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RIESENGEBIRGE / 38<br />
Am 31. Juli 1920 machten sich zehn Musikanten aus Marschendorf/ Horní<br />
Maršov zur Riesenbaude auf. Bevor sie im Gasthaus aber zum Tanz aufspielten,<br />
gingen sie erst einmal die paar Schritte hinter die Ländergrenze zum<br />
Atelier Schneekoppe. Der Fotograf Adolf Hartmann aus Krummhübel/ Karpacz<br />
stellte sie genauso wie schon tausende andere Touristen in seiner vierzigjährigen<br />
Praxis vor der Leinwand mit der Schneekoppe auf und knipste ein<br />
Erinnerungsfoto. Damals waren Fotoapparate noch eine große Seltenheit,<br />
deshalb schaut der Schlagzeuger Richard Renner ganz links wohl so andächtig<br />
drein. Allein in der diesjährigen Saison werden angeblich weltweit an die<br />
500 Milliarden Fotos gemacht, also mehr als 70 Fotos pro Erdbewohner. Die<br />
Hälfte davon mit Handys und iPhones. Aber genauso wie vor neunzig Jahren<br />
ist das wichtigste an einem eindrucksvollen Foto immer noch das Fotoobjekt<br />
und erst dann eine gute Komposition und die gemeisterte Technik. In dieser<br />
Jubiläumsausgabe des Lustigen Ausflugs machen wir Sie auf viele Motive<br />
aufmerksam – den Rest müssen sie schon selber machen.<br />
„EIN LUSTIGER AUSFLUG” SOMMER 2012<br />
G<br />
R<br />
A<br />
T<br />
I<br />
S<br />
Galerie, Informationszentrum<br />
und Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
Horní Maršov<br />
Svoboda nad Úpou<br />
Janské Lázně<br />
Pec pod Sněžkou<br />
Riesengebirgskarte<br />
Malá Úpa<br />
Žacléř<br />
Nationalpark Riesengebirge<br />
Empfehlenswerte Dienstleistungen<br />
Service für Baudenbesitzer<br />
Seite<br />
2 – 3, 26 – 27<br />
4 – 6<br />
7<br />
8 – 9<br />
11 – 13<br />
Mittelblatt<br />
16 – 17<br />
20 – 21<br />
24 – 25<br />
18 – 19, 22<br />
23
2<br />
BOHDAN HOLOMÍČEK<br />
Bohdan’s erste Fotos zeigen seine<br />
Familie – im Jahre 1958 hatten<br />
seine Eltern noch einen Hof. Später<br />
fotografierte er außer Tausenden<br />
von anderen Menschen auch hervorragende<br />
Persönlichkeiten, wie<br />
zum Beispiel im Jahre 1981 den<br />
Bergsteiger Mirek Šmíd.<br />
Auf seinen Fotografien in der Fotoausstellung<br />
in Pec pod Sněžkou<br />
findet man auch viele Freunde des<br />
<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> wieder – zum Beispiel<br />
auch den Redaktionskollegen und<br />
Sammler Tonda <strong>Tichý</strong> oder den Globetrotter<br />
Jarda Hofman alias Grauer<br />
Wolf.<br />
Nur Eingeweihte erkennen an der<br />
Beschriftung „Jirka hat uns mitgenommen“<br />
den Landschaftsfotografen<br />
Jiří Havel bei der Vorbereitung<br />
der Belichtungseinstellung zum<br />
Sonnenaufgang auf der Goldhöhe,<br />
wohl im Jahre 1988.<br />
IM VESELý VýLET<br />
Ich glaube, dass das Fotografieren von zwei widersprüchlichen Meinungen begrenzt<br />
ist. Wenn etwas nicht zu erfassen ist, sag ich mir: „Es gibt eben Sachen,<br />
die man sich merken muss.“ Das Gegenteil ist die Meinung: „Was auf keiner Fotografie<br />
ist – als wäre es gar nicht passiert.“ Der liebe Freund des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
und geachtete Fotograf Bohdan Holomíček lässt die erste Möglichkeit gar nicht<br />
erst gelten, deshalb fotografiert zeitlebens tausende Ereignisse und die an ihnen<br />
Beteiligten. Die Wahl der Ausstellung zum 20. Gründungsjubiläum der Galerie und<br />
des Informationszentrums <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> stand lange im Voraus fest. Das Phänomen<br />
der tschechischen Fotografie erfreute uns mit der Breite seiner Auswahl. Für die<br />
Galerie in Pec stellte er Fotografien aus seinem 50-jährigen Schaffen zusammen,<br />
einschließlich Landschaftsfotografien aus den ersten Jahren seiner fotografischen<br />
Laufbahn. Bohdan’s Landschaftsfotos beleben Menschen, fahrende Autos, Züge,<br />
Transparente oder wenigstens die eigene Hand. Neben ein paar großformatigen<br />
Fotografien, ‚tapezierte‘ er die Ausstellungswände mit hunderten Fotografien im<br />
traditionellen Format A4. Die älteren, noch manuell in der Fotokammer vergrößerten<br />
Fotos entwickelte er auf so genanntem Dokument-Fotopapier, die jüngeren<br />
und digitalisierten Fotos auf mit PE kaschiertem Fotopapier. Erst die Digitalfotografie<br />
befreite Bohdan aus der Dunkelkammer, in der er sich Jahre lang einschloss.<br />
Außerdem veränderte sie völlig seine Einstellung zur Präsentation der<br />
Fotos. Genauso, wie er in der traditionellen Fotografie einen ganz persönlichen<br />
Stil entwickelte, u.a. mit handgeschriebenen Beschriftungen, trägt auch die neue<br />
Etappe eindeutig Holomíček’s Handschrift. Bei seiner Autorenpräsentation setzt<br />
er die fotografierten Aufnahmen entweder mithilfe von Sequenzen ‚in Bewegung‘<br />
oder er schafft durch die Kombination von älteren, digitalisierten Fotografien und<br />
Aufnahmen aus letzter Zeit Kompositionen, zumeist zeitraffende Projektionen. Bei<br />
der Vernissage am 9. Juni führte er seine innerlichste Projektion ‚Erinnerung an<br />
Václav Havel und an die Zeit, in der wir lebten‘ vor. Aber auch für die Ausstellung<br />
hat er außer der Auswahl aus der Vernissage die Projektion weiterer Kollektionen<br />
für zwei elektronische Fotorahmen vorbereitet. Wer die Ausstellung in Pec genießen<br />
will, sollte sich etwas mehr Zeit nehmen.<br />
Als ich am 1. Mai von der Freiwilligen Feuerwehrleuten erfuhr, dass in der vorangegangenen<br />
Nacht eine der ältesten Hütten in Malá Úpa (Nr. 12 in Kleinaupa)<br />
abgebrannt war, bedauerte ich das sehr. Ich kenne ihren baulichen ‚Stammbaum‘<br />
genauso wie den Stammbaum ihrer Besitzer bis zum 18. Jahrhundert. Gleichzeitig<br />
schoss mir durch den Kopf – ich außen sie ja, die Fotografie der Hütte, ich<br />
hatte sie ja ein paar Mal wenigstens von für unser Archiv fotografiert. Bei meinem<br />
letzten Besuch fragte ich Bohdan, ob ihm das gleiche bei Menschen widerfährt.<br />
Er sagte: „Ja schon lange“ und fügte auch gleich noch eine Geschichte hinzu.<br />
Bohdan Holomíček war bis zum letzten Moment der nächste Freund von Václav<br />
Havel, auch deshalb gelang es ihm, 38 Jahre lang eine einzigartige Fotokollektion<br />
des anerkannten Dramatikers, verfolgten Dissidenten und geliebten Präsidenten<br />
schaffen. Kurz nach seinem ersten Besuch im ‚Hrádeček‘ im Mai 1974 kritzelte<br />
Václav Havel eine Liste der inoffiziellen Persönlichkeiten der tschechischen kulturellen<br />
und geistigen Gesellschaft auf ein Stück Papier, samt Empfehlung, diese<br />
zu fotografieren. Auf der Liste standen u.a. auch der Dichter und Bildner Jiří Kolář,<br />
der Filmemacher Pavel Juráček, die Schriftsteller Zdeněk Urbánek, Jiří Gruša, Václav<br />
Černý, Alexandr Kliment, der Dichter Vladimír Holan, der Judaist Karol Sidon<br />
und die Maler Jan Šafránek und Zbyšek Sion. Bohdan erfüllte den Wunsch seines<br />
Freundes und fügte noch tausende andere, heute schon einzigartige Fotografien<br />
hinzu. Wir glauben, dass er von diesem Augenblick an vom Wusch beseelt war,<br />
einfach jeden auf Zelluloid zu bannen, bevor er in Emigration, in den Knast oder für<br />
immer ging. Bei der Ausstellung in Pec werden Sie unter den hunderten Fotografierten<br />
auch einige Persönlichkeiten erkennen, allerdings in ungewohnter natürlicher<br />
Umgebung. Versuchen Sie zum Beispiel den Dokumentaristen Jan Špáta, die<br />
Schauspielerin Zita Kabátová, den Dichter Petr Kabeš, den Schauspieler Rudolf<br />
Hrušínský, den Schriftsteller Ludvík Vaculík, den Kameramann Míra Janek oder<br />
die Kunsthistorikerin Věra Jirousová zu entdecken. Die derzeitige stellvertretende<br />
Ministerpräsidentin der tschechischen Regierung Karolina Peake werden Sie<br />
kaum erkennen. Bei manchen Fotos helfen Ihnen die berühmten Beschriftungen<br />
des Autors weiter, die oft das Geheimnis ihrer Entstehung lüften. Ende Juni reist<br />
Bohdan Holomíček zu einer weiteren Auslandstournee ab, diesmal will er neben<br />
Ausstellungen und Projektionen in seinem geliebten Frankreich auch einen Postboten<br />
in einem Dorf über Grenoble begleiten, um alle Leute fotografieren, die die<br />
Tür öffnen, um die Post zu übernehmen. Wir sind sehr froh, dass Bohdan auch ab<br />
und an bei uns mit der Kamera am Auge auftaucht.<br />
Die Ausstellung Bohdan Holomíček – Fotografien in der Galerie des <strong>Veselý</strong><br />
<strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou ist bis zum 3. 11. 2012 täglich von 8.30 bis 17.30<br />
Uhr geöffnet.<br />
Bohdan auf dem Schornstein eines Kesselhauses in Janské Lázně.<br />
Die Informationszentren, Galerien und Souvenirgeschäfte des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
in Pec pod Sněžkou und in Temný Důl sollen ihnen den Besuch im Ostriesengebirge<br />
erleichtern und noch angenehmer gestalten. Hier bekommt man auch<br />
die Schlüssel zur Waldburg Aichelburg und im VV Temný Důl Museum Vápenka<br />
– Kalkofen in Horní Albeřice geliehen. Außerdem gibt es News aus der Region,<br />
unentgeltliche Informationsmaterialien, Wanderkarten und -führer für das Riesengebirge<br />
und dessen Umgebung, frankierte Ansichtskarten, viersprachige DVD‘s<br />
mit Sendungen über das Riesengebirge, deutsche und tschechische Bücher,<br />
Kinderbücher nicht ausgenommen. Für Sammler halten wir Wandermarken, Ab-<br />
zeichen, Aufkleber, Wanderstockmarken und sonstige nette Mitbringsel bereit.<br />
Vor der Rückreise lohnt es sich, hier ein originelles Geschenk oder Souvenir zu er-<br />
stehen. Die Auswahl ist groß – kleine Bildchen, Fotografien, beliebte Rübezahlfiguren<br />
und -marionetten, Sammlersteine, Anhänger sowie an den Riesengebirgsauf-<br />
enthalt erinnernde T-Shirts. Im VV Temný Důl kann man sich die Kopien historischer<br />
Riesengebirgsfotografien aus unserem umfangreichen Archiv bestellen. Nicht minder<br />
beliebt sind Liköre und heilsame Tropfen aus dem Riesengebirge. Der <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
bietet seine eigene ‚Geschenkschokolade von der Schneekoppe‘ an. Die Tafeln aus<br />
erstklassiger tschechischer Schokolade gibt es in zwei Varianten – als 70-prozentige<br />
Bitterschokolade oder als süße Milchschokolade. Wir bieten die üblichen Informationen,<br />
sind Ihnen aber auch gern bei der Programmauswahl und der Unterkunftssuche<br />
im Tal unter der Schneekoppe behilflich. Während der ganzen Öffnungszeiten ist im<br />
<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou öffentliches Internet zugänglich. Wechselstuben<br />
runden das Angebot der Informationszentren ab. Aktuelle, aber auch vergangene<br />
Ausstellungen sind auf unseren Webseiten präsent. Übriggebliebene Ausgaben des<br />
Lustigen Ausflugs liegen in Temný Důl aus, in sonstigen Ausgaben kann man unter<br />
der Webadresse des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in der Rubrik „Saisonzeitschrift‘ blättern.<br />
Die Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl steht inmitten schönster Natur, umge-<br />
ben von zahlreichen Kulturdenkmalen und ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt zu<br />
Wanderungen ins Ostriesengebirge. Direkt vor dem Haus halten im Sommer Wanderbusse<br />
und im Winter Skibusse, Hausgäste dürfen das ganze Jahr über auf unserem<br />
Parkplatz vor dem Infozentrum parken. Hübsch ausgestattete Zimmer, kostenloser<br />
WiFi Internetanschluss, Sauna, eine Whirlwanne, eine große Halle mit Anbauküche<br />
und ein reichhaltiges Frühstück machen den Urlaub zum Genuss. Alles Weitere – die<br />
Preisliste, sonstige Informationen über von <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> gebotene Dienstleistungen<br />
und Fotografien sind auf unserer Webseite zu finden. In der gleichen Rubrik befinden<br />
sich aber auch Kontakte zu Pensionen, Hotels, Bergbauden und Privatunterkünften<br />
in Horní Maršov und Pec pod Sněžkou.<br />
Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Geschäft <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
in Pec pod Sněžkou Nr. 196, PLZ 542 21, Tel.:00420 499 736 130.<br />
Informationszentrum, Galerie, Wechselstube und Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
in Temný Důl Nr. 46, Horní Maršov, PLZ 542 26, Tel.: 00420 499 874 298.<br />
Beide sind von 8.30 bis 18 Uhr geöffnet. Sie können sich auch auf Deutsch<br />
und Englisch verständigen.<br />
Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl bietet Unterkunft mit Frühstück in Zwei-<br />
und Dreibettzimmern sowie Apartments, telefonische Reservierung im Info-<br />
Zentrum. Weitere Informationen zur Unterkunft in der Pension senden wir ihnen<br />
auf Wunsch per Post oder E-Mail.<br />
E-Mail: info@veselyvylet.cz www.veselyvylet.cz<br />
3
4<br />
Johann Pfluger ließ sich um 1905 im Fotoatelier des Trautenauer Fotografen<br />
Adolf Lehmann in seiner mit zahlreichen Medaillen dekorierten Uniform der<br />
Marschendorfer Feuerwehr ablichten. Besonders stolz war er auf das Ver-<br />
dienstkreuz von Kaiser Franz Joseph I.<br />
Bei den freien Wahlen von1856 wurde Postmeister Karl Scholz zum historisch<br />
ersten Bürgermeister von Marschendorf/ Maršov gewählt. Jahrhundertelang<br />
hatten die Besitzer der Herrschaft Marschendorf aus den Geschlechtern der<br />
Waldsteiner, Schaffgotschs und zuletzt der Aichelburger den Schultheißen ernannt.<br />
Karl Scholz verwaltete bis 1873 ganz Marschendorf, Dunkelthal/ Temný<br />
Důl, Schwarzenberg/ Černá Hora, Nieder Kolbendorf/ Dolní Lysečiny und<br />
Dörrengrund/ Suchý Důl, später dann nur noch Marschendorf IV. Theil. Die<br />
Bürgermeisterfunktion hatte er dreißig Jahre lang inne, aber zu seiner Amtszeit<br />
änderte sich in Marschendorf kaum etwas. Unter seinem Amtsnachfolger Johann<br />
Pfluger kam es in Marschendorf jedoch zu dramatischen Veränderungen.<br />
Der Name Pfluger ist schon seit 1722 belegt und zwar in Albendorf/ Albeřice,<br />
in dem Michael und Tobias Gruber wirtschafteten. Diese mochten sich<br />
noch daran erinnern, wie ihre Familie ins Riesengebirge gekommen war, in<br />
den nächsten Generationen ging diese interessante Information, wie bei so<br />
vielen anderen Familien auch, leider verloren. Später taucht der Name Pfluger<br />
auch in Kleinaupa/ Malá Úpa auf. Da hatten wir sie eher für Ankömmlinge aus<br />
Schlesien, als aus den Alpen gehalten. Deshalb waren wir überrascht, als wir<br />
im Tiroler Ort Brandenberg unweit von Schwaz in der Ortschronik auf Einträge<br />
aus dem 16. und 17. Jahrhundert stießen, die das hier ansässige Geschlecht<br />
der Pfluger beschrieben. Weitere lebten gleich hinterm Berg, in der Nähe von<br />
Kufstein. Von hier kamen sie wohl zusammen mit weiteren Schwazern bei der<br />
Holzfäller-Kolonisierung des Ostriesengebirges nach 1566 ins Riesengebirge.<br />
Der Kaufmann Josef Pfluger hatte sich 1840 an der einzigen Brücke über Aupa<br />
in Marschendorf, IV. Theil ein Haus mit Geschäft gebaut und trug hiermit zur<br />
Entstehung des Marschendorfer Platzes, des heutigen Berthold-Platzes bei.<br />
Mit Ehegattin Klara schenkten sie mindestens vier Kindern das Leben, am 21.<br />
November 1855 kam der zweite Sohn Johann zur Welt. Im gleichen Jahr wur-<br />
HORNÍ MARŠOV<br />
de gleich gegenüber von Pflugers Geschäft auf Initiative des Grafen Berthold<br />
Aichelburg das für jene Zeit recht große Gebäude des k. k. Bezirksgerichts<br />
erbaut. Als der dreizehnjährige Johann im Frühjahr 1868 in die alte Kirche zur<br />
Firmung ging, ruhte der so beliebte Graf Berthold schon sieben Jahre in seiner<br />
neuen Gruft mitten auf dem Friedhof. Als Firmpate handelte im sein Vater<br />
den jungen Adligen Alfons Aichelburg aus dem Marschendorfer Schloss aus.<br />
Nur wenige Monate nach der Firmung von 983 Kindern der Marschendorfer<br />
Pfarrgemeinde schlug der Blitz in die Renaissancekirche ein, worauf der ganze<br />
Dachstuhl über Kirchenschiff und Turm abbrannte. Zu jener Zeit entstand nicht<br />
nur die bisher älteste bekannte Fotografie von Marschendorf, sondern auch<br />
das heutige Aussehen dieses außergewöhnlichen Bauwerkes.<br />
Obwohl Johann Pfluger nicht der Älteste war, übernahm er dennoch Vaters<br />
Geschäft und mit 31 Jahren wurde er dann im Mai 1886 zum Bürgermeister<br />
von Marschendorf, Theil IV gewählt. Nach und nach kamen weitere Funktionen<br />
hinzu, so wurde er außerdem stellvertretender Vorsitzender des Bezirksgerichts<br />
Marschendorf, Verwalter der Marschendorfer Brandversicherung und<br />
Hauptmann der hiesigen Feuerwehr. Das historisch größte Hochwasser vom<br />
Juli 1897 bot ihm Gelegenheit, sich gebührend in Szene zu setzen. Er bewährte<br />
sich sowohl bei den Rettungsarbeiten, als auch beim Wiederaufbau des völlig<br />
zerstörten Aupatals. Obwohl das Verwaltungsgebiet von Marschendorf, Theil<br />
IV. zu Johann Pflugers Zeiten nur vom Friedhof bis zum Sägewerk, zum Schloss<br />
und zur Fortverwaltung reichte, wurde unter seiner Verwaltung im öffentlichen<br />
Sektor (umgerechnet auf heutige Preise) nahezu eine halbe Milliarde Kronen<br />
investiert. An den meisten Aktionen beteiligten sich sowohl die österreichische<br />
Monarchie, als auch Privatinvestoren. In seiner 30-jährigen Amtszeit machte<br />
sich Johann Pfluger um den Aufschwung der Infrastruktur, die Gründung<br />
der Straße samt der (heute blauen) Brücke, die Verlegung einer öffentlichen<br />
Wasserleitung samt der Trinkwasserfassung unter dem Rehorn, sowie um die<br />
erste Stromleitung und elektrische Beleuchtung verdient. Unter seiner Aufsicht<br />
entstanden wichtige Gebäude wie die Bürgerschule, das neue Bezirksgericht,<br />
das Krankenhaus und Gemeindehaus mit Gemeindesitz, die Sparkasse, das<br />
Gebäude der Brandversicherung und die Apotheke. Zum größten Bauvorhaben<br />
jener Zeit – den Bau einer neuen Kirche – verbanden die Gemeinde, die Pfarrei<br />
und die Herrschaftsbesitzerin von Marschendorf Aloisa Czernin-Morzin und<br />
deren Sohn Rudolf ihre Kräfte. Bei der feierlichen Bauübergabe pflegte er die<br />
Hauptrede zu halten. In der Amtszeit von Johann Pfluger in den Jahren 1886 bis<br />
1909 investierten auch Privatinvestoren enorme Mittel in verschiedene Bauvorhaben.<br />
In Marschendorf, Theil IV. kamen zwanzig neue Bürgerhäuser hinzu,<br />
die Firma Fiebiger setzte die Holzschleiferei wieder in Betrieb, die Herrschaft<br />
selbst erneuerte den Betrieb der Brettmühle und baute das Schloss zum heutigen<br />
Aussehen um. Solch ein konzentrierter Aufbau, wie unter Bürgermeister<br />
Pfluger, fand weder vorher, noch nachher statt, zumindest bis jetzt nicht. Kein<br />
Wunder, dass er gleich mit ein paar Auszeichnungen dekoriert wurde – mit dem<br />
Verdienstkreuz von Franz Joseph I., mit der am 2. Dezember 1873 aus Anlass<br />
des 25. Herrschaftsjubiläums von Franz Joseph I. herausgegebenen Kriegsmedaille,<br />
mit der (militärischen) Jubiläumserinnerungsmedaille von 1898 sowie<br />
mit einer Ehrenmedaille für seine 25-jährige verdienstvolle Feuerwehr- und<br />
Rettungstätigkeit. Fotografien nach zu urteilen, trug er seine Lieblingsauszeichnung<br />
– das kaiserliche Verdienstkreuz – an jedem Sakko oder Mantel.<br />
Johann Pfluger war aber auch ein cleverer Geschäftsmann. Sein Geburts-<br />
haus wurde genauso wie das gegenüberstehende Gerichtsgebäude vom<br />
Hochwasser weggerissen. Die Ruinen samt Baugrundstück verkaufte er der<br />
Marschendorfer Brandversicherung (MBV) und kaufte dafür das halbzerstörte<br />
Gerichtsgebäude und baute es zu einem Haus mit Geschäften und Lagerräumen<br />
um. 1902 zog das Bezirksgericht dann in ein völlig neues Gebäude am<br />
Marktplatz um und die Versicherungsanstalt baute unter der Aufsicht des Bürgermeisters<br />
ein Gemeindehaus im damals so beliebten Jugendstil. Weil das<br />
Haus leicht nach hinten versetzt wurde, vergrößerte sich der Markplatz, sodass<br />
sich auch Platz für einen Brunnen samt Gerechtigkeitsstatue fand. Bei der Fertigstellung<br />
des Gemeindehauses im Jahre 1906 sah sich der nun fünfzigjährige<br />
Johann Pfluger auf dem Gipfel der Macht, des Ruhmes und Erfolgs wieder.<br />
Alles änderte sich schlagartig im Jahre 1909. Eine zufällige Kontrolle in der<br />
Brandversicherungssparkasse stellte Differenzen in den Konten fest und kurz<br />
darauf wurde Bürgermeister Pfluger der Veruntreuung in Höhe von beachtlichen<br />
107 000 Kronen in österreichischer Währung beschuldigt. Einschließlich<br />
aller Gläubigeransprüche, Steuern und Gebühren stieg der Gesamtschaden<br />
auf enorme 120 460 Kronen und 16 Heller an. Eine anschließende Kontrolle<br />
brachte Veruntreuungen in Höhe von nahezu 9 000 Kronen aus der Gemeinde-<br />
