jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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70 Eckhard MeyerSyrien (Damaskos)59. Antiocheia ist aber auch Metropolis der römischenProvinz Syrien: Sitz des Statthalters, des Koinon6° und des Kaiserkultes61.Es spricht nun einiges dafür, daß Laodikeia im Jahr 194 nicht nur den Titeleiner Metropolis erhalten hatte, sondern anstelle von Antiocheia auch Sitzdes Koinon und des Kaiserpriesters der vier Eparchien geworden ist. Wahrscheinlichlautete der vollständige Titel, den Antiocheia im Jahr 194 Laodikeiaüberlassen mußte, überhaupt girr pOnokic 8 (mg oetpwv) aUPXVICIWoder später dann lateinisch metropolis HH provinciarum62.Wenn diese Überlegungen richtig sind, muß man allerdings fragen, warumsich das mit Titeln prunkende Laodikeia nicht schon 194 so nannte. Als Erklärungbietet sich wieder der Rangstreit der beiden Städte an: Auf den antiocheischenStadtprägungen, die seit Elagabal wieder Stadtnamen und Titelnennen63, bezeichnet sich Antiocheia als Metropolis und Kolonie". Durchdie Digesten wissen wir, daß Antiocheia den Kolonietitel Caracalla verdankte65.Ich vermute nun, daß sie gleichzeitig den Titel einer Metropolis zurückerhaltenhatte, und daß sich Laodikeia, wahrscheinlich noch immer Sitz desKoinon und des Kaiserpriesters, von seiner Rivalin nach 215 dadurch abhebenwollte, daß es mit dieser Titulatur auf seine Stellung als nach wie vorerste Metropolis der Provinz verwies.Doch um welche vier Eparchien handelt es sich; sind es noch dieselben wiein hadrianischer Zeit? Dagegen spricht, daß Phönizien 194 mit einem eigenenprovinzialen Koinon in der Metropolis Tyros als selbständige Provinz — SyriaPhoenice — von Syrien abgetrennt worden war. Und dennoch gibt es Hinweise,daß es sich noch um dieselben Eparchien wie im 2. Jahrhundert handelt,dieser Kultverband die administrative Trennung der Provinzen alsoüberdauert hat.59 Jones (wie Anm. 56) a.a.O.; Kraeling (wie Anm. 56) a.a.O.; J.-P. Rey-Coquais, „Syrie romaine,de Pompee ä Doicletien", JRS 68 (1978) 53 f. Antiocheia ist Metropolis seit 92/1 v.Chr.(BMC Galatia 153,221 ff), Tyros seit Domitian 93/4 (BMC Phoenicia 259,288 ff), Samosataseit Hadrian 129/30 (BMC Galatia 118,20 ff) und Damaskos wahrscheinlich seit derselbenZeit (BMC Galatia 283,8 f undatiert).60Münzen mit der Legende KOINON EYPIAE unter Trajan (BMC Galatia 103,1 ff).61Der erste Kaiserpriester ist unter Augustus bezeugt: Dexandros ist 6 npwtOS Tfic a-apbcciag isIpacsajtEvog (J.-P. Rey-Coquais, „Inscriptions grecques d'Apamee", AAS 23(1973) 43 Z. 29f). Das Priestertum galt der Roma und dem Augustus, wie zwei unveröffentlichteInschriften aus Abila und Sidon zeigen (Rey-Coquais, Syrie romaine 47 f).62Dieser Titel wird nicht mit den Buchstaben AE abgekürzt, die seit 215 auf antiocheischen,seit 218/9 auch auf laodikeischen Münzen begegnen (vgl. dazu H.R. Baldus, „Zum Rechtsstatussyrischer Prägungen in der 1. Hälfte des 3. Jh. n.Chr.", Chiron 3 (1973) 441-50).Einige Münzen Elagabals etwa führen sowohl das AE wie auch die Legende metropolis 1111provinciarum.63Ohne Stadtnamen und Titel gibt es städtische Bronzemünzen seit 215 (vgl. Baldus op. cit.;BMC Galatia 194,357).64 BMC Galatia 205,451 ff.63Paul. D. 50,15,8,5: Divus Antoninus Antiochenses colonos fecit salvis tributis.

