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S ERVICEMedical Partner des LSVSportliche Leistungen trotz rheumatischer ErkrankungenSchwere und oftmals chronische Erkrankungen sind kein Grundauf sportliche Aktivitäten zu verzichten. Vielmehr werden dieKrankheiten durch den Sport erträglicher, bis dahin, dass dieKrankheit weit in den Hintergrund rückt und Erfolgserlebnissedas physische und psychische Wohlbefinden erheblich stärken.Wichtig für die richtige Dosis Sport ist, die Erkrankungen zukennen, manchmal auch erst zu erkennen und die richtigenBehandlungsmöglichkeiten mit den richtigen Medizinern zufinden und anzuwenden.Der Begriff „Rheuma“ sorgt häufig für Verwirrungen in der Beschreibungeines Krankheitsbildes: Bezeichnet er doch den „fließendenSchmerz“. „Ich hab Rheuma“ oder „ Das ist wieder meinRheuma“ sind uns allen vertraute Aussagen, die letztlich aber nureine schmerzende Gelenkveränderung meinen. Im engeren Sinnewerden mit rheumatischen Erkrankungen diejenigen Krankheitenbezeichnet, die durch eine Entzündung oder durch Verschleißverursacht werden und zu Gelenkveränderungen führen.Die häufigsten rheumatischen Erkrankungen sind auf der einenSeite die primär nicht entzündlichen, verschleißbedingtenGelenkerkrankungen wie die Arthrose, oder bei Befall mehrererGelenke, die Polyarthrose und auf der anderen Seite die entzündlichenrheumatischen Erkrankungen, wie die rheumatoideArthritis, die Psoriasisarthritis (der Gelenkbefall bei einerSchuppenflechte) und die entzündlichen Wirbelsäulenerkrankungenwie der Morbus Bechterew. Im Gegensatz zumGelenkverschleiß, wie der Arthrose, besteht die Ursache für dieentzündliche rheumatische Gelenkschädigung zunächst nicht indem „Verschleiß“ des Gelenkknorpels, sondern in einer entzündlichenVeränderung der Gelenkinnenhaut, der Synovialis. DieGelenkinnenhaut, die die Gelenkhöhle in jedem Gelenk auskleidet,entzündet sich, beginnt zu „wuchern“, verändert das Milieuin dem Gelenk und führt über diesen Entzündungsmechanismuszu einer Schädigung der Gelenkflächen bzw. des Gelenkknorpelsund damit zu einer Zerstörung des Gelenks. DieseEntzündungsprozesse finden nicht nur in den Gelenken statt,sondern auch an den Sehnenscheiden insbesondere der Hand -und Fußgelenke und an den Schleimbeuteln. Auch dieseStrukturen können sich entzündlich verändern und z.B. zuSehnenrissen führen.Der orthopädische Rheumatologe beschäftigt sich mit derBehandlung der Auswirkung von verschleißbedingten und entzündungsbedingtenrheumatischen Erkrankungen auf denBewegungsapparat. Dieses tut er aber nicht alleine: Insbesonderedie Behandlung von Patienten mit einer entzündlichen rheumatischenErkrankung erfordert ein intensives Zusammenwirken vielerFachdisziplinen: Orthopädische Rheumatologen erstellengemeinsam mit internistischen Rheumatologen, Physiotherapeuten,Ergotherapeuten und Sozialarbeitern einen Therapieplan,der individuell auf den Patienten und dessen Krankheitsaktivitätangepasst wird.In den letzen Jahren hat sich die medikamentöse Therapie rheumatischerErkrankungen entscheidend verbessert: Mit modernenDie Abbildung zeigt die typische Handdeformität einer Patientin mit rheumatoiderArthritis. Charakteristisch ist die Schwellung der Grundgelenke der Fingerund deren Abweichung zur Elle hin, als Folge einer kombinierten entzündlichenSchädigung von Gelenk und Sehnenapparat.Medikamenten, den Biologika, kann die entzündliche Aktivitätder Erkrankung deutlich unterdrückt, häufig sogar vollständigreduziert werden. Dennoch kann medikamentös häufig nichtvollständig eine Beschwerdefreiheit erzielt werden und einzelneGelenke verhalten sich „rebellisch“ und zeigen trotz intensiverkonservativer Bemühungen fortschreitende Entzündung undSchädigung. An dieser Stelle tritt der operativ tätige orthopädischeRheumatologe aus dem interdisziplinären Team in denVordergrund: Ziel der Behandlung ist jetzt den Erhalt des Gelenkszu sichern oder, wenn die Schädigung bereits zu weit fortgeschrittenist, eine gelenkersetzende Therapie anzubieten.Das primäre Ziel ist es, über eine Operation die Entzündung ausdem Gelenk zu entfernen und so das Gelenk möglichst zu erhalten.Ein seit vielen Jahren bewährtes OP Verfahren ist die operativeEntfernung der Gelenkinnenhaut, die sogenannte Synovialektomie.Dieses Verfahren hat sich