12.07.2015 Aufrufe

SFT 2/84 - Science Fiction Times

SFT 2/84 - Science Fiction Times

SFT 2/84 - Science Fiction Times

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

2 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>3INHALT45811121618192021262729EDITORIALVideofilme auf der Abschußliste - aber wen will man wirklich treffen?DER MANN ALS ALIENDas Männerbild in der Frauen-SF oder: wie fremdartig sind die Männer wirklich?DER GASTKOMMENTARDr. Jörg Weigand antwortet auf Wolfgang Jeschkes Beitrag in <strong>SFT</strong> 12/ 83.SCHAUMGEBREMSTER SUPER-PANAVISIONS-TRIPSILENT RUNNING, Douglas Trumbulls erster Film, setzte Maßstäbe, denen PROJEKT BRAINSTORM nicht ganz gerecht wirdNACHRICHTEN VON NIRGENDWO - TEIL IIFortsetzung des Artikels über David LindsayZUKUNFT AUS DER GLASKUGELDie amerikanische Erfolgszeitschrift OMNI erscheint in deutscher Sprache.ÖKO-THRILLEREin neuer Film von Rainer Erler.DAS BUCH DES MONATSDas LEXIKON DES SCIENCE FICTION FILMES von Ronald M. Hahn und Volker Jansen..LESERPOSTREZENSIONENAndreas Brandhorst, SCHATTEN DES ICHSAndreas Brandhorst, DER NETZPARASITHorst Heidtmann (Hrsg.), DER LETZTE FRIEDENFranz Rottensteiner (Hrsg.), PHANTASTISCHE TRÄUMERonald M. Hahn (Hrsg.), WELTEN DER WAHRSCHEINLICHKEITThomas Le Blanc (Hrsg.), GANYMEDRobert A. Heiniein, FREITAGElizabeth A. Lynn, SARDONYXNETZMervyn Wall, DER UNHEILIGE FURSEYJerry Sohl, DAS VERTAUSCHTE ICHRobert Anton Wilson, MASKEN DER ILLUMINATENDieter Hasselblatt (Hrsg.), ORWELLS JAHRIsaac Asimov, VERÄNDERUNGHeinz R. Pagels, COSMIC CODEIMPRESSUMNachrichtenNEUE SCIENCE FICTION IM MÄRZ 19<strong>84</strong>


8 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>9Da hat also einer seinem Herzen Luftgemacht und seine ganzen Kümmernisse,seinen Ärger und seinen Unmut aufden Tisch der deutschen <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Szene gelegt: Wolfgang Jeschke übereben jene deutsche <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>, vonder und über die in den vergangenen Monatenviel Hochgemutes zu hören war.Und da sich wohl so einiges im Laufeder Jahre in Wolfgang Jeschke angestauthatte, ist es ein ziemlich langer Artikelgeworden; ein Artikel, der nach einerAntwort, einer Stellungnahme verlangt.Eine Antwort, die ich im folgenden zugeben versuche.Zuvorderst: Ich kenne WolfgangJeschke seit Jahren, er ist mir ein lieberSF-Kollege, der sich seine Sache (bzw.unsere Sache, nämlich die SF) nichtleicht macht, er ist ein alles in allemsehr geduldiger Herausgeber und dazunoch ein guter Autor. Und er ist als Verantwortlicherfür die SF bei Heyne einInsider, der auch die merkantilen Seitendes SF·Gewerbes sehen muß und siefolgerichtig auch beim Abfassen seinesArtikels vor Augen gehabt hat. Dies hatmeiner Meinung nach nicht unwesentlichseine Aussagen geprägt.Und noch etwas zuvor: Bei vielenAnmerkungen, gerade auch denpointiert·kritischen, die sich mit demNachwuchs und seiner streitbaren Unbelehrbarkeitbefassen, gehe ich mit Jeschkekonform. Jeder von uns, der - sei ernun bei einem Verlag fest im Brot oderversuche er sich hie und da als Herausgebervon Anthologien oder sucheer Stories für ein Magazin - jeder, derWoche für Woche vor wahren Gebirgenschlecht aufbereiteten Materials sitztund ver·sucht, die Menge Spreu von denwenigen Körnchen zu trennen, ist in vergleichbarerLage. Wir alle haben so unsereCrux mit den jungen Autoren, ihrerUngeduld, ihren mangelnden Fähigkeiten,die doch in manchem so leicht auszubügelnwären - und doch geht kaumeiner an diese Arbeit an sich selbst. Jedervon uns wird Wolfgang Jeschke in diesemPunkt verstehen und ihm zustimmen.Aber es gibt da auch ÄußerungenJeschkes, bei denen sich Widerspruchregt, ja Widerspruch regen muß.An mehreren Punkten ist einzuhaken,ich greife erst einmal einen heraus:Wolfgang Jeschke stellt die Frage, obdeutsche SF nicht gefragt sei. Und hatauch gleich, listiger Fuchs, der er ist,JÖRGWEIGANDES GIBTEINEDEUTSCHESCIENCEFICTIONder Gastkommentardrei Namen parat, die als deutsche Autorender <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> und Fantasyeben doch gefragt sind: Hans Dominik,Carl Amery, Michael Ende. Doch Jeschkenennt diese Autoren nicht etwa, umdie von ihm selbst aufgeworfene Fragepositiv zu beantworten, nein, er dreht dasGanze um und - schwupps!! - scheint fürihn gerade das Gegenteil bewiesen: deutscheSF ist nicht gefragt, sagt WolfgangJeschke und meint damit wahrscheinlichdie Verkaufszahlen. Doch WolfgangJeschke macht es sich, meiner Meinungnach, etwas zu leicht. Wir dürfen sicherlichunterstellen, daß er auch nochandere deutsche Autoren außer den dreigenannten kennt (schließlich zitiert erja im folgenden die Aussagen von einigen…). Ist etwa Herbert W. Franke keinerfolgreieher Autor? Oder wie ist es mitRainer Erler? Oder ist nicht „Mark Brandis“eine überaus erfolgreiche SF-Seriefür Jugendliche und Erwachsene des AutorsNicolai von Michalewsky, mit überzwanzig Hardcover-Bänden ein guterkommerzieller Erfolg? Und sicher kenntdoch Jeschke die Jugendbuch·Serien vonLothar Streblow? Oder was ist mit demNachwuchs, dem qualifizierten Nachwuchs,meine ich, der nach vorne drängt:Wolfgang E. Hohlbein, Andreas Brandhorst,Thomas Ziegler? Oder zieht Jeschkedie gestandenen Autoren wie ReinmarCunis oder Thomas R. P. Mielke nichtmit in seinen überblick mit ein?Dies alles muß, meine ich, angemerktwerden, um festzustellen, daß es nebenden drei von Jeschke genannten Autorennoch viele weitere gibt, die die deutscheSF inzwischen nachhaltig prägen. Ichmeine, Wolfgang Jesehke tut allen jenenAutoren unrecht, den hier genannten undnoch vielen anderen mehr, die etwa bisher„nur“ Kurzgeschichten veröffentlichthaben, wenn er feststellt, es gebe nochkeinen Anlaß von einer eigenständigendeutschen Seienee <strong>Fiction</strong> zu sprechen.Ich scheue mich auch gar nicht, hier eineandere Definition des Begriffes „eigenständig“aufzuführen, wobei ich mir dieErklärung ·eines großen Wörterbuches(Wahrig) zu eigen mache : da· nach nämlichbedeutet „eigenständig“ = „nacheigenen Grundsätzen oder Gesetzen lebend,unabhängig, selbständig“. Folgenwir dieser Erklärung, dann hat zwarWolfgang Jeschke nicht unrecht, aberdoch nur partiell recht. Und nach dieseranderen Sicht des Wortes „eigenständig“fallt es uns sehr wohl leichter, eine neuedeutsche SF, eben eine „eigenständigedeutsche SF“ zu entdecken, die in denletzten Jahren im Entstehen begriffen ist.Nun also sind wir gleich mittendrin indem, was man die Entwicklung der deutschenSF nennen mag. Im Gegensatz zuJeschke vertrete ich die Meinung - undkann das auch anhand des bereits vorliegendenMaterials belegen, daß es jene sooft apostrophierte „deutsche SF“ bereitsgibt. Ich meine, wer sich nicht weiterentwickeltzu haben scheint, ist eher derdeutsche Leser. Hat denn nicht die deutscheSF·Autorenschaft mit den in denletzten Jahren vorgelegten Texten (wennauch nicht mit allen, beileibe nicht!)das deutsche Lesepublikum bereits umLängen geschlagen, sind die deutschenSF-Autoren ihren Lesern nicht bereitsmeilenweit voraus – eben hin in jeneRichtung auf eine eigenständige deutscheSF, die sich in zwanzig oder dreißigJahren vielleicht endgültig ausgeformthaben wird? Man kann, glaube ich, dieaugenblickliche Situation auch so sehen:Der Leser ist mit seinem Geschmackin den fünfziger/Anfang der sechzigerJahre stehen geblieben. Die wirklichentscheidenden Wandlungen auch dermodernen SF hat er bisher nicht nachvollzogen.Solche amerikanischen undenglischen Autoren tun sich bei uns auchschwer mit ihren Texten! Es ist doch so:Der deutsche Leser greift lieber zum 25.Band „GOR“ oder zur 18. Folge Conanals zum Nachwuchs aus Übersee, mag ernoch so gut sein. Gängiges ist Trumpf,bekannte Namen machen das Geschäft;das letzte Roman-Elaborat eines ausgebranntenHeinlein ist offensichtlich demDurchschnittsleser tausendmal lieber alsder zweite oder dritte, besser geschriebeneRoman eines Mielke.Hier also - meine ich - versagen nichtdie deutschen Autoren, hier versagendie deutschen Leser. Es sei denn, manplädiert dafür, der deutsche Autor sollegefälligst sich nicht darum sorgen, guteSF zu schreiben, sondern sich vielmehrbemühen, dem Massenpublikum zu Gefallenzu sein und ihm nach dem Maulzu schreiben bzw. nach dem offensichtlichenSpatzenhirn vieler Leser. Könnenwir da, dem deutschen Autor zumuten,sollen wir ihm solches sagen? Ist nichtdann K. H. Scheer der King aller Kingsund müsste nicht er dann folgerichtig derTopautor der Heyne·SF werden (Ansätzedazu gab es ja einmal, allerdings vorJeschkes Zeiten)?Hier findet sich der eigentliche Widerspruchin Jeschkes Ausführungen. Ichkann nicht Klage führen über mangelndeQualität deutscher Autoren und auf deranderen Seite die „Erwartungshaltungdes breiten Publikums“ ins Felde führen.Diese Erwartung wird doch erfüllt:gibt es da nicht den Perry-Rhodan-Dauerbrennermit Atlan als Appendix? Willalso Jeschke das? Oder will er besseres,will er Literatur?Wenn <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> literarischersein soll, dann muß den Autoren gestattetwerden, daß sie Zeit bekommen, daranund dafür zu arbeiten, Zeit genug, umauszureifen. Und haben die deutschenAutoren dies bisher gehabt??? Wie lange,bitte schön, gibt es sie eigentlich schon -jene deutsche SF mit höherem Anspruch,mit dem Streben weg vom Heftniveau?Das sind doch kaum zehn Jahre - wennwir einmal von Herbert W. Franke undWolfgang Jeschke selbst absehen. Undwie lange, bitteschön, braucht eine ganzeLiteraturrichtung, wie lange brauchtein junger Autor, um sich zu entwickeln,sich auszuformen, sich so einzuschreiben,bis das große Meisterwerk herauskommt?Und wie oft, bitteschön, hat dasPublikum dann auch sofort diese neueLiteratur mit ihren Qualitäten oder jenenAutor mit seinem wegweisenden Titelerkannt und durch entsprechende Käufehonoriert?Es ist ein trauriges Kapitel, gewiß,doch das gilt für die gesamte Literatur.Wie lange haben die heute ach so be·rühmten und international gehandeltenAutoren der SF in USA gebraucht, bisjene großen Romane auf dem Marktwaren? Bedenken wir jenen überausgravierenden Einschnitt der nationalsozialistischenZeit gerade im Bereichder Unterhaltungsliteratur (wozu wir dieSF in jedem Falle zu zählen haben) undbedenken wir weiter, daß die kritikloseÜbernahme ausländischer sprich angelsächsischerund amerikanischer SFin den deutschsprachigen Bereich nachdem Kriege, gepaart mit Verleger- undLesergebahren, einer wirklich eigenständischenEntwicklung deutscher SF bisvor kurzer Zeit keinerlei Chancen gelassenhatte, dann haben wir eben nur jene


