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PDF-Datei - Les Editions Pilule Rouge

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Wohin du auch siehst, ist das Gesicht GottesWenn selbst ein so strahlender Optimist wie Goethe sich in dieser Weiseäußert, wie muss es dann erst um weniger erfolgreiche Menschen stehen?„Ich will gegen den Verlauf meines Lebens nichts sagen [schreibtGoethe 1824]. Aber im Grunde ist es nichts als Schmerz undLast gewesen, und ich kann versichern, dass ich während meinerganzen 75 Jahre nicht vier Wochen echten Wohlbefindens gehabthabe. Es ist das fortwährende Wälzen eines Felsens, der immerwieder neu aufgerichtet werden muss.“Welcher auf sich allein gestellte Mann war aufs Ganze gesehen jemals soerfolgreich wie Luther? Aber als er alt geworden war, blickte er auf seinLeben zurück, als wäre es ein absoluter Fehlschlag gewesen.„Ich bin des Lebens äußerst überdrüssig. Ich bete darum, derHerr möge unverzüglich kommen, um mich von hinnen zu nehmen.“[. . .] „ich würde eher meine Chance aufgeben, ins Paradieszu kommen, als weitere 40 Jahre leben zu müssen.“[. . .]Die einzige Erleichterung, die der gesunde Geist einer Seele geben kann,die diesen Zustand bemerkt und zu Recht erschauert, besteht in der Aufforderung:„Dummes Zeug, geh hinaus an die frische Luft!“ oder „Kopf hoch, alterKnabe, du wirst bald wieder in Ordnung sein, wenn du nur ablässt von deinenmorbiden Gedanken!“ Aber kann man ein derart plattes animalisches Geredeallen Ernstes als vernünftige Antwort durchgehen lassen? Würde man dieserHauruck-Zufriedenheit mit der kurzen Aussicht auf ein natürliches Gut religiösenWert beimessen, wäre das nichts anderes als die Heiligsprechungvon Vergesslichkeit und Oberflächlichkeit. Unsere Leiden liegen für dieseArt von Kur einfach zu tief. Was uns verwirrt, ist die Tatsache, dass wir sterbenkönnen, dass wir überhaupt krank sein können [. . .] Wir brauchen einLeben, dass nicht an den Tod gebunden ist, eine Gesundheit, die nicht derKrankheit unterworfen ist, etwas Gutes, das nicht vergeht [. . .][. . .] „Mein Problem ist“, sagte eine Bekannte von mir, „dass ich zu sehran allgemeines Glück und Gutsein glaube und dass mich nichts über ihreVergänglichkeit hinwegtrösten kann.“ So geht es den meisten von uns: Unseranimalisches Feuer muss nur ein wenig abkühlen, unsere tierische Zähigkeitnur ein wenig nachlassen, und eine kleine Reizbarkeit und die Senkung derSchmerzschwelle werden den Wurm im Kern unseres gewöhnlichen Vergnü-41

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