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Der Fahrspaß wurde durch Umschalten in den Notlauf ... - ZAWM

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<strong>Der</strong> Fahrspaß <strong>wurde</strong> <strong>durch</strong> <strong>Umschalten</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Notlauf</strong> ausgebremst.Beim rasanten beschleunigen <strong>wurde</strong> der Fahrspaß bei e<strong>in</strong>em neuen Ford Focus 2,0 TDCi mit Automatikgetriebemit 10.000 km abrupt unterbrochen. Jedes Mal wenn man das Fahrzeug aus dem Stand mit voll <strong>durch</strong>getretenemFahrpedal beschleunigte, gab es bei etwa 3500 1/m<strong>in</strong> meist beim Schalten <strong>in</strong> <strong>den</strong> dritten Gang e<strong>in</strong>e akustischeWarnmeldung, begleitet mit e<strong>in</strong>er Warnmeldung im Fahrer<strong>in</strong>formationsdisplay des Kombi<strong>in</strong>struments. DieWarnmeldung bestand aus e<strong>in</strong>em Warndreieck mit Ausrufezeichen und der Meldung "Motorstörung". In diesemAugenblick brach die Motorleistung e<strong>in</strong>, da das Motorsteuergerät <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Notlauf</strong> geschaltet hatte. Durch die<strong>Notlauf</strong>strategie des Motorsteuergerätes lässt sich das Fahrzeug nur noch mit reduzierter Motorleistungweiterfahren. Wird die Zündung aus- und e<strong>in</strong>geschaltet, verschw<strong>in</strong>det die Warnmeldung wieder und dasFahrzeug fährt wieder mit voller Leistung bis zu dem Punkt, wo man das Fahrzeug wie oben beschrieben vomStand aus voll beschleunigt.Um <strong>den</strong> Grund dieser Beanstandung herauszuf<strong>in</strong><strong>den</strong> <strong>wurde</strong> mit Hilfe des Ford-Diagnosegerätes „IDS“ dieFehlercodes aller Steuergeräte ausgelesen. Es ist von entschie<strong>den</strong>er Bedeutung, die Fehlercodes allerSteuergeräte auszulesen, da <strong>durch</strong> die heutige Vernetzung der e<strong>in</strong>zelnen Steuergeräte Störungen <strong>in</strong> anderenSystemen die Motorsteuerung bee<strong>in</strong>flussen können. Vor allem weil das Fahrzeug mit e<strong>in</strong>em Automatikgetriebe(es handelt sich um e<strong>in</strong> Doppelkupplungs-Schaltgetriebe) ausgestattet ist. Im Speicher des Motorsteuergeräteswar der Fehlercode P010F – Luftmassen- oder Luftmengenfluss-Sensor A/B: Korrelation abgelegt. LautBeschreibung kann dieser Fehlercode verursacht wer<strong>den</strong> <strong>durch</strong>:• Ansaugluft-System ist undicht.• MAF-Sensor: verunre<strong>in</strong>igt/verstopft.• Signal nach „VBATT“ (Batterie plus) oder „Vref“ (Referenzspannung) kurzgeschlossen.• Stecker beschädigt oder verunre<strong>in</strong>igt.• MAF-Sensor fehlerhaft.• Fehler EGR-System.Da im zweiten Fahrzyklus der Fehler reproduzierbar war, leuchtete die Abgaskontrollleuchte (MIL) auf undzusätzlich zum Fehlercode erhält man die Fehlerumgebungsdaten (Freeze Frame) (Bild 1). DieFehlerumgebungsdaten unterstützen <strong>den</strong> Kfz-Mechatroniker bei <strong>den</strong> Diagnosearbeiten. Handelt es sich doch ume<strong>in</strong>en Schnappschuss der Betriebsbed<strong>in</strong>gungen, die zum Zeitpunkt der Fehlererkennung vorlagen, wo<strong>durch</strong> erweit mehr Informationen aus dem Fehlerspeicher angezeigt bekommt als nur <strong>den</strong> Fehlercode.Bild 1 Durch die Fehlerumgebungsdaten besteht die Möglichkeit, das Fahrzeug unter <strong>den</strong> gleichenBed<strong>in</strong>gungen zu testen, bei dem der Fehler gesetzt <strong>wurde</strong>.


