jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

50 Allan A. Lundrelle Grenze fielen nicht mit dem Limes zusammen. Übrigens spricht auchder geringe prozentuale Anteil von serrati und bigati an den Münzfunden gegenihre behauptete Bevorzugung". Aus numismatischer Sicht ist die dritteFrage interessant, weil man feststellen muß, daß die gefundenen Münzen keinehomogene Verteilung und chronologische Streuung über die Jahre hinwegzeigen, sondern Konzentrationen aufweisen49, jedoch nicht im TaciteischenSinne; denn die Häufung der Münzen, um die es hier geht, liegt in derEpoche des Augustus50. Dabei muß man allerdings bedenken, daß die Umlaufzeitder römischen Münzen in Germanien insofern länger war, als sie javerzögert wurde. Trotzdem ist es wahrscheinlich, daß die Bemerkung des Tacitusgezielt auf die Münzreform des Kaisers Nero anspielt, die im Jahre63/64 n.Chr. stattfand und eine gewisse Beeinträchtigung des Silbergehaltesder Denare mit sich brachte". Ungeklärt bleibt aber dabei die Frage, wie dieGermanen ihn ohne Waagen feststellen konnten. Außerdem schwankten dasGewicht und die Größe auch innerhalb ein- und derselben Münzreihe oft,so daß die nachneronischen Münzen nicht selten schwerer waren als die vorneronischen".Schon dieser Umstand deutet an, daß die Aussage des Tacitusfür die römischen Münzen keinen spezifischen Aussagewert für germanischeVerhältnisse hat.Die Bemerkung zielt eher auf innerrömische Verhältnisse ab und enthältein Stück Zeitkritik an der Neronischen Münzreform, was die römischen Leserzu würdigen wußten".Das fünfte Kapitel der Germania des Tacitus liest sich also nur oberflächlichals eine Aussage über ein rein spezifisch germanisches Annahmeverhaltenvon römischen Münzen im ausgehenden ersten nachchristlichen Jahrhundert.Die Bemerkung über die Verwendung der römischen Münzen beiden Germanen zeigt übrigens eine bemerkenswerte Übereinstimmung mitihrer Verwendung im römischen Imperium — auch dort gab es — von Romaus gesehen selbstverständlich — immer noch Tauschhandelm. Das läßt unse-48Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 36: „Von dieser einen Ausnahme abgesehen, istim Fundbild des Freien Germaniens keine Bevorzugung der Münztypen serratus und bigatuserkennbar".49Vgl. J.A. Davies, A Survey of Roman Coin Distribution an the Frontier with Free Germany,Saalburg-Jahrbuch 39, 1983, 133-141.50Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 21: „Betrachtet man die mutmaßliche Vergrabungszeitder Horte aufgrund der Schlußmünzen, so zeichnet sich deutlich eine frühe undeine späte Gruppe ab. Die frühe Gruppe besteht aus drei Horten mit Schlußmünzen ausrepublikanischer Zeit, neun aus augusteischer Zeit und zwei aus tiberischer Zeit . . . Die späteGruppe setzt mit fünf Funden hadrianischer Zeit ein".51Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 37.52Vgl. H. Chantraine (wie Anm. 27), 379.53 Siehe Sv. Nielsen, Denarerne fra romersk jernalder — funktion og udbredelse, Aarboger fornordisk Oldkyndighed og Historie 1986, 147-162, bes. 160.54Vgl. M.I. Finley, Die antike Wirtschaft, München 1979, 214.

