur im Schaffen <strong>und</strong>im Freuen das menschliche Leben sichzu erfüllen vermag, son<strong>der</strong>n auch nochim Leiden.“ 139 Das rückt das Leid miteinem Schlag in ein an<strong>der</strong>es Licht. Undsie rückt den Menschen auch im Hinnehmenvon Unabän<strong>der</strong>lichem in einePosition <strong>der</strong> Verantwortung:„Der Mensch wird unter Umständenwie ein Wesen hingestellt, das eingeschlossenes System ist, innerhalb dessenes nur Ursachen <strong>und</strong> Wirkungengibt, <strong>und</strong> zwar in Form von bedingten<strong>und</strong> unbedingten Reflexen, conditioningprocesses <strong>und</strong> Reaktionen aufReize.“ 14016MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Seine eigene Erfahrung hatte <strong>die</strong>swi<strong>der</strong>legt:„In den Konzentrationslagern wurden<strong>die</strong> Menschen differenzierter. DieSchweine demaskierten sich. Und <strong>die</strong>Heiligen taten es ebenfalls. Der Hungerentlarvte sie.“ 141Daraus schlussfolgerte er:„Die Freiheit des Menschen schließtdessen Freiheit in sich ein, zu sich selbstStellung zu nehmen.“ 142Der sich daraus ergebende Gestaltungsfreiraumist wesentlich. <strong>Frankl</strong>deckt mit einzigartiger Klarheit einealternative Sichtweise des Lebens auf:Trotz seinem Ausgeliefertsein sieht ersich nicht als Opfer. Ganz an<strong>der</strong>s wolltees uns über weite Strecken <strong>die</strong> Verhaltensforschungdes 20. Jahrh<strong>und</strong>ertseinreden. Wir Menschen seien demLeben ausgeliefert. Wir würden vonProgrammen gesteuert. Ein Reiz löseautomatisch eine Reaktion aus. Dochist das wirklich so? Sind wir nicht in <strong>der</strong>Lage, uns gewohnheitsmäßige Abläufebewusst zu machen <strong>und</strong> innerhalb einesgewissen Zeitraums zu än<strong>der</strong>n? UnserDenken scheint in <strong>die</strong>sem Prozess einewesentliche Rolle zu spielen. Dennunser Denken ist <strong>der</strong> Ort, <strong>der</strong> jedemProgramm seine Bewertung gibt. Ichentscheide mich z. B., mich nachts an<strong>der</strong> Mücke im Schlafzimmer zu stören.Im Denken lege ich meine Erwartungenfest, wie ein guter Abend mit meinerFrau auszusehen hat. In Gedankenbewerte ich jede Arbeit, <strong>die</strong> ich mache,z. B. durch <strong>die</strong> Bewertung „Routineist öde“. Das Denken ist eine innereSchaltzentrale.3.1.4 Einsatz fürKranke <strong>und</strong> Schwache<strong>Frankl</strong> setzte sich engagiert für <strong>die</strong>Erhaltung menschlichen Lebens ein. 143In seinen Thesen zum Menschenschreibt er:„Würde aber kommt <strong>der</strong> Person alleinzu, <strong>und</strong> sie kommt ihr zu wesentlichunabhängig von aller vitalen <strong>und</strong> sozialenUtilität.“ 144Dies heißt in <strong>der</strong> Konsequenz, eineunbedingte Ehrfurcht vor <strong>der</strong> menschlichenPerson zu haben, auch vor kranken<strong>und</strong> vor unheilbaren kranken Menschen.145 Krankheit dürfe nicht allein„aus dem Gr<strong>und</strong>e ihres Krankseins als‚lebensunwertes Leben‘ hingestellt <strong>und</strong>als solches mit Vernichtung bedrohto<strong>der</strong> auch tatsächlich vernichtet“ 146 werden.Geradezu prophetisch mutet seineAussage an:„Ein Staat, dem es wirtschaftlich sodreckig geht, dass er darauf angewiesenist, den relativ doch so geringfügigenProzentsatz seiner Unheilbaren zuvernichten, um damit an den genanntenGütern einzusparen – ein solcherStaat hat wirtschaftlich ohnehin längstausgespielt!“ 147Die ärztliche Pflicht sieht er demnach„zu retten <strong>und</strong> zu helfen, sofern<strong>und</strong> soviel er kann“. 148 Während <strong>Frankl</strong>als Begründung wie<strong>der</strong>um <strong>die</strong> Sinnhaftigkeitdes Lebens bis in <strong>die</strong> letztenTh e o l o g i s c h e Ak z e n t e 17


Hanniel StrebelMomente sieht, leitet sich <strong>die</strong> Würde<strong>der</strong> Person aus christlicher Optik aus<strong>der</strong> Gottes Ebenbildlichkeit ab (eindrücklichdargestellt z. B. in Psalm 8).Der Mensch ist durch <strong>die</strong> EbenbildlichkeitGottes mit einer Würde ausgestattet.Sein Wert ist nicht durch seineLeistung definiert. 1493.2 Reflexion ausreformatorischer SichtIm Bewusstsein, dass eine ReflexionStandpunkt-geb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> Aussagenin eine bestimmte Richtung interpretiert,wage ich mich an eine Kritik<strong>Frankl</strong>s. Zuerst stelle ich <strong>Frankl</strong>s Sinnkonzeptdem christlichen Sinn-Verständnisgegenüber. Die Bibel sprichtimmer wie<strong>der</strong> von Motiven des Menschen– etwas, was <strong>Frankl</strong> kaum thematisiert.Drittens werfe ich <strong>die</strong> Theseauf, dass <strong>Frankl</strong>s Transzendenz-Begriffim Effekt doch immanent bleibt. Dannstelle ich <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Bibel wesentlichenFragen nach Schuld <strong>und</strong> Verantwortungdes Menschen den Aussagen <strong>Frankl</strong>sgegenüber.3.2.1 Sinn als Selbstverwirklichung?Wenn wir <strong>Frankl</strong> dem Prediger Salomosgegenüberstellen, so fasst letztererden Sinn des Lebens inhaltlich sozusammen:„Es ist <strong>der</strong> Sinn des Lebens, den Schöpferzu ehren <strong>und</strong> das Leben zu genießen,das er uns schenkt.“ 150Erst durch Gottbezogenheit <strong>und</strong> ausseiner Perspektive macht das LebenSinn. Menschliche Arbeit (Pred 1,12–2,26), <strong>die</strong> Unkenntnis <strong>der</strong> Zukunft(3,1–15), <strong>die</strong> Ungerechtigkeit in <strong>der</strong>Welt (3,16–22), das Streben nachReichtum (5,9–19), das unbestrafteBöse (8,10–15), <strong>der</strong> sichere Tod (9,1–10) sowie Alter <strong>und</strong> Tod (11,7–12,7)werden dargestellt <strong>und</strong> mit einer Auffor<strong>der</strong>ungzur Freude <strong>und</strong> zum Genießenabgeschlossen (2,24–26; 3,12; 5,17;8,15; 9,7–9; 11,9f <strong>und</strong> 12,1). 151„Das, was dem Menschen sinnloserscheint <strong>und</strong> zu scheitern droht, erhältseinen Sinn erst, wenn Gott als Schöpfer<strong>und</strong> Erhalter ins Blickfeld kommt<strong>und</strong> <strong>der</strong> Mensch ‚Gott wohlgefällig‘(Pred 2,26) lebt.“ 152„Es gibt eben in <strong>der</strong> Bibel keine neutralebürgerliche Moral an sich, <strong>die</strong> Arbeit<strong>und</strong> Fleiß, Familie <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong>, Besitz<strong>und</strong> Reichtum usw. als Werte an sichverkündigt, son<strong>der</strong>n nur Werte, <strong>die</strong> <strong>der</strong>Mensch als Geschöpf von Gott erhält<strong>und</strong> in Dankbarkeit <strong>und</strong> in AbhängigkeitGott gegenüber auslebt.“ 153<strong>Frankl</strong> kommt nach seiner exzellentenAnalyse zu einer an<strong>der</strong>enSchlussfolgerung:„Wenn <strong>die</strong> Psychotherapie das Phänomen<strong>der</strong> Gläubigkeit nicht als ein Glaubenan Gott, son<strong>der</strong>n als den umfassen<strong>der</strong>enSinnglauben auffasst ...“ 154Damit ist <strong>der</strong> Sinnglaube als Ersatzideologie155 an <strong>die</strong> Stelle des persönlichunendlichenGottes getreten. Sinn wirdzu einer individuellen <strong>und</strong> situativenAngelegenheit <strong>und</strong> muss erschaffenwerden. 156 Je<strong>der</strong> Mensch erschafft sich18MBS Te x t e 147


