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Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag

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Märkische Grablege im höfischen Glanze<br />

Der Bornstedter Friedhof zu Potsdam<br />

Harmonisch eingefügt in die Potsdamer Kulturlandschaft<br />

erstreckt sich am nördlichen Rande<br />

des Parks von Sanssouci jenseits des Galberges<br />

<strong>der</strong> Bornstedter Friedhof. Von seiner Bestimmung<br />

her ein Dorfkirchhof, hat er sich schon<br />

frühzeitig den Begräbniswünschen Potsdamer<br />

Bürger geöffnet. Zugleich hatten kirchliche Zugehörigkeiten<br />

<strong>und</strong> Besitzverhältnisse den um die<br />

Sommerresidenz des großen Königs in Sanssouci<br />

wohnenden Hofbeamten den Ort <strong>der</strong> letzten<br />

Ruhestätte vorbestimmt. „Was in Sanssouci<br />

stirbt, das wird in Bornstedt begraben [...].<br />

So finden wir denn auf dem Bornstedter<br />

Kirchhofe Generale <strong>und</strong> Offiziere, Kammerherren<br />

<strong>und</strong> Kammerdiener, Geheime<br />

Räte <strong>und</strong> Geheime Kämmeriere, Hofärzte<br />

<strong>und</strong> Houfbaumeister, vor allem Hofgärtner<br />

in Bataillonen. Der „Reiz des Einfachen<br />

<strong>und</strong> Natürlichen“, den Fontane bei<br />

seinem Besuche des Bornstedter Friedhofes<br />

im Jahre 1869 so nachhaltig empf<strong>und</strong>en<br />

hat, rührt auch uns heute noch an,<br />

wenngleich die seitdem verflossenen Zeitläufe<br />

auch am „fre<strong>und</strong>lichen Charakter<br />

einer Obstbaumplantage“ ihre unübersehbaren<br />

Spuren hinterlassen haben.<br />

Die ehedem selbständige Gemeinde Bornstedt<br />

liegt eingebettet in die großartige<br />

Landschaftskomposition des in Bornstedt<br />

beigesetzten Gartengestalters <strong>und</strong> Generaldirektors<br />

<strong>der</strong> königlichen Gärten Peter<br />

Joseph Lenné (1789–1866), <strong>der</strong> die<br />

Insel Potsdam in ein heiteres Arkadien<br />

verwandelte. Der unmittelbare Konnex<br />

zum preußischen Königshause – Kronprinz<br />

Friedrich Wilhelm hatte das 1846<br />

im italienischen Landhausstil konzipierte<br />

Bornstedter Mustergut zu „Natural- <strong>und</strong> Nießbrauch“<br />

erhalten – wirkte sich auf Kirche <strong>und</strong><br />

Friedhof segensreich aus. Nicht nur die Anlage<br />

<strong>der</strong> einstigen Dorfkirche, die im Innern<br />

durch Kronprinz Friedrich Wilhelm <strong>und</strong> Kronprinzessin<br />

Victoria geför<strong>der</strong>t wurde, auch <strong>der</strong><br />

Kirchhof selbst profitierte von <strong>der</strong> neuen Gutsherrschaft,<br />

<strong>der</strong>en Einfluß <strong>und</strong> gestalterischen<br />

Vorschlägen die Friedhofserweiterungen zu<br />

danken sind. Seit 2002 erstrahlt das dem Friedhofe<br />

gegenüberliegende „Krongut Bornstedt“<br />

mit seinen Manufakturen <strong>und</strong> Gaststätten in<br />

neuem Glanze, bildet gleichsam mit Kirche<br />

<strong>und</strong> Friedhof ein einheitliches Ensemble.<br />

Kennzeichnend für Bornstedt ist auch heute<br />

noch die keinem an<strong>der</strong>en Dorfkirchhofe eigene<br />

soziokulturelle Vielfalt <strong>der</strong> dort ruhenden Toten.<br />

Neben den schon erwähnten Vertretern städtischer<br />

<strong>und</strong> zum Hofe gehören<strong>der</strong> Provenienz<br />

gesellten sich, wie Fontane dies, mild übertreibend,<br />

charakterisiert, „Hofgärtner in Bataillonen“,<br />

<strong>der</strong>en berühmteste Repräsentanten, die<br />

Gärtnerfamilie Sello, gar 1844 einen eigenen<br />

Annex zum Friedhof als Privatbegräbnis anleg-<br />

ten. In diesem Teile des Friedhofes finden wir<br />

neben dem Stifter Hermann Ludwig Sello<br />

