jahrbuch numismatik geldgeschichte - Bayerische Numismatische ...

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106 Otto Kozinowskikönnten. Zugute kamen ihm in seinen Überlegungen ganz offensichtlich dieErfahrungen aus seiner Bayreuther Amtszeit, in der bei der dortigen Münzstätteab 1797/1798 mit einer Massenproduktion geringhaltiger Scheidemünzenbegonnen worden war, die einen beachtlichen Schlagschatz abwarf.14Zum anderen dürfte v. Kretschmann auch die Prägetätigkeit der GünzburgerMünzstätte im Auge gehabt haben, die vor 1800 und ab 1802 vorderösterreichischeSechs- und Dreikreuzer in großen Mengen ausgeprägt hatte, um denGeldbedarf während der Koalitionskriege befriedigen zu können.'5 Bevorman aber in Coburg daran gehen konnte, auch ein derartiges Münzgeschäftzu betreiben, mußten zunächst einige Voraussetzungen erfüllt werden:1. der Ausbau der Münzstätte in Saalfeld in technischer und personeller Hinsichtzu einem leistungsfähigen Betrieb,2. die Beschaffung der zur Prägung notwendigen Silber- und Kupfermengen16und damit verbunden3. die künftige Verteilung der neuen Scheidemünzen innerhalb der eigenenGrenzen, sowie ein möglichst umfangreicher Export in Staaten mit Kreuzerwährung.Im März 1802 gewann v. Kretschmann den königlich-preußischen Markscheiderzu Goldkronach, Johann Heinrich Christian Riemann, zum Übertrittin coburgische Dienste.17 Ihn beauftragte v. Kretschmann am 25. September1802 auf „Herzoglich höchsten Spezialbefehl" hin ein Gutachten zuerstellen, ob eine Verlegung der Münzstätte von Saalfeld nach Coburg möglichund zweckmäßig sei. Das Votum Riemanns vom 2. Januar 1803 kommtzu einem negativen Urteil, zum einen, weil Saalfeld Kreismünzstätte sei undeine Verlegung der Münze nach Coburg nicht nur „zuviel Aufmerksamkeitder Nachbarn" erregt, sondern auch den Einspruch Gothas auf Grund desRezesses vom 21. September 1680, in dem das gemeinschaftliche Münzregalmit Gotha festgelegt war, zur Folge hätte. Zum anderen seien aber auch dieExportmöglichkeiten für Scheidemünzen von Saalfeld aus besser als in Coburg,auch müsse in Coburg mit höheren Personal- und Materialkosten kalkuliertwerden. Die Kosten für die Errichtung einer neuen Münzstätte in Coburg— auf einem nahe des Itz-Flusses gelegenen Grundstück — hatte Rie-14 V. Schrötter, Friedrich Frhr.: Die Münzstätten zu Schwabach und Bayreuth unter preußischerVerwaltung 1792-1805, in: Festschrift 1908 des Vereins für Geschichte der MarkBrandenburg zu Schmollers 70. Geburtstag, S. 220-235.13 Vgl. Reißenauer, Franz: Münzstätte Günzburg 1764-1805, Günzburg 1982, S. 151-170und C. v. Ernst: Zur Geschichte der Münzstätte Günzburg, Sonderdruck München 1894,S. 153.16Laut Aufstellung v. 31.12.1802 befanden sich in der Münze nur „32 Mark 4 Lot 3/64 GränFeinsilber und 16 Pfund Garkupfer".17Zur Person v. Kretschmanns und auch Riemanns vgl.: Klaus Frhr. v. Andrian-Werburg:Der Minister v. Kretschmann. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1965, S. 27 ff. undAnm. 69: Riemann zögerte anfänglich die Stelle eines coburgischen Bau- und Bergdirektorsanzunehmen, da er befürchtete: . . ., „daß ich, wegen eines gänzlichen Geldmangels in Coburgmit Papiergeld bezahlt würde".