Hanniel Strebelda her schließen sie, alles Widrige <strong>und</strong>Ärgerliche sei (gleich, ob es Krankheit,Unglück, Unrecht, Arbeitslosigkeito<strong>der</strong> Liebesschmerz ist) ein Zeichen,dass entwe<strong>der</strong> Gottes Weisheit o<strong>der</strong>Seine Macht, o<strong>der</strong> aber beides am Endesei – dass Er möglicherweise gar nichtexistiere.“ 1643.2.2 Leiden alsSinn o<strong>der</strong> Sinn im LeidenWohlgemerkt: <strong>Frankl</strong> steht keineswegsauf <strong>die</strong>ser „Wohlfühl“-Linie. Ermeint hingegen, dass sich im Leiden <strong>die</strong>höchste Sinn-Qualität entfaltet. 165 Ersieht jedoch von selbst gewähltem Leidab. 166 Es geht ihm vielmehr um Situationen,in denen das Leid unabwendbarist. Leiden als Selbstzweck (also imSinne einer selbst gewählten Kasteiung)ist auch aus Sicht <strong>der</strong> Bibel abzulehnen(siehe 1Tim 4,1–5). Voll <strong>und</strong> ganzstimme ich hingegen mit <strong>Frankl</strong> überein,<strong>der</strong> <strong>die</strong> stark gesunkene Leidensbereitschaftin <strong>der</strong> Wohlstandsgesellschaftfeststellt. 167Aus christlicher Perspektive erhältdas Leiden nicht Sinn aus sich selbst,son<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Optik eines weisen,allwissenden Gottes, <strong>der</strong> <strong>die</strong> Seinenläutert <strong>und</strong> durch sie an<strong>der</strong>e tröstet.Leiden begleiten das Christenleben.„Leidet er aber als ein Christ, so schämeer sich nicht, son<strong>der</strong>n ehre Gott mit<strong>die</strong>sem Namen.“ (1Petr 4,16) Der Wegdes Christen führt – wie bei Christus –übers Kreuz zur Krone. Leid kann eineMaßnahme des liebenden Vaters sein,<strong>die</strong> langfristig Frieden <strong>und</strong> Gerechtigkeithervorbringen soll (Hebr 12,6–11).Wir können uns dem Trost unsereshimmlischen Vaters gewiss sein <strong>und</strong>davon ausgehen, dass wir damit befähigtwerden, an<strong>der</strong>e leidende Menschenzu trösten (2Kor 1,4).Über<strong>die</strong>s kann Leid Folge von eigenerSünde sein. Davids Leben nach seinerschwer wiegenden Verfehlung (Ehebruch<strong>und</strong> Mord, siehe 2Sam 11+12) istein mahnendes Beispiel. David bekenntseine Sünde <strong>und</strong> auch seine Sündhaftigkeit<strong>und</strong> bittet Gott um Vergebung (Ps51). An den Konsequenzen hatte er bisan seine Lebensende zu nagen: Inzucht,Mord, Aufstand seines eigenes Sohnes– alles Vorkommnisse in <strong>der</strong> eigenenFamilie. Zudem gilt es zu bedenken:Leid wird auch durch den gefallenenStand <strong>der</strong> Schöpfung verursacht. Sie„seufzt“ <strong>und</strong> wartet auf Erlösung (Röm8,22).Der christliche Seelsorger ist also dazuaufgerufen, das unterschwellig starkverankerte Verständnis „Gott verhilftmir zu mehr Glück <strong>und</strong> Wohlbefinden“anzusprechen. 168 Sproul fasst zusammen:„Wenn <strong>die</strong> formende Kraft Gottesunser Leben verän<strong>der</strong>t, so bedeutetdas Kampf, Kampf gegen uns selbst, biswir endlich bereit sind, uns ihm ganzauszuliefern.“ 169 Was ist denn das ZielGottes? „Gott will unser Selbst erlösen<strong>und</strong> zur Erfüllung bringen.“ 170 Sich aufGottes Weg zu befinden muss nichtzwangsläufig mit einem Gefühl <strong>der</strong>Stimmigkeit einhergehen. Wir leben ineiner Zeit, in welcher Gefühl <strong>der</strong> „Wegzur Wahrheit“ sind. 171 Jesus beabsichtigtjedoch nicht, unsere Bedürfnisse zustillen, son<strong>der</strong>n sie zu verän<strong>der</strong>n. 17220MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Damit könnte manchmal <strong>die</strong> Fragehilfreich sein: Wo habe ich mir zu vielgewünscht? 1733.2.3 Sinn <strong>und</strong> HoffnungDer Mensch erhält Sinn durch <strong>die</strong>Hoffnung, <strong>die</strong> Gott durch den Glaubenschenkt. Hoffnung ist in <strong>der</strong> Bibelkeine vage Aussicht. Paulus brachte <strong>die</strong>Vergangenheit <strong>der</strong> Christen in Ephesusso auf den Punkt: Ihr hattet „keineHoffnung <strong>und</strong> wart ohne Gott in <strong>der</strong>Welt.“ (Eph 2,12) Im Neuen Testamentbezeichnet das Wort nie etwasUnbestimmtes o<strong>der</strong> Angstvolles, son<strong>der</strong>neine positive Erwartung. Sie istallerdings von einer Spannung gekennzeichnet.Der Christusgläubige steht im„Spagat“ zwischen dem Jetzt <strong>und</strong> demNoch-Nicht: „Wir sind schon GottesKin<strong>der</strong>; es ist aber noch nicht offenbargeworden, was wir sein werden.“ (1Joh3,2). In <strong>die</strong>ser Spannung entfaltet sich<strong>die</strong> Hoffnung des Christen. Petrusspricht von <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>geburt zu einer„lebendigen Hoffnung“ (1Petr 1,3).Es geht um eine konkrete Erwartung,nicht etwa – wie im außerbiblischenGebrauch – um eine vage Aussicht mitoffenem Ausgang. Diese ist eng mitdem Glaube <strong>und</strong> <strong>der</strong> Liebe verb<strong>und</strong>en(1Thess 1,13; 1Kor 13,13). Ja, genau<strong>die</strong>s gibt dem Glauben <strong>die</strong> Substanz,nämlich ein Feststehen in <strong>der</strong> Hoffnung(Hebr 11,1). Mit <strong>der</strong> Hoffnung istauch <strong>die</strong> Liebe verb<strong>und</strong>en (Kol 1,5). DieHoffnung weitet also Herz <strong>und</strong> Blick.Sie erträgt <strong>die</strong> Spannung zwischen demJetzt <strong>und</strong> dem Noch-Nicht. Hoffendesind getrost (1Thess 4,18). Petrus ruftauf, <strong>die</strong> Hoffnung auf <strong>die</strong> Gnade zu setzen(1Petr 1,13). 174Das Ziel unserer Hoffnung ist demnach<strong>die</strong> Gemeinschaft mit Christus.Diese Gemeinschaft ist bereits in<strong>der</strong> Gegenwart Tatsache, wie Johannesam Anfang seines ersten Briefesschreibt: „Was wir gesehen <strong>und</strong> gehörthaben, das verkündigen wir auch euch,damit auch ihr mit uns Gemeinschafthabt; <strong>und</strong> unsere Gemeinschaft ist mitdem Vater <strong>und</strong> mit seinem Sohn JesusChristus. Und das schreiben wir, damitunsere Freude vollkommen sei.“ (1Joh1,3+4) Gleichzeitig ist <strong>die</strong> zukünftigeErwartung ihn zu „sehen, wie er ist“(1Joh 3,2), unsere Hoffnung, <strong>die</strong> in<strong>der</strong> Gegenwart eine reinigende Wirkunghat (1Joh 3,3). Ferguson schreibtzurecht: „Christus ist das Leben. Erstellt <strong>die</strong> Verbindung zwischen ‚hier<strong>und</strong> jetzt‘ <strong>und</strong> ‚dort <strong>und</strong> dann‘ her.“ 175Piper beschreibt <strong>die</strong>se christuszentriertePerspektive in seinem Buch überchristliche Genießer: „Der christlicheGenießer erweist Gott Respekt, indemer anerkennt ... dass Er allein das Verlangendes menschlichen Herzensnach Glück befriedigen kann.“ 176 Die„lebendige Hoffnung“ (1Petr 1,3) führtnicht – wie etwa Nietsche postuliert –zu einer Wirklichkeitsflucht, son<strong>der</strong>nzu einer an<strong>der</strong>en Perspektive für dasDiesseits. Jesus wird nämlich, um nocheinmal mit Piper zu sprechen, zu einer„Schatzkiste heiliger Freude“ 177 . Damithaben <strong>die</strong> gleichen äußeren Umstände(z. B. eine Krankheit) für jemanden, <strong>der</strong>Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 21


Hanniel Strebelin <strong>die</strong>ser Hoffnung lebt, einen an<strong>der</strong>enSinn als für jemanden, <strong>der</strong> ohne <strong>die</strong>selebt.Der Berater steht darum in einemSpannungsfeld: Einen Ratsuchendennicht mit <strong>die</strong>ser Hoffnung bekannt zumachen heißt, ihn <strong>der</strong> wirksamstenArt <strong>der</strong> Seelsorge zu berauben. Dasseine Umkehr im Sinne <strong>der</strong> Bibel nichterzwungen werden kann, beschreibtin einer gewissen Weise schon <strong>Frankl</strong>,wenn er vom „spontanen Durchbrechen“178 <strong>der</strong> Religiosität spricht – das,was <strong>die</strong> Bibel als das Wirken des HeiligenGeistes beschreibt (Joh 16,7). Esgilt zwischen zwei Ebenen <strong>der</strong> Beratungzu unterscheiden: Die erste beschäftigtsich damit, den Menschen auf GottesSchöpfungsordnung hinzuweisen. Mirist dabei <strong>der</strong> junge Manager vor Augen,<strong>der</strong> sich durch eine 7-Tage-Arbeitswocheseine Ges<strong>und</strong>heit ruiniert hatte.Ihn an das vierte Gebot (Sabbat) zuerinnern, bewirkte eine sofortige Besserung.Doch sehr oft geht Beratungdahin, dass sich jemand eine „sinnvollere“Beschäftigung sucht. Damitist seine gr<strong>und</strong>sätzliche Bedürftigkeitaber nicht auf den Tisch gekommen! Ersucht sich ein neues Ziel, um sich selbstzu verwirklichen. Dies erfüllt ihn, weiles seinen gottgegebenen Fähigkeiteneher entspricht o<strong>der</strong> ihn wenigstens füreine Zeit absorbiert. Gerade an <strong>die</strong>semPunkt stellt sich eine weitere Frage: Wiehängen Sinn <strong>und</strong> Motive zusammen?3.2.4 Sinn <strong>und</strong> MotiveVielleicht um <strong>der</strong> Freud‘schen Konzentrationauf <strong>die</strong> Kausalität zu entgehen,konzentrierte sich <strong>Frankl</strong> darauf,dass dem Menschen das Leben sinnhafterscheint. Dies klammert jedoch <strong>die</strong>Frage nach dem Motiv weitgehend aus.Die Bibel verbindet das äußere Handelndes Menschen stets mit seinen Motiven.Beides soll im Einklang mit GottesNormen stehen. Johannes anerkanntebeispielsweise den Glauben mancherVertreter <strong>der</strong> jüdischen Oberschichtan. Im Gegensatz dazu hatte sich <strong>der</strong>größte Teil des Volkes <strong>der</strong> BotschaftJesus verschlossen <strong>und</strong> wi<strong>der</strong>spenstiggezeigt. Er fügt dann an: „Doch auchvon den Oberen glaubten viele an ihn;aber um <strong>der</strong> Pharisäer willen bekanntensie es nicht, um nicht aus <strong>der</strong> Synagogeausgestoßen zu werden. Denn sie hattenlieber Ehre bei den Menschen als Ehrebei Gott.