12 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>13NACHRICHTENIVColin Wilson bezeichnet A VOYAGETO ARCTURUS in seinem Essay „Lindsayas Novelist and Mystic“ als ein Werkder Wissenschaft (science) und nicht derEinbildungskraft (imagination). DieseFormulierung scheint mißverständlich,denn was ist Wissenschaft ohne Einbildungskraft?Wilson unterstützt indessenseine Behauptung durch die Unterscheidungvon subjektiver und objektiverWeltauffassung. Er beruft sich dabei aufEinstein. „Einstein once said that his aimwas ‚perception of the world by thoughtleaving out everything subjective‘. Thisis the great drive behind science.“Lindsays Buch sprengt die emotionalenFesseln, die die meisten Menschendie längste Zeit ihres Lebens umgeben,und führt zur Erkenntnis der wahren Naturdes Menschen. Insofern steht hinterEMOTIONALEFESSELNseiner Imagination ein objektives Erkenntnisinteresse,das an keine bestimmteForm gebunden ist. „This obsessionwith the objective may no take a scientificform; it may be an obsession withmusic, painting, literature, nature, eventravel. It may also express itself as thereligious or mystical impulse. But it isalways the desire to escape the narrow,the personal, the contingent… 17 In diesemSinne gehört Lindsays Werk auchzur <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> – nicht als literarischemGenre, sondern als seiner „Literaturerkenntnisbezogener Verfremdung“(Darko Suvin), deren Traditionen bis aufdie Mythen des Altertums zurückgehen.Lindsay kann historisch und genrespezifischwie Wells und Samjatin, dessen RomanWIR im gleichen Jahr erschien wieA VOYAGE TO ARCTURUS, als Vorläufereiner Gattung angesehen werden,der er trotz einer gewissen Gleichzeitigkeitniemals angehörte, wie die Entwicklungdieser Autoren einerseits und dieder <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> als Massenliteraturandererseits deutlich macht.Hierbei steht A VOYAGE TO ARC-TURUS in einem klaren Gegensatz zuden Extrapolationen eines Wells und dernegativen Utopie Samjatins. Die sozialenund technologischen Innovationen,die integraler Bestandteil von WIR sind,liegen außerhalb der metaphysischenVON NIRGENDWODietrichWachlerÜber Dichtungund Visionim WerkDavidLindsays(Fortsetzung aus Heft 1/ 19<strong>84</strong>)und phantastischen Dimensionen derWelt des ARCTURUS. Dabei ist Lindsay– wie eine neuere Untersuchungvon Robert Scholes und Eric S. Rabkingezeigt hat – radikaler als seine sozialkritischenZeitgenossen: „Zamyatinrelentlessly applied science in his fictionto make us feel the frightening importanceof existential ambiguity; Lindsay,countryman of Shelley and Wells, cavalierlyovercomes science to arrive at theconsequences of that ambiguity: moralparalysis.“ 18Moralische Paralyse überfällt nichtnur Maskull, nachdem er, in der Mittedes Buches – im Kapitel „Tydomin“ –auf geheimnisvolle Weise nach Londonund in den Raum der Seance zurückversetzt,sich selbst als Jüngling erblickt hat(denn er selbst war offenbar das sich materialisierendePhantom) und von Kragerwürgt wird, um dann auf Tormanceweiterzuleben und Tydomin zu töten.Moralische Paralyse scheint das Gesetzzu sein, das auf diesem Planetenherrscht, das nur Täter und Opfer, nurMörder und Ermordete kennt. Es ist dieschreckliche Vision des großen Herrn„Jedermann“, – mag er nun Napoleon,Hitler oder Stalin heißen – der eine blutigeSpur durch die Geschichte zieht undmeint, das Recht auf seiner Seite zu haben.Moralische Paralyse ist schließlichauch der Kampf Surturs gegen den Kristallmannund ein metaphysisches Paradoxon:die Entzweiung der göttlichenAllmacht.Moralische Paralyse ist nur eine derKonsequenzen, die entstehen, wenn derhartnäckigsten aller menschlichen Illusionen,dem Glauben an eine irdischeoder überirdische Gerechtigkeit, derBoden entzogen wird. Bei Scholes/Rabkinheißt es: „Lindsay performs an evenmore radical reduction than Zamyatin’scollapse of technology in the symbol ofthe knife. Thus, he begins to create a frameworkof questions that need not concernscience at alt. When we finally seethe journey as a moral odyssey, and feelMORALISCHEPARALYSEthe despair of its painful message, thenLindsay has succeeded in entering thegreat flux of Western religious debate_He exploited fantasy to extend the rangeof science fiction into ultimately seriousmyth.“ 19Am Ende der metaphysischen Wanderungin A VOYAGE TO ARCTURUS,die zugleich eine moralische Odyssee ist,steht keine Antwort, sondern ein großesFragezeichen. Man möchte von einernegativen Theodizee sprechen. Aber esist vielleicht noch mehr. Es ist die Fragenach den Existenzgrundlagen einerabendländischen Menschheit, die sichauf Antike und Christentum beruft undheute vor der Möglichkeit ihrer physischenund moralischen Selbstvernichtungsteht. Die Frage, die Jean Paul inder „Rede des toten Christus vom Weltgebäudeherab, daß kein Gott sei“ stellte,und die Nietzsche aufwarf, als er Zarathustrazu sich selbst sagen ließ: „Solltees denn möglich sein! Dieser alte Mannhat in seinem Walde noch nichts davongehört, daß Gott tot ist.“ 20Nietzsche war es bekanntlich, der sichfür den ersten konsequenten NihilistenEuropas und zugleich für den Überwinderdes modernen Nihilismus hielt. Dieallumfassende Krise, der durch „Umwertungaller Werte“ entgegengearbeitetwerden soll, hat vor der Literatur nichthaltgemacht und in Lindsays Werk einenadäquaten Ausdruck gefunden. Das BeispielA VOYAGE TO ARCTURUS zeigtauf unübertreffliche und eindrucksvolleWeise die Ambivalenz des Mythos in einerglaubenslosen Zeit. In mythisch-allegorischerDarstellung wird uns die Erkenntnisvermittelt, daß die alten Tafelnund Werte – ganz im Sinne Nietzsches –keine Geltung mehr haben und daß selbstReligionen und Mythen nur vorläufigeBeschreibungen oder Umschreibungendessen sind, was wir für ewige Wahrheitengehalten haben und halten. Unterdiesem prinzipiellen Aspekt erscheinteine literarische Plazierung Lindsaysund seines ungewöhnlichen Oeuvres, dieEXISTENZ-GRUNDLAGE DERABENDLÄNDISCHENMENSCHHEITsprach in einem sehr viel engeren Sinnedem Bewußtsein ihrer Generation oderdes modernen bzw. sich modern gebärdendenEuropäers mit der skeptischenGrundeinstellung, die bei aller WachundBewußtheit dem Irrationalen gelegentlichwieder in die Arme läuft, als dieLindsays. Bei allen Widerständen, diebisher nur ansatzweise versucht wurde,vielleicht nicht mehr so schwierig. Lindsayfüllt in der englischen literatur seinerZeit und Generation eine Lücke aus, dieselbst durch einen William Butler Yeats,durch James Joyce, Virginia Woolf, D_H. Lawrence oder T. S. Eliot nur unzulänglichgeschlossen wurde, obgleichgerade die literarische Geltung dieserAutoren, zwischen denen und Lindsaytrotz der zeitlichen Nachbarschaft wenigQuerverbindungen bestehen, unbestrittenist. Was für umwälzende Neuerungenvor allem sprachlicher Art für Prosa undLyrik beispielsweise das Erscheinen desULYSSES (1922) von Joyce oder vonT. S. Eliots THE WASTE LAND (1922)zur Folge hatte, braucht hier lediglichfestgestellt zu werden, um das beinahegleichzeitige Erscheinen der beidenersten Romane von David Lindsay – AVOYAGE TO ARCTURUS (1920) undTHE HAUNTED WOMAN (1922) –in ein geistiges Niemandsland fallen zulassen. Der Grund für diese auffallendeDivergenz zwischen inhaltlicher Aussageund Wirkung scheint vor allem inder sprachlich-literarischen Attitüde zuliegen. Joyce und Eliot waren „Modernisten“– wenn auch sehr traditionsbewußte–, die Sprache und Syntax erneuertenund teilweise zerstörten, um neue Ausdrucksmittelzu finden. Ihre Diktion ent-SPRACHLICH-LITERARISCHEATTITÜDEetwa Joyce zu Lebzeiten und noch späterfand, entsprach seine Meinung, daßdie normale Syntax, Grammatik etc. unddie Strukturen des traditionellen Romans– Identität und Linearität von Personenund Handlungen – nicht ausreichten, umdas auszudrücken, was er der Welt mitzuteilenhabe, genau der Ansicht jenerSchicht von Intellektuellen, die glauben,es genüge vor allem, eine kompliziertePsyche zu haben und dies andere wissenzu lassen, um so die Welt mittels des ei-Die Fensterleibung bot wegen der Dickeder Außenmauer reichlich Platz …Zu seiner Verblüffung entdeckte er,daß es kein Fenster war … (er) sahzwei sehr helle Sterne … und in ihrerNähe ein …planetarisches Objekt.David Lindsay,DIE REISE ZUM ARKTURUSgenen Interessantheitsgrades und der ungeheuerlichenSchwierigkeiten, die manhat, das zu sagen, was man sagen möchte– vorausgesetzt, man hat überhauptetwas zu sagen –, einen Schritt weiter·zubringen.Demgegenüber schreibt Lindsay in einereinfachen, nüchternen und ungebrochenenSprache, bedient sich traditionellerErzählstrukturen und verläßt nirgendsdie gewöhnliche Syntax. Es gibt wenig„unusual words“ bei diesem Autor, unddoch wirken alle seine Romane, je häufigerund je genauer man sie liest, ganzund gar „unusual“. Er scheint in einerungebrochenen Tradition der englischensogenannten „metaphysical poets“ – alsoJohn Donnes, John Miltons, John Bunyansund William Blakes – zu stehen, obgleicher – wie Visiak bezeugt hat – jedeArt von „poetry“ (oder was man zu seinerZeit darunter verstand) ablehnte.Ein moderner metaphysischer Dichteralso, der Dichtung ablehnt und stattdessenErkenntnistheorie betreibt? Daserscheint widersinnig und unmöglich,wenn wir nicht wiederum auf das Beispielund möglicherweise auch VorbildNietzsches verweisen könnten, der denDichtern mißtraute und gleichzeitig einDichter war. Nietzsche wußte also auseigener Erfahrung, mit wem er zu tunhatte, als er den Dichtern vorwarf, sielögen zu viel. Und Lindsay, ein englischerNachfahre Miltons und Blakes,der PARADISE LOST, die PROPHE-TIC BOOKS und THE MARRlAGEOF HEAVEN AND HELL gelesen undverstanden hatte, zog es vor, die Botschaftseiner Vorgänger unmittelbar indie Gegenwart weiterzutragen, auf dieGefahr hin, nicht verstanden zu werden,weil sie einem Bewußtsein, das sich dem„stream of consciousness“ ausgelieferthatte, nicht adäquat war und philosophisch-psychologischen Bedenken bezüglichseiner „Modernität“ nicht standhielt.Wir haben hier den ganz seltenenFall eines Propheten, der in seinem Vaterlandnichts galt und gilt, obwohl oderweil er kein Prophet sein wollte. DieLüge, die es auch in der Literatur gibt –an solchen Gestalten wird sie offenbar.Das „Genie“ dieses Dichters – ich wählediese Bezeichnung mit dem gleichen Bedacht,mit dem sie seine drei englischenEntdecker, Pick, Wilson und Visiak, verwandthaben – mußte unerkannt bleibenin einer Zeit, die sich so ganz andersverstand, wobei die Frage unbeantwortet


14 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>15bleibt, ob sie sich besser verstand.David Lindsay verdammte sich selbstzur Wirkungslosigkeit, weil neben ihmund um ihn herum alles auf – neuartige– Wirkung aus war und nur wenigeden Mut hatten, einfach weiter nach demSinn des Lebens zu fragen.EIN WERK VONUNÜBERTREFFLICHERSCHÖNHEITtäuscht sein in seiner Erwartung, eineweitere Weltraumallegorie mit erstaunlichenaußerirdischen Begebenheitenund Begegnungen vorzufinden. Nichtsvon alledem ist hier der Fall. Der Ro-Diese Welt ... hat drei Richtungen. Länge ist die Linie, die das, was ist, von dem,was nicht ist, trennt. Breite ist die Oberfläche, die uns zeigt, in welcher Art undWeise ein Ding von dem, was ist, mit einem anderen Ding lebt. Tiefe ist der Pfad,der von dem, was ist, zu unserem eigenen Körper fuhrt.David Lindsay, DIE REISE ZUM ARKTURUSVTHE HAUNTED WOMAN, Lindsayszweiter Roman, erschien 1922 in Londonwie sein Vorgänger bei Methuen.Victor Gollancz, der auch A VOYAGETO ARCTURUS als erster verlegt hatte,nannte THE HAUNTED WOMANein „Werk von außerordentlicher Einbildungskraftund von unübertrefflicherSchönheit“. Der Leser mag aufgrunddes ersten Eindrucks verwundert, ja entman– auch äußerlich sehr viel wenigerumfangreich als sein Vorgänger – spielthöchst irdisch in Brighton während einigerSeptember- und Oktobertage im Jahreseiner Entstehung.Die Handlung scheint nach ganz undgar konventionellen Mustern aufgebautzu sein. Sie beginnt mit einem Gespräch,das Isbel, die Titelheldin, mit ihrer Tanteund einem Verehrer im „Hotel Gondy“führt, und endet auf ähnlich alltäglicheWeise mit der Abreise vom Hotel. Dieserkonventionelle Rahmen trägt allerdingseine sehr seltsame, auf den ersten Blicküberhaupt nicht erkennbare Textur. Erstlangsam – je mehr man sich in die Geschichtehineinliest – erkennt man denAutor von A VOYAGE TO ARCTURUSwieder, spürt man, daß es sich wiederumum eine „ metaphysische Wanderung“– diesmal nicht auf einem fremden Planeten,sondern in einem seltsamen Hausauf „the largeold Elizabethan manor“,das Isbels Tante, eine reiche Witwe, kaufenwill – handelt und daß die Alltags·welt zu zerbrökeln beginnt wie eineschwächliche Fassade, die erstaunlicheDinge zum Vorschein bringt. Der Besitzerdes alten Herrschaftshauses, ein ältererWitwer namens Judge (zu deutsch„Richter“) und Isbel verlieben sich ineinander.Doch ihre Beziehungen bleibensteif und konventionell. Sie treffensich mehrere Male in dem Haus, das auf„goblin-haunted ground“ erbaut ist, aufden Fundamenten mehrerer alter Häuser,von denen das älteste aus dem sechstenJahrhundert nach Christi Geburt stammt.Die Geschichte des Hauses geht zurückbis auf die Einwanderung der Angelsachsenin Südengland und einen legendärenUlf, der einen ebenso legendären„UIPs-Tower“ oder „Elves’ Tower“ erbauteund von bösen Geistern – Trollen– verfolgt wurde, bis sie ihn und einenTeil des Hauses fortschleppten.Isbel entdeckt bei ihren heimlichenBesuchen und Verabredungen mit Judgeeine geheime Treppe und betritt über sieden sogenannten „East-Room“ des Gebäudes,den Judge im allgemeinen fürBesucher verschlossen hält. Das Zimmerist klein, völlig leer; Boden, Wände undDecke scheinen aus dem gleichen Holzwie die Treppe zu sein. lsbel erschauertwie vor der Drohung einer unbekanntenMacht. Da erblickt sie drei Türen.„Isbel hesitated. She wished to proceedbut those closed doors seemed to hold asort of menace ... They were unlike otherdoors ... They were unlike each other. Inthat fact, perhaps, consisted their chiefstrangeness. The door in the middle,which she faced, looked noble, stately,and private, whereas the righthand onehad – she could not describe it to herselfa dangerous, waiting appearance,as though the room if belonged to wereinhabitated and the door at any momentmight be flung suddenly open.“ 21Jedes der drei Zimmer hinter diesenverschlossenen Türen birgt ein besonderesGeheimnis. Im ersten Raum siehtsie sich selbst im Spiegel, aber verändert.Sie kann sich kaum wiedererkennen. Imzweiten Raum hinter der Mitteltür, diesich plötzlich von alleine öffnet, begegnetsie Judge, der sich ebenfalls verändertzu haben scheint. Er sieht jüngeraus und spricht auf einmal ganz frei undoffen mit ihr. Während sich ihre Gefühlesteigern, dringt aus dem dunklen Korridorüber ihnen eine melancholischeMusik auf sie ein, vorgetragen von einemInstrument, das anderen Tagen zuentstammen scheint. Es sind wilde undschmerzliche Klänge, die Isbel gleichzeitigverzaubern und erschrecken.Judge und Isbel betreten schließlichden dritten – rechten – Raum, der Isbeleine geheime Drohung zu enthaltenscheint. Sie nähern sich dem offenenFenster und erblicken eine völlig unbekannteLandschaft. Judges eigenerGrund und Boden, alle bekannten Zeichenmenschlicher Zivilisation und Kultur– Häuser, Straßen, Hecken, Felder– sind vom Erdboden verschwunden,wie weggeweht. Hinter einer nacktenHügelböschung aus Gras und Kreide,einem Miniaturtal, das ein Bach, glänzendim Sonnenlicht, durchzieht, scheintsich ein dichter Wald bis zum Horizontauszudehnen. Sie haben einen spätenHerbstnachmittag hinter sich gelassenund sehen vor sich einen strahlendenFrühlingsmorgen. Auf dem Gipfel desHügels steht – mit dem Rücken zu ihnenund halb verdeckt – ein Mann in derKleidung eines anderen Zeitalters undsieht stumm und bewegungslos ins Taghinunter. Wieder hören sie jene seltsame,schmerzlich schöne Musik, die „Musicof Spring“. Und jetzt kennen sie auchden Musiker, doch sein Instrument könnensie nicht sehen. „The tune was as before,but once more its interpretation wasvaried. The gaiety had gone out of it, andit now possessed a swift smooth strengthwhich curiously suggested an incomingtide. Neither of the other versions hadbeen half as beautiful; it was like a quick,tragic irresistable summary of all whichhad gone before.“ 22 Der Musiker verläßtnach einiger Zeit den Hügel, wandert insTal hinab und entschwindet ihren Augen.Die Schlußkapitel und -sequenzen desRomans lassen dieses seltsame, zeitenthobeneund den Alltag unterwanderndeGeschehen zunächst als unbegreiflichstehen, obgleich die folgenden Ereignissenur aus einem direkten Zusammenhangmit ihm abgeleitet werden können.Judges Eingeständnis seiner Liebe zuIsbel, seine Flucht, der plötzliehe Todeiner Bekannten Judges, die bei den Verabredungenzwischen ihm und Isbel einezwielichtige Rolle spielte und seltsamerweisenach ihrem Tode Isbel auf derStraße als Gespenst begegnet – all dasHEKTISCH UNDKONVENTIONELL!sieht nach „departure“ aus, die mit derWanderung des Musikers hügelabwärtsbeginnt: Es sind hektische und auch ganzkonventionelle Töne, die von seiner tragischenSchlußmusik eingeleitet werden.Und es ist eine ganz unvergleichlichekünstlerische Leistung, die Lindsay vollbrachthat, indem er der mach tvollenund harschen Vision von A VOYAGETO ARCTURUS ein so zartes, zauberhaftesund vollkommen intimes Gemäldegegenüberstellte.THE HAUNTED WOMAN ist vielleichtin allem und jedem das absoluteGegenstück zu A VOYAGE TO ARC-TURUS. Und doch stammen beide Romanevon demselben Autor, sind unverwechselbareWerke David Lindsays,gehören zusammen wie die Fünfte unddie Sechste Symphonie Beethovens:Schicksalssymphonie und Pastorale.Beide haben metaphysischen Charakterund zielen auf Erkenntnis der Realität.Der vielschichtige Komplex der Realitätserfahrungwird in THE HAUNTEDWOMAN vielleicht noch schärfer unddirekter angegangen. Dieses Werk läßtvieles ungesagt, was in A VOYAGETO ARCTURUS nicht nur laut gesagt,sondern mit so gewaltiger Stimme verkündetwurde, damit auch die Tauben eshören sollten. Es ist sozusagen andersinstrumentiert und strukturiert – mehrkammermusikalisch als symphonisch,eher impressionistisch als expressionistisch.Die Sprache und Symbolik sindvon großer Intransigenz, Treffsicherheitund fast schmerzhafter Genauigkeit. KeinerleiVerblasenheit und überflüssigesGeschwätz kommen auf – trotz des konventionellenRahmens. Die Metapherndes verfluchten und zur Hälfte geraubtenHauses, der Treppe, der drei Türen, dreiZimmer und des Fensters in die Vergangenheitsind von einer so unheimlichenDichte, Stimmigkeit und Transparenz,daß sie sich fast selbst interpretieren.Das durchgehende Gestaltungsprinzip inA VOYAGE TO ARCTURUS wird auchhier erkennbar. Das „Fenster“ des drittenZimmers in THE HAUNTED WOMANist die Öffnung der scheinbaren Realität,durch die wir mit der Wiederkehrdes Kristallmanns das Licht des ewigenAndersseins, göttliches Licht, Frühlingslichtan einem späten Oktobernachmittagerblicken.Anmerkungen:16 Colin Wilson, Lindsay as Novelist and Mystic,in : Pick/Wilson/Visiak, op. cit., S.62.17 op. cit. , S. 63.18 Robert Scholes/ Eric S. Rabkin, <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>.History. <strong>Science</strong>. Vision, London/Oxford/New York 1977, S_ 208.19 op. cit., S. 212.20 Nietzsehe, Also sprach Zarathustra, Kröner-Ausgabe, Leipzig 1927, S. 8.21 Lindsay, The Haunted \Vornan, Newcastle1975, S. 49.22 op. cit., S. 137.23 Vgl. E. H. Visiak, The Haunted Wornan, in:Pick/Wilson, Visiak, op. cit., S. 108.(wird fortgesetzt)Linsenmänner in Kinound GlotzeDer japanisch-amerikanische FilmverlagKodansha arbeitet zur Zeit an einemZeichentrickfilm, der auf der „Lensmen-Serie“ des E.E. „Doc“ Smith beruht.Außerdem soll die Serie in Form von 39halbstündigen Episoden den geneigtenjapanischen Fernsehzuschauern dargebotenwerden. Wenn die Linsenmännerden (geschäftlichen) Erfolg von CAP-TAIN FUTURE wiederholen können,dürfte es bis zu einer Zeichentrickserie„Der Erbe des Universums – made in Japan“nicht mehr allzu weit sein.hub


