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Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse

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2<br />

Vogelweidstr.3, Philantropin Hebelstr 15, Schlossstr.125 HH, Zeißelstr. 11a, Löwengasse 27k<br />

Wir danken allen Mitarbeitern der vergangenen 25 Jahre für Ihren Einsatz !<br />

Regie: <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>Schlapp</strong>,<br />

Hubert Habig, Michael Deckner,<br />

Bernd Bosse, Joachim Stargard, Michi<br />

Kloss, Till Schauen, Bas Zuyderland,<br />

Inéz Derksen, Silvia Andringa,<br />

Heiner Fahrenholz, Marcel Cremer,<br />

Taki Papaconstantinou, Heiner<br />

Kondschak<br />

Spiel: Susanne Cahn, Michael<br />

Kratzsch, <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, Uta Steinbach,<br />

Günther März, Karin Leidenbach<br />

, Ingrid Scheerer, Michael<br />

Kaiser, <strong>Peter</strong> Rittner, Dietmar<br />

Harte, Halil Gülbeyaz, Bettina Wrobel,<br />

Volkmar Hahn, Stefan Holm,<br />

Ilona Strauß, Petra Fehrmann, Doro<br />

Rinck, Hanna Linde, Raija Siikavirta,<br />

Günther Henne, Horst Kiss,<br />

Sabinja Welber �, Anja Lenßen,<br />

Susanne Schyns, Claus Overkamp,<br />

Uta Nawrath, Patrick Hellenbrand,<br />

Beate Metz, Nadja Soukup, Friederike<br />

Schreiber, Kathrin Marder,<br />

Daniel Maier, Sandra Vieth, Andrea<br />

Zanaboni, Malu Schrader<br />

Bühne und Ausstattung: Motz Tietze,<br />

Ilona Lenk, Susanne Dallwein,<br />

Miriam Hilpert<br />

Fotos: Harald van der Loh �, Franz<br />

Krämer �, Katrin Schander, Jörg<br />

Steinmetz, Helmut Fricke, Willi<br />

Filz, Norbert Spitzer, Kathleen<br />

Mantzsch<br />

Technik: Dietmar Harte, Susanne<br />

Freiling, Eckhard Mittelstädt,<br />

Sebastian Schackert, Lukas Wegner,<br />

David Schecker<br />

Grafi k: Björn Pertoft, Gudrun Kiender,<br />

Ach die Zwei – Anke Schäfer<br />

und Thorsten Sauer, Volker Goll,<br />

Motz Tietze, Isabell Nägele, Sabine<br />

Stegmeyer, Doro Kaltenhäuser<br />

Ton: Martin Hoffmann<br />

Druck: Wolfgang Biermann, Imprenta,<br />

Knack<br />

Musik: Wilfried Weber, Günther<br />

Lehr, Mike Schweizer, <strong>Peter</strong> Atrott,<br />

Matthias Raue, Christina Fuchs,<br />

Arni Arnold, Thomas Marey, Claus<br />

Dillmann, The bad and the ugly<br />

– Marcel Dämgen und Oliver Augst,<br />

Till Nicklas<br />

Licht: Albrecht Villinger, Chris<br />

Willy Combecher, Sigi Herold, Detlef Köhler<br />

Wiedemann, Herbert Cybulska,<br />

Sebastian Schackert, Jörg Poppe<br />

Assistenz: Eva Holling, Santo Pedilarco,<br />

Mart-Jan Zegers, Sandra Vieth,<br />

Nadja Blickle, Noemi Barawasser<br />

Kostüme: Ulla Birkelbach, Claudia<br />

Kohn, Arien de Vries, Corinna Mergner,<br />

Kerstin Laackmann<br />

Junges Ensemble und Jugendclub:<br />

Sabine Meissner, Eva Eisenberg,<br />

Daniel Höfner, Paco Schwab, Karl<br />

Kiesel, Bastian Kaiser, Gina Fischer-Wasels,<br />

Paul Hentze, Aleksey<br />

Trubnikow, Nadja Duesterberg,<br />

Anna Gerhards, Hicham Bousseta,<br />

Antonella Miceli, Jonas Dienst,<br />

Katharina Mildner, Volkan Aknan,<br />

Christina Härtel, Steven Katit,<br />

Matthias Kowalski, Stefanie Kreyer,<br />

Fabian Wagner, Bettina Karch, Lale<br />

Topgüloglu, Julia Niebuhr<br />

Übersetzung: John Kitching, Chris<br />

Cafi ero<br />

Supervision: Matthias Schubert<br />

Spezial: Ralph Förg<br />

Management: Michael Burbach


Dass die „Grüne Soße“ tatsächlich eins der 7 Leibgerichte des Geheimen<br />

Rates Johann- Pimpernelle von Goethe war ist in Fachkreisen umstritten!<br />

Dass die „Grüne Soße“ tatsächlich nicht eins, sondern das Leibgericht der<br />

<strong>Frankfurt</strong>er, was sag’ ich, Hessischen Kinder, oder sind es doch Jugendliche<br />

(am Ende Sponti-Greise) ist, wird von Fachleuten bestätigt.<br />

Dass ich vor 125 Jahren an der Entstehung der Gruppe mitgewirkt habe<br />

(und mich nun in der „Fanmeile“ aufhalten darf) macht mich stolz – und<br />

ich will doch auch mal stolz sein...<br />

Wo’s doch jetzt erlaubt ist...<br />

Aber vor allem bin ich es auf euch!<br />

Dass ihr aus diesem Soz-Päd-Anfängerhaufen diese Gruppe gemacht habt<br />

(ich weiß, ich weiß, ich soll nicht lobhudeln) ist schon bemerkenswert.<br />

Danke und: weiter so!<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong><br />

