Nr. 21 Disziplin in der Schule - Akademie für Individualpsychologie

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Nr. 21Disziplin in der Schule – ein Beitrag zu einemaktuellen Thema

<strong>Nr</strong>. <strong>21</strong><strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>emaktuellen Thema


<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> – e<strong>in</strong> Beitrag zu e<strong>in</strong>em aktuellen Themavon Jürg RüediIn den letzten Jahren ist „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> viel diskutiertes Thema. InDeutschland ist Bernhard Buebs Streitschrift „Lob <strong>der</strong> <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ 2006 ganz oben auf <strong>der</strong>Bestseller-Liste <strong>der</strong> vom Spiegel erhobenen Sachbücher gelandet, am 23. 10. 2006 auf Rang2. Im Februar 2007 haben acht Wissenschaftler<strong>in</strong>nen und Wissenschaftler mit e<strong>in</strong>emSammelband „Vom Missbrauch <strong>der</strong> <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ auf Bueb geantwortet, als Herausgeberzeichnet <strong>der</strong> Frankfurter Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik. Auch aus<strong>in</strong>dividualpsychologischer Sicht weckt Buebs „Lob <strong>der</strong> <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ Wi<strong>der</strong>spruch und Kritik.Rüedi (2007) plädiert im Gegensatz zu Bueb für e<strong>in</strong> flexibles Verständnis von <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> undKlassenführung, das von <strong>der</strong> Notwendigkeit von Führung und Lenkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>ausgeht, diese aber nicht im S<strong>in</strong>ne se<strong>in</strong>es Lobes verabsolutiert. Werte wie „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ o<strong>der</strong>„Selbstdiszipl<strong>in</strong>“ müssen gelobt und zugleich wie<strong>der</strong> kritisch reflektiert werden, sonst laufensie Gefahr, zu dogmatischen Handlungsanleitungen zu verkommen. Humor, Flexibilität undLiebe zum Menschen s<strong>in</strong>d wichtige Verbündete für die Lehrpersonen und ermöglichen imschulischen Alltag e<strong>in</strong>e flexible und menschenwürdige Führung. Als hilfreich erweist sichdabei das Menschenbild <strong>der</strong> <strong>Individualpsychologie</strong> Alfred Adlers. Es liegt dem folgendenBeitrag zu Grunde.Zu den Begriffen „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ und „Klassenführung“Hören wir „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ o<strong>der</strong> „Klassenführung“, kommen uns die verschiedenstenAssoziationen <strong>in</strong> den S<strong>in</strong>n: Ordnung, E<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> Unterordnung, nur dann zu sprechen, wennman gefragt wird, Militär, Stillse<strong>in</strong> ... . Der Historiker<strong>in</strong> fällt die Herleitung aus demLate<strong>in</strong>ischen e<strong>in</strong>, dort hiess „discipulus“ Lehrl<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> Schüler, „discipl<strong>in</strong>a“ das vom Schülergefor<strong>der</strong>te diszipl<strong>in</strong>ierte Verhalten.Werte müssen vorgelebt und gelebt, sie können nicht verordnet werden!Manchmal werden wir im Leben mit (Extrem)Situationen konfrontiert, die wir nichtauswählen konnten. Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler verhalten sich daneben, Mitmenschenkommen zu spät – ev. gar nicht – an e<strong>in</strong>e Verabredung o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>e Sitzung. Dann s<strong>in</strong>d wirgefor<strong>der</strong>t, mit Fassung zu reagieren und nicht aus <strong>der</strong> Rolle zu fallen. Gerade <strong>in</strong>Extremsituationen zeigt sich, ob wir unsere Würde bewahren und unsere Werte umsetzenkönnen. Alfred Adler sagte e<strong>in</strong>mal, es sei schwerer, für se<strong>in</strong>e Werte zu leben als für sie zusterben. Damit sprach er e<strong>in</strong>e tiefe pädagogische Wahrheit an: Wenn die Schüler<strong>in</strong>, wenn<strong>der</strong> Schüler zu e<strong>in</strong>em selbständigen, verantwortungsbewussten toleranten und zurZusammenarbeit fähigen Menschen erzogen werden soll, muss sie/er Selbständigkeit,Zusammenarbeit