Nachdem e<strong>in</strong>e Sichtprüfung ke<strong>in</strong>en H<strong>in</strong>weis auf Undichtigkeiten des Ansaugsystems gab und dieSteckverb<strong>in</strong>dungen am Luftmassenmesser (MAF-Sensor) sowie am AGR-Ventil <strong>in</strong> Ordnung waren, entschlossenwir uns <strong>den</strong> MAF-Sensor zu erneuern und <strong>den</strong> Fehlercode zu löschen. E<strong>in</strong>e anschließende Probefahrt ergab,dass die Beanstandung immer noch vorhan<strong>den</strong> war. Zurück <strong>in</strong> der Werkstatt <strong>wurde</strong> das Diagnosegerät wiederangeschlossen, der gleiche Fehlercode war im Speicher abgelegt. Mit Hilfe des Messwertaufnehmers(Datalogger) <strong>wurde</strong>n verschie<strong>den</strong>e Signale ausgewählt, mit dem Ziel diese auszuwerten wenn dasMotorsteuergerät <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Notlauf</strong> schaltet. Mehrere Fahrten mit Messung unterschiedlicher Signale führten zu demSchluss, dass der Fehlercode ausgelöst <strong>wurde</strong> wenn der Wert der gemessenen Luftmasse von z.B. 136 g/s auf89 g/s abfiel (Bild 2 + 3).Bild 2 + 3 Im l<strong>in</strong>ken Bild zeigt die Cursor-Position e<strong>in</strong>e gemessene Luftmasse von 136 g/s an und derFehlerspeicher DTCCNT zeigt „0“ an. Im rechten Bild sieht man das urplötzlich der Wert der Luftmasse auf89 g/s abfällt obwohl das Fahrzeug weiter beschleunigt <strong>wurde</strong>. Zur gleichen Zeit ändert sich die AnzeigeDTCCNT auf „1“ was bedeutet, dass e<strong>in</strong> Fehler abgespeichert <strong>wurde</strong>.Da die Werte des Differenzdruck-Sensor, der <strong>den</strong> Diesel-Partikelfilter auf Verstopfung überwacht unrealistischeWerte von über 3 Bar anzeigte, obwohl das Fahrzeug leistungsmäßig <strong>in</strong> Ordnung war, <strong>wurde</strong> e<strong>in</strong> herkömmlicherDruckmanometer angeschlossen. E<strong>in</strong>e Probefahrt zeigte, dass der Staudruck vor dem Dieselpartikelfilter beimvollen beschleunigen bis auf etwa 350 mBar anstieg. Somit zeigte der Datalogger <strong>den</strong> Druck nicht <strong>in</strong> der richtigenE<strong>in</strong>heit an.Da der Wert trotzdem etwas zu hoch schien, <strong>wurde</strong> e<strong>in</strong>e statische Regeneration des Diesel-Partikelfilterse<strong>in</strong>geleitet. Da auch dies nichts half <strong>wurde</strong> der komplette Ansaugbereich ausgebaut und gründlich überprüft, vorallem <strong>wurde</strong>n die Schlauchverb<strong>in</strong>dungen zum und vom Ladeluftkühler gründlich geprüft um auszuschließen, dassdie <strong>in</strong>nere Gummischicht sich aufbläht und <strong>den</strong> Ansaugquerschnitt verkle<strong>in</strong>ert. Da nichts zu f<strong>in</strong><strong>den</strong> war, <strong>wurde</strong> dieSpannungsversorgung des MAF-Sensors unter Last geprüft. Anschließend <strong>wurde</strong> der gesamte Motorkabelstrangauf Scheuerstellen und aufgeweitete Kontakte am Luftmassenmesser geprüft. Da dies auch ke<strong>in</strong>e Ergebnissebrachte <strong>wurde</strong> das Motorsteuergerät komplett neu programmiert.Bei <strong>den</strong> diversen Reparaturversuche und Überprüfungen, konnten