“ (Joh 12,42f) Diese AnhängerJesu ließen sich äußerlich nichtzuschulden kommen. Johannes‘ Kommentarstellt jedoch klar: Ihre innerlichgehaltene Überzeugung beruhte aufMenschenfurcht. Wenn ihr Einstehenfür Gott ihren Imagebarometer sinkenließ, setzten sie Prioritäten.Vor Gott zählt also nicht zur <strong>der</strong>Grad <strong>der</strong> Zufriedenheit, es geht ihmhauptsächlich um den das Motiv desMenschen. <strong>Frankl</strong> zitiert einen Studenten,<strong>der</strong> sein eigenes Lebensmotto wiefolgt beschreibt:„Sie haben den Sinn Ihres Lebens daringesehen, an<strong>der</strong>en zu helfen, in ihremLeben einen Sinn zu sehen.“ 179Ist es wirklich <strong>der</strong> Sinn des Lebens,an<strong>der</strong>en zu helfen? Natürlich fließt aus<strong>der</strong> Liebe zu Gott <strong>die</strong> Liebe zum Nächs-22MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>ten, ja sie wird sogar darin erkennbar(1Joh 3,17f). Aber Achtung: Ich kannso auch meinen eigenen Gott spielen!Nicht umsonst wurden Bücher wie„Das Helfersyndrom: Hilfe für Helfer“180 verfasst. Die Bibel ist viel differenzierter.Sie deckt <strong>die</strong> Motive desHerzens auf. Der Berater steht permanentin Gefahr, <strong>die</strong> Beratung um sichselber willen zu machen. <strong>Frankl</strong> gibt– ehrlicherweise – zu:„Mag sein, dass wirklich je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> eineigenes System <strong>der</strong> Psychotherapie entwickelt,letzten Endes nur seine eigeneKrankheitsgeschichte schreibt.“ 181Indem <strong>die</strong> Bibel nicht nur unser Verhaltenthematisiert, son<strong>der</strong>n <strong>die</strong>ses mitden Motiven verbindet, verschiebt sich<strong>der</strong> Fokus. Tripp sagt dazu:„Es gibt eine eindeutige Verbindungzwischen Wurzel <strong>und</strong> Frucht, zwischenunserem Herzen <strong>und</strong> unserem Verhalten.Menschen <strong>und</strong> Situationen sindnicht bestimmend für unser Verhalten,son<strong>der</strong>n sie bieten nur <strong>die</strong> Gelegenheit,bei <strong>der</strong> unser Verhalten das offenbart,was in unserem Herzen ist.“ 182Entscheidungen <strong>und</strong> Handlungenoffenbaren somit <strong>die</strong> Wünsche <strong>und</strong>Begierden, von denen das eigene Herzbeherrscht wird. 183 Die tiefgehendenLebensfragen drehen sich um Anbetung:Wem <strong>die</strong>nen wir? Dem Schöpfero<strong>der</strong> uns selbst? „Weil sich Götzen<strong>die</strong>nstim subtilen Schattenreich<strong>der</strong> Gedanken <strong>und</strong> Motive unserenHerzens abspielt, haben <strong>die</strong> meisten eifrigenGötzen<strong>die</strong>ner keine Ahnung, dasshier ihr Problem liegt.“ 184 Und deshalbverän<strong>der</strong>t uns Gott nicht nur dadurch,dass er unser Handeln än<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n„unsere Herzen zurück erobert, damitwir ihm allein <strong>die</strong>nen.“ 185 Doch: DasHerz <strong>der</strong> Christen ist auch in seinerbesten Phase ein Feld, das von zweiverfeindeten Truppen besetzt ist. 186 Wowir auch hingehen – wir nehmen <strong>die</strong>Wurzel alles Übels, unser Herz, mit. 187Unser Herz ist wie Z<strong>und</strong>er, das sich nurzu leicht durch <strong>die</strong> Funken von falschenMotiven entzünden lässt. Es ist darumzu wenig, <strong>die</strong> Gedanken zu än<strong>der</strong>n bzw.den Geschehnissen eine an<strong>der</strong>e Bedeutungzu geben. Dieses Refraimingwürde dem Rezept des positiven Denkensentsprechen.3.2.5 Transzendenz <strong>und</strong> Immanenz<strong>Frankl</strong> spricht immer wie<strong>der</strong> davon,dass <strong>der</strong> Mensch nicht auf sich selbstausgerichtet ist, son<strong>der</strong>n einen transzendentenBezugspunkt hat. Teile von<strong>Frankl</strong>s „unbewusstem Gott“ deckensich mit <strong>der</strong> allgemeinen Gottesoffenbarung,wie sie Paulus in Römer 1darstellt. 188 Die erste Begegnung desGeschöpfes mit seinem Schöpfer findetin <strong>der</strong> Natur statt <strong>und</strong> ist in das Bewusstseindes Menschen aufgenommen (Röm1,20) Jede Person hat demnach eineBegegnung mit Gott. Wie aber ist seinenormale Reaktion? Die Informationenwerden aktiv vermieden, „unterdrückt“(Röm 1,18). Man weiß etwas, das mannicht wissen will. <strong>Frankl</strong> hat erkannt,dass Menschen bereit sind, überintimste Details ihres Liebenslebens zuberichten, aber Hemmungen zeigen,Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 23


Hanniel Strebel„sobald ihr intimes religiöses Erlebenzur Sprache kommt.“ 189 Er spricht voneiner „unbewussten Gottbezogenheit“,einer „noch so oft latent bleibendenBeziehung zum Transzendenten“. DieseGottesbeziehung sei mitunter unbewusst,„nämlich verdrängt <strong>und</strong> so unsselbst verborgen“. 190 Jede Person hat <strong>die</strong>Offenbarung von Gott in sich aufgenommen,will sie aber unterdrücken– wie wenn man von einem Alptraumerwacht. Man kann es nicht vergessen,obwohl man es vergessen will.Wie aber wird Gott wahrgenommen?<strong>Frankl</strong>s Schlusssatz in seinem Buch„Trotzdem Ja zum Leben sagen“ scheintein Machtverhältnis zum Ausdruckzu bringen: Der Mensch muss sichvor nichts mehr auf <strong>der</strong> Welt fürchten„außer seinen Gott (Hervorhebung vonmir)“ 191 . Die Frage ist nun: Ist „sein“Gott nicht einfach ein Abbild <strong>der</strong> Vorstellungenüber das, was er als Menschselber als Gott definiert? Das bringt<strong>Frankl</strong> in <strong>die</strong> Nähe des TheologenFriedrich Schleiermacher (1768–1834).Dieser setzte – als Gegenreaktion auf<strong>die</strong> rationalistische Bibelkritik – nichtmehr beim Objekt, son<strong>der</strong>n beim Subjektan:„Während bisher Frömmigkeit verstandenwurde als eine subjektive Reaktionauf objektive Lehrinhalte, drehtSchleiermacher <strong>die</strong> Ordnung um <strong>und</strong>setzt beim Gemüt an. Die Menschenverstehen <strong>die</strong> Welt, in <strong>der</strong> sie leben,durch den Einsatz ihrer Phantasie o<strong>der</strong>Intuition besser als durch Wissen. DieGlaubensdogmen sind nicht Ursprung,son<strong>der</strong>n Folge <strong>der</strong> Glaubenserfahrung.Sätze des Glaubens sind Ausdruck desfrommen Gefühls.“ 192Für Schleiermacher ist das Wesentliche<strong>der</strong> christlichen Glaubenslehre <strong>die</strong>„Erregung des Gemüts“ 193 , <strong>die</strong> christlicheGlaubenslehre eine Darstellung <strong>der</strong>„frommen Gemüthszustände (sic!)“, sodass beispielsweise „<strong>die</strong> Beziehung aufChristum als Erlöser in <strong>der</strong> Beschreibungals Maaß (sic!) erscheine, wie sieim Gefühl hervortritt“ 194 . In <strong>der</strong> Konsequenzist <strong>die</strong>s ein Verstoß gegen daszweite Gebot, sich kein Abbild o<strong>der</strong>Gleichnis von Gott zu machen (2Mose20,4). Götzen<strong>die</strong>nst besteht eben nichtnur in <strong>der</strong> Verehrung falscher Götter,son<strong>der</strong>n auch in den eigenen falschenBil<strong>der</strong>n über ihn! Welch drückt es soaus:„Wir glauben an einen Gott, wie wirihn verstehen <strong>und</strong> den man auf einerReise ins Ich erkennt.“ 195Ja, <strong>der</strong> Gott eines Menschen ohne <strong>die</strong>Offenbarung <strong>der</strong> Bibel, durch den HeiligenGeist aufgeschlossen, wird immerein Zerrbild bleiben:„Den einzigen Gott, den wir in unserersündigen Natur lieben können, ist einunheiliger Gott, ein Götze, mit unsereneigenen Händen gemacht.“ 196<strong>Frankl</strong> vergleicht <strong>die</strong> Religionen mitverschiedenen Sprachen, also als verschiedeneAusdrucksweisen des Gleichen.197 Es sei möglich, durch „dasMedium je<strong>der</strong> Religion hindurch zuGott“ zu finden. 198 Wir dürfen uns also24MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>nicht durch den Begriff „Gott“ verwirrenlassen in <strong>der</strong> Meinung, <strong>Frankl</strong> meinedamit den persönlich-unendlichenGott, wie er sich in <strong>der</strong> Bibel offenbarthat. Nicht umsonst warnt Schaeffer voreinem „semantischen Mystizismus“, beidem religiöse Wörter den Zuhörer anPersönlichkeit <strong>und</strong> einen festen Inhaltdenken lassen. 