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September 2012 - DWA Landesverband Sachsen/Thüringen

September 2012 - DWA Landesverband Sachsen/Thüringen

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www.dwa.de<br />

Hochwasserschutz –<br />

Schwarzwasser<br />

in der Stadt Aue<br />

Ausbreitung der Nutria<br />

in Deutschland<br />

Gewässer-Nachbarschafts<br />

Jubiläen<br />

10 Jahre Bayern<br />

10 Jahre <strong>Sachsen</strong> / <strong>Thüringen</strong><br />

20 Jahre Baden-Württemberg<br />

<strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis<br />

2013<br />

Förderung wasserwirtschaftlicher<br />

Maßnahmen in<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Empfehlungen für<br />

Altgewässer-Entwicklung<br />

Eberhard Jüngel 65 Jahre<br />

Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

Magazin zur Gewässerunterhaltung<br />

und Gewässerentwicklung<br />

gewässer -info


600<br />

Inhalt / Impressum<br />

gewässer-info<br />

Magazin zur Gewässerunterhaltung<br />

und Gewässerentwicklung<br />

Inhalt <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

Das Projekt „Schwarzwasser in der Stadt Aue zwischen Nickelhütte und<br />

Hakenkrümme“ soll einen Weg zeigen, wie ein nachhaltiger Hochwasserschutz<br />

in Verbindung mit einer Gewässerrenaturierung gerade im urbanen<br />

Bereich einhergehen kann und sollte und wie entsprechende Nutzungskonfl<br />

ikte gelöst wurden.<br />

Hierzu muss jedoch darauf aufmerksam gemacht werden, dass trotz allem<br />

jeder, der durch Hochwasser betroffen sein kann, vor dem Hintergrund des<br />

ihm Möglichen und Zumutbaren verpfl ichtet ist, im Rahmen der Gesetze<br />

geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Hochwassergefahren<br />

und zur Schadensminimierung zu treffen, insbesondere die Nutzung von<br />

Grundstücken den möglichen Gefährdungen von Mensch, Umwelt oder<br />

Sachwerten durch Hochwasser anzupassen. (Foto: Th. Müller)<br />

Das gewässer-info erscheint jeweils im Januar,<br />

Mai und <strong>September</strong> eines jeden Jahres.<br />

Für <strong>DWA</strong>-Mitglieder wird es der KW-Korrespondenz<br />

Wasserwirtschaft als Beilage zugelegt.<br />

Herausgeber:<br />

<strong>DWA</strong><br />

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Postfach 11 65, D-53758 Hennef,<br />

Telefon (02242) 872-210<br />

Telefax (02242) 872-135<br />

Redaktion:<br />

Dipl.-Geogr. Georg J. A. Schrenk,<br />

Abteilung Wasser- und Abfallwirtschaft, <strong>DWA</strong>,<br />

Hennef<br />

Impressum<br />

Der Fachbeitrag<br />

Redaktionsbeirat:<br />

Dipl.-Ing. Hubertus Brückner,<br />

Verbandsgeschäftsführer, Gewässerverband<br />

„Kleine Elster – Pulsnitz“, Sonnewalde<br />

Dipl.-Forsting. Thorsten Kowalke,<br />

Geschäftsführer, WBW Fortbildungs gesellschaft für<br />

Gewässerentwicklung mbH, Karlsruhe<br />

Prof. Dr.-Ing. habil. Heinz Patt,<br />

United Nations University (UNU), Institute for<br />

Environment and Human Security (UNU-EHS),<br />

College of Associated Scientists and Advisers<br />

(CASA), Bonn<br />

Dr. Thomas Paulus,<br />

Geschäftsführer, Gemeinnützige<br />

Fortbildungsgesellschaft für Wasserwirtschaft und<br />

Landschaftsentwicklung (GFG) mbH, Mainz<br />

Hochwasserschutz –<br />

Schwarzwasser in der Stadt Aue 601<br />

Die Ausbreitung der Nutria in Deutschland 605<br />

Gewässer-Nachbarschaften /<br />

Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Rückblick auf 10 Jahre Nachbarschaftsarbeit<br />

in <strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong> 609<br />

10 Jahre Gewässer-Nachbarschaften Bayern –<br />

Gemeinsam für die kleinen Gewässer 611<br />

Gemeinsam für unsere Gewässer seit 20 Jahren! 613<br />

Aktuelles<br />

<strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis 2013<br />

Förderung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen<br />

616<br />

in Rheinland-Pfalz 616<br />

Veröffentlichungen<br />

Empfehlungen für die Altgewässer-Entwicklung<br />

in Niedersachsen 617<br />

Fortbildung<br />

Verkehrssicherungspfl icht, Haftung,<br />

Arbeitssicherheit an Fließgewässern 618<br />

Entwicklung urbaner Fließgewässer 618<br />

Durchgängigkeit von Fließgewässern<br />

(Fischaufstieg) <strong>DWA</strong>-M 509 619<br />

Abfl ussmessungen an Gewässern 620<br />

Persönliches<br />

Eberhard Jüngel 65 Jahre 621<br />

Verlag: GFA – Gesellschaft zur Förderung<br />

der Abwassertechnik e. V.<br />

Postfach 1165, D-53773 Hennef<br />

Telefon (02242) 872-0<br />

Telefax (02242) 872-131<br />

Internet: http://www.gfa-ka.de<br />

Bezugspreis:<br />

Im Bezugspreis der KW-Korrespondenz<br />

Wasserwirtschaft für <strong>DWA</strong>-Mitglieder enthalten.<br />

Einsendungen erbeten an die Redaktion.<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Der Fachbeitrag<br />

Hochwasserschutz –<br />

Schwarzwasser in der Stadt Aue<br />

Nachhaltiger Hochwasserschutz mit Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie im<br />

Spannungsfeld des urbanen Bereiches<br />

Ausgangslage<br />

Der betrachtete Bereich des Projektes befindet sich am Eintritt<br />

des Schwarzwassers in die Ortslage Aue. Aufgrund der hier<br />

vorherrschenden topographisch ungünstigen Verhältnisse wurden<br />

insbesondere beim HW 2002, aber auch bereits bei kleineren<br />

Hochwässern (ab HQ10), die Bordvoll-Kapazitäten des<br />

Schwarzwassers überschritten und die bestehenden Schutzgüter<br />

großflächig überflutet. Der hohe Anteil sowohl an Industrie-<br />

und Gewerbeflächen als auch an vorhandener Wohnbebauung<br />

verursachte große Schäden.<br />

Die im Hochwasserschutzkonzept<br />

(HWSK) Schwarzwasser entwickelten<br />

Maßnahmen haben präventiven Charakter<br />

und sind technischer oder gewässerunterhaltender<br />

Art. Erfordernisse der Maßnahmen<br />

wurden aus den Ergebnissen verschiedenster<br />

Betrachtungen, wie der hydraulischen<br />

Berechnung im Ist-Zustand und<br />

der Bestimmung des Geschiebe- bzw.<br />

Schwemmholzpotentials, abgeleitet. Die<br />

Maßnahmenkonzepte ergaben sich aus den<br />

unterschiedlichen räumlichen Bedingungen<br />

als situationsbezogene Lösung. Hierbei<br />

wurde das Hauptaugenmerk bei der Erstellung<br />

des HWSK auf die Siedlungsbereiche,<br />

wie Aue und Schwarzenberg, gelegt.<br />

Die im HWSK für das Schwarzwasser<br />

vorgeschlagene Vorzugsvariante beinhaltete<br />

hauptsächlich Maßnahmen des technisch<br />

konstruktiven Hochwasserschutzes<br />

(Beseitigung von hydraulischen Engpässen,<br />

Vermeidung von Ausuferungen, Bau von<br />

HW-Schutzmauern). Neben den technischen<br />

Maßnahmen sind gewässerunterhaltende<br />

Maßnahmen (Geschiebe- und Treibholzrückhalt,<br />

Sohlsicherung) in der Vorzugsvariante<br />

enthalten. Überlegungen bzw.<br />

Maßnahmen zur Abflussretention wurden<br />

in der Vorzugsvariante nicht berücksichtigt,<br />

da aufgrund der vorherrschenden Geländetopographie<br />

keine wirkungsvolle Rückhaltung<br />

ohne Eingriffe möglich gewesen wäre.<br />

In der Stadt Aue wurde das technisch<br />

und wirtschaftlich umsetzbare Schutzziel<br />

auf HQ50 beschränkt, in Schwarzenberg variiert<br />

das Schutzziel kleinräumig zwischen<br />

HQ25 und HQ100. Die hohe Bebauungsdichte und die damit<br />

einhergehende Einengung des Gewässers<br />

erzeugt ein enormes Schadenspoten-<br />

tial. Die starke Überprägung der Fließgewässeraue durch genannte<br />

Bebauungsdichte führt somit zu einer Verschärfung der<br />

Hochwassersituation.<br />

Hierbei ist im derzeitigen Ausbauzustand ab HQ 10 mit Überflutungen<br />

zu rechnen. Dabei tritt das Schwarzwasser im Bereich<br />

der Wehranlage Nickelhütte Aue GmbH frühzeitig über<br />

die Ufer, wobei das Wasser auf direktem Weg über das Straßennetz<br />

in die Innenstadt gelangt.<br />

In den Bildern 1 bis 5 der Abbildung 1 ist der Übergang des<br />

Gewässers in den urbanen Bereich dargestellt.<br />

Abbildung 1: Luftbildauszug mit Maßnahmestandorten<br />

(Quelle: IB Bauer – Tiefbauplanung)<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

601


602 Der Fachbeitrag<br />

Dieser Bereich ist durch den Wechsel von einem naturnahen<br />

Abschnitt in einen stark anthropogen geprägten Gewässerabschnitt<br />

gekennzeichnet.<br />

Die Flächennutzung des Bearbeitungsgebietes lässt sich wie<br />

folgt kategorisieren:<br />

● Wohnbebauung<br />

● Gewerbe- und Industriebetriebe<br />

● Kleingartenanlage (KGA)<br />

● Wehranlage der Wasserkraftanlage (WKA) Nickelhütte Aue<br />

(NHA)<br />

● Fischereiliche Nutzung (Salmonidengewässer)<br />

● Ausleitbereich WKA Hakenkrümme – ENVIA<br />

Die Wehranlage der Nickelhütte Aue GmbH weist eine Kronenbreite<br />

von ca. 35 m sowie eine Fallhöhe von 2,10 m auf,<br />

teilt das Fließgewässer und somit das projektbezogene Baufeld<br />

in 2 Abschnitte. Infolge dessen ist auch die ökologische Durchgängigkeit<br />

des Fließgewässers nicht gegeben. Die fischereifachliche<br />

Einstufung des Flussabschnittes erfolgte als Salmonidengewässer<br />

der Äschenregion.<br />

Generelle Anforderungen<br />

Zeitgemäßer Hochwasserschutz beschränkt sich nicht nur auf<br />

Flusskorrekturen oder wasserbauliche Veränderungen, sondern<br />

vielmehr auf alle raumwirksamen Tätigkeiten und Belange. Das<br />

funktioniert nur, wenn die berechtigten Ansprüche sämtlicher<br />

betroffener Bereiche (Gewässerschutz, Landschafts- und Naturschutz,<br />

Städtebau, Wirtschaft, Fischerei etc.) bekannt sind.<br />

Demzufolge muss der Hochwasserschutz vielen Ansprüchen<br />

genügen, wobei die dafür erforderlichen Anstrengungen nicht<br />

immer frei von Interessenskonflikten sind.<br />

Damit dennoch tragfähige Lösungen erreicht werden können,<br />

müssen dem Hochwasserschutz eine ganze Reihe von Anforderungen<br />

abverlangt werden. Folgende Sachverhalte sollten<br />

hierbei Beachtung finden:<br />

● Der Lebensraum und der Wirtschaftsraum soll angemessen<br />

geschützt werden.<br />

● Mit umfassender Prävention soll eine weitere Steigerung<br />

der Schadenssummen verhindert werden bzw. eine Minderung<br />

des Schadenspotentials erzielt werden.<br />

● Der Umgang mit den naturgegebenen Unsicherheiten sollte<br />

verbessert werden.<br />

● Die Gewässer sind als bedeutende und verbindende Bestandteile<br />

von Natur und Landschaft zu respektieren.<br />

Anforderungen an die Hochwasservorsorge<br />

Die Maßnahmen des Hochwasserschutzes stehen im unmittelbaren<br />

Zusammenhang mit der Thematik der Hochwasservorsorge.<br />

Neben dem technischen Hochwasserschutz sind insbesondere<br />

die Flächen- und Bauvorsorge sowie die natürliche Rückhaltung<br />

zu berücksichtigen.<br />

Danach ergeben sich zusätzlich bzw. ergänzend zu den<br />

technischen HW-Schutzmaßnahmen folgende Schwerpunkte:<br />

● Absiedlung, Rückbau im HW-Abflussgebiet,<br />

● Schaffung von Aue- bzw. Retentionsraum.<br />

Insgesamt sind durch die Europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />

und die hierdurch erfolgten Anpassungen der Wassergesetze<br />

sehr gute gesetzliche Rahmenbedingungen für die Entwicklung<br />

hin zu naturnahen Gewässern entstanden. Zunächst<br />

muss das Bewusstsein nicht nur der von möglichen Hochwässern<br />

Betroffenen, sondern Aller, geschärft werden.<br />

Hierbei gilt es, ein gesundes Maß an Toleranz und Verständnis<br />

für die Ziele, einerseits bei der Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie<br />

