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Liebe Leserinnen und Leser der Köpenicker ... - Trafo Verlag

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10<br />

Zur Brücke<br />

Zur Brücke nennt sich das Seniorenheim in <strong>der</strong> Wendenschloßstraße. Es<br />

liegt ja auch unweit einer Brücke über den kleinen Stichkanal. Aber bildet<br />

es nicht selbst eine Brücke? Eine Brücke zwischen dem Diesseits <strong>und</strong> dem<br />

Jenseits. Man kann hier noch verweilen <strong>und</strong> mit Gelassenheit den Fluß des<br />

Lebens betrachten, kann zurückschaue, bevor das jenseitige Ufer erreicht<br />

ist. Manch einer überquert die Brücke mit raschen Schritten, die eines an<strong>der</strong>en<br />

sind klein <strong>und</strong> bedächtig, manche schreiten mühevoll <strong>und</strong> mit schleppendem<br />

Gang, denn eine schwere Last ist zu tragen. Für viele kommt es<br />

einer Befreiung gleich, wenn sie das Jenseits erreicht haben. Doch <strong>der</strong> Fluß,<br />

den diese Brücke überspannt, fließt unaufhaltsam weiter, ihn kann keiner<br />

aufhalten <strong>und</strong> seinen Weg von hier aus auch keiner beeinflussen.<br />

U. Schirmer<br />

Nachdenken über<br />

Brücken<br />

Wir bauen Brücken, überqueren sie, wir schauen von ihnen herab auf<br />

Fluß <strong>und</strong> Landschaft. Häufig bew<strong>und</strong>ern wir ihre Architektur. Auf jeden<br />

Fall schätzen wir es, mit ihrer Hilfe Hin<strong>der</strong>nisse überwinden zu können.<br />

Es gibt auch Leute, die Brücken Sperren, aus ihnen Grenzen anstelle Verbindungen<br />

machen.<br />

Oft werden Brücken sogar zerstört – zerbombt o<strong>der</strong> gesprengt. Das bedeutet:<br />

In wenigen Minuten wird das vernichtet, was mit viel Können,<br />

Arbeit <strong>und</strong> Geldmitteln errichtet wurde. Manchmal sind Brücken nicht<br />

nur Verbindungswege son<strong>der</strong>n Kunstwerke, <strong>der</strong>en Zauber man sich kaum<br />

entziehen kann. Ich kannte einen alten Herrn, <strong>der</strong> schwärmte bis an sein<br />

Lebensende von <strong>der</strong> Rialtobrücke <strong>und</strong> dem Moment, wo er mit <strong>der</strong> Gondel<br />

hindurch fuhr <strong>und</strong> über die Brücke wölbte sich ein Regenbogen. Die<br />

Erinnerung an diese beiden zauberhaften Eindrücke begleitete ihn.<br />

Mich beeindruckte schon als Kind die Götschtalbrücke – ein riesiges technisches<br />

W<strong>und</strong>erwerk <strong>der</strong> Baukunst im Vogtland, bereits im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

entstanden. Wenn man Burgen im alten Europa besichtigt, kann<br />

man Zugbrücken bestaunen, über die einst die Ritter galoppierten. Auch<br />

alte Römerbrücken – schön, zweckmäßig <strong>und</strong> stabil – erwecken unsere<br />

Bew<strong>und</strong>erung. Zwei Jahrtausende überbrücken sie, reichen uns die Hand<br />

über Epochen hinweg.<br />

Wir mögen Brücken, brauchen sie, leben mit ihnen, bew<strong>und</strong>ern sie <strong>und</strong><br />

Künstler malen sie. Als wichtiges Element unseres Lebens gingen sie auch<br />

in den Sprachgebrauch ein. Wir bauen nicht nur Brücken aus Stein, Stahl<br />

o<strong>der</strong> Holz, son<strong>der</strong>n auch sprachliche: Brückenschlagen, Überbrücken,<br />

Brücken hinter sich abbrechen, Atlantikbrücke, Luftbrücke, unüberbrückbar<br />

– alle diese Wortschöpfungen gehen im übertragenen Sinn auf die<br />

gute alte Brücke, den Verbindungsweg, zurück. Wir sprechen auch von<br />

Brücken zwischen Län<strong>der</strong>n, Völkern, Kulturen, Städten, Kontinenten.<br />

Sogar in Schlagertexten gingen sie ein. Wer hätte nicht mal mit Karat<br />

gesummt: „Über sieben Brücken mußt du gehen. Sieben dunkle Jahre<br />

überstehn“? Phantasievolle Menschen wandeln über Regenbogenbrücken<br />

ohne herunterzufallen. O<strong>der</strong> fallen sie dabei vielleicht doch?<br />

Maria Loß<br />

<strong>Köpenicker</strong> Seniorenzeitung – Ausgabe 1/2004<br />

Brücken bauen<br />

Ich habe so viele Brücken zu Bau’n<br />

Zwischen Denken <strong>und</strong> Schau’n<br />

Männern <strong>und</strong> Frau’n<br />

Wollen <strong>und</strong> trau‘n.<br />

Zwischen Mitte <strong>und</strong> Rand<br />

Herz <strong>und</strong> Verstand<br />

Denken <strong>und</strong> Hand<br />

Hier <strong>und</strong> dem Land.<br />

Zwischen Dir <strong>und</strong> mir<br />

Dort <strong>und</strong> hier<br />

Mensch <strong>und</strong> Tier<br />

Gegen <strong>und</strong> für.<br />

Zwischen Einheit <strong>und</strong> Vielfalt<br />

Jung <strong>und</strong> alt<br />

Zartheit <strong>und</strong> Gewalt<br />

Seele <strong>und</strong> Gestalt<br />

Zwischen Lärm <strong>und</strong> Stille<br />

Kleinheit <strong>und</strong> Fülle<br />

Kern <strong>und</strong> Hülle<br />

Zweifel <strong>und</strong> Wille.<br />

Zwischen Schatten <strong>und</strong> Licht<br />

Gier <strong>und</strong> Verzicht<br />

Tanz <strong>und</strong> Gewicht<br />

Praxis <strong>und</strong> Gedicht.<br />

Brigitte Lange<br />

DAS UNBEDACHTE LOB<br />

„Meine Schilde sind so fest, daß nichts sie durchbohren kann“, rief<br />

ein Händler, <strong>der</strong> Schilde <strong>und</strong> Speere auf dem Markt feilbot, „<strong>und</strong><br />

meine Speere sind so spitz, daß sie alles durchstechen können!“<br />

Da fragte ihn jemand: „Und was geschieht, wenn einer deiner Speere<br />

auf einen deiner Schilde trifft?“<br />

Also: Du magst es drehn <strong>und</strong> wenden – das höchste Lob kann man<br />

nur einem spenden.<br />

G. B.

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