Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag

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17.08.2012 Aufrufe

Köpenicker Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004 Computer – Grundlagen für die Gestaltung (8) Eine Anleitung in möglichst regelmäßiger Folge über die Handhabung von Bedruckstoff (Papier und Karton, Eigenschaften und Formate), der Druckschrift (Geschichte, Einteilung, Schriftfamilien, -schnitte, -größen, Wortzwischenraum, Unterschneidung, Zeilenabstand), Besonderheiten bei gebrochenen Schriften (Fraktur) und Schriftmischen (welche Schrift paßt zu welcher) und weitere Anwendungen in Verbindung mit Windows 98 und Word 97 (2000) und auch analog für andere Text- und Layout-Programme Textfelder extfelder Als Erstes, wenn noch nicht sichtbar, ist die Zeichnen-Symbolleiste wie folgt zu aktivieren: Nach dem Anklicken von [Ansicht] [Symbolleisten] [Zeichnen] erscheint bei WORD unten die Zeichen-Symbolleiste. Suchen sie sich das Ikon „Textfeld“ und klikken es an. Danach klicken sie auf eine neue leere Seite. Es erscheint A hhhh ein Rechteck mit hhhhhhh hhhhhhh schraffierter Um- hhhhhhh randung und acht Haltepunkten. In diesem Rechteck, das sie durch ziehen an den Haltepunkten in alle Richtungen vergrößern/verkleinern können, befindet sich ein punktiertes Kästchen mit Einfügemarke. Hier können sie Text und auch Grafiken einfügen. Das Ergebnis des Ziehens wird jedoch meisten zu ungenau. Eine genaue Positionierung des Textfeldes ist möglich. Dazu markieren sie den Textrahmen, indem sie auf den äußeren Rand klicken (es erscheint wieder der schraffierte Rahmen). Wenn sie jetzt nochmals auf diesen Rahmen doppelklicken erscheint ein Fenster, in dem sie weitere Einstellungen vornehmen können. Wir beginnen mit der Größeneinstellung Höhe und Breite, wie z. B. in diesem Fall die Spaltenbreite von 5,8 cm und die Höhe von 2,4 cm (siehe unten). Dabei stellen sie fest, daß das Textfeld durch klicken und ziehen mitunter nicht genau in der Spalte untergebracht werden kann. Jetzt wird die Position unter [Layout] [Weitere…] genau festgelegt. [Absolute Position] [Horizontal], in unserem Fall 0 von Spalte bzw. Seitenrand oder 1,2 cm von Seite. Es bleibt sich gleich. Das Textfeld steht genau in der Spalte. Die vertikale Position ist analog festzulegen, je nachdem wo das Textfeld in der Spalte stehen soll. Hier kann auch der Abstand u. a. zur letzten Absatzmarke eingestellt werden. Unter [Farben und Linien] ist die Linienart und –dicke sowie die Farbe der Textfeldumrandung (auch ohne) einstellbar. Das gleiche gilt auch für Textfeldfläche. Das Das Das ist ist ein ein T TTextfeld TT extfeld mit mit 1 1 pt pt UmranUmran- dung dung dung und und ausgefüllt ausgefüllt mit mit grauer grauer Fläche Fläche Praktische Praktische Anwendung Anwendung Anwendung Für das Erstellen von Visitenkarten oder Etiketten ist nicht das Programm EXCEL nötig. Mit einer Vorlage mittels WORD und Textfeldern läßt sich das auch realisieren. Wir gehen davon aus, daß zehn Visitenkarten (Format 8,6 x 5,4 cm) auf einer Seite in zwei Reihen untereinander plaziert werden sollen. Dazu richten wir die Seite unter [Datei] [Seite einrichten…] wie folgt ein: [Format] A4 hoch, [Seitenränder] oben = 1,0 cm, unten = 1,0 cm, links = 1,9 cm, rechts = 1,9 cm. Unter [Format] [Spalten] sind zwei Spalten mit gleicher Spaltenbreite für das gesamte Dokument einzustellen. Vergessen sie nicht unter [Extras] [Optionen] [Ansicht] das Häkchen bei Textbegrenzung, damit die