kasse zu Tage. Nur zum Vergleich – der Bau der neuen Marschendorfer Kirche<br />
zehn Jahre früher hatte insgesamt 117 000 Kronen gekostet. Der ehrenwerte<br />
Bürgermeister wurde zu vielen Jahren Zuchthaus verurteilt, durch den Verkauf<br />
seines gesamten Besitzes erwarb die Marschendorfer Brandversicherung etwas<br />
über die Hälfte des verlorenen Betrags zurück. Bis heute ist unklar, wofür<br />
Johann Pfluger soviel Geld ausgab. Sein Haus mit zwei Geschäften erwarb in<br />
einer Versteigerung Franz Gottstein, der an dieser vorteilhaften Stelle an der<br />
Brücke bis zum Mai 1945 ein erfolgreiches Geschäft betrieb. Im ehemaligen<br />
Gerichtsgebäude gibt es bis heute gut gehende Geschäfte, 1994 kam dann im<br />
Dachgeschoss die gut geführte Pension U Hlaváčů hinzu.<br />
Vor zwei Jahren brachten die Brüder Josef und Milan P. aus Hořice einen<br />
ganzen Stoß von Fotografien und Schriftstücken in die Redaktion des <strong>Veselý</strong><br />
<strong>výlet</strong>, die aus dem Nachlass von Johanna, geb. Pfluger stammte. Die jüngere<br />
der beiden Bürgermeistertöchter beschloss bei ihnen ihre Tage. So konnten wir<br />
die Geschichte eines Mannes vervollständigen, der hinter der Wandlung dieses<br />
Dorfes mit Holzhäusern zum Städtchen mit stattlichen Häusern gestanden hat-<br />
te. Johanna war nach der Inhaftierung ihres Vaters aus Marschendorf weggezogen,<br />
im Mai 1913 wurde sie in Kuks/ Kukus zur alleinstehenden Mutter,<br />
dennoch war sie auf eine gute Erziehung ihres Sohnes Wilhelm bedacht und<br />
unterstützte diesen zusammen mit ihrem (späteren) tschechischen Mann bei<br />
dessen Studien. Auf Fotografien aus den 30er Jahren steht der elegante Willy<br />
neben seinem nahezu blinden Großvater Johann Pfluger, der seine Tage im<br />
Marschendorfer Armenhaus beschloss. In der Sterbeurkunde stand als Beruf:<br />
Straßenwärter. Nur vier Jahre nach dem Tod seines Großvaters fiel Willy Pfluger<br />
als Soldat in der Ukraine - am 17. Juli 1941, also in der dritten Woche nach dem<br />
Einfall in die Sowjetunion.<br />
Ein Besuch des Geländes um die alte Marschendorfer Kirche herum trägt<br />
zu einem besseren Verständnis der Geschichte des Ostriesengebirges bei.<br />
Vor dem Eingang steht als Zeuge längst vergangener Zeiten eine mehr als<br />
400-jährige Linde und gleich daneben eine Barockstatue des heiligen Johann<br />
Nepomuk. Schaut man sich den Text am Podest etwas genauerer an, kann man<br />
unter dem biblischen Motiv der Arche mit Taube ein Chronogramm entziffern,<br />
das die genaue Entstehungszeit dieses Steinbildwerks verrät. Nächstes Jahr<br />
sind das genau 300 Jahre. Die Anlage der Pfarre erlebt gerade eine Generalreparatur<br />
samt Restaurierung und Anbau. Bis Juni nächsten Jahres wandelt sie<br />
sich zum ‚Haus der Erneuerung, Traditionen und Ethik DOTEK‘ (Berührung) am<br />
Umwelterziehungszentrum SEVER. Hauptdominante der Anlage ist auch weiterhin<br />
die Renaissancekirche , deren Rettung vor allem der Burggesellschaft<br />
Aichelburg und dem Ort Horní Maršov zu verdanken ist. Vor zehn Jahren noch<br />
regnete es in das älteste Denkmal am Oberlauf der Aupa/ Úpa ein, an den<br />
Gewölben bröckelte der Putz und der Holzschwamm fraß am Gebälk. Heute<br />
ist die Statik des Gebäudes wieder gesichert, der reparierte Dachstuhl bekam<br />
ein Schindeldach, Außenputz und Fenster wurden repariert und auch der Plan<br />
zur Rettung des Kircheninneren mit seinem einzigartigem Barockaltar ist schon<br />
fertig. Die bewahrten Grabsteine rings um die Kirche erinnern an die Namen<br />
der Geschlechter, die die Gefilde unter der Schneekoppe einst besiedelten und<br />
die hiesige Wildnis in eine Kulturlandschaft verwandelten. Gleichzeitig erinnern<br />
sie auch daran, dass in den Jahren 1945 und 1946 nahezu alle aus dem Riesengebirge<br />
weggehen mussten.<br />
Im Juli 1907 kamen Bürgermeister Johann Pfluger und die Vertreter der eingepfarrten<br />
Gemeinden Marschedorf, Teile I. – III. – Albendorf/ Albeřice, Kolbendorf/<br />
Lysečiny, Schwarzenberg/ Černá Hora, Rehorn/ Rýchory und Dunkeltal/<br />
Temný Důl über die Erweiterung des Friedhofs überein. Die ursprüngliche<br />
Friedhofsmauer wurde von der Gruft der Aichelburger 15 Metern weiter nördlich<br />
verlegt, im so entstandenen Raum befinden sich neben schlichten Gräbern<br />
auch Grabstätten ehrwürdiger Bürger aus geschliffenem, verschiedenfarbigem<br />
Granit. Die Gruft mit der Figur eines Schuljungens aus der Werkstatt von Emil<br />
Schwantner war dem Schuldirektor Berthold Wagner gewidmet, die darunter<br />
gelegene dem hiesigen Arzt und ersten Fotograf Wenzel Lahmer, fast ganz<br />
unten befindet sich die Grabstätte des Pächters der Marschendorfer Brauerei<br />
und Braumeisters Josef Hanke, der nach der Verhaftung von Pfluger dem Amts-<br />
sitz im Rathaus übernahm. Johann Pfluger hatte zwischen ihnen sicher auch<br />
schon den Platz für eine Familiengruft reserviert, dann kam aber alles anders,<br />
als gedacht. Mag sein, dass die große Gruft seines Geschäftsvertreters Franz<br />
Gottstein in der Mitte ursprünglich für den erfolgreichen Bürgermeister be-<br />
stimmt war. Aber auch Gottstein, Lahmer und anderen mehr war ihre letzte Ruhe<br />
nicht in den vorbereiteten Gräber beschieden – sie liegen irgendwo in Deutschland<br />
begraben. Die Namen auf den Grabsteinen erinnern an alte Geschich-<br />
Der Bürgermeister und gleichzeitige Vorsitzende der Marschendorfer Brand-<br />
versicherung Pfluger bespricht im Sommer 1906 mit Steinmetzen aus Hořice<br />
die Fertigstellung des Brunnens an der Stelle seines früheren Geburts-<br />
hauses. Drei Jahre blickte er dann aus den Fenstern seines Hauses auf die<br />
Gerechtigkeitsstatue auf der Brunnensäule. Ob er wohl ahnte, dass ihn die<br />
Dame schon längst im Auge hatte?<br />
ten. So ziert das zweite Grab rechts hinter dem Haupteingang eine prächtige<br />
Arbeit des Bildhauers Emil Schwantner. Hier liegt der einstige Bürgermeister<br />
von Marschendorf, Theil IV., der Landwirt Johann Friess begraben und am<br />
Mädchennamen seiner Mutter Franziska ist leicht zu erkennen, dass Meister<br />
Schwantner hier für die eigenen Familie arbeitete. Direkt unter der Kirche steht<br />
ein großer schwarzer Grabstein mit goldener Inschrift, hier ruht der erste Bürgermeister<br />
und k.u.k. Postmeister Karl Scholz. Gleich daneben befindet sich<br />
die Gruft der Familie Bischof, der einstigen Besitzer der hiesigen Kalkbrüche<br />
und -hütten. Ihre und die Schicksale vieler weiterer Menschen, ergänzt durch<br />
einzigartige Fotografien, sind im neuen Museum Vápenka-Kalkhütte in Horní<br />
Albeřice beschrieben. Das der Museum der Geschichte von Albendorf und Kolbendorf<br />
(Albeřice u. Lysečiny) kann man täglich besuchen, wenn man sich auf<br />
gleiche Weise die Schlüssel im Infozentrum des <strong>Veselý</strong> Výlet ausleiht, wie es<br />
nun schon 12 Jahre lang bei der Berthold-Aichelburg-Gedenkstätte, also bei<br />
der Waldburg Aichelburg gang und gäbe ist. Das Museum im Kalkofen bietet ein<br />
außergewöhnliches Fotomotiv, wenn man aus der frei zugänglichen Feuerstätte<br />
den Durchblick durch den Steinturm in den Dachstuhl fotografiert. Man muss<br />
sich nur ein bisschen Mühe mit der Exposition geben.<br />
Direkt unter der alten Kirche lehnen sich zwei ganz gewöhnliche Betongräber<br />
an das auffällige Grab des technischen Direktors der Papierfabrik Piette Emanuel<br />
Hromadnik. Auf den ersten Blick ist ersichtlich, dass sie von verschwundenen<br />
Gräbern stammen. Am linken Grabstein steht im weißen Porzellanoval<br />
die kaum leserliche Inschrift Johann Pfluger, 21. Nov. 1855 – 12. März 1937.<br />
5
6<br />
Die älteste Fotografie von Marschendorf – IV. Theil mit Barockpfarre und Renaissancekirche nach dem Brand vom 3. Juni 1868.<br />
Schon damals zierte sie die heute mehr als 400-jährige Linde.<br />
ZEHNTE BERÜHRUNGEN (DOTEKY)<br />
UND DAN BáRTA IN DER ALTEN KIRcHE<br />
Im Juni lebt das Gelände der Pfarre und Alten Kirche zum schon 10. Jubiläum<br />
des Musik- und Umweltfestivals DOTEKY 2012 auf. Im historischen<br />
Innern der Kirche, zu dessen Restaurierung es möglicherweise schon bald<br />
gelingt, die notwendigen Mittel aufzutreiben, tritt am Freitag, dem 22. Juni<br />
um 20 Uhr die Acappella Gruppe Yellow Sisters auf. Samstag, den 23.<br />
Juni spielt das Marionettentheater Toy Machine ab 17 Uhr auf dem Platz<br />
zwischen dem restaurierten Pfarrhaus, der uralten Linde und dem Heiligen<br />
Johann Nepomuk das Stück ‚Baron Münchhausen‘. Um 20 Uhr leitet<br />
die Folk&Rockband Marta und Rasputin Band aus Trutnov in der Alten Kirche<br />
das Hauptprogramm ein. Anschließend bieten Dan Bárta und Jaroslav<br />
Friedl modernen Jazz vom Feinsten. In der ausgezeichneten Akustik der<br />
Kirche kommt die hoch gepriesene Stimme dieses tschechischen Top-<br />
Sängers erst so richtig zur Geltung. Am Sonntag erklingt um 12.30 Uhr ein<br />
gesungener Gottesdienst in Begleitung der Kapelle Husband. Veranstalter<br />
des Festivals ist das Zentrum für Umwelterziehung SEVER mit der finanziellen<br />
Unterstützung der Gemeinde, der Erlös dient zur Rekonstruktion des<br />
Pfarrhauses.<br />
MARScHENDORFER KIRMES<br />
AUF DEM BERTHOLDPLATZ<br />
Die Kirmes aus Anlass von Mariä Himmelfahrt – beide Marschendorfer Kirchen<br />
sind Maria gewidmet – hatten schon die erwähnten Bürgermeister<br />
Karl Scholz, Johann Pfluger, Josef Hanke oder Johann Friess ausgerufen.<br />
Den zehnten Jahrgang der wieder ins Leben gerufenen Marschendorfer<br />
Kirmes rief der derzeitige Bürgermeister Pavel Mrázek für den Samstag,<br />
den 11. August 2012 aus. Schon am Freitag finden ab 15 Uhr die Begrüßung<br />
der Alteingesessenen und Besichtigung der restaurierten Kirche und<br />
Pfarre statt. Um 16.30 Uhr erklingt in der Alten Kirche zu Mariä Himmelfahrt<br />
ein Gesangskonzert mit der Solisten des Brünner Nationaltheaters Jana<br />
Walingerová. Das Samstagsprogramm am Bertholdplatz beginnt mit einer<br />
Festrede des Bürgermeisters und der Begrüßung der Gäste um 11.00 Uhr,<br />
dann folgt die Eröffnung des Kirmesmarkts. Um 11.30 Uhr folgt die traditionelle<br />
Darbietung einer Geschichte aus der Vergangenheit des Ortes<br />
durch Marschendorfer Einwohner. Das Nachmittagsprogramm eröffnet um<br />
13 Uhr Hackbrettmusik von Jan Minks aus Velká nad Veličkou. Um 14.30<br />
tritt die Jazz-Rock-Band PPP aus Trutnov auf und um 16.00 Uhr bieten die<br />
Geisslers Hofcomoedianten die Kirmes-Vorstellung ‚Amor –der Tyrann‘<br />
dar. Um 17.30 Uhr Die Bluess-Band. Um 18.30 tritt die Country Rock Band<br />
Creedence Revival Czech aus Dvůr Králové auf, nach ihr um 20 Uhr die<br />
Rockkapelle Clou aus Prag und um 22 Uhr die Britische Funky Band Kava<br />
Kava. Um 23.30 Uhr klingt das Kirmesfest klingt mit der Tanzmusik der<br />
Band The Floats aus Hradec Králové aus.<br />
Im September veranstaltet das Informationszentrum <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem Gemeindeamt ein neues Programm unter dem Motto<br />
Lustige Ausflüge rings ums Museum Kalkofen. An dieser Veranstaltung<br />
nehmen die gleichen Freiwilligen teil, wie schon an den vorangegangenen<br />
Jahrgängen von Horní Maršov – Tag des offenen Denkmals. Diesmal steht<br />
das Programm im Zeichen des Tags der Denkmale der Technik und des industriellen<br />
Erbes. Nur am Samstag, dem 15. September 2012, ist ab 10 bis<br />
17 Uhr das Museum Vápenka-Kalkofen in Horní Albeřice frei zugänglich.<br />
Die Museumsausstellung mit interaktiven Spielen für Kinder lässt anhand<br />
zahlreicher Geschichten und Fotografien sieben Jahrhunderte des Lebens<br />
im Albendorfer Tal Defilee passieren. Man kann sie entweder allein besuchen<br />
oder jeweils um 11 und 15 Uhr an kommentierten Besichtigungen der<br />
Schöpfer teilnehmen. Für kleine und große Teilnehmer sind Arbeitsblätter<br />
mit kniffligen Aufgaben vorbereitet. Diese betreffen nicht nur die Museumsausstellung<br />
selbst, sondern auch weitere interessante Objekte. Am<br />
Museum Vápenka-Kalkofen bekommt man eine gemalte Karte, mit deren<br />
Hilfe man zu einem oder mehreren ‚lustigen Ausflügen aufbrechen kann¨.<br />
Noch früher, in den Tagen des 12. - 14. September, ist Horní Maršov Austragungsort<br />
eines prestigevollen Seminars von Denkmalpflegern und<br />
Experten für volkstümliche Architektur aus ganz Tschechien. Außer Vorträgen<br />
für bis zu 150 Teilnehmer bereitet das Nationale Denkmalinstitut in<br />
Kooperation mit der Gemeinde Horní Maršov, der Verwaltung des KRNAP<br />
und dem <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Exkursionen in die Alte Kirche, nach Horní Albeřice<br />
samt Besuch des Museums Vápenka-Kalkofen und an weiterer Orte im östlichen<br />
Riesengebirge vor. Wir sind froh, dass sich den erwähnten Partnern<br />
die Gelegenheit bietet, der Fachöffentlichkeit, genauso wie unseren Leser<br />
mittels dieser Zeitung, interessante Baudenkmale und die in den beiden<br />
letzten Jahrzehnten an deren Erneuerungen vollbrachte Arbeit präsentieren<br />
zu können. www.hornimarsov.cz<br />
SVOBODA NAD ÚPOU <strong>Antonín</strong> <strong>Tichý</strong><br />
FAMILIENPORTRAIT<br />
Auf einer im Familienarchiv der Nachkommen der berühmten<br />
Papierfabrikbesitzer Piette gefundenen Fotografie<br />
ist Prosper Piette - Rivage (1846 - 1928) im reifen<br />
Alter mit seiner geliebten Ehegattin Rosa zu sehen. Sie<br />
zeigt die namhafteste Persönlichkeit von Svoboda nad<br />
Úpou/ Freiheit zu Zeiten, als dieser die Bilanz seines<br />
Lebens zog. Bei diesem Rückblick musste der erfolgreiche<br />
Unternehmer, Wohltäter und Propagator des<br />
Riesengebirges, Ehrenbürger der Stadt und Adlige im<br />
rechten Sinne des Wortes tiefe Befriedigung empfinden.<br />
An dem Ort, an den er aus dem fernen Luxembourg<br />
gekommen war, knüpfte er an die Pioniertätigkeit<br />
seines Vaters Prosper P. sen. an. In dem Fabrikgebäude<br />
mit seiner weiß getünchten, durch Fenster mit charakteristischer<br />
Laibung aus roten Ziegeln aufgeteilten Fassade,<br />
trieb er die Produktion dynamisch an. Noch zu<br />
seinen Lebzeiten, im Alter von nahezu achtzig Jahren,<br />
konnte er die Geschäftsleitung guten Gewissens an<br />
seinen genauso veranlagten und fachlich exzellent vorbereiteten<br />
Sohn Ludwig übertragen. Das feine Papier<br />
mit der Handelsmarke in Form einer Meeresschwalbe<br />
und den Initialen PP waren weit über die Grenzen Böhmens<br />
hinaus bekannt und brachte den Besitzern sagenhafte Gewinne<br />
ein. Dennoch war er kein verhasster Neureicher. Denn es waren vor allem<br />
seine menschenfreundlichen Taten, die seinen unvergänglichen Ruhm<br />
begründeten und ihm den Titel ‚Vater des Riesengebirges‘ verschafften.<br />
Er vermochte die weit verzweigte aber eng zusammenhaltende Familie<br />
abzusichern und sich dennoch solch zahlreichen Aktivitäten zu widmen,<br />
dass seine Spuren noch heute an vielen Stellen des Riesengebirges zu<br />
finden sind. Er konnte nicht ahnen, dass nur zehn Jahre nach seinem Tode<br />
die Ereignisse in Europa in den Zweiten Weltkrieg einmünden – mit allen<br />
Folgen für die Bevölkerung im tschechoslowakischen Grenzland nach<br />
Kriegsschluss. Im Juli 2009 kehrte sein Enkel Ludwig Piette Junior das<br />
erste Mal in das heimatliche Dolní Maršov/ Nieder Marschendorf zurück,<br />
genau in dem Augenblick, als der Betrieb der Piette-Papierfabrik 140 Jahre<br />
nach der Ankunft seiner Vorfahren im Riesengebirge eingestellt wurde.<br />
Als Ausdruck des Danks für seinen Beitrag zur Entwicklung der Architektur,<br />
des Schulwesens, der Kultur, des Vereinslebens und Tourismus, samt<br />
neuem Wegenetz nicht nur im Aupatal, wurden nach 1990 unter anderem<br />
der Marktplatz im urbanistischen Zentrum von Maršov I. nach Prosper Piette<br />
benannt und der Lehrpfad ‚Via Piette‘ errichtet, der Sehenswürdigkeiten<br />
in der Umgebung von Svoboda nad Úpou und Janské Lázně näher<br />
bringt. Zahlreiche Baudenkmale, die mit Informationstafeln aus dem Jahre<br />
2006 gekennzeichnet sind, sind direkt mit seiner Person oder mit Namen<br />
von Angehörigen seiner Familie verbunden. Ideeller Mittelpunkt des Spazierlehrpfads<br />
ist Prospers Gedenktafel in Dolní Maršov vom Trautenauer<br />
Bildhauer Emil Schwantner am Gemäuer der St. Josephskirche, deren<br />
Schirmherr er war. Ein bisschen imitiert es den unvollendeten Grabstein<br />
an der schlichten Familiengruft im nahen Waldfriedhof, wo die Urne mit<br />
Prospers Asche zu Kriegsende vom Park der Piette-Villa auf die Schnelle<br />
und fast illegal beigesetzt wurde. Dieser ‚Platz‘ wird heute vom restaurierten<br />
Gebäude der von Piette gegründeten Schule und dem benachbarten<br />
Hotel Prom beherrscht. Dieses wurde anstelle des früheren Kindergartens<br />
der Firma Piette errichtet – eines der ersten Einrichtungen seiner<br />
Art in der damaligen Donaumonarchie. Der Hotelbesitzer ließ auch einen<br />
interessanten Wegweiser aus dem Jahre 1901 restaurieren, der an den<br />
Holub- und Paulaweg erinnert, die nach Mitinhabern der Firma benannt<br />
sind – nach Prospers Schwester Paula und ihrem Gatten Franz Holub. Der<br />
bekannteste der hiesigen Wanderwege, der ursprünglich vom Fabrikkomplex<br />
der Piette-Papierfabrik zum Kamm des Rehorngebirges, zur ehem.<br />
Maxhütte führte, trägt bis heute den Namen der abgebildeten Rosa Piette<br />
– den sog. Rosaweg. Etwa in der Mitte des beliebten grün markierten<br />
Weges steht eine Gedenktafel mit der Jahreszahl 1899. Von den architektonisch<br />
einheitlichen Betriebsgebäuden der Papierfabrik hebt sich die unübersehbare<br />
Neorenaissance-Familienvilla ab, die in den Jahren 1880 bis<br />
1882 nach Entwürfen des namhaften Wiener Architekten Moritz Hinträger<br />
erbaut wurde. Heute ist sie leider unbewohnt und unzugänglich, obwohl<br />
sie wie geschaffen für den Sitz einer Kulturinstitution, am besten wohl für<br />
ein Stadtmuseum wäre. Die charakteristischen Initialen PP sind auch an<br />
Grenzsteinen in freier Landschaft zu finden, einer steht direkt an der Informationstafel<br />
am Park bei der Piette-Villa. Nicht nur ein Spaziergang auf der<br />
Via Piette überzeugt einen – auch wenn die Ära der von mehreren Generationen<br />
dieses Geschlechts gepflegten Papierherstellung in Svoboda nad<br />
Úpou zu Ende ging – der Name Piette lebt weiter.<br />
RUDOLF-FEST<br />
Die Organisatoren des alljährlich stattfindenden Herbstfestes griffen bei<br />
der Wahl ihres Patrons recht tief in die Vergangenheit. Im Oktober des<br />
Jahres 1580 erhob der Österreichische Kaiser und böhmische König Rudolf<br />
II. von Habsburg (18. Juli 1552 in Wien – 20. Januar 1612 in Prag) die<br />
Stadt Freiheit an der Aupa durch königliches Dekret zur Bergstadt samt<br />
aller Privilegien. Mit diesem Akt schrieb er sich für immer in die Geschichte<br />
der Stadt zu Füßen des Riesengebirges ein. Das in diesem Jahr am<br />
15. September stattfindende Rudolf-Fest feiert nun schon sein IV. Jubiläum.<br />
In dieser Zeit ist es in der Umgebung nahezu berühmt geworden.<br />
Auch zum diesjährigen Fest hätten wir die Leser des Lustigen Ausflugs im<br />
Namen seiner Veranstalter und namentlich der Stadt Svoboda nad Úpou<br />
herzlichst einladen. Sie sind herzlich willkommen! www.musvoboda.cz<br />
Anmerkung der Redaktion: Kollege <strong>Antonín</strong> <strong>Tichý</strong> erarbeitete mit der Hilfe<br />
der Nachkommen von Prosper Piette den Stammbaum der Familie Piette.<br />
Einen entsprechenden Verweis finden Sie auf der Webseite www.<br />
freiheit.cz in der Rubrik http://www.freiheit.cz/2-freiheit---je-hezky-cesky-Svoboda-nad-Upou/392-po-stopach-otce-krkonos.html.<br />
Nicht nur<br />
beim Bummeln auf der Via Piette, sondern auch an anderen Orten des<br />
Riesengebirges, stößt man auf ein paar Sehenswürdigkeiten, die mit der<br />
Arbeit und dem Leben dieses aufgeklärten Industriellen verbunden sind.<br />
Allesamt sind sie Gegenstand des Sammlerinteresses und Mittelpunkt von<br />
Fotodokumentationen und dies nicht nur beim Autor des Artikels. Die Zusammenstellung<br />
von Foto-Kollektionen über konkrete historische Themen<br />
ist ein genauso anerkanntes Fach, wie das fotografische Schaffen von Reportern,<br />
Portraitisten oder Landschaftsfotografen.<br />
7
8<br />
JANSKÉ LáZNĚ<br />
Bei Inversionswetter fotografierte Ctibor Košťál am 10. Januar 2006 vom Aussichtsturm Panorama auf dem Schwarzen Berg den östlichen Horizont mit Glatzer Schneeberg rechts im<br />
