News & Confuse · Info 32Schimpansen-Chromosom 22 vollständig entschlüsselt"International Chimpanzee Genome Chromosome 22 Sequencing Consortium"präsentiert erste vollständige DNA-Sequenz des nächsten Verwandten des MenschenEin internationales Wissenschaftlerteam aus achtForschungseinrichtungen in Deutschland, China,Japan, Korea und Taiwan hat die vollständige Sequenzierungdes Schimpansenchromosoms 22bekannt gegeben. Das 33,2 Megabasen großeChromosom wurde mit der sehr hohen Genauigkeitvon 99,998% entschlüsselt.Das Gegenstück zum Chromosom 22 des Schimpansenist das menschliche Chromosom 21, dasam besten untersuchte Chromosom überhaupt.Auf ihm wurden bereits eine Reihe wichtigerKrankheitsgene identifiziert, einschließlich der fürdas Down-Syndrom, die Alzheimersche Krankheit,Epilepsie und akute Leukämie. "Wir sind einenweiteren wichtigen Schritt zum besseren Verständnisder menschlichen Evolution und Biologievorangekommen", betont Hans Lehrach, Direktoram Max-Planck-Institut für molekulare Genetik inBerlin und einer der deutschen Partner in deminternationalen Sequenzierungs-Konsortium.Nach der Sequenzierung des Schimpansenchromosoms22 hat das Konsortium jetzt mit der Analyseder Sequenzdaten begonnen. Die Sequenzdatenvon menschlichem und Schimpansengenomsind zu 98,5% identisch. Die ersten Ergebnisseweisen jedoch darauf hin, dass durch diegroße Anzahl an eingeschobenen und weggefallenenSequenzabschnitten (Insertionen und Deletionen)und Basenaustauschen sich die Proteinebzw. deren Struktur bei beiden Spezies in mindestens10% unterscheiden.Die Sequenzdaten des Schimpansenchromosoms22 stehen der Öffentlichkeit über die Webseitedes Konsortiums zur Verfügung (URL: https://chimp22pub.gsc.riken.go.jp/) und werden nachder vollständigen Annotation auch in die öffentlichenDatenbanken eingegeben werden.Das "International Chimpanzee Genome Chromosome22 Sequencing Consortium" formiertesich Anfang 2001 als Fortführung und Erweiterungdes "Chromosome 21 Mapping and SequencingConsortium". Dieses veröffentlichte bereitsim Jahre 2000 die vollständige Sequenzentschlüsselungund -analyse des humanen Chromosoms21 [Nature 2000; 405:311-319.). Diejetzt vorgestellten Arbeiten gründen sich auf die2002 vom Konsortium veröffentlichte erfolgreicheGenerierung der vergleichenden Klonkartevon Mensch und Schimpanse [Science 2002;295:131-134).An dem vom RIKEN Institut,Yokohama,Japan, und dem Max-Planck-Institut fürmolekulare Genetik, Berlin, (MPIMG) koordiniertenProjekt sind aus Deutschland weiterhin Wissenschaftlerder Gesellschaft für BiotechnologischeForschung, Braunschweig, des Instituts fürMolekulare Biotechnologie, Jena, und des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie,Leipzig, beteiligt. Während die ersten drei deutschenGruppen bei der Entschlüsselung desmenschlichen Chromosom 21 noch durch dasDeutsche Humangenomprojekt (DHGP) gefördertwurden, stellt diese Arbeit einen der Meilensteinedar, der durch das Nationale <strong>Genomforschungsnetz</strong>(<strong>NGFN</strong>) finanziert wurde.Quelle: idw 2. 7. 