jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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12.07.2015 Aufrufe

Jahrbuch f.Numismatik u. Geldgeschichte 37/38, 1987/88 147Jahresbericht 1987 der Bayerischen NumismatischenGesellschaft e.V. München, gegründet 1881Zu Beginn des Vereinsjahres 1987 führt Direktor Dr. Wolfgang Heß am 3. Februar die Gesellschaftnochmals durch die bis zum 22. ds. Mts. verlängerte Sonderausstellung der StaatlichenMünzsammlung „Vom Taler zum Dollar 1486-1986" und Schriftführer Kurt Seubert, Edelsteinfassermeister,vermittelt am 11. Februar eine Führung durch die Ausstellung „FABERGE— Hofjuwelier der Zaren" in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung.Das Sitzungsprogramm 1987 wird am 17. Februar von Frau Dr. Ingrid Szeiklies-Weber inder Bibliothek des Münzkabinetts mit dem Referat „Die Prägeanstalt Poellath, Schrobenhausen",Ausgangsstätte der Münchner Medaillenkunst des frühen 20. Jahrhunderts, eröffnet.Hierzu kann Vorsitzender Karl Gebhardt Vertreter der Firma sowie Familienangehörige derMedaillenkünstler begrüßen, so Geschäftsführer Mross der Prägeanstalt, die lange Zeit auch inMünchen (Sonnen- bzw. Landwehrstraße) präsent und von 1904-1984 Mitglied der BNG war,sodann Frau Ferne aus der Familie Greiner, Frau Roth für die Künstlerfamilie Karl Roth (Bildhauer,Medailleur, Stempelschneider; 1900-1967), Frau Antonie Fischer-Taschner, jüngereTochter des Bildhauers Ignatius Taschner (1871-1913), Frau Margarete Galland als Repräsentantinder Medailleursfamilie Maximilian Dasio (1865-1954), ferner einen Nachkommen desBildhauers Georg Wrba (1872-1939) und Josef Ecker vom Heimatmuseum Schrobenhausen,das eine große Medaillensammlung pflegt.Frau Dr. Szeiklies-Weber zeichnet ein lebendiges Bild der Prägeanstalt, die als Begründerinder Münchner Medaille gilt und eng verknüpft ist mit der „Wiedererweckung" der deutschenKunstmedaille zu Beginn des 20. Jhdt. Geburtsstätten der modernen Medaillenkunst waren Parisund Wien: In Frankreich hatte sich seit der Mitte des 19. Jhdt. ein neuer Medaillenstil entwickelt,basierend auf den verbesserten technischen Möglichkeiten. In der kaiserlichen MetropoleWien hatten vor allem Anton Scharff und Josef Tautenhayn d.Ä. eine dem Salonstil derGründerzeit um Hans Makart angepaßte Medaillenproduktion begonnen. Demzufolge äußertendeutsche Künstler und Gelehrte immer dringender den Wunsch nach einem eigenen Medaillenschaffen.Erstes Zeichen setzt 1897 Alfred Lichtwark mit seinem Büchlein „Die Wiedererweckungder Medaille" und dem Aufbau einer ersten Abteilung moderner Medaillen in derHamburger Kunsthalle. München hatte sich unter den Pfälzer Wittelsbachern immer stärkerzu einer Kunst- und Kulturstadt entwickelt. Den Auftakt zur neuen deutschen Medaillenkunstbildet bezeichnenderweise 1895 Adolf Hildebrands Medaille auf Otto von Bismarck, deren Modellvon 17 cm Durchmesser die gleiche Monumentalität ausstrahlt wie das Prägestück von2,3 cm. Die künstlerischen Äußerungen in Deutschland waren geprägt von nationalen Emotionen,da Frankreich international tonangebend war für Bildhauer, Maler und Medailleure. RudolfBosselt formuliert es 1905 so: „Wenn dann die jetzige französische Medaillenkunst so hochüber die deutsche gestellt wird, . . ." werden wir „noch lange zu arbeiten haben, nicht nur dieKünstler, sondern auch die Prägeanstalten . . ., ehe es gelingen wird, unsere Medaillenkunst alsGanzes . . . soweit zu entwickeln, daß sie der französischen gleichsteht." Den Bemühungen umeinen neuen deutschen Medaillenstil will Georg Hitl in seiner Schrobenhausener PrägeanstaltMöglichkeiten zur Entfaltung bieten. Die Anstalt war 1778 als Nadlergeschäft von JohannChristoph Abraham gegründet und dann von den Familien Poellath/Hitl/Greiner sowie denNachkommen der Familie Greiner, in der jetzt die vierte Generation heranwächst, über Höhenund Tiefen in mehr als 200 Jahren weitergeführt worden. Knopf- und Hartfaßwaren, Zierratfür Uniformen wie auch für die Landbekleidung lösten die Produktion des Nadlergeschäfts ab.