Bild und scheinbar niedrigerem Altvater mit Aussichtsturm und Fernsehsender in der Mitte. Dabei ist die Turmspitze auf dem Altvater höher als der Gipfel der Schneekoppe.<br />
Das erste Mal hatten wir Sie vor 16 Jahren in den Klausengrund eingeladen<br />
und dann noch dreimal (VV 9/1996, 21/2003, 31/2009, 36/2011). Als einer<br />
unserer Leser im Herbst 1996 nach der Wanderung durch den Klausengrund<br />
das Info-Zentrum in Dunkeltal betrat – mit Schlamm bis zu den Knien – machten<br />
wir uns auf eine Beschwerde gefasst. Vielmehr wollte sich der begeisterte<br />
deutschsprachige Gast nur für das starke Erlebnis bedanken. Ein Jahr später,<br />
im Juli 1997, riss ein Hochwasser die letzten Reste der alten Brücken fort und<br />
bedeckte mehr als 100 Meter des Luisenweges aus dem Jahre 1885 mit einer<br />
‚bodenlosen‘ Schlammschicht. An den engsten Stellen sackte ein Teil des<br />
Bergsteigs zum Klausengraben ab. Bei einer Besichtigung blieben mir beinahe<br />
beide Stiefel im Sumpf stecken. Dennoch inspirierte das vom Artikel im Lustigen<br />
Ausflug gesteigerte Interesse am engen Tal zwischen Schwarzem Berg<br />
und Lichter Höhe/ Černá u. Světlá hora die Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge<br />
letztendlich dazu, wenigstens den ersten Abschnitt des beschädigten<br />
Bergsteigs zu reparieren. Das erarbeitete Projekt war die Ouvertüre<br />
zu einem schwierigen Unterfangen. Im Mai 2003 wurde der Wiederaufbau<br />
der Brücke am Anfang des Weges und weiterer 700 Meter des Luisenweges<br />
abgeschlossen, der nun einen bequemen Besuch des attraktivsten felsigen<br />
Teils des Klausengrunds voller Kaskaden und kleiner Wasserfälle ermöglicht.<br />
Wie gesagt, wir hatten Sie ja schon mehrmals in diesen interessantesten Teil<br />
von Johannisbad eingeladen – wegen seiner Geschichte, seinen unmarkierten<br />
Wegen, um das Geschick der Erbauer der hiesigen Wildbachverbauung<br />
bewundern zu können aber auch wegen des alten Mischwaldes und der hiesigen<br />
radioaktiven Quellen… Der heutige Besuch sei aber der Landschaftsfo-<br />
Vor dreißig Jahren lichtete Bohdan Holomíček junge Kurgäste an der eingestürzten<br />
oberen Brücke über den Klausengraben ab, die bisher nicht erneuert wurde.<br />
tografie gewidmet. Was mehr – dieser attraktive Ort ist leicht zugänglich, denn<br />
das wild-romantische Tal beginnt nur einen halben Kilometer hinter dem Hotel<br />
Lesní dům an der Hauptstraße.<br />
Die Zeitschrift Riesengebirge & Isergebirge beinhaltet in jeder Ausgabe eine<br />
große Fotografie auf einer ganzen Doppelseite. In der letzten Mai-Ausgabe trug<br />
dieses Foto die Unterschrift ‚Frühling am Klausengraben‘. Der Fotograf Břetislav<br />
Marek aus Vrchlabí hielt mit seinem Breitwinkelobjektiv die meistfotografierte<br />
Passage des Klausengrunds und wohl auch das von Berufsfotografen<br />
und Fotoamateuren meistgeknipste fließende Wasser in der ganzen Riesengebirgsregion<br />
fest. Das riesige Interesse an der hiesigen Szenerie ist Bohdan<br />
Holomíček zu verdanken. Er wohnt nur ein Stückchen vom Klausengrund und<br />
macht gern einen Abstecher hier her, um den Zauber dieses unverwechselbaren<br />
Ortes zu bewundern. Ende der 70er Jahre nahm er seinen Freund Jiří<br />
Havel, die Nr. 1 der Riesengebirgs-Landschaftsfotografie mit. Der verliebte<br />
sich sofort in diesen Ort und machte fortan in diesem letzten unberührten Paradies<br />
der Riesengebirgsfotografie herrliche Fotos, die überall in Zeitschriften<br />
und Büchern veröffentlicht wurden. Mit diesen Aufnahmen lockte er gleichzeitig<br />
zig weitere Berufs- und Amateurfotografen an. Beim letzen Besuch an seinem<br />
Lieblingsort hatte ein junges Mädchen bereits ihre Fotoutensilien ausgebreitet.<br />
Sie (er)kannte den heute achtzigjährigen Meister nicht und so versuchte<br />
sie den ‚Konkurrenten‘ mit Stativ mit den grantigen Worten zu vergrämen, er<br />
würde das ja sowieso nicht hinkriegen. Jiří Havel ließ sie dabei, dabei hätte<br />
er ihr Vieles verraten können. Er ist froh, dass er dank der Digitalkamera nicht<br />
mehr überall das schwere Stativ mitzuschleppen braucht, nur dann, wenn er<br />
fließendes Wasser und die Sterne fotografiert. Am schrägen felsigen Ufer ist<br />
die Grundvoraussetzung für ein gutes Foto, einen sicheren Platz für die drei<br />
Metallfüße zu finden. Greller Sonnenschein ist von vornherein schlecht, ein von<br />
schweren Wolken verhangener Himmel ist dagegen von Vorteil. Wenn doch zu<br />
viel Licht ist, hilft sich Jiří mit einem Graufilter aus, damit die Belichtungszeit<br />
ausreichend lang ist. Erst dann werden nämlich die vom bloßen Auge nicht wahrnehmbaren<br />
Kurven des fließenden Wassers sichtbar. Im Klausengrund verwendet<br />
er Belichtungszeiten von einer halben bis zu drei Sekunden, dann bleibt<br />
das Wasser nämlich ausreichend ‚in Bewegung‘ und die Farne, Moose oder<br />
Bäume ringsum bleiben im Kontrast hierzu schön scharf. Und – es darf sich<br />
kein Lüftchen regen, damit sich kein Blättchen am Ufer regt. Auch nach Regengüssen,<br />
also bei höherem Wasserstand ist das Fotografieren passee, da bilden<br />
sich nämlich keine schönen Strudel. Kreisendes Herbstlaub wiederum macht<br />
sie noch faszinierender. Wenn zu wenig Laub im Wasser schwimmt, hilft Jiří<br />
gern mit ein paar Buchenblättern nach... In den vierzig Jahren, in denen er nun<br />
schon im Klausengrund fotografiert, entdeckte er auch die Schönheit der hiesigen<br />
Moose, Farne und Holzschwämme. Vor allem der Ästige Stachelbart hat<br />
es ihm angetan, der wie zarter weißer Tropfsteinschmuck aus einer Karsthöhle<br />
anmutet. Sechzig Jahre lang arbeitete Jiří Havel mit klassischen großformatigen<br />
Apparaten aber schon ein paar Monate mit der neuen Digitalkamera bewiesen,<br />
dass es nicht auf die Technik ankommt. Die Hauptsache ist die Kunst des Fotografierens.<br />
Dies beweisen z.B. seine Nachtaufnahmen in den Adersbacher<br />
Felsen oder im Blaugrund/ Modrý důl mit fast halbstündiger Exposition. Auch<br />
diese sind in der ständigen Ausstellung in der Galerie <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný<br />
Důl zu sehen. Die schönsten Aufnahmen aus dem Klausengrund sind die vom<br />
moosbewachsenen felsigen Bachbett unter dem zweiten Regulierungsdamm.<br />
Nur ein Stückchen hinter der Informationstafel ‚Luisenweg‘ mit Ruhebank<br />
führen vom Steig zwei Trampelpfade zum Bach hinab. Der einige Meter hohe<br />
Damm mit dem herabstürzenden Wasser verleihen den Aufnahmen einzigartige<br />
Ausdruckskraft. Auch weiter bachaufwärts gibt es hübsche Stellen mit Stromschnellen<br />
und Wasserfällen, aber hier unter diesem Damm ist die malerischste<br />
Stelle. Herrliche Aufnahmen macht Jirka Havel auch beim ersten starken Frost,<br />
noch bevor der erste Schnee fällt. Die Komposition aus Eisplastiken, Eiszapfen<br />
und -gardinen zusammen mit dem fließenden Wasser sorgt für faszinierende<br />
Bilder. Schon bald bedeckt all diese Schönheit eine dicke Schneedecke und<br />
damit ist die Fotosaison im Klausengrund vorbei.<br />
Unsere Firma gewann im Herbst 2002 das entsprechende Ausschreibungsverfahren<br />
und so machten wir uns mit 40 Wegebauern an die Generalreparatur<br />
des ersten Teils des historischen Steigs. Wir begannen am meistzerstörten<br />
Abschnitt in der engen Klamm. Vierzehn Wegebauer schleppten einen<br />
großen Dieselkompressor durch den Sumpf am Anfang heran, damit wir mit<br />
Presslufthämmern Scharten aus den schräg abfallenden Felswänden aushöhlen<br />
konnten, in die wir die neuen, trocken gemauerten Stützwände einlassen<br />
wollten. Als wir an einem nasskalten Nachmittag gerade fleißig bei der Arbeit<br />
waren, kam von unten wild fuchtelnd ein unbekannter Mann und schimpfte<br />
alle Wegebauer der Reihe nach aus. Es dauerte ein bisschen, bis wir verstanden,<br />
was ihn so schrecklich aufregte - das trübe Wasser im Klausengraben! Er<br />
war ein Fotograf, der eigens aus Brno angereist war, um den fotografisch so<br />
berühmten Klausengrund in dieser Herbststimmung mit aufsteigenden Nebelfetzen<br />
und im Wasser wirbelndem Laub zu fotografieren. Und nun floss hier statt<br />
schäumendem Bachwasser ein undefinierbarer brauner Brei. Er tat uns echt<br />
leid, aber auch unsere Versicherung, nächstes Mal könne er wenigsten trockenen<br />
Fußes seine Fotos machen, half nicht viel. Er schritt weiter bachaufwärts,<br />
dort waren ihm wenigsten kleinere Stromschnellen beschieden. Ein anderes<br />
Mal kam ein ganzer Bus von Amateurfotografen, sodass sie sich am Wasserfall<br />
gegenseitig im Wege standen. Das sind hier aber eher außergewöhnliche Momente,<br />
meistens waren wir hier mutterseelenallein.<br />
Auch der Fotograf Ctibor Košťál ließ sich von Jiří Havel inspirieren und machte<br />
im Klausengrund auch Schwarz-Weiß-Fotografien des Klausengrabens. Vor<br />
ca. 15 Jahren reagierten Kollegen aus Mittelböhmen auf seine veröffentlichten<br />
Fotografien und baten Ctibor, ihnen doch diesen romantischen Ort zu zeigen.<br />
Er zögerte einen Moment, wie auch wir im Jahre 1996 gezögert hatten, ob wir<br />
den bis dahin nahezu vergessenen Ort den Touristen überhaupt verraten sollen.<br />
Letztendlich entschloss er sich, es ihnen zu ermöglichen, diesen zauberhaften<br />
Ort des Riesengebirges kennen zu lernen und so vereinbarten sie einen Besuch<br />
in Johannisbad. Mit der Fotografenschar kam auch eine hübsche Brünette<br />
mit. Gemeinsam ging es zur fotogensten Stelle mit dem großen Wasserfall<br />
und bevor die Berufsfotografen ihre Stative aufgestellt hatten, war das Mädchen<br />
splitternackt. Erst jetzt war klar, dass alles eine geplante Werbekampagne<br />
für einen namhaften Hersteller von Badausstattungen war und und dass das<br />
über tiefgrünes Moos sprudelnde Wasser inmitten romantischer Felsen nur als<br />
Backround gedacht war. Ctibor, der hier immer nur wirbelnde Blätter, schäumendes<br />
Wasser und grünen Farn fotografiert hatte, ließ sich dieses Geschenk<br />
des Himmels nicht entgehen und machte auch gleich ein paar Fotos mit der<br />
posierenden Schönheit. Angeblich als Kompensation für die Enthüllung dieses<br />
Fotoparadieses und dazu noch ohne Honorar. Diese Aufnahmen waren aber<br />
bisher auf keiner seiner Ausstellungen zu sehen.<br />
Der Klausengrund ist nicht das einzige Motiv der Landschaftsfotografen<br />
aus Janské Lázně/ Johannisbad. Der wuchtige Schwarze Berg/ Černá hora,<br />
der schon aus dem Böhmischen Becken aber auch aus entgegengesetzter<br />
Blickrichtung ins Auge fällt, ist zudem ein ausgezeichneter Ort mit herrlichen<br />
Fernsichten ins weite Land. Bei klarer Sicht, am besten im Herbst oder bei<br />
winterlichem Inversionswetter, sind von Osten nach Westen zum Beispiel der<br />
Kahlberg/ Lysá hora in den Beskiden, der Altvater/ Praděd im Altvatergebirge/<br />
Jeseníky, die Saarer Berge/ Žďárské vrchy, der Kunetitzer Berg/ Kunětická<br />
Zum letzten Mal fotografierte Altmeister Jiří Havel am 2. Juni 2011 das schnelle Wasser<br />
im Klausengrund – natürlich hat er dies auch in diesem Jahr vor.<br />
hora, die Burg Trosky, die Berge Kozákov, Bösig/ Bezděz, Rallberg/ Ralsko<br />
und der bekannte Jeschken/Ještěd zu sehen. Ein ergreifender Anblick! Man<br />
braucht nur noch ein bisschen Glück mit dem Wetter und das richtige Licht. Im<br />
Januar 2006 versuchte Ctibor Košťál ein paar Winteraufnahmen in der Umge-<br />
bung des Fuchsberges/ Liščí hora zu machen und kehrte nun auf Langlaufskiern<br />
nach Janské Lázně zurück, mit Zwischenstation auf dem Schwarzen<br />
Berg. Kurz bevor der Aussichtsturm Panorama unweit der Bergstation der Seilbahn<br />
schloss (siehe auch VV 12/1998, 30/2008), stieg er schnell noch mal<br />
hoch. Die Inversionswetterlage und die niedrig über dem Horizont stehende<br />
Sonne bewirkten eine ungewöhnliche Schärfe in östlicher Richtung. Glücklicherweise<br />
hatte er sein dreihundert Millimeter langes Objektiv mit dabei und<br />
nur so auf das Geländer gestützt machte er ein paar fantastische Aufnahmen.<br />
Damals entstand Ctibor’s bekanntes Foto ‚Trutnov unter dem Adlergebirge‘, von<br />
dem wir hier nur einen kleinen Ausschnitt des weitestentfernten Horizonts mit<br />
den Beskiden, dem Altvatergebirge und dem Massiv des Glatzer Schneebergs/<br />
Kralický Sněžník abdrucken. Ein weiterer prächtiger Ort zum Fotografieren ist<br />
das Schwarzenberger Hochmoor. Die Bohlenwege des Lehrpfads führen auch<br />
in den hintersten Teil hinter die Hubert-Aussicht. Inmitten der Sumpfwiesen mit<br />
den weißen Bäuschen des blühenden Wollgrases, sattgrünen Moosen und den<br />
Stümpfen verkrüppelter Kiefern, die immer tiefer im Torf versinken, entstehen in<br />
Kombination mit Nebel traumhafte Aufnahmen. Aber auch hier ist greller Son-<br />
nenschein abträglich. Ich gebe zu, dass ich als Dokumentarfotograf kein einziges<br />
der beschriebenen Landschaftsmotive fotografiert habe. Mich interessieren<br />
da mehr Details an Kurhäusern mit Stuck- oder Holzelementen aus verschiedenen<br />
Zeiten. Ich bin überzeugt, dass auch Sie in Johannisbad ihr ganz<br />
persönliches Thema für interessante und sinnvolle Fotografien aus dem Riesengebirge<br />
finden.<br />
www.janske-lazne.cz<br />
9
10<br />
Die Hütte Nr. 49 mit Kleinaupner Heugaube in Dolní Malá Úpa fotografierte ich zum<br />
ersten Mal am 6. Dezember 1986. Schon damals ahnte ich, dass sie ein einzigartiges<br />
Element der Volksarchitektur ist. Schade, dass der Besitzer dieser Hütte diese Gaube<br />
später abreißen ließ, auf der ganzen Welt gibt es nämlich nur noch 16 von ihnen.<br />
Die Erfindung der Fotografie halte nicht nur ich für die größte Entdeckung der<br />
Menschheit. Dank der Möglichkeit, reelle Landschaften, die Gesichter von Persönlichkeiten<br />
und den Verlauf von Geschehnissen festzuhalten, konnte man ab<br />
der Mitte des 19. Jahrhunderts ganz konkrete Vorstellung von ihnen vermitteln.<br />
Das Fotografieren begleitet mich mein ganzes Leben – mein Lieblingsfoto von<br />
meinem ersten abgelichteten Kinofilm zeigt Großmutter Jarmila, wie sie meinem<br />
kleinen Bruder die schlammverschmierten Fußballschuhe bürstet. Eigentlich<br />
weiß ich gar nicht, was mich im April 1983 noch als Student der Naturwissenschaften<br />
dazu bewog, damit zu beginnen, Berghäuser, Kapellen, Grenzsteine<br />
oder sonstige Landschaftselemente zu fotografieren. Das Hobby steigerte sich<br />
schon bald zur Versessenheit und zum Bemühen, alle im östlichen Riesengebirge,<br />
also auf dem früheren Gerichtsbezirk Marschendorf von Menschen<br />
Den Wochenendhäusler aus dem Albendorfer Tal und Fotografie-Professor Pavel Štecha<br />
fotografierte ich im Jahre 2002 vor seiner berühmten Fotografie, in der er die Stimmung<br />
vom 17. November 1989 zu Beginn der Samtenen Revolution einfing.<br />
FOTOGRAFIEREN FÜRS ARcHIV<br />
geschaffenen Bauwerke und Objekte festzuhalten. Aus diesen ersten acht Jah-<br />
ren stammen meine von Hand vergrößerten Fotos aller Steindenkmale und einiger<br />
hundert interessanter Hütten. In den nächsten Jahren machte ich Farbfotos<br />
von allen möglichen Gebäuden – von der Plattenbausiedlung in Dolní Maršov,<br />
bis hin zur Böhmischen Baude auf der Schneekoppe. Heute, dank den unendlichen<br />
Möglichkeiten der Digitalfotografie, durchlaufe ich nun meine dritte<br />
dokumentarische Epoche. Nach und nach fotografiere ich alle Objekte noch<br />
einmal und zwar samt ihrer Details. Das ist ganz anderes als damals, als ich<br />
zum Beispiel bis zu den Tonhäusern/ Tonovy domky in Malá Úpa hinaufging<br />
und hier, um Filmmaterial zu sparen, nur ein einziges Foto von Hütte Nr. 42<br />
schoss. Die besten Fotos entstanden im zeitigen Frühjahr, noch ohne Vegetation<br />
und bei verhangenem Himmel. Andererseits, um schöne Detailfotos zu<br />
machen, ist gutes Sonnenlicht genau das Richtige. Erst eine Digitalkamera mit<br />
hoher Lichtempfindlichkeit des Sensors erlaubt es, auch ohne Blitzlicht gute<br />
Interieurfotos zu machen. Bei volkstümlichen Bauten verrät die Ausführung des<br />
Dachstuhls das Alter und die bauliche Entwicklung des Gebäudes. Deshalb<br />
bin ich besonders froh, wenn es mir die Hausbesitzer hin und wieder erlauben,<br />
ihren Dachboden zu dokumentieren. Erst durch das Vergleichen vieler Fotografien<br />
wurde mir die bis dahin unbeschriebene bauliche Entwicklung im östlichen<br />
Riesengebirge bewusst, was zur ‚Entdeckung‘ solch einer Besonderheit wie<br />
der Kleinaupner Heugaube führte. Historische Fotografien verhalfen mir wiederum<br />
zu einem besseren Verständnis der Gegend unter der Schneekoppe. Von<br />
der Dokumentation der Häuser war es nur ein Schritt zu den Menschen, die<br />
hier im Laufe der Jahrhunderte gelebt hatten. Erst jetzt begann ich, nach deren<br />
Fotografien zu suchen und ihre Schicksale aufzuzeichnen. Wer weiß – viel-<br />
leicht entsteht aus all diesem Material mal ein bauhistorisches Adressbuch des<br />
Ostriesengebirges. Dazu bedarf es jedoch des guten Willens seiner einstigen<br />
und heutigen Bewohner. Zum Glück kommen immer häufiger Leute mit alten<br />
Dokumenten und Fotos aus ihren Familienalben zu uns, damit wir sie im Archiv<br />
des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> verarbeiten können. Auch dank dessen ist die Saisonzeitschrift<br />
das, was sie ist.<br />
Als ich vor einem Vierteljahrhundert Bohdan Holomíček kennen lernte, ließ<br />
mich sein Appell aufhorchen: „Fotografiert vor allem zu Hause in der Familie<br />
und eure nächsten Freunde – erst mit der Zeit merkt ihr, welch kostbare Fotos<br />
ihr da gemacht habt.“ Bei der Vernissage von Bohdan’s Ausstellung am 9.<br />
Juni wollte ich der besten Freunde des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> gedenken, die vorzeitig<br />
gegangen sind, ohne dass wir sie ordentlich fotografiert hätten. Zum Beispiel<br />
Mirek (Lanč) Šmíd – im September 1993 stürzte er im Yosemite-Nationalpark<br />
nach einem fünftägigen Soloaufstieg in der Wand Lost Arrow ab. In all den zehn<br />
Jahren unserer gemeinsamen Treffen und Bergsteigeraktionen habe ich nur<br />
zwei schöne Fotografien von ihm gemacht. 1995 verließ uns der Dichter und<br />
Philosoph Petr Slavíček. Obwohl er in Maršov aufgewachsen war und sogar<br />
im <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> gearbeitet hatte, haben weder mein Bruder, noch ich ein hübsches<br />
Portrait von ihm. Den späteren Direktor des Riesengebirgsnationalparks<br />
Oldřich Lábek traf ich 25 Jahre lang in verschiedenen Jagdhütten, bei Spaziergängen<br />
durch den Löwengrund und später bei Gesprächen über Projekten zur<br />
Erneuerung der Riesengebirgslandschaft. Als er 1999 plötzlich aus unserem<br />
Leben verschwand, fand ich nur eine einzige ordentlich fotografierte Situation<br />
mit Olda in der Nähe der Absturzstelle der JU-52 am Hang der Schneekoppe.<br />
Nur etwas besser ist das Archiv mit Fotografien des Fotografen Pavel<br />
Štecha dran. Obwohl wir zwischen 2000 und 2004 schon von seiner schweren<br />
Krankheit wussten, entstanden nur ein paar wenige Portraits. Das uns liebste<br />
ist an der ersten Schautafel im Museum Kalkofen-Vápenka in Horní Albeřice<br />
zu sehen, die wir Pavel‘s Andenken gewidmet haben. Mit Jiří Daněk haben wir<br />
bei vielen Bergsteigerexkursionen ein Stück Welt durchwandert, auch deshalb<br />
habe ich ihn häufiger unterwegs, als zu Hause geknipst. Nach seinem Tode<br />
am 29. Juli 2007 nur ein paar Schritte unter dem Gipfel des Achttausenders<br />
Gasherbrum 1 stellte ich fest, dass ich Jirka’s Portrait aus dem Innern der St.<br />
Annenkapelle in Vrchlabí, die er aus einer Ruine zum Juwel machte, sowieso<br />
am besten mag. Von all diesen fünf außergewöhnlichen Männern hatten wir in<br />
den zwanzig Jahren des Bestehens des Lustigen Ausflugs berichtet. Bei der<br />
Auswahl der Fotos wurde uns bewusst, von welch beträchtlichem Wert die tausenden<br />
Aufnahmen von Bohdan Holomíček doch sind. Deshalb, befolgen Sie<br />
Bohdan’s Rat und fotografieren Sie, was das Zeug hält – die Eltern, Kameraden,<br />
Arbeitskollegen, den netten Nachbarn und das Geburtshaus... Und zwar nicht<br />
nur zufällige Momentaufnahmen, sondern mit Bedacht vorbereitete Aufnah-<br />
men, denn eines Tages werden Sie froh sein, dass sie diese im Archiv haben.<br />
PEc POD SNĚŽKOU<br />
GIPFELFOTOGRAFIEN VON DER ScHNEEKOPPE<br />
Die älteste bekannte Fotografie vom Gipfel der Schneekoppe mit Schutzkapelle, noch ohne Holzverkleidung<br />
stammt aus einer Fotoserie, die Hermann Krone in den Jahren 1863–1866 beschaffte. Nach ihm<br />
