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55 Frau Kuschinski ordnete deshalb an, dass sie dann auf ihrem ...

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<strong>Frau</strong> <strong>Kuschinski</strong> <strong>ordnete</strong> <strong>deshalb</strong> <strong>an</strong>, <strong>dass</strong> <strong>sie</strong> d<strong>an</strong>n<br />

<strong>auf</strong> <strong>ihrem</strong> Zimmer bleiben müsse, um die <strong>an</strong>deren<br />

Heimbewohner nicht zu irritieren. Mattes hatte es<br />

einmal miterlebt, als sich Laura aus ihren Klamotten<br />

schälte.<br />

- „Hat noch eine g<strong>an</strong>z passable Figur, die Verrückte“,<br />

dachte er und konnte nicht wegsehen.<br />

Dieses Mal sollte Mattes <strong>sie</strong> <strong>auf</strong> ihr Zimmer begleiten.<br />

Dort <strong>an</strong>gekommen, schloss er die Zimmertüre<br />

vorsichtig hinter ihnen ab. Wieder riss Laura sich<br />

die Bluse vom Körper, und er konnte ihre noch<br />

festen, kleinen Brüste sehen.<br />

„ Na komm, du willst es doch auch“, sage er leise<br />

zu ihr und kam l<strong>an</strong>gsam <strong>auf</strong> <strong>sie</strong> zu. Laura starrte ihn<br />

aus leeren Augen <strong>an</strong> und wusste nicht, was er<br />

meinte. Aber <strong>sie</strong> mochte seine <strong>auf</strong>dringlichen Umarmungen<br />

nicht und trat um sich, schlug mit ihren<br />

Fäusten <strong>auf</strong> ihn ein.<br />

„Jetzt reicht es mir aber“, fuhr Mattes <strong>sie</strong> <strong>an</strong> und<br />

zog eine Spritze aus der Tasche seines weißen<br />

Kittels, den er immer bei der Arbeit trug. Ein<br />

gekonnter Griff, und der Spritzeninhalt verteilte<br />

sich in ihrer Vene. Nach kurzer Zeit verkrampften<br />

sich ihre Muskeln, und hilflos musste <strong>sie</strong> ertragen,<br />

was Mattes mit ihr <strong>an</strong>stellte. Später injizierte er ihr<br />

ein Gegenmittel, das die Muskelverkrampfungen<br />

wieder löste. Wie die Medikamente wirkten, hatte<br />

er oft genug gesehen, wenn sein Vater, der Arzt<br />

gewesen war, seine Mutter damit gefügig machte.<br />

„Du hältst die Klappe, verst<strong>an</strong>den!“, drohte er<br />

Laura und unterstrich das Gesagte mit einer Faustbewegung.<br />

Laura nickte eingeschüchtert.<br />

<strong>55</strong>


Als Krol nach einer überst<strong>an</strong>denen Grippe wieder<br />

zur Arbeit kam, wurde er <strong>auf</strong>geregt von Maria<br />

empf<strong>an</strong>gen.<br />

- „Gut, <strong>dass</strong> du wieder da bist. Hier geht alles<br />

drunter und drüber. Gestern ist Lisa gestorben, weil<br />

Mattes nicht rechtzeitig den Kr<strong>an</strong>kenwagen gerufen<br />

hat. Edith hat ihn mit der <strong>Kuschinski</strong> in der Besenkammer<br />

erwischt, als <strong>sie</strong> Hilfe suchte, weil niem<strong>an</strong>d<br />

<strong>auf</strong> den Alarm reagierte. Und Laura hat mir <strong>an</strong>vertraut,<br />

<strong>dass</strong> Mattes <strong>sie</strong> betäubt, um mit ihr zu schlafen.<br />

Stell dir das mal vor! Uns glaubt hier niem<strong>an</strong>d.<br />

Mach, <strong>dass</strong> das endlich <strong>auf</strong>hört! Wir können nicht<br />

mehr!“<br />

Krol konnte kaum glauben, was er da hörte. Maria<br />

und Edith waren zeitweise auch sehr verwirrt<br />

und gaben m<strong>an</strong>chmal merkwürdige Äußerungen<br />

von sich oder verhielten sich seltsam. Bevor er <strong>an</strong><br />

Grippe erkr<strong>an</strong>kt war, hatte er noch miterlebt, wie<br />

Maria, Edith und Lisa den gesamten Tisch mit dem<br />

Essen aus dem Fenster geschmissen hatten, weil<br />

ihnen das Essen nicht schmeckte. Oder <strong>sie</strong> tauschten<br />

ihre Gebisse unterein<strong>an</strong>der, einfach so zum<br />

Spaß, und lachten darüber, weil <strong>sie</strong> es lustig f<strong>an</strong>den.<br />

- „Warum trägst du denn sechs Röcke überein<strong>an</strong>der?“,<br />

hatte er Maria einmal gefragt. Mit einem<br />

verschmitzten Lächeln <strong>an</strong>twortete <strong>sie</strong> ihm:<br />

