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Scharfes Auge für die Nanowelt - Carl Zeiss

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Report<strong>Scharfes</strong> <strong>Auge</strong> für <strong>die</strong> <strong>Nanowelt</strong>Das neue Helium-Ionen-Mikroskop erzeugt besonders hoch aufgelöste BilderDie erste Herausforderungmusste ORIONgleich bei seiner Anlieferungbestehen. Weil <strong>die</strong> Türen im GebäudeE am Manfred-von-Ardenne-Ring nicht breit und hoch genugwaren, blieb dem „Klotz“ nur dermühsame Weg durchs Fenster. Danktatkräftiger Unterstützung von engagiertenMitarbeitern, einem Kranund vielen Holzpaletten gelang <strong>die</strong>schwierige Prozedur mit dem tonnenschwerenInstrument am Endedennoch glücklich. Seit Ende Oktober„thront“ das neuartige Mikroskopmit dem Markennamen ORION aufseinem vorgesehenen Platz im <strong>Carl</strong><strong>Zeiss</strong> Innovation Center Dresden.Darstellung eines Defektes auf einer Halbleiterstruktur mit Helium-Ionen Technologie:Das Helium-Ionen-Mikroskop ORION TM (links) besticht besonders durch seine brillanteKontrastfähigkeit, <strong>die</strong> Raster-Elektronenmikroskope mit ihrer sehr hohen Auflösung(rechts) nicht bieten.Hinter der Sternenbezeichnung verbirgtsich eine bahnbrechende Technologie,<strong>die</strong> mit Helium-Ionen Bilderaus der <strong>Nanowelt</strong> generiert, in denAbmessungen von milliardstel Meterndas Maß aller Dinge sind. Die Entwicklunggeht auf patentierte Arbeitenvon ALIS (Peabody, Massachusetts)unter Leitung von Bill Ward zurück.Dieses Start-up Unternehmen wurdevon <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT im Sommer 2006erworben und inzwischen vollständigintegriert. „Mit dem ORION habenwir ein wirklich revolutionäres Produktauf den Markt gebracht“, freutsich Erfinder Ward, Cheftechnologeder amerikanischen <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT,<strong>die</strong> mittlerweile auch in Peabody,nördlich von Boston, angesiedelt ist.Das Helium-Ionen-Mikroskop im TechnoparkNord der sächsischen Hauptstadtist bislang das einzige <strong>die</strong>ser Artin Europa. Zusammen mit einem Mikroskopder Cross Beam-Technologie(CrossBeam 1540 EsB), das <strong>die</strong> Möglichkeitenvon Elektronen- und Ionen-strahlen zur Abbildung und Materialbearbeitungkleinster Teilchen undStrukturen nutzt, bildet es das Herzstückdes Innovation Centers, das innerhalbdes Verbundprojektes „Nanoanalytik“<strong>die</strong> Entwicklung künftigerChipgenerationen voranbringensoll. An dem Vorhaben, das vom Bundesministeriumfür Bildung und Forschung(BMBF) mit zwölf MillionenEuro gefördert wird, sind neben <strong>Carl</strong><strong>Zeiss</strong> SMT auch <strong>die</strong> HalbleiterherstellerAMD und Qimonda beteiligt.Immer komplexere Strukturen in immerkleinere Dimensionen. AbbildendeVerfahren haben immer wieder<strong>die</strong> Voraussetzungen für neue Erkenntnissein den Naturwissenschaftengeschaffen. Mit einem intensivenStrahl einzelner Helium-Ionen lassensich nun Bilder erzeugen, deren Auflösungund Kontrast Maßstäbe setzt.Wichtigster Baustein für das Mikroskopist eine langlebige Quelle für<strong>die</strong> Helium-Ionen, in der eine scharfe34Innovation 19, 3 / 2008


