2.3. Phantasien:Ähnlich den Gemälden vom Turmbau zu Babel können auchgezeichnete Phantasien als poetische Entwürfe der frühenModerne verstanden werden. Diese Arbeiten sind zwarZeichnungen, aber ihr Einfluß auf die Architekturgeschichte istbeträchtlich und gewisse Strömungen und Moden werden daschon vorweggenommen.Während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts entstandenin Europa und den USA eine Reihe bedeutender Architekturutopienz.B.: Tony Garniers Städtevisionen, Sant` EliasZeichnungen, Hugh Ferris Hochhausbilder oder Arbeiten vonBela Kadar, ein ungarischer Architekt und Maler.Bela Kadar Maler Architekt, Entwürfe für Hochhäuser,1925Die Architekturabteilung des Weimarer Bauhauses war nochnicht gegründet, da fertigten Architekten um Gropius einigeEntwürfe an. Dieser Gruppe gehörten unter anderem MarcelBreuer und Farkas Molnar an, die mit Linolschnitten undZeichnungen Entwürfe für ein Hochhaus zeigten.Die Zeichnung Cita Nuova 1914 von Sant`Elia, der sehr jung imersten Weltkrieg gefallen ist, verkörpert wie kein anderer denGlauben an eine moderne und bessere Welt. Seine Zeichnungenerinnern stark an die Stile der Jahrhundertwende, blicken aberschon weit nach vorne. Als Mitglied der italienischen Futuristengilt er für ArchitektInnen als eine der Schlüsselfiguren des20. Jahrhunderts.Antonio Sant‘Elia, Industriestadtentwürfe 1920Als ein weiterer Visionär gilt Hugh Ferriss, der durch seineHochhausstudien bekannt geworden ist.Mart Stams Wolkenbügel 1924/25 sind im Vergleich rational undkonstruktivistisch.Mart Stam wurde später von Mies van der Rohe in die internationaleArchitektengruppe für den Bau der Weißenhofsiedlung inStuttgart gerufen. Auch hat er Ende der Zwanziger Jahre einebedeutende Wohnsiedlung, Siedlung Hellerhof in Deutschland,gebaut.El Lissitzkys Arbeiten über horizontale Wolkenkratzer für Moskauaus dem Jahre 1923 sind eine weitere zukunftsweisendePhantasie. Bis auf den heutigen Tag ist das utopisch anmutendeProjekt “Wolkenbügel” eines jener Bilder geblieben, das unsereVorstellung von avantgardistischer Architektur begleitet haben.Gewohnte Verhältnisse des Bauens werden in Frage gestellt,und Häuser sind nicht länger bodenständige Gebäude.El Lissitzky, horizontale Wolkenkratzer für Moskau192323
Viel später, nämlich 1989, ensteht eine weitere Architekturphantasie,die es als Zeichnung bzw. als Modell gibt. Das Projektdes Amerikaners Steven Holl, “Edge of a city, Spatial retainingbars” ist eine Antwort auf das Ausfransen unserer riesigenStädte an den Rändern, am Übergang zur Natur. Es handelt sichum verdichtete Zonen in Form von riesigen Rahmen für WohnundArbeitszwecke, unterbrochen von öffentlichen Ein richtungenund Kulturinstitutionen, die in offenen Rahmen konstruktionenhängen.Steven Holl, spatial retaining bars 19892. 4. Utopien:Das Wort Utopia kommt aus dem Griechischen und heißtsoviel wie „Land, das nirgends ist“. Im übertragenen Sinnauch Traumland, erdachtes Land, wo ein gesellschaftlicherIdealzustand herrscht. Als utopisch gilt etwas Unerfüllbares,etwas Unwirkliches. Gleichzeitig stellt die Utopie gerade für unsArchitektInnen eine ständige Herausforderung dar. Es mussunser Anliegen sein, an diesem Turm zu Babel zu bauen, ständigetwas Neues zu erfinden, den Status Quo zu hinterfragenund Vorstellungen zu verwirklichen.2. 