Στο καλό<br />

13. April 1983<br />

Der göttliche <strong>Bauer</strong><br />

Wir sind auf dem Weg, aber für<br />

Kinder- und Jugendtheater gibt es<br />

in <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong> noch viel zu<br />

tun!<br />

Für die fi nanzielle und ideelle Unterstützung<br />

durch die <strong>Frankfurt</strong>er Kulturdezernenten<br />

Hilmar Hoffmann,<br />

Linda Reisch, Dr. Hans-Bernhard<br />

Nordhoff und Prof. Dr. Felix Semmelroth<br />

danken wir.<br />

3


4<br />

Vorwort und Einleitung<br />

Dieser Auftritt vor 25 Jahren auf die Bretter, die die<br />

Welt bedeuten, war ein Paukenschlag: <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong><br />

(ExTAT) hatte eine Gruppe junger Leute um sich<br />

versammelt und brachte „Mensch ich lieb’ dich<br />

doch“ auf die Bühne der Hausener Brotfabrik.<br />

Die <strong>Frankfurt</strong>er Rundschau jubelt: „Besser als die<br />

Rote Grütze spielen diese jungen Leute!“ Abgeleitet<br />

vom Namen des berühmten Berliner Ensembles fi nden<br />

sie den fi nalen Namen für ein <strong>Frankfurt</strong>er Ensemble:<br />

„Theater Grüne Sosse“ ist zu einem berühmten<br />

Markenzeichen geworden und prägt seitdem das<br />

Jugendtheater in <strong>Frankfurt</strong> und Hessen.<br />

Sogleich aktives Mitglied bei den „Freien Theatern<br />

<strong>Frankfurt</strong>“ betreiben sie ihre eigene Probebühne im<br />

ehemaligen Kino „Die Kurbel“ und arbeiten aktiv<br />

an der „ArenA“ und am „Theater im Zelt“ mit. Als<br />

Seiteneinsteiger von den „Profi s“ aus den Stadttheatern<br />

beargwöhnt, behaupten sie selbstbewußt,<br />

respektlos und rotzfrech ihr künstlerisches Credo:<br />

Theater für Jugendliche muß deren aktuellen Themen<br />

aufgreifen, muß die Grenze von der Bühne zum<br />

Zuschauer aufl ösen und in einer lustvollen Spielweise<br />

die Sinne und Gefühle des Publikums erreichen.<br />

Die Themen ihrer Stücke sind bestimmt durch die<br />

Wirklichkeit, mit der viele Jugendliche leben und<br />

die auch heute noch aktuell sind: Drogenmißbrauch,<br />

Gewalt in der Schule, Rechtsradikalismus oder<br />

Spielsucht.<br />

Aber wie so vielen Freien Theatergruppen bringt die<br />

Professionalisierung ein Problem: Die Einnahmen<br />

aus den Eintrittsgeldern und Gastspielen reichen<br />

nicht aus, um das Ensemble am Leben zu halten.<br />

Das Ensemble braucht neben der künstlerischen<br />

auch eine soziale Zukunft. Viele Gruppen, wie<br />

zum Beispiel „schlicksupp teatertrupp“, überleben<br />

diese Krise nicht.<br />

Zwei haben den Mut weiterzumachen: Willy Combecher<br />

und Sigi Herold, und zu ihnen gesellt sich<br />

Detlef Köhler. Sie bleiben weiterhin kulturpolitisch<br />

aktiv, kämpfen für bessere Bedingungen für die<br />

Freien Theater. Bei einer öffentlichen Diskussion<br />

versucht sich ein Politiker anzubiedern, indem er<br />

die hohen Taxi-Kosten des Stadttheaters für eine<br />

Fahrt nach Brüssel anprangert. Frech unterbricht<br />

Sigi den Redner: „Also, ich fi nd’ das Klasse. Ich<br />

bin nämlich Taxifahrer, weil ich beim Freien Theater<br />

zuwenig Geld verdiene!“ Es bedarf also nicht<br />

viel Phantasie, daß das Theater Grüne Sosse – neben<br />

dem „Klappmaul Theater“ und dem „Theater<br />

Die Traumtänzer“ – zu den Gründern des Freien<br />

Theaterhauses und für mich zu den wichtigsten<br />

Unterstützern gehört, die das Projekt wesentlich<br />

vorantreiben.<br />

Das Theater Grüne Sosse schafft es in die Festförderung<br />

der Stadt <strong>Frankfurt</strong> und beginnt damit<br />

eine beispielhafte künstlerische Entwicklung.<br />

Offen für neue Ideen und Inhalte, mutig bei der<br />

Formulierung eigener Ziele, holen sie sich Regisseure<br />

und Bühnenbildner von außen dazu, wagen<br />

sich an Stoffe, Themen und Formen, die man<br />

ihnen nicht zugetraut hätte.<br />

Der beabsichtigte künstlerische Qualitätssprung<br />

gelingt, und mit Stücken wie „Robinson & Crusoe“<br />

und „Fräulein Julie“ und den Bühnenbildern<br />

von Motz Tietze schaffen sie es, sich auch überregional<br />

Beachtung zu verschaffen.<br />

Mit „Robinson & Crusoe“ geben sie ihre Premiere<br />

im neu eröffneten Theaterhaus und durch die


Vermittlung des Weltverbandes der Kindertheater<br />

(ASSITEJ) fahren die drei Familienväter 1995 mit<br />

dem ersten UN-Konvoi nach Sarajewo in das kriegszerstörte<br />

Bosnien. Sie bringen den jungen Menschen<br />

dort, was sie neben Sicherheit, Medikamenten usw.<br />

auch dringend brauchen: eine Theatervorstellung, die<br />

ihnen Hoffnung gibt und auch die Gewißheit, zum<br />

kulturellen Europa dazu zugehören.<br />

Mit der Bearbeitung des Romans „Herr der Fliegen“<br />

gelingt unter der Regie des Holländers Bas Zuyderland<br />

einem grandiosen Meisterwerk, das die „holländische<br />

Spielweise“ ins Theaterhaus einführt. Für<br />

„Fliegenspiel“ werden sie mit dem Münchener „Wolfgang-Anraths-Gedächtnispreis“<br />

