Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag
Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag
Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
14<br />
Märkische Grablege im höfischen Glanze<br />
Der Bornstedter Friedhof zu Potsdam<br />
Harmonisch eingefügt in die Potsdamer Kulturlandschaft<br />
erstreckt sich am nördlichen Rande<br />
des Parks von Sanssouci jenseits des Galberges<br />
<strong>der</strong> Bornstedter Friedhof. Von seiner Bestimmung<br />
her ein Dorfkirchhof, hat er sich schon<br />
frühzeitig den Begräbniswünschen Potsdamer<br />
Bürger geöffnet. Zugleich hatten kirchliche Zugehörigkeiten<br />
<strong>und</strong> Besitzverhältnisse den um die<br />
Sommerresidenz des großen Königs in Sanssouci<br />
wohnenden Hofbeamten den Ort <strong>der</strong> letzten<br />
Ruhestätte vorbestimmt. „Was in Sanssouci<br />
stirbt, das wird in Bornstedt begraben [...].<br />
So finden wir denn auf dem Bornstedter<br />
Kirchhofe Generale <strong>und</strong> Offiziere, Kammerherren<br />
<strong>und</strong> Kammerdiener, Geheime<br />
Räte <strong>und</strong> Geheime Kämmeriere, Hofärzte<br />
<strong>und</strong> Houfbaumeister, vor allem Hofgärtner<br />
in Bataillonen. Der „Reiz des Einfachen<br />
<strong>und</strong> Natürlichen“, den Fontane bei<br />
seinem Besuche des Bornstedter Friedhofes<br />
im Jahre 1869 so nachhaltig empf<strong>und</strong>en<br />
hat, rührt auch uns heute noch an,<br />
wenngleich die seitdem verflossenen Zeitläufe<br />
auch am „fre<strong>und</strong>lichen Charakter<br />
einer Obstbaumplantage“ ihre unübersehbaren<br />
Spuren hinterlassen haben.<br />
Die ehedem selbständige Gemeinde Bornstedt<br />
liegt eingebettet in die großartige<br />
Landschaftskomposition des in Bornstedt<br />
beigesetzten Gartengestalters <strong>und</strong> Generaldirektors<br />
<strong>der</strong> königlichen Gärten Peter<br />
Joseph Lenné (1789–1866), <strong>der</strong> die<br />
Insel Potsdam in ein heiteres Arkadien<br />
verwandelte. Der unmittelbare Konnex<br />
zum preußischen Königshause – Kronprinz<br />
Friedrich Wilhelm hatte das 1846<br />
im italienischen Landhausstil konzipierte<br />
Bornstedter Mustergut zu „Natural- <strong>und</strong> Nießbrauch“<br />
erhalten – wirkte sich auf Kirche <strong>und</strong><br />
Friedhof segensreich aus. Nicht nur die Anlage<br />
<strong>der</strong> einstigen Dorfkirche, die im Innern<br />
durch Kronprinz Friedrich Wilhelm <strong>und</strong> Kronprinzessin<br />
Victoria geför<strong>der</strong>t wurde, auch <strong>der</strong><br />
Kirchhof selbst profitierte von <strong>der</strong> neuen Gutsherrschaft,<br />
<strong>der</strong>en Einfluß <strong>und</strong> gestalterischen<br />
Vorschlägen die Friedhofserweiterungen zu<br />
danken sind. Seit 2002 erstrahlt das dem Friedhofe<br />
gegenüberliegende „Krongut Bornstedt“<br />
mit seinen Manufakturen <strong>und</strong> Gaststätten in<br />
neuem Glanze, bildet gleichsam mit Kirche<br />
<strong>und</strong> Friedhof ein einheitliches Ensemble.<br />
Kennzeichnend für Bornstedt ist auch heute<br />
noch die keinem an<strong>der</strong>en Dorfkirchhofe eigene<br />
soziokulturelle Vielfalt <strong>der</strong> dort ruhenden Toten.<br />
Neben den schon erwähnten Vertretern städtischer<br />
<strong>und</strong> zum Hofe gehören<strong>der</strong> Provenienz<br />
gesellten sich, wie Fontane dies, mild übertreibend,<br />
charakterisiert, „Hofgärtner in Bataillonen“,<br />
<strong>der</strong>en berühmteste Repräsentanten, die<br />
Gärtnerfamilie Sello, gar 1844 einen eigenen<br />
Annex zum Friedhof als Privatbegräbnis anleg-<br />
ten. In diesem Teile des Friedhofes finden wir<br />
