www.auto-motor-und-sport.de Selbst wenn der kleine Radler (oben rechts) mitkäme, die beiden Vans hätten immer noch einen Platz frei 23/2010 45
Auch bei voller Besetzung mit sieben Akteuren bieten Galaxy und Sharan noch Raum für alle Trainingsbälle Wer alles über den Ford Galaxy wissen möchte, kann sich unbesorgt an die Jungs der VW-Zerlegeabteilung wenden. Jene Spezialisten, die sich regelmäßig Vergleichsexemplare der Mitbewerber besorgen und sie bis auf die letzte Schraube und die letzte Dämmfaser sezieren. Im Fall des Galaxy und dem nun erschienenen VW-Pendant Sharan hatten sie dafür sogar jede Menge Zeit. Gingen VW und Ford beim Vorgänger noch miteinander ins Bett und gebaren quasi Zwillinge, ging die Beziehung irgendwann in die Brüche und jeder seinen eigenen Weg. Ford marschiert schon seit 2006 mit dem aktuellen Galaxy in die SPOTLIGHT VW Sharan mit Schiebetüren SHARAN Schiebetüren und clevere Sitzmimik Im Gegensatz zum Ford Galaxy nutzt der VW Sharan den Modellwechsel zur Umstellung auf Schiebetüren. Vorteilhaft bei schmalen Parklücken oder dem Ein- und Aussteigen am Fahrbahnrand. Statt weit herausragender Portale öffnen die Schiebetüren platzsparend. Die elektrische Betätigung (715 Euro Aufpreis) erweist sich im Test aber als überfl üssig und nervig. Zum einen dauert es länger als mit der manuellen Betätigung, zum anderen reagieren die Tasten teils nicht auf Befehle, oder die Türen stoppen bei unschlüssiger Bedienung. 46 23/2010 GALAXY Kleinere Öffnung, beschwerlicher Zustieg Bütt, greift gemeinsam mit Bruder S-Max europaweit sämtliche Interessenten ab, die nicht schnell genug Renault Espace oder Peugeot 807 sagen können – na ja, oder Chrysler Voyager. Letzterer versenkt seine Passagierplätze bei Bedarf komplett im Boden. Ein Kunststück, das Galaxy und Sharan fast genauso gut beherrschen. Ansonsten merkt man sofort, dass VW die Gnade der späten Geburt konsequent nutzt. Wie der kleine Bruder Touran verzichtet der Sharan nüchtern auf poppige Effekte, verspricht stattdessen mit jedem seiner 4854 Millimeter Länge Nutzwert. Er wirkt innen wie außen als habe eine Gruppe blau bekittelter Ingenieure mit Kulis in den Brusttaschen jahrelang rund um die Uhr getüftelt, bis jedes Detail dem VW- Standard entsprach. Das beginnt beim Cockpit mit klaren Anzeigen, eindeutiger Gliederung und einer vorbildlich schlüssigen Bedienung samt unaufgeregtem Styling. Im Vergleich dazu bringt der kürzlich modellgepflegte Galaxy – als 2.0 TDCi Titanium 35 920 Euro teuer – fast eine Prise Bling-bling ins Segment. Bunter Bildschirm zwischen Tacho und Drehzahlmesser, Dekor in Glanzschwarz, Aluminiumleisten. Doch auch wenn sich die Ford-Jungs sichtbar Mühe geben, an die Verarbeitung des Sharan (als Comfortline plus Siebensitz-Paket und Adaptiv-Dämpfer für 35 315 Euro) kommen sie nicht ganz heran, ebenso wenig an dessen mühelose Bedienbarkeit. So muss man etwa zum Nullen des Kilometerzählers ins Menü und mit der Kreuzwippe am Lenkrad flippern, während es bei VW dafür eine Taste gibt. Reichlich Ablagen bieten beide, selbst für voluminöse PET-Flaschen. Luftiger Raumeindruck ist bei den Maxivans Ehrensache, selbst wenn der Ford einen Tick mehr Platz bietet. Zum Ausgleich lockt der VW hinten mit Schiebetüren (siehe Spotlight). Bei der Einstiegshilfe kommen dann wieder die Blaukittel durch: Auf Zug am Hebel fährt der Sitz in Reihe zwei nicht nur vor, sondern faltet seine Sitzfläche automatisch so, dass ein großer Durchstieg entsteht. Das kann der Ford nicht, revanchiert sich aber, indem der Sitz in Reihe zwei beim erneuten Platznehmen nicht komplett zurückfährt, sondern den ganz hinten Sitzenden automatisch fairen Beinraum reserviert. ▷