schleppten in den Anfängen der Fotografie auch andere Autoren ihre schweren Plattenkameras auf hohem<br />
Stativ zum Gipfel, aber aus diesen Pionierzeiten sind uns keine Fotografie bekannt, die den Besuch<br />
konkreter Personen dokumentieren würden. Zur Schaffung eindrucksvoller Kompositionen posierten<br />
dabei häufig nur Statisten, meistens die Träger der Fotoausrüstung oder auch zufällig vorbeikommende<br />
Wanderer. Die entstandenen Kabinettfotos, Cartes de Visite und damals so beliebten Stereoskopkarten<br />
gehören zu den ältesten Bildsouvenirs aus dem Riesengebirge. Die ersten Fotos namentlich genannter<br />
Menschen entstanden überraschenderweise nicht auf dem Gipfel der Schneekoppe, sondern in einem<br />
Atelier bei der (abgerissenen) Riesenbaude. Ein Berufsfotograf lichtete die Besucher bei jedem Wetter<br />
vor einer Leinwand mit dem Bild der Schneekoppe ab und bevor diese wieder vom Gipfel herunter<br />
kamen, hatte er das Glasnegativ längst entwickelt und eine hübsche braun getönte Kontaktfotografie<br />
beschafft. Auf Glas gespannt, trockneten die Fotos recht schnell, nun brauchte sie der Fotogehilfe nur<br />
noch zurechtzuschneiden und in einen Zierrahmen mit der Überschrift ‚Andenken von der Schneekoppe‘<br />
zu stecken und den glücklichen Wanderern zu übergeben. Die unter schwierigen Umständen<br />
geschaffenen Fotos – in einer Meereshöhe von 1407 m, ohne elektrischen Strom und fließend Wasser<br />
– überdauerten in guter Qualität auch 120 Jahre. Zu den ältesten bekannten Fotos ‚von der Schneekoppe‘<br />
gehört auch ein Portrait des tschechischen Malers Otakar Lebeda. Als er im Jahre1894 im Riesengebirge<br />
malte, ließ auch er sich im Atelier vor der mit aufgeschlichteten Steinen und Birkenzweigen<br />
umrahmten Leinwand samt privatem Bergführer ablichten. Genauso, wie sich die Leinwand mit dem Bild<br />
der Schneekoppe im Hintergrund wandelte, veränderte sich auch die Bekleidung und Ausstattung der<br />
fotografierten Touristen. Auf den älteste Fotos sind sie häufig in Begleitung eines ortskundigen Führers<br />
mit großer Hucke zu sehen, die Damen tragen breitkrempige Hüte und knöchellange Röcke und alle<br />
haben unvermeidliche lange Bergstöcke in der Hand. Auf den letzten Fotos vom Ende der dreißiger<br />
Jahre überwiegen Spazierstöcke und die Damen tragen bereits moderne knielange Röcke. Auch die<br />
Bergler selbst nahmen gern die Gelegenheit wahr, so zur häufig ersten eigenen Fotografie zu gelangen.<br />
Und so sind Fotos von der Riesenbaude, wie das von der Titelseite, in vielen Familienalben zu finden.<br />
Der Fotograf Adolf Hartmann betrieb sein Fotoatelier ‚Schneekoppe‘ jeweils von Mai bis September.<br />
Zu diesem gehörte ab den 20er Jahren auch der Friseursalon Figaro, wo sich die Kunden vor dem<br />
Fotografieren hübsch machen lassen konnten. Noch vor dem Jahre 1905 sorgte ein weiterer Fotograf,<br />
Fritz Goebel aus Krummhübel/Karpacz für Konkurrenz. Dieser lichtete die Besucher häufig draußen,<br />
direkt vor der Kulisse der Schneekoppe ab. Es ist schon erstaunlich, wie viele Leute sich im Atelier vor<br />
der Leinwand versammeln konnten. Touristengruppen von bis zu 25 Personen und Radfahrergruppen<br />
samt Rad waren keine Ausnahme, am10. September 1921 fotografierte Adolf Hartmann Fräulein Annie<br />
Hafenbraedl sogar mit Pferd. Sie selbst schrieb auf das Foto: Zur Erinnerung an meinen Ritt zur Schnee-<br />
koppe auf meinem guten Freund Fritzek. Als man Hartmann am 18. Juni 1910 um ein Gruppenfoto von<br />
142 Militärkadetten samt Musikkapelle bat, musste er allerdings auch raus aus dem Atelier.<br />
An diese fotografischen Dienstleistungen von der Riesenbaude knüpfte Ivan Sejtko aus Pec pod<br />
Sněžkou an. Als ihm die Kommunisten1958 sein Fotoatelier in Rožmitál pod Třemšínem endgültig wegnahmen,<br />
fand er sein neues Zuhause in Pec pod Sněžkou und war hier über zwanzig Jahre lang unter der<br />
Regie der hiesigen Kommunalverwaltung Heimfotograf des Urlaubsorts. 1965 fiel ihm eine Marktlücke<br />
auf – eine Dienstleistung für die Touristen, die zur Schneekoppe wollten. Ein paar Fotos schoss er auf<br />
Bestellung auch auf dem Gipfel, aber tausende Menschen fotografierte er im Laufe von zehn Jahren<br />
direkt im Sessellift. Kurz vor der Zwischenstation auf dem Rosenberg/ Růžová hora baute er sich einen<br />
Anstand mit Fensterchen und überraschte die vorbeifahrenden Touristen mit dem Klicken seiner Exakta.<br />
Wer das Foto wollte, brauchte nur zu bezahlen und die Adresse zu diktieren, bald darauf bekam man per<br />
Post ein Foto mit der Aufschrift ‚Ausflug zur Schneekoppe‘ zugeschickt.<br />
Nach 1900 hatten schon die ersten Touristen ihren eigenen Fotoapparat und ließen sich direkt auf<br />
der Schneekoppe fotografieren. Solche Gipfelfotos entstehen auch heute noch und zwar immer häufiger.<br />
Wohl jeder, der den Gipfel erklommen hat, macht ein Foto bei der St. Laurentiuskapelle, vor dem<br />
ovalen Schild ‚Tschechische Republik‘, am Grenzstein Nr. IV/28 oder am Wegweiser mit der Tafel ‚Sněžka<br />
1602 m – höchster Berg der Tschechischen Republik‘. Neuerdings fotografiert man sich auch gern<br />
auf der Terrasse der Poststelle, wo man für einen Moment die ‚höchststehende Person Tschechiens‘<br />
ist. Zumindest, was die Meereshöhe anbelangt. Der neue Inhaber der Poststelle Milan Blaha bereitet<br />
nun den ersten und gleich höchstgelegenen Net Point in Tschechien vor. Über diesen Kommunikations-<br />
punkt mit Webkamera kann man in Zukunft auch seine Lieben daheim grüßen. Es reicht anzurufen und<br />
die Lieben daheim können unter der Adresse www.postovnasnezka.cz im Computer oder Mobiltelefon<br />
beobachten, wie Sie den Augenblick auf dem höchsten Gipfel nördlich der Alpen genießen. Natürlich<br />
kann man das Foto auch downloaden. In unserem Redaktionsarchiv bewahren wir Hunderte von Gipfelfotos<br />
aus mehr als einhundert Jahren auf. Häufig sind dies Wandergruppen, Schulklassen, ganze<br />
Familien, hin und wieder auch Leute, die auf der Schneekoppe arbeiteten. Eines haben alle Fotos gemeinsam<br />
– die Freude an diesem besonderen Augenblick. Wobei gilt – je schwieriger der Aufstieg, um<br />
so heftiger die Emotionen. Darin unterscheiden sich die Gipfelfotografien von der Schneekoppe kaum<br />
von ähnlichen Schnappschüssen vom Mont Blanc oder Mount Everest.<br />
In den nächsten zwei Jahren wird es ein besonderes Fotomotiv geben – den Bau der neuen Kabinenseilbahn.<br />
Kaum zu glauben, dass uns keine Fotografie aus den Jahren 1947 bis 1949 bekannt ist, als<br />
der Sessellift gebaut wurde, der am 2. September 2012 mit einer letzten Fahrt aus Pec zum Rosen-<br />
1894 – Unbekannte Wanderer auf einem Andenken<br />
von der Schneekoppe.<br />
Im Oktober 1921 ritt Annie Hafenbraedl<br />
bis zum Gipfel.<br />
Der Fotograf Ivan Sejtko fotografierte tausende<br />
überraschte Touristen direkt auf dem Sessellift.<br />
11
12<br />
Hugo Pohl verewigte 1910 seine Freunde<br />
aus Trautenau vor der meteorologischen Station.<br />
1926 stand Franziska Braun an der Spitze<br />
des Mädchenpersonals in der Böhmischen Baude.<br />
Die Tafel der Tschechischen Republik – ein besonderer<br />
Schnappschuss namentlich für Wanderer aus Polen.<br />
Am 10. Oktober 2007 ging die Sonne<br />
auf der Schneekoppe um 7 Uhr auf.<br />
berg/ Růžova hora seinen 62-jährigen Betrieb einstellt. Hat damals wirklich niemand fotografiert, wie<br />
die Schneise in den Wald geschlagen wurde, die Betonfüße gegossen und die Gittermaste errichtet<br />
wurden und die Bergstation in 1594 m Meereshöhe erbaut wurde? Von Fotoamateuren wissen wir, wie<br />
schwierig damals Fotoapparate, Kinofilme oder Fotopapier zu bekommen waren aber vielleicht gibt es<br />
trotzdem noch Familienalben oder Redaktionsarchive mit solchen Dokumentarfotografien. Beim Bau<br />
der neuen Seilbahn wird dies sicher viel anders sein, auch wenn die meisten der tausenden, die Demontage<br />
der alten Seilbahn, den Bau der Talstation an neuer Stelle, den Umbau der Umsteigestation<br />
auf dem Rosenberg und der Bergstation auf der Schneekoppe, die Betonarbeiten und die Errichtung<br />
neuer Mäste per Hubschrauber dokumentierenden Fotografien nur auf privaten Festplatten landen. Wie<br />
immer entstehen neben professionellen Fotos vor allem von Reportern sicher auch zahlreiche Schnapp-<br />
schüsse von Amateuren, die zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort sind. So, wie sie in der Vergangenheit<br />
den Absturz einer Focke-Wulf dicht unter der Böhmischen Baude, das erste Automobil auf dem<br />
Gipfel, die schwere Arbeit der Koppenträger, die undurchlässige und scharf bewachte Grenze im Jahre<br />
1981, den ersten Gottesdienst in Freiheit im August 1990, den Abriss der hölzernen meteorologischen<br />
Station und auch der Böhmischen Baude, das Treffen hunderter Teilnehmer an der Laurentiuswallfahrt<br />
immer am 10. August und die letzten öffentlichen Fahrten der Seilbahn zum Gipfel der Schneekoppe am<br />
13. Mai 2012 fotografierten...<br />
SONNENAUFGANGSwANDERUNG<br />
Heute mutet das nahezu unglaublich an, aber vor einhundert Jahren waren die Beobachtungen von<br />
Sonnenaufgängen vom Gipfel der Schneekoppe das größte und bekannteste Erlebnis der Sommertouristen<br />
im Riesengebirge. Auch deshalb baute man auf dem Gipfel zwei große Bauden für ungefähr<br />
einhundert Schlafgäste, die hier nur eine Nacht verbrachten. Ohne diese Gratisvorstellungen der Sonne<br />
hätte es hier wohl nur eingeschössige Gasthöfe gegeben. Jeden klaren Sommermorgen traten sich<br />
bis zu dreihundert Touristen auf den Terrassen der Preußischen und Böhmischen Baude die Beine in<br />
den Bauch. Außer den Besuchern, die ordentlich oder provisorisch direkt auf der Schneekoppe übernachtet<br />
hatten, kamen auch noch weitere Scharen von der Wiesen- und Riesenbaude hergeeilt. Noch<br />
tiefer fand man zwar billigere und auch bequemere Unterkünfte, dafür musste man aber auch früher<br />
aufstehen und weil man beim Aufstieg ordentlich ins Schwitzen geriet, war einem beim Warten auf die<br />
Morgenröte auch kalt. Die technischen Möglichkeiten der damaligen Fotoapparate erlaubten es nicht,<br />
den faszinierenden Augenblick festzuhalten, wenn die Sonnenscheibe überraschend flott über dem<br />
orangefarbenen Horizont über Malá Úpa auftaucht. Deshalb kennen wir kein historisches Foto, das die<br />
Atmosphäre der Geburt des Tages auf der Schneekoppe hätte einfangen können, dafür aber ein paar<br />
Zeichnungen, Gemälde und Grafiken. Fotografisch am interessantesten sind Sonnenaufgänge samt<br />
Schneekoppe. Die dramatischen Morgenfotos vom Aupahochmoor mit der Silhouette der mit Wolken<br />
aller Formen und Farben geschmückten Berghünen werden Sie von Büchern, Kalendern und Ansichts-<br />
karten her kennen. Die Wiesenbaude ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt – in 15 Minuten ist man<br />
beim Bohlenweg, der gleichzeitig die längste Brücke im Riesengebirge ist. Dann braucht man nur noch<br />
die richtige Komposition einzustellen und am Display der Digitalkamera verschiedene Belichtungszeiten<br />
ausprobieren. Meister, die mit traditionellen Fotofilmen fotografieren, erfahren erst nach ein paar Tagen,<br />
ob alles richtig eingestellt war. Um so größere Achtung gebührt ihnen für ihr verblüffendes Werk zum<br />
Thema Sonnenaufgang oder -untergang. Heute kann man darüber hinaus auch den genauen Zeitpunkt<br />
des Sonnenaufgangs feststellen, wenn man sich die in einminütigen Intervallen aufgenommenen Fotos<br />
der unter dem Dach der Wiesenbaude installierten Webkamera (www.humlnet.cz) aus den Vortagen<br />
ansieht. Mithilfe des Internets lässt sich nicht nur die Sonnenbahn bestimmen, sondern auch, welche<br />
Temperaturen und Windgeschwindigkeiten auf den Kämmen herrschen.<br />
Auf der Schneekoppe übernachten kann man heute nicht mehr, in der Nähe übernachten aber ja –<br />
auf der Wiesenbaude/ Luční bouda oder im Schlesierhaus/ Schronisko Dom Śląski auf der polnischen<br />
Seite der Koppenplan oder auch in der Baude Růžohorky. Aus Pec pod Sněžkou führen zwei Wege zum<br />
Gipfel, die als Nachtaufstieg geeignet sind. Der grüne Wanderweg beginnt im Zentrum von Pec und<br />
steigt recht steil am Větrník zur Baude Růžohorky und anschließend etwas gemächlicher zum Gipfel<br />
hinauf. Bei forschem Schritt und mit Stirnlampe sind die achthundert Höhenmeter bequem unter zwei<br />
Stunden zu schaffen. Der Aufstieg aus Velká Úpa dauert nur ein paar Minuten länger. Man wandert den<br />
bequemeren, gelb markierten ehemaligen Schrommaweg/ Šraml hinauf, der sich bei den Bauden Růžohorky<br />
mit dem Weg aus Pec verbindet. Das Timing sollte man mittels Webkamera planen, denn das allzu<br />
lange Warten im durchgeschwitzten T-Shirt kann recht unangenehm sein. Und der Sonnenuntergang<br />
am Hang, mitten im Latschendickicht ist nun wahrhaft kein berauschendes Erlebnis. Die regelmäßigen<br />
Besucher der Pension <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Martina und Pavel Veselka, brachen am 11. Juni des vergangenen<br />
Jahres mit ihren Kindern um halb Drei in der Früh zu ihrer Sonnenaufgangswanderung auf dem ‚Šraml-<br />
-Weg‘ auf. Auf dem Gipfel waren sie genau um 4.37 Uhr. Die Vögel begannen um drei Uhr zu singen<br />
– gerade, als sie den oberen Šraml verließen. Da sie echte Naturliebhaber sind, waren Aufstieg und<br />
Sonnenaufgang für die ganze Truppe ein intensives Erlebnis. Nur die Kinder beschwerten sich, dass der<br />
Schatten der Schneekoppe viel zu schnell über den Riesengrund huschte. So früh am Morgen konnten<br />
sie sich nur aus dem Rucksack erfrischen. Ja, wo sind die Zeiten, als die heute älteste Einwohnerin von<br />
Malá Úpa, die damals 28-jährige Franziska Braun (die später Raimund Sagasser heiratete) in den 20er<br />
Jahren an jedem Sommermorgen bei Tagesanbruch auf der Böhmischen Baude noch die 120 Haferl<br />
noch heißen Kaffee verkaufte... Heute muss man bis neun Uhr warten, bis die Tschechische Poststelle<br />
öffnet.<br />
MIT DER KAMERA IM ScHAUBERGwERK ‚KOVáRNA-BERGScHMIEDE‘<br />
Bergleute vieler Generation hieben in den Jahren 1511 bis 1959 mit gewissen Unterbrechungen<br />
und in verschiedensten Techniken sieben Kilometer Stollen und Strecken ins Massiv der Schneekoppe.<br />
Die Speläologen der Gruppe Speleo Albeřice wiederum machten attraktive Orte im Bergwerk<br />
Bergschmiede – Kovárna für Touristen und Freunde der Bergbaugeschichte zugänglich. Schon im<br />
Laufe der ersten Jahre des Betriebs konnten die Besucher erkennen, wie schwierig es ist, die riesigen<br />
Räume in der Bergschmiede dokumentarisch einzufangen. Dem Fotografieren in der Unterwelt<br />
sind klare Grenzen gesetzt, die von der Intensität der Blitzlichter der Kameras abhängen. Gute Fotografien<br />
größerer unterirdischer Räume sind nicht ohne Hilfslicht, am besten von einigen Stellen auf<br />
einmal zu beschaffen. Erste bekannte Aufnahmen aus der Unterwelt des Riesengrunds machte Leo<br />
Sacher. 1956 trat dieser Landvermesser bei der Erzerkundung an und verpflichtete sich, Schweigen<br />
über alle Ergebnisse zu bewahren. Er vermaß nicht nur die Richtung des Vortriebs, sondern auch den<br />
Umfang des abgebauten Gesteins. Nach seinen Berechnungen wurden die Bergleute auch entlohnt,<br />
deshalb musste er bis zu viermal im Monat in die Unterwelt des Riesengrunds einfahren. Weitere<br />
Grubenräume hatte er in Svatý Petr und Harrachov zu vermessen. Kurioserweise galten die strengen<br />
Regeln der Wächter der strategisch wichtigen Rohstofflagerstätten nicht fürs Fotografieren. Sie rechneten<br />
wohl nicht mit der Möglichkeit, dass man Untertage solch gute Fotos machen kann. Ingenieur<br />
Sacher hatte es als tüchtiger Fotoamateur gelernt, Kugeln mit Magnesiumpulver zu verwenden, die<br />
nach dem Zünden ein kurzes, höchst intensives Licht verbreiteten. Er ließ einen auf dem Stativ vorbereiteten<br />
Fotoapparat der Marke Altix mit geöffneter Kammer stehen, sodass der Film erst bei der<br />
Beleuchtung der Strecke durch verschieden weit entfernte Lichtblitze exponiert wurde. Auf diese<br />
recht komplizierte Weise gelang es ihm, ein paar Dutzend Fotografien zu beschaffen, von denen heute<br />
einige von außerordentlichem dokumentarischem Wert sind. Die meisten Messungen nahm er mit<br />
Kollege Jiří Dušek und Figurant Gustav Martinec in den abgebauten Stollen Prokop und Helena vor. In<br />
den historischen Abbauräumen der Kovárna-Bergschmiede war kein Abbau geplant, hier beschafften<br />
sie lediglich informative Dokumentation. Das verschaffte Leo Sacher mehr Zeit, seine explosive Beleuchtung<br />
vorzubereiten und Fotos der heute erschlossenen Grubenräume zu machen. Der nächste<br />
Fotograf der Unterwelt der Schneekoppe war dreißig Jahre später Radko Tásler. Am 23. Juli 1988<br />
brachen die Speläologen den zugemauerten Schachteingang zur Grube Bergschmiede auf, um 16<br />
Jahre später einen Teil der Unterwelt für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die ersten guten<br />
Fotos des abwechslungsreichen Bergwerks fotografierte Radko mithilfe von Blitzlichtbirnen für Polaroid-Kameras.<br />
Die werden heute in der normalen Fotopraxis kaum noch verwendet, die letzten liegen<br />
nur noch in Nordamerika auf Lager. Miteinander verbundene elektronische Blitzlichtgeräte oder auch<br />
das Licht von Reflektoren, die bei den Erschließungsarbeiten am Bergwerk von transportablen Stromzentralen<br />
gespeist wurden, ermöglichten natürlich ganz andere Fotografien.<br />
Der Besuch des historischen Bergwerkes ist ein Erlebnis, das man als Teilnehmer organisierter<br />
Begehungen gern dokumentieren möchte. Aus Sicherheitsgründen ist die Mitnahme von Stativen<br />
nicht möglich, dementsprechend sind Fotos in die Tiefe Grenzen gesetzt. Ohne Hilfslicht oder Blitzlichtbirnen<br />
sind solche Fotos sowieso nichts wert. Was nicht heißt, dass man hier nicht interessante<br />
Fotos machen kann. Beim Abstieg in fünfzig Meter Tiefe sollte man sich aus Sicherheitsgründen<br />
nur der Besichtigung selbst und den Erläuterungen des Führers widmen. Auf der unteren Zwischen-<br />
-sohle hat man dann genug Zeit zum Fotografieren. Warten Sie auf besonders fotogene Stellen: Die<br />
fotografisch hübschen und auch mit normalem Elektronenblitzlicht fotografierbaren türkisblauen<br />
Kupfersinter etwa in der Mitte des Aufstiegs oder ganz unten die Strukturen der freigelegten Falten<br />
der zuckerweißen, schwarzgeränderten Marmore. Das steinerne Andenken an die Faltung des Riesengebirges<br />
vor Millionen von Jahren ist ein dankbares Fotoobjekt. Wer sich für Bergbaumethoden<br />
interessiert, macht ein Foto des detaillierten dreidimensionalen Farbmodells aller hiesigen Stollen<br />
und Strecken oder der im feucht-kühlen Milieu gut erhaltenen ‚Fahrten‘ - historischen Steigbäume<br />
(Baumstämme mit eingehauenen Stufen), die laut dendrochronologischen Analysen auch Hunderte<br />
von Jahren alt sind. Sie haben eine interessante Struktur und verlocken dazu, Untertage eine Makro-<br />
-Fotografie auszuprobieren. Zu Hause merkt man dann meistens, dass die besten Erinnerungsfotos<br />
doch die bei Tageslicht sind – an der Blockhütte der Speläologen vor dem Eingang zur Unterwelt,<br />
mit den Freunden in ihrer blauen Bergmannskluft und leuchtender Kopflampe am knallroten Helm...<br />
Das Bergwerk ‚Kovárna – Bergschmiede‘ ist nur im Juli und August geöffnet. Der bequemere,<br />
einstündige Rundgang A findet jeweils freitags bis sonntags um 10.30, 13.30 und um 16.30 Uhr<br />
statt. Der anspruchsvolle Rundgang B nimmt nahezu drei Stunden in Anspruch und beginnt immer<br />
um 10.00, 13.00 und 16.00 Uhr. Sowohl an Rundgang A, als auch Rundgang B können maximal 10<br />
Besucher teilnehmen. Ausschließliche Verkaufsstelle ist das Städtische Informationszentrum <strong>Veselý</strong><br />
<strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou. Die durch den Kauf der Eintrittskarten bestätigte Reservierung der Berg-<br />
werksbesichtigungen können Sie persönlich oder telefonisch unter der Rufnummer 499 736 130,<br />
ggf. auch ausreichend im Voraus per E-Mail an die Adresse info@veselyvylet.cz vornehmen. Die<br />
Bergwerksbegehungen sind bei jedem Wetter möglich, rechnen Sie mit einer anderthalben Stunde<br />
Wegzeit vom <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> im Zentrum von Pec bis zur Blockhütte am Eingang zum Bergwerk, wo man<br />
sich mindestens 15 Minuten vor Beginn eintreffen sollte (Anziehen der Schutzbekleidung und -mittel<br />
und Sicherheitsbelehrung). Nähere Informationen finden Sie auf der Website der Speläologen www.<br />
