Berlin 2009 - Wingender Hovenier Architecten
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Abspannwerk Scharnhorst, <strong>Berlin</strong>, 1928<br />
Hans Heinrich Müller<br />
Persische Grabtürme und deren Wandgliederungen,<br />
aber auch die Kolossalordnungen<br />
des Alten Museums von Karl<br />
Friedrich Schinkel oder der Deutschen<br />
Botschaft in St. Petersburg von Peter<br />
Behrens haben die Gestaltung des<br />
ebenfalls im Jahr 1928 errichteten<br />
Abspannwerks Scharnhorst beeinflusst.<br />
Das wegen Gründungsproblemen, aber<br />
ohne technische Notwendigkeit bei der<br />
Erstellung bereits in beiden Baustufen<br />
errichtete Gebäude zeigt in seiner<br />
dem Nordhafen zugewandten Grossfigur<br />
zeichenhaft einen gleichmässigen<br />
Rhythmus gefalteter Pfeiler, die an den<br />
Seiten in geschlossene Wandscheiben<br />
auslaufen. Die in den Interkolumnen<br />
zurückgesetzt untergebrachten Fenster<br />
sind kaum wahrnehmbar und die durch<br />
den Schattenwurf der Vorsprünge<br />
erzeugte vertikale Rillung dient einer<br />
tempelähnlichen Gliederung und<br />
skulpturalen Überhöhung der<br />
gewaltigen Baumasse. Das Grundrissschema<br />
des Werks entspricht dem<br />
seiner Vorgängerbauten, jedoch sind<br />
die Schaltanlagen um 90 Grad zu den<br />
hinter den Fassaden verlaufenden<br />
Fluren gedreht. Zwei schmale Höfe<br />
dienten der Belüftung und Entrauchung<br />
der Ölschalter: Diese Anordnung<br />
verbesserte für das Personal die<br />
schnelle Erreichbarkeit der Maschinen.<br />
Gleichzeitig erhöht sich die Effizienz<br />
des Grundrisses und die 6-kV-Anlagen<br />
liegen parallel zu den Schaltzellen.<br />
Die Lage der wieder mittig im Gebäudeinneren<br />
platzierten Warte ist an den<br />
Fassaden nicht auffindbar und auch<br />
die darunter eingefügte und mehrere<br />
Ebenen hohe elektrische Versuchshalle<br />
bleibt ohne Einfluss auf die Gestaltung.<br />
An den kurzen Gebäudeseiten waren<br />
Abrechnungsbüros und Personalräume<br />
angegliedert, deren Belichtung Reihen<br />
gleichförmiger Fenster übernehmen.<br />
Lediglich ein grösserer Abstand<br />
zueinander verdeutlicht die Position der<br />
Treppenhäuser an den Gebäudeecken.<br />
Additiv vor die kubische Grundform<br />
gesetzte Trafokammern mit Kaminkühlern<br />
beleben wie eine Reihung<br />
kleiner Häuser mit Dächern und<br />
Fenstern die Rückfront. Wieder umzieht<br />
eine weit ausladende Hohlkehle das<br />
gesamte Gebäude, dessen kleine<br />
Quadratfenster im Dachgeschoss das<br />
Gesimsband wie Triglyphen<br />
strukturieren. Auf dem Dach diente eine<br />
turmartig aufgesetzte Lichtwarte zur<br />
manuellen Steuerung der Strassenbeleuchtung<br />
<strong>Berlin</strong>s.