Bronzeprägung von Laodikeia in Syrien 71Unter Philippus Arabs werden nämlich in drei der vier Metropoleis Münzenmit einer thematisch verwandten Rückseitendarstellung geprägt:1. Laodikeia für Philippus Arabs:In der Mitte des Feldes thront frontal die Tyche von Laodikeia mit Mauerkrone und Füllhorn.Zu ihren Füßen befindet sich der Hafengenius. Rechts und links von ihr schreitenje zwei Tychai mit Mauerkrone auf sie zu; zwei von ihnen reichen ihr einen Kranz. Legende:COL LAOD METROPOLEOSAE.662. Damaskos für Otacilia Severa:Im oberen Feld lagert die Tyche von Damaskos mit Mauerkrone und Füllhorn auf Felsen.In der ausgestreckten Rechten hält sie einen Hasen an den Ohren(?). Vor ihr befindet sicheine Statue des Marsyas rechtshin, darüber ein linkshin gewendeter Widder. Im unterenFeld stehen rechts und links eines brennenden Altars je zwei Tychai. Die äußeren streckenihre Arme in die Höhe, die linke reicht Opfergaben dar, die rechte libiert. Legende: COLDAMA METRO.673. Tyros für Philippus Arabs:Astarte mit Mauerkrone steht im kurzen Chiton frontal, die rechte Brust ist entblößt. Inder Linken hält sie eine Keule. Rechts von ihr befindet sich ein cippus, auf dem eine Nikesteht, die sie bekränzt. Links zu Füßen die Statue des Marsyas nach rechts gewandt. DieRechte der Astarte ist nach einer Palme ausgestreckt, neben der sich eine Murex-Muschelbefindet. Im unteren Feld opfern vier Tychai auf dieselbe Weise wie auf den Münzen vonDamaskos. Legende: COL TVRO METRO."Auf allen Münzen ist der gleiche Sachverhalt dargestellt: Vier Tychai gruppierensich huldigend und opfernd um die jeweilige Stadtgöttin, die an ihrenspezifischen Attributen erkennbar ist. Die entsprechende Stadt wird darüberhinaus durch weitere Embleme (Murex-Muschel, Tierkreiszeichen) individualisiert.Gemeinsam ist auch der Hinweis auf das ius Italicum (Marsyas).Ich glaube, daß diese Darstellungen eine bildliche Umsetzung des Sachverhaltes„Metropolis IITI Provinciarum" sind. Legende wie bildliche Darstellunghaben eine Parallele in Münzen aus den kilikischen Städten Anazarbos undTarsos: Unter Septimius Severus, im Jahr 198/9, bezeichnet sich Tarsos aufInschriften wie Münzen als Tpthrri Kai agyiarri Kai Ka2alarn gerpono-XI; TiZ)V y'btapxstebv Katiciag 'krauplag Auicaoviag 7tpoica3ecoggvii. . .69. Anders als auf den Münzen Laodikeias werden die Eparchien hier namentlichgenannt; sie sind ebenfalls Untergliederungen der römischen ProvinzCilicia.Auch die bildliche Parallele findet sich auf einer tarsischen Münze des Severus:Die thronende Tyche von Tarsos, den Flußgott Kydnos zu Füßen, ist66BMC Galatia 262,110; Lindgren 2104.67 Lindgren 2388 („Tyros", „Salonina"); Münzzentrum Auktion 67 (1989) 1665.68Rouvier 2440; BMC Phoenicia 282,433; SNG Kopenhagen 376. Eine leicht abweichendeDarstellung im oberen Feld findet sich auf Münzen des Trebonianus Gallus: Astarte legtihre Hand auf ein Tropaion (Rouvier 2461; BMC 284,438; ähnlich N. van der Vliet, „Monnaiesinedites ou tres rares du medallier de Sainte Anne de Jerusalem", RevBibl. 57 (1950)439 Nr. 13).69G. Laminger-Pascher, „Kleine Nachträge zu kilikischen Inschriften", ZPE 15 (1974) 32 Nr.1 Z. 8 ff; Münzen: SNG Levante 1022; Waddell Auction 2 (1982) 61 (Severus); SNG Levante1033 (Caracalla).

