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Statement Prim. Dr. Baumhackl

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PressegesprächPräsentation: Zweiter Österreichischer Patientenbericht Multiple Sklerose 201112. Oktober 2011 | 09:00 Uhr | Café Landtmann, 1010 WienSTATEMENT <strong>Prim</strong>. <strong>Dr</strong>. Ulf <strong>Baumhackl</strong>Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, WienVizepräsident und Vorsitzender des ärztlichen Beirates der Österreichischen MS-GesellschaftMultiple Sklerose (MS): positiver Patientenbericht – aber noch viele Probleme, die gelöstwerden müssenDie MS-Prävalenz (Häufigkeit) wird nach einer aktuellen Studie mit 12.500 MS-Patienten inÖsterreich angegeben. Erklärt werden kann die höhere Zahl gegenüber einer Studie ausdem Jahr 1999, welche eine Zahl von 8000 MS-Patienten ergab, durch Verbesserungen imdiagnostischen Prozess, aber möglicherweise auch durch Erfolge der Therapie derErkrankung und ihrer Komplikationen.Wann soll an die Diagnose MS gedacht werden? Das klinische Bild zu Beginn derErkrankung setzt sich aus Sensibilitätsstörungen (30-40 Prozent), motorischen Störungen(30-40 Prozent), Sehstörungen (15-20 Prozent), Hirnnervensymptomen (10-15 Prozent) undanderen Symptomen wie z.B. abnorme Ermüdbarkeit (Fatigue) zusammen. Eine gesicherteDiagnose wird jetzt früher gestellt, das kann durch die in den vergangenen zehn Jahrenlaufend verbesserten diagnostischen Kriterien erklärt werden. Der Patientenbericht zeigt diesauch sehr deutlich. Die MS ist allgemein bekannter geworden und der Weg zum Neurologenerfolgt jetzt rascher.Für die Diagnostik und den Therapiebeginn sind die MS-Zentren und danach dieniedergelassenen Neurologen erste Ansprechpartner. Die Patientenbefragung hat ergeben,dass sich nach subjektiver Einschätzung der Anteil jener MS-Betroffenen, die sich schlechtfühlen, gegenüber 2007 deutlich vermindert hat (von 49 Prozent auf 18 Prozent). Obwohlkein direkter Gruppenvergleich durchgeführt werden kann, ist dies durch eine Verbesserungim Behandlungsmanagement erklärbar: die krankheitsmodifizierenden Therapien werdenfrüher eingesetzt, der Prozentsatz an Patienten, die keine Zeichen einerKrankheitsaktivität aufweisen (das bedeutet keine Erkrankungsschübe, kein Fortschreitender Beeinträchtigungen und keine entzündlichen Läsionen in der MRT-Untersuchung deszentralen Nervensystems) ist durch wirksamere Therapien größer geworden. Gehstörungensind ein häufiges Symptom (64-85 Prozent der MS-Patienten), Fortschritte sind auch bei densymptomatischen Therapien hinzugekommen, durch weitere Möglichkeiten imRehabilitationsbereich und Medikamente (z.B. Fampridin), welche das Gehvermögenverbessern können.


Wo bestehen Defizite der MS-Patienten-Versorgung?Nach wie vor hat diese Erkrankung ein negatives Image, obwohl die Mehrzahl der MS-Betroffenen ein „normales Leben“ führen kann. Durch Informationen kann hier eineVerbesserung erreicht werden. In einer Studie konnten wir bereits vor zehn Jahren zeigen,dass der Hauptprädiktor für die Lebensqualität bei MS das Vorliegen einer Depression ist.Depressive Syndrome sind bei 25-50 Prozent der Patienten während desKrankheitsverlaufes anzutreffen und es bestehen ausgezeichnete Therapiemöglichkeiten,die zu wenig genutzt werden, weil von Patienten und Ärzten nicht oft genug an eineDepression gedacht wird.Der Übergang von der stationären in eine ambulante, weiterführende, kontinuierlichePhysiotherapie etc. muss optimiert werden, da ansonsten die erreichten Effekte wieder raschverloren gehen. Die Chancen im Berufsleben sind für MS-Betroffene durch fehlendeFlexibilität und falsche Vorstellungen über die Erkrankung leider schlecht. Chronischepsychosoziale Belastungen können am Auslösen eines Erkrankungsschubes beteiligt sein.Für eine gute Kommunikation zwischen Arzt und MS-Patient wird ausreichend Zeit benötigt.In der Therapie-Entscheidungsfindung sind Arzt und Patient gleichberechtigte Partner. DieMS-Betroffenen nützen immer häufiger die reichhaltigen Informationsmöglichkeiten unddiskutieren offen mit den behandelnden Ärzten. Die individuelle Risiko-Nutzen Abwägung isteine Grundvoraussetzung für einen Erfolg des gemeinsamen Entscheidungsprozesses.Ärzte müssen über die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten genau Bescheidwissen.

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