16 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>17MARCELBIEGERZUKUNFTAUS DERGLASKUGEL19<strong>84</strong> ist nicht allein das Jahr GeorgeOrwells, sondern hat auch mit anderen,durchaus nicht so negativen Entwicklungenaufzuwarten: Im Frühjahr soll diedeutsche Ausgabe des erfolgreichen US-Magazins Omni auf den Markt kommen(s. Meldung in <strong>SFT</strong> 1/<strong>84</strong>). Schon baldnach dem Erscheinen der ersten US-Omni-Nummer im Oktober 1978 tauchtenbei uns in regelmäßigen AbständenGerüchte auf, diese oder jene Verlagsgruppe,rührige Fan-Gemeinde oderVereinigung plane, das auf seine Weiseeinzigartige Magazin in deutscher Spracheherauszubringen. Eine Art Mythosrankte sich bald um Omni, und sogar dieamerikanische Ausgabe fand zeitweisebei uns einigen Absatz.Omni ist eine Zeitschrift mit überwiegendpopulärwissenschaftlichem Inhaltund einem kleinen, meist aus 2 Beiträgenbestehenden SF-Storyteil. DieseMischung nebst hervorragender Aufmachung(und dank eines herausragendenVertriebs) ermöglichte dem Blatt einesich auf 1,1 Millionen einpendelnde Auflage(zum Vergleich: Die drei großen US-SF-Magazine – F&SF, Analog und IsaacAsimov erreichen jeweils eine Auflagezwischen 100.000 und 180.000), von der65–75 % über Abo oder Verkauf abgesetztwerden. Die Tendenz war bis 1982fallend, aber 1983 soll für Omni, laut demUS-Newsblatt Locus, das bislang besteJahr gewesen sein. Omni wird in denUSA nur indirekt als SF-Magazin begriffen.In den Polis (Locus führt in punctoMagazinbeliebtheit die wichtigste Umfragedurch) sackt Omni von Jahr zu Jahrregelmäßig um einen Platz ab. – Allerdingssei hier darauf verwiesen. daß dieSF-Gemeinde nicht die natürliche Zielgruppedes Magazins ist oder war (s. u.).Und dennoch: Das Storymaterial desUS-Magazins zeichnet sich durch einkonstant dargebotenes, relativ hohesNiveau aus. Sieht man einmal von dendeutschen Taschenbuchausgaben vonF&SF, Analog und IAM ab, sind vonkeinem anderen SF-Blatt aus den USAso viele Erzählungen in die Anthologiender einschlägigen Reihen übernommenworden. Den Storyerfolg hat man auchim Heimatland von Omni bemerkt. SeitSeptember 1983 hat sich der Prosaanteilauf vier Kurzgeschichten plus eine Novellepro Ausgabe erweitert. Danebenerscheinen seit 1980 die Best of Omni-Bände (Auswahlbände dieser Auswahlwerden seit 1983 bei Goldmann publiziert;s. Besprechung in <strong>SFT</strong> 4/83). Zunächstals Auswahl von bisher in Omniabgedruckten Stories präsentiert, nimmtBoO seit 1981 auch Originalbeiträge undNachdrucke aus anderen Blättern auf(mittlerweile bis zu einem Anteil von50 %). Aus dem Appendix des Muttermagazinsentwickelt sich also ein eigenständigesPeriodikum.Der unbestreitbare Erfolg des Blatteshat dazu geführt, Omni in Japan (alsjapanische Ausgabe) auf den Markt zubringen. Und nun ist der deutschsprachigeRaum an der Reihe. Der ZürcherVerlag Penthouse, der die deutsche Ausgabedes gleichnamigen Herrenmagazinsredaktionell betreut, startet im Aprild. J. Omni auf unserem Markt. Das Blattsoll monatlich erscheinen, einen Umfangvon mindestens 120 Seiten haben und zueinem Preis von DM 6,50 abgegebenwerden. Die Marketingauflage beträgt400.000, man hofft, 160–210.000 Exemplarezu verkaufen. Wer eine Anzeige inOmni aufgeben möchte, muß dafür DM9.800 (1/1 Seite schwarzweiß) oder DM18.620 (1/1 Seite 4farb.) hinblättern.Zielgruppe des Magazins sind gutverdienende Männer im Alter von 20–35Jahren mit besserer Schulbildung („vonmittlerer Reife bis zum Universitätsstudium“)in „gehobenen Berufen“.Angesprochen sind vor allem naturwissenschaftlichinteressierte Leser. Omnibegreift sich als Männertitel (man rechnetmit einem Frauenanteil an der Leserschaftvon etwa 30 %). Die Macherdes Blattes und ihre Werbeagentur sehenkeine Mitbewerber. Bild der Wissenschaftoder PM auf der einen und die SF-Magazine im Taschenbuchformat auf deranderen Seite können nur als indirekteKonkurrenz angesehen werden.Die deutsche Ausgabe von Omni will„heute schon das Morgen sichtbar underfahrbar machen“ und dieses durch die„phantastisch-subjektive Sicht“ renommierter<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Autoren ergänzen.Die Stories sollen auf die „Stereotypen,die die SF-Literatur bevölkern“,verzichten, die Fact-Beiträge „zupackend,unterhaltsam und wissenschaftlichkorrekt, aber ohne den Ballast von Fachausdrücken“abgefaßt sein.Folgende Abteilungen bilden eineOmni-Ausgabe:FAKTEN mit: MEINUNG DESMONATS, DURCHBRÜCHE (inForschung und Technik), UMWELT,GENTECHNIK, COMPUTER, RO-BOTER, WELTRAUM, CONTINU-UM (aktuelle, illustrierte Kurzberichteaus Wissenschaft und Technik),INTERVIEW (mit Nobelpreisträgern,Wissenschaftlern und anderen„Geistesgrößen“ – als Beispiele werdenaufgeführt: Caspar Weinberger –US-Verteidigungsminister und JohnGlenn – Ex-Astronaut und demokratischerPräsidentschaftsbewerber),REPORTAGEN, REPORTS (aus derUS-Ausgabe, mit deutschen Fakten,Analysen und Zitaten angereichert,quasi neu geschrieben), PICTO-RIALS (Bildreportagen aus Natur,Technik, Elektronik oder Weltraumforschung).SPEKULATION mit: INNOVA-TION (Berichte über „neue faszinierendeHerausforderungen desmenschlichen Erfindungsgeists“),EROBERUNG DES WELTRAUMS,THEORIEN UND KONTROVER-SEN, ANTIMATERIE (illustrierteKurzberichte aus den Bereichen derspekulativen Wissenschaften und derParawissenschaft).SCIENCE FICTION mit: KURZ-GESCHICHTEN (2 pro Ausgabe; alsAutoren werden aufgeführt: Erich vonDäniken, Isaac Asimov, StanislawLern, Arthur C. Clarke, Barry E.Malzberg, Robert Silverberg, RobertSheckley), HUMOR, DENKSPORT.Der Schwerpunkt des Inhalts liegtauf Übernahmen aus dem US-Omni (z.T. auch aus den japanischen Ausgaben).17 Ein deutscher Anteil von 20 – 30 %ist in baldiger Zukunft für alle Spartenvorgesehen.Der zuständige Redakteur heißt KlausGröper. Ihm zur Seite steht ein dreiköpfigerRedaktionsbeirat. Dazu gehören:– Prof. Dr. lng. Harry 0. Ruppe (Ordinariusfür Raumfahrttechnik an derTU München, jahrelanger NASA-Mitarbeiter)– Dr. Karl B. Moritz (Entwicklungsbiologeund Genetiker an der UniMünchen)– Dr. h. c. Erich von Däniken (Astroarchäologe;über ihn und seine Tätigkeitbei Omni heißt es: „ Keiner kenntdiese Szene (gemeint ist die SF-Szene,die Red.) besser als E. v. D. Er istdeshalb prädestiniert, der Redaktionmit seinem Wissen beizustehen.“)Zum Schluß ein Wort von Carlo Frey,dem Verleger von Omni in Deutschland:„Omni ist die Glaskugel, in der unsereZukunft in allen ihren Varianten aufleuchtet,sei es durch das nüchterne Kalküleines Nobelpreisträgers, sei es durchdie utopische Phantasie eines <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>-Autors. Der gemeinsame Nennerliegt auf der Hand: Kreativität!“Anmerkung: Alle Zitate entstammenden Marketing- und Werbebroschürenfür Omni in Deutschland.


