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GGS Quarterly 2 / 13

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SCHWERPUNKTTHEMANeues Berufsbild für JuristenDer WissensmanagerVon Prof. Dr. Martin Schulz, LL.M. (Yale), Professor für deutsches und internationales Privat- und UnternehmensrechtDie Tätigkeit als juristischer Wissensmanager hat sich in den letzten Jahren in vielen Kanzleienals neues Berufsbild etabliert. Allerdings gibt es hierfür bislang kein einheitliches Anforderungsprofil.Einige Anwaltskanzleien beschäftigen Rechtsanwälte, die einen Teil ihrer ZeitAktivitäten im Wissensmanagement widmen. Andere Kanzleien lassen Aufgaben des Wissensmanagementsdurch Notariatsangestellte oder Bibliothekare wahrnehmen.Eine umfassende juristische Ausbildung und Erfahrungenaus der Rechtspraxis sind keine zwingenden Voraussetzungen,doch kommen sie einer Tätigkeit als juristischerWissensmanager zugute. Denn fundierte Rechtskenntnissesind ebenso unerlässlich wie ein praxisorientiertes Verständnisdavon, wie Juristen denken und arbeiten.Wissen wird immer wichtigerIn den Wirtschaftswissenschaften wird Wissen angesichtsdynamischer Veränderung des Wettbewerbsumfeldsinzwischen als kritische Ressource für den Erfolg von Unternehmenangesehen. Diese Erkenntnisse der Wirtschaftswissenschaftensind für die juristische Praxis besondersrelevant: Denn als so genannte „professional service firms“gründen Anwaltskanzleien – ähnlich wie Steuerberater oderWirtschaftsprüfer – ihren Erfolg maßgeblich auf Generierungund professioneller Vermittlung des Know-hows ihrerOrganisation.Tempo und Dynamik nehmen stetig zuAnwälte sind den typischen Problemen der juristischenInformationsflut ausgesetzt, die sich in täglichen Wellenzahlreicher Neuerungen in Gesetzgebung, Rechtsprechungund Rechtswissenschaft manifestiert. Das bekannte Bildvom Federstrich des Gesetzgebers, der ganze juristischeBibliotheken auf einen Schlag zu Makulatur werden lässt,verdeutlicht die immer kürzere Halbwertszeit juristischenWissens. Tempo und Dynamik von Rechtsänderungen nehmenstetig zu, wofür insbesondere die Materien des Unternehmens-und Wirtschaftsrechts zahllose Beispiele liefern.Neben Aktivitäten des nationalen Gesetzgebers sind dabeiimmer häufiger auch europäische und internationale Rechtsentwicklungenzu beachten. Hinsichtlich der erforderlichenFachkenntnisse legt die Rechtsprechung an Anwälte hoheMaßstäbe an. Es besteht quasi eine rechtlich sanktioniertePflicht zur Aktualisierung des vorhandenen Wissens.Erhebliche EffizienzgewinneDurch ein professionelles Wissensmanagement lassensich erhebliche Effizienzgewinne erzielen. Einerseits ist invielen Kanzleien oft nicht hinreichend bekannt, welchesWissen bereits vorhanden ist. Dies birgt die Gefahr, dass dasRad neu erfunden wird, obwohl Kolleginnen und Kollegeneinen ähnlichen Sachverhalt bereits bearbeitet hatten. DieserGefahr, die sich mit zunehmender Kanzleigröße potenziert,lässt sich durch ein integriertes Wissensmanagement-System leicht begegnen. Andererseits lassen sich in vielenRechtsbereichen bestimmte Antworten auf wiederkehrendeFragen und Probleme standardisieren oder zumindest (z. B.mit Checklisten) so vorbereiten, dass eine effiziente Anpassungauf den Einzelfall leichter fällt.Wissensteilung als ProblemEin Problem für den Wissensmanager liegt häufig in dermangelnden Motivation der Kollegen, zusätzlich zu ihrertäglichen Arbeit auch noch Beiträge für das Wissensmanagementder Kanzlei zu liefern. Dieses Problem verschärft sichin Anwaltskanzleien häufig dadurch, dass die Wertschätzungfür Beiträge zum Wissensmanagement oft unklar ist. Insbesonderein Kanzleien mit Vergütungssystemen, die maßgeblichauf „billable hours“ beruhen, fragen sich viele Anwälte,warum sie zusätzlich noch Beiträge zum Wissensmanagementleisten sollen. Außerdem sehen viele Kollegen in derbereitwilligen Abgabe ihres Wissens und ihrer Erfahrungenzudem die Gefahr von persönlichem Machtverlust.Wissensstrategie von zentraler BedeutungDie Entwicklung einer Wissensstrategie ist – neben derFörderung einer Kultur der Wissensteilung – von ausschlaggebenderBedeutung für den Erfolg des Wissensmanagers.Wichtig ist, dass sich die Wissensstrategie stets an derKanzleistrategie orientiert. Daher ist zunächst die Kanzleistrategiezu identifizieren. Es ist zu untersuchen, wo die4

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