als bestes Jugendtheater<br />

ausgezeichnet.<br />

Inéz Derksen aus Amsterdam führt diese Spielweise<br />

in „Heinrich der Fünfte“ fort, mit dem sie dann in<br />

englischer Sprache den internationalen Durchbruch<br />

schaffen und in Kanada und in Wales spielen.<br />

Einen weiteren Schritt wagen sie mit dem belgischen<br />

Regisseur Marcel Cremer. Sie entwickeln ein eigenes<br />

Stück mit autobiographischen Bezügen über Väter<br />

und Jungen und in einer poetischen, musikalischen<br />

und choreographierten Bühnenästhetik: „Strandläufer“.<br />

Ein Stück, was mich immer wieder berührt und im<br />

Innersten bewegt, weil es mich an meine eigene Kindheit<br />

und meinen Vater erinnert. Sie haben das große<br />

Glück, mit diesem wunderbaren Stück vom Goethe-<br />

Institut nach Japan eingeladen zu werden, eine grandiose<br />

Erfahrung.<br />

Nach einer Phase der Selbstrefl exion und der Erweiterung<br />

eigener künstlerischer Kompetenzen wenden sie<br />

sich einem Thema zu, von denen ich ihnen nur abraten<br />

konnte: Wer will schon im Kindertheater auf der<br />

Bühne eine durchgedrehte Mutter sehen, die ihre<br />

Kinder vernachlässigt? Programmieren sie damit<br />

nicht ihren eigenen Niedergang?<br />

Doch in der Inszenierung „Plumpsack“ von Taki<br />

Papaconstantinou gelingt eine formale Arbeit, die<br />

das schwierige Thema in einer abstrakten Form<br />

behandelt, die in ihrer Ruhe und in ihrem Witz an<br />

Samuel Beckett erinnert.<br />

So wird auch dieses Stück zu einem meiner Lieblingsstücke<br />

vom „<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“ – wie sie<br />

sich jetzt schreiben.<br />

Mit ihrer konsequenten Arbeit verändert das <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />

auch das Theaterhaus nachhaltig.<br />

Durch die Maßstäbe, die sie setzen, steigen die<br />

Qualitätsansprüche an unsere eigene Arbeit. Sie<br />

sind damit die Wegbereiter und Vorbild für das<br />

Theaterhaus-Ensemble. Auf ihre erfolgreiche Arbeit<br />

ist es zurückzuführen, daß sich das Theaterhaus<br />

heute ganz dem Kinder- und Jugendtheater widmet.<br />

Und weiterhin sind sie Wegbereiter für neue Entwicklungen,<br />

sei es im Bereich „Theater und Schule“,<br />

beim Festival „Starke Stücke“ oder der Arbeit<br />

mit jungen Menschen in ihrem „Jugendclub“.<br />

Ich wünsche Euch, liebe Kollegen, weiterhin viel<br />

Erfolg und zahlreiche Glückssterne.<br />

<strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong>, 21. Dezember 2006<br />

Gordon Vajen<br />

5


6<br />

<strong>Frankfurt</strong> Walhalla in der Brotfabrik, Erlensee, Frankenberg, Schwalm- Eder Kreis, Emmerich,<br />

Gründung<br />

Unsere Gründung fand in einer<br />

Kneipe statt: An einem Sonntag-<br />

Abend in der Gaststätte „Nr.16“ in<br />

der Rohrbachstrasse in <strong>Frankfurt</strong> am<br />

<strong>Main</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, Micha Kratzsch,<br />

Susanne Cahn, Uta Steinbach<br />

und ich einigten uns auf den Namen<br />

„Grüne Soße“. Proben waren<br />

festgelegt, hatten aber noch nicht<br />

begonnen, denn zuerst musste ein<br />

Name her und nach einigen Bieren<br />

und noch mehr Vorschlägen (bin ich<br />

froh, daß ich mich mit „Endziffer<br />

9“ nicht durchgesetzt habe) einigten<br />

wir uns auf den Namen dieser<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Spezialität. Überfl üssig<br />

<strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>- der Gründungsvater<br />

Grüne Soße Premierenfoto für „Mensch ich lieb dich doch“<br />

zu erwähnen, daß wir uns an diesem<br />

Ort noch oft trafen, die Probepläne<br />

am Biertisch gemacht und so mancher<br />

Arbeitszusammenhang dort<br />

hergestellt wurde. Dietmar Harte,<br />

unser langjähriger Techniker, der für<br />

alles eine Lösung fand und schließlich<br />

sogar in drei Stücken mitspielte,<br />

war uns dort über seine Liebe zum<br />

Cannonau, dem sardischen Rotwein,<br />

aufgefallen.<br />

Ursprünglich hatte <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong> für<br />

seine Projektidee Jugendtheater Profi<br />

s gesucht, aber keine gefunden. So<br />

fanden wir zusammen: Eine kannte<br />

den Anderen, vom Studium, aus dem<br />

Theater-Workshop oder der WG.<br />

Und schließlich kannten wir uns<br />

nahezu alle aus der damaligen Bewegung<br />

gegen die Startbahn West.<br />

Bei der Kommunalwahl 1977 erringt<br />

die CDU die absolute Mehrheit und<br />

Walter Wallmann, neuer Oberbür-<br />

germeister der Stadt, belässt Hilmar<br />

Hoffmann (SPD) als Kulturdezernent<br />

im Amt. Dieser kann einige<br />

seiner Ideen umsetzen, das Kommunale<br />

Kino, das Museumsufer und das<br />

Museum für Moderne Kunst.<br />

Die Entwicklung einer „anderen“<br />

Kultur, insbesondere die der „Freien<br />

Theater“, stand der „bürgerlichen<br />

Repräsentationskultur“ gegenüber.<br />

Kommunales Kino schätzte ich<br />

schon damals, für das Museum für<br />

Moderne Kunst brauchte ich ein bisschen<br />

Zeit!<br />

Wir waren auf einer Suche nach Inhalt,<br />

Form und Bedingung von Arbeit<br />

zur gesellschaftlichen Veränderung<br />

und persönlicher Entwicklung;<br />

da kam das Theater gerade recht!<br />

Die Rolle des neuen Magistrats als<br />

Polarisierer der Kultur durch Beendigung<br />

von Mitbestimmung in den<br />

Kulturbetrieben und als Höhepunkt,


Weinheim, Mühlheim, <strong>Frankfurt</strong> JVA, <strong>Main</strong>z, Siegen, Fulda, Biedenkopf, Oberursel, Erlensee<br />

