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D-Dimer-Konzentration - Marienkrankenhaus Hamburg

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DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

198<br />

THROMBEMBOLIE-DIAGNOSTIK IN DER SCHWANGERSCHAFT<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>:<br />

Wann ist sie pathologisch?<br />

Referenzbereiche für verschiedene Schwangerschaftsstadien<br />

K. Hannemann-Pohl 1 , M. Stöckemann 3 , P. Kunstmann 4 , G. Knothe 2 ,<br />

J.J. Michiels 5 , S.-C. Kampf 1<br />

Die Bewertung der D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong> ist ein hilfreiches<br />

diagnostisches Mittel zur Beurteilung der Gerinnungsaktivitäten<br />

im Blut. Aufgrund der physiologischen Veränderungen in der<br />

Schwangerschaft ist allerdings eine differenzierte Beurteilung<br />

notwendig. In der folgenden Arbeit werden deshalb sinnvolle<br />

Referenzbereiche für die mit einem ELISA gemessenen D-<strong>Dimer</strong>-<br />

<strong>Konzentration</strong>en in den unterschiedlichen Stadien der Schwangerschaft<br />

und bei gesunden Nichtschwangeren mit und ohne<br />

orale Kontrazeption diskutiert.<br />

Zahlreiche Autoren beobachteten erhöhte<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en im<br />

Plasma während der Schwangerschaft<br />

(1, 2). Als Reaktion auf eine vermutete<br />

Thrombembolie gefundene hohe<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en im Plasma<br />

bei Schwangeren hatten immer wieder<br />

zu aufwändiger Folgediagnostik<br />

geführt, ohne dass die Thrombembolien<br />

bestätigt werden konnten.<br />

Um adaptierte Referenzbereiche für D-<br />

<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en in der Schwangerschaft<br />

