48 Allan A. Lundw a 200 Kilometer breiten Zone den Limes entlang fast keine importiertenLuxuswaren, sondern hauptsächlich alltägliche Waren36. Erst jenseits dieserZone finden sich reiche Importwaren, die sich in den Gräbern der älteren römischenKaiserzeit (Eggers Stufe B1) niederschlagen37. Wer die alltäglichenund reichen Importgegenstände in die Germania libera dorthin brachte, isteine in der Forschung umstrittene Frage. Die Diskussion geht in erster Liniedarum, ob der Handel von Germanen oder römischen Händlern betriebenwurde38, wobei man allerdings dem Begriff Handel verschiedene Definitionenbeilegt". Aber ungeachtet dessen, was man unter Handel versteht, gewißist, daß Römer mit Germanen handelten. Dies zeigt vor allem eine vor kurzemaufgefundene lateinische Grabinschrift4°, aus der hervorgeht, daß derVerstorbene, ein ehemaliger Centurio, als interprex und negotiator fungierthatte41. Nun sind wir indessen von einer einmaligen Expedition eines römischenRitters unter Kaiser Nero, der zum Baltischen Meer geschickt wurdemit dem Auftrag, dort Bernstein zu besorgen, unterrichtet42. Das läßt daraufschließen, daß Römer, als Einzelpersonen jedenfalls, am Handel bzw. Warenaustauschim freien Germanien beteiligt waren. Es sei hinzugefügt, daßdas letzte Beispiel im Grunde nur bezeugt, was aus Germanien bei dieser Gelegenheitnach Rom exportiert wurde. Auf der anderen Seite läßt der Befundder Fürstengräber vom Typ Lübsow den Schluß zu, daß die Germanen selberdie Verteilung der importierten Luxusgegenstände unter sich bestimm-36 Vgl. L. Hedeager, A Quantitative Analysis of Roman Imports in Europe north of the Limes(0-400 A.D.), and the Question of Roman-Germanic Exchange, New Directions in ScandinavianArchaeology. Studies in Scandinavian Prehistory and Early History 1, Kobenhavn1978; B. Cunliffe (wie Anm. 5), 177 ff.37 Vgl. U. Lund Hansen, Handelscentre i Danmark i romersk og xldre germansk jernalder.In: Festskrift til 0. Olsen pä 60-ärs dagen den 7. juni 1988, Udg. af Aa. Andersen et alii,Kobenhavn 1988, 79-92.38Zur Diskussion vgl. J. Kunow, Der römische Import in der Germania libera bis zu den Markomannenkriegen,Neumünster 1983, 45 ff. und siehe hierzu die Besprechung von R. Wolters,in: Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 5, 1986, 80-87; U.-B. Dittrich,Die Wirtschaftsstruktur der Quaden, Markomannen und Sarmaten im mittleren Donauraumund ihre Handelsbeziehungen mit Rom, Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte6, 1987, 9-30, bes. 19 ff.; U. Lund Hansen (wie Anm. 32), 216 ff.39 Vgl. U. Lund Hansen (wie Anm. 32), 216 ff. und siehe die Besprechungen von G. Jacobsen(Historisk tidsskrift 88, 1988, 110-116) und K. Randsborg (Acta Archaeologica 57, 1986,211-228).40 Siehe T. Kolnik, Q. ATILIUS PRIMUS — interprex, centurio und negotiator, Acta ArchaeologicaAcademiae Scientiarum Hungaricae 30, 1978, 61-75.41Zum Begriff negotiator vgl. P. Kneissl, Mercator — negotiator — Römische Geschäftsleuteund die Terminologie ihrer Berufe, Münstersche Beiträge zur antiken Handelsgeschichte 2,1983, 73-90.42 Vgl. J. Kolendo, A la recherche de l'ambre baltique — L'expedition d'un chevalier Neron,Studia Antiqua, Warszawa 1981; J. Wielowiejski, Der römisch-pannonische Limes und dieBernsteinstraße. In: Studien zu den Militärgrenzen Roms III, Stuttgart 1986, 799-802.