Schließung vom TAT (sprich: Tatt)<br />

in seiner bisherigen Form, Abwicklung<br />

des Ensembles und einer<br />

Weiterführung als TAT (sprich: Te<br />

Ah Teh) lässt dies im Nachhinein<br />

fast kongenial erscheinen. Dieses<br />

(entlassene) Ensemble befruchtete<br />

die Stadt künstlerisch enorm und<br />

„Schlicksupp Theatertrupp“ war mit<br />

seinen Stücken einfach der Hammer!<br />

Und als eine weitere Folge entstand<br />

durch die Initiative des ehemaligen<br />

TAT-Schauspielers <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong> das<br />

„Jugendtheater Grüne Soße“<br />

1982<br />

Inzwischen waren Günther März<br />

und Karin Leidenbach dazugekommen:<br />

Speedy, Einstein, Grübchen,<br />

Matze, Dany, Ratte und Rocky waren<br />

beisammen und „Mensch ich lieb<br />

dich doch“ wurde fl eißig geprobt.<br />

Schließlich sollte nach neunmonatiger<br />

Probenzeit am Sonntag den 10.<br />

Mai im „Roten Gickel“, einem Raum<br />

der Evangelischen Studentengemeinde<br />

in der Adlerfl ychtstrasse eine einmalige<br />

Aufführung stattfi nden.<br />

Einmalig deswegen, weil wir uns<br />

aufl ösen wollten! Ein anstrengender<br />

Probenprozeß mit dem entstandenen<br />

Beziehungsgefl echt und dauernde<br />

Diskussionen im Kollektiv um jegliche<br />

Entscheidung, die Arbeitsbelastung<br />

als „Nebenerwerbs-Theater“,<br />

ständige Konfl ikte mit Partnern, Familie<br />

und WG wg. Abwesenheit und<br />

letztlich der Wunsch nach „Einfachmal-Zeit-für-sich-haben“,<br />

- dies alles<br />

bewog uns aufhören zu wollen!<br />

Aber einmal sollte Wasser ins Becken<br />

und wir wollten unseren Freunden<br />

und Partnern zeigen, was wir die<br />

ganze Zeit gemacht hatten und warum<br />

wir so oft weg, nicht ansprechbar<br />

oder jauchzend glücklich waren.<br />

Wir mussten zweimal spielen und<br />

jeweils rund 100 Menschen saßen in<br />

dem kleinen Raum dichtgedrängt,<br />

die Luft war zum Schneiden, die<br />

Bühne auf ein Minimum reduziert.<br />

Unsere Beleuchtung bestand aus 4<br />

Baustellen-Flutern und zwei farbigen<br />

100-Watt-Strahlern für die „Disco-<br />

Szene“; dies wurde von Dietmar<br />

über Kippschalter gesteuert, welche<br />

er im Baumarkt gekauft und in eine<br />

Zigarrenkiste eingebaut hatte.<br />

Es war ein überwältigendes Erlebnis<br />

und nachdem uns nicht wenige der<br />

geladenen Premieren-Dernieren-<br />

Gäste eindringlich beschworen,<br />

nicht aufzuhören, gingen wir auseinander.<br />

Wir machten Sommerferien,<br />

Szenenfoto: „Mensch ich lieb dich doch“ – Discoszene<br />

ich kann mich beim besten Willen<br />

an diese Ferien nicht mehr erinnern,<br />

denn:<br />

Am 18. Oktober 1982 hatte „Mensch<br />

ich lieb dich doch“ in der „Walhalla“<br />

in der Brotfabrik in <strong>Frankfurt</strong>-Hausen<br />

Premiere. Für mich ging ein Lebenstraum<br />

in Erfüllung.<br />

Zunächst als „Projekt“ und Anti-<br />

7


8<br />

Lampertheim, Schwarmstedt, Dieburg, Darmstadt, Marburg, Stadtallendorf, Schöneck, Nidderau,<br />