zu gewinnen, wurden in dieser<br />

Studie die D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en<br />

im Plasma gesunder Nichtschwangerer<br />

ohne oder mit oraler<br />

Kontrazeption und gesunder Schwangerer<br />

mit unkompliziertem Schwan-<br />

1 Institut für Laboratoriumsmedizin,<br />

Mikrobiologie und Transfusionsmedizin<br />

des Katholischen<br />

<strong>Marienkrankenhaus</strong>es, <strong>Hamburg</strong><br />

2 Frauenklinik des Katholischen<br />

<strong>Marienkrankenhaus</strong>es, <strong>Hamburg</strong><br />

(jetzt im Amalie-Sieveking-Krankenhaus,<br />

<strong>Hamburg</strong>)<br />

3 gynäkologische Praxis, <strong>Hamburg</strong><br />

4 gynäkologische Praxis,<br />

Stockelsdorf<br />

5 European Study Group on Venous<br />

Thromboembolism, Goodheart Institute,<br />

Rotterdam<br />

FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 3<br />

gerschaftsverlauf in der 5. bis 42.<br />

Schwangerschaftswoche bestimmt.<br />

Studienteilnehmerinnen<br />

An der Studie nahmen 73 gesunde,<br />

nicht schwangere Frauen (Mitarbeiterinnen<br />

des <strong>Marienkrankenhaus</strong>es, Blutspenderinnen,<br />

Verwandte) und 183 gesunde<br />

Schwangere mit unkompliziertem<br />

Schwangerschaftsverlauf (aus<br />

zwei gynäkologischen Praxen und einer<br />

Frauenklinik) teil. Bei keiner der<br />

beteiligten Frauen gab es Hinweise auf<br />

ein thrombembolisches Ereignis.<br />

Die Gruppe der 73 Nichtschwangeren<br />

wurde in zwei Untergruppen eingeteilt:<br />

34 der Teilnehmerinnen nahmen<br />

orale Kontrazeptiva ein, die<br />

übrigen 39 nicht. Die Gruppe der 183<br />

Schwangeren wurden nach dem Zeitpunkt<br />

der Schwangerschaft, zu dem<br />

die D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong> bestimmt<br />

wurde, in vier Untergruppen aufgeteilt.<br />

Die Altersverteilung in den<br />

Untergruppen unterschied sich nicht<br />

signifikant.<br />

Durchführung der Studie<br />

� Material<br />

Die Messungen wurden vorgenommen<br />

an Citratblut (1+9-Mischung aus<br />

3,5 %iger wässriger Trinatriumcitrat-<br />

Lösung) und venösem Blut. Dazu<br />

wurden die Blutproben in Probenröhrchen<br />

der Fa. Sarstedt, Nümbrecht<br />

(= in vielen Praxen und Kliniken verwendetes<br />

„grünes Gerinnungsröhrchen“)<br />

in das Laboratorium eingesandt.<br />

Einige Proben – überwiegend aus den<br />

Praxen – wurden bis zu 24 h unzentrifugiert<br />

bei Raumtemperatur gelagert.<br />

Caliezi et al. hatten in derartig<br />

gelagerten Proben keine Veränderung<br />

der D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong> beobachtet<br />

(3). Die Plasmaproben wurden direkt<br />

nach Zentrifugation in die Messapparatur<br />

eingesetzt oder in 500-µl-<br />

Portionen in Eppendorf-Hütchen tiefgefroren<br />

und über das Wochenende<br />

bei –20 °C gelagert. Danach wurden<br />

die Proben schnell aufgetaut und die<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en gemessen.<br />

� Messmethode<br />

Die Plasma-D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en<br />

wurden mit einem ELISA auf dem mechanisierten<br />

System VIDAS der Fa.<br />

Biomerieux bestimmt. (Der Test heißt<br />

heute D-<strong>Dimer</strong> Exclusion und hat die<br />

Bestell-Nr. 30442.) Dieser Test war<br />

bereits von Pittet et al. (4) beschrieben<br />

worden.<br />

� Auswertung<br />

Da die Daten in den Untergruppen<br />

nicht normalverteilt sind, werden zur<br />

Beschreibung jeweils die 5-, 50-<br />

(= Median), 95-, 97,5- und 99-Perzentile<br />

verwendet und für die Signifikanztestung<br />

der Mann-Whitney-<br />

Rangsummentest eingesetzt.<br />

Ergebnisse<br />

Die gemessen D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en<br />

sind in den Tabellen 1 und 2 und<br />

in Abbildung 1 (auf S. 200) dargestellt.<br />

Alle 39 Nichtschwangeren ohne<br />

orale Kontrazeption wiesen D-<strong>Dimer</strong>-<br />

<strong>Konzentration</strong>en in dem Bereich auf,<br />

den Pittet et al. (4) als Referenzbereich<br />

der hier verwendeten Bestimmungsmethode<br />

angegeben hatten<br />

(68–494 µg/l). Die Werte der Nichtschwangeren<br />

unter oraler Kontrazep-


tion waren dagegen signifikant<br />

(p


DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

200<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en bei Schwangeren<br />

und Nichtschwangeren<br />

gesunde Nichtschwangere<br />

39 Nichtschwangere ohne orale Kontrazeption<br />

34 Nichtschwangere mit oraler Kontrazeption<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

D-<strong>Dimer</strong> (µg/l)<br />

Abb. 1: D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en bei Nichtschwangeren mit und ohne orale Kontrazeption<br />

und bei gesunden Schwangeren.<br />

chende Klinik vorliegt. Ein „normales“<br />

Ergebnis schließt dabei ein<br />

thrombembolisches Ereignis mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit aus.<br />