und Toleranz erleben können, dies ist e<strong>in</strong>e Voraussetzung für jeglicheWerterziehung. Werte müssen vorgelebt, sie können nicht verordnet werden. Zieleund Wege dürfen sich nicht wi<strong>der</strong>sprechen, so schwer uns dies manchmal fallen mag. O<strong>der</strong>auf die Lehrkraft bezogen: Sie muss gewisse diszipl<strong>in</strong>arische Rahmenbed<strong>in</strong>gungen schaffen,welche geme<strong>in</strong>sames Lernen ermöglichen. Sie versteht es, 20 o<strong>der</strong> mehr K<strong>in</strong><strong>der</strong>n o<strong>der</strong>Jugendlichen zu helfen, freundschaftlich mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> umzugehen, e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zuzuhören,mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu lernen und weiss dabei zugleich, dass dieses aufmerksameZuhören nicht immer möglich se<strong>in</strong> wird. Bemühen und Streben <strong>der</strong> Lehrkraft s<strong>in</strong>d wichtiger© 04.07.2007 | <strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbH | Dorfstrasse 111 | CH-8424 Embrach | +41 (0) 44 865 05 20 2/6


als absolute Zielerreichung, was aber trotzdem heissen kann, dass die Lehrer<strong>in</strong> Schreien undstörendes Verhalten <strong>in</strong> gewissen Situationen mit Bestimmtheit unterb<strong>in</strong>det.Lenkung und Klassenführung s<strong>in</strong>d Kernbegriffe <strong>der</strong> Schulpädagogik!Wenn man von den tagtäglichen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong> ausgeht, könnte manannehmen, dass die mo<strong>der</strong>nen Erziehungswissenschaften die Begriffe „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ o<strong>der</strong>„Klassenführung“ systematisch behandeln und empirisch beleuchten. Dem ist jedoch nichtso. Die Begriffe „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ und „Klassenführung“ s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Leitbegriffe <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nenerziehungswissenschaftlichen Diskussion. Apel hält darum fest: "Wer <strong>in</strong> das gegenwärtigeGespräch über Erziehung und Unterricht ... den Begriff 'Klassenführung' e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gt, bef<strong>in</strong>detsich am Rande <strong>der</strong> Erörterungen <strong>der</strong> Schulpädagogik" (Apel 2002, S.7).Angesichts <strong>der</strong> offensichtlichen Notwendigkeit von Kompetenzen <strong>in</strong> den Bereichen <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>und Klassenführung ist es heute jedoch kontraproduktiv, wenn diese Begriffe von denErziehungswissenschaften vermieden werden.Ähnlich wie bei den Begriffen „Strafe“ o<strong>der</strong> „Autorität“ kann im Anschluss an 1968 e<strong>in</strong>e„Tabuisierung“ vermutet werden, bei <strong>der</strong> „je<strong>der</strong> zur Unperson wurde, <strong>der</strong> dieses Themaanzufassen wagte“ (Bastian 1987, S.8). Bastian möchte im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nichts beklagen, „eswar vielmehr bitter notwendig, die autoritätsfixierte ‚Kultur‘ <strong>der</strong> Nachkriegszeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> we<strong>der</strong><strong>in</strong> Elternhäusern noch <strong>in</strong> <strong>Schule</strong>n und Jugendgruppen e<strong>in</strong>e grundlegende Entnazifizierungstattgefunden hatte, e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Befragung und Infragestellung zu unterziehen“(Bastian 1987, S.8).Heute allerd<strong>in</strong>gs, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrkräfte oft mit dem Rücken zur Wand unterrichtenund Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler sich manchmal nicht an die elementarsten Regeln halten, istdie Klarstellung „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>schwierigkeiten gehen uns alle an!