Grußwort von Präs. Weber an die Synode der Badischen ...
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Prof. Dr. Friedrich <strong>Weber</strong><strong>Grußwort</strong> <strong>der</strong> Leuenberger Kirchengemeinschaft zur <strong>Synode</strong> <strong>der</strong> <strong>Badischen</strong> L<strong>an</strong>deskirche inBad Herrenalb am 20. Oktober 2013Sehr verehrte Frau <strong>Präs</strong>identin Fleckenstein, lieber L<strong>an</strong>desbischof Fischer, liebe Schwesternund Brü<strong>der</strong>,sehr herzlich bed<strong>an</strong>ke mich für <strong>die</strong> Einladung, in Ihrer <strong>Synode</strong> als Repräsent<strong>an</strong>t <strong>der</strong>Gemeinschaft ev<strong>an</strong>gelischer Kirchen in Europa zum 40-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> LeuenbergerKonkor<strong>die</strong> zu sprechen. Sie haben mir drei Themen gesetzt, <strong>die</strong> ich nun in meinem <strong>Grußwort</strong>aufnehmen möchte.I. Die Bedeutung <strong>der</strong> GEKE für <strong>die</strong> Kirchen in EuropaDie Konkor<strong>die</strong> reformatorischer Kirchen, <strong>die</strong> 1973 auf dem Leuenberg bei Basel beschlossenwurde, hat zwischenzeitlich 107 Signatarkirchen gefunden. Nach <strong>der</strong> Lippischen und <strong>der</strong>Kurhessischen Kirche war Ihre L<strong>an</strong>deskirche <strong>die</strong> dritte, <strong>die</strong> <strong>der</strong> Konkor<strong>die</strong> zustimmte. DurchFusionen hat sich <strong>die</strong> Zahl aktuell auf 94 Mitgliedskirchen aus den KonfessionsfamilienLuther<strong>an</strong>er, Reformierte, Unierte, Methodisten, Waldenser und Böhmische Brü<strong>der</strong> reduziert.Persönlich bin ich den Vätern <strong>der</strong> Konkor<strong>die</strong>, <strong>die</strong> immerhin vier Jahre intensive Beratungen,Gespräche und Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen durchleben mussten, um d<strong>an</strong>n 1973 das Ergebnisihrer theologischen Arbeit präsentieren konnten, zutiefst d<strong>an</strong>kbar für ihren Mut, <strong>die</strong>sesbeispielhafte ökumenische Modell <strong>der</strong> Kirchengemeinschaft bekenntnisverschiedenerKirchen als Schritt auf dem Weg zur Einheit zu entwickeln. Die Konkor<strong>die</strong>, so zeigt <strong>die</strong>nunmehr 40-jährige Geschichte, „hat fundamentale Bedeutung für den Dialog <strong>der</strong>vorreformatorischen und reformatorischen Kirchen auf internationaler Ebene, vornehmlichim Kontext <strong>der</strong> Gliedkirchen, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Konkor<strong>die</strong> unterzeichnet haben und als Gemeinschaftev<strong>an</strong>gelischer Kirchen in Europa (GEKE) in K<strong>an</strong>zel- und Abendmahlsgemeinschaftmitein<strong>an</strong><strong>der</strong> verbunden sind. Aber auch <strong>die</strong> internationale bekenntnisgleiche Gemeinschaft<strong>der</strong> Gliedkirchen des Lutherischen Weltbundes basiert auf dem Modell <strong>der</strong>Kirchengemeinschaft.“ (Unser Glaube. Die Bekenntnisschriften <strong>der</strong> ev<strong>an</strong>gelisch-lutherischenKirche, Gütersloh 2013, 9f)1
Die Präambel <strong>der</strong> Konkor<strong>die</strong> beschreibt das Neue: „Nach reformatorischer Einsicht ist ... zurwahren Einheit <strong>der</strong> Kirche <strong>die</strong> Übereinstimmung in <strong>der</strong> rechten Lehre des Ev<strong>an</strong>geliums und in<strong>der</strong> rechten Verwaltung <strong>der</strong> Sakramente notwendig und ausreichend" (LK 2). Und d<strong>an</strong>nentscheidend wichtig: Die Aufhebung <strong>der</strong> bisherigen Verwerfungen in den Lehren vomAbendmahl, <strong>von</strong> <strong>der</strong> Christologie und <strong>von</strong> <strong>der</strong> Gnadenwahl, insofern sie den gegenwärtigenSt<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Lehre nicht mehr treffen (LK 17-28).Ermöglicht wurde <strong>die</strong>s durch <strong>die</strong> Unterscheidung zwischen Grund und Gestalt des Glaubens.Christus ist <strong>der</strong> Grund <strong>der</strong> Kirche, er offenbart sich in Wort und Sakrament. Ist hierüber eingemeinsames Verständnis erzielt, k<strong>an</strong>n K<strong>an</strong>zel- und Abendmahlsgemeinschaft möglich sein.Umgekehrt ist für <strong>die</strong>ses Verständnis <strong>der</strong> Kirchengemeinschaft auch nicht mehr nötig alsK<strong>an</strong>zel- und Abendmahlsgemeinschaft.In <strong>der</strong> GEKE geht es um <strong>die</strong> Einheit <strong>der</strong> Kirche als Ziel <strong>der</strong> Ökumene. Diese Einheit istallerdings nicht nur das Ergebnis ökumenischer Bemühungen, son<strong>der</strong>n eine im Glauben undim Bekenntnis vorgegebene und <strong>an</strong>erk<strong>an</strong>nte Wirklichkeit. Wenn in <strong>die</strong>sem Zusammenh<strong>an</strong>gdas GEKE-Modell immer mit <strong>der</strong> Formulierung „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“beschrieben wird, d<strong>an</strong>n muss <strong>der</strong> Klarheit wegen gesagt werden, dass <strong>die</strong>se Formulierungauf den lutherischen Ökumeniker Harding Meyer zurückgeht. Er hat sie „erfunden“ um einEinheitsmodell zu beschreiben, das nicht »org<strong>an</strong>ische Union«, in <strong>der</strong> <strong>die</strong> verschiedenenkonfessionellen Identitäten preisgegeben bzw. »verschmolzen« werden, ist, son<strong>der</strong>n das in<strong>der</strong> Einheit <strong>die</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Konfessionen wahrt.Weil sie im Verständnis des Ev<strong>an</strong>geliums übereinstimmen, verstehen sich <strong>die</strong> GEKE-Mitgliedskirchen als <strong>die</strong> eine Kirche Jesu Christi und• gewähren ein<strong>an</strong><strong>der</strong> Gemeinschaft in Wort und Sakrament;• erkennen sich gegenseitig als wahrer und voller Ausdruck <strong>der</strong> einen Kirche JesuChristi <strong>an</strong>;• verpflichten sich <strong>die</strong> Gemeinschaft zu vertiefen durch ihreVerwirklichung im Leben <strong>der</strong> Kirchen und Gemeinden, durch stete theologischeWeiterarbeit, um zu einer möglichst großen Gemeinsamkeit in Zeugnis und Dienst in<strong>der</strong> Welt zu gel<strong>an</strong>gen;• ermöglichen, aufgrund <strong>der</strong> gegenseitigen Anerkennung <strong>der</strong> Ordination, denAustausch ihrer Amtsträger.2
Ich halte <strong>die</strong>ses Modell, das sich nun 40 Jahre bewährt hat, auch für ökumenisch im hohenMasse <strong>an</strong>schlussfähig. Eine erste Konsultation zum Verständnis <strong>von</strong> Kirchengemeinschaft hatim Februar 2013 mit dem Vatik<strong>an</strong> begonnen, mit <strong>der</strong> <strong>an</strong>glik<strong>an</strong>ischen Kirche wird <strong>die</strong> GEKEnoch in <strong>die</strong>sem Jahr Absprachen über <strong>die</strong> weitere Zusammenarbeit, <strong>die</strong> ja schon durchPorvoo, Meissen und Reuilly qualifiziert ist, treffen.Im Blick auf <strong>die</strong> Beratungen mit <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche geht es darum einenökumenisch tragfähigen Umg<strong>an</strong>g mit den bleibenden Differenzen zu finden. Dabei ist dashermeneutische Prinzip <strong>der</strong> Konkor<strong>die</strong> hilfreich, weil es <strong>die</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Kirchenachtet, ohne <strong>die</strong> Übereinstimmung im Grundsätzlichen zu übersehen. Es hat sich auchbereits bei <strong>der</strong> Erarbeitung <strong>der</strong> GER bewährt. Zudem gilt es festzuhalten: Das B<strong>an</strong>d <strong>der</strong>Einheit ist stark: gemeinsame Bibel, altkirchlichen Bekenntnisse, Taufe als sakramentalesB<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Einheit, Verpflichtung für Friede und Gerechtigkeit, Konsens in <strong>der</strong>Rechtfertigungslehre, Gemeinden, Charta Oecumenica.Die Grundproblematik, <strong>die</strong> uns <strong>von</strong> <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche trennt, ist dasAmtsverständnis. Heißt es mit dem II. Vatic<strong>an</strong>um, dass <strong>die</strong> Kirche Jesu Christi subsistiert(nicht einfach: ist!) „in <strong>der</strong> katholischen Kirche, <strong>die</strong> vom Nachfolger Petri und den Bischöfenin Gemeinschaft mit ihm geleitet wird“ (LG 8), so folgt dar<strong>an</strong> unmittelbar <strong>an</strong>schließend: „Dasschließt nicht aus, dass außerhalb ihres Gefüges vielfältige Elemente <strong>der</strong> Heiligkeit undWahrheit zu finden sind, <strong>die</strong> als <strong>der</strong> Kirche Christi eigene Gaben auf <strong>die</strong> katholische Einheithindrängen.“ (LG 8) Das Konzil will also bewusst „Elemente“ <strong>von</strong> Kirchlichkeit außerhalb <strong>der</strong>römisch-katholischen Kirche <strong>an</strong>erkennen. Wie sich <strong>die</strong>se Anerkennung auf das Verhältnis zuden nicht-katholischen Kirchen auswirkt, wird hier noch nicht gesagt. Dieser Satz istüberhaupt erst <strong>die</strong> Realitätsgrundlage <strong>von</strong> so etwas wie einem Ökumenismusdekret. SchonLG 15, das <strong>die</strong> nichtkatholischen Kirchen <strong>an</strong>spricht, macht deutlich, dass <strong>die</strong> Gläubigen in<strong>die</strong>sen Kirchen und durch das Leben in ihnen zum Heil geführt werden. Allerdings gilt esfestzuhalten, „dass auch <strong>die</strong> in <strong>der</strong> katholischen Kirche 'subsistierende Einheit … noch nicht<strong>die</strong> vollkommene Einheit' ist, auch sie 'geht auf <strong>der</strong>en Vollendungsgestalt zu.'“ Letztendlichheißt das, dass auch das Kirche-Sein <strong>der</strong> römisch-katholischen Kirche kein vollkommenes ist„und ihre Einheit ist keine vollständige ohne <strong>die</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en.“ (Rahner)Für mich stellt sich <strong>an</strong> <strong>die</strong>ser Stelle immer wie<strong>der</strong> <strong>die</strong> Frage, ob <strong>die</strong> „Elemente <strong>der</strong> Heiligungund <strong>der</strong> Wahrheit“ (LG 8) ohne Amt existieren können. O<strong>der</strong> noch ein wenig dezi<strong>die</strong>rter mitTheodor Dieter: „Lässt sich aus dem Vorliegen bestimmter Elemente <strong>der</strong> Heiligung und <strong>der</strong>3
Wahrheit in nichtkatholischen Gemeinschaften und <strong>von</strong> bestimmten Merkmalen des inihnen praktizierten Amtes schließen, dass es in jenen Gemeinschaften etwas gibt, das auchin katholischer Perspektive „Amt“ zu nennen ist, selbst wenn es - nach katholischemVerständnis – mit gewissen „Mängeln“ behaftet ist? (Theodor Dieter, Von <strong>der</strong> Trennung zurGemeinschaft. Zum katholisch-lutherischen Dialog, Vortragsm<strong>an</strong>uskript vom 1.9.2012, 9)Wir nehmen uns als Kirchen in unseren Unterschieden mit gegenseitigem Respekt undgegenseitiger Achtung wahr. Deshalb bleibt aber auch <strong>die</strong> wechselseitige Anerkennung <strong>der</strong>kirchlichen Ämter und <strong>die</strong> Gemeinschaft am Tisch des Herrn eine Aufgabe, <strong>der</strong> wir uns nichtentziehen dürfen.II. Das GEKE-Projekt „Europa reformata: 500 Jahre Reformation in Europa“Die GEKE sieht sich herausgefor<strong>der</strong>t, <strong>die</strong> europäische Dimension <strong>der</strong> Reformation insBlickfeld zu rücken und erfahrbar werden zu lassen. Mit dem <strong>von</strong> <strong>der</strong> 7. Vollversammlung2012 in Florenz beschlossenen Projekt „Europa reformata“ wird <strong>die</strong> GEKE das 500.Reformationsjubiläum zum Anlass nehmen, um das Augenmerk auf <strong>die</strong> Reformationen inden unterschiedlichen europäischen Län<strong>der</strong>n und auf <strong>die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Reformation alsErneuerungsbewegungen in zentralen Reformationsstädten Europas zu legen. Der damalsEuropa durchlaufende umfassende Erneuerungsprozess