199Wenn Jesus in Mt 22,37–40 <strong>die</strong> Liebezu Gott als höchstes Gebot definiert,meint <strong>Frankl</strong> in <strong>der</strong> letzten Konsequenzdoch <strong>die</strong> Liebe zur eigenen Projektionvon Gott. Feuerbach hat <strong>die</strong>sen Gedankenkonsequent zu Ende gedacht, wenner schreibt:„Ist das Wesen des Menschen das höchsteWesen des Menschen, so muß auchpraktisch das höchste <strong>und</strong> erste Gesetz<strong>die</strong> Liebe des Menschen zum Menschensein. Homo homini Deus est –<strong>die</strong>s ist <strong>der</strong> oberste praktische Gr<strong>und</strong>satz–, <strong>die</strong>s ist <strong>der</strong> Wendepunkt <strong>der</strong>Weltgeschichte.“ 200Der Schwerpunkt hat sich verschoben:Nicht mehr Gott ist das Subjekt,auf das alles ausgerichtet ist, son<strong>der</strong>n<strong>der</strong> Mensch hat sich selbst zum Subjektgemacht. Deshalb bleibt <strong>Frankl</strong>sTranszendenz-Gedanke immanent.Vitz kritisiert in seinem Buch „Der Kultums eigene Ich“, 201 dass das Selbst Subjektist, <strong>und</strong> das Objekt ist <strong>die</strong> äußereUrsache <strong>der</strong> Erfahrung geworden sei.Das lässt sich auch auf das Verhältnisdes Menschen zu Gott übertragen. ImEnglischen trägt das Verb „to subject“<strong>die</strong> Bedeutung „unterwerfen“. Diesbringt etwas vom Machtverhältniszum Ausdruck, den das Subjekt überdas Objekt zu gewinnen sucht. „DieserProzess wird als Selbstverwirklichungerlebt, als Autonomwerden, als Unabhängigkeitvon den Objekten – vonOrten, Menschen <strong>und</strong> Gewohnheiten –,<strong>die</strong> man nun ‚außerhalb‘ von sich selbstansiedelt.“ 202 Allerdings ist <strong>der</strong> Preis <strong>die</strong>Entfremdung von den Objekten. NachVitz besteht <strong>der</strong> einzige Ausweg darin,„das Selbst zu verlieren, es aufzugeben<strong>und</strong> bereit zu sein, wie<strong>der</strong> Objekt zuwerden – nicht ein Objekt, das naivmit dem Fluss des Lebens verschmilzt,... <strong>und</strong> auch kein Objekt, das von an<strong>der</strong>enPersonen <strong>und</strong> ihrem Selbst, <strong>die</strong> alsSubjekte fungieren beherrscht wird,son<strong>der</strong>n ein Objekt, das Gott liebt <strong>und</strong>ihm <strong>die</strong>nt.“ 203Durch Gottes beson<strong>der</strong>e Offenbarung<strong>der</strong> Bibel wird uns ab <strong>und</strong> an ein„Blick hinter den Vorhang“ gewährt. Sobekommt Johannes mehrere Visionen,in denen er durch eine geöffnete Türe(Offb 4,1) Gottes Thronsaal sieht. DerAnblick ist überwältigend. In einempermanenten Lobgesang wird seineAllmacht besungen: „Heilig, heilig,heilig, Herr, Gott, Allmächtiger, <strong>der</strong>war <strong>und</strong> <strong>der</strong> ist <strong>und</strong> <strong>der</strong> kommt!“ (Offb4,8) Gottes Sohn, als das Lamm dargestellt,hat durch seinen Tod „Menschenfür Gott erkauft aus jedem Stamm <strong>und</strong>je<strong>der</strong> Sprache <strong>und</strong> jedem Volk <strong>und</strong>je<strong>der</strong> Nation“ (Offb 5,8). Er erhält <strong>die</strong>Vollmacht, durch Gerichte <strong>die</strong>se Erdeihrem Ziel zuzuführen. In einer weiterenSzene werden Märtyrer gezeigt, <strong>die</strong>für <strong>die</strong> Vollendung des Reiches beten.Sie rufen: „Bis wann, heiliger <strong>und</strong> wahr-Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 25


Hanniel Strebelhaftiger Herrscher, richtest <strong>und</strong> rächstdu nicht unser Blut an denen, <strong>die</strong> auf<strong>der</strong> Erde wohnen?“ (Offb 6,10) Ihnenwurde <strong>der</strong> Bescheid gegeben, noch eine„kleine Zeit“ warten zu müssen (Offb6,11). Hier berühren sich Transzendenz<strong>und</strong> Immanenz. Der Blick auf das„Subjekt“ lässt keinen Zweifel daranaufkommen, dass <strong>die</strong> Geschichte <strong>die</strong>„Geschichte des Subjekts“ bleibt.Dies ist ein starker Trost 204 , ja eineGewissheit im Jetzt: Bei Gott laufen <strong>die</strong>Fäden zusammen.3.2.6 Die Frage nach <strong>der</strong> SchuldWie steht es weiter um das Bewusstsein<strong>der</strong> Schuld des Menschen? <strong>Frankl</strong>folgert aus seiner Erfahrung des Konzentrationslagers,dass es zwei Menschenrassenauf <strong>der</strong> Erde gebe, eine„Rasse <strong>der</strong> anständigen Menschen <strong>und</strong><strong>die</strong> <strong>der</strong> unanständigen Menschen. ...Das Leben ließ zweifelsohne einenAbgr<strong>und</strong> in <strong>die</strong> äußersten Tiefen desMenschen aufbrechen. Soll es uns daw<strong>und</strong>ern, dass in <strong>die</strong>sen Tiefen auchwie<strong>der</strong> nur das Menschliche sichtbarwird? Das Menschliche als das, was esist –, als eine Legierung von gut <strong>und</strong>böse.“ 205Was er hier als „Legierung von gut<strong>und</strong> böse“ deutet, erklärt Paulus alsSchuldbewusstsein des Menschen. Erkonkretisiert im sogenannten „Lasterkatalog“den Abgr<strong>und</strong> des menschlichenHerzens:„Und wie sie es für nichts geachtethaben, Gott zu erkennen, hat sie Gottdahingegeben in verkehrten Sinn, sodasssie tun, was nicht recht ist, voll vonaller Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit,Habgier, Bosheit, voll Neid, Mord,Ha<strong>der</strong>, List, Nie<strong>der</strong>tracht; Zuträger,Verleum<strong>der</strong>, Gottesverächter, Frevler,hochmütig, prahlerisch, erfin<strong>der</strong>isch imBösen, den Eltern ungehorsam, unvernünftig,treulos, lieblos, unbarmherzig.Sie wissen, dass, <strong>die</strong> solches tun,nach Gottes Recht den Tod ver<strong>die</strong>nen(Hervorhebung von mir); aber sietun es nicht allein, son<strong>der</strong>n haben auchGefallen an denen, <strong>die</strong> es tun.“ (Römer1,28–32)Die Menschen wissen eigentlich, wasGottes Rechtsfor<strong>der</strong>ung ist. Sie habeneine Ahnung, weil <strong>die</strong>se Anordnungenin <strong>die</strong> menschliche Seele geschriebensind:„Im Verhältnis zu Gott <strong>und</strong> zu seinemGesetz ist <strong>die</strong> Behauptung, dass manGott nicht kennen kann, nur aufgr<strong>und</strong>einer unterdrückten Kenntnis möglich.Unsere Nachbarn haben ein Gefühlvon Schuld – teilweise zwar verdreht.Nur weil <strong>die</strong>ses Gesetz ins uns hineingebautist, haben wir <strong>die</strong> Möglichkeitzu sündigen.“ 206Der Mensch ist keine Legierung ausgut <strong>und</strong> böse, son<strong>der</strong>n in seinem ganzenSein verdorben <strong>und</strong> von sich ausunfähig, Gott näher zu kommen. Ersündigt, weil er Sün<strong>der</strong> ist. Gott ist unsdarum nichts schuldig:„Der Mensch hat das Leben verspielt.Gott ist nicht verpflichtet, uns dasLeben zu schenken. Wir erlangen esnur durch seine Gnade. Und Gottes26MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Gnade ist seiner göttlichen Autoritätunterworfen. ... Die Sünde bringt denVerlust <strong>der</strong> Gabe des Lebens. Sobaldein Mensch sündigt, verfällt jeglicherAnspruch auf das Leben. Nun müssenwir fragen: Wann sollte <strong>die</strong> Strafe für<strong>die</strong> Sünde vollstreckt werden?“ 207Aus Gottes Perspektive ist keinMensch gerecht <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Lage, GottesHerrlichkeit zu erreichen (Röm 3,23) –egal, welche charakterlichen Vorzügeer auch in seinem Leben vorweisenkonnte. Die Lehrregel von Dordrecht(1619) fasst zusammen:„So werden denn alle Menschen inSünden empfangen <strong>und</strong> als Kin<strong>der</strong>des Zorns geboren, untüchtig zu allemseligmachenden Guten, geneigt zumBösen, tot in Sünden <strong>und</strong> als Sklaven<strong>der</strong> Sünde. Sie wollen <strong>und</strong> könnenwe<strong>der</strong> zu Gott zurückkehren noch ihrever<strong>der</strong>bte Natur bessern o<strong>der</strong> sich zu<strong>der</strong>en Besserung bereit finden ohne <strong>die</strong>Gnade des wie<strong>der</strong>gebärenden HeiligenGeistes.“ 208Der Mensch bestreitet aber nicht nurseinen gefallenen Zustand. Er hat sichauch seiner Schuld entledigt <strong>und</strong> istdaran, den Schuldbegriff auszulöschen.Er kennt so „keine letztgültige Antithesezwischen gut <strong>und</strong> böse, also gibtes keine wirkliche moralische Schuld;dann aber ist es sinnlos, von Rechtfertigungals einer radikalen Verän<strong>der</strong>ungdes Verhältnisses zu Gott zu reden.