Spalteneinteilung (punktierte Linienumrandung) sichtbar ist. Jetzt sind die Textfelder zu erstellen. Also klick auf das Ikon „Textfeld“ und klick auf die leere Seite. Positionieren sie dieses erste Textfeld in die obere linke Ecke und stellen sie die genaue Größe, unter [Textfeld] den inneren Seitenrand mit z. B. 0,4 cm und unter [Farbe und Linien] [Linien] [Farbe] keine Linie ein. An der Einfügemarke im Textfeld können sie ihren Text für die Visitenkarte eingeben. Im Textfeld können keine Spalteneinteilungen realisiert aber weitere Textfelder im Textfeld plaziert werden. Jetzt ist es sinnvoll, vor dem Kopieren des gefüllten Textfeldes, einen Korrekturdruck durchzuführen. Alle Verbesserungen sind jetzt durchzuführen. Sind sie mit dem Ergebnis zufrieden ist neunmaliges Kopieren angesagt und das geht so: Klicken sie bei gedrückter [Strg]Taste auf den markierten Textrahmen und ziehen sie (Taste weiterhin gedrückt halten) das neue Textfeld unter/neben das vorhandene, usw., fertig, Druck. Mit dem Bedrucken x-beliebiger Etikettenbogen (mehrere auf einem Blatt) funktioniert es in etwa auf gleicher Weise. Sollten zwischen den Etiketten Zwischenräume sein, sind diese als Spaltenzwischenraum zu definieren bzw. als Etikettenabstand zu realisieren (zur vertikalen Position hinzuzurechnen). Ein weites Anwendungsgebiet für Textfelder besteht im Kreativsatz (Einladungen, Faltblätter, Speisekarten, Briefbogen, Zeitungen u. a.). Textfelder extfelder für für umlaufenden umlaufenden T TText T Text ext 17 In Zeitungen oder ähnlichen mehrspaltigen Drucksachen kann es gestalterisch sinnvoll sein, den fortlaufenden Text an unterschiedlichen Plätzen darzustellen. Dazu bedienen wir uns neben dem automatischen Textspaltenumlauf die Verwendung von mindestens zwei Textfeldern. Die Textfelder können sich an unterschiedlichster Stelle befinden, auch auf einer anderen Seite im Dokument. Sie erzeugen zwei Textfelder, klicken mit der rechten Maustaste in den markierten Textfeldrand des ersten Textfeldes und dann im Fenster auf Textfeld verknüpfen. Der Cursor verwandelt sich in eine Tasse. Beim Verschieben des Cursors in das zweite Textfeld verändert er sich in eine ausschüttende Tasse. Mit einem klick ist die Verknüpfung hergestellt. Bei der Verknüpfung weiterer Textfelder ist analog zu verfahren. Ist das erste Textfeld mit Text gefüllt, läuft der weitere Text automatisch in die anderen über. Alles klar! Na dann mal üben. Textfelder extfelder in- in- und und übereinander übereinander Im Kreativsatz kann es vorkommen, daß Buchstaben oder auch Wörter ineinander verschachtelt werden sollen. Zwei Initialen zum Beispiel für Briefbogen. Für diese Buchstabenverbindung A J erstellen sie zwei Textfelder nebeneinander, ohne Linienrand und ohne inneren Seitenrand und jeweils den Buchstaben in der entsprechenden Schrift und Größe. Jetzt die Textfelder auf ein Minimum verkleinern und mit klicken und ziehen die Textfelder ineinanderschieben. Dabei verdeckt das zweite Textfeld das erste. Doppelklicken sie auf den schraffierten Rand des zweiten Textfeldes und stellen sie bei [Farbe und Linien] die Transparenz auf 100 %. Das war es schon! Weitere Übungen und sinnvolle Anwendungen könnte die Verwendung von Farbe sein. Sowohl die Buchstaben als auch die Textfeldflächen lassen sich einfärben. Dabei sollte die Untergrundfarbe immer hell und die Schriftfarbe kräftig sein. Probieren sie selbst! Bis zum nächsten Mal in etwa zwei Monaten wünsche ich Ihnen ein gesundes neues Jahr. GJ