18 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>19HelgaBraunDAS BUCH DESÖKOTHRILLERDAS SCHÖNE ENDE DIESERWELT erzählt die Geschichte des deutschenChemikers Michael Brandt. Derjunge Wissenschaftler, dessen psychischesGrundmuster nicht mehr so rechtin das seiner profitbewußten Firma paßt,weil er sein Mitverschulden an der zunehmendenUmweltverschmutzung erkennt,wird nach Westaustralien gesandt.Dort soll er mitten im Busch – als Privatmanngetarnt – für seinen Konzernein Gelände zur Errichtung eines Zweigwerkskaufen. Nur auf dem fünften Kontinentist es noch möglich, hochgiftigePflanzen“schutz“mittel aus der Gruppeder chlorierten Kohlenwasserstoffe herzustellen.Überall sonst sind sie bereitsverboten. „Bis eine Regierung reagiert,vergehen Jahre!“Brandt gerät durch die japanischeKonkurrenz in Lebensgefahr, verwickeltsich in eine Liebesaffäre und bleibt gerettetund geläutert bei der neuen Liebeseines Lebens und den Naturschützernzurück. Die wollen ihren Kontinent davorbewahren, ein zweites abgestorbenesEuropa zu werden. Auf dem besten Wegedahin ist er schon. Amerikaner habenÖlraffinerien errichtet. Japaner habenWälder aufgekauft, abgeholzt, das Landdadurch ausgewaschen. Mit fremdemKapital errichtete Farben-, Lack- undKunststofffabriken stehen neben Aluminiumhütten,die durch das freiwerdendeFluor jede Vegetation im Umkreis ersterbenlassen. Andere Nationen beutendie Bodenschätze aus, man braucht vorallem Eisenerze und selbstverständlichUran für die überall auf der Welt gebautenKernkraftwerke. „Gewinnmaximierungist Trumpf!“Robert Atzom, Claire ObermanSo böse wie sein Thema kann RainerErler gar nicht werden. Alles wirkt sehrrealistisch. Es ist ja die Stärke dieses Autorsund Filmemachers, Unwahrscheinlichesvöllig glaubhaft zu machen.Dieser Film hat action, er ist ein Krimi,ein Thriller. Aber Hintergrundsproblematikmuß ja nicht mit erhobenemZeigefinger dargeboten werden, um Leutenachdenklich werden zu lassen. Wersich sonst angewidert von allem abwendet,was nur irgendwie mit „Grünen“ zutun hat, registriert – eingebettet in Spannung,Liebesdrama und Trivialität – sogardie Bedrohung unserer Welt.Rainer Erler läßt seinen Film hoffnungsvollenden: „Es gibt keinen Grundzu resignieren. Die Menschen, die vernünftigund verantwortungsvoll handeln,werden mehr und mehr!“ Der Sprecherdieser fast schon zu vertrauensschwangerenWorte ist Götz George, dem dieRolle des hemdsärmeligen Naturschützcrsweitaus besser steht als die deshemdsärmeligen Kommissars. RobertAtzorn überzeugt als sensibler Chemiker.Judith Winter scheint auf die Rolleder selbstbewußten Frau festgenagelt– diesmalige Variation: sie hält meistdie umweltverschmutzende Zigarette inder Hand. Claire Obermanns Rolle verlangtsowieso nur gutes Aussehen undFrische. Das wichtigste an diesem Filmsind schließlich das Thema, der Autorund sein wissenschaftlicher Berater Dr.Fritz Vahrenholdt und – neben dem Regisseur– ein Redakteur (Helmuth Rasp),der gern ein heißes Eisen anpackt. Einböser Film mit einschmeichelnder Musikin schönen Farben, und das sogar zurbesten Sendezeit im ZDF (mit Wiederholungam Vormittag).Im Gespräch war es schon seit längererZeit – nachdem sich Joe Hembus‘ WE-STERN-LEXIKON als Verkaufsknüllererwiesen hatte, lag es schließlich nahe,etwas ähnliches auch für das beliebtesteFilmgenre auf die Beine zu stellen. (DerSF-Film steht tatsächlich in der Publikumsgunstganz oben, auch wenn wederdie Fernsehgewaltigen noch die Verleihfirmendas so recht glauben möchten.Die Zuschauerreaktionen bewiesenstets das Gegenteil: als der WDR vorJahren den Zuschauern die Möglichkeitbot, eigene Programmwünsche zu äußern,lag die Serie Raumpatrouille mitgewaltigem Abstand an der Spitze; einähnliches Ergebnis gab es im vergangenenJahr beim ZDF, wo unter einundzwanzigwählbaren Filmen der einzigeSF-Titel – FLUCHT INS 23. JAHR-HUNDERT (Logan’s Run) – dreimal soviele Stimmen erhielt wie der nächstplazierte.)Nachdem das Projekt mangelseines geeigneten Autors einige Jahre inder Schwebe blieb, nahmen schließlichRonald M. Hahn und Volker Jansen dieArbeit auf sich, „720 Filme von 1902 bis1983“ zu besprechen.Ein GebrauchsartikelDas LEXIKON DES SCIENCE FICTI-ON FILMS ist ein Gebrauchsartikel imbesten Sinne des Wortes. Es wendet sichan den interessierten Laien, bietet ihmsoviele Sachinformationen (Stabangabenetc.), wie unbedingt erforderlich ist,gibt den Inhalt der einzelnen Filme relativausgiebig wieder und fügt jeweilseine Kritik an, deren Länge sich stetsan Qualität und Wichtigkeit des besprochenenFilmes orientiert. FilmtheoretischeAnalysen zu liefern, war nicht dieAbsicht der Autoren – und wäre auchziemlich unsinnig gewesen, denn umden utopischen Film zu analysieren undzu klassifizieren, genügten einige ausgewählteBeispiele. Der Leser, oder besser:Benutzer des Lexikons sollte es als Entscheidungshilfebetrachten, als Orientierungsmöglichkeitvor dem Besuch einesKinos oder dem Erwerb einer Videokassette.Um diese direkte Verwendbarkeitdes Buches noch zu steigern, haben dieAutoren, wie im Vorwort vermerkt,ganz bewußt auf eine „objektive“, akademischeSprache verzichtet. Der eineoder andere Theoretiker mag dadurchverschreckt werden, alle anderen Leserdürften es den Autoren jedoch danken,wenn sie bei der Lektüre einer KritikMONATSRonald M. Hahn I Volker JansenLEXIKON DES SCIENCE FlCTIONFILMESMünchen 1983, Heyne 7236exakt, unzweideutig und mitunter sogarrecht krass erfahren, was von einem bestimmtenFilm zu halten ist.KriterienDer Nutzen eines solchen Nachschlagewerkeswird hauptsächlich von zweiFaktoren bestimmt – es muß vollständigsein und die Kritiken müssen zutreffen.Auswahlkriterium war für die Autoren,daß alle aufgeführten Filme in einerdeutschsprachigen Fassung existierenmußten, wobei es unerheblich blieb,ob sie in Kinos, im Fernsehen oder aufKassetten verbreitet wurden. Tatsächlichist die Auflistung komplett – sogarmehr als das, ist man fast versucht zusagen, denn aufgenommen wurden nichtnur reine SF-Filme, sondern alle Werke,die in irgendeiner Weise utopischangehaucht sind. So werden sämtlicheFrankenstein-Filme erwähnt, von derMachart her zwar eindeutiger Horror, jedochvon einer SF-Thematik ausgehend.Ebenfalls aufgeführt sind die diversenJames Bond-Filme, die ja auch stets überein paar utopische Elemente verfügten.Aus ähnlichen Gründen tauchen auchFilme auf, die schon damals niemand zurKenntnis genommen hat, wie etwa IMAUFTRAG VON H.A.R.M. (Agent forH.A.R.M.), oder die heutzutage längstvergessen sind, wie Harry Piels EINUNSICHTBARER GEHT DURCH DIESTADT.Bliebe noch zu prüfen, ob die Beurteilungender einzelnen Filme zutreffendsind. Natürlich sind Beurteilungen immersubjektiv, und von daher muß sichjeder Leser letztlich selbst fragen, ob erden Autoren stets oder wenigstens zumeistfolgen kann. Objektiv feststellbarist zumindest, daß die Verfasser sich immerbemüht haben, die einzelnen Filmeso differenziert wie möglich darzustellen.So wird erwähnt, daß der Film Xzwar inhaltlich haarsträubend, dafür abersehr spannend ist, während Film Y zwareigentlich indiskutabel erscheint, wegenseiner unfreiwilligen Komik jedochschon wieder fast empfohlen werdenkann. Auf diese Weise ist dem Leser sichermehr gedient als mit einer pauschalenAblehnung, denn drittklassige Filmesind zwar nie gut, mitunter aber immerhinrecht amüsant. Die besseren Filmehingegen werden sehr ausgiebig undkompetent gewürdigt, wobei zumeistdie Faustregel gilt: je länger die Besprechung,desto besser der Film. Als Beispielfür das, was die Autoren wirklichgut fanden, mag hier erwähnt sein, daßdie Besprechung des Filmes WEEKENDvon Jean-Luc Godard eine der längstendes ganzen Bandes ist.GesamteindruckDer Rezensent – mag das nun subjektivsein oder nicht – stimmte in praktisch allenFällen mit den Beurteilungen der Autorenüberein. Allenfalls wäre anzumer-


20 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>21Rezensionenken, daß hin und wieder der fehlendenOriginalität der Handlung eines Filmesmehr Beachtung geschenkt wurde als denfilmischen Qualitäten selbst – aber diesauch nur in sehr wenigen Einzelfällen.Sehr angenehm hingegen ist die persönlichgehaltene, subjektive Schreibweise,die dazu verführt, das Buch nicht nur alsNachschlagewerk zu benutzen, sondernes in einem Rutsch von vorn bis hintendurchzulesen – ganz so, als wäre es keinLexikon, sondern ein Roman. Des öfterensind die einzelnen Besprechungenangereichert mit Zitaten aus klerikalenFilmdiensten, die, zumindest in früherenJahren, in einer Art und Weise am Zielvorbeidonnerten, daß kein Auge trockenbleibtDarüber hinaus tauchen mitunterauch haarsträubende Anekdotenauf, wie etwa jene über die berühmten,riesigen Wassertropfen, die in dem FilmDIE UNGLAUBLICHE GESCHICHTEDES MR. C. (The lncredible ShrinkingMan) zu bewundern sind: es handelt sichdabei mitnichten um Wassertropfen, sondernum mit Wasser gefüllte Pariser.Der einzige echte Mangel dieses ansonstenrundum gelungenen Nachschlagewerkesist das Fehlen eines Personenregisters,das es beispielsweise ermöglichthätte, auf Anhieb alle SF-Filme einesbestimmten Regisseurs herauszufinden.Trotz dieses einen Mangels aber sollteniemand, der sich für den SF-Film interessiert,auf dieses Buch verzichten.Harald PuschLeserpostSehr geehrter Herr Pusch,sehr geehrte Redaktionsmitglieder,sehr geehrte sonstige Verantwortlicheund Zuständige,ich war nicht wenig überrascht, als ichdas neue Cover der <strong>SFT</strong> und erst die neueInnengestaltung sah. Die ganzseitigeAufmachung ist wirklich sehr zu begrüßen,das Titelbild kommt so viel besserzum Ausdruck. (Wie wär‘s als nächstesmal mit einem Tim White??? Die Wenskesund sonstigen skurrilen oder bizarrenTitelbilder hängen mir langsam zumHals raus!!!) Ebenso zu begrüßen ist,daß der Abo-Preis (bis jetzt) noch nichtangehoben wird. Was den Inhalt betrifft:Das neue Design ist m. E. ebenfallsum einiges besser als das alte, jedochbrauchte ich eine Weile (mehrmaligesDurchblättern), um mich daran zu gewöhnen.Als beste Neueinführung möchteich jedoch die Rubrik „Neue <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> im Januar (bzw. Febr.) 19<strong>84</strong>“bezeichnen. Insbesondere die informativenKommentare (die übrigens noch einklein wenig ausführlicher sein könnten)haben es mir angetan.Der Nachrichtenteil ist interessantwie immer, jedoch könnten (sollten)auch in Zukunft verschiedenartige (vgl.S. 29/30) Illustrationen für Auflockerungsorgen. Überhaupt muß ich feststellen,daß sich bis jetzt eigentlich nur gleichartigeoder zumindest stilistisch ähnlicheZeichnungen mehr oder minder gleichmäßigüber die Hefte verteilten. Ich willja gar nicht verlangen, daß plötzlich farbigeZeichnungen auftauchen, Sie solltenjedoch darauf achten, daß sich dieIllustrationen nicht wie ein eintönigergrauer Faden durch das ganze Magazinziehen.Anzumerken bleibt, daß mir eine Leserbriefrubriksehr abgeht. BekommenSie so wenig Zuschriften oder trauenSie sich nicht, diese zu veröffentlichen?Oder halten Sie gar eine Veröffentlichungfür u n n ö t i g ??? Wie dem auchsei, ich (und mit Sicherheit nicht nur ich)hoffe, daß das nicht in alle Ewigkeit sobleibt! Mit „Leserbriefrubrik“ meineich übrigens nicht die kümmerlichen einoder zwei Briefauszüge, die (manchmal)zu finden waren – ich denke da mindestensan eine volle Seite (ohne Illustrationen!);eventuell im Kleindruck (sieheSOLARIS). Schließlich ist es für denLeser interessant, die Meinungen oderVerbesserungsvorschläge Anderer zu erfahren.Ich hoffe, Sie nehmen mir meinedeutliche Stellungnahme nicht übel - ichhabe nicht die Absicht Sie zu beleidigen,sondern möchte Ihnen Anregungen geben,die <strong>SFT</strong> noch weiter zu verbessern.Wie man ja an der neuen Aufmachungsieht, sind Sie (hoffentlich) für derartigeAnregungen empfänglich …Mit den besten EmpfehlungenAndreas MarxFür Anregungen sind wir stets offen. Wirtrauen uns auch, jeden Leserbrief abzudrucken,abgesehen von jenen, in denenuns mitgeteilt wird, wann das nächsteUFO landet oder warum die Externsteinefiir alle Arier so bedeutungsvoll sind.Wir werden nur leider mit Leserbriefennicht gerade überschüttet.Die Red.P.S.: Wir tragen uns keineswegs mitder Absicht, den Abo-Preis in naher Zukunftzu erhöhen - und je mehr Abonnentenwir haben, desto länger können wirdiesen Preis halten.Andreas BrandhorstSCHATTEN DES ICHSRastatt 1983, Moewig TB 3623Der Findling Annym vom Planeten Yloisis(Elysium) bricht mit seiner Gefährtinauf zu einer großen, farbenprächtigenOdyssee. Nach allerlei Reiseerlebnissenlernt Annym die Kunst der Magieund entdeckt, daß ihn ein zweites, mitübernatürlichen Kräften begabtes Ich beherrschtund zur Verbindung mit der SuperfrauAleta vom Planeten Erdh (Erde)treibt. Ihre gemeinsame Bestimmung istder Planet Khakistan, letztes Refugiumder fast gottgleichen, eingekerkerten sagenumwobenenErsten. Angeblich sollAnnym mit Aleta die Ersten befreien;in Wirklichkeit sollen ihre Vitalkräftejedoch lediglich zur Wiederbelebungder Ersten dienen. Damit würde derenSchöpfungswerk mit allen Unvollkommenheitenfortgesetzt. Annym verweigertsich und sucht den Tod.Dem immerhin. auf mehr als 400 Seitenausgebreiteten Stoff wird diese Inhaltsangabekaum gerecht; das brauchtsie allerdings auch nicht. Abgesehenvom Parzival-Motiv als ideologischemÜberbau, das nicht eben besonders starkherausgearbeitet wird, wandelt der Autorauf den breitgetretenen Pfaden der Fantasy.Während man der ersten Hälfte desBuches noch einiges abgewinnen kann,da sie in der Buntheit der Schilderungenstark an Jack Vance erinnert, ohne ihn,was Schlitzobrigkeit und Humor betrifft,zu erreichen, entgleitet dem Autor in derzweiten Hälfte der Stoff immer mehrin Richtung Sword and Sorcery. Nichtsbleibt unmöglich; immer, wenn dieLage des Helden unhaltbar wird, ziehtder Autor ein neues Kaninchen aus demHut der unerschöpflichen Möglichkeitender Zauberei. Dazu sind starke Mängelin der Führung der Protagonisten zuverzeichnen. Alle Begleiter des Heldenbleiben auf der Strecke, wenn sie handlungsmäßigausgereizt sind, und auchder Held selbst gibt sich am Schluß auf,statt seiner Bestimmung zu folgen - seineeinzige wirklich eigene Entscheidung.Auch wenn man der Ansicht sein sollte,daß deutsche Autoren mehr Beachtungverdienten, muß man dieses Buchnicht gelesen haben. Der Rezensent warnach der Lektüre enttäuscht und deprimiert.Berthold GieseAndreas BrandhorstDER NETZPARASITMeitingen 1983, Corian-VerlagDen Hintergrund des vorliegenden Romanshat Andreas Brandhorst aus seinerNovelle „An den Gestaden der Wahrscheinlichkeit“( 1982 in der AnthologieARCANE) übernommen und ausgebaut.Er schildert den Kampf zweier Netzreitergegen den geheimnisvollen LordpharaoTialonan, der alle freien Netzreiterversklaven will und dabei von dem nichtminder geheimnisvollen Netzparasitenunterstützt wird.Das Netz ist eine Art Dimensionsstraße,über die Menschen mit einer besonderenGabe unzählige Alternativweltenbesuchen können. Diese Gabe ist Fluchund Segen zugleich; jeder Transfer istvon einer unbeschreiblichen Ekstase begleitet,die den Netzreiter süchtig nachweiteren· Transfers macht; verliert erseine Gabe, stirbt er qualvoll an Entzugserscheinungen.Moyrine, die zusammenmit ihrem schwerkranken GeliebtenRhaul auf der Flucht vor dem Lordpharaoist, hat unwissentlich den Netzparasitenerschaffen und somit die Weichenfür die erbarmungslose Versklavung derNetzreiter gestellt. Ihre Flucht scheitert,es kommt zur direkten Konfrontation mitdem Netzparasiten, die über Rhauls Gesundheitund über die Zukunft des Netzesentscheidet.Wie schon in der Novelle befleißigtsich Andreas Brandhorst einer extrembildhaften und teilweise überfrachtetenSprache, mit der er immer wiederversucht, die schillernde Exotik der Alternativweitenzu beschwören. Manchedieser Welten bestehen nur aus Fragmenten,Trümmerlandschaften ohne Leben,andere wieder bersten vor Vielfalt.Es existiert kein Bezug zur Realität,der vertraute irdische Kosmos hat imNetz keinen Anknüpfungspunkt. DieseLosgelöstheit hält der Autor zwar konsequentdurch, doch dadurch gerät diePhantastik oft zum Selbstzweck, unddie Kulisse bleibt trotz aller Farbigkeitletztendlich steril; ein Zustand, der sichauf die Protagonisten überträgt, derenDarstellung zwar in einer übersteigertenWeichlinsenromantik und Emotionalitätschwelgt, dabei jedoch oft ins Kitschigeabrutscht. Wenn Moyrine bei jeder Gelegenheit„Rhaul, armer lieber Rhaul“stöhnt, so ist das auf die Dauer schlichtwegpenetrant.Die tatsächliche Motivation der Protagonistenbleibt verschwommen: siealle streben nach individueller Freiheit,die das Netz bietet. Aber die Freiheitim Netz bleibt im gewissen Grade sinnlos,da sie nur eine andere, viel stärkereAbhängigkeit symbolisiert. Der Autorbemüht sich, die Handlungen seinerProtagonisten zu verdeutlichen, aber esgelingt ihm nicht, sie aus den Ansätzenheraus zu entwickeln. Es ist fraglich, obMoyrine sich so aufopferungsvoll umRhaul kümmert, weil sie ihn liebt, oderob sie lediglich aus reinem Schuldgefühlhandelt, da sie sich vor dem kranken, widerlichanzusehenden Mann ekelt. Daßsein Tod durch eine besondere Verbindungauch der ihre ist, verschleiert dieMotivation noch mehr. Dieser psychologische,menschliche Konflikt bleibt nureine Andeutung von vielen und fällt derHandlung zum Opfer.Ein weiteres Problem ergibt sichaus den Aktionen der Protagonisten; esscheint, als sei das wirkliche menschlicheProblem im Netzparasiten nicht dieSuche nach Freiheit, sondern die nachSchönheit; ergo wird die damit verbundeneFlucht zu einer vor Krankheit undHäßlichkeit. Brandhorsts Protagonistensind zumeist schöne Menschen mit demStreben nach schönen Alternativen, undauch der Versuch des Netzparasiten,mit der gewonnenen Macht neue, blühendeWelten zu schaffen und als Gott