Drogen-Stück vom Hessischen Sozialministerium<br />

gefördert, zog unser<br />

Kollektiv, mittlerweile aus 3 Frauen<br />

und 6 Männern bestehend durch nahezu<br />

jedes hessische Jugendhaus.<br />

Die meisten Vorstellungen waren<br />

eingebunden in Aktionstage, Projekte,<br />

meist waren ganze Schulen<br />

beteiligt. Wir waren bei einem Sozialarbeiter<br />

oder Lehrer, oder einfach<br />

bei Birgit oder Jens untergebracht,<br />

es wurde für uns gekocht und bis in<br />

die Nacht diskutiert, - mit entsprechenden<br />

Nebenwirkungen. Und am<br />

nächsten Tag war meist um acht,<br />

halb neun die erste Vorstellung.<br />

Auch wenn unser Dietmar so manchen<br />

Witz über unser Aussehen<br />

und unsere „Fahnen“ auf der Bühne<br />

machte, es ging gut. Ja, sehr gut.<br />

Unser formales Dach war der Verein<br />

„Gesellschaft für Jugendarbeit und<br />

Bildungsplanung“, der als Träger der<br />

verschiedenen, überall entstehenden<br />

pädagogischen, meist Eltern-Initiativen<br />

von Krabbelstuben und<br />

Kinder- und Schülerläden fungierte.<br />

Als Inge als Geschäftsführerin von<br />

Michael abgelöst wurde, änderte sich<br />

dies nach und nach, indem Michael<br />

immer mehr beratende und auch<br />

entscheidende Funktion übernahm.<br />

Die Mittel, die der Verein für uns<br />

aufwendete, speisten sich allein<br />

durch das, was wir an Gagen und<br />

Zuschüssen erwirtschafteten.<br />

In der Zwischenzeit war Wilfried als<br />

Musiker dazugekommen und gab<br />

uns mit Anleitung und seinem Pianospiel<br />

den nötigen (musikalischen)<br />

Halt. Parallel dazu spielten wir 1983<br />

in der <strong>Frankfurt</strong>er „Brotfabrik“ im<br />

Abendprogramm, über Monate hin<br />

ausverkauft und es war Vorhaben<br />

uns künstlerisch zu professionalisieren<br />

und diese Theatergruppe als<br />

Kinder- und Jugendtheater zu etablieren.<br />

Allerdings lernte Wilfried<br />

dann eine gruppenfremde Susanne<br />

kennen und der Mann hatte nur<br />

noch dieses Thema; professioneller<br />

Musiker war er ja eh schon! Wir<br />

machten ohne ihn weiter.<br />

1985<br />

produzierten wir „Der König in der<br />

Pfütze“, ein Stück für Kinder ab 5<br />

Jahren. <strong>Peter</strong> hatte sich aus der täglichen<br />

„Grüne-Soße“-Arbeit zurückgezogen<br />

und widmete sich eigenen<br />

König in der Pfütze<br />

Produktionen und Gastrollen, Günther<br />

und Karin waren ebenfalls ausgestiegen.<br />

Ein anderer, <strong>Peter</strong> Rittner,<br />

übernahm „Rocky“ und den „König“<br />

in „Der König in der Pfütze“, Ingrid<br />

Scheerer, die die „Dany“ von Karin<br />

übernommen hatte, machte etwas<br />

völlig Abgefahrenes und ging als<br />

Zimmermädchen nach Österreich.<br />

Wir strichen die Rolle und Dietmar,<br />

unser Techniker übernahm „Matze“;


Offenbach, Dreieich, Dietzenbach, Höchst, Kilianstädten, Roßdorf, Kelsterbach, Borken<br />

die Technik fuhren wir gemeinsam.<br />

Allerdings fuhr Dietmar noch Taxi<br />

und als er in Claudia seinen Engel<br />

fand, eine Familie gründete und so<br />

mehr verdienen musste, hängte er<br />

seinen „Matze“ an den Nagel und<br />

Willy kam zu uns und übernahm<br />

ihn; Uta hatte Willy im TAT-Cafè<br />

„entdeckt“!<br />

Bei den knapp 300 Aufführungen<br />

mit „Mensch ich lieb dich doch“<br />

hatten wir Spielerfahrung gewonnen,<br />

waren routiniert in der ganzen Tour-<br />

Abwicklung, selbst im Umgang mit<br />

den allgegenwärtigen Hausmeistern<br />

der vielen Spielörtlichkeiten waren<br />

wir mittlerweile souverän und zu<br />

den Jugendlichen aller gesellschaftlichen<br />

Schichten fanden wir schnell<br />

Zugang, speziell in den sich anschließenden<br />

Gesprächen.<br />

Die Arbeit mit Kindern aber gestaltete<br />

sich schwierig. Ich hatte als mein<br />

Ziel Theater für Kinder formuliert,<br />

Kindertheater sah ich immer als<br />

hohe Kunst an. Erwachsene mucken<br />

selten auf, wenn ihnen etwas nicht<br />

gefällt, schlimmstenfalls „verstehen“<br />

sie das Stück nicht und bezeichnen<br />

es als „Kunst“!<br />

Kinder, auch wenn sie still halten,<br />

lassen sich nur sehr schwer etwas<br />

vormachen; zumindest die Art der<br />

Unruhe im Saal spricht für sich.<br />

Mein Schlüsselerlebnis war „Darüber<br />

spricht man nicht“ vom Theater Rote<br />

Grütze für Kinder ab 4, das ich 1974<br />

als Erzieher in der Jugendfesthalte<br />

Rödelheim gesehen hatte. Hier wur-<br />

de auf der Bühne etwas verhandelt,<br />

was unser tägliches Leben betraf und<br />

es war Theater, das verzauberte und<br />

unterhielt. So etwas wollte ich auch<br />

machen.<br />

Bis zur Premiere vom „König“ hatten<br />

wir fast keine Erfahrung im Spielen<br />

für und mit Kindern und so war die<br />

Arbeit mit dem Mitspielstück anstrengend<br />

und mühsam, ja letztendlich<br />

ängstigten uns die Kinder und<br />

in so manche Aufführung gingen<br />

wir mit einem mulmigen Gefühl. Ich<br />

glaube, viele Schauspieler kenne das<br />

und ich möchte so etwas nie wieder<br />

tun. Das heißt, ich muss grundsolide<br />

gearbeitet haben und genau wissen,<br />

was ich da tue. „Woher wisst ihr, wie<br />

es mir geht“, dieses Kinder-Zitat von<br />

einem genialen Kindertheater-Regisseur<br />

ist Maßstab für ein Theater,<br />

dass einen ehrlichen Zugang zum<br />

Zuschauer gefunden hat. Mit unserem<br />

„König“ war das nicht gelungen<br />

und Kindertheater wurde erst mal<br />

wieder zur Seite gelegt.<br />

Die Geiselnahme – Du musst es ja wissen Bonny<br />

Die Geiselnahme<br />

Wir produzierten „Geiselnahme“, ein<br />

sozialkritisches Jugendstück und der<br />

dritte <strong>Peter</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>Schlapp</strong>, machte<br />