hatte schon l<strong>an</strong>ge vor LuthersWirken begonnen, wie das Beispiel <strong>der</strong> Waldenser zeigt. Auch <strong>die</strong> <strong>von</strong> Italien ausstrahlendeBewegung des Hum<strong>an</strong>ismus gehört zu den Voraussetzungen <strong>der</strong> Reformation, wie auch ihretheologischen Vorläufer J<strong>an</strong> Hus und John Wyclif. Im Zentrum des Konzepts steht <strong>die</strong> Ideeeines Netzwerks „Europäischer Reformationsstädte“. Europäische Städte, <strong>die</strong> <strong>von</strong> Bedeutungfür <strong>die</strong> Reformation des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts sind, sollen <strong>die</strong> Möglichkeit haben, den Titel„Reformationsstadt Europas“ zu erwerben. Das strategische Ziel ist, nach Möglichkeit 25europäische Städte unter Einschluss namhafter Reformationshauptstädte für ein Netzwerkgrenzüberschreiten<strong>der</strong> Partnerschaften zu gewinnen, um so <strong>die</strong> europäische Ausrichtung <strong>der</strong>Reformation zur Darstellung zu bringen. Die Geschäftsstelle <strong>der</strong> GEKE wird noch in <strong>die</strong>semMonat <strong>die</strong> Mitgliedskirchen <strong>der</strong> GEKE einladen, sich <strong>an</strong> <strong>die</strong>sem Städteprojekt zu beteiligen.Nicht unerwähnt lassen will ich <strong>die</strong> Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung, <strong>die</strong> es in den letzten Wochendarüber gegeben hat, wem denn das „Reformationsjubiläum gehöre“. Sie entzündete sich <strong>an</strong>dem gemeinsamen Text des Vatik<strong>an</strong>s und des LWBs „Von Konflikt zur Gemeinschaft“ undmündete in <strong>der</strong> Feststellung Ulrich Körtners: „Das Reformationsjubiläum 2017 ist zu wichtig,4
als dass m<strong>an</strong> es dem LWB überlassen darf“, worauf Bernd Oberdorfer erklärte: „DasReformationsjubiläum ist zu wichtig, als dass wir Protest<strong>an</strong>ten unter uns bleiben sollten.“Der Beitrag <strong>der</strong> GEKE ist ein wichtiger Schritt hin auf <strong>die</strong>se Öffnung, <strong>die</strong> Mitgliedskirchen <strong>der</strong>ACK sind ebenfalls – zumindest in Deutschl<strong>an</strong>d – mit auf dem Weg und das ist gut so. Unddamit ist auch – so <strong>die</strong> deutlichen Worte <strong>von</strong> Bischof Feige und Erzbischof Zollitzsch – <strong>die</strong>römisch-katholische Kirche beim Reformationsgedenken dabei, wenn es denn darum geht,Christus zu feiern.III. Leuenberger Visionen - o<strong>der</strong> Was werden wir in 10 Jahren gemeinsam feiern können?1. Das Wort <strong>der</strong> Vollversammlung zur gegenwärtigen Lage in Europa aus 2012 hat <strong>die</strong>GEKE-Kirchen ermutigt, Partnerschaften <strong>von</strong> Kirchen und Kirchengemeinden und <strong>die</strong>Solidarität unter ihnen quer durch Europa zu stärken. Damit ist auch deutlichgeworden, dass <strong>die</strong> Bereitschaft zur Solidarität nicht <strong>an</strong> den Grenzen einzelnerStaaten endet son<strong>der</strong>n über <strong>die</strong> Grenzen Europas hinausreicht.2. Die schon l<strong>an</strong>ge <strong>an</strong>gemahnten praktischen Konsequenzen aus <strong>der</strong> gegenseitigenAnerkennung <strong>der</strong> Ordination - Gemeinsame Ausbildungsgänge und gegenseitigeAnerkennung <strong>von</strong> Ausbildungsabschlüssen, Austausch <strong>von</strong> Personal – sind eingeleitet.Damit ist aber auch <strong>die</strong> Frage <strong>der</strong> Verbindlichkeit <strong>der</strong> Beschlüsse <strong>der</strong>Vollversammlung, bzw. <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>von</strong> Lehrgesprächen für <strong>die</strong> Mitgliedskirchenerneut thematisiert. (Siehe auch „Erklärung des Exekutivauschusses <strong>der</strong> LeuenbergerKirchengemeinschaft <strong>an</strong>lässlich des 25. Jahrestages <strong>der</strong> Verabschiedung <strong>der</strong>Leuenberger Konkor<strong>die</strong> am 