wir immer wieder bei e<strong>in</strong>er Probefahrt <strong>den</strong>Fehler reproduzieren und der Messwertaufnehmer zeigte immer wieder die gleichen Ergebnisse an. Jetzt <strong>wurde</strong>die gesamte Auspuffanlage am Auspuffkrümmer gelöst um sicher zu se<strong>in</strong>, dass ke<strong>in</strong> Staudruck <strong>in</strong> derAuspuffanlage für die Beanstandung verantwortlich ist. Obwohl es mir persönlich widerstrebt verschie<strong>den</strong>eBauteile auszutauschen um das Problem zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>, <strong>wurde</strong>n folgende Bauteile nache<strong>in</strong>ander ausgetauscht: AGR-Ventil, Motorsteuergerät, Motorkabelstrang, Ladeluftschläuche und Ladeluftkühler.Es <strong>wurde</strong> langsam pe<strong>in</strong>lich, trotz langjähriger Erfahrung <strong>in</strong> der Kfz-Diagnose war der Fehler nicht zu f<strong>in</strong><strong>den</strong>. Ichentschloss mich <strong>den</strong> Fehlercode noch mal genau anzuschauen. <strong>Der</strong> Fehlercode P010F besagt: Luftmassen- oderLuftmengenfluss-Sensor A/B: Korrelation. Ich machte mich daran herauszuf<strong>in</strong><strong>den</strong>, was wohl mit Korrelationzwischen Sensor A/B geme<strong>in</strong>t war. Um dies herauszuf<strong>in</strong><strong>den</strong> klemmte ich mit angeschlossenemMesswertaufnehmer <strong>den</strong> MAF-Sensor ab und beobachte die Auswirkungen auf die Signalmessung „MAF“ und„MAF_Cyl“, diese zeigten weiterh<strong>in</strong> Messwerte beim beschleunigen an, da der MAF-Sensor ke<strong>in</strong>e Messung mehrvornehmen konnte, musste es sich jetzt um berechnete Ersatzwerte handeln. Mit abgeklemmtem MAF-Sensorwar die Beanstandung nicht reproduzierbar, allerd<strong>in</strong>gs brachte der Motor auch nicht mehr die volle Leistung. Dame<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung das Motorsteuergerät <strong>den</strong> Messwert des Absolutdruck-Sensors (MAP-Sensor) verwendete um<strong>den</strong> Ersatzwert des Luftmassenmessers zu berechnen, trennte ich bei laufendem Motor kurzfristig dieSteckverb<strong>in</strong>dung zum MAP-Sensor. In diesem Moment kam es genau zu dem oben beschriebenen Phänomen,dass das MAF-Signal e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>bruch hatte (Bild 2). Jetzt war mir klar, was mit der Korrelation zwischen Sensor


A/B geme<strong>in</strong>t war. Nachdem wir <strong>den</strong> MAP-Sensor erneuert hatten, bestätigte e<strong>in</strong>e ausgiebige Probefahrt dieVermutung, dass der MAP-Sensor der Übeltäter für die Reaktion des Motorsteuergerätes war <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Notlauf</strong> zuschalten.Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> kann man sich die Frage stellen, weshalb man die Ursache nicht schon früher aufgespürt hat.Deshalb ist es wichtig sich mehr mit dem erzeugten Fehlercode ause<strong>in</strong>anderzusetzen und zu verstehen, was dasSteuergerät versucht e<strong>in</strong>em zu vermitteln. Dies zeigt aber auch, dass man viel zu wenig über die Strategien derSteuergeräte bescheid weiß!

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