und andererseits bei der Schaffung eines wirtschaftlich<br />

sinnvollen und machbaren Hochwasserschutzes, zu finden.<br />

Daher gilt der Grundsatz, dass Wasserversorgungsanlagen,<br />

Abwasseranlagen und Hochwas-serschutzanlagen so zu planen,<br />

anzuordnen, zu errichten, zu betreiben, zu kontrollieren,<br />

zu ändern, instand zu setzen und zu unterhalten sind, dass die<br />

öffentliche Sicherheit und Ordnung sichergestellt wird.<br />

Zielsetzung<br />

Nach § 78 SächsWG Abs. (2) sind „nicht naturnah ausgebaute<br />

Gewässer, sofern nicht überwiegende Gründe des Wohls der<br />

Allgemeinheit entgegenstehen, in einem angemessenen Zeitraum<br />

wieder in einen naturnahen Zustand zurück zu führen“<br />

(Renaturierung).<br />

Dies bedeutet unter anderem die Schaffung und Beibehaltung<br />

von Naturnähe und naturschutzrelevanten Flächen, die<br />

Ermöglichung des Naturerlebens, insbesondere in Verbindung<br />

mit Freizeit und Erholung, eine Biotopvernetzung sowie die<br />

Verbesserung der ökologischen Bedingungen durch Strukturverbesserung.<br />

Diese genannten Ziele sollen in einer Symbiose mit dem<br />

technischen Hochwasserschutz betrachtet und schließlich erreicht<br />

werden.<br />

Besonderes Augenmerk wurde in diesem Projekt nicht nur<br />

auf die Umsetzung dieser Ziele gelegt, sondern auch auf die bestehende<br />

Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur.<br />

Dies bedeutet, dass auch eine Fließgewässerentwicklung im<br />

urbanen Bereich möglich sein muss. Die Möglichkeiten hierbei<br />

beschränken sich nicht nur auf eine Vergrößerung des Abflussquerschnittes,<br />

auf strömungsangepasste Pflanzen und deren<br />

Pflanzorte oder auf die Aktivierung „stiller“ Reserven, sondern<br />

beginnt schon mit einer naturnahen Gewässerunterhaltung, wie<br />

der Verwendung naturnaher Baustoffe, naturschonender Handarbeit,<br />

der Schaffung von naturnahen, gewässertypischen, aber<br />

auch standortgerechten Bewuchsstrukturen sowie der Berücksichtigung<br />

der hydraulischen und hydrologischen sowie statischen<br />

Erfordernissen als Beiträge zur Habitatschaffung.<br />

Damit sollte auch die Gewässerunterhaltung nicht mehr nur<br />

der Erhaltung eines bestehenden massiv ausgebauten Zustandes<br />

dienen, sondern vielmehr die gezielte Pflege und Entwicklung<br />

des Gewässers, was auch den Rückbau bestehender Befestigungen<br />

bedeuten kann, zum Inhalt haben.<br />

Die Schwierigkeit bzw. die Herausforderung bei der Umsetzung<br />

der genannten Ziele liegt also nicht an der fehlenden gesetzgeberischen<br />

Unterstützung, sondern vielmehr an der sehr<br />

schwer vermittelbaren Notwendigkeit und an einer gewissen<br />

Inakzeptanz in verschiedenen Bereichen.<br />

Das rechtliche Problem bei der naturnahen Gewässerunterhaltung<br />

stellt sich in der Form dar, dass sie sich dem naturnahen<br />

Ausbau in einer Art und Weise nähert, welche sie kaum<br />

noch von diesem unterscheiden lässt.<br />

Herangehensweise bei der Maßnahme bezogenen<br />

Projektlösung<br />

Der § 99 Abs. (2) SächsWG – Hochwasserschutz besagt:<br />

„Im Interesse des Hochwasserschutzes sind durch die zuständigen<br />

Behörden bei Planung und bei der Ausführung be-<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Der Fachbeitrag<br />

stimmter Vorhaben Möglichkeiten zur Erhaltung, Verbesserung<br />

und Wiederherstellung des natürlichen Rückhaltevermögens<br />

zu berücksichtigen (vorbeugender Hochwasserschutz). Hierzu<br />

gehören insbesondere die Gewährleistung und Verbesserung<br />

der Leistungsfähigkeit von Retentionsflächen und Überschwemmungsgebieten,<br />

die Vermeidung oder der Rückbau von<br />

Bodenversieglungen, die Versickerung von Niederschlagswasser,<br />

die Renaturierung von Gewässern und sonstigen Maßnahmen,<br />

die geeignet sind, den Abfluss des Niederschlagswassers<br />

zu vermindern.“<br />

Dies führt jedoch in vielen Bereichen zu Konflikten und somit<br />

zu Unsicherheiten hinsichtlich der Realisierbarkeit gerade<br />

im urbanen Bereich.<br />

Das Projekt „Schwarzwasser in der Stadt Aue zwischen Nickelhütte<br />

und Hakenkrümme“ soll einen Weg zeigen, wie diese<br />

Konflikte gelöst werden können und ein nachhaltiger Hochwasserschutz<br />

in Verbindung mit einer Gewässerrenaturierung gerade<br />

im urbanen Bereich einhergehen kann und sollte. An dieser<br />

Stelle sei es gestattet zu erwähnen, dass das Hochwasserschutzkonzept<br />

Schwarzwasser für diesen Bereich eine ca. 750 m lange<br />

und bis zu 5 m hohe Hochwasserschutzmauer vorsah.<br />

Wie im § 99 Abs. (4) bestimmt, ist für die Planung, den Bau,<br />

den Betrieb sowie für die Unterhaltung von Hochwasserschutzanlagen<br />

an Gewässern I. Ordnung der Freistaat <strong>Sachsen</strong> in der<br />

Pflicht.<br />

Hierzu muss jedoch darauf aufmerksam gemacht werden,<br />

dass trotz allem jeder, der durch Hochwasser betroffen sein<br />

kann, vor dem Hintergrund des ihm Möglichen und Zumutbaren<br />

verpflichtet ist, im Rahmen der Gesetze geeignete Vorsorgemaßnahmen<br />

zum Schutz vor Hochwassergefahren und zur<br />

Schadensminimierung zu treffen, insbesondere die Nutzung<br />

von Grundstücken den möglichen Gefährdungen von Mensch,<br />

Umwelt oder Sachwerten durch Hochwasser anzupassen (siehe<br />

auch SächsWG § 99 Abs. (3)).<br />

Abbildung 2: Regelprofil und Foto der linksseitigen HW-Schutzmauer<br />

(Quelle: Th. Müller / LTV)<br />

In enger Zusammenarbeit der LTV, Stadtverwaltung sowie<br />

der zuständigen Fachabteilung des Regierungspräsidiums (jetzt<br />

Landesdirektion) und des Landratsamtes wurde die Möglichkeit<br />

einer Entsiedlung und nachfolgender Renaturierung des<br />

Planungsabschnittes diskutiert.<br />

Damit konnten die regionalen Ziele des Hochwasserschutzes<br />

mit denen der EG WRRL unter dem Aspekt einer nachhaltigen<br />

und ökologischen Gewässerbewirtschaftung zusammengeführt<br />

werden. Anhand der herausgearbeiteten Projektlösung<br />

konnte nachgewiesen werden, dass eine Kombination von konstruktivem<br />

Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge mit<br />

den Anforderungen der WRRL zu einer Verringerung der Investitionskosten<br />

gegenüber den veranschlagten Baukosten aus<br />

dem HWSK geführt hat. Auch der Eigentümer der Wehranlage<br />

(Nickelhütte Aue GmbH) wurde in den Planungsprozess mit<br />

einbezogen und realisiert unter eigener Kostenübernahme die<br />

Errichtung einer Fischaufstiegsanlage (FAA).<br />

Aufgrund der vorherrschenden geomorphologischen Verhältnisse<br />

im Einzugsgebiet des Gewässers I. Ordnung sind<br />

schnell ansteigende Pegelstände charakteristisch. Die simulierten<br />

gewässerdynamischen Parameter (Fließgeschwindigkeit,<br />

Schleppspannung, Froude) bilden somit die Grundlage für die<br />

Auswahl und Anordnung der technischen und ingenieurbiologischen<br />

Bauweisen.<br />

Besondere Rahmenbedingungen der Maßnahme<br />

Die vorhandenen bereits mehrfach genannten Randbedingungen,<br />

wie z.B. die Wehranlage, die Ausleitungsstrecke der WKA,<br />

die Integration der FAA der Nickelhütte Aue GmbH sowie die<br />

Abbildung 3: Wehranlage Nickelhütte Aue GmbH<br />

(Quelle: IB Philipp & Partner)<br />

Abbildung 4: Ausleitungsstrecke WKA „Hakenkrümme“, ENVIA<br />

(Quelle: Th. Müller / LTV)<br />

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603


604 Der Fachbeitrag<br />

Abbildung 5: Treibholzversatz nach dem Augusthochwasser 2002<br />

im Schwarzwasser (Quelle: F. Gilardoni / StUFA)<br />

daraus resultierenden Einflussparameter kennzeichnen die besondere<br />

Stellung dieser Maßnahme.<br />

Ein weiterer Aspekt ist das hohe Treibgut- und Schwemmholzaufkommen<br />

im Hochwasserfall, welches während des HW<br />

2002 hauptsächlich zur Zerstörung bzw. Beschädigung vieler<br />

Querbauwerke beigetragen hat. Durch die großflächige Aufweitung<br />

des Gewässers kann dies zukünftig durch Rückhalt reduziert<br />

werden.<br />

Abbildung 6: Schäden und Versatz durch Treibholz nach dem Augusthochwasser<br />

2002 im Gewässerabschnitt Nickelhütte Aue<br />

GmbH (Quelle: F. Gilardoni / StUFA)<br />

Ist aufgrund technischer Anlagen eine selbsttätige Lauf- und<br />

Strukturentwicklung nicht möglich, so sollte bzw. muss eine<br />

ökologische Aufwertung des Fließgewässers durch den Einbau<br />

von Strukturelementen in das bestehende Bett erfolgen. Dies<br />

entspricht in jedem Fall dem gesetzgeberischen Auftrag zur Erreichung<br />

eines möglichst guten ökologischen Zustandes entsprechend<br />

des umsetzbaren Potentials innerhalb des „künstlich<br />

und stark verbauten und veränderten Gewässers“.<br />

Abbildung 7: Ingenieurbiologische Sicherungsbauweisen und Gewässerstrukturmaßnahmen im oberen Gewässerabschnitt<br />

(Quelle: IB Philipp & Partner, Th. Müller LTV)<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Der Fachbeitrag<br />

Die Erfahrungen mit derartigen Maßnahmen sind allerdings<br />

recht spärlich.<br />

Bauliche Umsetzung<br />

Die bauliche Umsetzung erfolgte in folgenden Arbeitsschritten:<br />

● Grunderwerb,<br />

● Rückbau der Bebauung,<br />

● Baufeldfreimachung<br />

● Geländeprofilierung, Bauwerke, Ingenieurbiologie oberhalb<br />

Wehr,<br />

● Neubau FAA,<br />

● Geländeprofilierung, Bauwerke, Ingenieurbiologie unterhalb<br />

Wehr.<br />

Parallel zu den einzelnen Arbeitsschritten mussten folgende<br />

Maßnahmen durchgeführt werden:<br />

● Maßnahmen zur Gewährleistung des Hochwasserschutzes<br />

in der Bauphase,<br />

● Maßnahmen zum Bodenschutz bzw. im Rahmen der umweltfachlichen<br />

Baubegleitung sowie<br />

● Maßnahmen zur naturschutzfachlichen Begleitung.<br />

Die Ausbreitung der Nutria<br />

in Deutschland<br />

Einführung<br />

Vom Menschen geschaffene Bauwerke und Landschaftselemente<br />

bieten bestimmten Tierarten günstige Lebensräume, in denen<br />

sie u. a. Störungen entgehen, Schutz vor Witterungsunbilden<br />

finden, Feinden entkommen, Jungtiere aufziehen und<br />

Nahrung finden können. Dies gilt auch für Gräben, ausgebaute<br />

Gewässerstrecken, Deiche und Dämme, die von einigen Säugetierarten<br />

durch ihre Grabaktivitäten so stark in Mitleidenschaft<br />

gezogen werden können, dass deren Standsicherheit<br />

stellenweise gefährdet werden kann.<br />

Bild 1: Nutria (Myocastor coypus) (Foto: G. Schrenk)<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. (TU) Thomas Müller<br />

Projektleiter<br />

Landestalsperrenverwaltung<br />

des Freistaates <strong>Sachsen</strong><br />

Betrieb Zwickauer Mulde/<br />

Obere Weiße Elster<br />

Dipl.-Ing. (TU) Ralf Bauer<br />

Planung Ingenieurbau<br />

Ingenieurbüro Bauer Tiefbau planung<br />

Dipl.-Ing. (FH) Falk Mederer-Thelen<br />

Planung Wasserbau /<br />

technischer Hochwasserschutz<br />

Ingenieurbüro Bauer Tiefbau planung<br />

Dipl.-Ing. (FH) Jan Philipp<br />

Planung FAA / Ingenieurbiologie sowie naturschutzfachliche<br />

Begleitung<br />

Ingenieurbüro Philipp & Partner<br />

Bild 2: Durch Nutria verursachte Einbrüche und Ausspülungen<br />

(Foto: S. Westhuis)<br />

Zu diesen Tierarten zählen nicht nur die semiaquatischen,<br />

d. h. ufergebunden lebenden Säugetierarten, wie Bisam (Ondatra<br />

zibethicus), Biber (Castor fiber) und Nutria (Myocastor coypus),<br />

sondern auch terrestrische Arten wie z.B. Maulwurf (Talpa<br />

europaea), Feldmaus (Microtus arvalis), Schermaus (Arvicola<br />

terrestris), Wanderratte (Rattus norvegicus), Wildkaninchen<br />

(Oryctolagus cuniculus), Fuchs (Vulpes vulpes) und Dachs (Meles<br />

meles). Die semiaquatischen Arten werden im DVWK-Merk-<br />

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605


606 Der Fachbeitrag<br />

blatt zur Wasserwirtschaft, Heft 247 „Bisam, Biber, Nutria:<br />

Erkennungsmerkmale und Lebensweisen, Gestaltung und Sicherung<br />

gefährdeter Ufer, Deiche und Dämme sowie speziell<br />

die letztgenannten terrestrischen Arten im Heft 226 „Landschaftsökologische<br />

