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vgwort-fbw-bibliographie-1977-2013-20140206.pdf, Seiten 1-470

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XHelmut KoopmannMöglichkeit fördern. Er hat nie zu fragen, ob etwas opportun sei – undmuß sich doch immer wieder entscheiden, ob mit diesem oder jenemWerk der weiteren wissenschaftlichen Diskussion gedient sei. Er mußhier also bremsen, dort beschleunigen im Großstadtgewühl der Wissenschaften– und er kann es nur einigermaßen verantwortlich, weil da dieGutachter sind, die die Ampeln der Disziplinen bedienen. Doch so hilfreichsie sind – sie bringen den Ausschuß regelmäßig, also viermal imJahr, zur vielfachen Verzweiflung. Die Rhetorik der Lobreden ist ausgefeilterals die eines englischen Unterhausabgeordneten, der höher hinauswill – und zugleich oft nichtssagender. Man nimmt noch hin, daß jemandüber »gelegentliche syntaktische Verhärtungen« schreibt, ohne daß manrecht begreift, was denn wohl damit gemeint sein könnte, und man freutsich, wenn jemand »ungetrübtes intellektuelles Vergnügen« an einer Darstellunggefunden hat. Doch ist die Rede von einem »wirklich wichtigenForschungsbeitrag«, denkt man schon an Worthülsen. Nicht anders ergehtes dem Leser, wenn er von »singulären Entdeckungen« liest, von einer»herausragenden wissenschaftlichen Leistung«, von einer »wegweisendenStudie«, von einer »äußerst beeindruckenden Leistung« oder voneiner »wissenschaftlichen Leistung auf höchstem Niveau«. Wie arm istdoch unsere Sprache, wenn es um fundierte Begründungen geht! DieRegel ist, daß man etwas befürwortet: »mit Nachdruck«, »mit großemNachdruck«, »mit höchstem Nachdruck«. Jedes einfache Lob ist angesichtssolcher Wortkaskaden fast eine Beleidigung – die Inflation hatauch in wissenschaftlichen Begutachtungen um sich gegriffen. Um ganzsicher zu gehen, erklärte ein Professor, daß die zu beurteilende Arbeiteine »Habilitationsleistung obersten Ranges« darstelle – so, als müsse ereine eidesstattliche Versicherung abgeben. Dabei hätte er sich durchausnoch steigern können: vom »allerobersten Rang« zum »allerhöchstenRang«. Fast treuherzig wirkt es, wenn ein Betreuer sagt, daß man das,was man immer schon im allgemeinen gewußt habe, jetzt auch im einzelnenwisse. Anderes ist ärgerlicher. Wer kennt sie nicht, die Laudationes,die hier und da zu kritisieren haben, dann schweres Geschütz gegen eineArbeit auffahren und dieses auch abbrennen, seitenlang mäkeln anMethodik, Begrifflichkeit und wissenschaftlichem Ertrag, um mit derzur Formel gewordenen Bemerkung zu schließen: »Dennoch empfehleich einer Hohen Fakultät diese Arbeit nachdrücklich und bewerte siemit einem uneingeschränkten ›summa cum laude‹.« Ein Gutachter gingnoch weiter, bemängelte an einer Arbeit ein Sichverlieren im Materialreichtum,kritisierte, daß der rote Faden gelegentlich verlorengehe, daß

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