die Regie. Es war Willys erstes, neues<br />

Stück mit uns und ich glaube, es war<br />

insgesamt eine richtig gute Arbeit.<br />

Leider war das Stück wohl etwas zu<br />

9


10<br />

Gießen, <strong>Frankfurt</strong> Bonames, <strong>Frankfurt</strong> Griesheim, Bad Vilbel, Braunschweig, Bremen, Rodenbach,<br />

sozialkritisch, jedenfalls wurde es<br />

kaum gebucht; ich glaube die Lehrer<br />

hatten Angst vor dem Stoff: Die Geiselnahme<br />

eines Underdogs in einer<br />

Schule und nicht Schüler wurden als<br />

Geiseln genommen.<br />

1986<br />

Wie auch immer, ein Jahr später<br />

wurde ein weiteres Jugendstück realisiert,<br />

„Burning Love“ und Hubert<br />

Habig, der später den „zwinger3“ in<br />

Heidelberg übernahm, machte die<br />

Regie. Wir waren auf einem guten<br />

Weg. Wir probierten andere Arbeitsweisen<br />

aus, nicht jeder sollte alles<br />

machen, sondern in der jeweiligen<br />

Produktion den übernommenen Ar-<br />

Susanne Cahn und Michael Kratzsch in „Burning Love“<br />

beitsbereich. Bei den Aufführungen<br />

von „Burning Love“ sah das so aus:<br />

Micha und Susanne spielten, Willy<br />

machte die Umbauten, ich die Technik<br />

und Uta übernahm administra-<br />

Mein Jubiläum als Regisseur mit Euch liegt zwar erst 20 Jahre zurück, ich<br />

erinnere mich aber noch „wie gestern“. Die Geiselnahme unsere erste gemeinsame<br />

Arbeit. Proben im ehemaligen Kino im Philanthropin, Wochen später dann dort<br />

die Kinosessel entsorgt, eine völlig unsinnige Arbeit, einer davon stand noch<br />

jahrelang ungenutzt im Keller, Essen beim Griechen an der Ecke, Sigi zündelt<br />

über dem offenen Benzintank, um ihn herum das Lehrerkollegium Uta, Michael<br />

und Willy. Willy war gerade brandneu dazu gekommen, heute würde man<br />

sagen, er musste noch integriert werden, Uta im Spiel brillant und sehr attraktiv,<br />

Michael, ein bisschen der Star, konnte man aber gut in die Rolle übersetzen,<br />

spannende Probenwochen und eine gelungene Produktion.<br />

Dann zwei Jahre später Kein Feuer ohne Kohle. Wieder Sigi und Willy.<br />

Beide mittlerweile auf einander eingespielt wie zwei alte Hasen. Dazu der<br />

requisitenmäßig unerschöpfl iche Motz. Was er alles angeschleppt hat, noch heute<br />

chapeau, aber auch größte Bewunderung für Sigi und Willy, die den ganzen<br />

Schrott in wie viel hundert Vorstellungen (?) unermüdlich auf- und abgebaut<br />

haben. Bilder: Willy über seinen verwelkten Haschpfl anzen, Willy im Chaos, soll<br />

aufräumen, bleibt aber am „Tatort“ hängen, Sigi im Faltboot auf dem Weg nach<br />

Kanada. Inzwischen wart Ihr ja dort. Wer hätte das damals gedacht. So schließen<br />

sich die Kreise. Würde ich weiter erzählen, ich käme ins Schwärmen. Mit<br />

einem Wort: Ich hab Euch in mein Herz geschlossen. Für die nächsten 25 Jahre<br />

weiterhin so gute Arbeit und viel Erfolg wünscht Euch <strong>Peter</strong> (<strong>Schlapp</strong>)<br />

tive Aufgaben. Mit der Technik war<br />

ich voll ausgelastet, Licht und Ton<br />

mussten teilweise parallel bedient<br />

und gefühlvoll gefahren werden – es<br />

war aufregender als zu spielen. Nach<br />

einem Auftritt im Gallus Theater<br />

lobte mich Herbert Cybulska für<br />

meine Leistung. Darauf bin ich heute<br />

noch stolz, denn dieser Kollege,<br />

den ich als einen begnadeten Licht-<br />

Designer schätze, schmiß nicht gerade<br />

mit Lob um sich.<br />

Für Willy und Uta sah es allerdings<br />

etwas anders aus; im Hintergrund<br />

und mit nicht gerade sehr ausfüllenden<br />

Tätigkeiten beschäftigt, war da<br />

mehr und mehr Unlust zu spüren.<br />

Vielleicht waren wir doch nicht auf<br />

so einem guten Weg!<br />

Nach vielen Diskussionen inszenierte<br />

<strong>Peter</strong> der „Erste“ „Voll auf der Rolle“<br />

mit uns. Eigentlich wollte er nicht<br />

mehr mit uns arbeiten, seine Kritik,<br />

einfach formuliert: „Ihr seid nicht<br />

besessen vom Theater“ - heute weiß<br />

ich, was er meinte.


Wölfersheim, Altenstadt, Babenhausen, Hann. Münden, Dillenburg, Kassel, <strong>Frankfurt</strong> Arena<br />

