148 Jahresbericht B.N.G.1835 geht das Geschäft auf Joseph Hitl sen. über, der die Witwe Carl Poellaths geheiratet hatte.Er erweitert die Fertigung an Devotionalien. Sohn Joseph nimmt einen Verlag für Heiligenbilderund die Produktion von Rosenkränzen hinzu. Georg Hitl stellt um 1895 die Firma auf Prägemaschinenum und nimmt Medaillen zeitgenössischer Künstler in sein Verkaufsprogrammauf. Zum Ausführen und Gelingen waren Rat und Hilfe wichtig. Franz von Lenbach, gebürtigerSchrobenhauser, hatte nur Bedenken, daß die Entfernung der Provinzstadt von den Mittelpunktender Kunst, sich nachteilig auswirken könnte. Künstlerische Unterstützung gab RudolfBosselt aus der Darmstädter Künstlerkolonie, wissenschaftliche Beratung und publizistischeHilfestellung Georg Habich, Kunsthistoriker und Konservator am kgl. Münzkabinett, zu dessenDirektor er 1907 berufen wird. Am 14. Juni 1903 wendet Georg Hitl sich mit einem Aufrufan deutsche Medailleure mit der Bitte, Medaillenmodelle zur Vervielfältigung in seiner Prägeanstaltzu schaffen. Gleichzeitig erscheint in deutsch und französisch eine Ankündigung fürKunstfreunde und Sammler mit einer Vignette von Maximilian Dasio: Athena mit der Nikeeilt durch eine weite Landschaft und winkt den Angesprochenen zu, ihr zu folgen. Für dieseerste Hitl-Serie „Medaillen zeitgenössischer Künstler" schufen 13 Medailleure aus ganzDeutschland die Modelle: Rudolf Bosselt, Fritz Christ, Maximilian Dasio, Fritz Hörnlein, HermannHahn, Hugo Kaufmann, Heinrich Kautsch, Andreas Kraumann, Georg Roemer, BalthasarSchmitt, Paul Sturm, Heinrich Wadere und Georg Wrba. 1906 ist diese erste Serie vollständigerschienen. Die Prägeanstalt Poellath erhält im gleichen Jahr auf der HI. Kunstgewerbeausstellungin Dresden die Sächsische Staatsmedaille und in Nürnberg auf der <strong>Bayerische</strong>n Jubiläums-Landesausstellungzwei Goldmedaillen für „hervorragende Verdienste um die Wiederbelebungder Medaillenkunst". Das Urteil der Kunsthistoriker war positiv bis enthusiastisch, undauch Georg Habich äußert sich erstmals zur modernen Medaille, deren Weiterentwicklung erentscheidend beeinflussen sollte. Die Hitl'sche Ehe war kinderlos und Georg Hitls Neigungengalten schon immer den humanistischen Studien. So übergibt er am 1. Juli 1907 im Alter von45 Jahren die Firma Carl Poellath seinem Mitarbeiter Georg Greiner, der den eingeschlagenenWeg weitergeht. Hitl selbst stiftet 1908 zur „Förderung der Medaillenkunst" 15000 Goldmark,die von der Bayer. Akademie der Wissenschaften verwaltet werden, da ihr das kgl. Münzkabinettunterstand. Weitere Schenkungen folgten, so daß von den Zinsen „Preise oder Aufträgean bayerische oder in Bayern lebende Künstler" vergeben werden konnten. Für die Jahre 1909bis 1921 fanden 9 Preisgerichte im Münzkabinett unter Vorsitz von Georg Habich statt. DieErgebnisse wurden publiziert. Im ersten Ausschreiben fällt der 1. Preis an Hans Schwegerle,den 2. Preis teilen sich Dasio und Arthur Storch. 