Wie benutzten die Germanen römische Münzen? 49ten43. Aus einer Karte über die Verbreitung der importierten Gegenständeim allgemeinen geht hervor, daß der Rhein und die Donau (bzw. der Limes)nicht die Grenze zwischen zwei verschiedenen Handelsregionen waren. DieStröme bildeten also, was den Handel mit bestimmten Importgegenständenangeht, nicht unsichtbare kulturelle Barrieren, sondern nur im Geländesichtbare Demarkationslinien", was vielleicht damit zusammenhängt, daßdie Römer liebten, sich das Imperium von Wassergrenzen umgeben vorzustellen".Während die Verteilung der Importwaren in der grenznahen undin der weiter entfernten Zone, was eine Vereinfachung ist, darauf schließenläßt, daß man die Germanen in proximi und interiores einteilen kann, vermittelndie römischen Fundmünzen nicht denselben Eindruck". Sie lassen nämlichnicht den Schluß zu, daß man zwischen einem grenznahen Handel, derauf der römischen Währung basiert, und einem Tauschhandel im Binnenlandeunterscheiden kann'''. Es hat demnach, anders als Tacitus behauptet,kaum einen grenznahen Handel mit silbernen Münzen (vgl. Germ. 5,3: numerusargenteorum) gegeben. Die Waren römischer Herkunft in der Zone naheder Grenze gehören ja vorwiegend zu den alltäglichen, wofür man im Alltagkeine silbernen Denare, sondern Münzen aus Kupferbronze brauchte. Geldaus Kupferbronze wird aber von Tacitus gar nicht erwähnt. Daraus folgereich, daß es Tacitus an unserer Stelle in erster Linie darum geht, das Verhaltender Barbaren zu den Edelmetallen Gold und Silber zu beschreiben. Damit seiendie erste und die zweite Frage beantwortet, und zwar negativ.Wenden wir uns jetzt der dritten Frage zu, ob die proximi Germani bloßdie guten, alten, bewährten silbernen Denare aus der Zeit der Republik habenwollten. Diese Frage zu beantworten hat sich mittlerweile insofern erübrigt,als die Taciteische Unterscheidung zwischen proximi und interioresnicht bzw. nur bedingt zutrifft: Die Handelsgrenze und somit auch die kultu-43 Vgl. U. Lund Hansen (wie Anm. 39), 82 und dieselbe (wie Anm. 32), 196; siehe dazu K.Randsborg (wie Anm. 39), bes. 221 und G. Jacobsen (wie Anm. 39), 110-116.44Man geht allerdings für gewöhnlich in der Forschung davon aus, daß der Limes sowohl eineGrenze wie eine kulturelle Barriere bildete, vgl. A. Alföldi, Die ethnische Grenzscheide amrömischen Limes, in: Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 8, 1950, 37-50.45 Vgl. R. v. Scheliha, Die Wassergrenze im Altertum, 1931, passim.46 H. Chantraine (wie Anm. 27), 376: „Die proximi haben also, nimmt man die Verbreitungder römischen Fundmünzen in der Germania libera ernst, im 1. Jh. n.Chr. in erheblichemAbstand von den Grenzen des Imperiums gesiedelt." Derselbe spricht (ib., 376) geradezuvon einer gewissen Münzfeindlichkeit der Germanen, wobei er allerdings mit dem Kulturbegriffder Prähistoriker im kossinnaschen Sinne zu operieren scheint: Setzt er doch materielleKultur mit einer ethnischen Einheit gleich.47 Vgl. R. Wolters/Ch. Stoess (wie Anm. 29), 7. Anders beurteilt die Lage K. Godlowski, Derrömische Handel in die Germania libera aufgrund der archäologischen Quellen. In: Untersuchungenzu Handel und Verkehr der Vor- und frühgeschichtlichen Zeit in Mittel- undNordeuropa, Teil I, Hrsg. v. K. Düwel/H. Jankuhn/H. Siems/D. Timpe, Göttingen 1985,337-366, 344.