“ 209Zusammenfassend fehlt es ihm an Gotteserkenntnis<strong>und</strong> folglich an rechterSelbsterkenntnis. Der Mensch zieht <strong>die</strong>Finsternis dem Licht vor (Joh 3,19f) <strong>und</strong>meint sich damit dem RechtsanspruchGottes entziehen zu können. Das göttlicheLicht ist jedoch nötig, weil „denMenschen erst dann <strong>die</strong> Erkenntnisseiner Niedrigkeit recht ergreift, wenner sich an Gottes Majestät gemessenhat.“ 210Calvin drückt es meisterlich aus:„Wenn <strong>der</strong> Mensch bloß seiner natürlichenErkenntnis folgt, so kommt nichtsGewisses, nichts Festes, nichts Deutlichesdabei heraus, son<strong>der</strong>n er ist in verworrenenBegriffen befangen, so dasser einen unbekannten Gott anbetet.“ 211Und: „Nur darin sind wir ungleichuntereinan<strong>der</strong>, dass je<strong>der</strong> sich für seineeigene Person seinen eigenen Irrtumerschafft. Aber darin sind wir alle miteinan<strong>der</strong>völlig gleich, dass wir alle vondem einen wahren Gott abgefallensind <strong>und</strong> uns w<strong>und</strong>erlichen Kin<strong>der</strong>eienzugewendet haben!“ 2123.2.7 Die Frage nach<strong>der</strong> VerantwortungZunächst gilt: Der Mensch ist niefrei, da er Geschöpf ist <strong>und</strong> damitabhängig. Paulus beschreibt den gefallenenMenschen mit dem Bild des Sklaven.Erst <strong>die</strong> Befreiung durch das WerkGottes macht den Menschen fähig,sich als „Werkzeug“ (so das Bild vonPaulus) Gott zur Verfügung zu stellen(Röm 6).Nach <strong>Frankl</strong> ist das Problem desMenschen letztlich eine Frage des Willens<strong>und</strong> nicht <strong>der</strong> Erkenntnis. „Ichkann doch nicht glauben wollen.“ 213<strong>Frankl</strong> bringt damit eine Gr<strong>und</strong>wahr-Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 27


Hanniel Strebelheit zum Ausdruck: Der Mensch hatkeinen freien Willen in Bezug zu seinemSchöpfer. Das Westminster Bekenntnisfasst bezüglich des menschlichen Willenszusammen: 214„Artikel 9.2 Der Wille im Stand <strong>der</strong>Unschuld: Der Mensch besaß im Standseiner Unschuld Freiheit <strong>und</strong> Macht,das zu wollen <strong>und</strong> zu tun, was gut<strong>und</strong> Gott wohlgefällig war (Pred 7,29;1Mose 1,26), war jedoch in <strong>der</strong> Weiseverän<strong>der</strong>lich, dass er davon abfallenkonnte (1Mose 2,16–17; 1Mose 3,6).“Artikel 9.3 Der Wille im Stand <strong>der</strong>Schuld: Der Mensch hat durch seinenFall in den Stand <strong>der</strong> Sünde alleFähigkeit des Willens zu irgend etwasgeistlich Gutem, das mit dem Heilzusammenhängt (Röm 5,6; Röm 87;Joh 15,5), völlig verloren, so dass er alsnatürlicher Mensch, weil er von <strong>die</strong>semGuten ganz <strong>und</strong> gar abgewandt (Röm3,10+12) <strong>und</strong> in Sünden tot ist (Eph2,1+5; Kol 2,13), nicht in <strong>der</strong> Lage ist,sich durch seine eigene Kraft zu bekehreno<strong>der</strong> sich darauf vorzubereiten (Joh6,64–65; 1Kor 2,14; Tit 3,3–5).Artikel 9.4. Die Befreiung des Willens:Wenn Gott einen Sün<strong>der</strong> bekehrt <strong>und</strong>ihn in den Stand <strong>der</strong> Gnade versetzt,befreit er ihn von seiner natürlichenKnechtschaft unter <strong>der</strong> Sünde (Kol1,13; Joh 8,34+36) <strong>und</strong> befähigt ihnallein durch seine Gnade, das frei zuwollen <strong>und</strong> zu tun, was geistlich gutist (Phil 2,1; Röm 6,18+22), jedoch so,dass er aufgr<strong>und</strong> seiner noch verbliebenenVerdorbenheit nicht in vollkommenerWeise das tut <strong>und</strong> nicht alleindas will, was gut ist, son<strong>der</strong>n auchdas will, was böse ist (Gal 5,17; Röm7,15+18+19+21+23).“Der Mensch ist als Sün<strong>der</strong> geistlichtot <strong>und</strong> unfähig das Heil zu wählen.Gleichzeitig betont <strong>die</strong> Bibel <strong>die</strong> Verantwortlichkeitdes Menschen an zahlreichenStellen (z. B. 5Mose 30,15; Lk7,30; Joh 5,40; Mt 23,37; Gal 6,7). 215<strong>Frankl</strong> sieht den potenziellen Missbrauch<strong>die</strong>ser Freiheit, <strong>die</strong> in Willkürauszuarten droht, wenn sie nicht „inVerantwortlichkeit gelebt wird“. 216 Hiergilt wie<strong>der</strong>um, was ich schon vorherausgeführt habe: Die Verantwortlichkeitgilt nicht gegenüber sich selbst,son<strong>der</strong>n gegenüber dem Schöpfer. DieSichtweise, dass wir unser ganzes Lebenin <strong>der</strong> Gegenwart Gottes leben, ist <strong>die</strong>zentrale Idee des christlichen Lebens.„In <strong>der</strong> Gegenwart Gottes zu lebenheißt zu verstehen, dass was <strong>und</strong> wo wirimmer etwas tun, wir unter dem Blickvon Gott handeln.“ 217 Es gilt keine relative,auf das Subjekt bezogene Ethik,son<strong>der</strong>n <strong>die</strong> absolute des ewigen GesetzesGottes.3.3 Fazit<strong>Frankl</strong> for<strong>der</strong>t den christlichen Seelsorgerheraus, das Wort Gottes auf<strong>die</strong> gr<strong>und</strong>legenden Bedürfnisse einerKultur anzuwenden. 218 Dieses bietetLösungen zur gesamten Bandbreite <strong>der</strong>menschlichen Bedürftigkeit <strong>und</strong> ehrlicheAntworten auf ehrliche Fragen an –gerade auf <strong>der</strong> Frage nach dem Sinn desLebens. Darum nochmals zum Hauptzieldes Lebens:28MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>„Pfarrer: Welches ist das eigentlicheZiel des menschlichen Lebens? – Schüler:Die Erkenntnis Gottes. – Pfarrer:Warum nennst du sie? – Schüler:Weil er uns geschaffen <strong>und</strong> in <strong>die</strong> Weltgestellt hat, um in uns verherrlicht zuwerden. Und das ist Gr<strong>und</strong> genug, dasswir unser Leben als im Dienst an seinerEhre bestehend betrachten, wo es dochin ihm seinen Ursprung hat.“ 219Einen scheinbar glücklichen Ratsuchendenaus dem Gespräch zu entlassenist kein Indiz dafür, dass <strong>die</strong> GnadeGottes am Werk war. 220 Calvin schreibtin seinem Brief an Kardinal Sadolet:„Jedenfalls scheint es mir wenig <strong>und</strong>schlechte Theologie zu verraten, wennman den Menschen immer nur aufsich selbst zurückstößt (Hervorhebungvon mir) <strong>und</strong> ihm nicht einmalden Eifer um Gottes Ehre als den Leitgedankenfür <strong>die</strong> Gestaltung seinesLebens vor Augen stellt. Denn für Gott,<strong>und</strong> nicht für uns selbst sind wir inerster Linie da, wie ja nach den WortenPauli alle Dinge nicht nur von ihmausgehen <strong>und</strong> in ihm bestehen, son<strong>der</strong>nauch auf ihn als auf ihr Ziel bezogensind.“ 221Daher gilt für den Seelsorger ebensowie für den Ratsuchenden:„Der ist dein bester Diener, <strong>der</strong> nichtso sehr darauf denkt, von dir zu hören,was er selber will, als vielmehr das zuwollen, was er von dir hört.“ 222Aurelius Augustinus (354–430)bestätigt damit, dass eine kritischeReflexion seiner Selbst, coram Deo,also vor einem transzendenten <strong>und</strong>dreieinigen Gott, dem Menschen zueiner Würde <strong>und</strong> damit Sinnfindung in<strong>der</strong> Ebenbildlichkeit Gottes findet!Anmerkungen1<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen. Vor zwei Jahren hatte ich das Buch in<strong>die</strong> Ferien mitgenommen. Meine Frau „entwendete“es mir <strong>und</strong> gab es nicht eher zurück, bissie es gelesen hatte. Ihr Kommentar: „Das bisherinteressanteste Buch aus deiner Bibliothek.“Mein Vorgesetzter meinte, dass <strong>die</strong>ses Buch zurPflichtlektüre für <strong>die</strong> heranwachsende Generationerklärt werden sollte.2In den USA ist das Buch laut New York Times‚eines <strong>der</strong> 10 einflussreichsten Bücher’. <strong>Frankl</strong>,<strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosen Leben, in:<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 45.3Vgl. <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 21. Im Nachhinein nennt <strong>Frankl</strong> seineKZ-Erfahrung als „experimenta crucis“. Siehe<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinen Büchernsteht, S. 75.4Ebd. S. 33.5<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 52.6Ebd. S. 53.7Ebd. S. 54.8<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 17.9Ebd. S. 26–27.Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 29