1916 stirbt Georg Greiner, seine Witwe Bertaführt das Geschäft weiter. Der Hitl'sche Fonds fällt dem ersten Weltkrieg und seinen Folgenzum Opfer. Das Medaillenschaffen stagniert; dennoch können noch im Jahre 1925 Arbeitenvon 78 deutschen Künstlern angeboten werden. Nach 1933 erlischt — nicht zuletzt durch Repressalienim Dritten Reich — die künstlerische Bedeutung der Poellath'schen Prägeanstalt.Heute prägt und emailliert die Firma Abzeichen aller Arten für die verschiedensten Auftraggeber.In der Sitzung am 24. März, an der auch eine Gruppe der Volkshochschule Murnau, LehrgangNumismatik, unter Peter Freude teilnimmt, setzt Dr. Dietrich Klose das Programm mitdem Thema „Das Nominalsystem der kaiserzeitlichen Bronzemünzen in Kleinasien und Osteuropa"fort.In der April-Sitzung (28.04.) springt Frau Dr. Gerlind Werner mit dem Vortrag „NeueAspekte in der Augsburger Münzgeschichte" kurzfristig für den erkrankten Dr. Volker Zedelius(Bonn) ein: Die Durchsicht der Münzakten im Stadtarchiv Augsburg förderte erwartungsgemäßeine Reihe von Erkenntnissen zutage, welche die bisherigen — leider spärlichen — Veröffentlichungenergänzen und korrigieren. Namen bisher unbekannter Münzmeister und Medailleurekönnen nachgewiesen, Stationen der technischen Entwicklung belegt werden. EinigeÜberlieferungen zur Augsburger Münzgeschichte, die auch in neueren Publikationen wiederzufindensind, erwiesen sich als irrig. So sind die drei Ähren als Münzmeisterzeichen nicht demMünzmeister Balthasar Schmid zuzuordnen, der auch nicht Konkurrent, sondern Vorgesetzterdes Bartholomäus Holeisen war; die 1550 nach Frankreich gelieferte Münzmaschine ist sichernicht von dem Goldschmied Marx Schwabe hergestellt worden. In den Rechnungsbüchern der
Jahresbericht B.N.G. 149Stadt lassen sich Münzen nachweisen, von denen zwar kein erhaltenes Exemplar bekannt ist,die aber wegen der Abrechnung zweifelsfrei existiert haben müssen. Darüber hinaus bieten dieAugsburger Akten auch Material für die allgemeine Münzgeschichte, da die Stadt ja an allenMünzprobationstagen und Reichstagen teilnahm. Die Ergebnisse dieser Studien werden zusammenmit einem neuen, illustrierten Katalog der Münzen der Stadt Augsburg veröffentlicht.Am 11. Mai hat die Staatliche Münzsammlung eine Gruppe von Mitgliedern und Angehörigender französischen Gesellschaft S.E.N.A. (Societe d'Etudes Numismatiques et Archeologiques)aus Paris zu Gast; eine Abordnung der BNG ist eingeladen.In der Sitzung am 19. Mai bespricht Dr. Peter Ilisch (Münster/Westf.) „Das Problem der anonymenNachahmung in der deutschen Münz- und Geldgeschichte des Mittelalters (10.-14.Jhdt.)". Wie in Teilbereichen der antiken Numismatik, muß auch die Mittelalter<strong>numismatik</strong>damit leben, daß häufig Münzen nicht den tatsächlichen Entstehungsort oder die Prägezeit angeben.Vielfach wurden die einmal eingeführten und akzeptierten Münzsorten weitergeprägt,ohne daß unterscheidende Kennzeichen angebracht wurden. Zu beobachten sind entsprechendePhänomene seit der Christiana-Religio-Prägung Ludwigs des Frommen, die sich in Ausläufernbis in das 11. Jahrhundert fortzieht, regional sogar bis in das Spätmittelalter. Forschungen indieser Hinsicht müssen ansetzen bei der sorgfältigen Stilanalyse und der