Es wurde trotzdem eine gute Arbeit,<br />

obwohl wir mittlerweile für die Rollen<br />

der Jugendlichen etwas zu alt<br />

waren.<br />

Trotzdem funktionierte es und durch<br />

die Identifi kationsmöglichkeiten, die<br />

dieses Rollenspiel bot, kamen immer<br />

wieder engagierte Diskussionen zustande.<br />

Bei einer Vorstellung im Philantropin<br />

waren mehrere türkische Jugendliche<br />

über meine Rolle, einen rassistischen<br />

deutschen Jugendlichen,<br />

so erregt und provoziert, daß ich in<br />

der Pause in der Garderobe bleiben<br />

mußte. Unsere Gewohnheit, schon<br />

in der Pause mit den Schülern zu<br />

diskutieren, wurde von meinen Kollegen,<br />

insbesondere von meinem türkischen<br />

Mitspieler Halil genutzt, um<br />

deeskalierend zu wirken. Ich hatte<br />

ein bisschen Angst um den Fortgang<br />

der Aufführung, aber wir spielten<br />

unbehelligt bis zum Ende! Obwohl<br />

wir das Stück erfolgreich und häufi -<br />

Lehrer Röpke<br />

ger als die beiden Vorläufer spielten,<br />

orderten uns die Schulen weniger<br />

als erwartet. Jahre später, das Stück<br />

war abgesetzt und rechtsradikale<br />

Aktionen hatten sehr zugenommen,<br />

kamen viele Anfragen.<br />

1987<br />

Unsere Ressourcen an Kreativität,<br />

Engagement und Spielfreude, der<br />

Vorrat an Gemeinsamkeit, Zunei-<br />

gung und gegenseitiger Stütze waren<br />

aufgebraucht. Bevor wir uns auch<br />

noch gegenseitig angreifen und bekämpfen<br />

würden, musste etwas geschehen.<br />

Ich konnte nicht erkennen,<br />

was bei den Anderen vorging und so<br />

entschloss ich mich schweren Herzen<br />

aufzuhören und die Gruppe zu verlassen.<br />

Niemals hatte ich vorgehabt,<br />

den einmal begonnenen Theaterweg<br />

zu verlassen und so zögerte ich sehr,<br />

diesen Entschluss bekannt zu geben.<br />

So kamen mir Andere zuvor und<br />

Uta, Susanne und Micha stiegen aus,<br />

Willy und ich wurden zu Erben. Wir<br />

Voll auf der Rolle<br />

waren sprachlos!<br />

Neuanfang 1987<br />

Unser formaler Chef, Michael Burbach<br />

von der „Gesellschaft für Jugendarbeit“,<br />

sagte uns, was zu tun<br />

war: Stück suchen, Regisseur fi nden,<br />

produzieren, spielen! Wir gingen los.<br />

Das mit dem Stück klappte in 3 Tagen:<br />

Silke Rothe, die im Verlag der<br />

Autoren arbeitete, meinte auf unsere<br />

Nachfrage nach einem Stück , daß<br />

ihr Lieblingsstück für uns genau das<br />

Richtige wäre!<br />

So produzierten wir „Kein Feuer<br />

ohne Kohle“ unter der Regie von<br />

<strong>Peter</strong> (dem 3., den von „Die Geiselnahme“).<br />

Die FTF, der Zusammenschluss<br />

der „Freien Theater<br />

<strong>Frankfurt</strong>s“, hatte ein altes Zirkuszelt<br />

erstanden und unter dem Namen<br />

ARENA auf dem Gelände der<br />

ASH-Krebsmühle aufgestellt. Und<br />

dort machten wir am 31. März 88<br />

Premiere und tourten, unseren Ruf<br />

als Jugendtheater weiter ausbauend,<br />

über Friedberg und Alsfeld nach<br />

Bremen, über Büdingen und Mü-<br />

11


12<br />

Köln, Bielefeld, Cuxhaven, Arolsen, Minden, Offenbach, Schwerte, Lüneburg, Pulheim, Marburg,<br />

cke nach Hannover, von Köln über<br />

<strong>Main</strong>z bis Schweinfurt, spielten in<br />

Aalen, in Borken, in Cuxhaven, Ober<br />

und Nieder, in Rechts und Links, im<br />

Arbeiterheim und Zollhaus.<br />

Ich weiß nicht wie oft und immer<br />

mit Erdbeersekt und Schaumkuss<br />

und Dietmar und Ecki! Die ersten<br />

Beiden waren Requisiten, die beiden<br />

Anderen fuhren abwechselnd<br />

die Technik und spielten die Off-<br />

Rolle des „Herrn Koslowski“, dem<br />

Vermieter der beiden Protagonisten.<br />

Die ersten Beiden hingen Willy und<br />

mir echt zum Hals raus und ohne<br />

die anderen Beiden wären wir ziemlich<br />

oft ziemlich verlassen gewesen.<br />

Eckis Ruhe, „ja, ja, wir machen das<br />

schon!“ hat mich so manches Mal<br />

vor dem Nervenzusammenbruch<br />

gerettet. Und Dietmar, deine Genauigkeit<br />

und Fehlerlosigkeit ist<br />

unerreicht und mit Dir am Pult habe<br />

ich mich auf der Bühne immer wie<br />

in Abrahams Schoß gefühlt. Danke<br />

ihr Beiden.<br />

Nicht unerheblich kommt nun Michael<br />

Burbach von der Gesellschaft<br />

für Jugendarbeit ins Spiel. „Was sich<br />

auswirkt ist stets ein Doppeltes!“<br />

– so, oder so ähnlich sah es öfter um<br />

Willy und mich aus, wenn uns alles<br />

über den Kopf wuchs, wir nicht wußten<br />

wo das Geld herkommen sollte,<br />

oder wir uns schlicht und einfach<br />

in den Haaren lagen, dann suchten<br />

und fanden wir bei Michael eine Gesprächsmöglichkeit.<br />

Berichteten von<br />

den Zuständen „da draussen“ und<br />

Michael machte uns einen Plan! Einen<br />

Plan für die nächste Zeit, für die<br />

nächste Produktion, für die nächste<br />

Finanzierung und alles ging (fast)<br />

wie von selbst!<br />

Wenn dann, was immer öfter vorkam,<br />

auch noch ein gewisser Ralph<br />

Förg, damals in der LAG-Freie-Kinderarbeit<br />

tätig, sich in seiner spontanen<br />

und zu wenig Ernsthaftigkeit bereiten<br />

Art einmischte, stand uns am<br />

Ende nicht nur die Welt offen, nein,<br />

die Welt wartete geradezu auf uns,<br />

oder besser formuliert: Sie gehörte<br />

uns! Im Ernst Ralph, was ist Psycho-<br />

Therapie gegen eine solche Freude<br />

am Leben und Spaß am Disput!?<br />

Und Michael, Du weißt es, ohne<br />

Deine Einmischung hätten wir uns<br />

mehr als einmal hilfl os verheddert!<br />

1990<br />

Aber zurück zum Theater!<br />

„Kein Feuer ohne Kohle“ lief prima,<br />

trotzdem mußte etwas Neues her<br />

und, dem emanzipatorischen, auf-<br />

Stech!, Stech !- auf nach Kanada


Bad Pyrmont, Mutterstadt, Fulda, Lampertheim, Bad Dürkheim, Wolfsburg, Gelnhausen, Nauheim<br />