22 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>23zu beherrschen, fügt sich in dieses Bild.Brandhorst propagiert zwar nicht direktdas Schönheitsideal einer jungen Gesellschaft,läßt es aber immer wiederdurchschimmern. Der Netzparasit isteine typische Abenteuerfantasy, stilistischmitunter recht kompetent, mitunteraber arg überfrachtet und kitschig;diverse schiefe Bilder stechen ins Auge.Auch als reine Unterhaltungslektüre, dieer ist und sein will, hat der Roman einenNachteil: er ist trotz aller oberflächlichenFarbigkeit streckenweise langweilig.Andreas DeckerHorst Heidtmann (Hrsg.)DER LETZTE FRIEDENBaden-Baden 1983, Signal VerlagDiverse ÜbersetzerNeunundzwanzig Stories enthält dieserBand, der den Untertitel „<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>-Geschichten gegen den Krieg“trägt. Unter ähnlichem Motto erschienenhierzulande schon mehrere Anthologien,von denen jedoch keine uneingeschränktbefriedigen konnte. Daß dies nicht etwaam Mangel an geeignetem Material lag,beweist die vorliegende Sammlung. HerausgeberHorst Heidtmann hat sich beider Auswahl allerdings auch nicht aufein oder zwei Länder beschränkt, wiedas sonst häufig der Fall ist; die Autorenkommen aus der Tschechoslowakei(Capek, Nesvadba), aus Deutschland(Franke, Maximovic, Graf), Norwegen(Knudsen), Schweden (Hägg), EI Salvador(Desleal), Kolumbien (Cortes), Italien(Buzzati), Frankreich (Walther), derUdSSR (Gansowski, Romanowski) undden USA (Vonnegut, Sheckley, Bradbury).Bemerkenswert an allen Geschichtenist die Tatsache, daß sie den Krieg (oderdie Kriegsfolgen) nicht als Ausgangspunktbenutzen, wie dies in zahlreichenpost doomsday-Romanen der Fall ist,sondern der Krieg selbst das Thema. ist.Die Autoren gehen das Thema auf durchausunterschiedliche Weise an, mal realistisch,mal ironisch gebrochen oder auchin Form einer Parabel – stets aber subtil,literarisch ansprechend und dabei einenklar erkennbaren Standpunkt beziehend.Es gibt nur wenige Anthologien, diedurchgängig ein hohes Niveau halten;der vorliegende Band gehört dazu undist überdies der einzige in deutscherSprache, dem die‘s bei einem derart dif-fizilen Thema gelingt. Bliebe noch nachzutragen,daß die Kürze der einzelnenBeiträge (die längste Geschichte umfaßtgerade zwanzig Seiten) das Buch zu einemhervorragenden Unterrichtsmittelmacht, wobei es dem einzelnen Pädagogenüberlassen bleibt, ob er sich anhandder vorliegenden Geschichten mit demThema Krieg oder mit den Möglichkeitender SF auseinandersetzen will.Harald PuschFranz RottensteinerPHANTASTISCHE TRÄUMEFrankfurt a. M. 1983, SuhrkampBand 100 der Phantastischen BibliothekNach eigenem Bekunden möchte derHerausgeber in dieser Anthologie Texteabseits der üblichen SF und der unheimlichenPhantastik veröffentlichen, wobeidie originelle Aussage und die Verbindungvon Gedanken mit literarischemAnspruch im Vordergrund stehen sollen,die Grenzen des jeweiligen Genres abergewahrt bleiben. An diesem selbstgestecktenMaßstab muß sich die Auswahlmessen lassen. Es sei gleich bemerkt,daß auch Verlage, deren oberstes Auswahlkriteriumnicht Originalität desGedankens oder der Aussage ist, schonoriginellere Geschichten herausgebrachthaben. Zudem sind einige der Storiesdoch schon recht alt, wenn nicht gar abgestanden.Den Einstieg bildet Stanislaw Lem(Vorzeigeautor des Verlages) mit „DieVerdoppelung“, dem Eingangskapitel zueinem neuen Roman. Lem nimmt denSpruch wörtlich, wonach die Linke nichtwissen soll, was die Rechte tut. Die beidenGehirnhälften des Helden Ijon Tichyfuhren ein Eigenleben. Verständlich, daßder Glanz früherer Geistesblitze beimIch-Erzähler hier nur noch matt durchschimmert.„In Erinnerungen an das Raumfahrtzeitalter“erklärt J. G. Ballard die alsSymptom der Haschvergiftung gut bekanntesubjektive Zeitverlangsamungals neue Krankheit, die die Raumfahrtüber die Welt gebracht habe (CopyrightI 982!). „Die Linbdisten“ von Johannaund Günter Braun ist eine von der gedanklichenKonstruktion – wenn auchnicht unbedingt von der Ausführung her– köstliche Satire auf das Wesen, das denAnsprüchen der klassenlosen Gesellschaftgenügt, ein künstlich erzeugter„Mensch“ in Melonenform und -größe,unverletzbar, dehnbar, pflegefreundlich,fortpflanzungs- und lagerfähig –und festentschlossen, den homo sapiens durchschiere Menge zu verdrängen.Mit „Atem der Sonne“ liefert HerbertW. Franke nach einigen höchstesoterischen Ausflügen wieder etwasHandfestes. Beim Besuch eines uraltenSonnenobservatoriums innerhalbder Merkurbahn unterliegt der Kopilotdes Touristenbootes dem Motten zumLicht!-Effekt. Vielleicht gelingt es demAutor gerade deshalb, weil das Motiv sourtümlich ist, nach bewährtem RezeptMystizismus wegzuerklären, ohne dasGeheimnis völlig zu lichten.„Die Jez‘r Fragmente“ von PeterSchattschneider erläutern einen originellenGedanken von Hawkins, wonachschwarze Löcher alles erzeugen können– selbst eine Religion. Zwar wurdeauch dieser Gedanke bereits anderweitigverwertet, Schattschneiders Idee ist abertrotz einiger Schwächen in der Ausführungso gut, daß man der Story gernfolgt. Neben diesen bundesdeutschenErstveröffentlichungen enthält dieserJubiläumsband der Phantastischen Bibliothekbei Suhrkamp noch eine Reihevon Nachdrucken aus dem eigenenProgramm, die die Zielrichtung und dieHauptautoren der Bibliothek einem nachIntention des Verlages wohl durch dengünstigen Preis angelockten neuen Publikumvorstellen: Cordwainer Smith,Vladimir Colin, H. P. Lovecraft, JeanRay, E. A. Poe, Ambrose Bierce, JosefNesvadba, Stefan Grabinski, Fitz-JamesO’Brien, Algemon Blackwood, LordDunsany und Bernd Ulbricht in einer allesin allem durchwachsenen Mischung.Die Lektüre lohnt sich aber dennoch wegendes niedrigen Preises und den rechtausführlichen Angaben zu den Autorenund ihrem Werk speziell für neue Liebhaberdes Genres.Diese PHANTASTISCHEN TRÄU-ME sind eine dem Jubiläum recht angemesseneEigenwerbung des Verlags.Berthold GieseRonald M. Hahn (Hrsg.)WELTEN DER WAHRSCHEIN-LICHKElTFrankfurt/Westberlin/Wien 1983Ullstein SF 31061Von der Konzeption her handelt es sichbei dem vorliegenden Band um eineZwischenstufe zwischen einer reinenKurzgeschichten-Anthologie und einemSF-Magazin im TaschenbuchformatZwar liegt der Schwerpunkt hier eindeutigbei den Erzählungen, daneben enthältdas Taschenbuch drei Artikel und ein Interview,die jedoch alle - etwa im Gegensatzzu denen des Heyne SF Magazins– einen engen Bezug zur SF-Literaturaufweisen.Die sieben Stories verarbeiten dasThema „Parallelwelten“; sie alle sindzumindest passabel geschrieben. Amwenigsten sagte dem Rezensenten nochSilverbergs „Das äußere Ende der· glockenförmigenKurve“ zu, die zwar routinierterzählt ist, aber andererseits lediglichauf eine Pointe abzielt, die schon aufden ersten Seiten zu erraten ist. Auch dieCharaktere sind die gleichen wie in Dutzendenanderer Silverberg-Stories.Originelleres haben da schon MalteHeim („Der Geruch der Zeit und der Geschmackdes Lebens“) und Alfred Bester(„Hell Is Forever“ aus dem Jahr 1942) zuberichten: bei Heim geht es um Klone,Mutanten und einen vorbereiteten Exodusvon der Erde; bei Bester versetztder Gottseibeiuns einige Vertreter derLondoner Schmarotzerklasse in derenprivate Traumwelten. Andreas Brandhorst(„Hallo, Mr. McCarthy“) schildertanschaulich, wie es in der BRD aussehenwird, wenn die Bonner Wende konsequentdurchgehalten wird. Das „Autorengespann“Uwe Anton & FriedhelmFuntz sorgt mit einer kompletten Romantrilogie(5 Bände!) um Captain ThunderSteel für die heitere Note in dieserAnthologie.Die besten Gechichten des Bandesstammen von Hilary Bailey und BarryN. Malzberg. In H. Baileys „Die verloreneUnschuld der Frenchy Steiner“ habendie Nazis England erobert; der Autoringelingt es auf beeindruckende Weise, dieTrostlosigkeit im Nachkriegs-Londondieser Welt lebendig werden zu lassen.Ein Ende der Nazi-Herrschaft zeichnetsich am Ende der Erzählung nur deshalbab, weil die Nazi-Größen hier tatsächlichan die von ihnen verbreiteten irrationalenMythen glauben. Mit „Korridore“schrieb sich Malzberg offensichtlichseine Haßliebe zur <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> vonder Seele: ein alternder SFAutor blicktwährend eines Weltcons, auf dem er alsEhrengast fungiert, auf seine Karriereund sein Leben zurück. Anfangs hatte ernoch den Ehrgeiz, das SF-Genre revolutionärzu verändern, aber inzwischen hater alle diesbezüglichen Illusionen verlorenund schreibt nur noch, weil er keineanderen Möglichkeiten des Broterwerbssieht. Die Conbesucher erwarten allerdingsvon seiner Ehrengastrede bedeutungsschwangereWorte über die Bedeutungder <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> ...Auf die beiden Artikel von ArtburJean Cox (über Jack Vance und A. E. vanVogt) muß hier nicht eingegangen werden,es handelt sich dabei schließlich umNachdrucke aus der <strong>SFT</strong>. Charles Plattsprach mit dem auch hierzulande von derKritik sehr geschätzten John Sladek überRoboter, künstliche Intelligenz und diekeinesfalls geradlinig verlaufene Karrieredieses unkonventionellen Schriftstellers.Sehr nützlich ist ein ArtikelUwe Antons über SF-Sekundärliteraturmit einer umfangreichen Bibliographie.Anton geht auf die wichtigsten einschlägigenWerke ein, wobei insbesonderedeutschsprachige Bücher, Nachschlagewerke,Autobiographien, Sekundärreihenund Zeitschriften im Vordergrundstehen.Da das Niveau der einzelnen Beiträge(von dem Silverbergs einmal abgesehen)erfreulich hoch ist, ist WELTEN DERWAHRSCHEINLICHKEIT jedem zuempfehlen, der SF nicht nur lesen will,sondern der darüber hinaus auch an Hintergrundinformationeninteressiertist.Hans-Ulrich BöttcherThomas LeBlanc (Hrsg.)GANYMEDMünchen 1983Goldmann TB 23440Herausgeber LeBlanc gab seinendreizehn Autoren die Thematik Kunst,Literatur und Musik vor, für jeden SF-Schaffenden ein durchaus reizvollesThema mit ungeahnten kreativen Möglichkeiten.Bei den vorliegenden zwölfGeschichten fehlten den Autoren dannauch nicht unbedingt die Ideen; es gelangihnen jedoch zumeist nicht, siekompetent auszuführen. Ein besonderseklatantes Beispiel dafür ist Bernd Kreimeiermit seiner Story um Computersimulationen.Die unsäglich klischeeüberladeneund viel zu lange Geschichte istin einem Stil erzählt, der penetrant versucht,Hans Kneifels Gebrauch an Adjektivenzu übertreffen – und das auchgrandios schafft.Im krassen Gegensatz dazu stehenAutoren wie Reinmar Cunis und RobertSteffen, die zumindest wissen, wannsie ihre Erzählung beenden sollten. Cunis„Schrei, Freiheit, schrei“ stellt dar,wie Kunst von politischen Systemenmißbraucht werden kann, und Steffens„Intergalaktischer Kulturaustausch“ beschäftigtsich auf originelle Weise mitder Daseinsberechtigung völlig unterschiedlicherMusikrichtungen.Die restlichen Stories sind zumeistvöllig unerheblich und manchmalschlichtweg ärgerlich und überflüssig.Die paar goutierbaren Geschichten könnendie Anthologie nicht retten.Andreas Decker