Metrologie. BreiterenUmfang gewann die Nachprägung der Münzen der Hauptmünzstätten (Köln, Mainz, Regensburgu.a.) durch kleinere Münzstätten im 10. Jahrhundert. Die Nachprägungen dieser Zeit sindkaum als bewußte Täuschung zu verstehen, sondern eher im Zeichen einer beginnenden Regionalisierungdes Münzwesens als Aufgreifen der Münzbilder, mit denen der Markt vertraut war.Eine Abgrenzung zwischen Original und Nachprägung ist nicht immer einfach, da einerseitsImitativmünzstätten teilweise genau kopierten, andererseits es auch in den Vorbildmünzstättenstilistisch schlecht gravierte Stempel gab. Eine andere Dimension von Nachprägung ergibt sichaus einem Ausgrabungsbefund in Ibbenbüren, wo eine Münzstätte des 12. Jahrhunderts abseitsjeder größeren Siedlung in einer kleinen Burg bestand und wo münsterische Pfennige ohne besondereBeizeichen in schlechterem Silber nachgeprägt wurden. Man wird also bereits im 12.Jahrhundert mit der Existenz von Heckenmünzstätten rechnen können. Auch im 14. Jahrhundertwurden noch bekannte Münzsorten anonym kopiert. Durch Verbindung von Fundanalysenund Stempelvergleich lassen sich die Nachahmungen zum Teil von den Vorbildern unterscheiden,wie am Beispiel von Kopien französischer Turnosen, die den Grafen von Oldenburgzugeschrieben werden, gezeigt werden kann.Zur Sitzung am 30. Juni können wir Frau Prof. Dr. Maria R.-Alföldi (Frankfurt/Main) zuihrem Vortrag „Die sog. solonische Münzreform" im Künstlerhaus begrüßen.Die Exkursion 1987 führt uns dank der Vermittlung von Dr. Overbeck nach Kempten zumAusgrabungsgelände bei der Lindenbergschule und am Nachmittag zur Führung durch dieStadt einschl. Fürstensaal der Residenz.Nach der Sommerpause wird das Herbstprogramm am 29. September durch Manfred Schulzevom Arbeitskeis „Moderne Münchner Medailleure" mit einem Referat zum 100. Geburtstagdes Medailleurs Ludwig Gies eröffnet. Der in München geborene Künstler Ludwig Gies ist zuden bedeutendsten Medailleuren des 20. Jahrhunderts zu rechnen. Der Vortrag — durch zahlreicheDias illustriert — bot einen umfassenden Überblick über die künstlerische Entwicklungund das Werk (besonders das Medaillenwerk). Gies, der seine frühesten Portraitmedaillen ganzim Stil der Renaissance gestaltete, wendet sich — etwa mit dem Beginn des 1. Weltkrieges —einer expressionistischen Darstellungsweise zu. Dem Zeitgeist entsprechend entsteht eine Reihevon Kriegsmedaillen. Anfangs lassen diese Stücke den allgemein verbreiteten Patriotismus erkennen,doch spiegeln die nachfolgenden Stücke die Schrecken des Krieges um so deutlicherwider. Religiöse Bildwerke und Medaillen nehmen einen breiten Raum im Schaffen des Künstlersein. Zu würdigen sind ferner die ganz intim erscheinenden Medaillen aus dem menschlichenLeben und die Bildnisse einiger mehr oder weniger bekannter Persönlichkeiten. Im 3.Reich wurde Gies geächtet; er verlor seine Professur und seinen Lehrauftrag. Erst in der Nachkriegszeit,an die Werkkunstschulen in Köln berufen, eröffnet sich wieder ein weites Feld derBetätigung. Hier entstehen bis zu seinem Tode viele, von Kennern und Liebhabern geschätzteKleinkunstwerke.