(1800–1876) <strong>und</strong> Emil Sello (1816–1893) sowie<br />

dem Gartenkünstler Lenné auch den Baumeister<br />

Friedrich Ludwig Persius (1803–1845),<br />

den großen „Architekten des Königs“, von dessen<br />

überragen<strong>der</strong> Baukunst in den kurzen Jahren<br />

seines Lebens die Stadt Potsdam noch heute<br />

zehrt. Daneben ruhen Heinrich Ludewig Manger<br />

(1728–1790), dessen Potsdamer Baugeschichte<br />

noch heute wertvolle Aufschlüsse über<br />

die Bautätigkeit unter Friedrich dem Großen<br />

vermittelt, <strong>und</strong> Hofbaurat Ferdinand von Arnim<br />

(1815–1866), <strong>der</strong> als dritter Nachfolger Persi-<br />

<strong>Köpenicker</strong> Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004<br />

us‘ an zahllosen Projekten in Park <strong>und</strong> Stadt<br />

Potsdam beteiligt war.<br />

Die Nähe zum Hofe dokumentieren zahlreiche<br />

Grablagen bedeuten<strong>der</strong> Hof- <strong>und</strong> Staatsbediensteter:<br />

<strong>der</strong> Geheimkämmerer Friedrich Wilhelms<br />

III., Carl Timm (1761–1839), <strong>der</strong> Wirkliche Geheime<br />

Rat <strong>und</strong> Zivilkabinettschef Ernst Emil<br />

Illaire (1797–1866), Diener dreier Könige, <strong>und</strong><br />

Hermann von Lucanus (1831–1908) in gleicher<br />

Funktion unter Wilhelm II. Aber auch Künstler<br />

wie <strong>der</strong> Komponist Waldemar Edler von Baußnern<br />

(1866–1931) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Maler Samuel<br />

Rösel (1768–1843), Zeichenlehrer Friedrich<br />

Wilhelms IV., als auch Wissenschaftler.<br />

Alle diese Gruppen werden jedoch von<br />

einer Schicht überragt, die die Potsdamer<br />

Gesellschaft dominierte: den Offizieren <strong>der</strong><br />

Garnisonstadt Potsdam. Ihre vielfältigen<br />

Dienstränge <strong>und</strong> Waffengattungen ergeben<br />

ein schillerndes Bild <strong>der</strong> Soldatenstadt<br />

Potsdam, wie es noch bis zum Beginn des<br />

Zweiten Weltkrieges bestand, allen voran<br />

das „erste Regiment <strong>der</strong> Christenheit“, das<br />

Erste Garde-Regiment zu Fuß, <strong>und</strong> das<br />

Regiment <strong>der</strong> Gardes du Corps. Stellvertretend<br />

für die zahlreichen hohen Offiziere<br />

seien <strong>der</strong> Generalstabschef des Ersten<br />

Weltkrieges, General <strong>der</strong> Infanterie Erich<br />

von Falkenhayn (1861–1922), <strong>der</strong> für die<br />

Schlacht von Verdun im Jahre 1916 verantwortlich<br />

zeichnete, <strong>und</strong> <strong>der</strong> Militärkabinettschef<br />

Wilhelms II. im Großen Kriege,<br />

Generaloberst Moriz von Lynckner<br />

(1853–1932) genannt. Aber auch die aus<br />

dem unteren Soldatenstande <strong>der</strong> „Langen<br />

Kerls“ des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm<br />

I. hervorgegangenen Potsdamer Bürger,<br />

wie <strong>der</strong> spätere Weinhändler Heinrich Wilhelm<br />

Wagenführer (1690–1758) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Stabshauptboist<br />

im Königsregiment <strong>und</strong> Musiklehrer am<br />

Großen Waisenhause Gottfried Pepusch (um<br />

1666–1750) haben hier ihre letzte Ruhestätte<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Nicht vergessen werden dürfen aber auch die<br />

Epitaphien des Kircheninnern, die noch aus <strong>der</strong><br />

Zeit des Soldatenkönigs stammen. Unter ihnen<br />

ragt bis heute <strong>der</strong> aus Franken stammende brandenburgische<br />

Polyhistor Jakob Paul Freiherr<br />

von G<strong>und</strong>ling (1673–1731) hervor, <strong>der</strong> nicht<br />

nur als bedeuten<strong>der</strong> Wissenschaftler, son<strong>der</strong>n

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