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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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Wie benutzten die Germanen römische Münzen? 43die Germanen in der Nähe der Grenze, gemeint sind der Rhein und die Donau'°,wegen des Handelsverkehrs (sc. mit den Römern) Gold und Silber vorziehen.Die allgemeine Gültigkeit dieser Aussage wird wiederum durch eineAusnahme beeinträchtigt, nämlich daß sich die im Innern des Landes Lebendendes Tauschhandels bedienen. Nach diesen Einschränkungen kehrt derAutor zu seiner Beschreibung der Germanen im allgemeinen zurück mit derBemerkung, sie wollten als Währung nur gute, alte Münzen wie die serratioder bigati anerkennen. Außerdem zögen, so Tacitus, die Germanen generellSilber dem Gold vor — und zwar aus praktischen Gründen. So weit die Analysedes Inhalts. Jetzt zur Interpretation des sprachlichen Befundes, die, soweitmöglich, aus römischer Sicht vorgenommen wird.Wenn Tacitus in Kap. 5,1 der Germania von der Feuchtigkeit des Landeserzählt, so ist das eher im Sinne einer klimatologischen Beschreibung der Altenals einer klimatischen im heutigen Sinne zu verstehen". Über das Stichwort‚Land' (terra) bewegt sich Tacitus, der die Gedanken oder vielmehr dieBegriffe assoziativ aneinanderreiht, zu den Erzeugnissen des Landes, nämlichzum Klein- und Großvieh'2. Dabei ist bemerkenswert, daß den Rindern nachTacitus die Hörner fehlen, eine Aussage, die ein literarischer Topos und sachlichfalsch ist". Im Kontext steht der Begriff opes zwar für ‚Reichtum', läßthier jedoch wie üblich den Begriff ‚Status' konnotativ mitschwingen'4. Dabeiist auffällig, daß die Germanen in erster Linie Rindvieh als Statussymbol gekannthaben sollen, was sicher nicht der Wahrheit entspricht I. Der Übergangzum nächsten Punkt wird auch nur begrifflich, d.h. durch die Verknüpfungvon zwei verwandten Begriffen, vermittelt: Die Edelmetalle und dasGroßvieh haben nämlich das gemeinsam, daß sie ‚Kapital', und zwar in derForm von ‚Mobilien' sind'6. Diese Verbindung muß jedem römischen Leserselbstverständlich vorgekommen sein, wie die sprachliche Verwandtschaftvon pecus und pecunia bezeugt. Die generalisierende Aussage eaeque solae etgratissimae opes beinhaltet eine Wertschätzung (sc. opes), die sich als Ausdruckeiner ethnozentrischen Haltung des Tacitus deuten läßt: Die Germanensind nach seinem Dafürhalten homines simplices. Dementsprechend ken-'° Vgl. Germ. c. 1." Vgl. A.A. Lund (wie Anm. 7), 119 f.12 Vgl. E. Kraggerud, Verknüpfung in Tacitus' Germania, Symbolae Osloenses 47, 1972,7-36, der etwas buchstäblich vorgeht und bes. D. Timpe, Zum politischen Charakter derGermanen in der „Germania" des Tacitus. In: Alte Geschichte und Wissenschaftsgeschichte.Festschrift für Karl Christ, Hrsg. v. V. Losemann/P. Kneissl, Darmstadt 1988, 505-525,bes. 509.13 Vgl. A.A. Lund (wie Anm. 7), 120.14 Vgl. ThLL IX,2 810, 22 ff.15Tacitus schildert gezielt die Germanen als homines simplices; vgl. A.A. Lund (wie Anm. 7),28 f.16 Vgl. mutatis mutandis K. Hart/L. Sperling, Cattle as Capital, Ethnos 1987, 324-338.

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