18 Köpenicker Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004 Es begann vor mehr als 6000 Jahren Sprache, Schrift, Alphabet Teil 3 (Schluß) Die Die Schrift Schrift auf auf germanisch-deutschem germanisch-deutschem Boden Boden Boden Eine selbständige Schreibkultur auf germanisch-deutschem Boden setzt erst mit dem 9. Jh. ein. Im 6. und 7. Jh. begann man Wortzwischenräume zu machen und Satzzeichen zu setzen. Zuerst der Punkt, dann Punkt mit Häkchen, aus dem sich Komma und Semikolon bildeten. 800 Jahre nach dem Höhepunkt des Römerreiches erleben wir die Blütezeit eines germanischen Staates. Das Karolingerreich erreichte eine Höherentwicklung und es entstand die karolingische Minuskel. Im 9. Jh. wird das erste uns erhaltene Schriftdenkmal in „deutscher“ Sprache, das Hildebrandlied, aufgezeichnet. Mit der karolingischen Minuskel ist die Entwicklungslinie Kapitale – römische Kursiv – Rustika – Unziale – Halbunziale – Minuskel abgeschlossen. Die Kielfeder hat dem die ihr entsprechende Form gefunden und die Lesbarkeit hat sich entschieden verbessert. Noch sind aber die Buchstaben niedrig und breit. Das kleine runde s wird erst in den folgenden Jahrhunderten gebildet. Die nächsten Jahrhunderte brachten auffallend wenig Veränderungen in der Schriftform. Die karolingische Minuskel wurde weit über die Grenzen des Frankenreiches anerkannt und in Oberitalien, England und Spanien gebräuchlich. Auch Ludwig der Fromme und Karl der Kahle, die Nachfolger Karls des Großen, förderten die Schreibkunst. Wie die karolingische Baukunst in die romanische hinüberwächst, so verändern sich die niedrigen und breiten Mittelhöhen der karolingischen Minuskel zu schlankeren Formen. Das Gesamtbild wird durch die geringeren Oberlängen und die schmaleren Zeilenzwischenräume dunkler. Der Gesamteindruck bleibt großzügig, zweckmäßig, einfach und strahlt eine selbstbewußte Ruhe aus. Gerade die deutschen Schriften dieser Zeit zeigen eine vollendete Meisterschaft. Die Buchschrift des 12. bis 15. Jh. wurde durch die anderen Bedürfnisse der schnellen Schreibbarkeit und praktischen Lesbarkeit entfremdet (Feudalismus). Das allgemeine Volk konnte im Wesentlichen nicht schreiben und lesen. Das Schreiben und Lesen fand überwiegend nur in den Klöstern statt. Selbst die Fürsten und der Adel hatten Schreib- und Leseprobleme, da es als nicht ritterlich galt eine Schulbank zu drücken. Nur in den Klosterschulen erlernten die Söhne der Ritter, die Geistliche werden wollten, das Lesen und Schreiben. In jedem Kloster wurden von einigen Mönchen alte Texte abgeschrieben. Diese Arbeit galt als eine Art Gottesdienst. Die Mönche hatten beim Schreiben keine Eile. Sie schrieben zur Ehre Gottes. Nur so lassen sich auch die Formen der schwer lesbaren, aber dekorativen Textura erklären. Die Textura, die konsequente Anwendung der gotischen Tendenzen der Architektur in der Schrift, wurde besonders bedeutungsvoll durch die ersten Typen, die Gutenberg (um 1450) nach handgeschriebenen Missalschriften (Groß- und Kleinbuchstaben) für seine Bibeldrucke herstellte. Für liturgische Texte galt die Textura, für profane Zwecke war die strenge gotische Schrift jedoch zu schwer schreibbar und lesbar. Es entstand eine lockere gotische Bastarda. Für Briefe wurde die gotische Kurrent verwendet. Erste Verbreitung in Paris (Universität) unter dem Namen „Lettre Parisienne“ und „Lettre Bâtarde“. Danach auch in Deutschland und England sowie im übrigen Europa. Johannes Gensfleisch wurde um 1400 in Mainz geboren und später nach seinem Geburtshaus „Gutenberg“ genannt.1443 bis 1444 hielt er sich in Straßburg auf und arbeitete an seiner Erfindung. Um 1445 erschien nach seiner Rückkehr nach Mainz das erste mit beweglichen Lettern gedruckte Blatt, ein Bruchstück des Sibyllenbuches in deutscher Sprache. Mit sechs Setzern arbeitete Gutenberg von 1452 bis 1455 an der 42zeiligen Bibel. Er benutzte dafür 292 verschiedene Figuren, darunter viele Ligaturen. Er starb am 3. Februar 1468. Gutenbergs Erfindung verbreitete sich, von Mainz ausgehend, schnell in vielen größeren Städten Deutschlands und Europas und so natürlich auch die Druckschriften. Für die Schriftgeschichte begann ein neuer Abschnitt Die Werkzeuge Stichel und Gießinstrument von Gutenberg beeinflußten die Formen der Schrift. Sie trugen dazu bei, die Haarstriche der Antiqua feiner, die Serifen exakter und den Gegensatz von Haarstrich zu Schattenstrich kontrastreicher zu gestalten. Die Entwicklung der unterschiedlichsten Druckschriften nahm ihren Lauf. In der heutigen Zeit dürften wohl mehr als 50.000 lateinische Schriften in Umlauf sein. Von den klassischen Druckschriften (15. bis 18. Jh.) sind heute kaum mehr als 50 in Gebrauch. Bei einer Zusammenfassung der Geschichte der Schrift ergibt sich die interessante Tatsache, daß die wichtigsten der heute gebräuchlichen Schriftformen in vier einander verwandten Epochen entstanden: in der römischen Antike wuchsen die Großbuchstaben der Antiqua, die karolingische Renaissance formte die Kleinbuchstaben der Antiqua, die Renaissance, das Quattrocento schuf die Mediäval und die Einheit von Versalien und Gemeinen, und der Klassizismus bildete die klassizistische Antiqua. Auffallend dabei ist, daß alle diese Epochen irgend etwas mit einer Renaissance, mit einer Besinnung auf die Antike, auf alte Vorbilder, zu tun haben. Gibt es nun, abgesehen von den gebrochenen Schriften, eine nationale Form der Antiqua? Gefühlsmäßig möchte man diese Frage bejahen. Eine unbewußte Bevorzugung der nationalen Form scheint doch darin zu bestehen, daß die Walbaum-Antiqua der gleichartigen Bodoni-Antiqua (Italien) und der Didot-Antiqua (Frankreich) in Deutschland vorgezogen wird. Anscheinend sind die meisten Formen der deutschen Schriftkünstler nicht so ausgewogen, dafür aber ursprünglicher und wärmer als die Figuren der Künstler anderer Länder. Fortsetzung in der nächsten Ausgabe. G. Jandke Nepomuks Weisheiten DIE UNGENUTZTE RESERVE Nepomuk äußerte seinen Unmut darüber, daß wir unsere öffentlichen Angelegenheiten nicht mit dem nötigen Humor handhaben. „Geduld“, sagte man ihm, „Humor braucht Zeit.“ „Humor spart Zeit!“ versetzte Nepomuk ungeduldig. G.B.