speleoalberice.cz. www.pecpodsnezkou.cz<br />
Leo Sacher fotografierte vor 25 Jahren<br />
seine Kollegen im Bergwerk Kovárna-Bergschmiede.<br />
Jiří Duška prüft im Schein der Grubenlampe<br />
die am Theodolit gemessenen Daten.<br />
Schnitt durch die Marmorfaltung auf Rundgang B.<br />
Die von den Bergleuten im Jahre 1959 verlassene Teilsohle.<br />
13
Vosecká bouda<br />
Kotel<br />
1435<br />
Vítkovice<br />
Křižlice<br />
Jizerka<br />
Kotelní<br />
jáma<br />
Hrabačov<br />
Čihadlo<br />
1200<br />
JILEMNICE<br />
Pramen Labe<br />
Benecko<br />
Štěpanice<br />
Valteřice<br />
Martinice<br />
Labská bouda<br />
Zlaté návrší<br />
Mrklov<br />
Labský důl<br />
Sněžné jámy<br />
Vysoké kolo<br />
1504<br />
Labe<br />
Kněžice<br />
Horní<br />
Branná<br />
Martinovka<br />
kaple<br />
sv. Anny<br />
Dolní<br />
Branná<br />
Petrova b.<br />
Labe<br />
Údolí Bílého Labe<br />
Kozí hřbety<br />
VRCHLABÍ<br />
Kunčice<br />
Špindlerova<br />
bouda<br />
Podhůří<br />
POLSKO<br />
Stará Bucharova cesta<br />
Malé Labe<br />
Kotelský potok<br />
Velki<br />
Stav<br />
Horní Lánov<br />
Prostřední<br />
Lánov<br />
Dolní<br />
Lánov<br />
Wang<br />
Modrý důl<br />
Čistá<br />
Fořt<br />
Lomnica<br />
Zahrádky<br />
Černý<br />
Důl<br />
Čistá<br />
Terezín<br />
Úpa<br />
Karpacz<br />
Hoffman.<br />
bouda<br />
Lomniczka<br />
Travers<br />
Šraml<br />
Sowia dolina<br />
Portášky<br />
Cesta Tee Weg<br />
Lanovka Č. hora<br />
Centrální<br />
parkoviště<br />
Zvonková cesta<br />
Janská h.<br />
Malá Úpa<br />
Tabule<br />
Rudolfova<br />
cesta<br />
Modrokamenná<br />
Lesní dům bouda<br />
JANSKÉ<br />
LÁZNĚ<br />
Luční potok<br />
Střecha<br />
Dlouhý hřeben<br />
Úpa<br />
Kowary<br />
Cestník<br />
Růženina cesta<br />
Rossaweg<br />
Sejfy<br />
Podgorze<br />
Jedlica<br />
Ochranná<br />
kaple<br />
<strong>Antonín</strong>ovo<br />
údolí<br />
Hrádeček<br />
Křížový vrch<br />
Kowary<br />
Dvorský les<br />
1033<br />
Sklenářovice<br />
Mladé Buky<br />
V Peklích<br />
Histor. most<br />
Brücke<br />
Bednářova cesta<br />
Bystřice<br />
Bóbr<br />
Stachelberg<br />
TRUTNOV<br />
Nová Paka - Praha Hostinné - Praha Hostinné Kuks - Dvůr Králové<br />
Bolkov<br />
Rudník<br />
Javorník<br />
Smrčinná stráň<br />
Emmina cesta<br />
Svoboda<br />
nad Úpou<br />
Hertvíkovice<br />
VÝCHODNÍ KRKONOŠE<br />
OST RIESENGEBIRGE<br />
2012<br />
22<br />
Vrbatova b.<br />
Samotnia<br />
Hamplova b.<br />
U Hlaváčů<br />
doporučená služba - strana<br />
Empfehlenswerte Dienstleistung/Seite<br />
Mědvědín<br />
Mísečky<br />
Krausovky<br />
Labská<br />
přehrada<br />
Šeřín<br />
Volský<br />
1033<br />
Důl<br />
Přední Labská<br />
Herlíkovice<br />
Štěp. Žalý<br />
Lhota<br />
Čertova louka<br />
Maly<br />
Kopa<br />
Sowia<br />
1471<br />
Stav<br />
1164 Pomezní Boudy<br />
Bouda Karpacz<br />
22 Malá Úpa<br />
Bílé Labe<br />
Kowary<br />
Jelenka U Dolu 19<br />
Bílá louka<br />
Jelenia Gora<br />
IC KRNAP<br />
19<br />
Svorová h.<br />
Blesk<br />
Nové<br />
18<br />
SNĚŽKA<br />
Haida<br />
Luční b.<br />
Úpská 1602<br />
Malá domky<br />
Prostřední<br />
Svatý Petr<br />
rašelina<br />
hora<br />
Úpa 19<br />
Luční hora Studniční<br />
ŠPINDLERŮV<br />
1555 hora 1554<br />
Renerovka<br />
Dlouhý důl<br />
Obří důl<br />
U kostela<br />
Koule<br />
MLÝN<br />
Kraví h.<br />
Stoh Výrovka<br />
Růžová hora<br />
1315<br />
1390<br />
Lví důl Jelení h. 1071<br />
Lysečinská bouda<br />
Na Pláni Klínovky 18<br />
19<br />
Máma<br />
1172<br />
19<br />
19<br />
Nová Klínovka<br />
Richterovy b.<br />
Ekomuzeum<br />
Na rozcestí<br />
KRNAP<br />
kaple<br />
Spálený<br />
Mlýn<br />
Narození<br />
Horizont<br />
Pěnkavčí<br />
Páně<br />
PEC pod<br />
1<br />
22<br />
Zadní<br />
Severka<br />
vrch<br />
Vápenka<br />
Rennerovky<br />
19<br />
SNĚŽKOU<br />
Jana<br />
jeskyně<br />
Nový<br />
Nikola<br />
Parada<br />
Červený<br />
Liščí hora<br />
Info<br />
kříž<br />
Rennerovky<br />
1363<br />
Liščí louka<br />
<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong><br />
Horní<br />
Galerie<br />
Červený<br />
Horní<br />
Albeřice<br />
vrch<br />
Reisova<br />
Hnědý Vrch Javor<br />
Velká Úpa<br />
Lysečiny<br />
Niedamirów<br />
3<br />
kaple<br />
Křižovatka<br />
Dolní<br />
Vebrova<br />
Lesní b.<br />
Albeřice<br />
bouda<br />
Valšovky Aichelburg<br />
19<br />
Stará hora<br />
Kolínská Thammovy b.<br />
bouda<br />
sv. Anna Dolní lom<br />
Strážné<br />
Rudolfov<br />
VESELÝ VÝLET<br />
Lysečiny Suchý<br />
Hrnčířské b. Lučiny<br />
INFOCENTRUM<br />
Důl<br />
GALERIE - PENSION<br />
LAPIDÁRIUM<br />
22<br />
Černohorská<br />
Temný Důl<br />
Rýchorský<br />
U Hlaváčů<br />
kříž<br />
Dolní<br />
Václavák rašelina<br />
Rýchorská<br />
Světlá hora<br />
bouda<br />
Klínový potok Dvůr kaple<br />
Černá h.<br />
Krausovy b. Reissovy<br />
Sever<br />
18<br />
Rýchory<br />
sv. Michala<br />
domky Horní<br />
1299<br />
Vernéřovice<br />
Zrcadlové b.<br />
Maršov<br />
veřejná silnice<br />
Öffentliche Straße<br />
místní a lesní silnice<br />
Orts - und Waldstraßen<br />
lesní cesty a chodníky<br />
Waldwege und -steige<br />
lanová dráha<br />
Seilbahn<br />
lyžařské vleky<br />
Skilift<br />
potok - řeka<br />
Bäche und Flüsse<br />
parkoviště<br />
Parkplatz<br />
střežená parkoviště<br />
Bewachter Parkplatz<br />
2 3 4 5 km<br />
Černá Voda<br />
Bobr<br />
Lampertice<br />
ŽACLÉŘ<br />
Krkonošské<br />
muzeum<br />
Omnia<br />
18<br />
Permoník<br />
Rusalka<br />
Prádelna<br />
23<br />
Prkenný<br />
Důl<br />
Křenov Zlatá<br />
Olešnice<br />
Libeč<br />
Voletiny<br />
Královec<br />
Úpice - Adršpach
16<br />
FOTOREPORTAGE ÜBER EIN KRIEGSDENKMAL<br />
In der 14. Ausgabe des Lustigen Ausflugs (VV 14/1999) hatten wir eingehend<br />
die dramatischen Ereignisse vom Ende des 2. Weltkriegs in Malá Úpa/<br />
Kleinaupa beschrieben. Am 23. Februar 1945 stürzte kurz nach Mitternacht<br />
ein deutsches Militärtransportflugzeug, eine Junkers JU 52, in dichtem<br />
Schneetreiben an der Schneekoppe ab. Es nahm an keiner direkten Kampfaktion<br />
teil. Im engen Rumpf drängten sich zwanzig verwundete Soldaten, die<br />
aus der Festung Breslau/ Wroclaw ausgeflogen wurden, wie die größte, von<br />
der Roten Armee eingekesselte schlesische Stadt genannt wurde. Das Flugzeug<br />
mit der Nummer 8620 startete genau zehn Tage nach der vollständigen<br />
Einkesselung. Neben der vierköpfigen Besatzung mit Hauptpilot Emil Hannemann<br />
war eine weitere komplette Besatzung einer Junkers an Bord, die<br />
kurz vorher auf dem provisorischen Flugplatz mitten in Breslau verunglückt<br />
war. Ziel des Flugzugs mit 28 Wehrmachtssoldaten an Bord war ein Lazarett<br />
im Hinterland, wohl in Dresden. Den Absturz am östlichen, Riesenkamm<br />
genannten Ausläufer der Schneekoppe überlebten mindestens sechs Männer,<br />
die nach siebenstündigem Herumirren im Dunkel und in tiefem Schnee<br />
entlang der Stangenmarkierung bei den Leischnerbauden/ Růžohorky an<br />
langten. 22 Soldaten starben direkt beim Absturz oder erfroren schwer verletzt<br />
wenig später. Der dreiundzwanzigste, Siegfried Szewezyk, kämpfte sich<br />
zwar bis zu den Leischnerbauden durch, starb dort aber vor Erschöpfung.<br />
Dies sind die grundlegenden Fakten über das größte Flugzeugunglück in der<br />
Geschichte des Riesengebirges, die Sie heute zu Ausflügen an interessante<br />
Orte von Malá Úpa inspirieren sollen. Machen Sie nach 67 Jahren seit diesem<br />
Ereignis Ihre eigene Fotoreportage.<br />
Ein guter Ausgangspunkt hierzu ist der historische Ortskern von Malá Úpa<br />
mit der Kirche St. Peter und Paul. Direkt an der Friedhofsmauer sind drei<br />
Teile der einzigen, bewahrt gebliebenen Flugzeugtrümmer im Riesengebirge<br />
zu sehen. Jahrelang hatten sie auf den kleinen Wiesen oder in den Latschenbüschen<br />
am Hang der Schneekoppe gelegen, bis sich Bürger von Malá Úpa<br />
im September 1998 entschlossen, hunderte Trümmerteile der Junkers JU<br />
52 in große Transportnetze zu sammeln und von einem Hubschrauber abtransportieren<br />
zu lassen. Außer dem zerstörten Motor ist auch der Schwanz<br />
des ursprünglich zwanzig Meter langen Flugzeugrumpfes ausgestellt. Es ist<br />
noch gut zu erkennen, wo das Höhenruder und dessen beweglicher Flügel<br />
befestigt waren. Vom Seitenruder blieb oben nur ein Gewirr aus verbogenen<br />
Blechen übrig, aber hinten ist noch der Flansch zu sehen, in dem sich der<br />
hintere Teil des Höhenruders bewegte. Aus dem unteren Bogen des Flugzeugschwanzes<br />
ragt noch die Halterung des Heckspornrades hervor. Aus<br />
welchem Teil des Flugzeugs das dritte ausgestellte Stück stammt, werden<br />
Sie selbst erkennen. Sollte Ihnen dabei das Bild der ganzen JU 52 an der<br />
ersten Tafel nicht weiterhelfen, dann sehen Sie sich einfach die ausführliche<br />
Skizze an, die etwas später folgt. An beiden Teilen des Flugzeugrumpfes ist<br />
die konstruktive Lösung des für seine Zeit großen Transportflugzeugs mit<br />
einer Flügelspannweite von nahezu 30 Metern gut zu erkennen. Um das Gewicht<br />
des Flugzeugs zu verringern, bestanden die meisten der vernieteten<br />
Elemente aus leichten Alu-Legierungen. Das Alu-Wellblech bedeckt auch<br />
Der Absturz des Transportflugzeugs der deutschen Luftwaffe,<br />
einer Junkers JU 52 an der Schneekoppe, ereignete sich am 23. 2. 1945.<br />
MALá ÚPA<br />
nach 70 Jahren nach seiner Herstellung und dem Aufenthalt in rauesten Witterungsbedingungen<br />
hier und da noch grüne Tarnfarbe. Nicht nur der Fortsetzung<br />
unserer Geschichte zuliebe sollte man nun einen Abstecher zum<br />
interessanten Bergfriedhof machen. Links vom Eingang ist hinter dem Familiengrab<br />
der Hofers eine geebnete Rasenfläche zu sehen. In diesem gemeinsamen<br />
Grab wurden am 2. März 1945 alle Opfer des Flugzeugunglücks in<br />
Doppelreihe beigesetzt. Rechts vom zentralen Friedhofskreuz befindet sich<br />
das Grab von Raimund Sagasser (siehe auch VV 21/2003, 30/2008). Der<br />
Holzfäller und letzte Bergbauer von Kleinaupa liegt unter einem Holzkreuz<br />
begraben, dass er selbst geschnitzt hatte. Er war der einzige direkte Helfer<br />
bei der Bergung der erwähnten 20 Opfer. Im Februar 1984 erzählte er mir,<br />
wie er damals mit weiteren Holzfällern mit großen Hörnerschlitten ausgerüstet,<br />
die normalerweise zum Holztransport dienten, zum Riesenkamm aufbrach,<br />
um jedes Opfer einzeln zu bergen. Auch nach 29 Jahren noch konnte<br />
sich Raimund Sagasser genau an das schreckliche Gefühl erinnern, als es<br />
ihm nicht gelang, den in unnatürlicher Haltung gefrorenen Leib eines jungen<br />
Soldaten auf dem Schlitten festzuzurren. Damals kam niemand auf den Gedanken,<br />
diese schaurige Schlittenkolonne zu fotografieren. Als sie am Friedhof<br />
ankam, stellte man fest, dass die Leichenhalle zu klein für alle Opfer war.<br />
So legte man die 22 Toten in Reih und Glied auf dem Fußboden in der Halle<br />
des gezimmerten Gasthofs ‚Zur Kirche‘ aus, damit sie dort ‚auftauen‘ konnten,<br />
bevor man sie in gewöhnliche Särge legte. Später brachte man auch die<br />
sterblichen Reste des Dreiundzwanzigsten – von Siegfried Szewezyk hier<br />
her. Eine Woche nach dem Unglück fand das Begräbnis statt – mit allen<br />
militärischen Ehren und unter starker Anteilnahme der Einheimischen. Völlig<br />
ohne Publicity organisierte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge<br />
e. V. im Juni 2002 die Exhumierung der Gebeine und deren Überführung auf<br />
den deutschen Kriegsfriedhof in Brno. Entsprechend den Grundsätzen der<br />
nach Ende des 1.Weltkriegs, genau gesagt im Dezember 1919 gegründeten<br />
Organisation werden die Soldaten in besonders gekennzeichneten Gräbern<br />
auf dem Gebiet desjenigen Staates beigesetzt, in dem sie gefallen sind.<br />
Zertifiziertes Flugzeugteil<br />
Auf dem Weg von der Kirche hinauf zu den Grenzbauden/ Pomezní Boudy<br />
öffnet sich der Blick auf die Schneekoppe samt der Unglücksstelle rechts<br />
von ihr. Bevor man zum Riesenkamm aufbricht, sollte man das Info-Zentrum<br />
in Horní Malá Úpa besuchen. Dem Absturz der Junkers JU 52 ist nämlich ein<br />
Teil der hiesigen Ausstellung gewidmet, die hier vom <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> zusammen<br />
mit der Gemeinde installiert wurde. Mittelpunkt der Ausstellung ist der best<br />
erhaltene aller drei BMW 9-Zylinder-Motoren. An einem der abgebrochenen<br />
Zylinder ist noch der große entblößte Kolben zu sehen (und zu fotografieren).<br />
Und in den gerippten Motorköpfen sind noch die Öffnungen der Zündkerzen<br />
zu sehen, die gleich im ersten Jahr nach dem Flugzeugunglück verschwanden.<br />
Die hölzerne Attrappe bietet eine gewisse Vorstellung von der Größe<br />
des zerbrochenen Zweiblatt-Propellers. Auch ein Blick in die Glasvitrine<br />
enthüllt interessante Einzelheiten. Der Vergleich des ausgestellten Berichts<br />
der Luftwaffe über das Flugunglück, der Karten über den Tod der einzelnen<br />
Jiří Štork löste 1957 die Fabrik- und Identifikationsnummer vom Rumpf.<br />
Soldaten mit dem Matrikeleintrag offenbarte eine ganze Reihe von Widersprüchen.<br />
So steht zum Beispiel beim Namen Erich König, dem Navigator<br />
der Besatzung des in Breslau verunglückten Flugzeugs die Notiz – tot. Auf<br />
der Totenliste der Pfarre fehlt er jedoch, sodass anzunehmen ist, dass er<br />
noch lebend bei den Leischnerbauden ankam. Unsicher ist auch, wie der<br />
Hauptpilot nun wirklich hieß – Otto Hoffmann oder Otto Kloppmann, wie im<br />
Vermerk der Luftwaffe angeführt. Wenn das letztgenannte wahr ist, dann hat<br />
der Pilot überlebt und Hoffman war unter den Toten. Von der Besatzung, die<br />
das abgestürzte Flugzeug steuerte, überlebte niemand. Unter den 23 toten<br />
Soldaten war auch ein Sudetendeutscher – der 28-jährige Franz Neumann<br />
aus Horní Lipka/ Oberlipka Nr. 124 im Adlergebirge. Im Juni 2007 schaute<br />
dessen Sohn Helmut Neumann mit ein paar Dokumenten bei uns im <strong>Veselý</strong><br />
<strong>výlet</strong> rein. Nahezu eine Woche nach der Beerdigung in Kleinaupa bekam<br />
Berta Neumann ein Telegramm der Brünner Fernschreibzentrale der Luftwaffe<br />
mit der Mitteilung, ihr Mann, der Panzergrenadier F.N. sei bei einem<br />
Flugunglück zwischen Breslau und Dresden ums Leben gekommen. Der<br />
direkte Flugweg zwischen diesen beiden Städten führte sicher nicht übers<br />
Riesengebirge, aber in den letzten Kriegsmonaten lag die Flugwaffe schon<br />
in Trümmern und so flogen die letzten Transportflugzeuge ungeschützt von<br />
Jagdflugzeugen lieber einen Umweg und vor allem nachts. Bevor uns Helmut<br />
Neumann dieses Dokument brachte, dachte man, Mladá Boleslav oder<br />
Hradec Králové seien das Ziel der Junkers gewesen. Weiteres Licht in die<br />
Sache brachte ein Brief des stellvertretenden Bürgermeisters von Ober-<br />
Kleinaupa Ignaz Tippelt an die Mutter eines verstorbenen Soldaten. Er versicherte<br />
Emma N. sein tiefes Mitleid, war doch sein eigener Sohn auch an der<br />
Front gefallen. Er beschrieb die Umstände des Unglücks, den Transport der<br />
Überlebenden ins Trautenauer Krankenhaus und versicherte ihr, jeder Soldaten<br />
sei in einem eigenen Sarg begraben. Die Beisetzung wurde dokumentiert,<br />
um die Opfer in Friedenszeiten namentlich identifizieren zu können. Mit<br />
dieser Identifizierung hängen die beiden Erkennungsmarken in der Vitrine<br />
zusammen. Jeder Soldat trug diese Blechmarke mit doppelter persönlicher<br />
Personenkennziffer und Code seiner Einheit. Wenn er fiel, blieb eine Hälfte<br />
im Grab und der abgebrochene Teil wanderte ins Erfassungszentrum. Mithilfe<br />
dieser Marken war es 2002 möglich, die Mehrheit aller Opfer von der<br />
Schneekoppe zu identifizieren. In der Ausstellung ist auch die Identifikationsmarke<br />
der ganzen JU-52 ausgestellt. 1957 nahm Jiří Štorek’s Vater den Bub<br />
zum Wrack, um ein Erinnerungsfoto zu schießen. Als Jiří mit einem Stock<br />
über den Wellblechrumpf ratterte, blätterte an einer Stelle die grüne Farbe<br />
ab, wobei die Fabriknummer sichtbar wurde. Jiří löste mit dem Taschenmesser<br />
die Nieten des kleinen Aluminiumblättchens und steckte es sich als Souvenir<br />
in die Hosentasche. Schon als wir im Juni 2003 die Ausstellung auf den<br />
Grenzbauden installierten, brachte uns seine Schwester eine Fotokopie. Im<br />
Mai 2006 besuchte dann der Finder selbst unsere Redaktion und widmete<br />
uns das Originalschildchen samt Fotografie am Flugzeugwrack. Eine dritte<br />
Form der Fabrikmarke bekommt man heute sogar als Souvenir. Die Gemeinde<br />
Malá Úpa ließ kleine ovale Marken aus dem Wellblech des Flugzeugs mit<br />
Identifikation des größten Flugzeugunglück des Riesengebirges prägen und<br />
Die Flugzeugtrümmer am Wanderweg Travers waren jahrelang<br />
eine besondere touristische Attraktion.<br />
verkauft diese nun samt Papierzertifikat im Informationszentrum. Ein weiterer<br />
Distributionsort ist der Gasthof U kostela (Bei der Kirche), der auch in die<br />
Geschichte der Kleinaupner Junkers von 1945 gehört.<br />
Unterwegs zur Schneekoppe<br />
Kaum hatte am 13. Mai die Seilbahn zwischen dem Rosenberg/ Růžová hora<br />
ihren Betrieb eingestellt, wuchs sprunghaft das Interesse der Touristen am<br />
Aufstieg zum höchsten Gipfel Tschechiens aus Malá Úpa. Der Parkplatz bei<br />
der Bus-Endhaltestelle auf den Grenzbauden/ Pomezní Boudy liegt in 1050<br />
m ü. NN – zum Gipfel sind es also gerademal 550 Höhenmeter. Dem roten<br />
Wanderzeichen folgend geht es zur beliebten Ausflugsbaude Jelenka hinauf,<br />
wo sich der Weg teilt. Rechts geht es steil auf dem roten Wanderweg und an<br />
der Staatsgrenze entlang zur Schwarzen Koppe/ Svorová hora hinauf und<br />
dann gemächlich auf dem Kamm weiter bis zu Schneekoppe. Der gelb markierte,<br />
gemächliche Weg ‚Travers‘ führt an der Unglücksstelle der JU 52 vorbei<br />
bis zum Gipfel der Schneekoppe. Wolfgang Pech wurde in Dolní Lysečiny<br />
geboren und musste das Riesengebirge als Kind verlassen. Später flog er einen<br />
Hubschrauber der Luftwaffe der BRD und lernte so nicht nur die Gefahr<br />
des militärischen Fliegens kennen, sondern gewann auch entsprechenden<br />
Respekt vor allen Opfern, die ihr Ziel nicht erreichten. 1999 initiierte er die<br />
Installation einer Gedenktafel bei der Schneekoppe, um das Andenken an<br />
die Opfer dieser Flugzeugkatastrophe zu wahren. Ein tschechischer Sponsor<br />
stellte der Burggesellschaft Aichelburg die notwendigen Mittel bereit und<br />
so installierte diese am 25. Mai 2001 zwei Metallplatten, die in deutscher<br />
und tschechischer Sprache an die 23 Opfer erinnern. Sie sind rechts am<br />
Wege zur Schneekoppe in den Fels eingelassen. Sobald man den Latschenwald<br />
verlassen hat und die mit Heide bewachsenen Wiesen betritt, muss<br />
man Acht geben, um sie nicht zu übersehen. Seltsam ist, dass das Flugzeug,<br />
obwohl es von Norden, also aus dem heutigen Polen kam, auf die Südflanke<br />
des Riesenkammes in Tschechien prallte. Mag sein, dass dies mit der<br />
indirekten Flugroute nach Dresden zusammenhing oder der Pilot hatte im<br />
Schneetreiben einfach die Orientierung verloren. Ursprünglich lag das gesamte<br />
Flugzeugwrack am Weg Travers, aber mit der Zeit rutschte es immer<br />
tiefer in die dichten Latschenbüsche. Vielleicht trug auch dazu bei, dass die<br />
Einheimischen die Flugzeugtrümmer auseinander klaubten, um die Blechteile<br />
zur häuslichen Herstellung von Trommelwaschmaschinen zu verwenden<br />
oder einfach als Souvenir mitnahmen. Auch eine Felge blieb bewahrt. Im<br />
Riesengebirge stürzten gleich ein paar Flugzeuge ab (VV 28/2007), aber<br />
nur hier am unzugänglichen Hang der Schneekoppe blieben die Flugzeugtrümmer<br />
53 Jahre lang liegen, sodass man manche von ihnen heute noch in<br />
Malá Úpa zu sehen bekommt.<br />
Informationszentrum Malá Úpa, Pomezní Boudy, PLZ 542 27, Tel.:<br />
00420 499 891 112, E-Mail: info@malaupa.cz, geöffnet ist täglich von<br />
8.30 bis 17.00 Uhr. Sie können sich hier auch gut auf Deutsch verständigen.<br />
www.info.malaupa.cz<br />
Vladimír Kosina, Zbyněk Mohorn, Vratislav Grešl, Robert Hudrlík und weitere<br />
Enthusiasten aus Malá Úpa bereiten am 23. 9. 1998 den Schwanzteil<br />
des Rumpfes zum Abtransport vor. Gerade dieses Fragment ist heute<br />
in der Ausstellung an der Kleinaupner Kirche ausgestellt.<br />
17
18<br />
In den zurückliegenden 20 Jahren haben wir auf den Seiten des Lustigen<br />
Ausflugs insgesamt 146 ausgewählte Tourismusdienstleistungen vorgestellt,<br />
für deren Qualität wir mit unserem eigenen guten Namen bürgen.<br />