- Seite 1: JAHRBUCHFÜRNUMISMATIKUNDGELDGESCHI
- Seite 5 und 6: JAHRBUCHFÜRNUMISMATIK UND GELDGESC
- Seite 7 und 8: INHALTVorbemerkung der Redaktion 7G
- Seite 9: 7Vorbemerkung der RedaktionEntgegen
- Seite 12 und 13: 10 Gerd DethlefsDie Zeichnung befin
- Seite 14 und 15: 12 J.Elayi, A.G.Elayiexplicit inscr
- Seite 16: 14 J. Elayi, A.G.Elayione bears on
- Seite 19 und 20: Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 21 und 22: Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 23 und 24: Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 25 und 26: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 27 und 28: Significance of „Boiotian League/
- Seite 29 und 30: Significance of „Boiotian League/
- Seite 31: Significance of „Boiotian League/
- Seite 34 und 35: 32 Peter F. Dorceycoinage. Accordin
- Seite 36 und 37: 34 Peter F. Dorceyquem of 120.'° A
- Seite 38 und 39: 36 Peter F.DorceyEETI(AI)2° and HP
- Seite 40 und 41: 38 Peter F. DorceyTable I: Catalogu
- Seite 42 und 43: 40 Peter F.DorceyTable II: Coin Hoa
- Seite 44 und 45: 42 Allan A. LundDer Germanenbegriff
- Seite 46 und 47: 44 Allan A. Lundnen sie, wie die Fo
- Seite 48 und 49: 46 Allan A. Lunddie Angaben über d
- Seite 52 und 53: 50 Allan A. Lundrelle Grenze fielen
- Seite 55 und 56: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 57 und 58: Ein weiterer Aureus des Pescennius
- Seite 59 und 60: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 61 und 62: 1Bronzeprägung von Laodikeia in Sy
- Seite 63 und 64: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 65 und 66: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 67 und 68: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 69 und 70: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 71 und 72: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 73 und 74: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 75 und 76: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 77 und 78: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 79 und 80: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 81 und 82: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 83 und 84: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 85 und 86: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 87 und 88: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 89 und 90: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 91 und 92: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 93 und 94: Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 95 und 96: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 97 und 98: Zwei Bleigewichte in München 95mei
- Seite 99 und 100: Zwei Bleigewichte in München 97Val
- Seite 101 und 102:
Zwei Bleigewichte in München 99nö
- Seite 103 und 104:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 105 und 106:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 107 und 108:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 109 und 110:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 111 und 112:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 113 und 114:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 115 und 116:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 117 und 118:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 119 und 120:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 121 und 122:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 123 und 124:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 125 und 126:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 127 und 128:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 129 und 130:
Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 131 und 132:
129ZUSAMMENFASSUNGEN(erstellt von B
- Seite 133 und 134:
Zusammenfassungen/Conclusions 131Ar
- Seite 135 und 136:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 137 und 138:
Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 139 und 140:
Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 141 und 142:
Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 143:
Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 146 und 147:
144 Jahresbericht Staat!. Münzsamm
- Seite 149 und 150:
Jahrbuch f.Numismatik u. Geldgeschi
- Seite 151 und 152:
Jahresbericht B.N.G. 149Stadt lasse
- Seite 153:
Jahresbericht B.N.G. 151Band 35, k
- Seite 156 und 157:
154 Jahresbericht B.N.G.der Heimat
- Seite 158 und 159:
156 Jahresbericht B.N.G.Medaillen"
- Seite 161 und 162:
vyaltoti9er canyexitift, _s,9t.czr
- Seite 163 und 164:
Tafel 3123Zu: J. und A.G. Elayi, Sy
- Seite 165:
Tafel 5Zu: Peter F. Dorcey, The Pos
- Seite 169 und 170:
Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 171 und 172:
Elf el 949Zu: Eckhard Meyer, Die Br
- Seite 173 und 174:
Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 175 und 176:
Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 177 und 178:
Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 179 und 180:
Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 181 und 182:
Tafel 19Maßstab:1 : 1Foto: Staatl.
- Seite 183 und 184:
Tafel 211 2 34 5. , )(4. ' cili li