Gesichtspunkte bei Flussdeichen“ näher behandelt.<br />

Die in den letzten Jahren stärker auftretende Nutria hat sich<br />

in Fließgewässern und Gräben flächendeckend ausgebreitet<br />

oder ist dabei, dieses dort zu tun, wo ihr günstige Lebensbedingungen<br />

geboten werden.<br />

Die Nutria beeinflusst durch ihre Lebensweise – vor allem<br />

durch Wühltätigkeit, aber auch z.T. durch Verbiss – oft in erheblichem<br />

Umfang nachhaltig und nachteilig insbesondere<br />

Ufer, Deiche und Dämme. Folgeschäden sind u. a.:<br />

● Uferabbrüche und -einbrüche, die zur Beeinträchtigung der<br />

Bewirtschaftung einer Fläche, Nutzung einer Straße o. ä.<br />

führen,<br />

● Böschungsrutschungen an Deichen und Dämmen, die deren<br />

Sicherheitsfunktion gefährden,<br />

● Unterspülungen in Ufer- und Deichbereichen, die die Fließfunktion<br />

eines Gewässers oder die Standfestigkeit nachhaltig<br />

bzw. nachteilig verändern,<br />

● Verklausungen vor Einlaufbauwerken, Wehren und Hochwasser-Entlastungsanlagen<br />

durch Äste und Pflanzenteile,<br />

z. B. von Turbinen-Einlaufrechen bei Fluss-Kraftwerken.<br />

Neben der aktiven Bekämpfung, für die es einschlägige Vorschriften<br />

gibt, kann möglichen Schäden durch eine den Erfordernissen<br />

angepasste Gestaltung und Pflege von Gewässern sowie<br />

Sicherung von Deichen und Dämmen vorgebeugt werden.<br />

Es sollte dafür gesorgt werden, dass die Nagetiere gar nicht erst<br />

die Voraussetzungen finden, um sich in gefährdeten Bereichen<br />

anzusiedeln. Andererseits lassen sich eine Reihe von Problemen<br />

durch die Anlage und Entwicklung von Uferstreifen mit<br />

entsprechender Mindestbreite und einer standortgerechten Vegetation<br />

mindern oder sogar vermeiden.<br />

Nutria<br />

Die Nutria (Myocastor coypus) gilt inzwischen auch in der Bundesrepublik<br />

Deutschland als heimische Tierart, da sie sich bereits<br />

über mehrere Generationen hinweg erfolgreich fortpflanzt<br />

und in verschiedenen Regionen stabile Populationen aufgebaut<br />

hat. Die Tiere verbreiteten sich in Deutschland seit etwa Anfang<br />

des letzten Jahrhunderts als Farmflüchtlinge. Die lokalen<br />

Bestandsgruppen erweisen sich zunehmend winterresistent<br />

oder gleichen zumindest Winterverluste durch hohe Reproduktionsraten<br />

aus. Die positive Bestandsentwicklung und rasche<br />

Ausbreitung wurde offensichtlich durch das milde Klima der<br />

vergangenen zwei Jahrzehnte und anthropogene Faktoren, wie<br />

Mikroklima, Fütterung und Schutz in Ortslagen, zusätzlich begünstigt.<br />

Heute ist die Art in Schleswig-Holstein, Niedersachsen,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt, <strong>Thüringen</strong>,<br />

<strong>Sachsen</strong>, Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg<br />

und Bayern bereits jagdbar.<br />

Die Nutria ist aufgrund ihres gedrungenen Körpers und der<br />

stumpfen Schnauze relativ leicht zu erkennen. Diese ursprünglich<br />

nur in der subtropischen und gemäßigten Zone Südamerikas<br />

verbreitete Nagetierart hat sich u. a. durch die Schwimmhäute<br />

hervorragend an den Lebensraum Wasser angepasst. Im<br />

Gegensatz zu Biber und Bisam zeigt sie dabei eine geringere<br />

Bindung an den unmittelbaren Gewässerbereich.<br />

Bild 3: Nutria-Sasse (Foto: F. Hemker)<br />

Die dämmerungs- bzw. nachtaktiven Tiere ernähren sich<br />

v. a. von aquatischen Makrophyten (z. B. Schilf, Wasserschwaden)<br />

sowie Kräutern, Feld- und Gartenfrüchten. Gelegentlich<br />

werden ufernahe Gehölze geschält. Die Nutrias leben paarweise,<br />

meist in kleinen Gemeinschaften mit bis zu 30 Tieren. Sie<br />

legen bis zu 6 m lange und bis zu 3 m tiefe ins Ufer hineinreichende<br />

Erdröhren an, erweitern okkupierte Bisamröhren oder<br />

besiedeln verlassene Biberbauten. Die zumeist gut sichtbaren<br />

Eingänge liegen im Gegensatz zu denen von Bisam und Biber<br />

immer über der Wasserlinie. Auch Schilfnester über der Erde<br />

sind bekannt. Diese sogenannten Sassen ermöglichen es der<br />

Nutria, auch ausgebaute Uferstrecken zu besiedeln (Bild 3).<br />

Die Konfliktfelder im Zusammenhang mit der Nutria lassen<br />

sich häufig auf folgende Ursachen zurückführen:<br />

● Die Untergrabungen von Ufern und Dämmen verursachen<br />

jährlich Schäden in Millionenhöhe, wobei sensible Bereiche<br />

des Hochwasserschutzes und Verkehrswege beeinträchtigt<br />

werden können. Konflikte lösen darüber hinaus die Fraß-<br />

Schäden an Feldfrüchten aus. In Bezug auf den wirtschaftlichen<br />

Schaden muss aber auch der finanzielle Aufwand der<br />

Bekämpfung abgewogen werden. Unbewusste Auswilderungen<br />

aus Zuchten spielen heute eine untergeordnete Rolle.<br />

● Von Naturschutzseite wird eine interspezifische Konkurrenz<br />

zwischen Nutria und Biber postuliert. Der Nutria wird nachgesagt<br />

amphibische Biozönosen zu beunruhigen. Die Nutria<br />

besetzt jedoch eine ökologische Nische, die bisher von einheimischen<br />

Arten unbesetzt blieb. Dieser neozoische Nager<br />

tritt auch gemeinsam mit dem Biber am selben Gewässer<br />

auf; wobei nur der Bisam häufig als Untermieter des Bibers<br />

angetroffen wird. Andererseits kann die Nutria dem Bisam<br />

gegenüber aggressiv auftreten und diesen punktuell verdrängen.<br />

Es gibt wichtige Argumente für die Akzeptanz dieser Arten<br />

im Ökosystem: Fließgewässer sind dynamische Ökosysteme, in<br />

denen Veränderungen systemimmanent sind. Eine natürliche<br />

Dynamik, wie sie beispielsweise durch den Biber ausgelöst<br />

wird, lässt sich nur schwer von derjenigen unterscheiden, die<br />

durch neozoische Faunenelemente wie Bisam oder Nutria verursacht<br />

werden kann. Vor allem an ausgebauten und intensiv<br />

unterhaltenen Fließgewässern sind Schäden an Uferbefestigungen<br />

durch Bisam und Nutria zu beobachten. Beide Arten fördern<br />

in diesen Abschnitten durch punktuelle Störungen die Gewässerdynamik.<br />

An wenig unterhaltenen, naturnahen Fließgewässerstrecken<br />

richtet ihre Wühltätigkeit dagegen kaum nennenswerten<br />

Schaden an. Sie sollten daher dort geduldet<br />

werden.<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Der Fachbeitrag<br />

Bild 4: Verbreitung der Nutria in der Bundesrepublik Deutschland<br />

� besiedeltes MTB (TK 1: 25 000); Angaben ergänzt nach HEIDECKE<br />

� besiedeltes MTB nach Wildtier-Informationssystem, Jahresbericht 2006<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

607


608 Der Fachbeitrag<br />

Es bedarf somit einer differenzierten ökonomischen und<br />

ökologischen Schadensanalyse, um im Einzelfall zu entscheiden,<br />

ob Regulierungsmaßnahmen erforderlich und sinnvoll<br />

sind. In sensiblen Bereichen mit hohem Gefahren- und Schädigungspotenzial<br />

sollte eine systematische Bestandsregulierung<br />

von Bisam und/oder Nutria unter Beachtung der Schutzbestimmungen<br />

für Fischotter und Biber das Ziel sein, um die Besiedlungsdichte<br />

auf einem niedrigen Niveau zu halten. In vielen<br />

Fällen wird Objektschutz ausreichend sein, indem durch bauliche<br />

Maßnahmen oder pessimale Lebensraumgestaltungen<br />

Schadensvermeidung betrieben wird.<br />

Die aktuelle Verbreitungssituation der Nutria<br />

Obwohl Zunahme und Ausbreitung der Nutria allgemein bekannt<br />

sind, ist ihre gegenwärtige Verbreitung in der Bundesrepublik<br />

nur unzureichend dokumentiert. Dieses Defizit wurde<br />

unter anderen bei der Überarbeitung des DVWK-Merkblattes<br />

247 „Bisam, Biber, Nutria – Erkennungsmerkmale und Lebensweisen,<br />

Gestaltung und Sicherung gefährdeter Ufer, Deiche<br />

und Dämme“ aus dem Jahr 1997 deutlich. Aus diesem Grunde<br />

wird hier der Versuch unternommen, ein aktuelles Verbreitungsbild<br />

zu zeichnen.<br />

Das Auftreten der Nutria in freier Wildbahn ist wiederholt<br />

z. B. in den Landesfaunen von Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg<br />

sowie in neuester Zeit von <strong>Thüringen</strong> dokumentiert<br />

worden, so dass sich die Entwicklung regionaler Bestände<br />

nachvollziehen lässt. Erste zusammenfassende Darstellungen<br />

für das Gebiet der ehemaligen DDR finden sich bei STUB-<br />

BE (1981) im „Buch der Hege“ und für die Bundesrepublik im<br />

o. g. DVWK-Merkblatt 247 sowie bei HEIDECKE et al. (2001).<br />

Simultan zur Dokumentation durch säugetier-faunistisch arbeitende<br />

Gruppen wird das Auftreten der jagdbaren Nutria im<br />

Rahmen der jährlichen Jagdstatistik erfasst und im Wildtierinformationssystem<br />

der Länder Deutschlands publiziert. Im Jahresbericht<br />

2006 wird das Ergebnis aus 28.513 Jagdrevieren veröffentlicht.<br />

Die farbige Verbreitungskarte vermittelt ein anschauliches<br />

Verbreitungsbild. Lediglich für die Bundesländer Schleswig-Holstein<br />

und Brandenburg gibt es hier keine Angaben.<br />

Während die säugetier-faunistisch arbeitenden Gruppen für ihre<br />

Verbreitungskarten das Gauss-Krüger-Koordinatensystem mit<br />

den Messtischblättern im Maßstab 1 : 25.000 als Bezugsbasis verwenden,<br />

dienen im Wildtierinformationssystem die Jagdreviere<br />

als Raster in der kartographischen Darstellung. Um alle vorhandenen<br />

Informationsquellen für eine aktuelle Zusammenschau zu<br />

nutzen, wurde die Karte aus dem Jahresbericht 2006 des Wildtierinformationssystems<br />

maßstabsgerecht in das Messtischblatt<br />

Raster übertragen und dann in die Karte von HEIDECKE et al.<br />

(2001) integriert, die zusätzlich durch neuere punktgenaue<br />

Nachweismeldungen ergänzt wurde. Im Ergebnis liegt nun eine<br />

neue, weitgehend aktuelle kartographische Übersicht zur Verbreitung<br />

der Nutria in der Bundesrepublik vor (Bild 4).<br />

Diese Karte zeigt im Vergleich zu den früheren Darstellungen<br />

eine deutliche Ausbreitung der Nutria, insbesondere in der<br />

norddeutschen Tiefebene, wobei in der zeitlichen Abfolge Unterschiede<br />

erkennbar sind. Während in den ostdeutschen Bundesländern<br />

eine rasante Ausbreitung und Zunahme in den<br />

1990er Jahren nach massenhaften Aussetzungen bzw. Freilassungen<br />

unmittelbar nach Zusammenbrechen der subventionierten<br />

Pelztierhaltung in der DDR erfolgte, breitete sich die<br />

Nutria offensichtlich erst im letzten Jahrzehnt (nach 2000) in<br />

Niedersachsen massiv aus, vermutlich infolge starker Zuwanderungen<br />

elbabwärts und aus dem westfälischem Raum. So ist<br />

in den gewässerreichen Gebieten der norddeutschen Tiefebene<br />

zukünftig eine flächendeckende Verbreitung zu erwarten.<br />

Sicher ist diese Methode nicht ganz fehlerfrei, da hier zwei<br />

verschiedene Erfassungsmethoden – eine punktuelle und eine<br />

flächige auf die Jagdreviere bezogene Kartierung – vereint<br />

wurden. Die Übertragung der flächigen Kartierungsergebnisse<br />

birgt die Gefahr in sich, dass im Messtischblatt-Raster eine<br />

Überpräsentation erfolgen kann. Doch dies ist hier bewusst in<br />

Kauf genommen worden, um eine möglichst vollständige Darstellung<br />

zu erreichen. Zur Unterscheidung sind die aus dem<br />

Wildtier-Informationssystem in Bild 4 eingefügten Raster als<br />

offene Kreise deutlich gekennzeichnet. Auf diese Weise vermittelt<br />

die Karte Hinweise auf Gebiete bzw. Raster, in denen bei<br />

zukünftigen Erfassungen gezielt Nutria-Vorkommen bestätigt<br />

bzw. Nachweise erbracht werden sollten.<br />

Die hier vorgenommene Zusammenfassung der Ergebnisse<br />

zweier nebeneinander agierender Säugetierkartierungen zeigt<br />

wie sinnvoll es ist, zukünftig diese Aufgabe bei der Anleitung,<br />

praktischen Kartierung und Auswertung gemeinsam anzugehen.<br />

Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, erscheint eine<br />

methodische Anpassung, z. B. eine Messtischblatt bezogene<br />

oder gar MTB-Q bzw. punktgenaue Dokumentation seitens der<br />

Jägerschaft erstrebenswert. Der zusätzliche Aufwand erscheint<br />

gemessen am Erfolg vertretbar gering. Gemeinsame Kartierungen<br />

von Jägern und Säugetierkundlern dürften eine gute Ausgangsbasis<br />

bilden.<br />

Literatur<br />

BARTEL, M., GRAUER, A., GREISER, G., HEYEN, B., KLEIN, R.,<br />

MUCHIN, A., STRAUSS, E., WENZELIDES, L. & A. WINTER<br />

(2007): Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands.<br />

Status und Entwicklung ausgewählter Wildtierarten in Deutschland,<br />

Jahresbericht 2006. – Deutscher Jagdschutz-Verband e. V.<br />

(Hrsg.), Bonn.<br />

DEUTSCHER VERBAND FÜR WASSERWIRTSCHAFT UND KUL-<br />

TURBAU e. V. (DVWK; Hrsg., 1997): Bisam, Biber, Nutria: Erkennungsmerkmale<br />

und Lebensweisen, Gestaltung und Sicherung<br />

gefährdeter Ufer, Deiche und Dämme, Bonn.<br />

HEIDECKE, D., STUBBE, M., KÖNIGSFELD, T. (2001): Status<br />

der Nutria Myocastor coypus (Molina, 1782) in Deutschland. –<br />

Beitr. Jagd u. Wildforsch. 26, 321–338.<br />

HEIDECKE, D. (2009): Die Nutria in Ausbreitung. In: Säugetierkundliche<br />

Informationen, Bd. 7, H. 39, 2009 269<br />

STUBBE, M. (1981): Die Nutria Myocastor coypus (MOUNA).<br />

In: STUBBE, M. (Hrsg.): Buch der Hege. (3. Aufl.). Berlin,<br />

S. 509–520.<br />

Autoren:<br />

Dr. Dietrich Heidecke †<br />

Institut für Biologie / Zoologie<br />

Halle /Saale<br />

Dipl.-Geogr. Georg J. A. Schrenk<br />

<strong>DWA</strong><br />

Hennef<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Rückblick auf 10 Jahre Nachbarschaftsarbeit<br />

in <strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong><br />

„In kleinen Schritten zum großen Ziel“<br />

Die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />

an den Flüssen und Bächen<br />

erfordert von den gewässer un ter haltungspflichtigen<br />

Gemeinden und Städten<br />

einerseits fachliches Wissen und an de rerseits<br />

– mit Blick auf begrenzte finanzielle<br />

und personelle Ressourcen – Mut zur<br />

Durchsetzung. Die Mitarbeiter der Kommunen,<br />

Wasserwirtschaftsverwaltungen<br />

und Ingenieurbüros fachlich für die anstehenden<br />

Aufgaben zu rüsten, ist Anliegen<br />

der <strong>DWA</strong>-Gewässer-Nachbarschaften.<br />

Im Jahr 2002 wurden durch den <strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> der<br />

Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e.V. (<strong>DWA</strong>)<br />

flächendeckend in <strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong><br />

Gewässer-Nachbarschaften eingerichtet<br />

(Bild 1). Mit diesen Schulungskreisen<br />

erhielten die Gewässerunterhaltungspflichtigen<br />

eine Plattform für die<br />

regelmäßige Fortbildung und den gegenseitigen<br />

Erfahrungsaustausch.<br />

Am 30. August 2002 fand in der Stadt<br />

Aue der erste Gewässer-Nachbarschaftstag<br />

im <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Sachsen</strong>/<br />

<strong>Thüringen</strong> statt. Der Erfahrungsaustausch<br />

dieser und weiterer Nachbarschaftstage<br />

im Herbst 2002 war von den<br />

Geschehnissen des Augusthochwassers,<br />

das in vielen Regionen <strong>Sachsen</strong>s nachhaltige<br />

Spuren hinterlassen hatte, geprägt.<br />

Die Schwerpunktthemen der Gewässer-Nachbarschaftstage<br />

der folgenden<br />

Jahre geben Einblick in die Komplexität<br />

von Gewässerpflege und Gewässerentwicklung<br />

und spiegeln die Aufgabenvielfalt<br />

der Gewässerunterhaltungspflichtigen<br />

wider:<br />

● Grundlagen der Gewässerunterhaltung<br />

● Erstellung von und Arbeit mit Gewässerpflege-<br />

und Gewässerentwicklungsplänen<br />

● Uferrandstreifen – Bedeutung, Gestaltung,<br />

Pflege<br />

● Gehölze an Fließgewässern: Bedeutung<br />

standortgerechter einheimischer<br />

Ufergehölze, Entwicklung und Pflege<br />

gewässerbegleitender Bäume und<br />

Sträucher, Arbeitsschutz bei Gehölzpflegearbeiten,<br />

Umgang mit Gehölzerkrankungen.<br />

● Wiederherstellung der Durchgängigkeit<br />

von Fließgewässern<br />

● Ufersicherung mittels ingenieurbiologischer<br />

Bauweisen<br />

● Möglichkeiten der Gewässerrenaturierung<br />

in Ortslagen<br />

● Umgang mit nicht-einheimischen<br />

Pflanzen (Neophyten) und Tieren<br />

(Neozoen) an Fließgewässern<br />

● Sanierung und Unterhaltung von<br />

Dorfteichen<br />

● Durchführung von Gewässerschauen<br />

Bild 1: Einteilung der Gewässer-Nachbarschaften in <strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong><br />

Zur Vertiefung des Erfahrungsaustausches<br />

besichtigten die Gewässer-Nachbarschaftsteilnehmer<br />

zum Beispiel laufende<br />

oder bereits abgeschlossene Unterhaltungs-<br />

und Renaturierungsmaßnahmen<br />

an kleineren Flüssen und Bächen. Vor Ort<br />

hatten sie die Möglichkeit mit Planern,<br />

Baufirmen oder den Auftraggebern ins<br />

Gespräch zu kommen (Bilder 2 und 3).<br />

Bild 2: Besichtigung des renaturierten Abschnittes<br />

der Döllnitz in Mügeln durch die<br />

Gewässer-Nachbarschaft Elbe-Mulde im<br />

Juni 2010<br />

Bild 3: Besichtigung von Ufersicherungsmaßnahmen<br />

am Löbauer Wasser im Bereich<br />

der Landesgartenschau in Löbau<br />

durch die Gewässer-Nachbarschaft Spree-<br />

Neiße im Mai 2011<br />

Im Rahmen von Lehrgewässerschauen<br />

wurden vor Ort Unterhaltungsprobleme<br />

diskutiert. Besonders große Resonanz erfuhren<br />

die Praxisnachbarschaftstage, bei<br />

denen die Nachbarschaftsteilnehmer<br />

selbst die Gelegenheit hatten unter fachlicher<br />

Anleitung Gehölzpflegearbeiten<br />

auszuführen (Bild 4) oder ingenieurbiologische<br />

Bauweisen zu erproben (Bild 5).<br />

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609


610 Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Bild 4: Erläuterungen zur Gehölzpflege und Ausführung von Gehölzschnittarbeiten am Kaitzbach in Dresden durch die Teilnehmer der<br />

Gewässer-Nachbarschaft Obere Elbe im Februar 2008<br />

Bild 5: Im Rahmen des Praxis-Nachbarschaftstages der Gewässer-Nachbarschaft Obere Saale-Weiße Elster im Mai 2009 führten die<br />

Nachbarschaftsteilnehmer selbst unter fachlicher Anleitung verschiedene Arbeiten zur Böschungssicherung mittels ingenieurbiologischer<br />

Bauweisen an einem Gewässerabschnitt aus. Folgende Arbeiten wurden ausgeführt: Auslegen von Rauhbäumen, Setzen von<br />

Weidensetzstangen und Weidensteckhölzern.<br />

Mit großem Einsatz haben die Lehrer<br />

und Obleute der Gewässer-Nachbarschaften<br />

bislang bei insgesamt 266<br />

Nachbarschaftstagen ihr Wissen und ihre<br />

Erfahrungen an mehr als 5.300 Teilnehmer<br />

weitergegeben. Auch bei der Erstellung<br />

von Lehr- und Informationsmaterialien<br />

konnte der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> in den vergangenen<br />

Jahren stets auf die Unterstützung dieser<br />

praxiserfahrenen Fachleute zählen.<br />

Für die Nachbarschaftsarbeit wurden<br />

zu den Themen „Gehölze an Fließgewässern“<br />

und „Durchgängigkeit von Fließgewässern“<br />

umfangreiche Lehrunterlagen<br />

erstellt.<br />

Folgende Themenfaltblätter wurden<br />

durch den <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong><br />

in den vergangenen 10<br />

Jahren herausgegeben:<br />

● Gewässer in der Ortslage<br />

● Ingenieurbiologische Bauweisen<br />

● Gehölze an Fließgewässern (Teil 1<br />

und 2)<br />

● Durchgängigkeit von Fließgewässern<br />

● Neophyten an Fließgewässern<br />

● Gewässerunterhaltung und öffentlicher<br />

Hochwasserschutz (Schwerpunkt<br />

<strong>Sachsen</strong>) (Bild 6)<br />

● Präventiver Hochwasserschutz (Teil<br />

1, 2 und 3)<br />

Das Jahrbuch Gewässer-Nachbarschaften<br />

wird seit 2004 regelmäßig herausgegeben<br />

und ist inzwischen zu einer<br />

anerkannten Arbeitsgrundlage für die<br />

Kommunen und Wasserwirtschaftsverwaltungen<br />

geworden. Inhalte des Jahrbuches<br />

sind aktuelle Fachaufsätze aus<br />

den Fachbereichen Gewässerentwicklung<br />

und Hochwasserschutz, Informationen<br />

zu Gesetzen und Richtlinien in <strong>Sachsen</strong><br />

und <strong>Thüringen</strong> und Zusammenstellungen<br />

der Anschriften, Ansprechpartner<br />

und Telefonverbindungen der Kommunen,<br />

Wasserwirtschaftsverwaltungen,<br />

Gewässerunterhaltungsverbände sowie<br />

der Ansprechpartner der <strong>DWA</strong>.<br />

Die Themenfaltblätter und Jahrbücher<br />

werden an die Teilnehmer der Gewässer-<br />

Nachbarschaftstage weitergegeben und<br />

können darüber hinaus bei der Geschäftsstelle<br />

des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es <strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong><br />

erworben werden.<br />

Ohne das ehrenamtliche Engagement<br />

der Lehrer und Obleute wäre die kontinuierliche<br />

und praxisbezogene Nachbarschaftsarbeit<br />

nicht möglich gewesen und<br />

in Zukunft nicht aufrechtzuerhalten. Ihnen<br />

sei an dieser Stelle recht herzlich gedankt.<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Bild 6: Das 2011 neu erschienene Faltblatt<br />

„Gewässerunterhaltung und öffentlicher<br />

Hochwasserschutz“ informiert über Ziele,<br />

Zuständigkeiten und Kosten der Gewässerunterhaltung,<br />

nennt Maßnahmen der Gewässerunterhaltung<br />

und gibt Antwort auf<br />

14 Fragen, die die Bürger häufig an die gewässerunterhaltungspflichtigenGemeinden<br />

und Städte richten.<br />

Gedankt sei auch den<br />

Umweltministe rien der<br />

Freistaaten <strong>Sachsen</strong> und<br />

Thü ringen, die die Arbeit<br />

der Gewässer-Nachbarschaften<br />

unterstützen und<br />

fördern.<br />

Im Rahmen der AKTION<br />

FLUSS (Bild 7), einer Initia-<br />

tive des Thüringer Ministeriums für<br />

Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und<br />

Naturschutz zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie,<br />

wurde der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> ab <strong>2012</strong><br />

mit der Durchführung von Schulungen<br />

im Rahmen der Gewässer-Nachbarschaften<br />

in <strong>Thüringen</strong> beauftragt. Vertreter<br />

der Thüringer Städte und Gemeinden<br />

und weitere an der Gewässerunterhaltung<br />

Interessierte können somit kostenfrei<br />

an den Nachbarschaftstagen teilnehmen.<br />

Die Gewässer-Nachbarschaften in<br />

<strong>Sachsen</strong> werden durch einen jährlichen<br />

Kostenbeitrag der Teilnehmer sowie Fördermittel<br />

des Sächsischen Staatsministeriums<br />

für Umwelt und Landwirtschaft<br />

und Eigenmittel des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es<br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> finanziert.<br />

Die Teilnahme an den Gewässer-<br />

Nachbarschaften in <strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong><br />

ist freiwillig und ohne besondere<br />

Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Bild 7: Logo der AKTION FLUSS, einer Initiative des Thüringer<br />

Ministerium für Forsten, Umwelt , Landwirtschaft<br />

und Naturschutz zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie<br />

Rechtsform sowie unabhängig von einer<br />

Mitgliedschaft in der <strong>DWA</strong>.<br />

Die Gewässer-Nachbarschaften sind<br />

heute fester Bestandteil des Bildungsangebotes<br />

des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es<br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong>. Auch in Zukunft<br />

werden die Gewässerunterhaltungspflichtigen<br />

bei den Nachbarschaftstagen<br />

Antwort auf die Frage erhalten, wie Gewässerpflege<br />

und Gewässerentwicklung<br />

trotz knapper finanzieller und personeller<br />

Ressourcen im Sinne der Europäischen<br />

Wasserrahmenrichtlinie effektiv<br />

erfolgen können. „In kleinen Schritten<br />

zum großen Ziel“ wird also auch in den<br />

nächsten Jahren der Leitgedanke der Gewässer-Nachbarschaften<br />

in <strong>Sachsen</strong> und<br />

<strong>Thüringen</strong> lauten.<br />

Dipl.-Geogr. Annett Schnaufer<br />

<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong><br />

Dresden<br />

10 Jahre Gewässer-Nachbarschaften<br />

Bayern –<br />

Gemeinsam für die kleinen Gewässer<br />

Vor genau 10 Jahren fiel am 7.<br />

Oktober 2002 auf der Burg Rabenstein<br />

in Oberfranken der<br />

Startschuss durch den damaligen<br />

Umweltminister Dr.<br />

Werner Schnappauf für die Gewässer-Nachbarschaften<br />

in Bayern.<br />

Seitdem hat sich das Prinzip<br />

Nachbarschaften bei den kleinen<br />

Gewässern bestens etabliert<br />

und bewährt: Es fanden weit<br />

über 400 Veranstaltungen mit<br />

rund 9500 Teilnehmern statt.<br />

Bild 1: Nachbarschaftsberaterinnen und Berater der ersten<br />

Stunde<br />

Prinzip Nachbarschaften<br />

In Bayern sind für die kleinen<br />

Gewässer die Kommunen unterhaltungspflichtig.<br />

Die Nachbarschaftstage,<br />

die einmal pro Jahr<br />

stattfinden, dienen der Fortbildung<br />

und dem Erfahrungsaustausch.<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