Differenzierte Referenzwerte<br />

sind notwendig<br />

In der Laboratoriumsmedizin wird zur<br />

Beschreibung von Referenzbereichen<br />

eine mit der zu untersuchenden Patientengruppe<br />

vergleichbare Gruppe<br />

Gesunder, die „Referenzgruppe offensichtlich<br />

Gesunder“, gebildet und bei<br />

jedem Gruppenmitglied der fragliche<br />

Parameter bestimmt. Je nach Verteilung<br />

der Ergebnisse wird z.B. der zwischen<br />

oberer und unterer 2-S-Grenze<br />

bzw. der zwischen 5- und 95-Perzentile<br />

liegende Bereich als Referenzbereich<br />

(„Normalbereich“) verwendet.<br />

Hinweis auf das Vorliegen einer Erkrankung<br />

sind danach Ergebnisse<br />

außerhalb dieses Referenzbereichs.<br />

Überwiegend ist dabei nur die obere<br />

Referenzgrenze von Bedeutung.<br />

Wählte man beim D-<strong>Dimer</strong> als Referenzgruppe<br />

„Nichtschwangere“ ohne<br />

Berücksichtigung der Kontrazeption<br />

(s. Tab. 1 auf S. 199, Spalte 1) aus,<br />

FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 3<br />

gesunde Schwangere<br />

0<br />

0 7 14 21 28 35 42<br />

Schwangerschaftswoche<br />

97,5-Perzentile<br />

95-Perzentile<br />

5-Perzentile<br />

läge die obere Referenzgrenze für<br />

D-<strong>Dimer</strong> bei 385 µg/l. Nur Werte<br />

unterhalb dieser Grenze wären „normal“.<br />

Mit dieser Grenze könnte man<br />

allerdings bei über 95 % der Schwangeren<br />

im dritten Trimenon ein<br />

thrombembolisches Ereignis nicht<br />

ausschließen, obwohl – wie unsere<br />

Untersuchung zeigt – sehr wahrscheinlich<br />

kein solches Ereignis vorliegt.<br />

Aufwändige Diagnostik und<br />

evtl. antithrombotische Therapie<br />

müssten folgen. Das ist nur zu vermeiden,<br />

wenn die Referenzgruppen<br />

differenzierter gebildet werden.<br />

Als Ergebnis schlagen wir vor, die in<br />

den Tabellen 1 und 2 (auf S. 199)<br />

dargelegten 95-Perzentilen der von<br />

uns gebildeten sechs Referenzgruppen<br />

als jeweilige obere Referenzgrenze<br />

zu verwenden (s. Tab. 3).<br />

Unterhalb dieser Referenzgrenzen ist<br />

ein thrombembolisches Ereignis sehr<br />

unwahrscheinlich.<br />

Der Geburtshelfer sollte die D-<strong>Dimer</strong>-<br />

Bestimmung nur einsetzen, wenn<br />

eine entsprechende Klinik vorliegt.<br />

Bei D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en oberhalb<br />

der von uns gefundenen Grenzen<br />

muss dann die weiterführende<br />

Thrombemboliediagnostik und evtl.<br />

auch schon -therapie folgen.<br />

Ob bei Risikoschwangerschaften<br />

ohne Thrombembolie-Klinik eine D-<br />

<strong>Dimer</strong>-Bestimmung indiziert ist und<br />

eine D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong> oberhalb<br />

dieser Referenzgrenzen auf drohende<br />

Komplikationen hinweist, kann zurzeit<br />

nicht beantwortet werden. Findet<br />

man in einer derartigen Situation<br />

D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong>en oberhalb<br />

der gefundenen Referenzgrenzen, ist<br />

– das folgt aus der obigen Diskussion<br />

– eine intensivere Beobachtung notwendig.<br />

Bei Vorliegen weiterer Thrombophiliefaktoren<br />

bzw. thrombembolischer<br />

Ereignisse in der Anamnese könnte<br />

ein derartiger Befund allerdings die<br />

Entscheidung für eine Prophylaxe<br />

(z.B. Gabe niedermolekularen Heparins)<br />

erleichtern.<br />

Referenzbereiche für den Ausschluss eines thrombembolischen<br />

Ereignisses bzw. für Risikoerwägungen<br />

Patientinnengruppe D-<strong>Dimer</strong>-<strong>Konzentration</strong> (µg/l)<br />

Nichtschwangere ohne orale Kontrazeption 300<br />

Nichtschwangere mit oraler Kontrazeption 543<br />

Schwangere im 1. Trimenon 701<br />

Schwangere im 2. Trimenon 1.205<br />

Schwangere in der ersten Hälfte des 3. Trimenons 1.672<br />

Schwangere in der zweiten Hälfte des 3. Trimenons 2.584<br />

Tab. 3: Empfohlene Referenzbereiche für den Ausschluss eines thrombembolischen<br />

Ereignisses bzw. für Risikoabwägungen bei unterschiedlichen Patientinnengruppen.<br />

Verwendet wird jeweils die 95-Perzentile der in dieser Arbeit ermittelten Werte.