“ (LCH 1998) wichtig undentlastend. E<strong>in</strong>e randständige Behandlung o<strong>der</strong> gar Tabuisierung des Begriffs „<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>“ist verhängnisvoll, weil sie etwas tabuisiert, was Lehrkräfte tagtäglich tun müssen :Bee<strong>in</strong>flussen, führen, lenken und für <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> sorgen.E<strong>in</strong> flexibles Verständnis von <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> ist gerade <strong>in</strong> diesem Zusammenhang hilfreich, weil esdie Gefahr <strong>der</strong> E<strong>in</strong>seitigkeit entschärft, zum Lenken die Seite von Verständnis h<strong>in</strong>zufügt undso auf die „Bedeutung <strong>der</strong> emotionalen Dimension im Erzieherverhalten“ (Tausch undTausch) verweist: <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>arische Lenkung gel<strong>in</strong>gt nur dann <strong>in</strong> bejahenswerter Art undWeise, wenn die zu Lenkenden von den wohlwollenden Absichten <strong>der</strong> Lehrkraft emotionalüberzeugt s<strong>in</strong>d. Der Grad <strong>der</strong> erzieherischen Bee<strong>in</strong>flussbarkeit ist <strong>in</strong> den Worten Alfred Adlersdavon abhängig, „<strong>in</strong>wiefern die Rechte des zu Bee<strong>in</strong>flussenden durch den Bee<strong>in</strong>flussersichergestellt ersche<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>e dauernde E<strong>in</strong>wirkung auf e<strong>in</strong>en Menschen, dem man Unrechttut, ist ausgeschlossen. Man wird dann am besten auf ihn e<strong>in</strong>wirken können, wenn <strong>der</strong>an<strong>der</strong>e <strong>in</strong> die Stimmung versetzt ist, <strong>in</strong> <strong>der</strong> er se<strong>in</strong> eigenes Recht als gewährleistetempf<strong>in</strong>det.“ (Adler 1927/1972, S.66)O<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Worten Meyers, <strong>der</strong> den pädagogischen Bezug als e<strong>in</strong> Verhältnis von Lehrendenund Lernenden beschreibt, „das <strong>in</strong> gegenseitiger Achtung und im Lehrenwollen undLernenkönnen begründet ist. Die Betonung liegt <strong>in</strong> dieser Def<strong>in</strong>ition auf ‚gegenseitig‘. E<strong>in</strong>pädagogischer Bezug kommt nur dann und nur dadurch zustande, dass sich beide Seiten alsPersonen wahrnehmen, achten und anerkennen. Menschlichkeit im Umgang undkommunikative Kompetenz, also die Fähigkeit, sich zuzuhören und auszutauschen, s<strong>in</strong>ddeshalb mehr als e<strong>in</strong>e wünschenswerte Zugabe. Sie s<strong>in</strong>d grundlegende Voraussetzungen fürdie Gestaltung des Bezugs.“ (Meyer 1997, S.37)© 04.07.2007 | <strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbH | Dorfstrasse 111 | CH-8424 Embrach | +41 (0) 44 865 05 20 3/6


Wertschätzung, emotionale Wärme und Empathie s<strong>in</strong>d das Fundament e<strong>in</strong>erzeitgemässen <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>Es gehört heute zum Grundwissen <strong>der</strong> Erziehungswissenschaft, dass <strong>der</strong> Aufbau positiveremotionaler Beziehungen zwischen Lehrkraft und K<strong>in</strong>d das A und O je<strong>der</strong> Erziehung undBildung ist. Erasmus von Rotterdam schrieb bereits vorausahnend: „Der erste Schritt zumLernen ist die Liebe zum Lehrer.“ O<strong>der</strong> für Pestalozzi war die „sehende Liebe“ dasGrundpr<strong>in</strong>zip se<strong>in</strong>er Pädagogik. Der Individualpsychologe Erw<strong>in</strong> Wexberg setzte den Begriffdes „freundschaftlichen Wohlwollens“ an die Stelle des „viel missbrauchten“ Begriffs „Liebe“:„Die Haltung des freundschaftlichen Wohlwollens muss wirklich unerschütterlich se<strong>in</strong>. Es darfke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Situation im Leben des K<strong>in</strong>des geben, <strong>in</strong> <strong>der</strong> es das Gefühl hat, diesesWohlwollen verloren zu haben. Wer sich leicht ärgert, ist ke<strong>in</strong> guter Erzieher.