611


612 Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Bild 2: Ein ungewöhnliches – aber praktisches Transportmittel<br />

am Nachbarschaftstag in Schwebheim, Landkreis Schweinfurt<br />

Aufbau und Organisation<br />

Die Nachbarschaftstage sind auf Landkreisebene<br />

angeordnet. Für jeden Landkreis<br />

gibt es einen Nachbarschaftsberater,<br />

der nebenberuflich diese Tage organisiert<br />

und moderiert.<br />

Der größte Teil der Nachbarschaftsberater<br />

ist hauptberuflich an den Wasserwirtschaftsämtern<br />

tätig, gefolgt von<br />

Landschaftspflegeverbänden, sonstigem<br />

öffentlichen Dienst und Ingenieurbüros.<br />

Die zentrale Koordination der Nachbarschaften<br />

lag bis 2010 bei der Regierung<br />

der Oberpfalz und wird seitdem<br />

vom Bayerischen Landesamt für Umwelt<br />

fortgeführt. Dessen Aufgabe ist es, die<br />

Nachbarschaftsberater bei der Durchführung<br />

ihrer Nachbarschaftstage zu unterstützen<br />

und Unterlagen (z. B. Powerpoint<br />

Vorträge, Faltblätter) zu erstellen. Einmal<br />

im Jahr treffen sich beim sogenannten<br />

Beratertag – einer vom Bayerischen<br />

Landesamt für Umwelt angebotenen Veranstaltung<br />

– alle Nachbarschaftsberater<br />

zum Austausch sowie zur Diskussion<br />

Bild 3: Beratertag im Jubiläumsjahr <strong>2012</strong> mit Besichtigung der<br />

Landesgartenschau Bamberg<br />

über aktuelle Themen<br />

und zu neuen Schulungsunterlagen.<br />

Die Bayerische<br />

Verwaltungsschule ist<br />

seit Beginn der Gewässer-Nachbarschaften<br />

als Kooperationspartner<br />

ein fester Bestandsteil<br />

und übernimmt<br />

den gesamten<br />

Verwaltungsaufwand:<br />

Einladungsschreiben,<br />

Referentenentschädigung<br />

etc.<br />

Finanziell getragen<br />

werden die Gewässer-Nachbarschaften<br />

durch das Bayerische<br />

Staatsministerium für Umwelt und<br />

Gesundheit.<br />

Bild 4: Schema zum Aufbau und Organisation<br />

der Gewässer-Nachbarschaften<br />

Bayern<br />

Die grundsätzlichen Leitlinien werden<br />

im Beirat festgelegt, der aus dem<br />

Bayerischen Staatsministerium für Umwelt<br />

und Gesundheit, dem Bayerischen<br />

Landesamt für Umwelt, den kommunalen<br />

Spitzenverbänden und den Bayerischen<br />

Landschaftspflegeverbänden besteht.<br />

Themen der<br />

letzten 10 Jahre<br />

In den letzten 10 Jahren<br />

wurde eine breite<br />

Palette von Fachthemen<br />

rund um die Gewässerunterhaltung<br />

abgedeckt. Sie reicht<br />

von den etwas theoretischeren<br />

Themen<br />

wie die Aufstellung<br />

von Gewässerentwicklungskonzepten<br />

und die Umsetzung<br />

der Wasserrahmen-<br />

Bild 5: Praktische Vorführung zum Thema<br />

Gehölzpflege<br />

richtlinie über sehr praxisnahe Themen,<br />

wie die Gehölzpflege, Gewässerunterhaltung<br />

innerorts, Unterhaltung von Gräben<br />

oder Durchgängigkeit im Gewässer.<br />

Neue Wege<br />

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums beschreiten<br />

die Gewässer-Nachbarschaften<br />

neue Wege bei der Erstellung der neuen<br />

Schulungsunterlagen. Die Unterlagen für<br />

das kommende Jahr werden in einer Kooperation<br />

mit der WBW Fortbildungsgesellschaft<br />

für Gewässerentwicklung mbH<br />

erstellt. Die WBW koordiniert die Gewässer-Nachbarschaften<br />

in Baden-Württemberg<br />

und feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges<br />

Jubiläum. Diese Kooperation fördert<br />

die Vernetzung der beiden Bundesländer<br />

im Bereich der Gewässer-Nachbarschaften<br />

sowie den Austausch von Fachwissen<br />

und vorhandenen Fachmaterialien.<br />

Bundesweiter Austausch<br />

Ebenfalls gefördert wird der länderübergreifende<br />

Austausch durch eine Arbeitsgruppe<br />

der <strong>DWA</strong>. Vertreter aus den verschiedenen<br />

Bundesländern nehmen<br />

zweimal pro Jahr an dieser Arbeitsgrup-<br />

Bild 6: Besichtigung der renaturierten<br />

Isarstrecke in München im Rahmen einer<br />

Sitzung der <strong>DWA</strong>-Arbeitsgruppe „Gewässer-Nachbarschaften“<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


pe teil, die an wechselnden Orten in ganz<br />

Deutschland statt findet. Der erste Tag<br />

dient dem fachlichen Austausch. Am<br />

zweiten Tag werden an dem jeweiligen<br />

Veranstaltungsort durchgeführte Renaturierungsprojekte<br />

besichtigt und diskutiert.<br />

Fazit aus Sicht eines langjährigen<br />

Nachbarschaftsberaters<br />

Die Gewässer-Nachbarschaft in den<br />

Landkreisen Schweinfurt und Haßberge<br />

wurde in 10 Jahren mit 14 Gewässernachbarschaftstagen<br />

bei durchschnittlich<br />

30 Teilnehmern pro Veranstaltung gerne<br />

angenommen.<br />

Das Teilnehmerecho war fast durchwegs<br />

positiv. Sehr gut kam an, dass eine<br />

Vielzahl von kompetenten Koreferenten,<br />

z. B. von der Fischereifachberatung, vom<br />

Wasserrecht und Naturschutz oder aus<br />

der Verwaltung der ländlichen Neuordnung,<br />

mitwirkte.<br />

Es wurden aber nicht nur „trockene“<br />

Vorträge gehalten, sondern auch wertvolle<br />

Kontakte unter den Teilnehmern<br />

gepflegt. Vorteilhaft war dabei, dass viele<br />

Teilnehmer der Gewässer-Nachbar-<br />

Bild 7: „Gelebte“ Gewässer-Nachbarschaft<br />

im Landkreis Haßberge<br />

schaft sich kannten oder kennengelernt<br />

haben, so dass man tatsächlich von einer<br />

wirklichen Gemeinschaft oder Nachbarschaft<br />

sprechen kann.<br />

Ein Verdienst der Gewässer-Nachbarschaft<br />

ist die interkommunale Zusammenarbeit:<br />

Es entstanden daraus 10<br />

Gewässerentwicklungskonzepte, die gemeindeübergreifend,<br />

z. B. in Verwaltungsgemeinschaften<br />

und in Fluss einzugsgebieten,<br />

kostengünstig und fachlich<br />

sinnvoll abgewickelt wurden. Auch wurden<br />

die Kontakte von Bauhof zu Bauhof<br />

gefördert, die z. B. im Alltag zum Austausch<br />

von Geräten geführt haben.<br />

Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Aktuelle Veröffentlichung<br />

Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums<br />

wurde eine Broschüre mit dem Titel „10<br />

Jahre Gewässer-Nachbarschaften Bayern<br />

– Gemeinsam für die kleinen Gewässer“<br />

erstellt. Darin finden sich zu den diversen<br />

Themen der letzten Jahre umgesetzte<br />

Beispiele aus der Praxis. Sie kann unter<br />

www.bestellen.bayern.de kostenfrei<br />

bezogen werden. Dort sind auch alle anderen<br />

Veröffentlichungen der Gewässer-<br />

Nachbarschaften Bayern beziehbar.<br />

Internetseite der Gewässer-Nachbarschaften<br />

Bayern: www.gn-bayern.de<br />

Autoren<br />

Eva Simone Schnippering,<br />

Koordinatorin der Gewässer-Nachbarschaften<br />

Bayerns,<br />

Dr. Thomas Henschel,<br />

Bayerisches Landesamt für Umwelt<br />

Gemeinsam für unsere Gewässer<br />

seit 20 Jahren!<br />

Im Frühjahr 1991 fand in Baden-Württemberg<br />

(Buchen/Odenwald) die erste<br />

Veranstaltung zum Thema „Naturgemäße<br />

Sanierung von Uferabbrüchen“ statt.<br />

Die Ideen und Methoden für eine naturgemäße<br />

Unterhaltung von Gewässern<br />

hielten Einzug in die Arbeiten der Wasserwirtschaftsverwaltung.<br />

Diese mussten<br />

den zuständigen Unterhaltspflichtigen,<br />

in erster Linie den Kommunen, vermittelt<br />

werden. So entschlossen sich das Land<br />

und der Wasserwirtschaftsverband e. V.<br />

(WBW) 1992 Gewässernachbarschaften<br />

zu organisieren. Spe ziell für diese<br />

Aufgabe gründete der WBW im gleichen<br />

Jahr die Gemeinnützige Fortbildungsge-<br />

Norbert Schneider,<br />

Nachbarschaftsberater für die Landkreise<br />

Haßberge und Schweinfurt sowie für die<br />

Stadt Schweinfurt,<br />

Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen<br />

sellschaft für die Gewässerpflege<br />

mbH, die<br />

im Zuge Ihrer Themenerweiterung<br />

seit 1997<br />

unter dem Namen<br />

WBW Fortbildungsgesellschaft<br />

für Gewässerentwicklung<br />

mbH<br />

(WBWF) aktiv ist.<br />

In flächendeckend<br />

43 Bezirken werden<br />

jährlich Nachbarschaftstage,vornehmlich<br />

für Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der<br />

Bau- und Betriebshöfe, Bild 1: Organisation der Gewässernachbarschaften<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

613


614 Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Bild 2: Betreuerinnen und Betreuer bei der Betreuertagung 2011<br />

durchgeführt. In den vergangenen 20<br />

Jahren wurden in etwa 700 Veranstaltungen<br />

um die 20.000 Personen fortgebildet<br />

sowie der Austausch von Erfahrungen gefördert.<br />

Belange zur Organisation der Gewässernachbarschaften<br />

werden in einem Beirat<br />

diskutiert und beschlossen, dessen<br />

Vorsitz beim Ministerium für Umwelt, Klima<br />

und Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />

liegt (Bild 1). Die tragende Säule<br />

der Gewässernachbarschaften sind die<br />

ehrenamtlich tätigen Betreuerinnen und<br />

Betreuer, die zuständig für die Durchführung<br />

der Nachbarschaftstage sind (Bild<br />

2). Sie sind beruflich meist in der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />

tätig. Einmal jährlich<br />

kommen die Betreuerinnen und Betreuer<br />

zur zentralen Veranstaltung des Betreuertages<br />

zusammen. Die Aufgabe dieses<br />

Tages liegt in der Vermittlung aktueller<br />

Themenbereiche, der Diskus sion über zukünftige<br />

Fortbildungsthemen und dem<br />

Bild 3: Praktische Arbeiten am Nachbarschaftstag<br />

Austausch untereinander. Die Betreuerinnen<br />

und Betreuer nehmen nicht nur wichtige<br />

fachliche Kenntnisse für ihre Nachbarschaftstage,<br />

sondern auch für ihren<br />

beruflichen Alltag mit. Auf diese Weise<br />

profitieren auf breiter Ebene auch das<br />

Land, die Kreise und die Kommunen von<br />

den Gewässernachbarschaften.<br />

Die Palette der Fortbildungsthemen<br />

hat sich von der Gewässerpflege wie der<br />

praktischen Gehölzpflege oder naturgemäßen<br />

Bauweisen zunehmend und kontinuierlich<br />

um Fortbildungsthemen zur<br />

der Gewässerentwicklung wie Totholz in<br />

Fließgewässern oder Gewässerunterhaltung<br />

in geschützten Gebieten entwickelt<br />

(Abb. 3). In Zusammenarbeit mit der Gemeinnützigen<br />

Fortbildungsgesellschaft<br />

für Wasserwirtschaft und Landschaftsentwicklung<br />

in Rheinland-Pfalz wurden weitere<br />

Fortbildungsthemen erarbeitet, u. a.<br />

Unterhaltung und Pflege von Gräben und<br />

Sohlenerosion sowie Auenauflandung.<br />

Aktuell werden, gemeinsam<br />

mit dem<br />

Bayerischen Landesamt<br />

für Umwelt, Materialien<br />

zur Bedeutung<br />

der Gewässerunterhaltung<br />

als Maßnahme<br />

für den<br />

richtigen Umgang mit<br />

Hochwasser erstellt.<br />

Seit Gründung der<br />

WBW Fortbildungsgesellschaft<br />

sind stetig<br />

weitere Tätigkeitsfelder<br />

hinzugekommen,<br />

die sich in der Organisationsstruktur<br />

an<br />

den Gewässernachbarschaftenorientieren.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten wurden<br />

in Baden-Württemberg mehrer hundert<br />

Hochwasserrückhaltebecken errichtet,<br />

die besonders die Ortslagen vor Überflutungen<br />

schützen. Um die Sicherheit<br />

der Anlagen gewährleisten zu können,<br />

werden beim Betrieb der Hochwasserrückhaltebecken<br />

beim Betreiber, Betriebsbeauftragten<br />

und beim Stauwärter detaillierte<br />

Kenntnisse vorausgesetzt. Aus diesem<br />

Grund wurde die WBWF 1997 zur<br />

Unterstützung mit der Organisation und<br />

Leitung eines Erfahrungsaustausch Betrieb<br />

von Hochwasserrückhaltebecken<br />

für Betreiber und Betriebsbeauftragte<br />

von Hochwasserrückhaltebecken betraut.<br />

Darüber hinaus wurde ein Ausbildungslehrgang<br />

für Stauwärter als zentrale Instrumente<br />

für den sicheren Betrieb der<br />

Hochwasserrückhaltebecken in Baden-<br />

Württemberg eingeführt (Bild 4). Mittlerweile<br />

sind über 400 Stauwärter in Baden-<br />

Württemberg intensiv geschult.<br />

Bild 4: Erfahrungsaustausch Betrieb von<br />

Hochwasserrückhaltebecken<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Die Gewässerpädagogik, als Teilbereich<br />

der Gewässernachbarschaften, kam<br />

als neues Aufgabengebiet Ende der 90er<br />

Jahre hinzu. Grundlage war das Programm<br />

„Mensch und Gewässer“, welches<br />

vom damaligen Ministerium für Umwelt<br />

und Verkehr mit dem Ziel initiiert wurde,<br />

sowohl Bürgerinnen und Bürger wieder<br />

näher an die Gewässer heranzuführen,<br />

als auch gesellschaftliche Akzeptanz für<br />

die Maßnahmen der Wasserwirtschaft zu<br />

erlangen. Im Rahmen der Gewässerpädagogik<br />

werden Projekte mit Schulen<br />

durchgeführt (Bild 5), Aktionstage für<br />

Familien angeboten, Gewässerführer<br />

ausgebildet und Multiplikatoren geschult.<br />

Vor kurzem konnte innerhalb des<br />

Internetauftritts des Ministeriums für<br />

Umwelt, Klima und Energiewirtschaft<br />

Baden-Württemberg eine Infopage zur<br />

Gewässerpädagogik (www.gewässerpaedagogik.baden-wuerttemberg.de)eingerichtet<br />