23. Mai 1998 in Oslo)3. Durch das Wirken <strong>der</strong> GEKE ist deutlich worden, dass das christliche Europa aufErrungenschaften verweist, <strong>die</strong> nicht zur Disposition stehen dürfen:- Die unverlierbare Würde des Einzelnen vor Gott- Die Menschenrechte- Die Demokratie o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Rechtstaatlichkeit.4. Die GEKE-Kirchen sind offen dafür, dass <strong>an</strong><strong>der</strong>e ihre Werte und ihren geistig–kulturellen Reichtum einbringen und Europa aus <strong>die</strong>sem Austausch gestärkthervorgeht. Sie haben in <strong>die</strong> europäische Zivilgesellschaft auf Grund ihres eigenenGemeinschaft-Seins eingebracht- <strong>die</strong> Wertschätzung <strong>von</strong> Pluralität als positives Merkmal5
- <strong>die</strong> Aufmerksamkeit für <strong>die</strong> Stimme <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heiten, sowie für <strong>die</strong> Ängste <strong>der</strong>Mehrheiten – Europa ist keine Wagenburg.5. Die Konsultationen mit Rom hat gezeigt, dass <strong>die</strong> katholischen Vorstellungen dem<strong>von</strong> <strong>der</strong> LK entwickelten Modell <strong>der</strong> Kirchengemeinschaft durchaus verw<strong>an</strong>dt sind.Das gilt auch d<strong>an</strong>n, wenn in eine katholische Ausformung <strong>die</strong>ses Modells zusätzlicheElemente einbezogen werden, <strong>die</strong> für das katholische Einheitsverständnis wesentlichsind, wie z.B. <strong>die</strong> Gemeinschaft im Bischofsamt und das Verständnis des Papstamtes.Joseph Ratzinger hat während des II. Vatik<strong>an</strong>ischen Konzils als Leitged<strong>an</strong>kenformuliert: „An <strong>die</strong> Stelle <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Konversion ... wird grundsätzlich <strong>die</strong> Idee <strong>der</strong>Einheit <strong>der</strong> Kirchen treten, <strong>die</strong> <strong>die</strong> eine Kirche sind und doch Kirchen bleiben“.(Joseph Ratzinger, Die Kirche und <strong>die</strong> Kirchen, in: Reformatio, 1964, S. 105)6. Mit den Anglik<strong>an</strong>ern ist es zu einer Vereinbarung gekommen, <strong>die</strong> mindestens denSt<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Meissen-Erklärung erreicht. Auch über das Bischofsamt und <strong>die</strong>apostolische Sukzession ist beraten worden Die entscheidende Frage ist dabei nichtmehr, ob, son<strong>der</strong>n wozu es das Bischofsamt geben soll. Es geht also um seineFunktion und seine ekklesiologische Begründung.7. Die Lehrgesprächsarbeit ist weiterhin essentieller Ausdruck des Selbstverständnisses<strong>der</strong> Kirchengemeinschaft, <strong>die</strong> wie<strong>der</strong>um zu einer weiteren Stärkung <strong>der</strong> ekklesialenQualität <strong>der</strong> GEKE geführt hat.IV. Mein FazitEs ist für uns nicht notwendig, dass wir erst in allen theologischen Einzelheitenübereinstimmen und d<strong>an</strong>n Kirchengemeinschaft erklären und praktizieren, son<strong>der</strong>n es reichtfür uns aus, wenn wir ein<strong>an</strong><strong>der</strong> sagen können: Bei Euch wird das Ev<strong>an</strong>gelium in rechterWeise verkündigt, und zwar so, dass es <strong>die</strong> Menschen tröstet und befreit. Und bei Euchwerden <strong>die</strong> Sakramente in rechter Weise gefeiert. Wenn das so ist, d<strong>an</strong>n spricht nichtsdagegen, dass wir Kirchengemeinschaft haben, also zusammen Gottes<strong>die</strong>nst feiern undunterein<strong>an</strong><strong>der</strong> <strong>die</strong> Ordination <strong>an</strong>erkennen.Es gibt theologische Unterschiede, sie sind aber nicht mehr kirchentrennend.Ist das nicht ein Ziel, auf das wir gemeinsam zugehen können? Zu sagen: Ja, bei Euch wirddas Ev<strong>an</strong>gelium recht verkündigt, bei Euch werden <strong>die</strong> Sakramente ev<strong>an</strong>geliumsgemäßgefeiert, Ihr seid Kirche Jesu Christi?6
Leuenberg hat es vorgemacht!7