“ (Wexberg1974, S.283)Mit diesem letzten Satz von Wexberg wären wir wie<strong>der</strong> bei den Schwierigkeiten desUmgangs mit sich selbst. Die <strong>Individualpsychologie</strong> spricht <strong>in</strong> diesem Zusammenhang von<strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> „Selbsterziehung“ (Blumenthal 1985, S.103), welche dem Menschenermöglicht, se<strong>in</strong> Leben bewusster, reflektierter zu gestalten, ohne sich vom Ärger auffressenzu lassen. Theo Schoenaker (1999) zeigt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em lesenswerten Buch „Mut tut gut“ Wegezur Selbstermutigung auf. Nur wer sich selber akzeptieren und <strong>in</strong>nerlich bejahen kann,umgeht die Gefahren destruktiver Selbstgespräche und kann sich so <strong>der</strong> Gestaltung se<strong>in</strong>esLebens optimal mit all se<strong>in</strong>en Kräften zuwenden: „Lass’ ke<strong>in</strong>en Tag vergehen, ohne Dichselbst zu ermutigen“, empfiehlt Schoenaker (1999, S.229) darum. Auf unser Thema <strong>der</strong><strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> bezogen liesse sich sagen, dass diejenige Lehrperson ihre Klasse besser führenkann, die mit positiven Augen, mit ermutigen<strong>der</strong> Grundhaltung auftreten kann. Wer sichleicht ärgert, wer h<strong>in</strong>ter je<strong>der</strong> Unaufmerksamkeit <strong>der</strong> Lernenden e<strong>in</strong>e böse Absicht vermutet,hat es schwerer im Leben, zum Beispiel beim Führen se<strong>in</strong>er Klasse, denn, wie schon WilhelmBusch bemerkte: „Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst imSauerkraut.“Situativ angepasste Lenkung und Führung s<strong>in</strong>d nötig: „Es ist gut, dass sie e<strong>in</strong>bisschen streng s<strong>in</strong>d.“So verabschiedete sich die Schüler<strong>in</strong> Mélanie von ihrer Praktikant<strong>in</strong>.Zwischen wertschätzen<strong>der</strong> und lenken<strong>der</strong> Erziehung muss ke<strong>in</strong> Gegensatz bestehen. ImGegenteil, Lenkung kann, wenn die emotionalen Beziehungen zwischen Erwachsenen undK<strong>in</strong><strong>der</strong>n stimmen, als Interesse und Engagement geschätzt werden. Jugendliche wünschenke<strong>in</strong>e Laisser-faire-Erziehung.Unmissverständliche H<strong>in</strong>weise zur Schädlichkeit fehlen<strong>der</strong> Lenkung und zu damitverbundener fehlen<strong>der</strong> Orientierung stammen aus <strong>der</strong> Gewaltforschung. Der norwegischeGewaltforscher Dan Olweus schreibt zu den Entstehungsbed<strong>in</strong>gungen von Gewalt: „E<strong>in</strong>wichtiger Faktor ist das Ausmass <strong>der</strong> dem K<strong>in</strong>d bei aggressivem Verhalten von <strong>der</strong> erstenBezugsperson entgegengebrachten Toleranz und Liberalität. Wenn die Bezugspersonallgeme<strong>in</strong> freizügig und ‚tolerant‘ ist, ohne dem aggressiven Verhalten gegenüberGleichaltrigen, Geschwistern und Erwachsenen Grenzen zu setzen, wird das aggressiveVerhalten des K<strong>in</strong>des wahrsche<strong>in</strong>lich zunehmen. (Olweus 1995, S.48f.)K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche brauchen Lenkung und Erklärungen ebenso wie Wertschätzung undAchtung, wenn sie sich prosozial entwickeln sollen. Wichtig ist die Komb<strong>in</strong>ation dieser beidenDimensionen, worauf Schmidtchen mit se<strong>in</strong>em „reifen Erziehungsstil“ h<strong>in</strong>weist: „Die Eltern© 04.07.2007 | <strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbH | Dorfstrasse 111 | CH-8424 Embrach | +41 (0) 44 865 05 20 4/6


s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n emotionalen Rückhalt zu geben und stellen gleichzeitigdeutliche For<strong>der</strong>ungen“ (Schmidtchen 1989, S.68). Der „reife Erziehungsstil“ ist gemässden Untersuchungen von Schmidtchen am besten dazu geeignet, Jugendliche vorSelbstschädigungen zu schützen. Gefährlich ist <strong>der</strong> „paradoxe Erziehungsstil: es werdenFor<strong>der</strong>ungen ohne emotionalen Rückhalt gestellt“ (Schmidtchen 1989, S.68). Hier zeigt sichwie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>mal - ganz <strong>in</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit Adler sowie Tausch und Tausch - die zentraleBedeutung <strong>der</strong> emotionalen Wertschätzung. For<strong>der</strong>ungen an die Jugendlichen können dieTendenzen zur Selbstschädigung för<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> hemmen, entscheidend s<strong>in</strong>d die emotionalenBegleitumstände, die emotionale Tönung. Von jungen Menschen etwas zu for<strong>der</strong>n und diesezu lenken genügt alle<strong>in</strong> nicht, erst wenn sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche verstanden fühlen,vermögen sie die For<strong>der</strong>ungen und Erwartungen <strong>der</strong> Erwachsenen als verständlich undnachvollziehbar zu empf<strong>in</strong>den. „Streng, aber gerecht muss er se<strong>in</strong>.