2003Institutionen im "International Chimpanzee Genome Chromosome 22 Sequencing Consortium":China: Chinese National Human Genome Center at Shanghei, ShanghaiDeutschland: Max-Planck-Institut für molekulare Genetik, Berlin; Institut für Molekulare Biotechnologie, Jena;Gesellschaft für Biotechnologische Forschung, BraunschweigJapan: RIKEN Genomics Sciences Center, Yokohama; National Institute of Genetics, MishimaKorea: Korea Research Institute of Basic Sciences and Biotechnology, DaejeonTaiwan: National Health Research Institutes, TaipeiUS-Forscher haben Erbgut des Schimpansenfast vollständig entziffertUS-Forscher haben nach eigenen Angaben dasErbgut unseres nächsten Verwandten, des Schimpansen,nahezu komplett entziffert. "Wir habeneine fast vollständige Version des Schimpansen-Erbguts vorliegen", sagte der Direktor der amerikanischenWhitehead Institutes in Cambridge(Massachusetts), Eric Lander, dem Hamburger Magazin"GEO" (Septemberausgabe). Der Wissenschaftlerkündigte an, die Daten im Spätsommerim Internet zu veröffentlichen.Sein Team hat nach Angaben von "GEO" miteinem Budget von rund 100 Millionen Dollar (90Millionen Euro), kaum mehr als ein halbes Jahr fürihre Arbeit benötigt. Dies sei nur durch den Einsatzder so genannten Schrotschuss-Technik möglichgewesen, die der Gen-Pionier Craig Venter entwickelthatte. Dabei wird das Erbmaterial zunächstin Abermillionen Bausteine zertrümmert, entziffertund die Sequenz erst später wieder zusammengesetzt.Bei der US-Fassung des Affenerbguts handlees sich um eine Arbeitsversion, wie sie vor zweiJahren vom Erbgut des Menschen vorgelegt wordensei, sagte Helmut Blöcker von der Gesellschaftfür Biotechnologische Forschung in Braunschweig.Diese enthalte noch einige Lücken und Fehler.Blöcker hatte mit Kollegen aus Deutschland undostasiatischen Ländern das Schimpansen- Chromosom22 komplett in "Abschlussqualität" entziffertund Anfang Juli darüber berichtet. DasSchimpansen-Chromosom 22 wird als Equivalentzum menschlichen Chromosom 21 gesehen. "Wirwollten ein Chromosom ganz fertig stellen und esvergleichen mit dem entsprechenden menschlichenChromosom, dass wir bereits im Jahr 2000fertiggestellt hatten", erläuterte Blöcker. Für diekommenden Monate sei eine Veröffentlichungüber das Schimpansen-Chromosom 22 geplant."Sie wird sogar eine erste vergleichende Funktionsanalyseder Gene zwischen Menschen undSchimpansen enthalten."Ein Vergleich des Erbguts zwischen Mensch undSchimpansen soll künftig auch bei der Bekämpfungvon Krankheiten helfen. So sterben Schimpansenlaut "GEO" nur höchst selten an Krebs; siebekommen weder Malaria noch entwickeln sie diefür Alzheimer typischen Hirnveränderungen. DieSeptember-Ausgabe von "GEO" ist vom 25. Augustan im Zeitschriftenhandel erhältlich.GenomXPress 3/03
33 News & Confuse · InfoAppell der Max-Planck-Nobelpreisträger:Grundlagenforschung stärkenAls "herausragendes Ereignis" bezeichneteProf. Peter Gruss, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, das Treffen von acht Nobelpreisträgernaus Max-Planck-Instituten. "Keinedeutsche Wissenschaftsorganisation kann wissenschaftlicheExzellenz von Weltformat in dieserForm vorweisen, und wir haben heute achtder zehn in Deutschland lebenden Laureatenaus den Naturwissenschaften versammelt",erklärte Gruss am 2. 9. 03 in München.Die Wissenschaftler (darunter die einzige deutscheNobelpreisträgerin) brachten ihre Sorgeum die finanziellen und strukturellen Rahmenbedingungender Grundlagenforschung inDeutschland vor dem Hintergrund des sich verschärfendeninternationalen Konkurrenzkampfeszum Ausdruck. Sie appellierten, die Unabhängigkeitder Forschung als Voraussetzung fürwissenschaftliche Spitzenleistungen zu bewahren.Daher müsse am Prinzip der Gemeinschaftsfinanzierungder Max-Planck-Gesellschaftdurch Bund und Länder festgehaltenwerden. Dieses Fördersystem habe sich bewährt,müsse