24 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>25Robert A. HeinleinFREITAG(Friday)München 1983, Heyne 4030Deutsch von Thomas SchlückDas Retortenmädchen Freitag arbeitetals Agentin für eine private Geheimorganisation(deren Nutzen niemand kenntund die folgerichtig aufgelöst wird, alsder Chef stirbt). Bei der Rückkehr voneinem Geheimauftrag wird Freitag überfallen,gefoltert und schließlich von ihrenKollegen befreit. Soweit die erstendreißig Seiten des Romans. Die nächstendreihundert verbringt die Titelheidin damit,ihre Großfamilie zu besuchen, dortan die Luft gesetzt zu werden, einenSchwung neuer Partner zu finden undauch von diesen wieder getrennt zu werden.Auf den letzten Seiten des Buchesübernimmt sie einen Auftrag als Kurier,soll umgebracht werden, flüchtet aufeinen Kolonialplaneten, auf dem sich –rein zufällig – auch gerade ihre diversenmännlichen und weiblichen Liebhaberansiedeln wollen. Und wenn sie nichtgestorben ist ...Es ist müßig, über Heinlein nochviel zu sagen: seine politischen Ansichtensind konfus-reaktionär wie eh undje, statt einer Handlung beschreibt erin höchst geschwätziger Manier banaleFamiliendramen. Bemerkenswert andem Buch sind lediglich zwei Dinge:für die Rechte an dem Roman erhielter eine Million Dollar (wenn dies BeispielSchule macht, wird die Welt baldvon schlechten, aber schwerreichen SF-Autoren wimmeln), und FREITAG istum zweihundert Seiten kürzer als seinVorgänger, DIE ZAHL DES TIERS –hoffen wir also, daß sich letzterer Trendfortsetzt.Harald PuschElizabeth A. LynnSARDONYXNETZ(The Sardonyx Net)Deutsch von Roland FleissnerMünchen 1983, Heyne TB 4033Wenn der Klappentext behauptet, ElizabethA. Lynn beweise mit diesem Roman,daß sie auch hervorragende <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> schreiben könne, ist das nur mitEinschränkungen richtig. In Wahrheitist SARDONYXNETZ eine dickleibigeFamiliensaga mit female touch. Zwar istsie kräftig mit SF-Versatzstücken angereichert,könnte aber, ohne daß sich inhaltlichwesentliches änderte, beispielsweisegenausogut in Australien spielen.Die obligatorischen Raumschiffe wärenleicht durch normale Schiffe zu ersetzen,der Hyperraum durch den Pazifik.Starcaptain Dana Ikoro gerät wegenDrogenschmuggels auf dem StrafplanetenChabad in Sklaverei bei der FamilieYago, die gewissermaßen die „EhrenwerteGesellschaft“ des Planeten bildet.Das Gesellschaftssystem ist feudalistisch;es basiert auf der Ausbeutung desPlaneten durch die Arbeitskraft zeitweiseversklavter Menschen, deren Los durchDorazin erträglich gemacht wird; eineDroge, die überall außer auf Chabad illegalist und importiert werden muß. Einsadistisch veranlagter Hyperraumpolizistschneidet Chabad vom Dorazinimport abund will damit den Zusammenbruch derSklavenhaltergesellschaft herbeiführen.In dieser für Chabad mißlichen Situationerweist sich die Tatsache, daß der Polizistauch zu illegalen Mitteln greift, alsSchwäche, die die Domna der FamilieYago instinktsicher ausnutzt, um den Polizistenauszuschalten und nebenbei auchnoch das Herstellungsgeheimnis für Dorazinkäuflich zu erwerben. Die Gesellschaftauf Chabad bleibt also stabil.Hauptfiguren sind die größtenteilstüchtigen Frauen auf und um Chabad;die Männer sind mehr oder wenigerschwächlich, dümmlich oder perversund bringen die Dinge in Unordnung.Eine große Rolle spielen natürlich auchKleidung, Eßgewohnheiten, Schwangerschaftsgelüste,die Com-Maschine (mitDatenanschluß gekoppeltes Fernsehtelefon),hübsche Häuser, Katzen, Zuchttierchenfür die Erzeugung von Luxuspelzenund – last not least – Sex, wie ihn Frauenmögen.Die Handlung wird größtenteils einsträngiggeführt. Man (frau) kann dasBuch also getrost für einige Zeit beiseitelegen,ohne befürchten zu müssen, denFaden zu verlieren. Die Lektüre empfiehltsich vorzugsweise am Dienstagoder Mittwoch (statt Dallas oder Denver-Clan),andernfalls beim Friseur. Diesehr sorgfältige Übersetzung wäre einesbesseren Stoffes wert gewesen.Berthold GieseMervyn WallDER UNHEILIGE FURSEY(The Unfortunate Fursey)Köln 1983, Diederichs FantasyDeutsch von Harry RowohltMit Entsetzen Scherz zu treiben ist keineleichte Kunst, eine, zu der es – um imZeitbild zu bleiben – einer spitzen Federbedarf. Der Ire Mervyn Wall, 1908in Dublin geboren, beherrscht sie; seinInstrumentarium ist das des Schreckens,des Unheiligen, es fehlen weder derTeufel selbst noch Dämonen, Vampire,Werwölfe oder Basilisken. Und dochist dieser im Irland des 11. Jahrhundertsspielende Roman keine Horror Erzählung,sondern ein Schelmenroman, eineaberwitzige, Kapriolen schlagende Satireum den Laienmönch Fursey, den derTeufel selbst versucht, ohne allerdingsin den Besitz seiner Seele zu gelangen.Wall entwickelt anhand der seltsamenAbenteuer Furseys ein Sittenbild seinesLandes zu dieser Zeit, zwar nicht unbedingthistorisch exakt, aber um so amüsanter;Fursey wird schließlich nicht nurzum Ehemann einer Hexe, zum Witwerund mehr oder weniger erfolglosen Hexenmeister,er stellt die Moralauffassungeines jeden rechten Exorzisten auf denKopf, bevor er, mit seiner Angebetetenhinter sich auf dem Besenstiel, vor denKonventionen nach Britannien flieht –„der erste von vielen Verbannten, denenihr eigenes Land ein anständiges Lebenversagt“.Womit der Schelmenroman plötzlichwieder einen sehr ernsthaften Hintergrundbekommen hat.Uwe AntonJerry SohlDAS VERTAUSCHTE ICH(The Altered Ego)Berlin 1983, Ullstein-TB 31 060Deutsch von Klaus WeidemannDer Wissenschaftler Bradley Kemptonwird ermordet – ein scheinbar sinnlosesVerbrechen, denn er gehört zu jenen Privilegierten,denen eine Revitalisierungzusteht, die also nach ihrem Tod wiederzum Leben erweckt werden. Sein SohnCarl merkt jedoch bald, daß in Kemptonsrestauriertem Körper eine fremdePersönlichkeit „wohnt“. Gemeinsam mitseiner Freundin beginnt Carl Nachforschungenanzustellen, die ihm auf dieSpur einer Verschwörung bringen – undin Lebensgefahr ...Das Bemerkenswerteste an diesemSF-Krimi – eine Ausgrabung aus demJahr 1954 und gekürzt schon als TER-RA-SONDERBAND 10 erschienen – istdie Idee, den Bewußtseinsinhalt einerPerson aufzuzeichnen und im Todesfallauf ihren wiederhergestellten oder neuerschaffenen Körper zu übertragen. Dasgleiche Konzept wurde zwei Jahrzehntespäter von John Varley aufgegriffen (z.B. in „Das Phantom von Kansas“ undin seinem enttäuschenden DebütromanDER HEISSE DRAHT NACH OPHlU-CHI); während aber in Varleys zukünftigerGesellschaft jeder in den Genuß derQuasi-Unsterblichkeit kommt – ein Faktum,das für den Autor spricht -, bleibtsie in DAS VERTAUSCHTE ICH einerrelativ kleinen Elite vorbehalten. JerrySohl zeigt in diesem Roman keine anderenAmbitionen, als seine Leser mit einerspannenden Handlung zu unterhalten.Wenn man keine allzu hohen Ansprüchestellt, gelingt ihm das auch einigermaßen.Günter ZettlRobert Anton WilsonMASKEN DER ILLUMINATEN(Masks of the llluminati)Basel 1983, Sphinx-VerlagDeutsch von PociaoDie Illuminaten legen Maske an, Einstein;Joyce und Crowley führen irgendwoim Jenseits oder auch nur inder Phantasie des Autors tiefsinnigeGespräche, und Sir John kommt einerominösen Selbstmordwelle auf die Spur.Der Grundtenor ist bekannt und unterscheidetsich kaum von dem diverserbilliger Horrorschinken: Nicht wir, diebewußt denkenden Menschen, sind es,die unsere Erde beherrschen, auch nichtunsere Politiker oder die Konzernchefs,nein, die Geheimgesellschaften, die demSchicksal nachhelfen und die unwissendebreite Bevölkerung manipulieren wiedie typischen, altbekannten Puppen, anderen Fäden andere ziehen. Rosenkreuzler,Freimaurer, die ominösen Männer inSchwarz (mittlerweile Stars in deutschenSF-Romanen oder angeblichen Sachbüchern,die auch nicht mehr sind als besondersschlechte SF-Romane) – und,nicht zu vergessen, der Kult um AlistairCrowley spielen ihr Spiel, das wir Normalsterblicheniemals durchschauenwerden. Dämonen sind real.Doch Illuminatenautor Wilson hälteinige tiefgreifende Informationen überNaturgeschichte und Philosophie für deninteressierten Leser bereit (vielleicht alsTrostpflaster?): „Der Mann ist Raum,und die Frau ist Zeit, aber das Universumselbst ist natürlich bisexuell.“ (S. 111)Oder: „Kein Mensch ist Solipsist, wenner auf dem Bürgersteig steht und versucht,sich die (Hunde-)Scheiße von denSchuhen zu kratzen.“ (S. 21) Wenn derVerlag dann noch auf dem Klappentextvon „längst nicht mehr so unglaubwürdigenVerschwörungstheorien rund um dielegendäre Geheimgesellschaft der Illuminaten“spricht, wird aus einem durchausflott und mit einigen interessanten,dem Medium Film nachempfundenenTechniken geschriebenen „literarischenUlk“ (ebenfalls Klappentext) allerdingssehr schnell penetrante Paranoiamacheund Volksverdummung.Uwe AntonDieter Hasselblatt (Hrsg.)ORWELLS JAHR – IST DIE ZU-KUNFT VON GESTERN DIE GE-GENWART VON HEUTE?Frankfurt/Berlin/Wien 1983, UllsteinVerlag19<strong>84</strong> bricht an/aus – und wie zu erwartenund vorausgesagt war, ist im Schweifvon Orwells 1948 entstandenem Romaneine ganze Reihe von Sekundärmaterialauf den Markt gekommen, etwa RobertPlanks psychologische Studie „19<strong>84</strong>“bei Suhrkamp oder Werner Meyer-LarsensBuch DER ORWELL-STAAT 19<strong>84</strong>bei Rowohlt. Großes Engagement zeigtauch der Ullstein-Verlag: Dort erscheintnicht nur eine neu übersetzte Ausgabevon Orwells Roman, sondern auch eine25 „Ozeanische Bibliothek 19<strong>84</strong>“ mitausgesprochenen Antiutopien.Dieter Hasselblatts vorliegendes Sammelwerkversucht, das Phänomen 19<strong>84</strong>in größtmöglichem Rahmen zu erfassen;ein recht schwieriges, wenn nicht sogarunmögliches Unterfangen. So führt derHerausgeber in seinem Vorwort wohlweislichan, daß seine Sammlung „einBuch mit Lücken“ ist. FünfundzwanzigAutoren geben mit Artikeln , Gedichtenund Kurzgeschichten-Impressionen ihreGedanken zu „19<strong>84</strong>“ wieder. Orwellwird als Schriftsteller, „19<strong>84</strong>“ als Romanin der SF eingegrenzt, die in „19<strong>84</strong>“beschriebene Welt wird mit unserer Realitätverglichen, hauptsächlich mit denpolitischen Systemen des Ostblocks,während die Tendenzen der westlichenWelt – Verkabelung, totale Überwachung,Computerdateien etc. kaum odernur bescheiden naiv mit Orwells Buch inKontrast gesetzt werden und ein lapidarerBegriff wie „wildwuchernde Technologie“als größte Bedrohung unsererDemokratie hingestellt wird. Beantwortetwird die Frage des Untertitels, „Istdie Zukunft von gestern die Gegenwartvon heute?“ – gleichzeitig eine der Lieblingsfragendes Herausgebers zur SF,die er auch schon in anderem Zusammenhanggestellt hat – mit einem klarenNein. Orwells Buch, 1948 geschriebenaus Ent· täuschung über damals schonverschenkte Möglichkeiten des Kommunismusund unter dem Eindruck derNazi-Diktatur, ist von der Wirklichkeitlängst einge- oder überholt; es bleibt,mag es auch noch so schlecht geschriebensein, als Spiegel seiner Zeit beste-