Saalfeld als Münzstätte der Leininger Münzen 107mann mit mindestens 12.000 Gulden für die Fabrik- und Wohngebäude sowiefür die Münzmaschinen veranschlagt. Ein Gegenvorschlag Riemanns sahnun vor, die Münze innerhalb Saalfelds aus den beengten Räumlichkeiten imalten Schloß auf das Gelände des ehemaligen „mit Gotha gemeinschaftlichenHerrschaftlichen Pochwerks", nahe bei Saalfeld, zu verlegen. Wegen des Einspruchsder Gothaer Regierung wurde dieser Plan aufgegeben. So entschloßman sich in Coburg am 12. März 1803 die alte Münzstätte, die sich in einemsehr desolaten Zustand befand, durch entsprechende Baumaßnahmen zu renovieren,die Münzeinrichtungen zu reparieren bzw. durch neue zu ersetzen,und einen Teil des Münzbetriebes — die Strecke, die Schmelze und den Glühofen"— in die Saalfelder Hüttengebäude oder neu zu errichtende Gebäude,zu verlegen." Ende 1803 konnte dann unter dem inzwischen neuverpflichtetenMünzmeister Georg Christoph Loewel mit dem Prägen begonnen werden,nachdem auch der für den Münzbetrieb erforderliche Personenkreis erweitertworden war."18 Auf Detailfragen, wie z.B. die Kosten für die Neubauten oder die vielfältigen, aufgetretenenSchwierigkeiten bei der Reparatur der Münzprägewerke, kann in diesem Zusammenhangnicht eingegangen werden (vgl. StA Co LReg 7349, fol. 1-80).19 Loewels Vorgänger, der Münzmeister Johann Christian Knaust hatte sich gegen die neuenPläne und den dadurch zu erwartenden Münzbetrieb gewehrt — „er sei in Dresden verpflichtetworden und müsse sich nach einem chursächsischen Patent daran halten, daß nurein im Verhältnis stehendes Quantum Scheidemünzen geprägt werde" — und da er nach38 Jahren treuen Diensten seinen Ruf als Münzmeister nicht ruinieren wollte, bat er umseine Entlassung zum 31.5.1803. Von seinem Nachfolger Georg Christoph Loewel ist bekannt:Geboren am 30.10.1768 in Kleinschmidten, übersiedelte im Jahre 1801 von Arzberg(bei Bayreuth), wo er Berggeschworener war, auf die Dobrahütte bei Lehesten als königlichpreußischer Berggeschworener, wurde laut Patent vom 16.9.1803 zum Bergmeister zu Gräfenthalund Münzmeister zu Saalfeld ernannt, mit der Bedingung, daß er auch das BergamtSaalfeld übernimmt, wenn dieses „mit Gräfenthal consolidiert". Seine Jahresbesoldung betrug1200 Gulden rheinisch — davon 500 Gulden für die Münzmeisterstelle — sowie 1Pferde-Fourage und freie Wohnung im mittleren Geschoß des Münzgebäudes.Anläßlich einer Revision des Saalfelder Münzbetriebes am 29.11.1815 wurde der Betrag vonca. 135 Talern in Greizer Kupferdreiern von 1813 und 1814 (12767 Stück) sowie EbersdorfernKupferzweiern von 1812 (289 Stück) vorgefunden, über deren Herkunft Loewel keineAuskunft erteilen konnte und die in den Akten nicht verzeichnet waren. Die daraufhin auftretendenDifferenzen mit den Coburger Behörden führten zu Loewels Ausscheiden am30.4.1816. 1817 kehrte er auf die Dobrahütte zurück, welche am 27.4.1821 abbrannte, wodurchLoewel sein gesamtes Vermögen verlor. Auf Veranlassung des Coburger RegierungsratesRose wurde in Coburg eine öffentliche Sammlung zu Gunsten Loewels veranstaltet,die 425 Gulden 25 Kreuzer erbrachte. Am 29.6.1821 wurde Loewel Nachfolger des verstorbenenSaalfelder Bergmeisters Gläser auf dem Hammerwerk Gabe Gottes bei Gräfenthal.Am 11.8.1824 (?) bezog Loewel das Haus Nr. 219 in Saalfeld, am 24.10.1827 die Dienstwohnungdes verstorbenen Bergrichters Graupner. Am 4.5.1835 starb Loewel (Otto F. Müller:Die Münzen auf Meininger Privatpersonen, Meiningen 1890, S. 52-53; StA Co LReg 7349,7350 und 7355 (fol. 84); StA Co KA 3939, fol. 1-11 und KA 3952, fol. 32; RechnungenMünzamt Saalfeld; Coburger Regierungsblatt v. 1.12.1821, Sp. 654).Von dem neuen Personenkreis an der Saalfelder Münzstätte seien noch genannt: MünzrendantDietrich, Münzkopist Seyß, Münzschlosser Franke und ab 1.7.1806 der Bergrat LaurentiusTheodor Sommer als Münzwardein.