neben dem Stifter Hermann Ludwig Sello<br />
(1800–1876) <strong>und</strong> Emil Sello (1816–1893) sowie<br />
dem Gartenkünstler Lenné auch den Baumeister<br />
Friedrich Ludwig Persius (1803–1845),<br />
den großen „Architekten des Königs“, von dessen<br />
überragen<strong>der</strong> Baukunst in den kurzen Jahren<br />
seines Lebens die Stadt Potsdam noch heute<br />
zehrt. Daneben ruhen Heinrich Ludewig Manger<br />
(1728–1790), dessen Potsdamer Baugeschichte<br />
noch heute wertvolle Aufschlüsse über<br />
die Bautätigkeit unter Friedrich dem Großen<br />
vermittelt, <strong>und</strong> Hofbaurat Ferdinand von Arnim<br />
(1815–1866), <strong>der</strong> als dritter Nachfolger Persi-<br />
<strong>Köpenicker</strong> Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004<br />
us‘ an zahllosen Projekten in Park <strong>und</strong> Stadt<br />
Potsdam beteiligt war.<br />
Die Nähe zum Hofe dokumentieren zahlreiche<br />
Grablagen bedeuten<strong>der</strong> Hof- <strong>und</strong> Staatsbediensteter:<br />
<strong>der</strong> Geheimkämmerer Friedrich Wilhelms<br />
III., Carl Timm (1761–1839), <strong>der</strong> Wirkliche Geheime<br />
Rat <strong>und</strong> Zivilkabinettschef Ernst Emil<br />
Illaire (1797–1866), Diener dreier Könige, <strong>und</strong><br />
Hermann von Lucanus (1831–1908) in gleicher<br />
Funktion unter Wilhelm II. Aber auch Künstler<br />
wie <strong>der</strong> Komponist Waldemar Edler von Baußnern<br />
(1866–1931) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Maler Samuel<br />
Rösel (1768–1843), Zeichenlehrer Friedrich<br />
Wilhelms IV., als auch Wissenschaftler.<br />
Alle diese Gruppen werden jedoch von<br />
einer Schicht überragt, die die Potsdamer<br />
Gesellschaft dominierte: den Offizieren <strong>der</strong><br />
Garnisonstadt Potsdam. Ihre vielfältigen<br />
Dienstränge <strong>und</strong> Waffengattungen ergeben<br />
ein schillerndes Bild <strong>der</strong> Soldatenstadt<br />
Potsdam, wie es noch bis zum Beginn des<br />
Zweiten Weltkrieges bestand, allen voran<br />
das „erste Regiment <strong>der</strong> Christenheit“, das<br />
Erste Garde-Regiment zu Fuß, <strong>und</strong> das<br />
Regiment <strong>der</strong> Gardes du Corps. Stellvertretend<br />
für die zahlreichen hohen Offiziere<br />
seien <strong>der</strong> Generalstabschef des Ersten<br />
Weltkrieges, General <strong>der</strong> Infanterie Erich<br />
von Falkenhayn (1861–1922), <strong>der</strong> für die<br />
Schlacht von Verdun im Jahre 1916 verantwortlich<br />
zeichnete, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Militärkabinettschef<br />
Wilhelms II. im Großen Kriege,<br />
Generaloberst Moriz von Lynckner<br />
(1853–1932) genannt. Aber auch die aus<br />
dem unteren Soldatenstande <strong>der</strong> „Langen<br />
Kerls“ des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm<br />
I. hervorgegangenen Potsdamer Bürger,<br />
wie <strong>der</strong> spätere Weinhändler Heinrich Wilhelm<br />
Wagenführer (1690–1758) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stabshauptboist<br />
im Königsregiment <strong>und</strong> Musiklehrer am<br />
Großen Waisenhause Gottfried Pepusch (um<br />
1666–1750) haben hier ihre letzte Ruhestätte<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
Nicht vergessen werden dürfen aber auch die<br />
Epitaphien des Kircheninnern, die noch aus <strong>der</strong><br />
Zeit des Soldatenkönigs stammen. Unter ihnen<br />
ragt bis heute <strong>der</strong> aus Franken stammende brandenburgische<br />
Polyhistor Jakob Paul Freiherr<br />
von G<strong>und</strong>ling (1673–1731) hervor, <strong>der</strong> nicht<br />
nur als bedeuten<strong>der</strong> Wissenschaftler, son<strong>der</strong>n