Report: Neue DimensionenWolfram-Nadel in einem Hochvakuumbei sehr tiefen Temperaturenplatziert ist. Die angelegte Hochspannungerzeugt um <strong>die</strong> Nadelspitze herumein extrem dichtes elektrischesFeld, dessen Stärke ausreicht, um vorbeifliegendeHelium-Atome zu ionisieren.Dabei wird ein Elektron überden Tunneleffekt an <strong>die</strong> Spitze abgegeben,sodass positiv geladeneHelium-Ionen resultieren, <strong>die</strong> von derNadel wegbeschleunigt werden. DerIonenstrahl wird dann durch eineSäule mit einer ganzen Reihe von Fokussier-,Justier- und Abtastelementengeführt, bevor er auf der kaumvorstellbaren Fläche mit einem Durchmesservon nur 0,75 Nanometern gebündeltwird. Hier tastet der Strahl<strong>die</strong> Probe wie bei einem RasterelektronenmikroskopPixel für Pixel ab.„Der Grauwert jedes einzelnen Bildelementswird durch <strong>die</strong> Anzahl derdetektierten Sekundärelektronen bestimmt“,erklärt Ward. Anhand derso genannten Streubirne, <strong>die</strong> beimStreuen der Helium-Ionen beim Eindringenin <strong>die</strong> Probe entsteht, lässtsich das Potenzial des neuen Verfahrensabschätzen: Ihr Querschnitt istdeutlich kleiner als bei einem Elektronenstrahlund sorgt für <strong>die</strong> hoheAuflösung – in <strong>die</strong>ser Beziehung istdas ORION dem Rasterelektronenmikroskop(SEM) klar überlegen.„Die Probengröße liegt bei etwa einemQuadratzentimeter, wobei wirbis zu sechs der Objekte gleichzeitiguntersuchen können. Der Wechsel,der weitgehend automatisiert abläuft,dauert unter zehn Minuten, <strong>die</strong>Abläufe erlauben also einen sehr gutenDurchsatz“, betont Dr. HeikoStegmann, der das <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> Team imInnovation Center Dresden leitet. Zusammenmit den Partnern aus derChipindustrie arbeitet <strong>die</strong> Wissenschaftlergruppean der dreidimensionalenCharakterisierung von Halbleiterstrukturenund neuen Materialienzur Chipproduktion. „Als Herstellerinnovativer Mikroprozessoren stehenwir vor der Herausforderung, immerkomplexere Strukturen in immer kleinerenDimensionen in höchster Ausbeutefertigen zu müssen“, begründetDr. Udo Nothelfer, Vice PresidentAMD Fab 36, das Engagement derdrei Partner. „Mit den inzwischen erreichtenStrukturabmessungen lassensich heutige Speicherzellen nur nochunter dem Elektronenmikroskop erkennen“,bestätigt auch Frank Prein,Geschäftsführer Qimonda DresdenGmbH und weltweiter Leiter Technologieder Qimonda AG.Biologische Proben und Halbleiterchips.Das neue Hochleistungsinstrumentsteht aber nicht nur den Verbundpartnernoffen, sondern alleninteressierten Firmen und Institutenim Raum Dresden. Sämtliche rund250 Mitglieder des Netzwerkes SiliconSaxony, zu dem beispielsweise<strong>die</strong> TU Dresden oder das Fraunhofer-Center Nanoelektronische TechnologienCNT gehören, können Anwendungsfragender Nanotechnologiestellen und beantworten lassen. Darüberhinaus werden aktuell in Dresdenbiologische Proben des Naturwissenschaftlichenund MedizinischenInstitutes an der Universität Tübingen(NMI) untersucht.Strategische Partnerschaften. Nichtnur führende Unternehmen der Mikroelektronikin Europa nutzen dasTonnenschweres Hochleistungsinstrument:das Helium-Ionen-Mikroskop ORION TMneue Präzisionsinstrument von <strong>Carl</strong><strong>Zeiss</strong>, auch jenseits des Atlantiks istdas Interesse enorm. Erste Systemewurden erfolgreich bei Schlüsselkundeninstalliert, so wie am National Institutefor Standards and Technologyin Gaithersburg (Maryland). Auch <strong>die</strong>Universität Harvard (Cambridge, Massachusetts)setzt für ihr Center forNanoscale Systems (CNS) auf Technologievon <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong>. Gleich acht Elektronen-und Ionenmikroskope, darunterauch ein ORION, hat Harvardbei <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT bestellt. „DieserAuftrag, der gleichzeitig eine langfristigestrategische Partnerschaft fürunseren Konzern bedeutet, ist einegroße Ehre und Auszeichnung“, soDr. Dirk Stenkamp, Vorstandsmitgliedvon <strong>Carl</strong> <strong>Zeiss</strong> SMT. Bleibt nur zu hoffen,dass im CNS „<strong>die</strong> wissenschaftlichenSchwergewichte“ auch durch<strong>die</strong> Türen passen.Klaus JoppInnovation 19, 3 / 200835

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