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Architekturvisionen: - Wohnbau - TU Wien

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Der Erfolg von Archigram ist möglicherweise auch auf die unterschiedlichen Charaktere der Gruppe zurückzuführen, die sich gut ergänzen. Jeder einzelne von Ihnen konnte die utopischen Entwürfe und Visionen aus dem Feld seiner eigenen Interessen heraus entwickeln und fand somit einen eigenen Zugang. Durch Aufsätze und Verse konnte David Greene -­‐ er war der Poet in der Gruppe -­‐ seine Gedanken und Visionen der Architektur festhalten. Peter Cook hingegen bevorzugte dreidimensionale Architekturzeichnungen und Comics als Stilmittel. Ron Herron, der ruhige Beobachter und Optimist, arbeitet vorwiegend mittels großformatigen bunten Zeichnungen und Collagen. Warren Chalk, absoluter Zweifler und Pessimist, Michael Webb, der vor allem mit futuristischen Modellen arbeitete, sowie Dennis Crompton, der technisch-­‐wissenschaftliche Zeichnungen und Texte erstellte. Unterwasserstadt Auszug aus Living Arts, 1963 2 Grundlagenforschung A Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, Christian Kummer


Plug-­‐in City Das Projekt Plug-­‐in City entstand in den Jahren 1962 bis 1964. Bereits in den Ausgaben Archigram 2 und 3 wurden Themen über Bauten die wachsen und schrumpfen können behandelt. Die Wohncontainer aus Metall lieferten einen Prototypen für bewegliche und austauschbare Wohnelemente die in eine "Megastruktur" hineingesetzt werden konnten. Bei dem Projekt Plug-­‐in City wurde der Versuch gestartet, was passiert, wenn eine ganze Stadt für einen dauernden Austausch aller Elemente programmiert wird. Plug-­‐in City Isometrie Die Plug-­‐in City besteht aus einem großmaßstäblichen regelmäßigen Tragwerk. Das Tragwerk enthält alle technischen Dienste und alle Erschließungswege zu jedem Ort. In dieses Tragwerk werden Wohneinheiten mit allen Funktionen eingehängt. Die Wohneinheiten sind so konzipiert, dass sie entfernt werden können, wenn sie veraltet sind. Die Wohneinheiten können durch Kräne bewegt werden, die von Schienen oberhalb des Tragwerks manövriert werden. Im inneren der Wohnkapsel sind diverse maschinelle und elektronische Einrichtungen, die die alltägliche Arbeit ersetzen. Schnitt durch die Struktur von Plug-­‐in City 3 Grundlagenforschung A Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, Christian Kummer


Die Kapsel Die Entwicklung des Projekts Kapsel begann um 1964. Inspiriert von der Raumfahrtkapsel, sollte ein vollkommen neues Wohngehäuse entwickelt werden. Die einzelnen Wohnzellen sollten stapelbar in einem runden Turmhaus untergebracht werden können. Die Einzelteile wären maßgeschneidert, dem jeweiligen Stand der Technik entsprechend und an veränderbare Wünsche der Bewohner immer wieder aufrüstbar. Das Projekt die Kapsel und Plug-­‐in City entstanden zur gleichen Zeit als eigenständige Projekte. Im fortlaufenden Entwicklungsprozess der Projekte wurde deutlich dass die Kapsel das ideale Element zum Auffüllen der Megastruktur der Plug-­‐in City darstellte. Die Kapseln konnten unbeschränkt ausgetauscht werden, obwohl sie aneinander gepflockt waren. Der Turm wäre so organisiert, dass die kleineren Elemente durch Kräne von innen bewegt werden könnten, die größeren durch Kräne von außen. Dadurch ist es möglich alle Bestandteile des Turms herauszulösen und auszuwechseln. Wohnkapsel und Turm Wohnkapsel Anordnung Ein realisiertes Vergleichsbeispiel ist der 1972 errichtete Capsule Tower von Kisho Kurokawa. Der Tower besteht aus zwei Kernen aus Stahlbeton, in welchen die Versorgungsleitungen und Erschließungswege untergebracht sind. An diesem Kern sind 140 Zimmereinheiten befestigt. Die Konstruktion und Art der Befestigung sollte ein Auswechseln der Einheiten ermöglichen, was jedoch in Praxis bis jetzt noch nicht durchgeführt wurde. 4 Grundlagenforschung A Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, Christian Kummer