Manche sind inzwischen verschwunden, andere haben sich über Jahre hin<br />
bewährt und Ihren Reaktionen zufolge für Zufriedenheit gesorgt. Seither<br />
wurden diese Riesengebirgs-Dienstleistungen privatisiert und so können<br />
wir Sie heute mit noch größerer Sicherheit beraten. Sicher, Sie können sich<br />
auch selbst anhand der Web-Seiten der jeweiligen Anbieter orientieren,<br />
aber eine persönliche Empfehlung mag die Auswahl noch erleichtern. In<br />
diesen 20 Jahren waren wir niemals gezwungen, der Finanzierung unserer<br />
Saisonzeitung wegen Kompromisse einzugehen und Subjekte in die Auswahl<br />
aufzunehmen, von deren Ehrlichkeit wir in der entsprechenden Kategorie<br />
nicht überzeugt gewesen wären. Wir danken Ihnen allen, dass Sie die<br />
empfohlenen Dienstleistungen wahrgenommen haben, denn das Feedback<br />
der Betreiber hilft uns, die Saisonzeitung in solch einer Auflage und völlig<br />
gratis herauszugeben. Wir danken auch all den Betreibern für die verlässliche<br />
Zusammenarbeit, die uns wiederum hilft, in der breiten Palette ähnlich<br />
gearteter Dienstleistungen zu bestehen.<br />
Wir bieten Ihnen nun eine Übersicht von 18 Unterkunfts-Anbietern, die im<br />
Ostriesengebirge mit den besten Leistungen in ihrer Kategorie aufwarten.<br />
Klicken Sie deren Webseite an und suchen Sie ein gutes Reiseziel aus.<br />
Auf Seite 22 finden Sie die letzten drei empfehlenswerten Dienstleistungen,<br />
deren Aktivitäten wir besonders schätzen. Das Hotel Horizont in Pec pod<br />
Sněžkou hat sich trotz seiner etwas merkwürdigen Architektur zu einer der<br />
besten Dienstleistungssubjekte gemausert, das viele zufriedene Besucher<br />
ins Aupatal bringt. Die Familienpension U Hlaváčů am Marktplatz in Horní<br />
Maršov ist das Symbol für bleibende Qualität, die maximal auf die Zufriedenheit<br />
ihrer Gäste zugeschnitten ist. Auch deshalb ist sie schon zum 35.<br />
Mal im Lustigen Ausflug. Von den neueren Objekten erregte vor drei Jah-<br />
ren die neue ‚Baude Malá Úpa‘ in Pomezní Boudy unsere Aufmerksamkeit.<br />
Denn außer hübschen Zimmern bietet sie ihren Besuchern auch ein breite<br />
Palette anknüpfender Urlaubsaktivitäten. Und im Frühling kam eine Herde<br />
schöner zottiger Schottischer Hochlandrinder dazu.<br />
AUF DEN BERGKÄMMEN<br />
Die wiesenbaude mit ihrer nahezu vierhundertjährigen Tradition bietet 150<br />
Betten in vier Kategorien – von Zweibettzimmern mit kompl. Ausstattung bis<br />
hin zu touristischen Übernachtungen im eigenen Schlafsack. Allen stehen<br />
jedoch Sauna, Fitnessraum, Gesellschaftsspiele und WiFi-Internetzugang<br />
zur Verfügung. Im berühmten Restaurant für 200 Gäste bekommt man<br />
böhmische Hausmannskost mit Heidelbeerspezialitäten und Gebäck aus<br />
der eigenen Bäckerei und ab September ein direkt in der Baude gebrautes<br />
Bier. www.lucnibouda.cz<br />
wIR EMPFEHLEN BEwÄHRTE<br />
Die Bergbaude Nová Klínovka bietet Unterkunft samt Beköstigung in drei<br />
Kategorien. Zur Baude gehört ein Skilift und gleich in der Nähe führen ein<br />
markierter Wanderweg und die regelmäßig gespurte Riesengebirgs-Skimagistrale<br />
vorbei. Im stilvollen Restaurant serviert man nicht nur typische<br />
Riesengebirgsgerichte, sondern auch das Beste aus der Gebirgsküche<br />
unserer Nachbarn in den Alpen. Ein besonderer Leckerbissen ist das handgebackene<br />
Brot ‚Klínovák‘. www.klinovka.cz<br />
HORNÍ MARŠOV<br />
Das Zentrum für Umwelterziehung und Ethik Rýchory SEVER bietet<br />
Aufenthalts- und Bildungsprogramme für Schüler von Grund- und Fachschulen<br />
und Gymnasien, Pädagogen, Landwirte und öffentliche Verwaltun-<br />
gen sowie Exkursionen, Wochenendveranstaltungen für die Bevölkerung<br />
und Ferienlager. Man erfährt etwas über das ‚Gedächtnis der Riesenge-<br />
birgslandschaft‘ und lernt die hiesige Ziegenherde und Riesengebirgsprodukte<br />
kennen, man testet, ob man nachhaltig oder verschwenderisch auf<br />
Erden wandelt und begreift die globalen Zusammenhänge von all dem. Mög-<br />
lichkeit zur Bestellung von Unterkünften und zur Vermietung von Räumen<br />
und Technik für eigene Veranstaltungen. www.sever.ekologickavychova.cz<br />
JANSKÉ LáZNĚ<br />
Das Familienhotel Lesní dům mit seiner langjährigen Tradition und mit<br />
tagtäglich geöffnetem Restaurant mit ausgezeichneter Küche bietet zudem<br />
gut ausgestattete Ein- bis Dreibettzimmer und Apartments. Es hat seinen<br />
eigenen Privatparkplatz, Sauna, Whirlpool, einen beheizten Sommerpool<br />
und WiFi-Internetzugang. Einen Skiverleih an Ort und Stelle, das Skigebiet<br />
Černá hora gleich um die Ecke. www.lesnidum.cz<br />
Das SkiResort-Hotel OMNIA**** ist ein modernes Design- und Sporthotel<br />
mit Relax-Umfeld und 43 komfortabel eingerichteten Zimmern und<br />
Apartments. Das Hotel wartet mit Restaurant, Lobby Bar, Sommerterrasse,<br />
Wellnesscenter, Sporthalle und entsprechendem technischem Umfeld zur<br />
Veranstaltung von Konferenzen und Firmenschulungen auf. Das Hotel ist<br />
Teil des SkiResorts ČERNÁ HORA und bietet als einziges in ganz Tschechien<br />
die uneingeschränkte Möglichkeit zur Gratis-Benutzung seiner 8-sit-<br />
zigen Kabinenseilbahn. www.omniahotel.cz<br />
PEc POD SNĚŽKOU<br />
Das Berghotel Bouda Jana mit langjähriger Tradition liegt zwischen Velká<br />
und Malá Úpa am Wege zur Schneekoppe. Es bietet 33 Gästen Unterkunft<br />
– in gut ausgestatteten und geräumigen Ein- bis Dreibettzimmern und<br />
größeren Apartments. Im Hotel gibt es eine Infra-Sauna, einen Fitnessraum,<br />
Tischtennis, WiFi-Internetzugang und draußen einen Privatparkplatz. Das<br />
Restaurant wartet mit gutböhmischer Küche und Delikatessen zum Kaffee<br />
DIENSTLEISTUNGEN<br />
auf. Sie ist die einzige bekannte Produktionsstätte von Heidelbeereis direkt<br />
vom Rübezahl im ganzen Gebirge. www.boudajana.cz<br />
Die Pension Nikola im Zentrum von Pec bietet Unterkunft mit Frühstück in<br />
einem gut ausgestatteten Apartment und 12 Zimmern, mit Bar und stilvoll<br />
eingerichtetem Speiseraum, mit Sauna, privatem Parkplatz direkt am Haus<br />
und WiFi-Internetzugang. Reisegruppen werden preisgünstige Abendessen<br />
im benachbarten Enzian Grill, der besten Gaststätte in der Stadt geboten.<br />
www.nikolapec.cz<br />
Das wellness Hotel Bouda Máma mit seiner ausgezeichnet ausgestatteten<br />
Hotelanlage mit Hotelpool, vier verschiedenen Saunen, Massagestudio,<br />
Bowlingbahn, Billardtischen, Sportplatz, Eisfläche, Fitnessraum, Hoteltaxi<br />
und vielem mehr bietet erstklassige Unterkunft und das technische Umfeld<br />
für Konferenzen aber auch Familienaufenthalte, samt Hotelgaragen, Privatparkplatz<br />
und einem beliebten Restaurant mit fürstlicher Speise- und Getränkekarte.<br />
www.boudamama.cz<br />
Richterovy boudy ist eine gut ausgestattete Kammbaude hoch oben<br />
über Pec. Der moderne Hotelbetrieb bietet 106 Betten sowohl für Individualaufenthalte,<br />
als auch für Aufenthalte für Schulen, Firmen- und Interes-<br />
sengruppen, dazu noch Sauna, Fitnessraum, zwei Skiliftanlagen und Wi-<br />
Fi-Internetzugang. Das ganztägig, auch für vorbeikommende Wanderer<br />
geöffnete Restaurant wartet mit zahlreichen Spezialitäten und einer großen<br />
Getränkeauswahl auf. www.richtrovyboudy.cz<br />
Die Lesní bouda hoch über Pec pod Sněžkou unweit der Skipiste Zahrádky<br />
und der Seilbahn Hnědý Vrch bietet Unterkunft touristischen Charakters bis<br />
hin zu gut ausgestatteten Apartments und vor allem ein weithin bekanntes<br />
Restaurant mit Spezialitäten aus eigener landwirtschaftlicher Produktion<br />
– Lamm- und Hammelfleisch und Ziegenmilch. Ihre Farm mit eigener Tierzucht<br />
ist in Besitz des Biofarm-Zertifikats. www.lesnibouda.cz<br />
MALá ÚPA<br />
Alte und Neue Rennerovka bei der Kirche und am hiesigen Skigebiet stehen<br />
nur 250 m voneinander entfernt. Ihre Dienstleistungen gehören zu den<br />
besten in der Region. Sie warten mit Ein- bis Dreibettzimmern mit Halb-<br />
oder Vollpension, Frühstück und Abendbrot am Büfett, einer Rezeption mit<br />
Bar, einem Billard- und Gesellschaftsraum, einem Kinderspielraum und<br />
Klubraum mit Kamin, Sauna und Whirlpool auf. www.renerovky.cz<br />
Die Kinderpension Permoník ist ein ausgezeichneter Ferienort für junge<br />
Familien oder Muttis mit Kindern. Unterkunft mit Vollpension in Zwei- bis<br />
Vierbettzimmern mit kompletter Ausstattung, die Baude Ťapka gleich<br />
nebenan ist für größere Gruppen oder Familien gedacht. Es werden ab-<br />
wechslungsreiche Programme im Spielraum oder unter freiem Himmel geboten,<br />
sowie Märchen-Lehrpfad, Dorftiere, kleine Skischule, Schaf-Bar,<br />
Massagen, Kosmetik & Pediküre, WiFi-Internetzugang und eine Bar für Erwachsene.<br />
www.penzion-permonik.eu<br />
Die Pension Blesk steht nur ein paar Schritte von den Grenzbauden/Pomezní<br />
boudy mit dem hiesigen Skigebiet entfernt und bietet hübsche Unterkunft,<br />
Frühstücksbüfett sowie Halb- oder Vollpension. Die Pension wird besonders<br />
gern von Familien mit Kindern, Fuß- und Radwanderern, Sportlern<br />
aber auch Schulklassen und Kindergärten besucht. Die geräumige Pension<br />
birgt einen stilvoll eingerichteten Speiseraum, eine Halle mit Kamin, einen<br />
neuen Spielraum für Kinder und einen Spielplatz im Freien.<br />
www.penzionblesk.cz<br />
U Dolu – diese Familienpension in Horní Malá Úpa bietet solide Unterkunft<br />
in Apartments und Zwei- und Dreibettzimmern in guter Ausstattung.<br />
Die Halbpension mit Hausmannskost wird in einem stilvoll eingerichteten<br />
Speiseraum mit Minibar gereicht. Im Haus gibt es Sauna, Whirlpool und Wi-<br />
Fi-Internetzugang und draußen einen Kinder-Skilift und einen gesicherten<br />
Parkplatz. www.udolu.cz<br />
Die Pension Rusalka über Spálený Mlýn bietet Dienste mit langjähriger<br />
Tradition, die Unterkunft in ihren 17 gut ausgestatteten Zimmern ist auch<br />
für Familien mit Kindern geeignet. Den Gästen stehen Sauna, Solarium, ein<br />
beheizter Sommerpool, ein Spielraum, Massagen und Kosmetikleistungen<br />
zur Auswahl. Das Restaurant hat täglich geöffnet, eine besondere Spezialität<br />
der ohnehin reichen Speisekarte sind hausgemachte Buchteln und sog.<br />
‚Rakvičky‘ (böhmisches Gebäck mit Schlagsahne) zum Kaffee.<br />
www.rusalka-upa.cz<br />
Das Bier ‚Pahoráč‘<br />
von der wiesenbaude<br />
Am 10. August 2012, also zum Laurentiusfest,<br />
wird in der Wiesenbaude<br />
in einer Meereshöhe von 1410 Metern<br />
feierlich die Brauerei Paroháč<br />
(Hahnrei/ Gehörnter) – die höchstgelegene<br />
Brauerei in Mitteleuropa eröffnet.<br />
Das gleichnamige, direkt auf den<br />
Kämmen des Riesengebirges gebraute<br />
Bier ist ein Lagerbier mit 11o und 13o<br />
Stammwürze. Also nichts wie hin zum<br />
einem gezapften Pahoráč!<br />
19
20<br />
Ursprüngliches Aussehen des Schwantner-Bildwerks<br />
in Černá Voda.<br />
<strong>ŽAcLÉŘ</strong> <strong>Antonín</strong> <strong>Tichý</strong><br />
Žacléř/ Schatzlar am östlichsten Ausläufer des<br />
Riesengebirges ist heute unter anderem ein ausgesprochenes<br />
Radwanderparadies. Regelmäßig<br />
wird hier im Mai feierlich die neue Radsaison eröffnet,<br />
am 28. September klingt sie mit einem zünftigen<br />
MTB-Wettbewerb dreiköpfiger Mannschaften<br />
– der sog. ‚Žacléřská 70‘ wieder aus. Die meisten<br />
Radtouristen kommen jedoch zu beschaulichen<br />
Radtouren ohne steile Anstiege her – in die Landschaft<br />
zwischen Riesengebirge und Rabengebirge<br />
mit ihren malerischen Aussichten. Vergessen<br />
Sie nicht, die Kamera einzupacken, bevor Sie zur<br />
nachstehend beschriebenen Tour aufbrechen.<br />
Denn dieser Landstrich wartet mit einem für das<br />
Riesengebirge recht ungewöhnlichen Vielzahl<br />
geistlicher und weltlicher Statuen und Steinplastiken<br />
auf. Allerdings – das Fotografieren bildhauerischer<br />
Werke hat seine Tücken. Viel hängt vom Licht<br />
ab. Greller Sonnenschein erlaubt schöne Detailfotos,<br />
weiche Linien erzielt man eher bei bedecktem<br />
Himmel. Die Geschichten der einzelnen Stationen<br />
sind jedoch bei jedem Wetter interessant.<br />
Den Ringplatz in Žacléř zieren eine Mariensäule des Hochbarocks und die Statue des hl. Florian<br />
– eine volkstümliche Arbeit aus dem Jahre 1950.<br />
den verlassenen Förderturm des Schatzlarer Steinkohlebergwerks auf der<br />
Wir empfehlen Ihnen eine leichte Rundtour für Trekkingräder – vom Ringplatz anderen Seite, machen wir erst einmal einen kleinen Abstecher nach links<br />
in Žacléř geht es auf der Hauptstraße los, die gar nicht anders heißen kann, zum sog. Rosenanger (Růžový palouček) Danach radeln wir von der glei-<br />
als Johann-Amos-Komenský-Straße. Bei der mit ihrem Gründer Theodor Pohl chen Wegscheide weiter in Richtung Černá Voda/ Schwarzwasser bis nach<br />
und dem hier beginnenden Modellbauer Emil Schwantner verbundenen Por- Královec. Von hier fahren wir auf der Straße in Richtung Bernatice/ Bernsdorf,<br />
zellanfabrik Keramtech geht es erst einmal nach links hinauf. Auf einem un- biegen aber noch vor dem Ortseingang nach rechts auf einen Feldweg ab.<br />
beschwerlichen Radweg durchquert man die gesamte Ortslage Bobr/ Bober. Über den Königshaner Pass verkürzen wir uns den Weg nach Lampertice/<br />
An seinem Ende überquert man das erste Mal eine stillgelegte Bahnstrecke, Lampersdorf. Oder man fährt auf der Straße nach Bernartice und biegt hier<br />
von der man in einer aktuellen Ausstellung des Stadtmuseums mehr erfährt. nach rechts ab, durchfährt ein schönes zweistöckiges Eisenbahnviadukt der<br />
Nun geht es keine 200 Meter auf der Straße nach Královec/ Königshan weiter, Lokalbahn in Richtung Křenov/ Krinsdorf. Mitten in dieser malerischen Ort-<br />
bevor wir nach links auf die interessanteste Passage unserer Radwanderung schaft biegen wir zur Villa Křenov ab und fahren auf einer schmalen Asphalt-<br />
abbiegen. An der ersten Wegkreuzung am Gemeindekreuz mit Blick auf die straße zurück nach Žacléř. Die Route ist bequem an einem halben Tag zu<br />
Schneekoppe auf der einen Seite und auf die überwucherten Halden und schaffen, vergessen Sie nicht, sich im Infozentrum eine Radwanderkarte und<br />
Materialien über die zu besuchenden Orte zu beschaffen.<br />
Wie schon ein paar Mal in dieser Ausgabe des Lustigen Ausflugs geht es in Žacléř los – diesmal am Friedhof.<br />
Hinter der hiesigen Dreifaltigkeitskirche steht eine Christusstatue aus dem Jahre1935, die Emil Schwantner<br />
zugeschrieben wird, der im nahen Königshan geboren wurde. In ihrer statischen Pose hat sie allerdings<br />
nichts mit seinen klassischen, unsteten Figuren gemein. Christi Augen und die dem heiligen Michael vom<br />
zerstörten Gefallenendenkmal in Svoboda nad Úpou ähnelnde Würde, verraten jedoch, dass es ein Werk<br />
dieses Meisters ist. Im Eckpfeiler der Kirche ist ein schöner Grabstein aus dem Jahre 1723 eingemauert, die<br />
älteste Plastik an dieser Strecke. Schon aus den von Engelchen bevölkerten Wolken über dem steinernen<br />
Eingangsportal der Kirche haucht einen der Geist des Barock an. Auch der Altar vom gleichen Autor und<br />
seine schwebenden Figuren – ein meisterliches Schnitzwerk von Jiří František Pacák – vermittelt die vollkommene<br />
Illusion von Architektur. Unsere Neugier erweckt vor allem ein in diesen Breiten ungewöhnlich<br />
qualitätsvolles Werk – eine dreiseitige, gefühlvoll in den dreieckigen Ringplatz einkomponierte Mariensäule.<br />
Der Regionalkünstler aus der weit verzweigten Bildhauerfamilie der Pacáks’s aus Starý Rokytník/ Alt Rognitz<br />
schwang sich mit dieser konzentrierten Essenz des expressiven Hochbarocks auf kleinstem Raum kühn an<br />
der Seite seines Zeitgenossen Matthias Berhard Braun auf, dessen Plastiken in Kuks/ Kukus Kunstliebhaber<br />
aus aller Welt bewundern. Das nahezu vornehm anmutende Monument ist schon in der ungewöhnlichen<br />
Auswahl weniger bekannter Heiliger interessant. Sie umringen einen Obelisken mit der barhäuptigen Unbefleckten<br />
Jungfrau Maria auf seiner Spitze, die in wehendem Gewand auf dem von der Urschlange umwundenen<br />
Erdball steht. Die Heiligen Dominik, Hieronymus und Bernard stehlen so dem hl. Ignatius von Loyola,<br />
dem Begründer des Jesuitenordens nicht die Schau, der raffiniert, scheinbar nachträglich an die Vorderfront<br />
des Objekts gestellt wurde. Die gesamte Komposition samt der filigranen Details der Balustraden und der<br />
Engelchen mit ihren barocken Bauchfältchen ist eine Augenweide. An für sich lohnt es sich schon dieses<br />
Erlebnisses wegen nach Žacléř zu fahren. Ein Stück weiter fand auch der ‚Weltenbummler‘ St. Florian seinen<br />
endgültigen Platz. Allein, woran wir uns erinnern, zog er schon dreimal um. Am Eckstein des Bürgerhauses<br />
wurde er von einem Pkw gerammt. Gewisse Zeit stand er bei den historischen Holzhäusern, von wo er im<br />
Einklang mit dem Wunsch seiner Donatorin Katerina Beuer aus dem Jahre 1817 zu dem Haus umzog, in<br />
dessen Hof er ursprünglich aufgestellt wurde. Ein weiterer Leckerbissen erwartet uns in Bobr. Auf einer hohen<br />
Säule steht die anmutige Statue des hl. Antonius in schlichter, seilumgürteter Mönchskutte und unvermeidlichem<br />
Buch und Jesuskind im Arm. Dieses volkstümliche Werk mit der Jahreszahl 1770 hat einen Kopf,<br />
als hätte ihn Picasso geschaffen. Das Gesicht schaut nämlich in eine andere Richtung, als der Kopf. Es folgt<br />
ein gusseisernes Kreuz mit Monogramm der Jungfrau Maria auf steinernem Podest. Die gleichen Initialen<br />
finden sich auf dem Hampelkreuz in Černá Voda/ Schwarzwasser wieder. In Bober<br />
fehlt auch der am häufigsten vertretene Landespatron Johann Nepomuk<br />
nicht. Das gediegene Werk eines Volkskünstlers, welches das Wurzelwerk eines<br />
bereits gefällten Baumes stark aus der Vertikalen geneigt hat, gewinnt hierdurch<br />
noch an Dramatik. Im Kontrast hierzu mutet das folgende ‚vorfabrizierte‘ Steinkreuz<br />
mit den eingemeißelten Reliefplastiken der Jungfrau Maria, der hl. Katerina<br />
und des hl. Johann Nepomuk mit ihren traditionellen Attributen nahezu kalt und<br />
schroff an. Es ist wie die meisten anderen routinemäßigen Handwerksarbeiten<br />
auf Bestellung gefertigt. An einer von zwei mächtigen Ahornen eingezwengten<br />
Wegkreuzung ragt auf einem Mühlstein aus dem Jahre 1823 mit bisher deutlicher<br />
Riffelung der dünne Schaft eines Gemeindekreuzes auf. Hier nahmen die Einwohner<br />
von Schwarzwasser Abschied von ihren Verstorbenen, bevor sie sie auf<br />
ihrem Weg zur Schatzlarer Kirche begleiteten. Der Weg durch den erwähnten Ort<br />
führt unweigerlich zum sog. Rosenanger/ Růžový palouček, wo Johann Amos<br />
Komenský (Comenius) im Jahre 1628 auf der Flucht nach Lissa/ Leszno Böhmen<br />
für immer verließ. Wir kommen an einem restaurierten Kreuz mit geöffnetem Buch<br />
aus dem Jahre 1902 vorbei, das Witwe Franziska Kallner errichten ließ und staunen<br />
kurz darauf über ein Glanzwerk des Barocks in freier Landschaft. Die Statue<br />
der heiligen Anna mit dem Alten Testament in der Hand ließ Johann Georg Feest<br />
im Jahre 1765 aus Dankbarkeit dafür errichten, dass seine Gemeinde Schwarzwasser<br />
vom Wüten des Krieges verschont blieb. Heute sind die einzelnen Verzierungen<br />
neu vergoldet, aber wenn man sich das Werk aus der Nähe betrachtet,<br />
findet man auch noch Spuren der ursprünglichen Polychromie. Ein weiteres kleines<br />
Kriegsdenkmal, eine gediegene Steinmetzarbeit mit Ranken und nicht ursprünglichem<br />
Kreuz gedenkt der Opfer der Kriege, die in den Jahre 1741 bis<br />
1778 auf der Landeshuter Senke Einzug hielten. Der Rosenanger, eine Gedenkstätte<br />
mit dem Denkmal des berühmtesten böhmischen Exulanten, ergänzt von<br />
einer Comenius-Gedenktafel wurde 1970, genau zum dreihundertsten Todestag<br />
des Denkers enthüllt. Als der Bildhauer Ladislav Zívr im Jahre 1958 eine Gedenktafel<br />
mit dem eindrucksvollen Profil des Völkerlehrers Comenius für den Obelisken<br />
am Schatzlarer Ringplatz schuf, wählte er Bronze – seiner hohen Beständigkeit<br />
wegen. In der Gegenwart geriet diese ursprüngliche Absicht dem Denkmal<br />
zum Nachteil. Als wir Sie auf den Seiten des Lustigen Ausflugs das erste Mal<br />
hierher einluden (VV 7/1995), konnte man noch die Bronzetafel bewundern. Aus<br />
Angst vor rücksichtlosen Buntmetallsammlern beschlossen die Schatzlarer im<br />
Jahre 2003, sie sicherheitshalber im Depositorium des Städtischen Museums zu<br />
verwahren. Die Kopie von Alena Koňáková ist genauso wie die Texttafel aus Ersatzmaterial.<br />
Wie ein schlechter Witz muten allerdings die Satzfehler gerade im<br />