18 <strong>Köpenicker</strong> Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004<br />

Es begann vor mehr als 6000 Jahren<br />

Sprache, Schrift, Alphabet Teil 3 (Schluß)<br />

Die Die Schrift Schrift auf auf germanisch-deutschem<br />

germanisch-deutschem<br />

Boden Boden<br />

Boden<br />

Eine selbständige Schreibkultur auf germanisch-deutschem<br />

Boden setzt erst mit dem 9. Jh.<br />

ein. Im 6. <strong>und</strong> 7. Jh. begann man Wortzwischenräume<br />

zu machen <strong>und</strong> Satzzeichen zu<br />

setzen. Zuerst <strong>der</strong> Punkt, dann Punkt mit Häkchen,<br />

aus dem sich Komma <strong>und</strong> Semikolon bildeten.<br />

800 Jahre nach dem Höhepunkt des Römerreiches<br />

erleben wir die Blütezeit eines germanischen<br />

Staates. Das Karolingerreich erreichte eine<br />

Höherentwicklung <strong>und</strong> es entstand die karolingische<br />

Minuskel.<br />

Im 9. Jh. wird das erste uns erhaltene Schriftdenkmal<br />

in „deutscher“ Sprache, das Hildebrandlied,<br />

aufgezeichnet.<br />

Mit <strong>der</strong> karolingischen Minuskel ist die Entwicklungslinie<br />

Kapitale – römische Kursiv – Rustika<br />

– Unziale – Halbunziale – Minuskel abgeschlossen.<br />

Die Kielfe<strong>der</strong> hat dem die ihr entsprechende<br />

Form gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Lesbarkeit hat<br />

sich entschieden verbessert. Noch sind aber die<br />

Buchstaben niedrig <strong>und</strong> breit. Das kleine r<strong>und</strong>e<br />