106 Otto Kozinowskikönnten. Zugute kamen ihm in seinen Überlegungen ganz offensichtlich dieErfahrungen aus seiner Bayreuther Amtszeit, in der bei der dortigen Münzstätteab 1797/1798 mit einer Massenproduktion geringhaltiger Scheidemünzenbegonnen worden war, die einen beachtlichen Schlagschatz abwarf.14Zum anderen dürfte v. Kretschmann auch die Prägetätigkeit der GünzburgerMünzstätte im Auge gehabt haben, die vor 1800 und ab 1802 vorderösterreichischeSechs- und Dreikreuzer in großen Mengen ausgeprägt hatte, um denGeldbedarf während der Koalitionskriege befriedigen zu können.'5 Bevorman aber in Coburg daran gehen konnte, auch ein derartiges Münzgeschäftzu betreiben, mußten zunächst einige Voraussetzungen erfüllt werden:1. der Ausbau der Münzstätte in Saalfeld in technischer und personeller Hinsichtzu einem leistungsfähigen Betrieb,2. die Beschaffung der zur Prägung notwendigen Silber- und Kupfermengen16und damit verbunden3. die künftige Verteilung der neuen Scheidemünzen innerhalb der eigenenGrenzen, sowie ein möglichst umfangreicher Export in Staaten mit Kreuzerwährung.Im März 1802 gewann v. Kretschmann den königlich-preußischen Markscheiderzu Goldkronach, Johann Heinrich Christian Riemann, zum Übertrittin coburgische Dienste.17 Ihn beauftragte v. Kretschmann am 25. September1802 auf „Herzoglich höchsten Spezialbefehl" hin ein Gutachten zuerstellen, ob eine Verlegung der Münzstätte von Saalfeld nach Coburg möglichund zweckmäßig sei. Das Votum Riemanns vom 2. Januar 1803 kommtzu einem negativen Urteil, zum einen, weil Saalfeld Kreismünzstätte sei undeine Verlegung der Münze nach Coburg nicht nur „zuviel Aufmerksamkeitder Nachbarn" erregt, sondern auch den Einspruch Gothas auf Grund desRezesses vom 21. September 1680, in dem das gemeinschaftliche Münzregalmit Gotha festgelegt war, zur Folge hätte. Zum anderen seien aber auch dieExportmöglichkeiten für Scheidemünzen von Saalfeld aus besser als in Coburg,auch müsse in Coburg mit höheren Personal- und Materialkosten kalkuliertwerden. Die Kosten für die Errichtung einer neuen Münzstätte in Coburg— auf einem nahe des Itz-Flusses gelegenen Grundstück — hatte Rie-14 V. Schrötter, Friedrich Frhr.: Die Münzstätten zu Schwabach und Bayreuth unter preußischerVerwaltung 1792-1805, in: Festschrift 1908 des Vereins für Geschichte der MarkBrandenburg zu Schmollers 70. Geburtstag, S. 220-235.13 Vgl. Reißenauer, Franz: Münzstätte Günzburg 1764-1805, Günzburg 1982, S. 151-170und C. v. Ernst: Zur Geschichte der Münzstätte Günzburg, Sonderdruck München 1894,S. 153.16Laut Aufstellung v. 31.12.1802 befanden sich in der Münze nur „32 Mark 4 Lot 3/64 GränFeinsilber und 16 Pfund Garkupfer".17Zur Person v. Kretschmanns und auch Riemanns vgl.: Klaus Frhr. v. Andrian-Werburg:Der Minister v. Kretschmann. In: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung 1965, S. 27 ff. undAnm. 69: Riemann zögerte anfänglich die Stelle eines coburgischen Bau- und Bergdirektorsanzunehmen, da er befürchtete: . . ., „daß ich, wegen eines gänzlichen Geldmangels in Coburgmit Papiergeld bezahlt würde".

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