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scania bewegt 2011-04

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Man nennt sie den leisen Killer. Müdigkeit<br />

ist ein massives Sicherheits problem<br />

auf den Straßen – sie zu ignorieren<br />

genauso. Übermüdete Fahrer sind der<br />

Grund für Tausende von Verkehrstoten<br />

und Schwerverletzten jedes Jahr. Sogar<br />

Berufskraftfahrer – und ihre Chefs – sind<br />

sich der Gefahr nicht immer bewusst.<br />

Das Schlafforschungslabor in Loughborough<br />

in Großbritannien untersucht<br />

schon seit mehr als zehn Jahren Übermüdung<br />

bei Fahrern. Zusammen mit der<br />

britischen Regierung, der Polizei und<br />

Transportfirmen verfügt die Forschungsanstalt<br />

über eine ausgeklügelte Software<br />

und einen Fahrsimulator, neben speziellen<br />

Weiterbildungskursen für Fahrer und<br />

Trainer. So können die Wissenschaftler<br />

Fahrgewohnheiten auswerten. Zudem<br />

stellen sie per Gehirnstrommessung fest,<br />

in welchem physiologischen Zustand<br />

Fahrer schläfrig werden.<br />

iM testRaUM DeR Forschungsanstalt<br />

sitzt ein Fahrer im Simulator. Rund 20<br />

Elektroden überwachen ihn dabei. Er<br />

muss seine Müdigkeit nach der sogenannten<br />

Karolinska­Schläfrigkeitsskala selbst<br />

einschätzen, indem er seinen Zustand mit<br />

einer Zahl beschreibt. Stufe eins bedeutet<br />

hellwach. Bei Stufe neun kämpft der Proband<br />

bereits gegen zufallende Augen. Bei<br />

Stufe zehn schläft er. Alles über sieben ist<br />

bereits extrem gefährlich für die Person<br />

am Steuer. Der Fahrer im Video blinzelt<br />

immer langsamer. Doch er macht keine<br />

Anstalten anzuhalten. Stattdessen ruft er<br />

laut „fünf“, gerade als er für einige Sekunden<br />

mit geschlossenen Augen gefahren ist.<br />

DR. LoUise ReyneR ist als Forschungsleiterin<br />

verantwortlich für diese Versuche.<br />

Sie bestätigt, was die Forscher bewiesen<br />

haben: Kein Fahrer kommt gegen den<br />

Schlaf an. Es sind vor allem Männer, die<br />

weiterfahren, obwohl sie schläfrig werden.<br />

Berufskraftfahrer könnten sogar mit offenen<br />

Augen schlafen. Der Sekundenschlaf<br />

und seine Gefahren waren in den letzten<br />

Jahren für die Forschung praktisch erst<br />

nach einem Unfallereignis interessant.<br />

Heute steht für die Forscher fest: Müdigkeit<br />

hinter dem Lenkrad ist genauso<br />

gefährlich wie Alkohol. „Vor 40 Jahren<br />

war Trunkenheit am Steuer noch ein<br />

„Kavaliers delikt“, heute denken das viele<br />

über die Müdigkeit. Denn wer merkt<br />

schon, wann er einschläft? Wir können<br />

aber beweisen, dass Sie durchaus merken,<br />

wenn Sie einschlafen.“<br />

Die softwaRe des Forschungslabors<br />

ist mittlerweile so verlässlich, dass sie<br />

sogar in Gerichtsverfahren zum Einsatz<br />

kommt, bei denen müde Fahrer die Ursache<br />

für tödliche Unfälle sind. „Wir haben<br />

ein Schaubild, das zeigt, wann Unfälle<br />

passieren. Die Fahrer haben immer gegen<br />

zwei Uhr in der Nacht, zwischen fünf und<br />

sieben Uhr am Morgen und zwischen<br />

zwei und vier Uhr nachmittags ihre natürlichen<br />

Tiefpunkte“, sagt Forschungslei­<br />

“auf lange Sicht<br />

gibt es kein mittel<br />

gegen den<br />

Sekundenschlaf –<br />

außer Schlaf.”<br />

Dr. Louise Reyner, Loughborough<br />

Sleep Research Centre<br />

terin Reyner. Sie ist besonders besorgt um<br />

die Lkw­Fahrer. Die Fahrer werden immer<br />

älter und sind oft übergewichtig. Das ist<br />

ein Grund für Schlafapnoe. Und die wiederum<br />

kann tagsüber zum Sekundenschlaf<br />

führen. „Berufskraftfahrer dürfen<br />

laut Gesetz viereinhalb Stunden am Stück<br />

fahren. Fällt diese Zeit auf solche Tiefpunkte,<br />

sind sie verwundbar. Der beste<br />

Rat für Fahrer ist, erst gar nicht in solche<br />

Situationen zu kommen“, sagt sie. Ihr<br />

Tipp: „Planen Sie Ruhepausen ein, bevor<br />

Sie schläfrig werden. Planen Sie Ihre Reise<br />

so, dass Sie Ihre Tiefpunkte, also potenzielle<br />

Unfallzeiten, vermeiden. Die ersten<br />

Anzeichen von leichter Schläfrigkeit dauern<br />

etwa eine bis eineinhalb Stunden. Sie<br />

haben also Zeit zu reagieren.“<br />

Wie Sie Müdigkeit<br />

verhindern<br />

Tiefpunkte<br />

vermeiden<br />

• Hören Sie auf Ihre innere Uhr: Die<br />

meisten Unfälle passieren in den Tiefs<br />

zwischen fünf und sieben Uhr morgens<br />

und zwei und vier Uhr am Nachmittag.<br />

• Fahren Sie von der Straße ab, suchen<br />

Sie sich einen sicheren Parkplatz und<br />

machen Sie ein Nickerchen.<br />

1–2 Getränke<br />

• Trinken Sie eine oder zwei Dosen eines<br />

Energydrinks mit erhöhtem Koffeingehalt<br />

oder zwei Tassen Kaffee. Halten<br />

Sie dann ein Nickerchen für etwa 20<br />

Minuten, um dem Koffeineffekt genug<br />

Zeit zu geben, sich zu entwickeln.<br />

7–8 Stunden Schlaf<br />

• Kurze Nickerchen helfen, sind aber kein<br />

Ersatz für eine anständige Mütze voll<br />

Schlaf (sieben bis acht Stunden).<br />

• Ein Schlafdefizit, das sich über eine<br />

Reihe von unruhigen oder sehr kurzen<br />

Nächten aufgebaut hat, können Sie mit<br />

zwei aufeinanderfolgenden ruhigen und<br />

langen Nächten wieder wettmachen.<br />

Kein Alkohol<br />

• Planen Sie Reisepausen an sicheren<br />

Halteplätzen ein. Berücksichtigen Sie<br />

lange, monotone Wegstrecken wie<br />

Autobahnen und Tiefpunkte der inneren<br />

Uhr in der Planung.<br />

• Hören Sie auf Ihren Körper: Wenn Sie<br />

sich müde fühlen, brauchen Sie Schlaf.<br />

• Nur auszuruhen ist niemals<br />

ein Ersatz für Schlaf.<br />

• Vermeiden Sie Alkohol und Medikamente,<br />

die müde machen.<br />

www.<strong>scania</strong>.de 4.<strong>2011</strong> • SCANIA BEWEGT 29<br />

Foto: Michael WildsMith/getty iMages, istockphoto

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