s wird erst in den folgenden Jahrh<strong>und</strong>erten gebildet.<br />

Die nächsten Jahrh<strong>und</strong>erte brachten auffallend<br />

wenig Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Schriftform. Die<br />

karolingische Minuskel wurde weit über die<br />

Grenzen des Frankenreiches anerkannt <strong>und</strong> in<br />

Oberitalien, England <strong>und</strong> Spanien gebräuchlich.<br />

Auch Ludwig <strong>der</strong> Fromme <strong>und</strong> Karl <strong>der</strong><br />

Kahle, die Nachfolger Karls des Großen, för<strong>der</strong>ten<br />

die Schreibkunst.<br />

Wie die karolingische Baukunst in die romanische<br />

hinüberwächst, so verän<strong>der</strong>n sich die niedrigen<br />

<strong>und</strong> breiten Mittelhöhen <strong>der</strong> karolingischen<br />

Minuskel zu schlankeren Formen. Das<br />

Gesamtbild wird durch die geringeren Oberlängen<br />

<strong>und</strong> die schmaleren Zeilenzwischenräume<br />

dunkler. Der Gesamteindruck bleibt großzügig,<br />

zweckmäßig, einfach <strong>und</strong> strahlt eine selbstbewußte<br />

Ruhe aus. Gerade die deutschen Schriften<br />

dieser Zeit zeigen eine vollendete Meisterschaft.<br />

Die Buchschrift des 12. bis 15. Jh. wurde durch<br />

die an<strong>der</strong>en Bedürfnisse <strong>der</strong> schnellen Schreibbarkeit<br />

<strong>und</strong> praktischen Lesbarkeit entfremdet<br />

(Feudalismus). Das allgemeine Volk konnte im<br />

Wesentlichen nicht schreiben <strong>und</strong> lesen. Das<br />

Schreiben <strong>und</strong> Lesen fand überwiegend nur in<br />

den Klöstern statt. Selbst die Fürsten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Adel<br />

hatten Schreib- <strong>und</strong> Leseprobleme, da es als<br />

nicht ritterlich galt eine Schulbank zu drücken.<br />

Nur in den Klosterschulen erlernten die Söhne<br />

<strong>der</strong> Ritter, die Geistliche werden wollten, das<br />

Lesen <strong>und</strong> Schreiben. In jedem Kloster wurden<br />

von einigen Mönchen alte Texte abgeschrieben.<br />

Diese Arbeit galt als eine Art Gottesdienst. Die<br />

Mönche hatten beim Schreiben keine Eile. Sie<br />

schrieben zur Ehre Gottes. Nur so lassen sich<br />

auch die Formen <strong>der</strong> schwer lesbaren, aber dekorativen<br />

Textura erklären.<br />

Die Textura, die konsequente Anwendung <strong>der</strong><br />

gotischen Tendenzen <strong>der</strong> Architektur in <strong>der</strong><br />