Jahrbuch f.Numismatik u. Geldgeschichte 37/38, 1987/88 147Jahresbericht 1987 der <strong>Bayerische</strong>n <strong>Numismatische</strong>nGesellschaft e.V. München, gegründet 1881Zu Beginn des Vereinsjahres 1987 führt Direktor Dr. Wolfgang Heß am 3. Februar die Gesellschaftnochmals durch die bis zum 22. ds. Mts. verlängerte Sonderausstellung der StaatlichenMünzsammlung „Vom Taler zum Dollar 1486-1986" und Schriftführer Kurt Seubert, Edelsteinfassermeister,vermittelt am 11. Februar eine Führung durch die Ausstellung „FABERGE— Hofjuwelier der Zaren" in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung.Das Sitzungsprogramm 1987 wird am 17. Februar von Frau Dr. Ingrid Szeiklies-Weber inder Bibliothek des Münzkabinetts mit dem Referat „Die Prägeanstalt Poellath, Schrobenhausen",Ausgangsstätte der Münchner Medaillenkunst des frühen 20. Jahrhunderts, eröffnet.Hierzu kann Vorsitzender Karl Gebhardt Vertreter der Firma sowie Familienangehörige derMedaillenkünstler begrüßen, so Geschäftsführer Mross der Prägeanstalt, die lange Zeit auch inMünchen (Sonnen- bzw. Landwehrstraße) präsent und von 1904-1984 Mitglied der BNG war,sodann Frau Ferne aus der Familie Greiner, Frau Roth für die Künstlerfamilie Karl Roth (Bildhauer,Medailleur, Stempelschneider; 1900-1967), Frau Antonie Fischer-Taschner, jüngereTochter des Bildhauers Ignatius Taschner (1871-1913), Frau Margarete Galland als Repräsentantinder Medailleursfamilie Maximilian Dasio (1865-1954), ferner einen Nachkommen desBildhauers Georg Wrba (1872-1939) und Josef Ecker vom Heimatmuseum Schrobenhausen,das eine große Medaillensammlung pflegt.Frau Dr. Szeiklies-Weber zeichnet ein lebendiges Bild der Prägeanstalt, die als Begründerinder Münchner Medaille gilt und eng verknüpft ist mit der „Wiedererweckung" der deutschenKunstmedaille zu Beginn des 20. Jhdt. Geburtsstätten der modernen Medaillenkunst waren Parisund Wien: In Frankreich hatte sich seit der Mitte des 19. Jhdt. ein neuer Medaillenstil entwickelt,basierend auf den verbesserten technischen Möglichkeiten. In der kaiserlichen MetropoleWien hatten vor allem Anton Scharff und Josef Tautenhayn d.Ä. eine dem Salonstil derGründerzeit um Hans Makart angepaßte Medaillenproduktion begonnen. Demzufolge äußertendeutsche Künstler und Gelehrte immer dringender den Wunsch nach einem eigenen Medaillenschaffen.Erstes Zeichen setzt 1897 Alfred Lichtwark mit seinem Büchlein „Die Wiedererweckungder Medaille" und dem Aufbau einer ersten Abteilung moderner Medaillen in derHamburger Kunsthalle. München hatte sich unter den Pfälzer Wittelsbachern immer stärkerzu einer Kunst- und Kulturstadt entwickelt. Den Auftakt zur neuen deutschen Medaillenkunstbildet bezeichnenderweise 1895 Adolf Hildebrands Medaille auf Otto von Bismarck, deren Modellvon 17 cm Durchmesser die gleiche Monumentalität ausstrahlt wie das Prägestück von2,3 cm. Die künstlerischen Äußerungen in Deutschland waren geprägt von nationalen Emotionen,da Frankreich international tonangebend war für Bildhauer, Maler und Medailleure. RudolfBosselt formuliert es 1905 so: „Wenn dann die jetzige französische Medaillenkunst so hochüber die deutsche gestellt wird, . . ." werden wir „noch lange zu arbeiten haben, nicht nur dieKünstler, sondern auch die Prägeanstalten . . ., ehe es gelingen wird, unsere Medaillenkunst alsGanzes . . . soweit zu entwickeln, daß sie der französischen gleichsteht." Den Bemühungen umeinen neuen deutschen Medaillenstil will Georg Hitl in seiner Schrobenhausener PrägeanstaltMöglichkeiten zur Entfaltung bieten. Die Anstalt war 1778 als Nadlergeschäft von JohannChristoph Abraham gegründet und dann von den Familien Poellath/Hitl/Greiner sowie denNachkommen der Familie Greiner, in der jetzt die vierte Generation heranwächst, über Höhenund Tiefen in mehr als 200 Jahren weitergeführt worden. Knopf- und Hartfaßwaren, Zierratfür Uniformen wie auch für die Landbekleidung lösten die Produktion des Nadlergeschäfts ab.

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