3.4. Beispiele scheibenförmiger Wohngeschosshäuser mitLaubengangerschließungKazuyo Sejima:<strong>Wohnbau</strong>anlage in Gifu, Japan (1994 - 2000)Das Quartier mit sozialem Wohnungsbau entstand als Modellprojektauf Grundlage eines von Arata Isozaki entwickeltenRahmens der japanischen Präfekturstadt Gifu.Die blockartige, gefaltete Zeilenbebauung von Kazuyo Sejimabeherbergt in vier baukonstruktiv getrennten Gebäudeteilen 107Wohneinheiten. Der schmale und langgestreckte Baukörperermöglicht dabei in den schwülheißen Sommern eineQuerlüftung der durchgesteckten Wohnungen. Die langen, überalle Geschosse reichenden Freitreppen aus verzinktem Stahlstrukturieren die ansonsten homogen gerasterte Fassade auf derNordseite. Sie dienen als Fluchtweg und sozialer Kommunikationsraum,während die Haupterschließung über zwei Aufzügeerfolgt. Die hinter den Treppen liegenden Außenfassaden derLaubengänge wirken durch die Verkleidung mit Maschendrahtbei entsprechender Beleuchtung wie ein transluzenter Schleier.Entlang der Laubengänge öffnen sich in unregelmäßigenAbständen ausgestanzte Lochfenster in die Gebäudetiefe. Siesind als private Terrasse jeweils einer Wohnung zugeordnet undlockern die Fassade auf.Innerhalb der strengen Schottenbauweise mit geringen Spannweitenentsteht über 10 Geschosse eine Vielzahl gleichartigerRaumzellen, dabei entspricht der Achsabstand einer Zimmerbreite.Durch wie zufällig wirkende Kombinationen mehrererdieser Grundmodule ergeben sich insgesamt 30 verschiedeneWohnungstypen.Ein Drittel der Wohnungen ist durch horizontale Kombinationvon Raumzellen als Maisonetten ausgebildet. Rund die Hälftealler Wohnungen verfügt über einen Raum mit doppelterGeschosshöhe, der den Bewohnern bei geringer Grundflächeeinen großzügigen Raumeindruck vermittelt. In den Wohnungenreihen sich die Zimmer entlang eines großflächig verglastenlaubengangähnlichen Flures an der Südfassade. Jede Wohnungbesteht aus mindestens einem traditionellen japanischen Raum,einem Schlafzimmer, einer Küche und einer Terrasse. BreiteTüren öffnen die Zimmer nach Süden zur wohnungsinternenErschließungszone.Kazuyo Sejima:Wohnhausanlage in Gifu, Japan 1994 - 2000(Detail, Verdichtetes Wohnen, Birkhäuser Verlag, 2004)35
Leslie Martin, Benett, Matthew:Roehampton estate, London County Council, 1952 - 59,Roehampton estate, London County Council, 1958Roehampton Estate im südwesten von London gelegen ist einParadebeispiel für eine Stadtplanung im Sinne der klassischenModerne und ganz im Sinne von CIAM, dem Congress Internationalde Architecture Moderne, 1928 gegründet, zu derenGründungsmitglied Corbusier zählte.In einem großzügig angelegten Parkgelände stehen verschiedeneWohnhochhäuser, aber auch niedrigere Bebauungen in relativfreier Anordnung.Die scheibenförmigen <strong>Wohnbau</strong>ten sind klassische Beispiele fürüber Laubengänge erschlossene Maisonetten. Die Wohnungen inden elfgeschossigen Bauten sind jeweils nach Süden orientiert,wobei die Laubengangerschließung von Norden her erfolgt. Dasobere Geschoss jeder Maisonette reicht über die gesamte Tiefedes Gebäudes und ermöglicht großzügige Aussichten.3.5. Beispiel eines scheibenförmigen Wohngeschosshauses mitMittelgangerschließungLe Corbusier1946 - 1952 Unité d´habitation, MarseilleLe Corbusier, l`Unité d`habitation, MarseilleDie „Unité“ in Marseille beherbergt in einem Gebäude 337Wohnungen und dazu die öffentlichen Einrichtungen, die eineentsprechend große Siedlung benötigt. Sie wird deswegenauch „ cité jardin vertical“ vertikale Siedlung genannt. Der 165Meter lange und 56 Meter hohe Komplex steht auf Pilotis, sodass der Boden frei bleibt. Die Pilotis tragen die künstlicheGrundfläche, einen statischen Tisch. Darüber liegen siebzehnStockwerke mit 23 verschiedenen Wohnungstypen, die kleinstenbestimmt für Alleinstehende, die größten für Familien mit4 bis 8 Kindern Die Standardwohnungen sind zweigeschossig.Je zwei von ihnen umklammern eine innere Straße. Im siebentenund neunten Ge-schoss befindet sich die Verkaufsstrassemit Lebensmittelläden, Gaststätte, Apotheke und Post. DerKindergarten und die Krippe sind im siebzehnten Geschossuntergebracht. Darüber dient ein Dachgarten mit Aussichtsturm,Sonnenbad, Schwimmbad und Turnhalle zur allgemeinenErholung.Die einzelnen schmalen Wohnungen reichen durch die gesamteTiefe des Baues und werden so doppelt belichtet und querbelüftet. Durch ihre konzentrierte vertikale Anordnung wird - imGegensatz zur horizontalen Siedlung in Flachbauweise - dieebenerdige Erholungsfläche vergrößert.(Adolf Max Vogt, Architektur 1940 - 1980, Propyläen 1980)36
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