Berlin 2009 - Wingender Hovenier Architecten
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Abspannwerk Buchhändlerhof, <strong>Berlin</strong>, 1927-1928<br />
Hans Heinrich Müller<br />
Auf dem Grundstücksareal des zweitältesten<br />
Kraftwerks <strong>Berlin</strong>s baute Müller<br />
von 1927 bis zum Frühjahr 1928 noch<br />
ein weiteres Grossabspannwerk. Die<br />
Erschliessung des verwinkelten, im<br />
historischen Zentrum von <strong>Berlin</strong><br />
befindlichen Grundstücks erfolgte über<br />
die Mauerstrasse. Wegen der Verlagerung<br />
der Stromherstellung in die Randbezirke<br />
war die Stilllegung möglich geworden<br />
und nur der nördliche, bereits<br />
1886 in Betrieb genommene Teil hat<br />
sich durch den 1924 durchgeführten<br />
Umbau zum Umformwerk und die kurz<br />
danach erfolgte Aufstockung bis heute<br />
erhalten. Die schwierige und beengte<br />
Hofsituation zwang beim Neubau des<br />
Abspannwerkes zu einer enormen<br />
Höhenentwicklung. Die Trafos mussten<br />
innerhalb des rückwärtigen Gebäudeteils<br />
aufgestellt werden und erforderten<br />
durch ihre Höhe und Wartungsnotwendigkeit<br />
eine mehrgeschossige<br />
Maschinenhalle. Erst darüber liessen<br />
sich die notwendigen Schaltanlagen<br />
gestapelt anordnen, deren Ölschalter<br />
zu drei rechtwinklig zu den Fluren<br />
befindlichen Höfen hin lagen. Die<br />
innere Organisation entspricht dem<br />
Werk Scharnhorst, jedoch zwangen<br />
die seitlichen Höfe zu einem festungsartigen<br />
Verschluss durch Brandwände,<br />
welche die Unterbringung weiterer<br />
Funktionen verhinderten. Das hohe<br />
Volumen des Körpers ist in ein Geflecht<br />
von angrenzenden Nachbargebäuden,<br />
Höfen und Brandwänden eingebettet<br />
und im Stadtraum nicht optisch<br />
wirksam. Entsprechend sparsam sind<br />
die Fassaden gestaltet: Nur aufgesetzte<br />
Trafolüfter überziehen die Rückfront,<br />
die in einem angedeuteten leichten<br />
Stufengiebel endet. Die Hauptfront ist<br />
vollkommen flächig gehalten und nur<br />
dreieckig herausgedrehte Aufzugsschächte<br />
falten den Körper. Die funktionale<br />
Teilung einer Schaltanlage in<br />
Sammelschiene, Ölschalter und<br />
Kabelboden ist durch den Rhythmus<br />
der Fenster angedeutet. Eine schmale,<br />
mehrgeschossige Brücke über einer<br />
Durchfahrt verbindet das Werk mit dem<br />
nördlichen Teil und dominierendes<br />
Element der Anlage ist das in diese<br />
Gebäudeecke wie ein Wespennest<br />
eingefügte viertelkreisförmige<br />
Wartengebäude. Lagenweise kragt die<br />
Stahlkonstruktion aus und endet in<br />
einem verglasten Steildach mit<br />
befensterter Laterne. Auch die Fenster<br />
der Etagen sind zwischen den Stahlträgern<br />
zu horizontalen Bändern<br />
zusammengefasst und unterstützen das<br />
Motiv der Schichtung. Besonders die<br />
sichtbare Konstruktion des Stahlbaus<br />
ist für Müller ungewöhnlich und auch<br />
die Behandlung der Eckverbindungen<br />
mit aufgesetzten Kopfblechen mit einer<br />
Vermauerung des Backsteins in<br />
dekorativen Flächenmustern<br />
thematisiert eher Merkmale eines Fachwerkbaus.