26 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>27NAchrichtenhen, als Extrapolation mit immer nochhöchst beklemmenden Warnbildern.Somit ist der Titel des von Dieter Rasselblattherausgegebenen Buches – OR-WELLS JAHR – mjt der düster darüberdrohenden Jahreszahl 19<strong>84</strong> vielleichtverkaufsträchtig, aber nicht ganz richtig.Orwells Jahr war 1948, und nicht 19<strong>84</strong>,wobei aber nur nachdrücklich vor der naivenEinstellung gewarnt werden kann,unsere Wirklichkeit 19<strong>84</strong> sei besser alsdie von Orwells „19<strong>84</strong>“.Uwe AntonIsaac AsimovVERÄNDERUNG. 71 ASPEKTEDER ZUKUNFT (Change)München 1983, Heyne TB 7223Deutsch von Wolfgang CrassWenigstens teilweise unwissenschaftlichesVorgehen muß sich der führendeamerikanische PopulärwissenschaftlerIsaac Asimov vorwerfen lassen, dervor Jahren einmal 71 Kurzessays überTrends der Zukunft für das Bordmagazinder American Airlines schrieb, dienun in diesem Band gesammelt vorliegen.Grundfehler vieler Artikel ist eineungesicherte, rein spekulative Annahme,an die Asimov weitreichende Prognosenknüpft. So heißt es z. B.: „Nehmenwir einmal an, wir bekommen die Luftsauber und reduzieren den Staub auf dievorindustrielle Menge“ (S. 134), oder:„Nehmen wir einmal an, daß wir unsereZivilisation am Leben und Blühen haltenund daß daher die Technologie weitereFortschritte macht … „Solche Naivitäten, die jeweils alsGrundthese für eine unkritische undoptimistische Vorhersage dienen, vernebelnden wahren Gehalt der Probleme,die Asimov meist nur in der Kapitelüberschriftnennt. Simpel sind denn auch dieAntworten auf die selbstgestellten Fragen.So plädiert Asimov für den grenzenlosenAusbau der Computer– Technologie,weil dies u. a. zu einer bargeldlosenGesellschaft führen würde, mit der Folge,„daß Geld und Reichtum an Wichtigkeitverlieren“ (6. Kapitel). Mit fadenscheinigenArgumenten plädiert Asimovan anderer Stelle für die Kernenergiestatt Energieeinsparung, ohne alternativeEnergieformen überhaupt zu erwähnen(29. Kapitel).Manche Ideen sind eher kurios, so z.B. das Abschleppen von arktischen Eisbergennach Süden, um Wasser zu gewinnen(34. Kapitel).Grundtenor aller Essays ist es, die natürlichenVerhältnisse so „hinzubiegen“,daß vor allem die energieverschwendendenAmerikaner ihren Way of Life nichtzu ändern brauchen. Den Völkern der bösenDritten Welt hingegen rät Asimov, dieGeburtenrate zu verkleinern, nicht aberzu deren eigenem Nutzen, sondern umden reichen Norden nicht zu gefährden.Dr. Joseph DolezalHeinz R. PagelsCOSMIC CODE (The Cosmic Code)Frankfurt/Westberlin/Wien 1983, UllsteinVerlagDeutsch von Ralf FrieseSeit einigen Jahren spielen die hartenWissenschaften wieder eine wichtigeRolle in der <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>-Literatur;und schon mancher Leser, Übersetzerund SF-Redakteur hat inzwischen bereut,seinerzeit im Physikunterricht Schundhefteverschlungen zu haben, statt demLehrer zu lauschen. Das vorliegendeBuch gibt aber allen physikalisch Unvorbelastetendie Möglichkeit, die wesentlichenPrinzipien und Aussagen der Quantentheorie,neben Relativitätstheorie undKosmologie der „wichtigsten“ Theoriefür die SF, zu verstehen. Das Werk gliedertsich in drei Teile: im ersten Teil wirddie historische Entwicklung der Quantentheorienachgezeichnet und derenwichtigsten Aus. sagen interpretiert; derzweite Teil zeigt, wie die Quantentheoriezur Erforschung der Struktur der Materienutzbar gemacht wurde, wobei auch dieBegriffe „ Quarks“ und „Eichfeldtheorie“erläutert werden. Ein kurzer dritterTeil, in dem die allgemeine Natur physikalischerGesetze und die physikalischeMethodik beschrieben werden, schließtdas Buch ab.Durch den Verzicht auf mathematischeFormeln und die höchst anschaulicheArgumentation (überraschend beieinem derartig als unanschaulich verschrieenenGebiet wie der Quantentheorie)gelingt es Pagels, die schwierigeMaterie auch dem Laien zu vermitteln.Dabei trivialisiert der Autor keinesfallsden physikalischen Kern, und das Buchist darüber hinaus auch auf dem neuestenStand. Gerade deshalb ist es neben allgemeinan der modernen Physik Interessiertenauch insbesondere SF-Lesern zuempfehlen.Hans-Ulrich BöttcherIMPRESSUMSCIENCE FICTION TIMESMagazin für <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>und FantasyHERAUSGEBERHans Joachim Alpers, Uwe Anton,Hans-Ulrich Böttcher, Werner Fuchs,Ronald M. Hahn, Walter Jost, JoachimKörberREDAKTIONRedaktionsleitung: Harald Pusch, Bundesstr.66, D-5107 SimmerathFeature-Redaktion: Marcel Bieger,Wilh.-Mauser-Str. 8, D-5000 Köln 30Rezensions-Redaktion: Uwe Anton, Johannesstr.9, D-5630 Remscheid .Nachrichten-Redaktion: Hans-UlrichBöttcher, Qualenbrink 7, D-4 780 LippstadtMitarbeiter dieser Ausgabe: Dr. DietrichWachler, Norbert Stresau, BertholdGiese, Helga Braun, Andreas Decker, Dr.Josef Dolezal, Günter Zettl.Gastkommentar: Dr. Jörg WeigandGrafische Gesamtgestaltung: BrunoStiegler<strong>SFT</strong>-Schriftzug: Gabi KohwagnerTitelbild: Steven Vicent JohnsonZeichnung S. 17: Agentur Horst von derWehd, AugsburgVERLAGCORIAN-VERLAG Heinrich WimmerBernhard-Monath-Str. 24 aD-8901 MeitingenAnzeigen: siehe VerlagVertrieb: siehe VerlagEinzelpreis: DM 5,Abonnementpreis: DM 54,- einschl.MWSt. und Porto (Inland), DM 54, plusPorto (Ausland)Für unverlangte Manuskripteinsendungenwird keine Gewähr übernommen.Rücksendung im Regelfall nur bei beigefügtemFreiumschlag. NachgekennzeichneteBeiträge geben ‚nicht zwangsläufigdie Ansichten der Redaktionwieder. Alle Beiträge sind, soweit nichtanders vermerkt,- Copyright (c) 19<strong>84</strong> bySCIENCEFICTION TIMES.Satz: Composersatz Christine Spitko,MeitingenDruck: Schoder, GersthofenTitellitho: Sehnsen & Co, AugsburgWiener WürstchenEinige Absonderlichkeiten enthält dieNr. 59 des Quarber Merkur, das Fanzinedes Suhrkamp-Herausgebers FranzRottensteiner. Zu Thortlas ZieglersCollection UNTER TAGE heißt es beispielsweise:„Vor allem aber ist Zieglerein progressiver Autor, welche (???-DieRed.) Progressivitä t vor einiger Zeit erstin der Meldung Bestätigung fand, daßer zum Perry Rhodan-Team gestoßensei. Vermutlich wird jetzt Perry Rhodanvöllig seinen Charakter ändern und zueinem sozialistischen Helden werden.Überhaupt haben die fortschrittlichenSF-Autoren in der BRD immer ein komplexfreiesVerhältnis zur DM gehabtund. arbeiten anscheinend mit Vorliebefür linke Verlage wie etwa die des Bauerkonzernsund ähnliche Gruppen.“ Zwarist diese Rezension nicht gezeichnet,es ist allerdings unschwer zu erkennen,daß diese, wie die meisten Beiträge des„Seziertisches“, von einem prominentenWiener SF-Experten stammen, dernicht nur Suhrkamp-Herausgeber ist,sondern auch unter dem Pseudonym „Irene Lansky“ harte DM für SF-Übersetzungenvon Moewig (also letztlich vom„ linken Bauerkonzern“) einsackte. Fortschrittlichkann man die gute Irene auchin der Hinsicht nicht nennen, daß die von„ihr“ herausgegebene Taschenbuchreihe.in einem Verlagshaus erscheint, dasmaßgeblich von einem (gewiß auch „linken“)Schweizer Rüstungskonzern getragenwird. Alfred E. Neuman meinte zudieser Angelegenheit: „Wer im Schlachthaussitzt, sollte nicht mit Schweinen(oder Würsten) schmeißen.“hubBestseller-ListeWieder einmal können wir eine Bestsellerlistepräsentieren, und zwar die Jahresliste1983 der Fantasy & SF Buchhandlung(Wandsbecker Chaussee 45, 2000Harnburg 76). Bei den Hardcovern undPaperbacks war im vergangeneu Jahrlan Livingstones und Steve JacksonsDER HEXENMEISTER VOM FLAM-MENDEN BERG am erfolgreichstenund zwar vor MÄRCHENMOND (W. u. H. Hohlbein), DIE NEBEL VON A VA-LON (Marion Zimmer Bradley), NACH-RICHTEN AUS MITTELERDE (J.R.R.Tolkien), HELLICONIA - FRüHJAHR(Brian Aldiss), FEUERKIND (StephenKing) und dem Perry Rhodan-Sand DIEPOSBIS. Bei den Fantasy-Taschenbüchernverkaufte sich Robert Aspeins EINDÄMON ZUVIEL am besten, und zwarvor DER HERR DER AUGENRINGE(„Tollkühn“), DRACHENFUTTER (R.Asprin), DIE ELFENSTEINE . VONSHANNARA, DIE DÄMONEN VONSHANNARA, DER DRUIDE VONSHANNARA (Terry Brooks) und SCHATIENLAND (Petee Straub). Bei dtm SF-Taschenbüchern wanderte DIE RüCK-KEHR DER JEDI- RITTER (JamesKahn) am häufigsten über den Ladentisch,gefolgt vom MOEWIG SCIENCEFICTION JAHRBUCH 19<strong>84</strong> (Alpers/Fuchs/Kaiser), DER STÄHLERNETRAUM (Norman Spinrad), DIE WELTDER TAUSEND EBENEN (Philip JoseFarmer), HEYNE SCIENCE FICTIONJAHRESBAND 1983 (Wolfgang Jeschke), CACHALOT (Alan Dean Foster)und AGENTEN IM KOSMOS (HarryHarrison).hubAlles über SF undFantasyDie Dr. L. Rossipaul Verlagsgesellschaftin München wird ab Februar <strong>84</strong>zur thematischen Werbung im Buchhandelmehrere Prospekte anbieten. Mit zuden ersten dieser vierfarbigen, zwischen24 und 48 Seiten umfassenden Prospektengehört „<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> & Fantasy“,nach Verlagsangaben „die Übersicht fürjeden <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>- und FantasyFanmit allen Taschenbüchern zu diesemThema“.hubMeckis VatergestorbenAm 20. Dezember , 1983 verstarb HermannDiehl im Alter von 77 Jahren inMünchen. Diehl war der Schöpfer derbesonders in den fünfziger Jahren populärenFiguren Mecki und Charley Pinguin,die der Programmzeitschrift Hör zuvor allem bei jüngeren Lesern zu besondererBeliebtheit verhalfen. Seine Themenentlehnte Diehl vorzugsweise derphantastischen Literatur – seine Heldenschlugen sich mit Gespenstern und Klabautermännernherum und reisten auchschon mal in die Vergangenheit. Interessanterweisetrat bei seiner Comic-Reiheein Phänomen auf, das sich in ähnlicherArt bereits bei Mickey Mouse und DonaldDuck gezeigt hatte – supportingstar Charley Pinguin wurde schon baldbeliebter als der Titelheld der Serie.Ein Hinweis für unsere jüngeren Leser:wer Mecki nur aus den - derzeit wiederauf dem Markt befindlichen - Albenkennt, sollte mit seiner Beurteilung vorsichtigsein. Diese Bücher stammen nichtvon Diehl, und er hatte weder Einflußauf den Inhalt noch auf die Gestaltung.Diehis Originalstrips wurden bedauerlicherweisenie wieder aufgelegt.hpPhantastischeInflationsrateDa der Jubiläumsband 100 der „PhantastischenBibliothek“ des SuhrkampVerlags sich unerwartet gut verkauft hat,folgte im Januar <strong>84</strong> eine zweite Auflagedes Bandes. Während die 80000 Exemplareder Erstauflage, die im Oktober83 in die Buchhandlungen kamen, fiir5 DM pro Stück angeboten wurden, erhöhtesich der Preis bei der Neuauflageauf 8 Mark! Nach dem Verkaufsecfolgdieser von Franz Rottensteiner ediertenAnthologie PHANTASTISCHE TRÄU-ME erwägt man bei Suhrkamp, ab 19<strong>84</strong>regelmäßig einen Jahresband der „PhantastischenBibliothek“ erscheinen zu lassen.„Er wird“, so Suhrkamp-VertriebsleiterUlrich Sonnenberg, „sicherlichmehr als 5 DM ‚kosten, sich aber dochpreislich deutlich von den anderen Bändender Reihe abheben.“hub


