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05. Essay Benetton zur Ausgabe

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eingebrannt. Das Foto zeigt nicht nur die nackte Realität dieser hoffnungslosen Krankheit, es<br />

strahlt gleichzeitig auch sehr viel Liebe und Wärme aus .Es zeigt eine Familie, die ihren Sohn<br />

und Bruder trotz seiner Krankheit und seines Aussehens nicht von sich stößt. Sie stehen ihm<br />

bei, nehmen ihn in den Arm. Es ist das erste Bild das zeigt, dass Aids- Kranke auch Teil<br />

unserer Gesellschaft sind, was Anfang der 90er Jahre alles andere als selbstverständlich war<br />

angesichts der vielen Gerüchte und Schaudermärchen die damals noch kursierten. Die<br />

Menschen konnten mit dieser noch neuartigen und brutalen Krankheit nicht umgehen. Die<br />

Angst sich mit der Krankheit anzustecken oder auch nur in irgendeiner Weise was damit zu<br />

tun haben führte dazu, dass HIV-Infizierte regelrecht von der Gesellschaft ausgestoßen<br />

wurden. Oliviero Toscani hatte die Leute mit dieser Aufnahme mitten ins Herz getroffen.<br />

Natürlich machte sich dies auch in der Gesellschaft bemerkbar. Es entfachten heftige<br />

Diskussionen. Verletzt es nicht die menschliche Würde des sterbenden David Kirby ihn bei<br />

seinen letzten Atemzügen zu fotografieren um danach die Hauswände damit zu plakatieren?<br />

Verletzt dies nicht die Würde aller HIV-Infizierten? Wie fühlen sie sich wenn sie das Bild in<br />

den Straßen hängen sehen? Ist es nicht geschmacklos mit dem Leid, dem Tod dieses jungen<br />

Mannes Geschäfte zu machen? Kaufen die Menschen aus Rührung <strong>Benetton</strong>- Pullover? Ist<br />

dies aber letztendlich nicht egal wenn es dazu beiträgt die Menschen über diese Krankheit<br />

aufzuklären und sie dazu bringt sich mit diesem Thema auseinander zusetzten? Was ist<br />

schlimmer für einen Aids- Kranken; aus der Gesellschaft verbannt zu werden und keinerlei<br />

Freunde mehr zu haben oder das Plakat zu sehen?<br />

Ein Reporter fragte den Vater Davids warum er seine Zustimmung für die Veröffentlichung<br />

dieses Bildes gab. Er antwortete darauf: „Zu seinen Lebzeiten hat mein Sohn darum<br />

gekämpft, dass die ganze Welt über Aids und Mittel <strong>zur</strong> Vorsorge aufgeklärt wird. Dank<br />

dieses erschreckenden Fotos und der internationalen Plakat- Kampagne spricht er mit lauter<br />

Stimme. Wir haben uns der Macht und der Popularität <strong>Benetton</strong>s bedient, damit die<br />

Öffentlichkeit aller Länder diese fürchterliche und unbekannte Krankheit, der niemand ins<br />

Gesicht zu schauen wagt, endlich <strong>zur</strong> Kenntnis nimmt und darüber spricht.“ 5<br />

Die im September 1993 veröffentlichte Werbekampagne gegen Aids löste heftige Reaktionen<br />

aus. Es handelte sich hierbei um eine Reihe von Plakaten mit drei verschiedenen<br />

Motiven(Unterleib, Arm und Po) die jedoch eines gemeinsam haben: bei allen ist in die Haut<br />

5 Toscani. Die Werbung ist ein lächelndes Aas, 1996, Seite 64/ 65<br />

Carmen Metzler Seite 5 von 9 02.04.2006

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