werden, in der alle Angebote am<br />

fließenden Wasser im Land gebündelt<br />

werden.<br />

24 Hochwasserpartnerschaften<br />

(Bild 6) sind nach fast 10 Jahren Aufbauarbeit<br />

mittlerweile flächendeckend<br />

aktiv, um das Bewusstsein für die Hochwassergefahr<br />

zu steigern und Hochwasser<br />

risiko management in Baden-<br />

Württemberg voran zu bringen. Die<br />

Hochwasserpartnerschaften haben<br />

zum Ziel,<br />

Bild 6: Organisation der Hochwasserpartnerschaften<br />

Gewässer-Nachbarschaften / Regionaler Erfahrungsaustausch<br />

Bild 5: Projekt mit Schülern im Rahmen der Gewässerpädagogik<br />

das Hochwassergefahrenbewusstsein<br />

dauerhaft zu verankern und den Aufbau<br />

eines Netzwerkes zwischen den Kommunen<br />

in einem Einzugsgebiet, insbesondere<br />

in der Funktion als „Ober- und Unterlieger“<br />

zu fördern. Dazu werden besonders<br />

für die Kommunen in Baden-Württemberg<br />

regelmäßig Veranstaltungen<br />

zum Thema Hochwasservorsorge angeboten.<br />

Besonders die Hochwasserpartnerschaften<br />

belegen die zentrale<br />

Bedeutung eines regelmäßigen<br />

Erfahrungsaustausches, um<br />

für den Ernstfall vorbereitet<br />

zu sein.<br />

Ein regelmäßiger<br />

Erfahrungsaustausch<br />

der Wasserbehörden,<br />

zusammen mit der<br />

LUBW Landesanstalt<br />

für Umwelt,<br />

Messungen und<br />

Naturschutz Baden-Württemberg,<br />

sind seit<br />

2006 fester Bestandteil<br />

der Angebote<br />

der WBW<br />

Fortbildungsgesellschaft.<br />

Die Vorgaben der<br />

EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />

ergaben eine Vielzahl<br />

von neuen Aufgaben,<br />

die nur in einer<br />

gemeinschaftlichen<br />

Zusammenarbeit der<br />

Wasserbehörden umzusetzen<br />

sind. Im Erfahrungsaustausch<br />

der<br />

Wasserbehörden wird da-<br />

zu der fach liche Dialog zwischen den Regierungspräsidien,<br />

den unteren Verwaltungsbehörden<br />

und dem Fachdienst der<br />

LUBW gefördert.<br />

Als neuester Aufgabenbereich wurde<br />

der WBW Fortbildungsgesellschaft durch<br />

das Ministerium für Umwelt, Klima und<br />

Energiewirtschaft Baden-Württemberg<br />

im Jahr 2011die Koordination der Ini tiative<br />

Unser Neckar übertragen. Die Vereinbarung<br />

mit dem Land Baden-Württemberg<br />

regelt die Koordinationsaufgaben<br />

zur Initiative „Unser Neckar“ zwischen<br />

den Städten und Gemeinden, den<br />

Verbänden und sonstigen Akteuren entlang<br />

des Neckars in Baden-Württemberg<br />

um die Vernetzung und Zusammenarbeit<br />

aller Akteure am Neckar und seinen Zuflüssen<br />

zu stärken. Es soll vor allem die<br />

Identifikation der Menschen mit dem<br />

Fluss als Lebensader gestärkt werden.<br />

Es wurde in den vergangenen 20 Jahren<br />

gemeinsam mit allen Akteuren mit<br />

großem Engagement vieles in Baden-<br />

Württemberg erreicht, um für die Belange<br />

unserer Gewässer zu sensibilisieren.<br />

Viele Maßnahmen wurden durchgeführt,<br />

die bestmöglich versuchen sowohl Naturnähe<br />

als auch die vielfältigen Nutzungsansprüche<br />

an die Fließgewässer<br />

Baden-Württembergs miteinander zu<br />

vereinbaren.<br />

Weitere Informationen und Publikationen<br />

über: www.wbw-fortbildung.de<br />

Ann Zirker<br />

WBW Fortbildungsgesellschaft für<br />

Gewässerwicklung mbH,<br />

Karlsruhe<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

615


616<br />

Aktuelles<br />

Aktuelles<br />

<strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis 2013<br />

Nach 2007 und 2010 wird der <strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis<br />

erneut ausgeschrieben.<br />

Vergeben wird er für vorbildlich<br />

durchgeführte Maßnahmen zur Erhaltung,<br />

naturnahen Gestaltung und Entwicklung<br />

von Gewässern im urbanen<br />

Bereich.<br />

Die Gewässerentwicklung in diesem<br />

Sinne umfasst alle Maßnahmen, die darauf<br />

ausgerichtet sind, die wasserwirtschaftliche<br />

und ökologische Funktionsfähigkeit<br />

und das innerstädtische/innerörtliche<br />

Erscheinungsbild sowie den Erlebniswert<br />

der Gewässer und Auen zu<br />

erhalten, nachhaltig zu entwickeln und<br />

zu verbessern.<br />

Der Gewässerentwicklungspreis wird<br />

in Form eines Kunstobjektes oder einer<br />

anderen öffentlichkeitswirksamen Art<br />

vergeben. Die Aufstellung erfolgt in Abstimmung<br />

mit dem Preisträger an geeigneter<br />

Stelle.<br />

Bild 1: Als sichtbares Zeichen wurde am<br />

Ufer der Isar am Schyrenplatz in München<br />

ein Findling mit einer Bronzetafel aufgestellt.<br />

(Foto: G. Schrenk)<br />

Bild 2: Entsprechend dem Anlass wurde der Preis ein „Denkmal“ in Form eines Findlings,<br />

der mit einer entsprechenden Hinweistafel versehen, an einer exponierten Stelle am Gewässer<br />

aufgestellt wurde. (Foto: G. Schrenk)<br />

Preisträger 2007<br />

Im Jahr 2007 wurde das Projekt „Isar-<br />

Plan“ mit dem <strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis<br />

ausgezeichnet. Nach umfangreichen<br />

Grundlagenermittlungen und hydrologischen<br />

Berechnungen wurde das<br />

Gewässerbett der Isar großzügig aufgeweitet.<br />

Flache Ufer, vorgelagerte Kiesbänke,<br />

Kiesinseln und flache Rampen aus<br />

Steinblöcken und -riegeln mit zwischengelagerten<br />

Becken verleihen der Isar wieder<br />

ein naturnahes Erscheinungsbild.<br />

Preisträger 2010<br />

Preisträger war das Projekt zur Renaturierung<br />

und zum Hochwasserschutz an<br />

der Großen Mittweida in Schwarzenberg<br />

(<strong>Sachsen</strong>). Angrenzende Wohngebiete<br />

der Stadt Schwarzen berg wurden früher<br />

von der Großen Mittweida aufgrund ungünstiger<br />

morphologischer Verhältnisse<br />

regelmäßig durch Hochwasserereignisse<br />

großflächig überflutet.<br />

Bewerbung<br />

Vielleicht haben auch Sie in Ihrem Tätigkeitsbereich<br />

ein Projekt, das sich hierfür<br />

eignet. Informationen sind in der KA und<br />

KW 5/<strong>2012</strong> im Spektrum zu finden oder<br />

auf unserer Homepage unter www.dwa.de<br />

Bewerbungsschuss ist der 31. Oktober<br />

<strong>2012</strong>. Verkündet wird der Preis anlässlich<br />

des „Tag des Wassers“ im Jahr 2013.<br />

Ihre Unterlagen senden Sie bitte an:<br />

<strong>DWA</strong> e.V.<br />

Elke Uhe<br />

Gewässerentwicklungspreis 2013<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Förderung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen<br />

