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jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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Saalfeld als Münzstätte der Leininger Münzen 123Der Bauer sah nun ganz wohl ein, daß das, was fremde Regierungen aufnehmen und ö f f e n t-lich aut horisir en, ihr Eigenthum werde, daß daher ein Land, dem man seine Scheidemünzenfreiwillig abgenommen habe, sie eben so wenig zurück zu nehmen schuldig sey, alsdieß nach geschlossenen Tauschhandel geschieht; nur, meinte er, die Leute in den fremden Landen,würden schon Mittel suchen, die Scheidemünzen, welche auf einmal herabgesetzt sind, inihr ursprüngliches Vaterland zurück zu drängen. Besonders konnte er nicht fassen, wo derKnoten liege, daß man ehemals unsere Scheidemünzen so gerne in fremden Landen aufgenommenhabe, und sie doch jetzt so gering behandeln wolle.Der Beamte erinnerte den Bauern, daß noch im vorigen Jahr Deutschland aus vielen kleinenStaaten bestanden sey, welche wegen den schon angegebenen Ursachen die fremde Scheidemünzenaufnehmen mußten; — daß aber nun an deren Stelle grössere Staaten getreten sind, d i ealle Münzstädte haben, und diese nun selbst in vortheilhafte Thätigkeit setzen wollen. — Gegen das Einschleppen fremder Scheidemünzen in grösserenQuantitäten mag wohl unsere Landesregierung hinreichend gesorgt haben (sprach der Beamteweiter) wenn anders die Behörden, welche die Verordnungen vollziehen sollen, ihre Schuldigkeitthun. — An uns Landbeamten soll es nicht fehlen. — Ist dem Wucher und wirklichen Handelmit den Scheidemünzen vorgebeugt, so wird auf den gewöhnlichen Wegen nur wenig derim Ausland befindlichen Scheidemünze zurück fließen. Vieles befindet sich in weit entferntenauswärtigen Staaten, mit denen unsere Lande gar keine Handelsverbindungen haben; aber auchselbst die Handelsverhältnisse mit näher liegenden Landen sind nicht so bedeutend, daß in kurzerZeit eine große Summe unserer Scheidemünzen eingebracht werden könnte. Rechnet mannoch hinzu, daß die meiste(n) Staaten sie unter ihren wahren Werth herabgesetzt haben, f o 1 g-lich es für sie vort heilhaft er ist, deren Silber in ihren Schmelztiegel zu werfenund aus denselben eigne nicht konventionsmäsige Scheidemünzen zu prägen, sokann nur den Unvernünftigen die Furcht anwandeln, daß unsere im Ausland befindliche Scheidemünzenin Massen zurück strömen möchten.Während des Gesprächs erhielt der Beamte ein Schreiben aus der Stadt, worinn ihm gemeldetwurde, daß sich brave patriotische Gewerbleute entschlossen hätten, die koburger 6 kr. Stückefür 4, bis 3 kr. Stücke für 2 kr. einzuwechseln und die ganze Summe aus dem Lande zu schaffen.Er theilte dem Bauer die Nachricht mit und überließ ihm, ob er von dieser großen WohlthatGebrauch machen wolle. — Dieß veranlaßte folgende Fortsetzung des Gespräches.Bauer. Nein — nach der Erklärung, die mir nun der Herr Amtmann gegeben haben, hebeich meine innländische Scheidemünze auf. — Aber, sagen Sie mir doch auch nur, wie es diebraven Leute, die nun unsere Scheidemünzen einlösen, anfangen, daß sie dieselbe ohne ihreneigenen größten Nachtheil aus dem Lande schaffen.Amt mann. Das ist ein gutes Geschäft, mein Freund. — Wenn diese Leute sie auch nurals Bruchsilber verkaufen, so gewinnen sie beträchtlich haben. Wie sie aber einen noch weitgrösseren Gewinn machen, wird er leicht begreifen, wenn ich ihm sage, daß g e g e n w ä r t i gnoch unsere Scheidemünzen in mehreren Staaten wie z.B. im Würtembergischen, Bergischenetc. ihren vollen Repräsentativwerth haben, weil deren Regenten die Münzen ihrer e i g-nen rheinischen Bundesgenossen nicht herabsetzen und vortheilhaft einschmelzenwollen, daß ferner in verschiedenen Staaten unsere 6 kr. Stücke nur auf 5 kr. herabgesetzt sind.Bauer. Aha! nun begreife ich, warum mehrere Spekulanten die innländische Scheidemünzeauf 4 und 2 kr. herabgesetzt haben wollen. Ich begreife, warum man so vielen Einwohnern dasgrößte Unglück vorzuspiegeln sucht, wenn diese Herabsetzung nicht erfolge und warum manendlich, da die Regierung die Absichten besser durchschaue und sich zu keiner Hera b-s et zung best i m m e n läßt, eine freiwillige Auswechslung im geringeren Werth zu befördernsucht. Besiehet man die ganze Sache genau, so zeigt sich, daß die Quelle von allendiesen Spektakeln nichts als Wucher ist unddaßdergrößte Theil derUnterthanen,die nicht tiefer sehen können, nur mitschreyen, um denselben unwissend zu befördern.Doch erlauben Sie auch, Herr Amtmann, zu fragen, warum die Metzger, Seiffensieder, und verschiedeneandere Gewerbsleute gerne die herabgesetzte ausländische, besonders bayrische Scheidemünzennehmen wollen, aber die Annahme unserer eigenen Scheidemünzen verweigen?

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