Berlin 2009 - Wingender Hovenier Architecten
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Kirche am Hohenzollerndamm, <strong>Berlin</strong>, 1932<br />
Fritz Höger<br />
Die evangelische Gemeinde <strong>Berlin</strong>-<br />
Wilmersdorf, deren Mitglieder zumeist<br />
hohe Beamte, Juristen und reiche<br />
Geschäftsleute sind, schreibt 1927<br />
einen Wettbewerb für den Bau einer<br />
Kirche am Hohenzollernplatz, Ecke<br />
Nikolsburger und Nassauische Strasse,<br />
aus. Ausser der Kirche sollen noch ein<br />
Gemeindezentrum und ein Pfarrhaus<br />
entstehen. Da das Grundstück sich am<br />
Rand eines Bereichs befindet, der nicht<br />
fest umrissen ist und an dem mehrere<br />
Strassen einmünden, ist eine<br />
behutsame Anpassung an die städtebauliche<br />
Situation erforderlich. Die Jury<br />
beschliesst kurzerhand, den Auftrag an<br />
Höger zu vergeben, nicht ohne damit<br />
eine Welle des Protests auszulösen.<br />
Am 30. September 1930 wird der<br />
Grundstein gelegt und am 19. März<br />
1933, 50 Tage nach Hitlers Machtübernahme,<br />
wird die Kirche eingeweiht.<br />
Höger legt die Kirche parallel zur<br />
Längsachse des Hohenzollernplatzes an<br />
und plaziert den Turm am Schnittpunkt<br />
der Achsen zweier Strassen. Die Pfarrei<br />
ist etwas zurückversetzt, so dass sie mit<br />
dem seitlichen Teil der Kirche eine Art<br />
Kirchplatz als Treffpunkt der Gläubigen<br />
bildet. Der aus der Gebäudeflucht<br />
heraustretende 60 m hohe Turm ist der<br />
dominierende Bezugspunkt des Platzes.<br />
Die Pfarrerswohnung mit ihren<br />
gebogenen Balkonen ist der Flucht<br />
der angrenzenden Fassaden an der<br />
Nassauischen Straße angeglichen. Das<br />
strenge und kompakte Äussere der<br />
Kirche steht im Kontrast zum Innenraum.<br />
Die dreizehn Spitzbogen aus<br />
Stahlbeton bestätigen den Eindruck,<br />
dass der Architekt hier versucht hat,<br />
sich den Formen alter Sakralbauten<br />
anzunähern. Seine Ausdruckskraft<br />
verdankt der Kirchenraum vor allem<br />
diesem Rhythmus von gestaffelten<br />
Segmenten, die auch als Stützen für<br />
das Dach dienen. Die Außenmauern mit<br />
Klinkerausfachung haben keinerlei<br />
tragende Funktion. Die Fenster<br />
beginnen in 7 m Höhe über dem<br />
Boden. Das schwach geneigte<br />
Walmdach hat eine Kupferdeckung.<br />
Der gesamte Innenraum ist 33 m lang,<br />
das Hauptschiff 14,82 m und die<br />
Seitenschiffe 2,32 m breit.<br />
1943 wird das Gebäude während eines<br />
Bombenangriffs beschädigt, das Dach<br />
stürzt ein, der Innenraum brennt aus<br />
und viele wichtige Elemente wie<br />
Fresken und Wandgemälde fallen den<br />
Flammen zum Opfer. Dann wird es vom<br />
Marineoberkommando beschlagnahmt<br />
und als Militärhospital genutzt. 1951<br />
wird begonnen, die Kirche wiederaufzubauen,<br />
so dass sie 1955 wieder<br />
eingeweiht werden kann.