Walking City Wie der Name bereits verrät, war der Grundgedanke der Walking City eine Stadt zu entwerfen die mobil sein sollte. Diese bewegliche Städte wurden für Leute konzipiert die beispielsweise durch Naturkatastrophen ihr Haus verloren oder um Arbeiter in der Nähe von saisonell bedingten Arbeitsstellen unterzubringen. Walking Cities waren mit Kontaktorganen und mit Gliedmaßen ausgerüstet um Städte miteinander verbinden zu können. Das futuristische Projekt Walking City ermöglichte eine Dislokation einer ganzen Stadt und sprengt somit endgültig die Grenzen des statischen Gebäudetypus. Ein Zwitter der manchmal Maschine, manchmal Architektur sein konnte, war fähig zu wachsen und sich fortzubewegen. Walking City überquert den Ozean In Cape Kennedy wurden bewegliche Konstruktionen von Ingenieuren tatsächlich entworfen. Die Konstruktionen sind teilweise vierzig Geschosse hoch und können sich durch die Landschaft bewegen. Mit Walking City kam Archigram vom allgemein gefälligen Vokabular ab. Mit ihrer Entfernung von der Realität befreiten sie sich zunehmend von allen architektonischen Fesseln. Es wurde immer weniger wichtig die Entwürfe einer Moral zu unterwerfen und dadurch konnten sie eigene Gesetzmäßigkeiten entwickeln z.B. Sea Farming, von Peter Cook, 1968 oder Under the Sea City, von Chalk Waren, 1964. Walking City kommt in New York vorbei 5 Grundlagenforschung A Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, Christian Kummer


Architektonische Visionen in ÖsterreichPeter Cook, Gründungsmitglied von Archigram und Erfinder der Plug-­‐in City, war schon seit den späten 50er Jahren mit der <strong>Wien</strong>er Szene in Verbindung. Seine Kenntnis der österreichischen Architektur-­‐Avantgarden beweist er im Vorwort zu Günther Feuersteins Buch Visionäre Architektur -­‐ <strong>Wien</strong> 1958/1988.Kompakte Stadt, Hans Hollein, 1964Cook beschreibt <strong>Wien</strong> als Zentrum einer "Welt der Ideen, des Raffinements, der Erfindungsgabe wie auch Wahnvorstellungen" und behauptet, dass nur eine solche Welt große Architekten hervorbringen könne. Er kriRsiert jedoch den Mangel an neuen, innovaRven Projekten, die einen internaRonalen architektonischen Diskurs anregen würden und die Stadt aus seinem “Schlaf” erwecken sollten.Da Anfang der 60er Jahre in <strong>Wien</strong> so wenige neue [architektonisch bedeutende] Bauten errichtet wurden ("Wenn das Gebäude von Hans Hollein am Stephansplatz ferRg sein wird, wird es das einzige, wirklich originelle, kra^volle und sozusagen gebäudegroße Bauwerk <strong>Wien</strong>s der letzten zwanzig Jahre sein, das historische GülRgkeit besitzt"), konnte die Diskussion also "von der Realität abstrahieren". Dies würde erklären, warum sich in dieser Zeit zahlreiche österreichische Architekten und Architekturgruppen (Hans Hollein, Walter Pichler, Günther Domenig, Coop Himmelblau, Haus-­‐Rucker-­‐Co, Zünd up...) mit utopischen oder idealen Projekten beschä^igten.Die meisten dieser Arbeiten haben wenig mit dem zu tun, was konvenRonell unter Architektur verstanden wird, da es sich eher um utopische Studien oder Kunstprojekte handelte. Dennoch sind sie von großer Bedeutung zum architektonischen Diskurs, einerseits weil sie den “Zeitgeist” eines unruhigen Jahrzehnts widerspiegeln, andererseits weil sie versuchen -­‐ wenn auch nur auf theoreRsche Weise -­‐ sich mit den neuesten Fortschri`en der Technik auseinanderzusetzen und diese als neuen Bestandteil in die Architektur zu integrieren.Die moderne Gesellscha^ verlangt aufgrund einer erhöhten Mobilität, dass auch die Gebäude flexibler, “mobiler” werden: in diesem Zusammenhang entstehen Projekte, die z.B. Lu^ zu einem Baumaterial oder Transportmi`el zu Städten machen.Kompakte Stadt, Walter Pichler, 1964Die folgenden ausgewählten Entwürfe stammen von den von Peter Cook als “Spitze der <strong>Wien</strong>er Architekturtalente” bezeichneten Hans Hollein und Wolf Prix & Helmut Swiczinsky (Coop Himmelblau).6 Grundlagenforschung Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, ChrisRan Kummer