Hanniel Strebel10<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.11<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 31.12Tournier, Paul, Zuhören können, S. 52.13Fromm, Erich, Psychotherapie <strong>und</strong> Religion,S. 10f.14Prediger 1,2 nach Schlachter 2000. In <strong>der</strong> Fußnotewird zum Begriff „Nichtigkeit“ vermerkt:„Das hebr. Wort kann auch ‚Hauch, Leere, Sinnlosigkeit’bedeuten.“15In jüngster Zeit sind Zweifel an <strong>der</strong> Echtheitseiner Erlebnisse laut geworden. Robert Schuller,dem amerikanischen Fernsehprediger, soll er ineinem Interview gegenüber gesagt haben, dass ernur drei, vier Tage im Konzentrationslager verbrachte<strong>und</strong> nachher in ein Lager nach Bayerngebracht wurde. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Viktor</strong>_<strong>Frankl</strong> (05.02.2009). Das Buchdes amerikanischen Historikers Pythell, <strong>der</strong> vomEnde des Mythos <strong>Frankl</strong>s spricht, rückt ihn garin <strong>die</strong> Nähe eines nationalsozialistischen Weggefährten.Ausgangspunkt <strong>die</strong>ser Arbeit ist <strong>die</strong>moralische Entrüstung über Lebensrettungsversuche,<strong>die</strong> <strong>Frankl</strong> an jüdischen Suizidantenversucht hatte <strong>und</strong> <strong>die</strong> experimentellen Charaktertrugen, wohlwissend um ihre Deportationnach einer Genesung. Zur eigenen Darstellung<strong>der</strong> Zeit siehe <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht inmeinen Büchern steht, S. 52–54. Auf <strong>der</strong> offiziellen<strong>Frankl</strong>-Homepage ist das Werk Pythellsnicht aufgeführt, wohl aber dessen Entgegnungdurch Alexan<strong>der</strong> Batthyány, Kurator des Privatarchivsvon <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> Herausgeber <strong>der</strong>Edition <strong>der</strong> Gesammelten Werke von <strong>Frankl</strong>.Eine kritische Rezension von Pythell sieht dessenArgumente auf zu schwachen Füßen (Missachtung<strong>der</strong> historischen Zusammenhänge,tendenziöse Quellenauswertung, Ablehnungeines Interviews mit <strong>Frankl</strong>). Quellen: http://www.viktorfrankl.org/d/buecher_von_vf.html(05.02.2009), http://www.amazon.de/<strong>Viktor</strong>-<strong>Frankl</strong>-Ende-eines-Mythos/dp/3706519119/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1233915213&sr=8-1 (05.02.2009).16<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 120.17Vgl. URL: http://www.viktorfrankl.org/d/chronik.html (06.02.2009). Auch <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong>E., Was nicht in meinen Büchern steht, S. 83f.18<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 15.19Ebd. S. 19.20Ebd. S. 24.21Ebd. S. 26.22Ebd. S. 32.23Ebd. S. 34–35. „Auch <strong>der</strong> Humor ist eineWaffe <strong>der</strong> Seele im Kampf um ihre Selbsterhaltung.“Ebd. S. 74.24Ebd. S. 36.25Ebd. S. 41.26Ebd.27Ebd. S. 51–52.28Ebd. S. 52.29Ebd. S. 61.30Ebd. S. 65.31Ebd. S. 70.32Ebd. S. 83–84.33Ebd. S. 103.34Ebd.35Ebd. S. 108.36Ebd.37Ebd. S. 109.38Ebd. S. 117–118.39Ebd. S. 125.40Ebd. S. 127.41Ebd. S. 133. „In mancherlei Hinsicht macht<strong>der</strong> Tod das Leben überhaupt erst sinnvoll.“<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinen Büchernsteht, S. 9.42<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 134.43Ebd. S. 137+139.44Vgl. URL: http://www.viktorfrankl.org/d/chronik.html (05.02.2009).45<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinenBüchern steht, S. 29.46Vgl. ebd. S. 30.30MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>47Ebd. S. 43.48Ebd. S. 44.49Vgl. ebd. S. 61f.50Ebd. S. 58.51Ebd. S. 23.52<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S. 8.53Ebd.54<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Zehn Thesen über <strong>die</strong>Person, <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge,S. 330.55Ebd.56Ebd. S. 331.57Ebd. S. 332.58<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.10.59Ebd. S. 12.60Ebd.61Ebd. S. 13. Da schimmerten klar seine geistigenAnleihen bei den existenzialistischen PhilosophenJaspers <strong>und</strong> Heidegger durch, <strong>die</strong> er auchimmer wie<strong>der</strong> erwähnt. Siehe z. B. ebd. S. 16.62Ebd. S. 16.63Ebd. S. 19. Hier wäre <strong>der</strong> Vergleich zur Anthropologiedes nie<strong>der</strong>ländischen PhilosophenHerman Dooyeweerd von großem Interesse.Eine gute Einführung in <strong>die</strong> Anthropologiegeben 32 Thesen aus seinem berühmten Werk„Wijsbegeerte <strong>der</strong> Wetsidee“. Herman Dooyeweerd.The Theory of Man in the Philosophy ofthe Law Idea. URL: http://www.members.shaw.ca/aevum/32Propositions.html (04.02.2009).64<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.20.65Ebd. S. 21–22.66S. 30.67Ebd. S. 37.68Ebd. S. 36.69Ebd. S. 23–24.70Ebd. S. 24.71Ebd. S. 25.72Zwei wesentliche Interventionen sind <strong>die</strong> sogenannteParadoxe Intention <strong>und</strong> <strong>die</strong> Derflexion.Die Beschreibung würde den Rahmen <strong>der</strong> Arbeitsprengen. Eine gute, kurze Beschreibung mitvielen Beispielen findet sich in <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E.,Das Leiden am sinnlosen Leben, S. 54–69.73<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.40.74Ebd. S. 41.75Ebd. S. 42.76Ebd. S. 43.77Ebd. S. 44.78Ebd. S. 45.79Ebd. S. 46.80Ebd. S. 47.81Ebd. S. 51.82Ebd. S. 53.83Ebd. S. 55. <strong>Frankl</strong> sagt von sich, dass er mitden Grenzfragen Psychotherapie/Religion seinganzes Leben gerungen habe. <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E.,Was nicht in meinen Büchern steht, S. 40.84Ebd. S. 56.85Ebd. S. 61. Ähnlich sieht es auch Fromm: „DerPsychoanalytiker ist in <strong>der</strong> Lage, <strong>die</strong> menschlicheWirklichkeit sowohl hinter <strong>der</strong> Religion alshinter den nichtreligiösen Symbolsystemen zuuntersuchen.“ Fromm, Erich, Psychotherapie<strong>und</strong> Religion, S. 17.86Ebd. S. 60.87Ebd. S. 62.88<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 29.89Ebd. S. 64.90Ebd. S. 65.91Ebd. Sein Geständnis: „Ich bin nicht einmalChrist, geschweige denn Katholik.92Ebd. S. 66.93<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 11.94<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 46.95<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 13.96Ebd. S. 11–18.97<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 18.Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 31


Hanniel Strebel98<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.99<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 33.100<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.101Ebd.102<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 28–32.103<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinenBüchern steht, S. 36.104<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 64.105<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 94.106<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.107Vgl. <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 80–84.108Ebd. S. 86.109Ebd. S. 88.110Vgl. <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong>Frage nach dem Sinn, S. 86–91.111<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong>. Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 23.112Vgl. ebd. S. 23–26.113<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 92.114Ebd. S. 80. Auf gleiche Weise ist für <strong>Frankl</strong><strong>der</strong> Wille zur Macht <strong>die</strong> Folge einer existenziellenFrustration: „Denken wir bloß an <strong>die</strong> Krankheit<strong>der</strong> Manager, <strong>die</strong> sich aus Arbeitswut herausin <strong>die</strong> Betriebsamkeit hineinstürzen, wobei <strong>der</strong>Wille zur Macht – um nicht zu sagen seine primitivste<strong>und</strong> banalste Ausprägung: <strong>der</strong> ‚Willezum Geld’ – den Willen zum Sinn verdrängt!“Ebd. S. 76f.115<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 15.116Ebd. S. 30. Angesichts <strong>die</strong>ser Gestalterrolleerblickt <strong>Frankl</strong> sogar im Tod, <strong>der</strong> uns etwas fortnimmt,etwas Gutes <strong>und</strong> nicht etwas Furchtbares.Ebd. S. 33.117Ebd. S. 52.118Ebd. S. 78.119Siehe beson<strong>der</strong>s: <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leidenam sinnlosen Leben, S. 11–19.120Ebd. S. 19.121Ebd. S. 77.122Ebd. S. 76f.123Ebd. S. 23–26.124Ebd. S. 25.125<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 86.126Graf, Helmut, Die kollektiven Neurosen imManagement.127<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge, S. 28.128Ebd.129Ebd. S. 32.130Ebd. S. 28.131Ebd. S. 30–31.132<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.133<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge, S. 34.134Ebd. S. 35.135Ebd. S. 43.136<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong>seine Frustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft.137<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge, S.38+42.138Ebd. S. 339.139Ebd. S. 157.140<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 52.141Ebd. S. 53.142Ebd. S. 54.143Welch ein Kontrast zu Peter Singer, <strong>der</strong> inseinem Werk „Praktische Ethik“ folgendes Prinzipaufstellt: Das Leben eines Fötus könne nachdemselben Maßstab bewertet werden wie dasLeben von Wesen, <strong>die</strong> ähnliche Eigenschaftenhaben, aber nicht zu unserer Spezies gehörten.„Ich schlage daher vor, dem Leben eines Fötuskeinen größeren Wert zuzubilligen als dem32MBS Te x t e 147