in Rheinland-Pfalz<br />

Bei der Förderung wasserwirtschaft licher<br />

Maßnahmen, die auch der teilweisen<br />

oder vollständigen Ablösung bestehender<br />

naturschutzrechtlicher oder wasserrechtlicher<br />

Ausgleichsverpflichtungen<br />

dienen sollen, kommt es häufig zu Abgrenzungsschwierigkeiten.<br />

Das rheinland-pfälzische Umweltministerium<br />

hat dazu in einem Rundschrei-<br />

ben vom 30. Mai <strong>2012</strong> an die Struktur-<br />

und Genehmigungsdirektionen des Landes<br />

einige Klarstellungen getroffen:<br />

Der Erwerb von Flächen wird zu 90<br />

Prozent durch das Land gefördert.<br />

Diese Flächen können in Höhe des Eigenanteils<br />

(regelmäßig zehn Prozent) auf<br />

das Ökokonto gebucht werden. Maßnahmen<br />

der Aktion Blau Plus werden mit bis<br />

zu 90 Prozent der förderfähigen Kosten<br />

gefördert. Bei Maßnahmen der Gewässer-<br />

und Flussentwicklung kann der<br />

Maßnahmeträger die Arbeit von Bachpaten<br />

oder Naturschutzverbänden wie Leistungen<br />

des eigenen Betriebspersonals<br />

zu 80 Prozent der Kosten in Ansatz bringen.<br />

SK<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Veröffentlichungen<br />

Empfehlungen für die<br />

Altgewässer-Entwicklung<br />

in Niedersachsen<br />

Die erfolgreiche Suche nach Synergien<br />

am Beispiel der Allerniederung<br />

Bei der Regeneration von Auenlebensräumen<br />

und der Reaktivierung natürlicher<br />

Überflutungsräume ergeben sich<br />

durch das Zusammenwirken von FFH-<br />

Richtlinie und EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />

gute Möglichkeiten für ein gemeinsames<br />

Handeln von Naturschutz und<br />

Wasserwirtschaft, z. B. bei der Neuanlage<br />

oder Reaktivierung von Altgewässern.<br />

Aufgrund anthropogener Veränderungen<br />

findet heute eine natürliche Neubildung<br />

von Altgewässern nur noch sehr<br />

eingeschränkt statt. Die Folgen sind eine<br />

schnelle „Alterung“ und Verlandung vorhandener<br />

Altgewässer. Jüngere Entwicklungsstadien<br />

fehlen oft ganz. Die Reaktivierung<br />

von Altgewässern erfordert eine<br />

genaue Analyse und sorgfältige Abwägung<br />

aller Belange und verlangt ein gemeinsames<br />

Planen und Handeln von Naturschutz<br />

und Wasserwirtschaft sowie<br />

den betroffenen Flächeneignern, um den<br />

europarechtlichen Vorgaben von Natura<br />

2000 und EG-WRRL gleichermaßen gerecht<br />

zu werden.<br />

Am Beispiel der Allerniederung in<br />

Niedersachsen und den hier zahlreich<br />

vorhandenen „alternden“ Altgewässern<br />

wird in der vorliegenden Arbeit den Fragen<br />

der Sanierung bzw. Reaktivierung<br />

von Altgewässern nachgegangen. Die Erarbeitung<br />

dieses fundierten Entwicklungskonzeptes<br />

wurde durch einen großen<br />

Arbeitskreis (Naturschutz, Wasserwirtschaft,<br />

Fischerei, Kommunen) begleitet.<br />

Es versucht die unterschiedlichen<br />

Interessen und Ansprüche zu bündeln<br />

und angemessen zu berücksichtigen.<br />

Detaillierte Bestandserhebungen und<br />

-analysen (Morphologie, Gewässergüte,<br />

Nutzungen, Biotope, Flora, Fauna) an 47<br />

repräsentativ ausgewählten Stillgewässern<br />

ergaben, dass sowohl die frühen<br />

Entwicklungsphasen als auch diejenigen<br />

einer fortgeschrittenen Sukzession sowie<br />

Altarme mit offener Anbindung an die<br />

Aller unterrepräsentiert sind.<br />

Als Zielvorstellung sollten in der Allerniederung<br />

zahlreiche Altarme und Alt-<br />

wässer vorhanden sein,<br />

die alle Entwicklungsphasen<br />

der natürlichen<br />

Sukzession vom jungen<br />

Altarm bis zum vollständig<br />

verlandeten Altwasser<br />

mit Bruchwald repräsentieren<br />

und die<br />

sich weitgehend gleichmäßig<br />

über die komplette<br />

Allerniederung<br />

verteilen.<br />

Auf Basis dieser Zielaussagen<br />

werden Anforderungen<br />

an die verschiedenen<br />

Nutzungen<br />

formuliert. Ein abgestimmterumsetzungsorientierterHandlungsrahmen<br />

mit konkreten<br />

und praxisnahen Vorschlägen,<br />

der grundsätzlich auch auf andere<br />

Gewässersysteme in Niedersachsen<br />

übertragbar ist, gibt eine wertvolle Entscheidungshilfe<br />

bei der Wahl angemessener<br />

Maßnahmen, der verantwortungsbewussten<br />

Verwendung von Fördermitteln<br />

sowie der Berücksichtigung der europarechtlichen<br />

Anforderungen.<br />

Das Heft umfasst 76 Seiten und ist erhältlich<br />

gegen Rechnung (4,00 EUR zzgl.<br />

Versandkostenpauschale) beim Herausgeber:NiedersächsischerLandesbetrieb<br />

für Wasserwirtschaft,<br />

Küsten<br />

und Naturschutz<br />

(NLWKN) Naturschutzinformation<br />

Postfach 91 07 13,<br />

30427 Hannover<br />

E-Mail:<br />

naturschutzinformation@<br />

nlwknh.<br />

niedersachsen.de<br />

fon: 0511<br />

30343305,<br />

D-31715 Meerbeck, Volksdorf 35<br />

Tel. ++49 5721/9721-0<br />

Fax ++49 5721/9721-19<br />

e-Mail: info@vehling-motorgeraete.de<br />

Internet: www.vehling-motorgeraete.de<br />

Mähausleger mit verschiedenen<br />

Arbeitsgeräten mit einer Reichweite<br />

von 6,50 - 9,00 m sowie Planierschilder<br />

Veröffentlichungen<br />

fax: 0511 30343501<br />

www.nlwkn.niedersachsen.de ><br />

Naturschutz > Veröffentlichungen oder<br />

http://webshop.nlwkn.niedersachsen.de<br />

Kaiser, T., J. Brencher, U. Kirchberger,<br />

1. Brümmer, S. Grimm, G. Lemmel, R.<br />

Pudwill & J. Wilicox (2011): Empfehlungen<br />

für die Altgewässer-Entwicklung in<br />

Niedersachsen Die erfolgreiche Suche<br />

nach Synergien am Beispiel der Allerniederung<br />

Inform.d. Naturschutz Niedersachs<br />

31, Nr. 2 (2111): 53128.<br />

> Beratung<br />

> Verkauf<br />

> Reparatur<br />

> Kundendienst<br />

> Ersatzteile<br />

> Finanzierung<br />

Mähboote, Amphibienboote,<br />

Bagger und Entschlammungsboote<br />

sowie selbstfahrende<br />

Mähkombinationen<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

617


618<br />

Fortbildung<br />

Fortbildung<br />

Verkehrssicherungspflicht, Haftung,<br />

Arbeitssicherheit an Fließgewässern<br />

Aus dem Inhalt<br />

Die Rechtsprechung hat aus den §§ 823<br />

und 836 BGB die allgemeine Pflicht<br />

entwickelt, das eigene Verhalten so einzurichten<br />

und gewisse Tätigkeiten so zu<br />

regeln, dass Schädigungen Dritter vermieden<br />

werden. Jeder, der in seinem<br />

Verantwortungsbereich Gefahrenquellen<br />

schafft oder andauern lässt, muss<br />

die ihm möglichen und zumutbaren<br />

Vorkehrungen treffen, um daraus drohende<br />

Gefahren für Dritte abzuwenden.<br />

Es geht also sowohl um das eigene<br />

Handeln als auch um die Sicherung von<br />

Gefahrenquellen an Fließgewässern und<br />

in der Aue.<br />

Die Verkehrssicherungspflicht ist ein<br />

wichtiger Bestandteil der Gewässerunterhaltung<br />

und des Anlagenbetriebs. Die<br />

Verkehrssicherung umfasst u. a. die Instandhaltung,<br />

den Betrieb, die Kontrolle<br />

und die Sicherung der Infrastruktur (z.B.<br />

Unterhaltungs- und Betriebswege), der<br />

Bauwerke (z. B. Hochwasserschutzanlagen),<br />

sowie der Freizeit- und Erholungseinrichtungen.<br />

Auch bei Baumaßnahmen an und in<br />

Gewässern ist die Verkehrssicherungspflicht<br />

wahrzunehmen. Darüber hinaus<br />

spielt der Arbeitsschutz und die Unfallverhütung<br />

eine wichtige Rolle.<br />

Seminarleitung<br />

RBOAR a. D. Dipl.-Ing. Eberhard Städtler,<br />

Euskirchen<br />

Zielgruppe<br />

Für alle, die in der Gewässerunterhaltung<br />

und im Gewässerausbau tätig sind,<br />

ist es wichtig, sich damit zu befassen,<br />

welche Regeln bei den jeweiligen Arbeiten<br />

im Hinblick auf die Verkehrssicherungspflicht<br />

zu beachten sind und welche<br />

Folgen es haben kann, wenn diese<br />

Regeln verletzt werden.<br />

Termin/Veranstaltungsort<br />

09. Oktober <strong>2012</strong> / Rastede bei Oldenburg<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>DWA</strong>-Mitglieder: 245 €,<br />

Nichtmitglieder: 300 €<br />

Inkl. Seminarunterlagen und Tagesverpflegung<br />

Mitglieder der DACH-Kooperationspartner<br />

(ÖWAV, SWV und VSA) sowie des<br />

BWK erhalten Mitgliedspreise.<br />

Information und Anmeldung<br />

Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Angelika Schiffbauer<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel.: 02242 872-156<br />

Fax: 02242 872-135<br />

E-Mail: schiffbauer@dwa.de<br />

Entwicklung urbaner Fließgewässer<br />

Konzepte und Beispiele für Planung und Umsetzung<br />

Aus dem Inhalt<br />

Größe und Umfang von Entwicklungsmaßnahmen<br />

an innerstädtischen Bächen<br />

und Flussabschnitten beeinflussen erheblich<br />

die zukünftige Siedlungsstruktur<br />

und Nutzung einer Stadt.<br />

Die Träger von Planung, Umsetzung<br />

und Unterhaltung müssen daher in besonderem<br />

Maße die unterschiedlichen<br />

Ansprüche von Wasserwirtschaft, Ökologie<br />

und Stadtplanung vor dem Hintergrund<br />

der bestehenden Gesetzeslage<br />

(z.B. EG Wasserrahmenrichtlinie) integ-<br />

rieren. In urbanen Gebieten haben sie<br />

die anspruchsvolle und verantwortungsvolle<br />

Aufgabe, die Fließgewässer als natürliche<br />

Ökosysteme zu pflegen, wie<br />

auch Hochwasserschutz, Entwässerungskomfort<br />

aber auch das Gewässer als Bestandteil<br />

des Stadtbildes und Ort der<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Naherholung für die Bewohner zu erhalten<br />

bzw. zu entwickeln.<br />

Der erste Band des Merkblattes <strong>DWA</strong>-<br />

M 609 „Entwicklung urbaner Fließgewässer“<br />

stellt als Grundlage die charakteristischen<br />

Besonderheiten der Fließgewässer<br />

im urbanen Raum zusammen und<br />

zeigt prinzipielle Lösungsmöglichkeiten<br />

für ein ganzheitliches Vorgehen. Band II<br />

(Entwurf) zeigt an Beispielen konkrete<br />

Maßnahmen und Möglichkeiten für deren<br />

Umsetzung im urbanen Raum –<br />

Maßnahmen, die auch unter meist räumlich<br />

beengten Bedingungen umsetzbar<br />

sind und in synergistischer Wirkung<br />

möglichst viele Anforderungen an das<br />

Gewässer gleichzeitig erfüllen. Das Seminar<br />

richtet sich daher vor allem an diejenigen,<br />

denen die Planung und Bewirtschaftung<br />

der Fließgewässer in urbanen<br />

Gebieten obliegen.<br />

Seminarleitung<br />

Dipl.-Ing. K. Winkelmair, Nürnberg<br />

Dr. Petra Podraza, Essen<br />

(Foto: G. Schrenk)<br />

Zielgruppe<br />

Fachleute der Wasserwirtschaft und der<br />

Landschaftsgestaltung, Städtebauer,<br />

Stadtplaner, Architekten sowie alle, die<br />

Fortbildung<br />

sich zudem mit der Umsetzung der EG<br />

Wasserrahmenrichtlinie in urbanen Gebieten<br />

und den sozialen und kulturellen Aspekten<br />

urbaner Fließgewässer befassen.<br />

Termin / Veranstaltungsort<br />

16. Oktober <strong>2012</strong> / Osnabrück<br />

Teilnehmergebühr<br />

<strong>DWA</strong>-Mitglieder: 220,– €,<br />

Nichtmitglieder: 265,– €<br />

einschl. Seminarunterlagen und<br />

Tagesverpflegung<br />

Information und Anmeldung<br />

<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> Nord<br />

Am Flugplatz 16<br />

31137 Hildesheim<br />

Tel.: 05121 / 509-800 oder -803<br />

Fax: 05121 / 509-802<br />

E-Mail: info@dwa-nord.de<br />

Internet: www.dwa-nord.de<br />

Durchgängigkeit von Fließgewässern<br />

(Fischaufstieg) <strong>DWA</strong>-M 509<br />

Artenvielfalt in Flüssen verbessern – neue Wege, um Querbauwerke zu passieren<br />

Aus dem Inhalt:<br />

Zahlreiche Querbauwerke unterbrechen<br />

sowohl die lineare Durchgängigkeit der<br />

Flusssysteme als auch die laterale Anbindung<br />

von Neben- und Auegewässern für<br />

Fische und aquatische Wirbellose, womit<br />

ein fischpassierbarer Umbau von Wanderhindernissen<br />

oder gar der Bau funktionsfähiger<br />

Fischaufstiegsanlagen erforderlich<br />

wird.<br />

Das jetzt vorliegende Merkblatt <strong>DWA</strong>-<br />

M 509 „Fischaufstiegsanlagen und fischpassierbare<br />

Bauwerke – Gestaltung, Bemessung,<br />

Qualitätssicherung“, welches<br />

sich noch im Druckverfahren befindet, ersetzt<br />

das DVWK-Merkblatt 232/1996 und<br />

befasst sich ausschließlich mit der Gewährleistung<br />

stromaufwärts gerichteter<br />

Wanderungen von Fischen<br />

und Wirbellosen.<br />

Im neuen Merkblatt<br />

wird keine Unterteilung<br />

mehr in „naturnahe“<br />

und „technische“<br />

Bautypen vorgenommen,<br />

da über die<br />

Funktionsfähigkeit einer<br />

Aufstiegsanlage<br />

letztlich nur ihre Anordnung,<br />

Bemessung<br />

und Konstruktion<br />

entscheiden, während<br />

das verwendete Baumaterial<br />

oder landschaftsästhetische Gesichtspunkte<br />

von nachrangiger Bedeutung<br />

für die Funktionsfähigkeit sind.<br />

Geometrische und hydraulische Vorgaben<br />

werden durch die Einführung von<br />

Grenz- und Bemessungswerten präzisiert<br />

www.dwa.de KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong><br />

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Fortbildung<br />

sowie die Berechnungsverfahren neueren<br />

Erkenntnissen angepasst. Während<br />

eine Überschreitung fischökologisch begründeter<br />

Grenzwerte eine Einschränkung<br />

der Funktionsfähigkeit erwarten<br />

lässt, berücksichtigen Bemessungswerte<br />

bauliche und betrieblich bedingte Abweichungen<br />

bei den verschiedenen Konstruk<br />

tions typen.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die<br />

Qualitätskontrolle bei der Planung und<br />

Bauausführung, um die Einhaltung der<br />

Funktionskriterien sicher zu stellen.<br />

In der Veranstaltung sollen anhand<br />

von Beispielen die biologischen und<br />

technischen Grundlagen vorgestellt sowie<br />

die Berechnungsverfahren und die<br />

Berechnungsschritte für die Gestaltung<br />

und Bemessung von fischpassierbaren<br />

Raugerinnen und Fischaufstiegsanlagen<br />

erläutert werden.<br />

Seminarleiter<br />

Dipl.-Ing. Rainer Bosse, Essen<br />

Zielgruppe<br />

Alle Personen aus den Behörden, Verbänden,<br />

Ingenieurbüros und ökologischen<br />

Fachbüros und Betreiber von Wasserkraft-<br />

und Wehranlagen die sich mit dem<br />

Thema „Durchgängigkeit von Gewässern“<br />

befassen.<br />

Termin / Veranstaltungsort<br />

16. Oktober <strong>2012</strong>, Karlsruhe<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>DWA</strong>-Mitglieder: 245 €,<br />

Nichtmitglieder: 300 €<br />

einschl. Merkblatt <strong>DWA</strong>-M 509<br />

und Tagesverpflegung<br />

Mitglieder der DACH-Kooperationspartner<br />

erhalten Mitgliedspreise.<br />

Information und Anmeldung<br />

Deutsche Vereinigung für<br />

Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Angelika Schiffbauer<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel.: 02242 872-156<br />

Fax: 02242 872-135<br />

E-Mail: schiffbauer@dwa.de<br />

Abflussmessungen an Gewässern<br />

Aus dem Inhalt<br />

Die Durchflussmessung ist neben der Erfassung<br />

des Wasserstandes eine der<br />

wichtigsten gewässerkundlichen Aufgaben.<br />

Sie bildet die Datengrundlage für eine<br />

fachgerechte Lösung verschiedenster<br />

hydrologischer und ingenieurwissenschaftlicher<br />

Fragestellungen begonnen<br />

mit der Bewirtschaftung des verfügbaren<br />

Wasserdargebotes über die gewässerkundliche<br />

Statistik bis hin zur Bemessung<br />

wasserwirtschaftlicher Anlagen.<br />

Hydraulische und hydrologische Modellrechnungen<br />

sind ebenso auf eine gute<br />

Datenbasis angewiesen wie quantitative<br />

Aussagen zu Stofffrachten oder die<br />

Überwachung von Einleitungen und<br />

Mindestabflüssen.<br />

Ohne qualitativ hochwertige Durchflussdaten<br />

ist die praktische Gewässerkunde<br />

nicht durchführbar und sind wasserwirtschaftliche<br />

Entscheidungen nicht<br />

möglich.<br />

Das Seminar gibt einen Überblick zu<br />

den am häufigsten genutzten Messgeräten<br />

und Messmethoden für die Durchflussmessung<br />

in offenen Gerinnen. Anwendungsbezogen<br />

werden deren Vor-<br />

und Nachteile diskutiert und mit Beispielen<br />

aus der Praxis veranschaulicht.<br />

Nationale sowie internationale Standards<br />

und Regelwerke zur Durchflussmessung<br />

werden vorgestellt und die Methoden<br />

zur Auswertung<br />

von Messungen<br />

anhand praktischer<br />

Beispiele illustriert.<br />

Seminarleiter<br />

Dipl.-Ing. Stefan Siedschlag,<br />

Kempten<br />

Zielgruppe<br />

Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter von Behörden<br />

(Wasser, Umwelt,<br />

Schifffahrt), Ingenieurbüros und Verbänden.<br />

Termin / Veranstaltungsort<br />

27. November <strong>2012</strong>, Fulda<br />

Teilnahmegebühr<br />

<strong>DWA</strong>-Mitglieder: 245 €,<br />

Nichtmitglieder: 300 €<br />

Inkl. Seminarunterlagen und Tagesverpflegung<br />

Mitglieder der DACH-Kooperationspartner<br />

(ÖWAV, SWV<br />

und VSA) sowie des BWK erhalten<br />

Mitgliedspreise.<br />

Preise für Studenten und Pensionäre auf<br />

Anfrage.<br />

Information und Anmeldung<br />

Deutsche Vereinigung für<br />

Wasserwirtschaft,<br />

Abwasser und Abfall e. V.<br />

Angelika Schiffbauer<br />

Theodor-Heuss-Allee 17<br />

53773 Hennef<br />

Tel.: 02242 872-156<br />

Fax: 02242 872-135<br />

E-Mail: schiffbauer@dwa.de<br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de