insbesondere an Knie-, Hüft-,Schulter-, Finger- und Sprunggelenk bewährt: Die entzündlicheVeränderung wird komplett aus dem Gelenk entfernt. DieSynovialektomie wird heute minimalinvasiv durchgeführt, in derRegel ist eine arthroskopische Operation möglich, mit der sehreffektiv und maximal schonend die entzündete Gelenkinnenhautentfernt werden kann.An der Hand und dem Fuß spielt häufig die Kombination aus entzündlicherSehnenveränderung und entzündlichem Gelenkbefalleine große Rolle. Dort können entzündliche Veränderungen durchSchädigung von Gelenk, Sehnen und Bändern zu Form- undStellungsänderungen an Gelenken führen. Sehnenverlagerungen(Luxationen) oder Sehnenrisse können im weiteren Verlauf eineerhebliche Funktionsminderung bewirken. Eine reine Entfernungder Gelenkinnenhaut ist hier nicht erfolgversprechend. Um einegute Funktion der Hand- und Fingergelenke zu erzielen, könnenSynovialektomien mit Sehnenwiederherstellung und Gelenkneuformungkombiniert werden. Insbesondere am Handgelenkkönnen auch (teil-)versteifende Eingriffe notwendig werden, umdie Funktion der Hand zu erhalten. Insbesondere an der Handkönnen rechtzeitig durchgeführte rheumaorthopädischeEingriffe den Funktionsverlust der Hand stoppen und schwererheumatische Destruktionen tatsächlich verhindern. Für den44SPORTforum • Nr. 96 • Dez. 2012 / Jan. 2013


S ERVICERheumapatienten ist es also entscheidend, regelmäßig zu prüfen,ob ein operatives Vorgehen notwendig wird, um weiterenSchaden am Gelenk zu verhindern! Schreitet die rheumatischeErkrankung fort, kann ein Gelenk derart geschädigt sein, dass eingelenkerhaltendes Vorgehen nicht mehr aussichtsreich ist. In diesemFall kann der künstliche Gelenkersatz die Funktionsfähigkeiterhalten und Schmerzen reduzieren. Der künstliche Gelenkersatzdes Hüft- und Kniegelenks ist – auch beim Rheumapatienten –mittlerweile ein Standardeingriff. Allerdings unterscheidet sichdie operative Technik, das Vorbereiten des Patienten auf dieOperation und die Nachbehandlung erheblich von derBehandlung von Patienten mit rein verschleißbedingtenGelenkerkrankungen! Präoperativ müssen insbesondere dieKrankheitsaktivität des Patienten, die entzündlichen Begleiterkrankungenund nicht zuletzt die medikamentöse Therapie desPatienten beachtet werden. Bei notwendigen Operationen beiPatienten mit Entzündungsrheuma kann das Risiko vonKomplikationen durch sorgsame Abstimmung der Medikamentevor und nach der Operation reduziert werden.Der künstliche Gelenkersatz wird heutzutage auch oder geradebeim Rheumapatienten minimalinvasiv, also maximal gewebeschonend,durchgeführt. Die OP wird in der Regel mit einerGelenkinnenhautentfernung kombiniert. Besonders zu beachtenist die veränderte Knochenqualität des Rheumapatienten und dergeschwächte und entzündlich veränderte Bandapparat. Einbesonderes Augenmerk muss auf die zu verwendendeEndoprothese gerichtet werden: Sie muss den besonderenAnforderungen des Rheumapatienten, sei es auf Grund seineshäufig jungen Alters oder dem mehrfachem Gelenkbefall, derhäufig schlechten Knochenqualität und der geschwächtenWeichteilsituation, vollständig genügen! Auch nach der OP ist dieBehandlung des Rheumapatienten interdisziplinär und auf diespeziellen Bedürfnisse des Patienten abzustimmen: OptimaleKontrolle der Entzündungsaktivität und Schmerztherapie, intensiveund individuell angepasste physiotherapeutischeBehandlung, Ergotherapie und Hilfsmittelversorgung bilden dieGrundpfeiler der erfolgreichen postoperativen Therapie.Zur erfolgreichen operativen Behandlung von Rheumapatientensind neben der engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischenorthopädischen und internistischen Rheumatologen,Anästhesisten und Physiotherapeuten, fundierte Kenntnisse derrheumatologischen Besonderheiten erforderlich. Erst dadurchwerden die Vorraussetzungen für ein perfektes Operationsergebnis– gelenkerhaltend oder gelenkersetzend – geschaffen.Kontakt:PD Dr. Martin Fuerst mit Dr. C. Christian Büll, Prof. Dr. L.Gerdesmeyer und Dr. Wolfgang KohlscheFachärzte für Orthopädie und UnfallchirurgieWittorfer Straße 89, 24539 Neumünster,Königsweg 14, 24103 KielEckernförder Straße 219, 24119 KronshagenTel: 04321/44425fuerst@medbaltic.deSPORTforum • Nr. 96 • Dez. 2012 / Jan. 201345

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