<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>Leben eines nichtmenschlichen Lebewesensauf einer ähnlichen Stufe <strong>der</strong> Rationalität, desSelbstbewusstseins, <strong>der</strong> Wahrnehmungsfähigkeit,<strong>der</strong> Sensibilität etc.“ Singer, Peter, PraktischeEthik, S. 162. „Unser heutiger absoluter Schutzdes Lebens von Säuglingen ist Ausdruck einerbestimmten jüdisch-christlichen Haltung <strong>und</strong>nicht etwa ein universaler Wert.“ Ebd. S. 172.„In <strong>die</strong>sem Zusammenhang sollten wir Gefühlebeiseite lassen, <strong>der</strong>en Gr<strong>und</strong>lage <strong>die</strong> kleine, hilflose<strong>und</strong> – zuweilen – niedliche Erscheinungmenschlicher Säuglinge ist.“ Ebd. S. 170. Erüberträgt das Prinzip auch auf Neugeborene:„Ein Neugeborenes ist nicht imstande, sich selbstals ein Wesen zu sehen, das eine Zukunft habenkann o<strong>der</strong> nicht, <strong>und</strong> daher hat es auch keinenWunsch weiterzuleben.“ Ebd. S. 170f. Gleichermaßensieht er <strong>die</strong>s bei missgebildeten Säuglingen– vorausgesetzt, <strong>die</strong> Eltern wollen nicht, dassdas behin<strong>der</strong>te Kind lebt. Vgl. ebd. S. 179f.144<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge, S. 332.145Ebd.146<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 112.147Ebd. S. 114f.148Ebd. S. 117. So schreibt er auch: “Ich respektiereden Entschluss eines Menschen, sich dasLeben zu nehmen. Ich wünsche aber, dass auchmein Prinzip respektiert werde, das lautet: zuretten, solange ich kann.“ <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Wasnicht in meinen Büchern steht, S. 58.149Francis Schaeffer zeigt das sehr schön inseinem Vortrag „A Christian Manifesto“ auf.Siehe http://www.peopleforlife.org/francis.html(03.01.2009).150Schirrmacher, Thomas, Ethik, Bd. 5, S. 198.151Vgl. ebd. S. 201.152Ebd. S. 202f.153Ebd. S. 206.154<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.64.155Der Mensch auf <strong>der</strong> Suche nach Sinn ist für<strong>Frankl</strong> „zumindest eine Interpretation des Menschen.“<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong>Frage nach dem Sinn, S. 100.156Vgl. <strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 28+30.157Der kürzere Westminster Katechismus von1647.158Brunner, Emil, Gott <strong>und</strong> sein Rebell, S. 14.159Calvin, Jean, Institutio, I,4,3.160Ebd. I,1,1.161<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 96.162Ebd. S. 33.163Edward Welch, zitiert in: Beat Tanner. InnereHeilung.164Packer, James I., Gott erkennen, S. 81.165<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 47. Hier ist <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong>existenzialistischen Philosophen unverkennbar,<strong>die</strong> in den Grenzsituationen des Lebens denHöhepunkt des Menschseins erblicken.166<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 82.167<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 89.168Dies meine ich mit <strong>der</strong> Einschränkung, dass<strong>der</strong> Seelsorger nicht immer gleich Begründungenzur Hand haben muss. Denn es gilt <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>satz:Wir haben kein Anrecht darauf, alles zu verstehen,was uns wi<strong>der</strong>fährt.169Ebd. S. 88.170Ebd. S. 24.171Welch, Edward T., Befreit leben, S. 75.172Ebd. S. 83.173Vgl. ebd. S. 127.174Vgl. Coenen, Lothar (Hg.), TheologischesBegriffslexikon zum Neuen Testament, Band 2,S. 722–726.175Oliphint, K. Scott, Ferguson, Sinclair B., If IShould Die Before I Wake, S. 46.176Piper, John, Sehnsucht nach Gott, S. 95. DieRealität sieht aber oft an<strong>der</strong>s aus: „Die Ironieunseres Zustandes als Menschen besteht darin,dass Gott uns in Blickweite <strong>der</strong> Himalajas SeinerHerrlichkeit in Jesus Christus gestellt hat, aberwir uns entschlossen haben, <strong>die</strong> Jalousien unseresChalets herunterzulassen, <strong>und</strong> uns Dias voneinem kleinen Wintersportort ansehen – sogar in<strong>der</strong> Gemeinde.“ Ebd. S. 108.Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 33


Hanniel Strebel177Ebd. S. 69.178<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.67.179<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben, S. 106.180Schmidtbauer Wolfgang, Das Helfersyndrom.181<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinenBüchern steht, S. 104.182Tripp, Paul Ted, Werkzeuge in Gottes Hand,S. 75.183Ebd. S. 81.184Ebd. S. 80.185Ebd. S. 82.186Ryle, J. C., Sei heilig, S. 65.187Vgl. ebd. S. 70.188Die Darstellung <strong>der</strong> allgemeinen Offenbarungfolgt den Ausführungen von Johnson, ThomasK., Glaube <strong>und</strong> Kultur.189<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.37.190Ebd. S. 47.191<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 148. Dabei versteht <strong>Frankl</strong> – in Übereinstimmungmit <strong>der</strong> Bibel – Gott als Person <strong>und</strong>als Urbild aller Vaterschaft (vgl. Eph 3,15).192Kubsch, Ron, Friedrich Schleiermacher, Dieerfahrungstheoretische Begründung des Glaubens.193Schleiermacher, Friedrich, Der christlicheGlaube, Bd. 1, S. 16.194Ebd. S. 90.195Welch, Edward T., Befreit leben, S. 72.196Sproul, R. C., Die Heiligkeit Gottes, S. 116.197<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott. A.a. O. S. 65.198Ebd. S. 66.199Schaeffer, Francis, Gott ist keine Illusion, S.61.200Feuerbach, Ludwig. Das Wesen <strong>der</strong> Religion.II,28.201Vitz, Paul, Der Kult ums eigene Ich.202Ebd. S. 172.203Ebd. S. 179.204Die Offenbarung ist ja als Trostbuch geschrieben.Man vergleiche etwa den Lobgesang in Offb1,4–8 mit <strong>der</strong> aktuellen Situation von Johannes(Offb 1,9).205<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Lebensagen, S. 138f.206Johnson, Thomas K., Glaube <strong>und</strong> Kultur.207Sproul, R. C., Die Heiligkeit Gottes, S. 146.208Die Lehrregel zu Dordrecht, Drittes <strong>und</strong> ViertesLehrstück, Von <strong>der</strong> Ver<strong>der</strong>bnis des Menschen,seiner Bekehrung zu Gott <strong>und</strong> <strong>der</strong> Art <strong>und</strong> Weise<strong>der</strong>selben. Artikel 3.209Schaeffer, Francis, Gott ist keine Illusion, S.114.210Calvin, Jean, Institutio, I,1,3.211Ebd. I,5,12.212Ebd. I,5,11.213<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, S.125.214Schirrmacher, Thomas (Hg), Der evangelischeGlaube kompakt, S. 87–89.215Siehe Schirrmacher, Thomas, Ethik, Bd. 1, S.100 – 123.216<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, S. 114.217Sproul, R. C., What Does “coram Deo”Mean?218Vgl. Johnson, Thomas K., Christus <strong>und</strong> <strong>die</strong>Kultur.219Calvin, Jean, Zweiter Genfer Katechismus von1545.220Tanner, Beat. Innere Heilung.221Calvin, Jean, Antwort an Kardinal Sadolet.222Augustinus, Aurelius, Bekenntnisse, S. 275.34MBS Te x t e 147