Literatur<br />

1. Francalanci I, Comeglio P, Liotta AA et al.:<br />

D-dimer concentrations during normal<br />

pregnancy, as measured by ELISA. Thromb<br />

Res 78 (1995) 399–405.<br />

2. Nolan TE, Smith RP, Devoe LD: Maternal<br />

plasma D-dimer levels in normal and<br />

complicated pregnancies. Obstet Gynecol<br />

81 (1993) 235–238.<br />

3. Caliezi C, Reber G, Lämmle B et al.:<br />

Agreement of D-dimer results measured by<br />

a rapid ELISA (VIDAS) before and after<br />

storage during 24 h or transportation of<br />

the original whole blood samples. Thromb<br />

Haemost 83 (2000) 177–178.<br />

4. Pittet JL, de Moerloose P, Reber G et al.:<br />

VIDAS D-dimer: fast quantitative ELISA for<br />

measuring D-dimer in plasma. Clin Chem<br />

42 (1996) 410–415.<br />

5. Petersen KR, Skouby SO, Sidelmann J et<br />

al.: Assessment of endothelial function<br />

during oral contraception in women with<br />

insulin-dependent diabetes mellitus.<br />

Metabolism 43 (1994) 1379–1383.<br />

6. Dati F, Pelzer H, Wagner C: Relevance of<br />

markers of hemostasis activation in<br />

obstetrics/gynecology and pediatrics.<br />

Semin Thromb Hemost 24 (1998) 443–448.<br />

Für die Autoren<br />

Dr. med. Dr. rer. nat.<br />

Kurt Hannemann-Pohl<br />

Kath. <strong>Marienkrankenhaus</strong> gGmbH<br />

Institut für<br />

Laboratoriumsmedizin,<br />

Mikrobiologie und<br />

Transfusionsmedizin<br />

Alfredstraße 9<br />

D-22087 <strong>Hamburg</strong><br />

E-Mail hannemann-pohl.labor@<br />

marienkrankenhaus.org<br />

Ausschreibung von Vertragsarztsitzen<br />

Die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein schreibt auf Antrag von<br />

Ärzten, die zunächst noch anonym bleiben möchten, deren Vertragsarztsitze<br />

zur Übernahme durch Nachfolger aus, da es sich um für weitere Zulassungen<br />

gesperrte Gebiete handelt.<br />

�� Stadt Kiel<br />

Praxis einer Fachärztin / eines Facharztes für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe<br />

Die Bewerbungsfrist endet am 15.4.2005.<br />

�� Stadt Lübeck<br />

Praxis einer Fachärztin / eines Facharztes für Frauenheilkunde und<br />

Geburtshilfe<br />

Die Bewerbungsfrist endet am 15.5.2005.<br />

Ihre Bewerbung, einschließlich der für die Zulassung zu einer<br />

Vertragsarztpraxis erforderlichen Unterlagen, wie<br />

– Auszug aus dem Arztregister,<br />

– Bescheinigung über die seit der Approbation ausgeübten ärztlichen<br />

Tätigkeiten,<br />

– Lebenslauf<br />

richten Sie bitte an die<br />

Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein<br />

Bismarckallee 1–3<br />

D-23795 Bad Segeberg.<br />

Nähere Informationen erhalten Sie unter den Telefonnummern<br />

(0 45 51) 8 83-327, 8 83-346, 8 83-378, 8 83-291.<br />

Zusätzlich muss ein polizeiliches Führungszeugnis nach der Belegart „O“, ein<br />

so genanntes Behördenzeugnis, bei der zuständigen Heimatbehörde beantragt<br />

werden, das der KV Schleswig-Holstein unmittelbar vom Bundeszentralregister<br />

in Berlin übersandt wird.<br />

Bitte beachten Sie unbedingt:<br />

Auch wenn Sie für diesen Planungsbereich und diese Fachrichtung eine Eintragung<br />

in die Warteliste beantragt haben, gelten Sie nicht automatisch als Bewerber<br />

für die Praxis. In jedem Fall ist eine schriftliche Bewerbung für diesen<br />

Vertragsarztsitz erforderlich.<br />

DIAGNOSTIK + THERAPIE<br />

FRAUENARZT � 46 (2005) � Nr. 3 201

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