aber in einigen Punkten reformiertwerden, ergänzte Gruss.Bei dieser Gelegenheit übte der Präsident derMax-Planck-Gesellschaft auch Kritik an der bisherigeneuropäischen Forschungsförderung. Siesei mit dem 6. Rahmenprogramm immer nochzu einseitig auf die angewandte Forschung indirekter Zusammenarbeit mit der Industrie ausgelegt.Die Nobelpreisträger plädierten deshalbfür eine stärkere Förderung der an wissenschaftlicherExzellenz ausgerichteten Grundlagenforschung.Nur so könne Europa im internationalenWettbewerb von Wissenschaft undWirtschaft auch in Zukunft an vorderster Stellebestehen.Quelle: idw 3. 9. 2003Das Denken verstehen lernen BMBF fördert Forschungzur Funktionsweise des menschlichen GehirnsDie Funktionsweise des menschlichen Gehirnszu erforschen ist eine wissenschaftliche Herausforderung.Sie ist in ihrer Dimension vergleichbarmit der Entschlüsselung des Humangenoms.Deshalb hat das Bundesministeriumfür Bildung und Forschung (BMBF) das Forschungsprojekt"Computational Neuroscience"gestartet. In den kommenden fünf Jahren stelltdas BMBF einen Fond von jährlich 5,5 MillionenEuro für die Erforschung des menschlichenDenkens zur Verfügung. Bis zu fünf interdisziplinäreForschungszentren sollen in Deutschlandeingerichtet und die neurowissenschaftlicheExpertise über ein Netzwerk zusammengeführtwerden.Zentrales Anliegen der "Computational Neuroscience"ist die Aufklärung der neuronalenGrundlagen von Hirnleistungen. Sinneseindrückesollen mit Hilfe von Modellrechnungenam Computer nachgeahmt und verstandenwerden. Dafür arbeiten Neurowissenschaftlerinnenund Neurowissenschaftler aus der Biologie,Medizin, Physik, Mathematik und Informatikzusammen. Die Ergebnisse dienen dembesseren Verständnis biologischer Prozesse, derHeilung von Erkrankungen des Nervensystems,aber auch um neuartige hochleistungsfähigeComputer zu entwickeln.Weitere Informationen und dasAntragsformular erhalten Sie über:Dr. Stephanie SchaererDeutsches Zentrum fürLuft- und Raumfahrt (DLR)Projektträger im DLR GesundheitsforschungTel: 0228/3821-117E- Mail: stephanie.schaerer@dlr.deHomepage: www.pt-dlr.desowie über www.bmbf.deQuelle: Pressemitteilungdes BMBF 21. 8. 2003"Die olympischen Spiele der Genetik nach Berlin geholt"Nach 80 Jahren wieder in Deutschland: Internationaler Kongress für Genetik 2008Nach 80 Jahren findet der Internationale Kongressfür Genetik (ICG) vom 27. Juli bis 1.August 2008 erstmals wieder in Deutschlandstatt. Dies wurde jetzt auf dem 19. ICG in Melbourne,Australien, beschlossen. Der Kongressfindet seit 1899 alle fünf Jahre statt und ist mitüber 5000 Teilnehmern aus der ganzen Welt diegrößte Veranstaltung für Wissenschaftler ausdiesem Fachgebiet. Die Organisation wird diedeutsche Gesellschaft für Genetik (GfG) übernehmen."Ich fühle mich so, als ob wir die olympischenSpiele der Genetik nach Deutschland geholthaben", sagte Prof. Dr. Rudi Balling, Präsidentder GfG und Wissenschaftlicher Geschäftsführerder Gesellschaft für Biotechnologische Forschung(GBF) in Braunschweig. Als deutscheDelegation präsentierte Balling die Bewerbungzusammen mit Prof. Dr. Alfred Nordheim, GfG-Vizepräsidenten und Professor an der UniversitätTübingen. Tagungsort wird Berlin sein, dasüber die erforderlichen Tagungs- und Hotelkapazitätenverfügt und zudem gut erreichbar ist.Ausführliche Informationen über den 19. InternationalenKongress für Genetik in Melbournefinden sich unter www.geneticscongress2003.com Quelle: idw 11. 7. 2003