Text über den Völkerlehrer an. Der Obelisk mit gusseisernem Kreuz links am Weg<br />
zur Ortsmitte von Černá Voda/ Schwarzwasser wurde seit 1889 schon mindest<br />
dreimal renoviert, dennoch blättert der minderwertige Stein immer wieder ab. Die<br />
Daten der erfolglosen Reparaturen sind an der Rückseite der Gottesmarterl verewigt.<br />
Wann steht die nächste an? In Sichtweite der ‚Burg‘ mit ihrem kuriosen<br />
Neubau neben dem historischen Turm eines Kalkofens restauriert Roland Hantl<br />
aus Mladé Buky gerade das hiesige Hampel-Kreuz. Wie bei anderen Denkmalen<br />
in Schwarzwasser half ihm der Lokalpatriot Dieter Illner, der hier 1948 geboren<br />
wurde, bei der Erneuerung. Seit seinem Umzug nach Deutschland im Jahre 1968<br />
kommt er immer häufiger in die alte Heimat, um Mittel zur Erneuerung von Denkmalen<br />
aufzutreiben. Gerade diesen Leuten und der Unterstützung der Stadt<br />
Žacléř und der umliegenden Orten ist es zu verdanken, dass nahezu sämtliche<br />
vorgestellten Denkmale restauriert wurden und weiter gepflegt werden. Auch das<br />
Denkmal, das den im 1. Weltkrieg gefallenen Männern aus Schwarzwasser gewidmet<br />
ist, bekam eine neue Tafel mit ihren Namen. Dennoch weist die zweite<br />
Arbeit von Emil Schwantner an der heutigen Denkmal-Route Spuren brutaler Beschädigungen<br />
des Sockels auf. Nicht etwa durch den Zahn der Zeit, sondern irgend<br />
ein Verblendeter hat hier die symbolischen Eichenzweige und den Kriegerhelm<br />
abgehackt. An den Seiten sind die Namen der Hauptdonatoren eingemeißelt<br />
– die gleichen und weitere Namen uralter Riesengebirgsgeschlechter sind<br />
ein Stück weiter in die verlassenen Grabsteine des Dorffriedhofs gemeißelt – Demuth,<br />
Hampel, Lahmer, Buchberger, Bönsch, Reiss… Mitten auf dem früheren<br />
Dorfanger von Schwarzwasser steht im Schatten von Kastanien und umgeben<br />
von den verwaisten Ziersäulen einer ehemaligen Einfriedung ein weiteres Steinkreuz,<br />
das typisch für sein Entstehungsjahr 1880 ist. Noch ein paar mal in die<br />
Pedale getreten und schon sind wir Královec/ Königshan. Das jahrelang vernachlässigte<br />
Steinkreuz am Eingang zur neuzeitlichen Kirche klagt der Überlieferung<br />
nach einen Mord in tiefer Vergangenheit an. Die im Jahre1998 restaurierte Statue<br />
des Kirchenpatrons Johann Nepomuk aus dem Jahre 1762 erlaubt wieder einen<br />
Vergleich der Arbeit eines volkstümlichen Steinmetzen mit dem professionellen<br />
Werk eines geschulten Bildners. Klar – wieder ist von Emil Schwantner die Rede.<br />
Sein den Opfern des großen Krieges von 1914–1918 gewidmetes Denkmal in<br />
Královec blieb als eines von wenigen wie durch ein Wunder nahezu unbeschadet.<br />
Noch dazu an solch einem frequentierten Ort, wie an der Hauptstraße nach Polen.<br />
Mag sein, dass es damit zusammenhängt, dass die Namen der Gefallenen<br />
direkt in den Stein gehauen sind oder dass dieser Ort in der zweiten Hälfte des<br />
vergangenen Jahrhunderts der letzte Ausläufer der Zivilisation war. Wem dieses<br />
Defilee von Schwantners bildhauerischen Werken in der nahen Umgebung seines<br />
Geburtsorts noch nicht ausreicht, kann seinen Ausflug nach Křenov/ Krinsdorf<br />
ausdehnen – zur früher stattlichen Villa des Besitzers der Schatzlarer Porzellanfabrik<br />
Theodor Pohl. Der große Förderer von Emil Schwantner ließ sie 1919 im<br />
Jugendstil, jedoch mit deutlichen Fachwerkelementen erbauen. In der Wand befindet<br />
sich ein leider beschädigter, bis heute jedoch eindrucksvoller Brunnen mit<br />
der Plastik eines Nöcks von Schwantner. Ohne vorherige Bestellung kann man<br />
jeden Freitag und Samstag ab 16 Uhr einen Blick in die Pension Villa Křenov<br />
werfen, wenn das Restaurant geöffnet ist. Auf dem Weg von Křenov zurück nach<br />
Žacléř stößt man noch einmal auf den heiligen Nepomuk. Zwar nicht ertrunken,<br />
dafür fehlt ihm eine Hand. Gestohlen? Der Vollständigkeit halber steht am Wegesrand<br />
noch ein gewöhnliches Kreuz mit gusseiserner Christusfigur auf einem<br />
Steinsockel, das von den Einwohnern von Křenov gepflegt wird. Nur ein paar Kilometer<br />
Weg und soviel Schönheit. Die Schatzlarer können mit Fug und Recht<br />
fragen – wer hat das schon?<br />
Städtisches Museum Žacléř und Touristisches Informationszentrum,<br />
Rýchorské nám. 10, 542 01 Žacléř, Tel. 00420 499 739 225, E-Mail: muzeum@zacler.cz.<br />
Täglich, außer montags von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Neben<br />
einer ständigen, dem Schaffen des Bildhauers Emil Schwantner gewidmeten<br />
Ausstellung, ist noch bis zum 2. September die Sonderausstellung ‚130<br />
Jahre Lokalbahnlinie Královec – Žacléř‘ zu besichtigen. Die Werke von Emil<br />
Schwantner und historische Erzeugnisse der Porzellanfabrik Theodor Pohl<br />
kann man sich auf der Website des Sammlers Václav Petira http://www.soskyzacler.cz/<br />
anschauen.<br />
www.zacler.cz<br />
Das gerade enthüllte Gefallenendenkmal in Královec im Jahre 1921.<br />
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22<br />
wIR EMPFEHLEN<br />
BEwÄHRTE DIENSTLEISTUNGEN<br />
Hotel Horizont<br />
Das markante Hotel in Pec pod Sněžkou wartet mit komplexen Hoteldienstleistungen, ausgezeichneter<br />
Gastronomie und einem modernen technischen Umfeld für den individuellen und Gruppenurlaub<br />
sowie für Kongresse, Seminare und Konferenzen für bis zu 250 Teilnehmern auf. Unterkunft wird in<br />
132 gut ausgestatteten Zweibettzimmern und einigen Apartments geboten. Das Café & Restaurant<br />
mit Tanzparkett und Livemusik; auch nicht untergebrachte Gäste schauen gern mal in die hiesige<br />
‚Havanna Bar‘, ‚Sport-Bar‘ im Relaxcenter rein oder verweilen auf der Sommerterrasse oder im Bar-<br />
-Restaurant Panorama Club 18 in der obersten Etage. Der Hotelkalender bietet Einblick in geplante<br />
kulinarische Aktionen. Das Sport- und Relaxcenter des Hotels ermöglicht spannende Spiele auf<br />
zwei Ricochetcourts und einem Squashcourt – einem der besten in ganz Tschechien. Hier lassen<br />
sich aber auch Kegel- und Tischtennisturniere oder Wettrennen am Rudersimulator austragen. Nach<br />
einem anstrengenden Meeting entspannt man sich gern im Solarium, in der Sauna, im Hotelpool<br />
oder Whirlpool. An bis zu sechs separaten Massageliegen widmen sich Hotelphysiotherapeuten<br />
und -masseure ihren Klienten. Mittels Weich- und Mobilisationstechniken befreien sie Muskel- und<br />
Sehnenspannungen aber auch Gelenk- und Wirbelsäulenblockaden. Nach der psychischen Arbeit<br />
tut den Delegierten eines Kongresses das Training an zwölf verschiedenen Kraftmaschinen oder<br />
die Bewegung auf den sieben Indoorbikes im Spinning-Center richtig gut. Firmen nehmen für ihre<br />
Teamfestigungsaktionen gern die Leistungen des Hotelpartners Happy Hill Sochor in Anspruch und<br />
brechen mit Instrukteuren oder Organisatoren zu Outdoor-Aktivitäten sportlichen oder vergnüglichen<br />
Charakters auf. Nur ein paar Schritte vom Hotel gibt es einen Relaxpark. Bei den meisten Ver-<br />
anstaltungen beteiligt sich das Hotel direkt am Rahmenprogramm und sorgt auch für die abendliche<br />
Unterhaltung.<br />
Hotel Horizont in Pec pod Sněžkou, Velká Pláň Nr. 141, PLZ 542 21, Tel. 00420 499<br />
861 222 + 333, E-Mail: hotel@hotelhorizont.cz, wir sprechen Deutsch, Englisch und Polnisch,<br />
www.hotelhorizont.cz<br />
Pension U Hlaváčů<br />
Diese Dominante des Marktplatzes in Horní Maršov ist ein historisches Haus, das sich Berthold Aichelburg<br />
im Jahre 1855 als Sitz des Kreisgerichts hatte erbauen lassen. Heute befindet sich hier die<br />
Pension U Hlaváčů mit vorzüglicher Unterkunft inkl. Frühstück in Zweibettzimmern mit Bad und Auf-<br />
bettungsmöglich-keit. Im Gesellschaftsraum befinden sich eine kleine Bar und ein Fernseher. Zum<br />
Objekt gehört auch ein Innenpool mit ganzjährigem Betrieb. Geparkt wird auf einem geschlossenen<br />
Innenhof bei der Pension. Im Erdgeschoss befindet sich neben - auch das Spezialgeschäft Cash and<br />
Carry Pilsner Urquell mit dem gesamten Sortiment der Pilsner Brauerei, einschließlich Radegast und<br />
Kozel (Bock). Von hier aus wird das Fass- und Flaschen- und Dosenbier ins ganze Ostriesengebirge<br />
distribuiert. Das Geschäft ist täglich von 8 - 12 und 12.30 -16 Uhr geöffnet, samstags von 8 bis 11<br />
Uhr.<br />
Pension und Selbstbedienungsgeschäft U Hlaváčů, Horní Maršov, Bertholdovo náměstí 68,<br />
PLZ 542 26, Tel.: 00420 499 874 112, E-Mail: hlavac.milan@iol.cz, Verständigung auch auf<br />
Deutsch möglich. www.uhlavacu.cz<br />
Baude Malá Úpa<br />
Nach vielen Jahren gibt es auf den Grenzbauden/ Pomezní Boudy wieder Rinder. Bei der Berghütte<br />
Bouda Malá Úpa weidet in der rauen Witterung in 1000 Meter Meereshöhe eine Herde robuster<br />
Schottischer Hochlandrinder. Die herrlichen zottigen Tiere in der Hürde hinter der Pension ziehen<br />
nicht nur die Blicke von Kindern an. Sommergäste dürfen sich hier zudem auf einen zertifizierten<br />
und beleuchteten Mehrzweckplatz mit einem speziellen Belag für Floorball, Kleinfeldfußball, Fuß-<br />
balltennis, Volleyball, Tennis und zum Inline-Fahren freuen. Auf dem Gelände gibt es außerdem eine<br />
18-Loch-Minigolfanlage mit Bohlenwegen und einen Kinderspielplatz. Dazu gehört auch der Shop<br />
und Verleih ‚Sport and Rent‘ mit Markenausstattung und -zubehör für den Sommern und den Winter.<br />
Radfahrer finden hier ein sicheres Raddepot und einen Radservice vor, Skifahrer einen Skiservice<br />
und -verleih von Top-Skiausrüstungen für den Skilanglauf und -abfahrtslauf. Auf geliehenen Bergrollern<br />
und Rädern kann man tief ins Tal hinunter rollen – mit dem Radwanderbus geht es wieder<br />
zurück. Hausgäste kommen in den Genuss verschiedenster Preisermäßigungen auf die Beköstigung,<br />
sportliche Aktivitäten und einen mindest 5-tägigen Skipass. Nach einem anstrengenden Skitag<br />
macht das Relaxen in der Sauna oder im Whirlpool doppelt Spaß. Die Skipiste Pomezky ist<br />
gerademal 100 m von der Pension entfernt, einen Kinderskilift gibt es gleich nebenan. Sommers<br />
wie winters steht Familien mit Kindern eine kleine Spielecke zur Verfügung, die an ein benachbartes,<br />
ganzjährig von 11 bis 22 Uhr geöffnetes Nichtraucherrestaurant anschließt. Die altböhmische Küche<br />
ergänzen eine ansehnliche Weinkarte mit Weinen aus den mährischen Weinkellern Lechovice aber<br />
auch traditionelle Markenbranntweine. Pilsner Bier, guter Kaffee, hausgebackener Kuchen und Desserts<br />
runden das kulinarische Angebot ab. Die Nichtraucherpension in Pomezní Boudy bietet Zwei-<br />
bis Fünfbettzimmer (diese mit zwei Schlaffzimmern) sowie ein barrierefreies Apartment für Rollstuhlfahrer.<br />
Die hotelartigen Zimmer sind mit Kühlschrank und Sat-Fernsehern ausgestattet, Internet-<br />
zugang auf den Zimmern und im Restaurant ist eine Sache der Selbstverständlichkeit. Hausgäste<br />
parken direkt an der Baude auf einem Privatparkplatz, Restaurantbesucher auf dem öffentlichen<br />
Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite.<br />
Hotelartige Pension Bouda Malá Úpa, Pomezní Boudy Nr. 136, Malá Úpa, PLZ 542 27, Inhaber<br />
Martin Uher, Tel.: 00420 739 673 383, Verleih Sport and Rent, Tel.: 605 329 656, Verständigung<br />
auch auf Deutsch und Englisch, E-Mail: info@boudamalaupa.cz, www.boudamalaupa.cz<br />
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00420 499 871 120, von Montags bis Freitags von 6 - 14,<br />
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RIESENGEBIRGS NATIONALPARK<br />
1. Weiße Alpen-Kuhschelle<br />
2. Türkenbund<br />
3. Roter Fingerhut<br />
4. Schwalbenwurz-Enzian<br />
5. Zwerg-Priemel<br />
FLORA DES RIESENGEBIRGES AUS DER FOTOSAMMLUNG VON JIŘÍ RYBA<br />
Der Zoologe Jiří Ryba verfiel vor ca. sechs Jahren dem Fotografien von Riesengebirgspflanzen. Lange zuvor absolvierte<br />
er an der Prager Karlsuniversität ein Studium der Entomologie, um sich anschließend das ganze Berufsleben lang mit der<br />
Erforschung von Parasiten, vor allem von Flöhen und Mücken zu befassen und dies auch im Rahmen einiger Auslandsexpeditionen.<br />
Erst in der Rente übermannte ihn die Schönheit anderer Naturphänomene und so begann er die Pflanzenwelt<br />
des Riesengebirges zu fotografieren. Schon vierzig Jahre lang fährt er mit seiner Gattin in die Berghütte des TJ Slavoj Prag<br />
7 in Strážné – kein Wunder, dass er die weite Umgebung inzwischen wie seine Westentasche kennt. Die Gründung seiner<br />
Pflanzen-Fotosammlung veranlasste Jiří Ryba dazu, viele Ausflüge zu unternehmen und Orte zu besuchen, die er sonst wohl<br />
kaum zu Gesicht bekommen hätte. So lernte er auch solch weit von seinem Wochenendhaus entfernte botanische Lokalitäten<br />
kennen, wie Sklenářovice/ Glasendorf, Rýchory/ Rehorngebirge oder die Sonnenseite/ Sluneční stráň über Dolní<br />
Maršov. Für alle Freunde von Naturschönheiten sei angemerkt, dass er die Fotos auch der seltensten Blümchen in der I. und<br />
II. Zone des Nationalparks tatsächlich nur in der nächsten Umgebung der Wanderwege oder in der III. Zone geknipst hat,<br />
in der man sich ja bekannterweise auch abseits der markierten Wanderwege bewegen darf. Wie als Naturwissenschaftler<br />
gewohnt, ordnete er die gefundenen und fotografierten Pflanzen arten- und systemgerecht ein und ließ sich diese Einteilung<br />
anschließend von Petra Šťastná aus der botanischen Abteilung des Riesengebirgsnationalparks kontrollieren. Manche außergewöhnlichen<br />
Blumen, wie zum Beispiel das nach Jahren wiederentdeckte Männliche Knabenkraut aus der Familie der<br />
Orchideen, konnte er aber nur dank seiner Teilnahme an einer am 19. Juni 2010 am Südhang des Rehorngebirges (Rýchory)<br />
für die Öffentlichkeit bestimmten Expedition ablichten. Zum gleichen Termin macht er sich auch in diesem Jahr mit Experten<br />
aus der KRNAP-Verwaltung zum Knabenkraut auf – die einzelnen Aktionen für die Öffentlichkeit werden auf der Webseite<br />
www.krnap.cz in der Rubrik Umwelterziehung publiziert.<br />
Nachdem seine Sammlung schon einige hundert erstklassige Fotografien umfasste, kam Jiří Ryba die Idee, die Schönheit<br />
der Riesengebirgsflora mit anderen teilen. Er stellte eine Auswahl von mehr als einhundert interessanten Pflanzen zusammen<br />
und stellte diese zusammen mit der Redaktion des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> als Präsentation ins Internet. Je nach Blütezeit sind sie in<br />
sechs Monate eingeteilt – von April bis September. Wunderschönen und verschiedenartigen Orchideen ist ein besonderes<br />
Kapitel gewidmet. Bei jeder ist jeweils immer die Lokalität und das Datum vermerkt, zu dem das Foto geschossen wurde. Der<br />
Autor wählte vor allem bedeutende und fotografisch attraktive blühende Pflanzen aus, aber auch einige Bärlappe und Farne.<br />
Auf vielen Fotos sind auch gut die Lokalitäten zu erkennen. So gedeihen zum Beispiel im Blaugrundpass mit dem Denkmal<br />
der Bergopfer gleich mehrere bedeutende Pflanzen, wie die Ähren-Hainsimse oder die Weiße Alpen-Kuhschelle. Zwei schöne<br />
und seltene Arten kann man am Weg von der Wiesenbaude ins Weißwassertal/ Údolí Bílého Labe erblicken. Hier, nur<br />
ein paar Schritte von der Abzweigung zur ehemaligen Rennerbaude entfernt, fotografierte Jiří Ryba Ende Juni Zwerg-Priemeln<br />
und das Sudetische Läusekraut. Eine ganze Reihe interessanter Pflanzen gibt es im Juli bei Wanderungen durch den<br />
Riesengrund zu sehen. An den Ufern der Aupa/ Úpa wachsen ganze Teppiche blau blühenden Alpen-Milchlattichs. Gleich<br />
hinter dem Holzbohlensteig der gelb markierten Abzweigung in den Blaugrund/ Modrý důl wird dem aufmerksamen Wanderer<br />
nicht der fleischfressende Rundblättrige Sonnentau entgehen. Auf den früher intensiv bewirtschafteten Wiesen vor der<br />
Gedenkkapelle blühen den ganzen Sommer Sudeten-Stiefmütterchen. Auf dem ersten Geröllfeld über der Bergschmiede/<br />
Kovárna wächst der seltene Krause Rollfarn. An der sumpfigen Stelle vor dem Dix-Kreuz kann man sich zusammen mit einer<br />
weiteren bedeutenden Enzianpflanze fotografieren – dem Sumpfenzian mit seinen blauen Blüten. Bevor man zur ehemaligen<br />
Riesenbaude gelangt, leuchten in der Umgebung des unlängst reparierten Weges die gelben Köpfchen des Gold-Fingerkrauts<br />
und der Berg-Nelkenwurz. Zur gleiche Zeit bedecken das Aupa-Hochmoor ganze Teppiche der weißen Bäusche des<br />
Schneidigen Wollgrases und unweit der Wiesenbaude/ Luční b. auch des mächtigeren Schmalblättrigen Wollgrases. Haben<br />
Sie die Fotografie von Jiří Ryba zu einem Besuch dieser berühmten botanischen Lokalitäten inspiriert? Dann sollten Sie noch<br />
wissen, dass man, um ähnlich schöne Fotos zu schießen, ein niedriges Stativ, eine Kamera mit schwenkbarem Display und<br />
am besten auch mit Makro-Programm braucht. Und natürlich auch gute Laune und ein Quäntchen Glück mit dem Wetter.<br />
Im Juli 2010 machte sich Jiří Ryba von seiner Hütte in Strážné auf, um endlich die stolze Große Sterndolde zu fotografieren.<br />
Aus Horní Maršov wanderte er auf dem gelb markierten Weg bergauf und nur ein Stückchen unter der Baude Rýchorská<br />
6. Moos-Steinbrech<br />
7. Sudetisches Läusekraut,<br />
Schmalblättriges Wollgras,<br />
Sudeten-Hainbinse<br />
8. Blauer Eisenhut,<br />
Berg-Nelkenwurz<br />
(Alpenpetersbart)<br />
9. Arnika (Bergwohlverleih),<br />
Sumpfenzian (Tarant)<br />
10. Scharfer Mauerpfeffer<br />
6.<br />
entdeckte er einen ganzen blühenden Teppich von ihnen. Auch diese Fotografie der Sterndolden vom Rehorngebirge ist in<br />
der Juli-Rubrik der Website www.veselyvylet.cz im Kapitel ‚Informationszentrum‘ und auch unter ‚News‘ zu finden.<br />
Den ersten Fotografen mit ihren großen Kammerapparaten war es noch nicht beschieden, die farbigen Tupfer des Riesengebirges<br />
für die Touristen einzufangen. Deshalb wurden die Pflanzen wie schon Jahrhunderte früher grafisch dargestellt.<br />
Vor einhundert Jahren bereitete der namhafte Verleger Max Leipelt aus Bad Warmbrunn bei Hirschberg/ Jelenia Góra<br />
zusammen mit dem Maler L. M. Wöhlke eine schöne Serie von Riesengebirgsblumen auf erstklassigen lithografischen Ansichtskarten<br />
mit naturgetreuen Blütenfarben vor. Alles vor der Kulisse solcher Top-Motive des Riesengebirges wie Schnee-<br />
koppe, Schneegruben, Prinz-Heinrich-Baude oder Burg Kynast/ Chojnik. Ein paar dieser Ansichtskarten, auch wenn nur in<br />
Schwarz-Weiß wählten wir zur Illustration der botanischen Vielfalt unserer Berge aus. Die wohl berühmteste Fotografie der<br />
Riesengebirgsflora stammt von Zdenko Feyfar, der eine verblühte Alpen-Kuhschelle direkt gegen die Sonne fotografierte.<br />
Das machten ihm natürlich später viele nach, ohne den Meister jedoch übertreffen zu können. Von den Farbaufnahmen von<br />
Blumen verdient sich die Fotografie von Jiří Havel aus dem Teufelsgärtchen im Riesengrund besonderer Erwähnung, auf<br />
welcher eine seltene Frühlings-Kuhschelle vor dem satten Blau des Himmels strahlt. Eine auffällige Fotografie ziert auch den<br />
Einband des Grundwerkes über die Flora des Riesengebirges von Josef Šourek. Die Titelseite dieses Buches aus dem Jahre<br />
1969 mit Havel‘s Foto taucht auch in der Präsentation von Jiří Ryba auf – in einer Literaturübersicht zum ersten Fotomonat<br />
April, die der Autor bei der Suche der Lokalitäten und zur Artenbestimmung verwendet. Im Jahre 2009 stellte ein Autorenkol-<br />
lektiv, das in den letzten vierzig Jahren vom führenden Botaniker Jan Štursa angeleitet wird, den ersten fotografischen Atlas<br />
der Riesengebirgspflanzen fertig. Die meisten der Fotografien stammen von Jiří Dvořák, dem Redakteur und Fotografen der<br />
Zeitschrift ‚Krkonoše‘. Dieses prächtige Buch, das seine Autoren dem Andenken an den Forscher Josef Šourek widmeten,<br />
ist sowohl in den Informationszentren der KRNAP-Verwaltung, als auch im <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> erhältlich. Nur ein Jahr jünger ist der<br />
Atlas der Riesengebirgsfauna, bei dem Jan Vaněk und weitere Fotografen beim Fotografieren der gezeigten 470 Lebewesen<br />
ganz anders vorgehen mussten, als ihre Kollegen beim Fokussieren der unbeweglichen Pflanzen.<br />
MIT DER BLUME IM wAPPEN<br />
Im Jahre 1880 wurden an der schlesischen Seite der Riesengebirgsverein und auf der böhmischen Seite der selbstständige<br />
Österreichische Riesengebirgsverein gegründet. Beide wählten sich eine der schönsten Blüten des Riesengebirges zum<br />
Symbol – die Zwerg-Priemel. In der Natur mutet sie äußerst zart an und sie als blühendes Büschel zu sehen, ist ein echtes<br />