70 Eckhard MeyerSyrien (Damaskos)59. Antiocheia ist aber auch Metropolis der römischenProvinz Syrien: Sitz des Statthalters, des Koinon6° und des Kaiserkultes61.Es spricht nun einiges dafür, daß Laodikeia im Jahr 194 nicht nur den Titeleiner Metropolis erhalten hatte, sondern anstelle von Antiocheia auch Sitzdes Koinon und des Kaiserpriesters der vier Eparchien geworden ist. Wahrscheinlichlautete der vollständige Titel, den Antiocheia im Jahr 194 Laodikeiaüberlassen mußte, überhaupt girr pOnokic 8 (mg oetpwv) aUPXVICIWoder später dann lateinisch metropolis HH provinciarum62.Wenn diese Überlegungen richtig sind, muß man allerdings fragen, warumsich das mit Titeln prunkende Laodikeia nicht schon 194 so nannte. Als Erklärungbietet sich wieder der Rangstreit der beiden Städte an: Auf den antiocheischenStadtprägungen, die seit Elagabal wieder Stadtnamen und Titelnennen63, bezeichnet sich Antiocheia als Metropolis und Kolonie". Durchdie Digesten wissen wir, daß Antiocheia den Kolonietitel Caracalla verdankte65.Ich vermute nun, daß sie gleichzeitig den Titel einer Metropolis zurückerhaltenhatte, und daß sich Laodikeia, wahrscheinlich noch immer Sitz desKoinon und des Kaiserpriesters, von seiner Rivalin nach 215 dadurch abhebenwollte, daß es mit dieser Titulatur auf seine Stellung als nach wie vorerste Metropolis der Provinz verwies.Doch um welche vier Eparchien handelt es sich; sind es noch dieselben wiein hadrianischer Zeit? Dagegen spricht, daß Phönizien 194 mit einem eigenenprovinzialen Koinon in der Metropolis Tyros als selbständige Provinz — SyriaPhoenice — von Syrien abgetrennt worden war. Und dennoch gibt es Hinweise,daß es sich noch um dieselben Eparchien wie im 2. Jahrhundert handelt,dieser Kultverband die administrative Trennung der Provinzen alsoüberdauert hat.59 Jones (wie Anm. 56) a.a.O.; Kraeling (wie Anm. 56) a.a.O.; J.-P. Rey-Coquais, „Syrie romaine,de Pompee ä Doicletien", JRS 68 (1978) 53 f. Antiocheia ist Metropolis seit 92/1 v.Chr.(BMC Galatia 153,221 ff), Tyros seit Domitian 93/4 (BMC Phoenicia 259,288 ff), Samosataseit Hadrian 129/30 (BMC Galatia 118,20 ff) und Damaskos wahrscheinlich seit derselbenZeit (BMC Galatia 283,8 f undatiert).60Münzen mit der Legende KOINON EYPIAE unter Trajan (BMC Galatia 103,1 ff).61Der erste Kaiserpriester ist unter Augustus bezeugt: Dexandros ist 6 npwtOS Tfic a-apbcciag isIpacsajtEvog (J.-P. Rey-Coquais, „Inscriptions grecques d'Apamee", AAS 23(1973) 43 Z. 29f). Das Priestertum galt der Roma und dem Augustus, wie zwei unveröffentlichteInschriften aus Abila und Sidon zeigen (Rey-Coquais, Syrie romaine 47 f).62Dieser Titel wird nicht mit den Buchstaben AE abgekürzt, die seit 215 auf antiocheischen,seit 218/9 auch auf laodikeischen Münzen begegnen (vgl. dazu H.R. Baldus, „Zum Rechtsstatussyrischer Prägungen in der 1. Hälfte des 3. Jh. n.Chr.", Chiron 3 (1973) 441-50).Einige Münzen Elagabals etwa führen sowohl das AE wie auch die Legende metropolis 1111provinciarum.63Ohne Stadtnamen und Titel gibt es städtische Bronzemünzen seit 215 (vgl. Baldus op. cit.;BMC Galatia 194,357).64 BMC Galatia 205,451 ff.63Paul. D. 50,15,8,5: Divus Antoninus Antiochenses colonos fecit salvis tributis.

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