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Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse

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Kirchhain, Stadtallendorf, Mücke, Arnshain, Göppingen, Heidesheim, Offenbach, Grebenhain<br />

Holländisch Locker<br />

Sechs Männer in einem Kreis, die Augen geschlossen<br />

und 100 % Konzentration.<br />

Minuten von Nichts, von Atem und ein geduldiges<br />

Warten.<br />

Und dann das Geräusch eines Regentropfens in einem<br />

verlassenen Raum, das An- und Ausschalten einer<br />

Lampe, eine Zigarette die angezündet wird, verwehtes<br />

russisches Radio, Frauenabsätzen die wegrennen, ein<br />

heulendes Baby, irgendwo weit weg, und quietschende<br />

Autobremsen.<br />

Ohne Verabredung, ohne Reiseziel, aber voller<br />

Hingabe und in völliger Freiheit.<br />

Diese Geräusche, Improvisationen bildeten während<br />

der Probezeit von „Fliegenspiel“ einen täglichen „Trip“’<br />

an der existierenden und nicht-existierenden Welt<br />

entlang.<br />

Tatsächlich eine Erwärmung der Ohren, der Stimme<br />

und des Geistes, im Kern aber das Wesen des<br />

Kreierens, des Machens dieser Produktion.<br />

Völlig im hier und jetzt, in einen gemeinsamen,<br />

erhöhten Stand des Bewusstseins, horchend, und<br />

reagierend ohne Angst vor Fehlern oder falschen<br />

Entscheidungen: frei!<br />

Eine Nobelpreisgewürdigte Geschichte, fünf gute<br />

Schauspieler, ein Freejazz Musiker mit viel Liebe, aber<br />

wenig Achtung für das Theater, dazu ein holländischer<br />

Regisseur und sein Dramaturg.<br />

Eine große Männergruppe auf der Suche nach einer<br />

Geschichte.<br />

Ich bringe mein Ding.<br />

Wir werden die Geschichte einer Gruppe verlassener<br />

Kinder auf einer unbewohnten Insel erzählen. Wir<br />

werden die Kinder nicht spielen. Wir versetzen uns<br />

so gut wie möglich in ihre Situation und werden<br />

dieselben Entscheidungen treffen, dieselben Fehler<br />

machen wie die Figuren unserer Geschichte.<br />

Und ich bringe mein Ding.<br />

Ich will keine Schauspieler sehen, die Kinder spielen.<br />

Ich will erwachsene Männer, die im Hier und Jetzt<br />

stehen. Schauspieler die eine Geschichte erzählen und<br />

sich dabei vollkommen der aktuellen Zeit, des Ortes,<br />

sich selbst und füreinander bewusst sind.<br />

Und natürlich werden wir uns verlieren in der<br />

Geschichte und die lebensbedrohende Situation wird<br />

für die Schauspieler und das Publikum genau so<br />

greifbar wie für die Figuren.<br />

Öffentlich transformieren, aus Nichts - Etwas machen.<br />

Ich bringe mein Ding.<br />

Wir werden dieser Vorstellung nicht spielen, aber wir<br />

werden die Vorstellung machen, entstehen lassen, in<br />

Anwesenheit von einander und dem Publikum.<br />

Nicht alles festlegen, Raum schaffen um hier und<br />

jetzt reagieren zu können. Um einander immer wieder<br />

überraschen zu können. Kenne einfach die Geschichte<br />

die erzählt werden muss verdammt gut!<br />

Ich bringe mein Ding. Und es wird unser und euer<br />

Ding, sobald ich wieder zurückreise nach Holland.<br />

Ein großes Fest.<br />

Und jetzt, viele Jahre später, taucht manchmal die<br />

Frage einer Fortsetzungsarbeit auf.<br />

Ja, natürlich, gerne, denke ich dann, sofort begeistert.<br />

Aber wenn ich dann unsere älter gewordenen Köpfe,<br />

Körper und Leben sehe, frage ich mich ob es vielleicht<br />

eher kein Verlangen nach einer neuen Produktion ist,<br />

sondern viel mehr das Verlangen nach dieser Zeit als<br />

wir Jungen waren, frei, unbesonnen und ohne Angst.<br />

Bas Zuyderland<br />

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