Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse
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Vermittlung des Weltverbandes der Kindertheater<br />
(ASSITEJ) fahren die drei Familienväter 1995 mit<br />
dem ersten UN-Konvoi nach Sarajewo in das kriegszerstörte<br />
Bosnien. Sie bringen den jungen Menschen<br />
dort, was sie neben Sicherheit, Medikamenten usw.<br />
auch dringend brauchen: eine Theatervorstellung, die<br />
ihnen Hoffnung gibt und auch die Gewißheit, zum<br />
kulturellen Europa dazu zugehören.<br />
Mit der Bearbeitung des Romans „Herr der Fliegen“<br />
gelingt unter der Regie des Holländers Bas Zuyderland<br />
einem grandiosen Meisterwerk, das die „holländische<br />
Spielweise“ ins Theaterhaus einführt. Für<br />
„Fliegenspiel“ werden sie mit dem Münchener „Wolfgang-Anraths-Gedächtnispreis“<br />
als bestes Jugendtheater<br />
ausgezeichnet.<br />
Inéz Derksen aus Amsterdam führt diese Spielweise<br />
in „Heinrich der Fünfte“ fort, mit dem sie dann in<br />
englischer Sprache den internationalen Durchbruch<br />
schaffen und in Kanada und in Wales spielen.<br />
Einen weiteren Schritt wagen sie mit dem belgischen<br />
Regisseur Marcel Cremer. Sie entwickeln ein eigenes<br />
Stück mit autobiographischen Bezügen über Väter<br />
und Jungen und in einer poetischen, musikalischen<br />
und choreographierten Bühnenästhetik: „Strandläufer“.<br />
Ein Stück, was mich immer wieder berührt und im<br />
Innersten bewegt, weil es mich an meine eigene Kindheit<br />
und meinen Vater erinnert. Sie haben das große<br />
Glück, mit diesem wunderbaren Stück vom Goethe-<br />
Institut nach Japan eingeladen zu werden, eine grandiose<br />
Erfahrung.<br />
Nach einer Phase der Selbstrefl exion und der Erweiterung<br />
eigener künstlerischer Kompetenzen wenden sie<br />
sich einem Thema zu, von denen ich ihnen nur abraten<br />
konnte: Wer will schon im Kindertheater auf der<br />
Bühne eine durchgedrehte Mutter sehen, die ihre<br />
Kinder vernachlässigt? Programmieren sie damit<br />
nicht ihren eigenen Niedergang?<br />
Doch in der Inszenierung „Plumpsack“ von Taki<br />
Papaconstantinou gelingt eine formale Arbeit, die<br />
das schwierige Thema in einer abstrakten Form<br />
behandelt, die in ihrer Ruhe und in ihrem Witz an<br />
Samuel Beckett erinnert.<br />
So wird auch dieses Stück zu einem meiner Lieblingsstücke<br />
vom „<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“ – wie sie<br />
sich jetzt schreiben.<br />
Mit ihrer konsequenten Arbeit verändert das <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />
auch das Theaterhaus nachhaltig.<br />
Durch die Maßstäbe, die sie setzen, steigen die<br />
Qualitätsansprüche an unsere eigene Arbeit. Sie<br />
sind damit die Wegbereiter und Vorbild für das<br />
Theaterhaus-Ensemble. Auf ihre erfolgreiche Arbeit<br />
ist es zurückzuführen, daß sich das Theaterhaus<br />
heute ganz dem Kinder- und Jugendtheater widmet.<br />
Und weiterhin sind sie Wegbereiter für neue Entwicklungen,<br />
sei es im Bereich „Theater und Schule“,<br />
beim Festival „Starke Stücke“ oder der Arbeit<br />
mit jungen Menschen in ihrem „Jugendclub“.<br />
Ich wünsche Euch, liebe Kollegen, weiterhin viel<br />
Erfolg und zahlreiche Glückssterne.<br />
<strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong>, 21. Dezember 2006<br />
Gordon Vajen<br />
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