4. 1. Coney Island um 1900:„Manhattan ist der Schauplatz für das Endstadium der westlichenZivilisation. Durch die Bevölkerungsexplosion und die Invasionvon neuen Technologien wurde Manhattan von 1850 an einmythisches Laboratorium für die Erfindung und Erprobung einesrevolutionären Lebensstils: Die Kultur des Staus. Delirious NewYork, 1978 erstmals erschienen, ist eine polemische Erforschungdieses Manhattans: Es dokumentiert das symbiotische Verhältniszwischen seiner sich ständig verändernden metropolitanenKultur und der einzigartigen Architektur, die durch sie entstand- dennoch vertritt dieses Buch die Auffassung, dass nicht seltendie Architektur die Kultur erzeugt. Dieses Buch enthüllt dieBeschaffenheit und den Zusammenhang der scheinbar beziehungslosenEpisoden von Manhattans Urbanismus, dessen wahresProgramm so unerhört war, dass es, um verwirklicht werdenzu können, niemals offen ausgesprochen werden konnte“.(Rem Koolhaas Delirious New York 1978)Samuel Friede, The Globe tower, Projekt um 1900Die sich ständig ändernde Vergnügungsarchitektur von ConeyIsland galt um die Jahrhundertwende als Experimentierfeld fürEntwicklungen in Manhattan. Eine ”simulierte Stadt “ entstand,wurde benützt, abgenützt, zerstört und immer wieder neugebaut.<strong>Vertikale</strong> Verdichtungsformen, die das Bild von Manhattan heuteprägen wurden dort vorweggenommen.24Die Kugel taucht überall in der abendländischenArchitekturgeschichte auf, meist in Zu sammenhang mit revolutionärenMomenten. Für die europäische Aufklärung war sie einSimulacrum der Welt, ein säkulares Pendant zur Kathedrale: inder Regel ein Monument und Innen gänzlich hohl. Der amerika-
- Seite 1: e253.2Vertikale Verdichtungsformeni
- Seite 5: 0. Intro0.1. Skriptum:Dieses Skript
- Seite 9 und 10: 1. Historischer Überblick1.1. Zusa
- Seite 11 und 12: 1.1.3 Barock:Der Bedarf an Wohnraum
- Seite 13 und 14: 1.1.5 Gründerzeit:Gründerzeitrast
- Seite 15 und 16: 1.1.6 die Moderne:Die “Moderne Ar
- Seite 17 und 18: Ginsburg, Milinis, kommunaler Wohnb
- Seite 20 und 21: Bela Kadar, Entwurf für ein Hochha
- Seite 24 und 25: nische Einfallsreichtum Samuel Frie
- Seite 26 und 27: Die Brückenelemente wurden in Anle
- Seite 28 und 29: In Hong Kong gab es auch eine faszi
- Seite 30: 2.5.3 Neave BrownNeave Brown, Alexa
- Seite 33 und 34: 3. Typologien3.1. Typologien nach G
- Seite 35 und 36: Leslie Martin, Benett, Matthew:Roeh
- Seite 37 und 38: 3.7. Beispiele für Anlagen:Roehamp
- Seite 39 und 40: 3.8. Beispiele für “Burgen”:Fa
- Seite 41 und 42: 3.9. Beispiele für “Terrassensie
- Seite 43 und 44: An der Hollgasse hat ARTEC die eing
- Seite 45 und 46: 4. Wiener Wohnhochhäuser, neue Pro
- Seite 47 und 48: 4.1.4 Wohntürme Alterlaa:Harry Gl
- Seite 49 und 50: compact City, BUS Architektenals r
- Seite 51 und 52: miss sargfabrik, bkk 3Trennwände h
- Seite 53 und 54: stockwerksbezogene informelle Kommu
- Seite 56 und 57: europan_7 senftenberg, x-urbitant0.
- Seite 58 und 59: Wohnhäuser/GroßplattenEng 1878 Lo
- Seite 60 und 61: Delugan Meissl: Stadthaus Wimberger
- Seite 62 und 63: 6.3. Ablauforganisation, Regelkreis
- Seite 64 und 65: Hugh Ferriss, Zeichnung 19160. Intr
- Seite 66 und 67: Fleisch und Stein. Der Körper und