- Seite 1:
JAHRBUCHFÜRNUMISMATIKUNDGELDGESCHI
- Seite 5 und 6:
JAHRBUCHFÜRNUMISMATIK UND GELDGESC
- Seite 7 und 8:
INHALTVorbemerkung der Redaktion 7G
- Seite 9:
7Vorbemerkung der RedaktionEntgegen
- Seite 12 und 13:
10 Gerd DethlefsDie Zeichnung befin
- Seite 14 und 15:
12 J.Elayi, A.G.Elayiexplicit inscr
- Seite 16:
14 J. Elayi, A.G.Elayione bears on
- Seite 19 und 20:
Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 21 und 22:
Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 23 und 24:
Abbreviations Used by Byblos,Tyre a
- Seite 25 und 26:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 27 und 28:
Significance of „Boiotian League/
- Seite 29 und 30:
Significance of „Boiotian League/
- Seite 31:
Significance of „Boiotian League/
- Seite 34 und 35:
32 Peter F. Dorceycoinage. Accordin
- Seite 36 und 37:
34 Peter F. Dorceyquem of 120.'° A
- Seite 38 und 39:
36 Peter F.DorceyEETI(AI)2° and HP
- Seite 40 und 41:
38 Peter F. DorceyTable I: Catalogu
- Seite 42 und 43:
40 Peter F.DorceyTable II: Coin Hoa
- Seite 44 und 45:
42 Allan A. LundDer Germanenbegriff
- Seite 46 und 47:
44 Allan A. Lundnen sie, wie die Fo
- Seite 48 und 49:
46 Allan A. Lunddie Angaben über d
- Seite 50 und 51:
48 Allan A. Lundw a 200 Kilometer b
- Seite 52 und 53:
50 Allan A. Lundrelle Grenze fielen
- Seite 55 und 56:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 57 und 58:
Ein weiterer Aureus des Pescennius
- Seite 59 und 60:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 61 und 62:
1Bronzeprägung von Laodikeia in Sy
- Seite 63 und 64:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 65 und 66:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 67 und 68:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 69 und 70:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 71 und 72:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 73 und 74:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 75 und 76:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 77 und 78:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 79 und 80:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 81 und 82:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 83 und 84:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 85 und 86:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 87 und 88:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 89 und 90:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 91 und 92:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 93 und 94:
Bronzeprägung von Laodikeia in Syr
- Seite 95 und 96:
Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 97 und 98:
Zwei Bleigewichte in München 95mei
- Seite 99 und 100: Zwei Bleigewichte in München 97Val
- Seite 101 und 102: Zwei Bleigewichte in München 99nö
- Seite 103 und 104: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 105 und 106: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 107 und 108: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 109 und 110: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 111 und 112: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 113 und 114: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 115 und 116: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 117 und 118: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 119 und 120: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 121 und 122: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 123 und 124: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 125 und 126: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 127 und 128: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 129 und 130: Saalfeld als Münzstätte der Leini
- Seite 131 und 132: 129ZUSAMMENFASSUNGEN(erstellt von B
- Seite 133 und 134: Zusammenfassungen/Conclusions 131Ar
- Seite 135 und 136: Jahrbuch f. Numismatik u. Geldgesch
- Seite 137 und 138: Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 139 und 140: Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 141 und 142: Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 143: Buchbesprechungen, Jb.f.Num.u.Geldg
- Seite 146 und 147: 144 Jahresbericht Staat!. Münzsamm
- Seite 149: Jahrbuch f.Numismatik u. Geldgeschi
- Seite 153: Jahresbericht B.N.G. 151Band 35, k
- Seite 156 und 157: 154 Jahresbericht B.N.G.der Heimat
- Seite 158 und 159: 156 Jahresbericht B.N.G.Medaillen"
- Seite 161 und 162: vyaltoti9er canyexitift, _s,9t.czr
- Seite 163 und 164: Tafel 3123Zu: J. und A.G. Elayi, Sy
- Seite 165: Tafel 5Zu: Peter F. Dorcey, The Pos
- Seite 169 und 170: Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 171 und 172: Elf el 949Zu: Eckhard Meyer, Die Br
- Seite 173 und 174: Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 175 und 176: Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 177 und 178: Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 179 und 180: Zu: Eckhard Meyer, Die Bronzeprägu
- Seite 181 und 182: Tafel 19Maßstab:1 : 1Foto: Staatl.
- Seite 183 und 184: Tafel 211 2 34 5. , )(4. ' cili li