Villa Rosa -­‐ Coop Himmelb(l)auDie <strong>Wien</strong>er Gruppe Coop Himmelb(l)au wurde im Jahr 1968 an der Technischen Universität gegründet. Die Villa Rosa ist ihre erste InstallaRon in größerem Maßstab, eine KonstrukRon aus Stahl, Aluminium und Kunststoff. Es ist außerdem die erste einer Serie von Arbeiten, die eine “pneumaRsche” Vision darstellen, in der Raum durch Lu^ geschaffen wird und ein uralter Traum vieler Architekten fast verwirklicht wird: die Wände verschwinden, Innen und Außen können opRsch nicht mehr klar definiert werden. Es besteht jedoch eine deutliche Trennung von Innen-­‐ und Außenraum, die durch die Miteinbeziehung der anderen Sinne erfolgen soll: die Räume haben eine “Erlebnisqualität”, und werden durch FarbprojekRonen, Ton und Gerüchen ergänzt. Das Ergebnis ist eine Art Gesamtkunstwerk, das alle Sinne gleichzeiRg beansprucht.Der Prototyp ist in drei Räumen eingeteilt: ein “pulsierender Raum” mit drehbarem Be`, ProjekRonen und Tonprogrammen, in den mit der Zulu^ dem wechselnden audiovisuellen Programm entsprechende Gerüche eingeblasen werden; ein “pneumaRsch dimensionierbarer Raum”, dessen Volumen je nach Druck verändert werden kann; schließlich ein mobiler “Raum im Koffer”.Villa Rosa, Prototyp -­‐ Coop Himmelb(l)au, 1968 Villa Rosa, Modell -­‐ Coop Himmelb(l)au, 19687 Grundlagenforschung Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, ChrisRan Kummer


Flugzeugträgerstadt, Urban Renewal in New York -­‐ Hans HolleinHolleins Karriere fing in den 60er Jahren in <strong>Wien</strong> an, nach seinem ersten Aufenthalt in den USA, als er Walter Pichler traf und eine kurzlebige Partnerscha^ gründete. In der gemeinsamen Ausstellung “Architektur” (1963) präsenRerte Hollein seine ersten utopischen Stadtprojekte und sein Manifest Absolute Architektur, das Theorien gegen die TradiRon und den FunkRonalismus enthielt, teilweise überaus radikal formuliert: durch provokatorische Aussagen wie “Architektur ist zwecklos” oder “Form folgt nicht FunkRon. [...] Sie ist vom Einzelnen besRmmte, gebaute Form” brachte er eine neue, brennende Diskussion in Gange.Flugzeugträgerstadt in der LandschaG, Hans Hollein, 1964Aus seinem Interesse für den technischen Fortschri` entstand eine Reihe von Collagen (“TransformaRonen”) in denen technische Objekte in einen unüblichen Kontext platziert und in riesige Siedlungsstrukturen umfunkRoniert wurden. So ist z.B. die Flugzeugträgerstadt in der LandschaG ein markantes Beispiel für Holleins ExperimenRerfreude mit der Lage, dem Monumentalen und der VariaRonen des Maßstabes. Ein weiteres Beispiel wäre das Urban Renewal in New York Project, wo ein Teil Lower Manha`ans in einen insektenähnlichen, mechanischen Apparat verwandelt wird— eine ironische Erweiterung Le Corbusiers Idee des Hauses als “Wohnmaschine”.Urban Renewal in New York Project, Hans Hollein, 19648 Grundlagenforschung Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, ChrisRan Kummer


BibliografieFEUERSTEIN Günther, Visionäre Architektur, <strong>Wien</strong> 1958/1988, <strong>Wien</strong> (Eigenverlag) 1991COOK Peter, Archigram, Basel (Birkhäuser) 1991hEp://dprbcn.wordpress.com/2009/11/19/hans-­‐hollein-­‐transformaTons/hEp://www.moma.org/collecTon/arTst.php?arTst_id=2705hEp://www.coop-­‐himmelblau.at/site/hEp://www.aiany.org/eOCULUS/newsleEer/?p=19299 Grundlagenforschung Entwerfen SS2010 Thema: <strong>Architekturvisionen</strong> Alan J. A. Mair, ChrisTan Kummer

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