Persönliches<br />

Eberhard Jüngel 65 Jahre<br />

In Neidhardtsthal an der Zwickauer Mulde<br />

feierte am 26. Juli <strong>2012</strong> Dipl.-Ing.<br />

Eberhard Jüngel, Leiter des Betriebes<br />

Zwickauer Mulde/Obere Weiße Elster<br />

der Landestalsperrenverwaltung des<br />

Freistaates <strong>Sachsen</strong>, ehrenamtlicher <strong>Landesverband</strong>svorsitzender<br />

des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s<br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> und<br />

Präsidiumsmitglied der <strong>DWA</strong>, seinen 65.<br />

Geburtstag. Wenige Zeit später endete<br />

seine überaus engagierte und sehr erfolgreiche<br />

aktive Tätigkeit für die Wasserwirtschaft<br />

im Freistaat <strong>Sachsen</strong>.<br />

Eberhard Jüngel wurde 1947 in der<br />

kultur- und geschichtsträchtigen Industriestadt<br />

Merseburg an der Saale geboren.<br />

Nach dem Abitur studierte er an der<br />

Technischen Universität Dresden konstruktiven<br />

Wasserbau und legte 1971 sein<br />

Diplom-Examen ab. Im gleichen Jahr<br />

nahm er beim Spezialbaukombinat Wasserbau<br />

Weimar seine berufliche Tätigkeit<br />

als Bauleiter auf und wurde beim Bau<br />

des damals größten Pumpspeicherwerkes<br />

Markersbach im Erzgebirge eingesetzt.<br />

1974 wechselte er zur Auftraggeberseite,<br />

der Wasserwirtschaftsdirektion<br />

(WWD) Obere Elbe/Neiße, und wurde in<br />

der Aufbauleitung für die Talsperre Eibenstock<br />

zunächst als Bauleiter, ab 1978<br />

als Oberbauleiter eingesetzt. In dieser<br />

Funktion war Eberhard Jüngel für den<br />

Aufbau von sechs Absperrbauwerken<br />

und für den 11 km langen Rohwasserstollen<br />

bis zur Trinkwasseraufbereitungsanlage<br />

verantwortlich.<br />

1985 entschloss sich die Wasserwirtschaftsdirektion<br />

Obere Elbe/Neiße Dresden,<br />

einen Talsperrenunterhaltungsbetrieb<br />

in Neidhardtsthal an der Zwickauer<br />

Mulde in der Nähe von Eibenstock einzurichten.<br />

Der Aufbau dieses Betriebes<br />

wurde dem Talsperren erfahrenen Eberhard<br />

Jüngel übertragen. Damit wurde er<br />

gleichzeitig zum Leiter dieses Betriebes<br />

berufen. Nach der politischen Wende<br />

fasste man am 26. April 1990 alle in<br />

Neidhardtsthal befindlichen wasserwirtschaftlichen<br />

Anlagen zu einer Talsperrenmeisterei<br />

zusammen, deren Leitung<br />

Eberhard Jüngel übertragen wurde. Heute<br />

ist daraus der Betrieb Zwickauer Mulde/Obere<br />

Weiße Elster der Landestalsperrenverwaltung<br />

des Freistaates Sach-<br />

sen entstanden. Die Landestalsperrenverwaltung<br />

nahm am 1. Januar 1992<br />

ihre Arbeit auf. Der gesamte betriebliche<br />

Erfahrungsschatz von Eberhard Jüngel<br />

wurde mit strukturbestimmend für diese<br />

Einrichtung.<br />

Der Betrieb in Neidhardtsthal ist einer<br />

der fünf Betriebe der Landestalsperrenverwaltung<br />

in <strong>Sachsen</strong> und gleichzeitig<br />

der größte. Die Biografie von Eberhard<br />

Jüngel ist ganz eng mit der wasserwirtschaftlichen<br />

Entwicklung im<br />

gesamten Freistaat und im engeren Sinne<br />

im sächsischen Westerzgebirge und<br />

im Vogtland verbunden. Seine Bodenständigkeit,<br />

gepaart mit überlegenem<br />

Fachwissen und ruhigem Auftreten, ist<br />

sein Erfolgsrezept. Diese überaus ideenreiche,<br />

erfolgreiche und kontinuierliche<br />

Tätigkeit wird nun auf sehr guter Basis<br />

an einen Nachfolger übergeben werden<br />

können. Für die Zukunft hat er Vorsorge<br />

getroffen.<br />

In den letzten Jahren konnte Eberhard<br />

Jüngel mehrere Ehrungen und Preise<br />

entgegennehmen. Zu nennen wären<br />

der <strong>DWA</strong>-Gewässerentwicklungspreis<br />

2010 für das Projekt „Hochwasserschutz<br />

an der Großen Mittweida in Schwarzenberg“<br />

sowie die ebenfalls 2010 verliehene<br />

Hubert-Engels-Medaille der Gesell-<br />

Persönliches<br />

schaft der Förderer des Hubert-Engels-<br />

Instituts für Wasserbau und Technische<br />

Hydromechanik an der TU Dresden in<br />

Anerkennung seiner hervorragenden<br />

Leistungen auf dem Arbeitsgebiet des<br />

Baus und Betriebs sowie der Überwachung<br />

und Unterhaltung von Talsperren<br />

und Gewässern. Den Sächsischen Staatspreis<br />

für Baukultur 2010 (Wasser-Bau-<br />

Kultur) konnte Eberhard Jüngel für das<br />

Objekt „Ertüchtigung der Talsperre Muldenberg<br />

im Vogtland“ und 2011 (Wasser-<br />

Bau-Kultur-Neubauten) für das Projekt<br />

„Naturnaher Hochwasserschutz am<br />

Schwarzwasser in Aue“ entgegennehmen.<br />

Wer sich so intensiv fachlich engagiert,<br />

bleibt im Ehrenamt nicht abstinent.<br />

Unmittelbar nach der Übernahme der<br />

Talsperrenmeisterei in Neidhardtsthal<br />

trat er am 1. Juli 1990 in den DVWK ein.<br />

Schon 1994 wählten ihn die Mitglieder<br />

zum Vorsitzenden des DVWK-<strong>Landesverband</strong>es<br />

Süd-Ost (<strong>Sachsen</strong>, <strong>Sachsen</strong>-Anhalt,<br />

<strong>Thüringen</strong>) und damit gleichzeitig<br />

zum Mitglied des Bundesvorstandes des<br />

DVWK. Mit Beharrlichkeit und Zähigkeit<br />

wurden neben der enormen Aufbauarbeit<br />

im Osten Deutschlands, diese Rahmenbedingungen<br />

sollte man nie vergessen,<br />

die Gewässer-Erfahrungsaustausche<br />

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622<br />

Persönliches<br />

im Verbandsgebiet organisiert. 1995<br />

fand der erste Gewässer-Erfahrungsaustausch<br />

in Werdau zum Thema der Renaturierung<br />

der Pleiße statt. Im DVWK war<br />

Eberhard Jüngel auch Mitglied der Ständigen<br />

Kommission (SK 5) Gewässernachbarschaften.<br />

Um in den neuen Bundesländern<br />

nicht alles neu erfinden zu müssen,<br />

startete und organisierte er persönlich<br />

seit 1995 jährliche wasserbauliche<br />

Fachexkursionen, die auch in das benachbarte<br />

Ausland führten. Das sind bis<br />

heute Höhepunkte der Verbandsarbeit<br />

geblieben.<br />

Eine neue Ära setzte am 1. Januar<br />

2000 mit der Fusion von ATV und DVWK,<br />

zunächst bis 2005 zur ATV-DVWK und ab<br />

diesem Datum zur <strong>DWA</strong>, ein. Beide Verbände<br />

galt es, nun auch auf <strong>Landesverband</strong>sebene<br />

zusammenzuführen. Diese<br />

spannende, wegen eines anderen Länderzuschnitts<br />

heiß diskutierte Aufgabe<br />

brauchte Menschen, die dazu willens waren<br />

und darin einen Fortschritt sahen. Es<br />

war auch erforderlich, von einem bisher<br />

mehr wasserbaulich geprägtem Berufsbild<br />

auf ein breiteres wasserwirtschaftliches<br />

Aufgabengebiet zu schauen. Das ist<br />

vorbildlich gelungen, denn der Dynamik<br />

und der klaren Sicht von Eberhard Jüngel<br />

ist es mit zu verdanken, dass die<br />

Strukturen der beiden Vorgängerverbände<br />

reibungslos zusammengeführt werden<br />

konnten. Eberhard Jüngel begleitete<br />

seit Beginn der Fusion den neuen <strong>Landesverband</strong><br />

<strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong> als Stellvertreter,<br />

und noch im Jahr 2000 wählte<br />

man ihn außerdem in den Vorstand der<br />

ATV-DVWK. Als im Jahr 2002 der Vorsitz<br />

des <strong>Landesverband</strong>es vakant wurde, ist<br />

Hochwasservorsorge<br />

Dipl.-Geogr.<br />

Georg Schrenk<br />

Tel.: 02242 872-210<br />

Fax: 02242 872-135<br />

Dipl.-Geogr.<br />

Dirk H. Barion<br />

Tel.: 02242 872-161<br />

Fax: 02242 872-135<br />

E-Mail: barion@dwa.de<br />

Eberhard Jüngel zum neuen <strong>Landesverband</strong>svorsitzenden<br />

gewählt worden.<br />

Gleichzeitig rückte er in das Präsidium<br />

auf. Seit nunmehr zehn Jahren wird auf<br />

beiden Arbeitsfeldern eine sehr erfolgreiche<br />

und anerkannte Arbeit geleistet. Seine<br />

Stimme hat Gewicht, und seine Strategie<br />

des Vorwärtsdrängens und des Ausgleiches<br />

ist gefragt.<br />

Erfahrungen auszutauschen, ist Eberhard<br />

Jüngel eines seiner größten Anliegen.<br />

Im <strong>Landesverband</strong> entwickelte er<br />

die Gewässer-Erfahrungsaustausche zu<br />

Gewässer-Nachbarschaften weiter. Der<br />

Freistaat <strong>Thüringen</strong> hat den <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />

in Anerkennung der hervorragenden<br />

fachlichen Arbeit der Gewässer-Nachbarschaften<br />

damit beauftragt,<br />

diese als ein Instrumentarium zur Umsetzung<br />

der EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />

durchzuführen. Schulungen für einen<br />

präventiven und operativen Hochwasserschutz<br />

für Angehörige der kommunalen<br />

Wasserwehren in <strong>Sachsen</strong> und grenzüberschreitende<br />

Schulungen deutscher<br />

Fachleute mit polnischen und tschechischen<br />

Kollegen ergänzen diese Erfahrungsaustausche.<br />

Ein zweites seiner großen<br />

Anliegen im <strong>Landesverband</strong> ist die<br />

aktive Zusammenarbeit mit weiteren<br />

wasserwirtschaftlichen Fachverbänden,<br />

wie mit den BWK-Landesverbänden<br />

<strong>Sachsen</strong> und <strong>Thüringen</strong> und der DVGW-<br />

Landesgruppe Mitteldeutschland, bis hin<br />

zu gemeinsamen Fachveranstaltungen.<br />

Es gibt kein Angebot im <strong>Landesverband</strong>,<br />

das nicht die Handschrift von Eberhard<br />

Jüngel trägt. Alle Unternehmungen sind<br />

wohl durchdacht, gut vorbereitet und<br />

angenehm ruhig vorgetragen.<br />

Im Grunde wissen alle Verantwortlichen in Kommunen, Verbänden oder Betrieben um Hochwasserrisiken,<br />

die sie meistern müssen. Neben Flusshochwassern drohen heute zunehmend<br />

auch Starkregen mit lokalen Überfl utungen. Wenn Flutschäden eintreten, ist deren Ausmaß<br />

oft für alle Betroffenen erschreckend, und anschließend werden die Schuldigen gesucht!<br />

Sind Sie sicher, dass Sie in Ihrem Bereich alle Gefährdungen kennen, und alle Akteure „im<br />

Boot“ haben, wenn „Land unter“ ist?<br />

Die <strong>DWA</strong> bietet mit ihrem Hochwasser-Vorsorge-Audit eine Selbstevaluierung für<br />

Kommunen, Verbände und Betriebe an. Das Audit hilft dabei z. B.<br />

Organisationsdefi zite zu erkennen und Schwachstellen zu beseitigen.<br />

Sprechen Sie uns an!<br />

E-Mail: schrenk@dwa.de <strong>DWA</strong> – Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V.<br />

Aber auch auf <strong>DWA</strong>-Bundesebene<br />

sind seine Motivation und sein Engagement<br />

groß. Eberhard Jüngel ist Mitglied<br />

des Fachausschusses BIZ-1 Nachbarschaften,<br />

stellvertretender Sprecher der<br />

Arbeitsgruppe BIZ-1.2 Gewässer-Nachbarschaften<br />

und Leiter der Ehrungskommission<br />

des Präsidiums. In der Arbeitsgemeinschaft<br />

Trinkwassertalsperren<br />

e. V. (ATT) gibt es einen Arbeitskreis<br />

„Bau und Betrieb von Talsperren“, in<br />

dem Eberhard Jüngel ebenfalls mitarbeitet.<br />

Mit dem 31. August <strong>2012</strong> kommt die<br />

Versetzung in den wohlverdienten Ruhestand.<br />

In guter Gesundheit und körperlicher<br />

Fitness möge dieser aktiv gestaltet<br />

werden können. Jetzt rücken Familie<br />

und das Wochenendhaus im schönen<br />

Erzgebirge sowie die Hobbys<br />

Skilaufen, Radfahren, Bergwandern viel<br />

mehr in den Mittelpunkt als früher. Das<br />

Leben wird ohne Termindruck leichter.<br />

Sein leidenschaftliches Autofahren kann<br />

bei den Besuchen der Kinder und Enkelkinder<br />

in Bayern auch noch ausgelebt<br />

werden.<br />

Der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Sachsen</strong>/<br />

<strong>Thüringen</strong> gratuliert seinem Vorsitzenden<br />

Eberhard Jüngel in großer Anerkennung<br />

und Würdigung seiner Lebensleistung<br />

zum 65. Geburtstag auf das Allerherzlichste.<br />

Wir sind froh und dankbar,<br />

dass die noch einige Zeit weitergehende<br />

ehrenamtliche Tätigkeit und Teamarbeit<br />

bei der <strong>DWA</strong> möglich ist.<br />

Max Peter Schenk (Erfurt)<br />

Gabriele Lang (Dresden)<br />

<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Sachsen</strong>/<strong>Thüringen</strong><br />

KW gewässer-info Nr. 55 · <strong>September</strong> <strong>2012</strong> www.dwa.de

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