Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse
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22<br />
Sarajevo<br />
sehen wohlbekannten Snajper-Allee nach Sarajewo hinein.<br />
Sarajewo ist nur noch schwarz-weiß.<br />
„Pozoriste Mladih“ ist wohlbekannt und schon nach wenigen<br />
Minuten haben wir das Theater erreicht. Zwei unserer Sarajewoer<br />
Kollegen, Safed und Marko, werden herbeigerufen, denn so früh<br />
hatte man uns nicht erwartet.<br />
Wir laden noch schnell unser Bühnenbild aus und am frühen<br />
Abend sitzen wir in Markos Wohnung mit weiteren „Mladihs“,<br />
wie wir sie nennen, bei einem gemütlichen Abendimbiß<br />
beisammen.Die tägliche Ausgangssperre um 22 Uhr setzt dem<br />
Abend ein Ende.<br />
14.11.<br />
Wir treffen uns im Theater mit den restlichen Kollegen bei türkischen<br />
Kaffee und großem Hallo.<br />
Anschliessend bauen wir unsere Bühne auf und wir proben einen<br />
Durchlauf mit Tomislav, unserem Saxophonisten aus Sarajevo für<br />
die beiden Sarajevoer Vorstellungen.<br />
Die Währung ist DM, die Preise sind mit den unseren vergleichbar,<br />
seit durch die Öffnung nun nahezu alles zu kaufen ist.<br />
15.11.<br />
Die Vorstellung zusammen mit unserem Saxophonisten klappt<br />
gut; leider sind durch einen Organisationsfehler nur etwa 60 Kinder<br />
da. Denen gefällt die Vorstellung jedoch ausgesprochen gut,<br />
was sie auch dem bosnischen TV mitteilen, welches noch eine<br />
Szene und ein kurzes Interview aufnimmt.<br />
Anschließend Pressekonferenz mit Rundfunk und mehreren Tageszeitungen,<br />
Vesna, unsere Dolmetscherin arbeitet hart.<br />
Bei einem kleinen Empfang im Kulturministerium betont der<br />
stellvertretende Minister die Unabhängigkeit und Bedeutung von<br />
Theater; wir betonen, daß gerade Kinder- und Jugend-theater in<br />
Sarajewo fi nanzielle Unterstützung benötigen.<br />
Nach einem, wie immer hervorragenden Kaffee, machen wir<br />
einen kleinen Bummel und besuchen Orte, an denen unsere<br />
bosnischen Kollegen seit Jahren nicht mehr waren.<br />
Die Ausgangssperre stört uns diesmal erheblich, und wir schaffen<br />
es erst mit 10 minütiger Verspätung nach Hause zu kommen.<br />
Dies kann 50 DM pro Person und eine Nacht auf der Wache<br />
kosten, aber die beiden Polizisten, die uns direkt vor unserem<br />
Haus begegnen, haben wichtigeres zu tun.<br />
16.11.<br />
Diesmal ist die Vorstellung voll: Etwa 350 Zuschauer auf 300<br />
Plätzen, dazu ein Team der ARD. Die ARD sendet einen Ausschnitt<br />
im „Morgenmagazin“.<br />
Unser Saxophonist eröffnet, der Strom fällt aus!<br />
Ein Anruf beim Elektrizitätswerk, 15 Minuten Wartezeit in totaler<br />
Finsternis und es kann weitergehen.<br />
Eine schöne Vorstellung, herzlicher Schlussapplaus und der<br />
Strom ist wieder weg. Kurzes Interview des deutschen TV`s und<br />
dann Abbau.<br />
Wir besorgen Mitbringsel für unsere Kinder und fi nden uns am<br />
Nachmittag im Theater zu einer Abschiedsfeier zusammen.<br />
Ein Dankeschön von unseren Sarajewoer Freunden, verbunden<br />
mit leckeren Spezialitäten, einigen Liedern und Abschiedsgeschenken,<br />
mit einer wunderbaren, offenen Herzlichkeit, machen<br />
dies zu einem Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden!<br />
17.11.<br />
Auf Anraten unserer Freunde und aufgrund einer Information<br />
der französischen UNO-Kommandantur fahren wir nicht die<br />
„Blue-Route“, durch die serbischen Gebiete, sondern machen uns<br />
wieder auf in Richtung Berg Igman.<br />
Wir sehen bekannte Gesichter in und um den Konvoi, der auf<br />
die Begleitung durchs Niemandsland wartet. Mit etwas Verspätung<br />
geht es los, dafür bewältigen wir die Waldpiste, die wieder<br />
etwas ausgebauter daherkommt, in etwa 1 ½ h.<br />
Von der kroatischen Grenze abgesehen, werden wir nicht mehr<br />
angehalten, noch kontrolliert.<br />
Die meisten der, vor einigen Tagen noch zahlreichen Kontrollposten,<br />
sind abgebaut.<br />
Eine Bestätigung der Meinung unserer Kollegen und Freunde<br />
aus Sarajewo: Der Anfang vom Ende des Krieges!??<br />
Nachmittags in Split telefonieren wir nach Hause, kaufen ein<br />
und entern die Fähre.<br />
Am Nachmittag sind wir im Duty-Fre-Shop an der slowenischösterreichischen<br />
Grenze, und um Mitternacht in <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Willy