28 <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong> <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>29STAR ist tot –es lebe NEWSTAR!„STAR wurde mit der Ausgabe 11/12kurzfristig eingestellt. Aus verlagstechnischen(nicht aus ‚verkaufstechnischen‘)Gründen. Nun hat die Redaktionsich bemüht, das Projekt NEWST ARweiterzumachen. NEWST AR erscheintAnfang März. Ein großer renommierterVerlag wird STAR „NEW“ herausgeben.“So beginnt Helga Gabriel dieAnkündigung neuer Aktivitäten. Und sogeht es weiter:„NEWSTAR ist das größte Magazinfür phantastische Literatur. Alle zweiMonate gibt es den totalen Überblicküber alle Neuerscheinungen auf demBuchmarkt; Hardcover, Taschenbücher,Sekundärliteratur, Filmbücher ...Dazu natürlich: Verlagshinweise, Rezensionen,aktuelle Meldungen, Autorenporträtsetc.NEWSTAR erscheint natürlich ingleicher Qualität und gesteigertem Niveau.Wir sind bemüht, NEWSTARdiesmal mit dem Hintergrund eines gutenVerlages noch besser und werbewirksameraufzubauen ... „Weiter heißt es, daß NEWSTARzweimonatlich mit einer Auflage von80.000 Exemplaren erscheint. Bleibtnoch hinzuzuftigen, daß sich das ganzeim CONDOR VERLAG GmbH & Co.abspielen wird.Moewig-VorschauApril <strong>84</strong>3635 Fred Saberhagen REICH DESOSTENS: DAS GESPALTENE LAND(Empire of the East, Teil 1) 3636 FredSaberhagen REICH DES OSTENS: DIESCHWARZEN BERGE (Empire of theEast, Teil 2)Mai <strong>84</strong>3637 H. J. Alpers (Hrsg.) KOPERNI-KUS 11 (Originalausgabe) 3638 PhilipK. Dick KINDER DES HOLOCAUST(Dr. Bloodmoney)Juni <strong>84</strong>3639 H. J. Alpers (Hrsg.) ANALOG 8(Originalausgabe)3640 Piers Anthony DIE DOPPELWELT(Split lnfinity)Juli <strong>84</strong>3641 Richard A. Lupoff DER DREIFAL-TIGKEITSMANN (The Triune Man)3642 Barrington J. Bayley DIE SEELEDES ROBOTS (The Soul of the Robot)August <strong>84</strong>3643 Jack Williamson DIE WELT-RAUMLEGION: WÄCHTER DESALLS (Legion of Space), erster Bandder Legion-Tetralogie3644 Charles A. Harness DIE IN DERTIEFE (Wolfhead)September <strong>84</strong>3645 Jack Williamson DIE WELT-RAVMLEGION: DER GRüNE KOMET(The Cometeers), zweiter Band der Legion-Tetralogie3646 Robert Silverberg KRIEG DERTRÄUME (Lord Valentine‘s Castle)Playboy SF6736 Isaac Asimov u. a. (Hrsg.) FRA-GEZEICHEN ZUKUNFT (The Futurein Question)6737 Jörg Weigand (Hrsg.) STERBE-GENEHMIGUNG (Originalausgabe),französische SF-Stories6738 Isaac Asimov u. a. (Hrsg.) DIE 7TODSÜNDEN DER SCIENCE FICTI-ON (The 7 Deadly Sins of <strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong>)Die genannten Playboy-Titel werden imMai, Juli und September <strong>84</strong> erscheinen.Zusätzlich zu den genannten Büchernsollen bei Moewig im April oder Mai19<strong>84</strong> die folgenden Titel erscheinen:Gregory Benford – ZEITSCHAFT(<strong>Times</strong>cape)Gregory Benfo rd – DIE ASCHE DESIMPERIUMS (The Stars in Shroud)Philip K. Dick – VALlS (Valis)Philip K. Dick – DIE GÖTTLICHE IN-VASION (The Divine Invasion)Gordon R. Dickson – DER WOLFLING(Wolfling)Robert Silverberg – DIE STADT UN-TER DEM EIS (Time of the Great Freeze)Marion Zimmer Bradley – LANDUNGAUF DARKOVER (Darkover Landfall)hubComic-SalonErlangen 19<strong>84</strong>Der Interessenverband Comic veranstaltetgemeinsam mit dem Kulturamt derStadt Erlangen vom 21. bis 24. Juni <strong>84</strong>in Erlangen einen Comic-Salon mit einemumfangreichen Rahmenprogramm,u. a. der Ausstellung „Die Kunst der Comics“,einer Sonderschau zum SO. Geburtstagvon Donald Duck, Podiumsdiskussionen,Workshops, Vorträgen einerTauschbörse und der Verleihung des 1.Max-und-Moritz-Preises durch den InteressenverbandComic. Dieser Comic-Salon soll eine Art Messe deutscher undinternationaler Comic-Verlage nach demVorbild der Veranstaltungen in Lucca(Italien) oder Angouleme (Frankreich)werden, die der Popularität des MediumComics Rechnung trägt und ein großesPublikum ansprechen soll (in Angoulemewaren 1983 ca. 150.000 Besucherzu verzeichnen). Nähere Informationenüber: ICOM, c/o Achim Schnurrer, Friedensstraße8, 8551 Heroldsbach.uaListige BritenDas 1982 im englischen Virgin Verlagerschienene THE ILLUSTRA TEDBOOK OF SCIENCE FICTION LISTSerschien im Oktober 83 auch bei Sirnon& Schuster in den USA. Das Werk enthältz. B. zehn Definitionen der SF, die20 besten Autoren aller Zeiten, die zehnschnellsten Schreiber, acht SF-Autoren,die durch Selbstmord endeten, BrunnersSF-Top Ten, Forry Ackermans 14 Lieblingszeichneru. v. a. m. Inzwischen wartetenzwei andere Briten mit dem THECOMPLETE BOOK OF SCIENCEFICTION AND FANTASY LJSTS auf.Dieses von Maxim Jakubowski undMaleolm Edwards zusammengestellteDing erschien im UK bei Granada, inden USA bei Berkley. Es enthält – nebenvielem anderen – 1 S Beispiele außerirdischerSprachen, 10 ungerechtfe rtigterweisevergessene SF-Romane, die Snützlichsten Nachschlagewerke und dieS überflüssigsten Nachschlagewerke undgar 20 Definitionen der SF. – Wer wirdsich nun als erster in der BRD an diesenTrend anhängen und seinerseits ein listigesBuch produzieren?hubPhillp K. Dick-RevivalDie Philip K. Dick Society hat mittlerweileihre Arbeit aufgenommen und bereitszwei Newsletter und eine Broschüre(Inhalt: Ein langer Brief Dicks über seineMainstream-Romane und die Schwierigkeit,sie zu verkaufen) veröffentlicht.Das sehr informative Newsletter enthältu. a. biographisches Material von Dick,Nachrichten über neue Bücher bzw.Neuausgaben älterer Werke dieses Autors,Leserbriefe, Rezensionen und eineständig fortgeftihrte Bibliographie der „Media Stories ab out PKD“.So wußte das zweite Newsletter auchzu vermelden, daß in den USA ein wahresPhilip K. Dick-Revival ansteht: seinebislang unveröffentlichten Mainstream-Romane IN MILTON LUMKY TERRI-TORY und THE MAN WHOSE TEETHWERE ALL EXACTLY ALIKE habenmittlerweile Verleger gefunden und sollennoch 19<strong>84</strong> erscheinen. Bei Doubledaykommt die erste amerikanische StorycollectionDicks im Hardcover heraus(abgesehen von einem GreggReprint undBuchklub-Ausgaben), I HOPE I SHALLARRIVE SOON, herausgegeben vonRusse) Galen. Sie enthält neben neunMagazinnachdrucken eine bislang unveröffentlichteKurzgeschichte und alsEinführung einen noch unveröffentlichtenArtikel. Small PressPublisher JeffConner hat mit Dicks Nachlaßverwalterneinen Vertrag abgeschlossen, der dieHerausgabe der COMPLETE SHORTSTORIES OF PHILIP K. DICK beinhaltet.Alle von Dick veröffentlichten Kurzgeschichtenwerden auf ca. 2000 Seitenin zwei Bänden im Schuber chronologischmit Storyanmerkungen veröffentlicht.Patricia Warrick schließlich, dieVorsitzende der amerikanischen <strong>Science</strong><strong>Fiction</strong> Research Association, wird beider University of Southern Illinois eineSammlung von Dick-Stories herausgeben,die sich mit ROBOTS, COMPU-TERS, AND MECHANICAL ODDI-TIES beschäftigen (so auch der Titel).Noch einmal sei auf die Bezugsbedingungendes PKDS Newsletter hingewiesen:Das Blatt wird nur an die Mitgliederder Philip K. Dick Society abgegeben.Die Mitgliedschaft (die ansonsten zunichts verpflichtet) kostet pro Jahr $ 5,- ,zahlbar an : PKDS, Box 611, Gien Ellen,CA 95442, USA.uaAmöldchens DominaEs war einmal … Grace Jones. Diebegleitete zuckend, augenrollend undauch etwas stimmlich eine Disco-Kapelle,spielte mit ihr zusammen diverse Hitsein (u. a. ‚I Can See the Rain‘ – in der‘Sahara 73 Wochen auf Platz 1) und erlebtemit diesen Musikern das – für solchtaube Projekte – obligate Ende. EineSaison-Prinzessin wie so viele andere?Mitnichten. Die Dame besann sich aufihr exotisches Äußeres, verwandelte sichmit Eyliner, Mauve und anderen Zutatenaus der kosmetischen Trickkiste, legtesich eine Frisur zwischen Classic-Style-Punk und Stoneold-Bürstenschnitt zuund betrat als lebende Kleiderstange dieLaufstege der Haute Couture. Nicht langedanach erlitt sie einen Rückfall (keineAngst, das verwegene Aussehen blieb)und ließ die Stimmbänder wieder vibrieren.Einige Achtungserfolge bei derKritik sind wohl darauf zurückzufiihren,daß sie bei den neuen Hits von einemSchifferklavier begleitet wurde. Umwerfend,dieser brillante Pioniergeist in derPop-Musik, was, auch wenn Hans Albersnicht unter den Studiomusikern zu findenwar. Ja, Grace Lones war wieder Queen.Warum ich euch diese hübsche Geschichteerzähle, liebe Kinderchen? Na,weil Grace Jones nach höheren Weihenstrebt, denen Hollywoods nämlich. Im 2.Teil von CONAN – betitelt DER VER-NICHTER – mimt Grace Jones einenKrieger (sic!). Die YellowPress ist bereitsdarauf aufmerksam geworden. EineMeldung wußte zu berichten, Zöllnerhätten in Gracens Köfferchen ein Nietenlederhalsbandentdeckt und es gleichbeschlagnahmen wollen. Gottseidank istalles wohl noch einmal gut ausgegangen.Aber ähem, der Film scheint ja in mancherleiHinsicht etwas zu versprechen.Der Red. sind – natürlich rein aufgrundwissenschaftlicher Recherchen – gewissenichtjugendfreie Streifen bekannt, in denensolche Accessoires zwischen Damenund Herren eine Rolle spielen. Ui, ui, damuß Arnöldchen Schwarzenegger aberflugs die eine Pranke zwischen die beidenOberschenkel pressen und mit demanderen Patschhändchen den Popo an derkitzligsten Stelle bedecken, sonst kommtdie böse schwarze Tante, und ... Oderhabe ich da mal wieder alles in die falscheRöhre bekommen. Völlig entnervtmbStarship eingestellt!Starship, „the magazine about SF“ wurdemit der im November 83 erschienenen44. Ausgabe eingestellt. Diese letzteAusgabe des seit 20 Jahren bestehendensemiprofessionellen Magazins des NewYorkers Andrew Porter enthält Beiträgevon Lloyd Eshbach (über Fantasy Press),Frederik Pohl (über Orwell), Robert Silverberg,Vincent Di Fate sowie Buchkritikenvon Joe Sanders. Starship-Abonnenten sollen mit Ausgaben desebenfalls von A. Porter herausgegebenenSF-Nachrichtenblattes SF Chronicle abgefundenwerden, in dem auch die Kolumnenvon Pohl, Silverberg und Di Fatefortgeführt werden sollen. Starship, imDezember 1963 als Algol aus der Taufegehoben, war auch in der BRD ziemlichbekannt, da man es hierzulande (wieübrigens auch SF Chronicle) beziehenkonnte bei: Waldemar Kumming, Herzogspitalstr.5, 8000 München 2.hubStimmen zumCORIAN-VERLAGIn der Rubrik „Kleine Verlage“ stellteDr. Jörg Weigand in der Ausgabe 88/1983 des Börsenblattes den Corian-Verlag und dessen bisheriges Programmvor. Im „Perry Rhodan-Report“ (einervierwöchentlich erscheinenden Beilagezu den PR-Heften der l. und 4. Auflage)besprach William Voltz die bisher beiCorian erschienenen SF-Romane. Enthaltenist dieser Report in den Heften PR1/1 164 und PR IV/323.hubNeue<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>im März 19<strong>84</strong>Aldani, Lino (Hrsg.): DIE LABYRIN-THE DER ZUKUNFT (OA), Heyne06/4059, DM 6,80. – Eine eigens für denHeyne Verlag zusammengestellte Auswahlitalienischer SF-Erzählungen.Amis, Kingsley: DAS AUGE DES BASI-LISKEN (Russian Hide And Seek), Heyne06/4042, DM 5,80. – Neuer Roman desbritischen Autors, der mit seinem SekundärwerkNEW MAPS OF HELL eine Lanzefür die SF brach.


30<strong>Science</strong> <strong>Fiction</strong> <strong>Times</strong> 2/19<strong>84</strong>Armer, Karl Michael/Wolfgang Jeschke(Hrsg.): DIE FUSSANGELN DER ZEIT,Heyne 06/28, DM 7,80. – Anthologie derbesten Zeitreisegeschichten, u. a. mit Storiesvon David I. Massen. (Bibliothek derSF-Literatur).Asimov, Isaac (Hrsg.): STERNENPOST3. ZUSTELLUNG (Space Mai!), MoewigPlayboy 6 735, DM 6,80. Dritter Teil einerAnthologie, deren Thema die „Post“ ist, d.h. viele der Erzählungen sind in Briefformetc. gehalten. Der Löwenanteil der Arbeitlag mal wieder bei Harry M. Greenbergund Joseph Olander, denen Asimov (derbesseren Verkäuflichkeit wegen) seinenNamen leiht.Bayley, Barrington J.: DAS ZWEI-WELTEN- IMPERIUM (Empire of TwoWorlds), Ullstein 31074, DM 5,80. –AbenteueiJetzer, Verschwörungen zuhaufetc. pp.Brunner, John: DAS MENSCHENSPIEL(Players at the Game of People), Heyne06/4056, DM 6,80. – Neuer Roman desbritischen Spitzenautors.Butler, Octavia: ALANNA (Survivor),Bastei 24052, DM 6_,80. – „Eine leidenschaftlicheAufforderung zu Toleranz undFairness“, meint der Bastei-Katalog. Dasind wir auch für! Chandler, A. Bertram:ABENTEUER RANDWELT 6: GRIMESUND DIE VERGESSENE KOLONIE(The Inheritors), Goldmann 23761, DM5,80. – Neuübersetzung des Terra Astra-Heftes 121, WELT DER VERGESSENEN(1 973). .Clarke, Artbur C.: ERDLICHT (Earthlight),Bastei 22066, DM 5,80. ~ Die d t.Erstausgabe dieses Romans erschien 1957im Verlag Gebr. Weiß, Berlin und hießdamals UM DIE MACHT AUF DEMMOND. Unter diesem Titel auch 196 7 alsTerra-Heft 541 erschienen. .Clarke, Arthur C.: GESCHICHTEN AUSDEM WEISSEN HIRSCHEN (Tales of theWhite Hart), Heyne 06/4055, DM 5,80.– Eine Story-Collection in der Art vonGAVAGAN‘S BAR (L.S. de Camp): NetteLeute treffen sich in einer Kneipe underzählen sich absonderliche Geschichten.Fantasy. .Darlton, Clark: VATER DER MENSCH-HEIT, Moewig CD-TB 12, DM 5,80. –Nachdruck des Terra-Sonderbandes 11(1959) und von Teria-Extra 99 (1966).Fortsetzung dazu ist SPRUNG INS UN-GEWISSE.Disch, Thomas M.: DAS GESCHÄFTMIT DEM GRAUEN (The Business Man),Heyne 11 / 11 , DM 6,80. – Horror- Romandes bekannten SF-Autors in der Reihe „Dieunheimlichen Bücher“ .Erckmann-Chatrian: DAS EULENOHRUND ANDERE PHANTASTISCHE ER-ZÄHLUNGEN (wahrscheinl. OA), Suhrkamp989, DM 9,-. Klassische phantastischeErzählungen von Emile Erckmann(1822 – 1899) und Alexandre Chatrian(1826 – 1890). Aus dem Französischen.Feist, Raymond: MIDKEMIA: ZWEI-TES BUCH, MILAMBER UND DIEVALHERD (Magician 2), Goldmann23<strong>84</strong>3, DM 8,80. – Fantasy-Roman.Francis, H.G.: DER DONNERTÖTER,Moewig PR-TB 178, DM 5,80. 2. Auflage.Franke, Herbert W.: DIE KÄLTE DESWELTRAUMS, Suhrkamp 990,DM 9,-.Neuer Roman des Österreichischen SFAutors.Rezension folgt in <strong>SFT</strong>.Galouye, Daniel F.: DUNKLES UNIVER-SUM (Dark Universe), Ullstein 31072,DM 6,80. – Ungekürzte Neuübersetzungdes 1962 bei Goldmann original erschienenenNach-Atomkriegs- Romans.Gilliland, Alexis: MACHTKAMPF AUFROSINANTE (Tne Pirates of Rosinante),Goldmann 23450, DM 6,80. – LetzterBand der Rosinante-Trilogie.Haensel, Hubert: WELTRAUMFAH-RER, Moewig PR-TB 252, DM 5,80.Hahn, Ronald M. (Hrsg.): MYTHENDER NAHEN ZUKUNFT. Heyne 06/4062, DM 6,80. Eine Auswahl der bestenStories aus „The Magazine of Fantasy &<strong>Science</strong><strong>Fiction</strong>“.Haldeman, Joe: KREISENDE WELTEN(Worlds), Moewig 3633, DM 7,80. – ErsterBand einer neuen Trilogie, Hard <strong>Science</strong>.Hamilton, Edmond: STERN DES GRAU-ENS (The Star of Dread), Bastei 25015,DM 4,80. – Captain-Future-Roman, in denUSA und hierzulande ursprünglich unterdem Pseudonym Brett Sterling erschienen:VERRAT AUF TlT AN als Utopia-Zukunft309 (1961 ). Mit diesem Band beendet derBastei Verlag die Herausgabe der Captain-Future- Serie vorzeitig. Die in den USAnoch vorliegenden Titel werden nicht mehrerscheinen.Heim, Michael: AUSFLUG INS MOR-GEN. REPORTAGEN AUS DER ZU-KUNFT, Bastei Paperback 28116, DM19,80. – „Aus Erzählungen, Berichten, fiktivenMeldungen und Reportagen entstehtdas Bild einer möglichen Zukunft der BundesrepublikDeutschland“, vermeldet derBastei-Katalog zu dieser Originalausgabe.Holdstock, Robert: ZEITWIND (WhereTimewinds Blow), Goldmann 23.444, DM7 ,80. – Holdstock gehört zu den sicherlichbesten britischen SF-Autoren der Gegenwart,aber er hat unter Pseudonym auchjede Menge FantasySchund geschrieben.Howard, Robert E. /L. Sprague de Camp:CONAN DER EROBERER (Conan theConqueror), Heyne 06/3275, DM 6,80. –Neuübersetzung des unter gleicher Nummerbereits 1972 erschienenen Titels. Wirmögen Conan nicht; Croucho Marx ist unslieber.Jeschke, Wolfgang (Hrsg.): DIE GEBEI-NE DES BERTRAND RUSSELL, Heyne06/4057, DM 7,80. Anthologie.Morris, William: DIE ZAUBERIN JEN-SEITS DER WELT (The Wood Beyendthe World), Bastei 20057, DM 6,80. –Jung-Walter geht auf eine Queste, um eynMägdeleyn zu freyn. Die Originalausgabeerschien 1894.Onions, Oliver: DIE LOCKENDESCHÖNE (OA), Bastei 72036, DM 6,80.– Spukgeschichten etc.Raben, Hans-Jürgen: KRIEG DER GE-SCHLECHTER, Heyne 06/4061, DM6,80. – Originalausgabe. Rezension folgtin der <strong>SFT</strong>.Randall, Marta: DIE STADT IM NOR-DEN (A City in the North), Moewig 3634,DM 6,80. – Neuer Roman aus der Familien-Sagaum die Kennerins.Rothman, Tony: DIE WELT IST RUND(The World is Round), Heyne 06/4058,DM 8,80. – „Einer der besten Hard Seience-Romaneder letzten Jahre“ (meintHans-Ulrich Böttcher). Tony ist der Sohnvon Milton Rothman (einem alten Pulp-Autor); daß er zumindest Courage hat,beweist der Fakt, daß er mutig genug war,seinen Erstling selbst zum Nebula Awardzu nominieren.Tubb, E.C. : PROJEKT MING-VASE(Ten From Tomorrow), Moewig ECTTB 6,DM 5,80. – Story-Collection, ursprünglichunter gleichem Titel bei Goldmann (1968)unter Nr. 093.Vance, Jack: FREIBEUTER DES ALLS(Vandals of the Void), Bastei 211 73, DM5,80. – Der absolut schlechteste Romanvon Jack Vance – nun doch noch in deutscherSprache.Vlcek, Ernst: DER ENDLOSE ALP-TRAUM, Moewig PR-TB 67, DM 5,80.– 3. Auflage.Voltz, William: DAS SCHIFF DES MU-TANTEN, Moewig UC-TB 63, DM 5,80.– überarbeitete Version von Terra-Heft 488(1967).Weiler, Andreas: MONUMENT DER TI-TANEN, Bastei 23030, DM 4 ,80. – Einneuer „Terranauten“ -Roman.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!