Bibliografie<strong>Viktor</strong> E. <strong>Frankl</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Zentralität <strong>der</strong> <strong>Sinnfrage</strong>BücherAugustinus, Aurelius, Bekenntnisse, DTV:München 1997.Böhl, Eduard, Dogmatik, RVB/VTR: Hamburg/Nürnberg2004.Brunner, Emil, Gott <strong>und</strong> sein Rebell, Rowohlt:Hamburg 1958.Coenen, Lothar (Hg.), Theologisches Begriffslexikonzum Neuen Testament, Band 2, TheologischerVerlag Rolf Brockhaus: Wuppertal1967.<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Ärztliche Seelsorge, DTV:München 2007.<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Das Leiden am sinnlosenLeben. Her<strong>der</strong> Verlag: Freiburg im Breisgau2008 19 .<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Mensch vor <strong>der</strong> Fragenach dem Sinn, Piper Verlag GmbH: München,2008 21 .<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der unbewusste Gott, DTV:München 2006 8 .<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Trotzdem Ja zum Leben sagen.DTV: München 2004 24 .<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Was nicht in meinen Büchernsteht. Beltz: 2002 5 .Fromm, Erich, Psychoanalyse <strong>und</strong> Religion,Diana Verlag: Zürich 1966.Graf, Helmut, Die kollektiven Neurosen imManagement, Linde: Wien 2007.Johnson, Thomas K., Christus <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kultur,MBS Texte 100, <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar: Bonn2008.Kubsch, Ron, Wieviel Psychotherapie verträgt<strong>die</strong> Seelsorge?, MBS Texte 1, <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong>Seminar: Bonn 2004.Kubsch, Ron (Hg.), Die Wie<strong>der</strong>entdeckungdes Glaubens in <strong>der</strong> Seelsorge, VKW: Bonn2003.Jung, Carl Gustav, Über Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> analytischenPsychologie, Fischer TaschenbuchVerlag: Hamburg 1975.Oliphint, K. Scott, Ferguson, Sinclair B., If IShould Die Before I Wake, Baker Pub Group:Grand Rapids 1995.Packer, James I., Gott erkennen, VLM: Bad Liebenzell2005 5 .Piper, John, Sehnsucht nach Gott, 3L Verlag:Friedberg 2005.Pytell, Timothy, <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>: Das Ende einesMythos?, LIT-Verlag: Hamburg 2005.Ryle, John Charles, Sei heilig, 3L Verlag: Friedberg2005.Schaeffer, Francis, Gott ist keine Illusion, R.Brockhaus Verlag: Wuppertal 1974.Schirrmacher, Thomas (Hg.), Der evangelischeGlaube kompakt, RVB/VKW: Hamburg/Bonn 2004.Schirrmacher, Thomas, Ethik, 6 Bde, VTR/RVB: Nürnberg/Hamburg 2002 3 .Schleiermacher, Friedrich, Der christlicheGlaube 1821–22, Stu<strong>die</strong>nausgabe, Bd. 1,Walter de Gruyter: Berlin 1984.Schmidtbauer, Wolfgang, Das Helfersyndrom,Rowohlt: Berlin 2007.Singer, Peter, Praktische Ethik, Reclam: Stuttgart1984.Sproul, R. C., Die Heiligkeit Gottes, HänsslerVerlag: Holzgerlingen 1996.Tanner, Beat, Innere Heilung, UnveröffentlichtesManuskript 2009.Tournier, Paul, Zuhören können, Her<strong>der</strong>: Freiburgim Breisgau 1986.Tripp, Paul Ted, Werkzeuge in Gottes Hand, 3LVerlag: Friedberg 2006.Vitz, Paul, Der Kult ums eigene Ich, BrunnenVerlag: Giessen/Basel 1998.Welch, Edward T., Befreit leben, 3L Verlag:Friedberg 2003.Th e o l o g i s c h e Ak z e n t e 35


Hanniel StrebelVorlesungen / InternetThomas K. Johnson. Glaube <strong>und</strong> Kultur. Vorlesungin Kloten vom 21.11.2008.<strong>Frankl</strong>, <strong>Viktor</strong> E., Der Wille zum Sinn <strong>und</strong> seineFrustration durch <strong>die</strong> mo<strong>der</strong>ne Industriegesellschaft,Live-Mitschnitt des Vortrags, Auditorium-Netzwerk:Müllheim/Baden, o. J.Calvin, Johannes, Antwort an Kardinal Sadolet,URL: www.glaubensstimme.de (05.08.2009).Calvin, Johannes, Institutio, URL : www.calvininstitutio.de(23.06.2008).Calvin, Johannes, Zweiter Genfer Katechismusvon 1545, URL: www.glaubensstimme.de(28.08.2009).Dooyeweerd, Herman, The Theory of Man in thePhilosophy of the Law Idea, URL: http://www.members.shaw.ca/aevum/32Propositions.html (04.02.2009).Dooyeweerd, Herman, Introduction to a TranscendentalCritisism of Philosophic Thought,URL: http://alpha.redeemer.ca/%7Etplant/rr/dooy-evq.htm (04.02.2009).Feuerbach, Ludwig, Das Wesen <strong>der</strong> Religion,URL: www.zeno.org (06.08.2009).Hilden, Guido, Rezension zu Timothy Pytell.<strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>: Das Ende eines Mythos?URL: http://www.amazon.de/<strong>Viktor</strong>-<strong>Frankl</strong>-Ende-eines-Mythos/dp/3706519119/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1233915213&sr=8-1 (05.02.2009).Kubsch, Ron, Friedrich Schleiermacher, Dieerfahrungstheoretische Begründung desGlaubens, URL: http://www.theoblog.de/wpcontent/uploads/2009/01/schleiermacher.pdf(31.07.2009).Lebensquellen.de, Der kürzere Westminster Katechismusvon 1647, URL: http://www.lebensquellen.de/wp-content/uploads/2007/01/Westminster%20kurz.pdf (05.05.2009).Reformatio.de, Die Lehrregel zu Dordrecht,URL: http://www.reformatio.de/bekenntnisse/dordrecht1.pdf(28.08.2009).Schaeffer, Francis, A Christian Manifesto, URL:http://www.peopleforlife.org/francis.html(03.01.2009).Sproul, R. C., What Does “coram Deo”Mean?, URL: http://www.ligonier.org/blog/2009/02/what-does-coram-deo-mean.html (12.08.2009).<strong>Viktor</strong>frankl.org, Biographie, Zeittafel, URL:http://www.viktorfrankl.org/d/chronik.html(06.02.2009).<strong>Viktor</strong>frankl.org, Bücher von <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>,URL: http://www.viktorfrankl.org/d/buecher_von_vf.html(05.02.2009).Wikipedia.de, <strong>Viktor</strong> <strong>Frankl</strong>, URL: http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>Viktor</strong>_<strong>Frankl</strong>(05.02.2009).Über den AutorÜber den AutorHanniel Strebel, 1975, verheiratet, Vater von vier Söhnen,wohnhaft in Zürich. Betriebsökonom FH, arbeitet seit 10 Jahrenals Erwachsenenbil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Berater in einer Schweizer Bank.Seit 2007 MTh-Studium am <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar.36MBS Te x t e 147


<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> SeminarBerlin • Bonn • Chemnitz • Hamburg • PforzheimAnkara • Innsbruck • Prag • Zlin • ZürichStu<strong>die</strong>nzentrum Berlin<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Breite Straße 39B, 13187 BerlinE-Mail: berlin@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Bonn<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Friedrichstr. 38, 53111 BonnE-Mail: bonn@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Chemnitz:<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Mittelbacher Str. 6, 09224 ChemnitzE-Mail: chemnitz@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Hamburg<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, c/o ARCHE,Doerriesweg 7, 22525 HamburgE-Mail: hamburg@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Pforzheim<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar, Bleichstraße 59, 75173 PforzheimE-Mail: pforzheim@bucer.deWebsite: www.bucer.deE-Mail: info@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentren im Ausland:Stu<strong>die</strong>nzentrum Ankara: ankara@bucer.orgStu<strong>die</strong>nzentrum Innsbruck: innsbruck@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Prag: prag@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Zlin: zlin@bucer.deStu<strong>die</strong>nzentrum Zürich: zuerich@bucer.deDas <strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar ist selbst keine Hochschule <strong>und</strong>verleiht keine Titel, son<strong>der</strong>n bestätigt nur <strong>die</strong> Teilnahme anKursen auf einem Abschlussdokument. Die Kurse werdenvom Whitefield Theological Seminary (Florida/USA) <strong>und</strong>an<strong>der</strong>en ausländischen Hochschulen für Abschlüsse, <strong>die</strong> sieunabhängig von uns <strong>und</strong> rechtlich eigenverantwortlich vergeben,angerechnet. Der Stoff wird durch Samstagsseminare,Abendkurse, Forschungsarbeiten <strong>und</strong> Selbststudium sowiePraktika erarbeitet. Leistungen an<strong>der</strong>er Ausbildungsstättenkönnen in vielen Fällen anerkannt werden.Die Arbeit des Seminars wird wesentlich durch Spendenfinanziert. Durch eine Spende an den Trägerverein „<strong>Martin</strong><strong>Bucer</strong> Seminar“ e.V. können Sie <strong>die</strong> Arbeit unterstützen:SpendenkontoMBS e.V., Kto.-Nr. 3 690 334, BLZ 520 604 10EKK (Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel eG)Internationale BankverbindungIBAN DE52 3701 0050 0244 3705 07BIC PBNKDEFFMBS-Te x t eMARTIN BUCER SEMINAR EPH 4:12Herausgeber:Thomas Schirrmacher,Prof. Dr. phil., Dr. theol., DD.Schriftleitung:Ron KubschWeitereRedaktionsmitglie<strong>der</strong>:Thomas Kinker, Titus VogtKontakt:mbsmaterialien@bucer.dewww.bucer.deTräger:„<strong>Martin</strong> <strong>Bucer</strong> Seminar“ e.V.1. Vors. Dipl. Ing.,Dipl. Ing. (EU)Klaus SchirrmacherBleichstraße 5975173 PforzheimDeutschlandTel. +49 (0) 72 31 - 28 47 39Fax: - 28 47 38Eingetragen beim AmtsgerichtPforzheim unter <strong>der</strong> Nr. VR1495Theologische AkzenteEs erscheinen außerdemfolgende Reihen:Reformiertes ForumPro M<strong>und</strong>isGeistliche ImpulseHope for EuropeErgänzungen zur EthikPhilosophische AnstößeVorarbeiten zur Dogmatik

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