Erlebnis. Direkt am Weg blüht sie im Juni außer an der erwähnten Wegkreuzung auf der Weißen Wiese auch noch am grünen<br />
Wanderweg zwischen der Martins- und Elbfallbaude/ Labská bouda. Nach der Gründung der Tschechoslow. Republik wurde<br />
der Verein zum ‚Deutschen Riesengebirgsverein‘ und wohl auch deswegen entfiel bei der Gestaltung des Symbols des<br />
Riesengebirgsnationalparks achtzehn Jahre nach Kriegsende auch die bildnerische Verwendung der interessanten Blüte<br />
der Zwerg-Priemel. Die ersten drei Angestellten der Verwaltung des KRNAP – Josef Fanta, Miroslav Klapka und Václav <strong>Veselý</strong><br />
– suchten 1964 nach Mitteln und Wegen, um den Nationalpark den Menschen näher zu bringen. Eine der Möglichkeiten<br />
war, ein verständliches Symbol zu schaffen. Über den Verband bildender Künstler wurde ein öffentlicher Wettbewerb ausgeschrieben.<br />
Die Entwürfe enthielten nicht nur die ursprüngliche Zwerg-Priemel, sondern z.B. auch die Kontur der Schnee-<br />
koppe, die Gestalt des Rübezahl oder den Strauch der endemischen Sudeten-Zwergmispel, letztendlich entschied man<br />
sich für den Entwurf von Jaroslav Cheben mit einer Blume, welche die Gebirgswanderer in der zweiten Sommerhälfte kaum<br />
übersehen können. Die Blüte des Schwalbenwurz-Enzians repräsentiert die Verwaltung des KRNAP bis heute noch, seit<br />
dem 1. August 2008 jedoch in der grafisch leicht abgeänderten Darstellung der akademischen Malerin Renata Oppeltová.<br />
Derzeit finden Diskussionen über ein völlig neues Logo statt, das den polnischen und tschechischen Nationalpark Riesengebirge<br />
gemeinsam repräsentieren würde – genauso wie die Riesengebirgsvereine vor 130 Jahren. Es ist zu vermuten, dass<br />
im grafischen Wettbewerb ein Entwurf siegt, dem eine der berühmten Blumen des Riesengebirges zu Grunde liegt. Denn<br />
die seltenen Pflanzen des Riesengebirges sind nun einmal das Aushängeschild des Riesengebirgsnationalparks und für die<br />
Besucher der rechte Grund, zu einer Bergtour aufzubrechen. Die Freude, die man verspürt, wenn man solch ein seltenes<br />
Blümchen findet, ist es sich wert. www.krnap.cz<br />
7. 8.<br />
9.<br />
10.<br />
25
26<br />
Sehr geehrte Freunde des Lustigen Ausflugs, bzw. <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> – am 7. Juni<br />
1992, also vor genau 20 Jahren eröffneten wir in provisorischen Räumlichkeiten<br />
gemeinsam die Galerie und das Informationszentrum <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in<br />
Pec pod Sněžkou. Am Freitag, dem 18. Dezember 1992 fand die erste thematische<br />
Ausstellung zu ‚Lustigen Ausflügen‘ statt – mit Fotografien von Jirka<br />
Daňek, Jirka Havel, Miloš und Pavla Klimeš, Ctibor Košťál, Joska Rakoncaj,<br />
Mirek (Lanč) Šmíd und Radko Tásler. Auch bei der ersten Ausstellung und Dia-<br />
Vorführung von unseren weiten Reisen am 13. November 1993 in der neuen<br />
Galerie und dem Informationszentrum <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl kamen wir in<br />
großer Zahl zusammen. Viele von Euch halfen am 22. Oktober 1994 beim Errichten<br />
des acht Meter hohen Roten Kreuzes auf dem Langen Kamm/ Dlouhý<br />
hřeben mit, wo wir im Oktober 2004 – nun schon zwischen hochgewachsenen<br />
Bäumen – ein zweites Gruppenfoto machten. Mit Unterstützung unserer<br />
Familie und Handwerkern eröffneten wir dann im Dezember 1995 die Pension<br />
<strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl, acht Jahre später kamen eine Begegnungshalle<br />
und weitere Einrichtungen hinzu. Als erstes Objekt unserer Restaurierungssammlung<br />
Lapidarium remedium stellten wir am 3. August 1996 einen historischen<br />
steinernen Wegweiser wieder an der Prager Baude auf. Am gleichen<br />
Tag überschritten wir zusammen mit Freunden aus dem ‚Haus dreier Kulturen‘<br />
in Albeřice demonstrativ die grüne Staatsgrenze, um die Eröffnung bisher<br />
geschlossener Grenzübergänge an der polnisch-tschechischen Grenze<br />
zu erwirken. Unter der Regie von Jan Pohribný und Pavel Šmíd fand am 19.<br />
Juli 1996 im <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> ein Workshop ausländischer Berufsfotografen statt,<br />
Lektoren waren Bohdan Holomíček und Pavel Štecha. Am 27. November 1996<br />
beendete Aleš Hetflejš den Satz der insgesamt 20. und gleichzeitig ersten<br />
Ausgabe des Lustigen Ausflugs mit farbiger Titel- und Rückseite. Am 16. August<br />
1997, einem herrlichen Sommertag, klopften Sie gemeinsam mit Jirka<br />
Hůrka auf den Grundstein der neuen Galerie in Pec, alle zusammen bildeten<br />
wir dann eine lebendige Kette auf ihrem geplanten Grundriss. Nachdem sich<br />
die Trapper und Freunde des Lustigen Ausflugs 15 Jahre lang an verschiedensten<br />
Orten getroffen hatten, kamen wir am 7. November 1998 erstmals in<br />
der Baude Jelení louky zusammen, wo letztes Jahr insgesamt schon zum 29.<br />
Mal Diavorträge stattfanden. Unter reger Beteiligung stellten wir am 6. November<br />
1999 die Büste von Berthold Aichelburg wieder an ihrem gewohnten<br />
Platz auf – in der inzwischen rekonstruierten Waldburg Aichelburg. Mit der<br />
Ausstellung ‚Václav Havel – Symbol der Freiheit‘ auf Fotografien von Bohdan<br />
Holomíček, Pavel Štecha und Tomki Němec eröffneten wir am 15. Januar<br />
2000 die neue Galerie und das Informationszentrum mit Souvenirgeschäft <strong>Veselý</strong><br />
<strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou. Am Dienstag, dem 20. Juni 2000 begannen wir<br />
im Auftrag der Burggesellschaft Aichelburg mit dem Verkauf der Eintrittskarten<br />
und dem Ausleihen der Schlüssel zur Waldburg Aichelburg, die bis zum 25.<br />
Mai 2012 genau 27 781 registrierte Gäste besuchten. Freitag, den 12. Januar<br />
2001 begann in Pec die bisher erfolgreichste Ausstellung ‚Mein Leben als<br />
Bergsteiger‘ mit Fotografien von Mirek (Lanč) Šmíd. Am 2. Juni 2001 führte<br />
uns Aleš Lamr den wiederhergestellten Kreuzweg nach Stará hora/ Altenberg<br />
vor. In Pec wiederum fand am 10. Juli 2001 unter Beteiligung des Protagonisten<br />
Friedrich Kneifel die Premiere des Filmdokuments von Pavel Štingl ‚Welche<br />
Sprache spricht der Herrgott‘ statt. Im Rahmen des ‚Tibet-Tages‘ installierten<br />
wir am 9. März 2002 an der Hauswand der Galerie <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> eine tibetische<br />
Schutzmarke<br />
Saisonzeitschrift <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>, Temný Důl Nr. 46, 542 26 Horní Maršov, Tel. 00420 499 874 298, e-Mail: info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz,<br />
Herausgeber/Redakteur: Miloslav und Pavel Klimeš, sprachliche Bearbeitung: Jarmila Klimešová, graphische Gestaltung: Květa Krhánková, Illustrationen:<br />
Květa Krhánková, Zdeněk Petira, Stanislav Špelda, Fotografien: Adolf Hartmann, Jiří Havel, Bohdan Holomíček, Pavel Klimeš, Ctibor Košťál, Lubomír<br />
Mocl, Adolf Lehmann, Hugo Pohl, Leo Sacher, Pavel Štecha und Herausgeberarchiv, Satz: Tisk OFSET a.s. Úpice, Tel. 499 881 171, Druck: Garamon<br />
s.r.o. Hradec Králové Tel. 495 217 101, deutsche Übersetzung: Hans-J. Warsow, polnische Übersetzung: Andrzej Magala, Redaktionsschluss: 12. 6.<br />
2012, Auflage: 55.000 Stück, davon 31.000 Stück in tschechischer, 16.000 in deutscher und 8.000 in polnischer Sprachversion. Wenn Sie die nächste<br />
Ausgabe des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> (nächste Ausgabe: 39/ Winter 2013) per Post zugeschickt haben möchten, schicken Sie bitte zusammen mit Ihrer Adresse 40<br />
CZK, falls sie in der Tschechischen Republik leben, oder 190 CZK, wenn Sie im Ausland leben, oder bestellen Sie sich die Zeitschrift persönlich im Informationszentrum<br />
des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Temný Důl oder in Pec pod Sněžkou.<br />
Alle Autorenrechte vorbehalten!<br />
ZwANZIG JAHRE MIT DEM LUSTIGEN AUSFLUG UNTERwEGS<br />
Gebetsmühle. Zusammen mit den Restaurateurinnen Květa Krhánková vollendeten<br />
wir am12. Mai 2002 die Erneuerung der Schutzkapelle Geburt des<br />
Herrn in Horní Lysečiny mit der ersten neuzeitlichen Freske im Riesengebirge.<br />
Mit der Anbringung der vergoldeten Wetterfahne am Türmchen der reparierten<br />
St. Annenkapelle in der Siedlung Stará Hora und einem Konzert von Oldřich<br />
Janota feierten wir am 8. Juni 2002 das 10. Jubiläum des Lustigen Ausflugs.<br />
Am Donnerstag, dem 1. Juli 2004 verkauften wir die ersten Eintrittskarten<br />
zum historischen Schaubergwerk Bergschmiede-Kovárna, das von Speläologen<br />
mit Radko Tásler an der Spitze betrieben wird. Montag, den 9. Mai 2005<br />
blätterten wir an der bisher höchsten Stelle in der 25. Ausgabe des Lustigen<br />
Ausflugs – auf dem Gipfel des Shisha Pangma im Tibet, in 8013 Metern über<br />
dem Meeresspiegel. Bei der Ausstellung vom 1. September 2007 tauften wir<br />
das Buch ‚Riesengebirgslandschaft in hundertjähriger Wandlung‘, übrigens<br />
die schon 11. Publikation des Verlags <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>. In der Morgendämmerung<br />
des 10. Oktobers 2007, genauer gesagt um 7.10 Uhr, vollendeten wir symbolisch<br />
die Hauptarbeiten an der neuen Poststelle auf dem Gipfel der Schneekoppe.<br />
Mit der Herstellung von Emailletafeln trugen wir am 28. Mai 2009 zur<br />
Eröffnung des 12. Wanderlehrpfads im östlichen Riesengebirge bei. Unter<br />
Beteiligung der Nachkommen der Adelsgeschlechter des Riesengebirges,<br />
der Direktoren beider Nationalparke und der Vertreter von 13 Städten und Gemeinden<br />
enthüllten wir am 25. Juni 2010 vor der Wiesenbaude/ Luční boudan<br />
einen symbolischen Grenzstein – genau an dem Tag, als sich zum 300.Mal<br />
das unter den vier Riesengebirgsherrschaften abgeschlossene Grenzabkommen<br />
jährte . Am 27. Juni 2010 segnete Pfarrer Jan Rybář vor Vertretern der<br />
damaligen und heutigen Besitzer der Wälder auf dem Langen Berg/ Dlouhý<br />
hřeben das neu errichtete Rote Kreuz. Zur Eröffnung der Wintersaison am 23.<br />
Dezember 2010 überraschten wir mit der ersten Schokoladenserie von der<br />
Schneekoppe. Am 13. August 2011 errichteten wir am Informationszentrum in<br />
Temný Důl einen symbolischen Grenzstein der Tschechoslowakei und brachten<br />
den Doppeladler der österreichischen Monarchie aus der Werkstatt des<br />
Bildners Zdeněk Petira an seiner einstigen Stelle an. Am 21. Dezember 2011<br />
brachte uns der Spediteur Ota Kovanda aus der Druckerei Garamon die 37.<br />
Ausgabe der Saisonzeitschrift <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>, womit deren Gesamtauflage auf<br />
2 156 000 anstieg. Am frostigen 28. Januar 2012 eröffneten wir das Museum<br />
Vápenka-Kalkofen in Horní Albeřice/ Ober-Albendorf. Am 2. Mai 2012 sprach<br />
uns das Kreisgericht in Trutnov von der Falschanklage in der Sache des Unfalls<br />
auf der Aichelburg frei. Im vergangenen Jahr, genauer gesagt zwischen dem<br />
25. Mai 2011 und dem 25. Mai 2012, konnten wir im Informationszentrum und<br />
der Galerie <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> in Pec pod Sněžkou 111 158 elektronisch registrierte<br />
Besucher begrüßen. Sicher waren Sie einer von ihnen. Für Ihren Beitrag zur<br />
20-jährigen Tätigkeit des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> haben wir uns am 9. Juni 2012 schlicht<br />
bedankt. An manche besondere Augenblicke aus den verflossenen Jahren<br />
erinnerte Bohdan Holomíček mit seinen Fotografien und wieder einmal musizierte<br />
Oldřich Janota.<br />
Sehr geehrte Besucher, wir danken Ihnen – vor allem für Ihr Interesse am<br />
Riesengebirge, aber auch am ‚Lustigen Ausflug‘.<br />
Verfasst von Pavel Klimeš mit Beihilfe der Redaktion.<br />
Zu den Freunden des Lustigen Ausflugs gehörten schon immer auch brillante Fotografen. Pavel Štecha hinterließ uns die Reportage von der Rückkehr<br />
der Berthold-Aichelburg-Büste in die Waldburg am 6. 11. 1999. Stanislav Ondráček war zahllosen Highlights im Aupatal zugegen, einschließlich solcher mit Beteiligung<br />
des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>, wie zum Beispiel am 22. 7. 2006, als Ludvík Piette den Wanderlehrpfad Via Piette eröffnete, der an die Verdienste seines Großvaters Prosper P. erinnert.<br />
Am 25. Juni 2010 dokumentierte Ctibor Košťál die Enthüllung des symbolischen Grenzsteins durch Alexander Czernin-Morzin und die Direktoren des polnischen<br />
und tschechischen Nationalparks, Andrzej Raj und Jan Hřebačka. Jan Pohribný war bei der Eröffnung des Museums Vápenka-Kalkofen am 28. Januar 2012 mit von der Partie.<br />
Bohdan Holomíček fotografierte, wie schon so oft, aufmerksame Betrachter seiner fotografischen Werke – diesmal am 9. Juni 2012,<br />
bei der Vernissage zur seiner Ausstellung im <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong>.<br />
27
Gottesdienste: Horní Maršov Samstag 16.30 Uhr, Svoboda nad Úpou Sonntag<br />
11.00 Uhr, Janské Lázně Sonntag 9.30 Uhr, Velká Úpa Samstag 15.00 Uhr,<br />
Mladé Buky Sonntag 11.00 Uhr, Žacléř Sonntag 9.00 Uhr, Špindlerův Mlýn<br />
Sonntag 11.00 Uhr. Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas im Königreichsaal in<br />
Trutnov, Bojiště 103. Wöchentliche Zusammenkünfte: Jeden Mittwoch (19.00)<br />
und Donnerstag (17.30). Öffentliche Vorträge jeweils jeden Sonntag von 9.30<br />
bis 11.30 Uhr und von 19.00–20.45 Uhr.<br />
INFORMATIONSZENTRUM VESELý VýLET<br />
GALERIE - wEcHSELSTELLE<br />
in Temný Důl - Horní Maršov, Tel.: (00420) 499 874 298<br />
Pec pod Sněžkou, Tel.: (00420) 499 736 130<br />
E-Mail: info@veselyvylet.cz<br />
www.veselyvylet.cz<br />
täglich 8.30 - 18.00 Uhr<br />
Informationszentren - Riesengebirge – 2012 – IC Flora Benecko, PLZ<br />
512 37, Tel 481 582 606, info-flora@benecko.com, www.benecko.com; TIC<br />
Černý Důl, PLZ 543 44, Tel 499 429 618, infocentrum@cernydul.cz, www.<br />
cernydul.cz; IC <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Horní Maršov, PLZ 542 26, Temný Důl 46, Tel<br />
499 874 298, info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz; IC Hostinné, PLZ<br />
543 71, Náměstí 70, Tel 499 404 746, infocentrum@muhostinne.cz, www.<br />
infocentrum.hostinne.info; IC Janské Lázně, PLZ 542 25, Tel 499 875 186,<br />
info@megaplus.cz, www.janskelazne.cz; IC Jilemnice, PLZ 514 01, Masarykovo<br />
nám. 140, Tel 481 541 008, info@jilemnice.cz, www.mestojilemnice.cz;<br />
IC Lánov, PLZ 543 41 Prostřední Lánov 39, Tel 499 432 083, infocentrum@<br />
lanov.cz, www.lanov.cz; IC Malá Úpa, PLZ 542 27, Tel 499 891 112, info@<br />
malaupa.cz, www.info.malaupa.cz; MIC <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> Pec pod Sněžkou, PLZ<br />
542 21, Tel 499 736 130, info@veselyvylet.cz, www.veselyvylet.cz; IC Turista<br />
Pec pod Sněžkou, PLZ 542 21, Tel 499 736 280, turista@turistapec.cz, www.<br />
turistapec.cz; MIC Rokytnice nad Jizerou, PLZ 512 44, Horní Rokytnice 197,<br />
481 522 001, infocentrum@mesto-rokytnice.cz, www.mesto-rokytnice.cz; TIC<br />
Svoboda nad Úpou, PLZ 542 24, nám. Svornosti 527 , Tel 499 871 167, info.<br />
ets@tiscali.cz, www.svobodanadupou.eu; TIC Špindlerův Mlýn, PLZ 543 51,<br />
Svatopetrská 173, Tel 499 523 656, tic@mestospindleruvmlyn.cz, www. mestospindleruvmlyn.cz;<br />
TIC Trutnov, PLZ 541 01 Trutnov, Krakonošovo nám. 72, Tel<br />
499 818 245, vesely@trutnov.cz, www.ictrutnov.cz; RTIC Vrchlabí, PLZ 543 01<br />
Vrchlabí, Krkonošská 8, Tel 499 405 744, info@krkonose.eu, www.krkonose.<br />
eu; TIC Žacléř, PLZ 542 01 Žacléř, Rýchorské nám. 10, Tel 499 739 225, muzeum@zacler.cz,<br />
www.zacler.cz.<br />
Telefonanschlüsse: Alle Festanschlüsse im östl. und mittleren Riesengebirge:<br />
Städtevorwahl 499 (auslandsvorwahl 00420 - die letzte Null nicht weglassen!).<br />
Informationen zu Tel. nummern - 1180.<br />
Gesundheitswesen: Ärztlicher Rettungsdienst Trutnov und Vrchlabí Tel. 155,<br />
499 735 921, für das östliche Riesengebirge ist der Bereitschaftsdienst in<br />
Trutnov 499 840 100, Krankenhaus Trutnov 499 866 111, Pec pod Sněžkou<br />
499 329 340, Chirurgie 499 329 346, Zahnarztpraxen 603 413 113, in Horní<br />
Maršov 499 874 144, 499 874 166, Kinderartzpraxis 499 874 143, in Janské<br />
Lázně 499 875 116, in Svoboda nad Úpou 499 871 140, Kinderartzpraxen<br />
499 871 287, Špindlerův Mlýn 499 433 344, Chirurgie 499 523 864, die<br />
Apotheke ist in Horní Maršov folgendermaßen geöffnet: Mo.-Fr. 8.00 - 12,30<br />
Uhr, 14.00 - 17.00 Uhr 499 874 121 auch Svoboda nad Úpou 499 871 264,<br />
Špindlerův Mlýn 499 433 335, Bereitschaftsdienst in Vrchlabí (auch für Šp.<br />
Mlýn) 499 421 155.<br />
Forstwirtschaft Vrchlabí: 499 456 111, Forst - Horní Maršov 499 874 161,<br />
Pec pod Sněžkou 499 896 214, Svoboda nad Úpou 499 871 159, Špindlerův<br />
Mlýn 499 433 282.<br />
Autowerkstätten und Reifenservice: Svoboda nad Úpou - Hlávka<br />
499 871 153, täglich von 7.00-12.00, 13.00-17.00 Uhr, Mladé Buky - Štangl<br />
499 773 263, Reifenservice - 499 773 263, Autoklub Bohemia Assistance<br />
1240.<br />
Bergrettungsdienst (Horská služba): Ganzjähriger ständiger Bereit-<br />
schaftsdienst in Špindlerův Mlýn 499 433 239 (602 448 338). Im Winter<br />
in Pec pod Sněžkou499 896 233 ist die Dienststelle täglich von 7 - 22<br />
Uhr geöffnet (außer dieser Zeit 602 448 444), Luční bouda 739 205 391.<br />
In Malá Úpa auf den Pomezní Boudy 499 891 233 (606 157 935), Janské<br />
Lázně 499 895 151 (606 157 936), Strážné 499 434 177 (606 157 934),<br />
Harrachov 481 529 449 (602 448 334), Rokytnice nad Jizerou 481 523 781.<br />
Polizei: Ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov und Vrchlabí 158, Verkehrsunfälle<br />
974 539 251, Dienststelle in Pec pod Sněžkou 499 736 233, Svoboda<br />
nad Úpou 974 539 731, in Šp. Mlýn 499 433 333, Polizeidienststelle in Janské<br />
Lázně 603 345 538, Polizeidienststelle Šp. Mlýn 606 484 805, 499 433 354,<br />
Žacléř 499 876 135.<br />
Stadt- und Gemeindeämter: Horní Maršov 499 874 156, Janské Lázně<br />
499 875 101, Soboda nad Úpou 499 871 105, Pec pod Sněžkou 499 896 215,<br />
Malá Úpa 499 891 157, Žacléř 499 878 510, Šp. Mlýn 499 433 226,<br />
Amtsstunden jeweils Mo+Mi von 8 - 12 Uhr und von 12,30 - 17 Uhr.<br />
Feuerwehr: ständiger Bereitschaftsdienst in Trutnov 150, 499 848 411.<br />
Meteorologische Station: in Pec pod Sněžkou 499 796 303.<br />
Verwaltung des Nationalparks Riesengebirge Das Zentrum in Pec<br />
pod Sněžkou 499 896 213, täglich 8.30-12.00 Uhr, 12.30 - 17.00 Uhr,<br />
Špindlerův Mlýn 499 433 228, täglich 8.00 - 12.00, 12.30 - 17.00, Harrachov<br />
481 529 188, täglich 8.30 - 12.00, 12.30-17.00. IC KRNAP Vrchlabí, náměstí<br />
Míru 233, tel. 499 456 761, his@krnap.cz, 1. 6. – 30. 9. Mo–So 9–12, 13–17,<br />
1. 10. – 23. 12. Mo–Fr 9–12, 13–16 Uhr. Riesengebirgsmuseum in Vrchlabí<br />
täglich außer montags von 8.00 - 17.00 Uhr 499 456 708, Rýchorská bouda<br />
499 895 107.<br />
Tankstellen: Svoboda n. Úpou, täglich geöffnet, Benzina, 499 871 128, 5.00 -<br />
22.00; Lucraco Oil, 499 871 188, 6.00 - 21.00, Pec pod Sněžkou täglich 6.00<br />
- 22.00, 499 522 120. Weitere Tankstellen, die ununterbrochen geöffnet sind,<br />
befinden sich in Trutnov und Vrchlabí in Špindlerův Mlýn täglich von 7.00 - 17.00<br />
Uhr (sonntags ab 8 Unr, Tel. 499 433 295).<br />
Grenzübergänge: Ab dem 21. Dezember 2007 finden an den Grenzübergängen<br />
keine Kontrollen mehr statt. Der Grenzübergang Pomezní Boudy - Przełęcz<br />
Okraj ist auf Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen beschränkt, die Übergänge in Harrachov<br />
– Jakuszyce, Královec – Lubawka sind ohne Einschränkung.<br />
Seilbahnen: Zur Schneekoppe Pec pod Sněžkou, Tel. 499 895 137, täglich zu<br />
jeder vollen Stunde 8–18 Uhr., nur die Teilstrecke Růžová hora – bis 2. 9. 2012.<br />
Pec pod Sněžkou - Hnědý Vrch, 499 736 375 täglich 9.00–16.00, von 1. bis<br />
28. 10. nur Fr-So. Portášky Velká Úpa, 499 736 347, täglich jede volle Stunde<br />
8.30–17.00 Uhr, von 15. 2. bis 17.30. Černá hora Janské Lázně, 499 875 152<br />
täglich um 7.30 und dann jede volle Stunde von 8.00-18.00 Uhr. Na Pláň Šp.<br />
Mlýn – Sv. Petr, 499 497 215 und Medvědín Šp. Mlýn, 499 433 384 täglich<br />
8.30–16.00 und 18.00 Uhr., Žalý Vrchlabí 499 423 582 nur So-Sa 9.00–17.00<br />
Uhr, Lysá hora Rokytnice, 481 523 833 nur Winter, Čertova hora Harrachov,<br />
481 528 151.<br />
Partner des <strong>Veselý</strong> <strong>výlet</strong> sind die Gebirgsorte, die sich im Gemeindebund Ostriesengebirge zusammengeschlossenen haben. Veranstaltungskalender – siehe www.vychodnikrkonose.cz.<br />
Horní<br />
Maršov<br />
Svoboda<br />
nad Úpou<br />
Janské<br />
Lázně<br />
Pec<br />
pod Sněžkou<br />
Malá<br />
Úpa<br />
Žacléř<br />
KRNAP