- „Damit ich immer einen Rock in Reserve habe<br />

und ihn Laura geben k<strong>an</strong>n, wenn die sich wieder<br />

auszieht.“<br />

Diese wechselhafte Veränderung ihres Geisteszust<strong>an</strong>des<br />

war nicht leicht für ihn zu akzeptieren. Ihre<br />

gemeinsamen Gespräche fehlten ihm sehr, und er<br />

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dachte wehmütig <strong>an</strong> die Zeit, als er <strong>sie</strong> kennen<br />

gelernt hatte. Er wusste, <strong>dass</strong> <strong>sie</strong> nichts dafür konnte,<br />

und er mochte <strong>sie</strong> trotzdem. In diesem Augenblick,<br />

als <strong>sie</strong> ihm von den Zuständen im Heim<br />

berichtete, hatte er jedoch den Eindruck, <strong>dass</strong><br />

Marias Geist g<strong>an</strong>z klar war, und er entschied sich,<br />

ihr zu glauben und nachzuforschen.<br />

- „Mmattes ist ein Schwwein!“, empörte sich Maria,<br />

deren Worte jetzt schon nicht mehr so flüssig<br />

über ihre Lippen wollten. Nun weinte und<br />

schluchzte <strong>sie</strong> heftig. Krol nickte bestätigend und<br />

legte tröstend einen Arm um ihre Schultern. D<strong>an</strong>n<br />

holte er mit der <strong>an</strong>deren H<strong>an</strong>d ein sauberes Taschentuch<br />

aus seiner Jackentasche und wischte<br />

damit ihre Tränen ab.<br />

- „Ich werde etwas dagegen unternehmen! Das<br />

verspreche ich dir!“, sagte Krol mit entschlossener<br />

Miene.<br />

„Was hatte seine Großmutter immer gesagt? Ungewöhnliche<br />

Probleme erfordern ungewöhnliche<br />

Lösungen.“ Darüber dachte er eine Weile sehr<br />

intensiv nach.<br />

- „W<strong>an</strong>n haben Sie Herrn Matthias Beuren hier das<br />

letzte Mal gesehen?“, fragte Kommissar Zilles <strong>Frau</strong><br />

<strong>Kuschinski</strong>.<br />

- „Vor gut zwei Wochen, am 4. Dezember, da<br />

habe ich ihm noch die Post mitgegeben, damit er<br />

<strong>sie</strong> in den Briefkasten wirft. D<strong>an</strong>ach habe ich ihn<br />

nicht mehr gesehen. Zuhause können wir ihn auch<br />

nicht erreichen.<br />

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Hoffentlich ist ihm nichts zugestoßen“, <strong>an</strong>twortete<br />

<strong>sie</strong> mit sorgenvollem Blick.<br />

- „Vielleicht ist es aber auch einfach nur abgehauen,<br />

das Bürschchen“, warf Zilles Assistent Ratke<br />

ein.<br />

„Die Befragung der Heimbewohner war leider<br />

auch ergebnislos“, fügte er noch schnell hinzu und<br />

hob d<strong>an</strong>n schnuppernd seine Nase in die Luft.<br />

„Hm, riecht lecker hier!“, stellte er fest.<br />

- „Ja, wir hatten Glück. Der Onkel unseres Pflegers<br />

Krol, der eine Metzgerei in der Nähe betreibt,<br />

hat uns einen saftigen Braten spendiert“, informierte<br />

ihn <strong>Frau</strong> <strong>Kuschinski</strong>.<br />

„Wir wollten gerade zu Mittag essen. Wenn Sie<br />

auch Hunger haben, sind Sie herzlich eingeladen.“<br />

- „Diese Einladung nehmen wir gerne <strong>an</strong>, nicht<br />

wahr, Ratke?“ Dabei drehte sich Zilles zu seinem<br />

Assistenten hin, der erfreut nickte.<br />

„Zum Essen sind wir nämlich noch nicht gekommen,<br />

und wir haben noch zwei Fälle zu bearbeiten.<br />

Das würde sich heute gut treffen. Vielen<br />

D<strong>an</strong>k“, nahm Zilles die Einladung <strong>an</strong>.<br />

Im Speisesaal wurde gut <strong>auf</strong>getischt. Die Heimbewohner<br />

waren zunächst g<strong>an</strong>z unruhig vor Freude<br />

über das gute Essen, das <strong>sie</strong> nun erwarteten und<br />

das es hier leider sonst nur selten gab. Nachdem<br />

das Essen ausgeteilt war, trat Stille ein.<br />

- „Das scheint ja wohl allen gut zu schmecken, es<br />

ist mucksmäuschenstill hier, m<strong>an</strong> könnte eine<br />

Stecknadel fallen hören“, bemerkte Ratke verwundert.<br />

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- „Der Braten ist wirklich gut gelungen. So zart,<br />

den könnte sogar meine Oma ohne Zähne essen.<br />

„Kompliment <strong>an</strong> den Koch!“, lobte auch Zilles<br />

das Essen.<br />

- „Ja, mir schmeckt der Braten auch, ist toll gewürzt“,<br />

bestätigte <strong>Frau</strong> <strong>Kuschinski</strong> mit vollem<br />

Mund.<br />

Da hörte m<strong>an</strong> plötzlich den leisen Ges<strong>an</strong>g von<br />