“ So antworten vieleK<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche auf die Frage nach dem guten Lehrer. Im „streng“ stecken Lenkung,Erwartung und For<strong>der</strong>ung, im „gerecht“ stecken emotionale Wertschätzung, Achtung undRespekt, wie sie auch von <strong>der</strong> <strong>Individualpsychologie</strong> mit ihrer Betonung <strong>der</strong> Gleichwertigkeitaller Menschen gefor<strong>der</strong>t werden.Literatur:Adler, Alfred Menschenkenntnis. Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, Fischer 1927/1972Apel, Hans Jürgen Herausfor<strong>der</strong>ung Schulklasse. Klassen führen -Schüler aktivieren. Bad Heilbrunn, Kl<strong>in</strong>khardt 2002Bastian, JohannesBlumenthal, ErikBrumlik, Micha (Hrsg.)Vor <strong>der</strong> Klasse stehen: Lehrerautorität undSchülerbeteiligung. In: Bastian, Johannes (Hrsg.):Vor <strong>der</strong> Klasse stehen. Hamburg, Bergmann undHelbig Verlag 1987, S.7-11Wege zur <strong>in</strong>neren Freiheit – Praxis und Theorie <strong>der</strong>Selbsterziehung. Luzern/ Stuttgart, Rex-Verlag 1985Vom Missbrauch <strong>der</strong> <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>. Antworten <strong>der</strong> Wissenschaft aufBernhard Bueb. We<strong>in</strong>heim, Beltz-Verlag 2007Bueb, Bernhard Lob <strong>der</strong> <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>. E<strong>in</strong>e Streitschrift. Berl<strong>in</strong>, List 2006LCH - Dachverband <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong>schwierigkeiten gehen uns alle an ! Zürich,Schweizer Lehrer<strong>in</strong>- Verlag LCH 1998nen und LehrerMeyer, HilbertSchulpädagogik. Band 1: Für Anfänger. Berl<strong>in</strong>,Cornelson Scriptor Verlag 1997Milgram, Stanley Das Milgram-Experiment. Re<strong>in</strong>bek, Rowohlt 1974/1988Olweus, Dan Gewalt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Bern, Huber 1995© 04.07.2007 | <strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbH | Dorfstrasse 111 | CH-8424 Embrach | +41 (0) 44 865 05 20 5/6


Rüedi, JürgSchmidtchen, G.<strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schule</strong>. Plädoyer für e<strong>in</strong> ant<strong>in</strong>omisches Verständnisvon <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> und Klassenführung. Bern, Haupt 2002Schritte <strong>in</strong>s Nichts. Selbstschädigungstendenzenunter Jugendlichen. Opladen, Leske+Budrich 1989Schoenaker, Theo Mut tut gut. S<strong>in</strong>ntal, RDI-Verlag 1999Wexberg, Erw<strong>in</strong> <strong>Individualpsychologie</strong>. Stuttgart, Hirzel-Verlag 1974AutorProf. Dr. phil. Jürg Rüedi: Lehrerausbildung, <strong>in</strong>sgesamt 8 Jahre Schulpraxis, Studium <strong>der</strong>Psychologie, Psychopathologie und Pädagogik an <strong>der</strong> Universität Zürich, Promotion 1987,Individualpsychologische Psychotherapieausbildung und Lehranalytiker <strong>der</strong> SchweizerischenGesellschaft für <strong>Individualpsychologie</strong> SGIPA/ www.alfredadler.ch. Seit 20 Jahren als Dozentfür Erziehungswissenschaften <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lehrer<strong>in</strong>nen- und Lehrerbildung tätig (Hochschule fürPädagogik <strong>der</strong> Fachhochschule Nordwestschweiz).Grundzüge dieses Beitrages s<strong>in</strong>d ausführlicher dargestellt <strong>in</strong>: Rüedi, J.: <strong>Diszipl<strong>in</strong></strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><strong>Schule</strong>, Bern 2007, siehe auch www.diszipl<strong>in</strong>.ch.Individualpsychologische Berater<strong>in</strong> AFIIndividualpsychologischer Berater AFIE<strong>in</strong> Beruf mit ZukunftDreijährige, berufsbegleitende Ausbildung. Beg<strong>in</strong>n: Januar 2008Weitere Informationen erhalten Sie unter:<strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbHDorfstrasse 111CH-8424 Embrach+41 (0) 44 865 05 20www.akademie-<strong>in</strong>dividualpsychologie.ch© 04.07.2007 | <strong>Akademie</strong> für <strong>Individualpsychologie</strong> GmbH | Dorfstrasse 111 | CH-8424 Embrach | +41 (0) 44 865 05 20 6/6

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