Wie benutzten die Germanen römische Münzen? 51re Tacitusstelle allerdings nicht auf den ersten Blick erwarten. Auch zeigendie im Imperium Romanum und in der Germania libera gefundenen Münzendieselben chronologischen Häufungen und (fast) dieselbe prozentuale Verteilung".Das fünfte Kapitel der Germania steht also nur scheinbar im Kontextdes Nachweises, wie es in Germanien ist: Es ist somit auch ohne Belang fürdie Frage, wie es einst gewesen ist. Dazu paßt, daß sich die Kapitel 5 bis 27in der Tat wie eine imaginäre Ethnographie lesen56.55 Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 27), 26 ff.56 Siehe A.A. Lund (wie Anm. 4), bes 1862 ff.; ders., Zum Germanenbild der Römer. EineEinführung in die antike Ethnographie, Heidelberg 1990, 19-35; A. Städele, Neues von derGermania des Tacitus, Anregung 36, 1990, 156-168.

50 Allan A. Lundrelle Grenze fielen nicht mit dem Limes zusammen. Übrigens spricht auchder geringe prozentuale Anteil von serrati und bigati an den Münzfunden gegenihre behauptete Bevorzugung". Aus numismatischer Sicht ist die dritteFrage interessant, weil man feststellen muß, daß die gefundenen Münzen keinehomogene Verteilung und chronologische Streuung über die Jahre hinwegzeigen, sondern Konzentrationen aufweisen49, jedoch nicht im TaciteischenSinne; denn die Häufung der Münzen, um die es hier geht, liegt in derEpoche des Augustus50. Dabei muß man allerdings bedenken, daß die Umlaufzeitder römischen Münzen in Germanien insofern länger war, als sie javerzögert wurde. Trotzdem ist es wahrscheinlich, daß die Bemerkung des Tacitusgezielt auf die Münzreform des Kaisers Nero anspielt, die im Jahre63/64 n.Chr. stattfand und eine gewisse Beeinträchtigung des Silbergehaltesder Denare mit sich brachte". Ungeklärt bleibt aber dabei die Frage, wie dieGermanen ihn ohne Waagen feststellen konnten. Außerdem schwankten dasGewicht und die Größe auch innerhalb ein- und derselben Münzreihe oft,so daß die nachneronischen Münzen nicht selten schwerer waren als die vorneronischen".Schon dieser Umstand deutet an, daß die Aussage des Tacitusfür die römischen Münzen keinen spezifischen Aussagewert für germanischeVerhältnisse hat.Die Bemerkung zielt eher auf innerrömische Verhältnisse ab und enthältein Stück Zeitkritik an der Neronischen Münzreform, was die römischen Leserzu würdigen wußten".Das fünfte Kapitel der Germania des Tacitus liest sich also nur oberflächlichals eine Aussage über ein rein spezifisch germanisches Annahmeverhaltenvon römischen Münzen im ausgehenden ersten nachchristlichen Jahrhundert.Die Bemerkung über die Verwendung der römischen Münzen beiden Germanen zeigt übrigens eine bemerkenswerte Übereinstimmung mitihrer Verwendung im römischen Imperium — auch dort gab es — von Romaus gesehen selbstverständlich — immer noch Tauschhandelm. Das läßt unse-48Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 36: „Von dieser einen Ausnahme abgesehen, istim Fundbild des Freien Germaniens keine Bevorzugung der Münztypen serratus und bigatuserkennbar".49Vgl. J.A. Davies, A Survey of Roman Coin Distribution an the Frontier with Free Germany,Saalburg-Jahrbuch 39, 1983, 133-141.50Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 21: „Betrachtet man die mutmaßliche Vergrabungszeitder Horte aufgrund der Schlußmünzen, so zeichnet sich deutlich eine frühe undeine späte Gruppe ab. Die frühe Gruppe besteht aus drei Horten mit Schlußmünzen ausrepublikanischer Zeit, neun aus augusteischer Zeit und zwei aus tiberischer Zeit . . . Die späteGruppe setzt mit fünf Funden hadrianischer Zeit ein".51Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 37.52Vgl. H. Chantraine (wie Anm. 27), 379.53 Siehe Sv. Nielsen, Denarerne fra romersk jernalder — funktion og udbredelse, Aarboger fornordisk Oldkyndighed og Historie 1986, 147-162, bes. 160.54Vgl. M.I. Finley, Die antike Wirtschaft, München 1979, 214.

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