Laura:<br />

- „Schweine sind zum Essen da,<br />

fallerie und fallera!“<br />

59


Alltägliche Abenteuer<br />

„Abenteuer“, 2009<br />

61


Haarspalterei<br />

- „Wie sehe ich denn aus?“, rief Anna <strong>auf</strong>geregt, als<br />

<strong>sie</strong> den heller gewordenen Haar<strong>an</strong>satz im Spiegel<br />

prüfend betrachtete. Es wurde wieder einmal Zeit,<br />

den Friseur <strong>auf</strong>zusuchen. Höchste Zeit! Vielleicht<br />

lag es <strong>an</strong> der Beleuchtung, oder ihre müden Augenlider<br />

hatten ihr gestern und die Tage zuvor das<br />

Sichtfeld begrenzt. Egal, wor<strong>an</strong> es gelegen hatte, <strong>sie</strong><br />

nahm es erst jetzt wahr. Auf jeden Fall war <strong>sie</strong> sich<br />

nun vollkommen bewusst, <strong>dass</strong> ihre Haare eine<br />

große Ähnlichkeit mit <strong>ihrem</strong> alten, grauen Mopp<br />

besaßen.<br />

„Und - natürlich wieder einmal <strong>auf</strong> den „letzten<br />

Drücker“. Anna überlegte:<br />

„Es ist schon Freitagnachmittag, und am Sonntag<br />

sind wir eingeladen, Karl und ich. So werde ich <strong>auf</strong><br />

keinen Fall dort hingehen. Ich k<strong>an</strong>n bestimmt froh<br />

sein, wenn ich überhaupt noch einen Friseurtermin<br />

bekomme.“<br />

Sie beschloss daher, unverzüglich ihren Friseur<br />

<strong>an</strong>zurufen, der es immer irgendwie möglich machte,<br />

<strong>dass</strong> <strong>sie</strong> auch kurzfristig noch einen Termin erhielt.<br />

Der Anrufbe<strong>an</strong>tworter teilte ihr jedoch mit, <strong>dass</strong><br />

der Salon wegen Wasserschadens einige Tage<br />

geschlossen blieb.<br />

„Na toll, gerade jetzt. Da muss ich wohl den neuen<br />

Friseur in unserem „Dörfchen“ ausprobieren.“<br />

Anne f<strong>an</strong>d die Telefonnummer im Telefonbuch, -<br />

wählte. Es war besetzt.<br />

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- „D<strong>an</strong>n l<strong>auf</strong> ich schnell so hin, damit ich noch<br />

einen Termin bekomme. Ist ja nicht weit“, entschied<br />

<strong>sie</strong>.<br />

Schnell die Jacke übergeworfen und eine Eink<strong>auf</strong>stasche<br />

<strong>an</strong> der H<strong>an</strong>d, damit <strong>sie</strong>, - <strong>Frau</strong>en denken<br />

ja praktisch -, <strong>an</strong>schließend noch einige dringende<br />

Einkäufe erledigen konnte - so eilte <strong>sie</strong> los.<br />

„Ich bin mal kurz zum Eink<strong>auf</strong>en“, rief <strong>sie</strong> im<br />

Hinausgehen <strong>ihrem</strong> M<strong>an</strong>n zu, der in seinem Arbeitszimmer<br />

saß und wieder einmal zur Einheit mit<br />

seinem Computer verschmolzen schien.<br />

Hoffnungsvoll betrat <strong>sie</strong> bald den Salon „Chic<br />

und Hip“, um noch einen kurzfristigen Termin für<br />

diesen oder den <strong>an</strong>deren Tag zu erhalten.<br />

- „Sie haben Glück, heute hat eine Kundin abgesagt,<br />

die plötzlich erkr<strong>an</strong>kt ist. Sie könnten sofort<br />

bedient werden, wenn Sie es wünschen. Sonst geht<br />

es erst wieder am Dienstag“, teilte ihr eine überaus<br />

freundliche, junge <strong>Frau</strong> mit gelockten, blonden<br />

Haaren mit, die dabei weiterhin prüfend das Terminbuch<br />

durchblätterte. Anna nahm den vorgeschlagenen<br />

Soforttermin natürlich <strong>an</strong>. Sie konnte<br />

ihr Glück kaum fassen.<br />

„Goldlöckchen“ sah aus, als sei <strong>sie</strong> einem Modejournal<br />

entstiegen. Sie war sehr ausdrucksvoll<br />

geschminkt, und ihre moderne Kleidung sah teuer<br />

aus.<br />

Ein junges, blasshäutiges Mädchen mit Hungerhaken-Tendenzen,<br />

vermutlich der Lehrling, half ihr<br />

wortlos aus der Lederjacke, nahm ihre noch schlaffen<br />

Eink<strong>auf</strong>staschen in Empf<strong>an</strong>g und hing beides<br />

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