Schrift, wurde beson<strong>der</strong>s bedeutungsvoll durch<br />

die ersten Typen, die Gutenberg (um 1450) nach<br />

handgeschriebenen Missalschriften (Groß- <strong>und</strong><br />

Kleinbuchstaben) für seine Bibeldrucke herstellte.<br />

Für liturgische Texte galt die Textura, für profane<br />

Zwecke war die strenge gotische Schrift jedoch<br />

zu schwer schreibbar <strong>und</strong> lesbar. Es entstand<br />

eine lockere gotische Bastarda. Für Briefe<br />

wurde die gotische Kurrent verwendet. Erste Verbreitung<br />

in Paris (Universität) unter dem Namen<br />

„Lettre Parisienne“ <strong>und</strong> „Lettre Bâtarde“.<br />

Danach auch in Deutschland <strong>und</strong> England sowie<br />

im übrigen Europa.<br />

Johannes Gensfleisch wurde um 1400 in Mainz<br />

geboren <strong>und</strong> später nach seinem Geburtshaus<br />

„Gutenberg“ genannt.1443 bis 1444 hielt er sich<br />

in Straßburg auf <strong>und</strong> arbeitete an seiner Erfindung.<br />

Um 1445 erschien nach seiner Rückkehr<br />

nach Mainz das erste mit beweglichen Lettern<br />

gedruckte Blatt, ein Bruchstück des Sibyllenbuches<br />

in deutscher Sprache. Mit sechs Setzern<br />

arbeitete Gutenberg von 1452 bis 1455 an <strong>der</strong><br />

42zeiligen Bibel. Er benutzte dafür 292 verschiedene<br />

Figuren, darunter viele Ligaturen. Er starb<br />

am 3. Februar 1468.<br />

Gutenbergs Erfindung verbreitete sich, von<br />

Mainz ausgehend, schnell in vielen größeren<br />

Städten Deutschlands <strong>und</strong> Europas <strong>und</strong> so natürlich<br />

auch die Druckschriften. Für die Schriftgeschichte<br />

begann ein neuer Abschnitt Die Werkzeuge<br />

Stichel <strong>und</strong> Gießinstrument von Gutenberg<br />

beeinflußten die Formen <strong>der</strong> Schrift. Sie<br />

trugen dazu bei, die Haarstriche <strong>der</strong> Antiqua<br />

feiner, die Serifen exakter <strong>und</strong> den Gegensatz<br />

von Haarstrich zu Schattenstrich kontrastreicher<br />

zu gestalten. Die Entwicklung <strong>der</strong> unterschiedlichsten<br />

Druckschriften nahm ihren Lauf. In <strong>der</strong><br />

heutigen Zeit dürften wohl mehr als 50.000 lateinische<br />

Schriften in Umlauf sein. Von den klassischen<br />

Druckschriften (15. bis 18. Jh.) sind<br />

heute kaum mehr als 50 in Gebrauch.<br />

Bei einer Zusammenfassung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong><br />

Schrift ergibt sich die interessante Tatsache, daß<br />

die wichtigsten <strong>der</strong> heute gebräuchlichen<br />

Schriftformen in vier einan<strong>der</strong> verwandten Epochen<br />

entstanden: in <strong>der</strong> römischen Antike wuchsen<br />

die Großbuchstaben <strong>der</strong> Antiqua, die karolingische<br />

Renaissance formte die Kleinbuchstaben<br />

<strong>der</strong> Antiqua, die Renaissance, das Quattrocento<br />

schuf die Mediäval <strong>und</strong> die Einheit von<br />

Versalien <strong>und</strong> Gemeinen, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Klassizismus<br />

bildete die klassizistische Antiqua. Auffallend<br />

dabei ist, daß alle diese Epochen irgend etwas<br />

mit einer Renaissance, mit einer Besinnung auf<br />

die Antike, auf alte Vorbil<strong>der</strong>, zu tun haben.<br />

Gibt es nun, abgesehen von den gebrochenen<br />

Schriften, eine nationale Form <strong>der</strong> Antiqua?<br />

Gefühlsmäßig möchte man diese Frage bejahen.<br />

Eine unbewußte Bevorzugung <strong>der</strong> nationalen<br />

Form scheint doch darin zu bestehen, daß<br />

die Walbaum-Antiqua <strong>der</strong> gleichartigen Bodoni-Antiqua<br />

(Italien) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Didot-Antiqua<br />

(Frankreich) in Deutschland vorgezogen wird.<br />

Anscheinend sind die meisten Formen <strong>der</strong> deutschen<br />

Schriftkünstler nicht so ausgewogen, dafür<br />

aber ursprünglicher <strong>und</strong> wärmer als die Figuren<br />

<strong>der</strong> Künstler an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong>. Fortsetzung<br />

in <strong>der</strong> nächsten Ausgabe.<br />

G. Jandke<br />

Nepomuks Weisheiten<br />

DIE UNGENUTZTE RESERVE<br />

Nepomuk äußerte seinen Unmut darüber,<br />

daß wir unsere öffentlichen Angelegenheiten<br />

nicht mit dem nötigen Humor handhaben.<br />

„Geduld“, sagte man ihm, „Humor<br />

braucht Zeit.“<br />

„Humor spart Zeit!“ versetzte Nepomuk<br />

ungeduldig.<br />

G.B.

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