klärerischen Jugendtheater verpfl ichtet,<br />

entschieden wir uns, ein Stück<br />

zum Thema „Spielsucht“ zu machen.<br />

Alles lief vielversprechend. Mit Ilona<br />

Strauß fanden wir eine in jeder Hinsicht<br />

tolle Kollegin, Michael Deckner<br />

übernahm die Regie dieser Entwicklungsarbeit,<br />

mit Matthias Herbert<br />

wurde ein versierter Autor gefunden.<br />

Klappmaul-Theater und Theaterhaus<br />

Das Cover des Soundtrack auf MC<br />

unterstützten uns und Ralph schrieb<br />

eine tolle Musik und diese wurde mit<br />

Hilfe von Matthias Raue im Tanit-<br />

Studio aufgenommen.<br />

Als eine Woche vor der Premiere<br />

unser geplanter Auftrittsort, das<br />

„Sound-Depot“, feuerpolizeilich geschlossen<br />

wurde, kam uns dies wie<br />

ein böses Omen vor. Wir mußten die<br />

Premiere nach Offenbach verlegen,<br />

ins Ledermuseum! Aber es kam noch<br />

dicker: Mit Premierenstart, genauer<br />

gesagt dem Druck auf die Starttaste<br />

unserer Revox-Bandmaschine, gab<br />

dieselbe den Geist auf.<br />

Wir nicht, aber wir hätten auf die<br />

Zeichen hören sollen. Das Stück<br />

wurde ein Flop und mit Recht, es<br />

war in vielerlei Hinsicht nicht gut.<br />

Jeder hatte ein bißchen gemerkt und<br />

zusammen hätten wir es wissen können,<br />

aber keiner sprach es aus – außer<br />

den jugendlichen Zuschauern dann,<br />

in Saarlouis im anschließenden Gespräch<br />

oder in Biedenkopf gar während<br />

der Vorstellung!<br />

Schade, liebe Kollegen, daß wir die<br />

Erfahrung dann auf solche Weise<br />

machen mußten; der Stücktitel war<br />

<strong>Peter</strong> und Angie in der Spielhölle<br />

Programm: „Game over“!<br />

Aber der Titel hatte einen zweiten<br />

Teil: „Insert Coin“, und mit diesem<br />

Stichwort übergebe ich an meinen<br />

Kollegen Detlef.<br />

Das Game Over Spielerteam, v.l.n.r. Willy, Ilona Strauss und Sigi<br />

13


14<br />

Alsfeld, Bad Berleburg, Trebur, Bischofsheim, Homberg/ Efze, Arolsen, Alfeld, Groß Gerau,<br />

Erlaubte Spiele oder: Kleiner Leitfaden zur Herstellung einer erfolgreichen Kinder- und Jugendtheatervorstellung<br />

1. Die Bühne soll sauber sein<br />

2. Es sollen während der Vorstellung keine Flüssigkeiten vergossen werden<br />

3. Plastikgegenstände und Markenartikel sind nicht erlaubt<br />

4. Es soll eine Handlung stattfi nden<br />

5. Die Bühnensprache ist gutes Deutsch<br />

6. Alle Handlungen müssen klar nachvollziehbar, kindgerecht und pädagogisch wertvoll sein<br />

7. Körpersprache muss eindeutig, erkennbar und nachvollziehbar sein.<br />

8. Verrenkungen sind nicht gestattet<br />

9. Alles Unerklärliche ist zu unterlassen<br />

10. Das Bühnenbild und die Kostüme sollen erkennbar geschmackvoll sein<br />

11. selbstgefertigt und nicht gekauft<br />

12. Musik soll sein aber leise<br />

13. Sie soll tonal sein, rhythmisch identifi zierbar und dem anerkannten Kanon klassischer Werke, verständlicher<br />

Volksmusik oder authentischer Jugendkultur entstammen<br />

14. Es soll lustig zugehen aber nicht so doll<br />

15. Kinder sollen frech und neugierig sein aber nicht so doll<br />

16. Die Leute sollen sich nicht anschreien<br />

17. Keine Händis<br />

18. Zorn, Wut und Ekel sind keine guten Gefühle und müssen angemessen geäußert werden<br />

19. Nase bohren, Rülpsen und Furzen zum ausdrücklichen Zwecke der Erheiterung sind ausdrücklich erlaubt<br />

20. Die Menschen sind gut. Wenn sie nicht gut sind sind sie aber trotzdem gut.<br />

21. Eltern lieben ihre Kinder<br />

22. Papi ist nicht da. Wenn Papa doch da ist, ist er ein Trottel<br />

23. Die Armen sind arm aber glücklich,<br />

24. alle Reichen äußerst hilfsbereit<br />

25. Kinder sind rein<br />

26. Sex ist schmutzig<br />

27. Autos sind bähbäh<br />

28. Fernsehen ist bähbäh<br />

29. Werbung ist bähbäh<br />

30. Politik ist bähbäh<br />

31. Es wird nicht getobt<br />

32. Alles kann und muss repariert werden<br />

33. Wenn jemand gestorben ist, ist das nicht soo traurig<br />

34. Alle Missverständnisse sollen aufgeklärt werden<br />

35. Alle sollen einen Freund fi nden<br />

36. Mutter ist die Beste<br />

37. Die Bühne soll sauber sein<br />

Herzlichen Glückwunsch zum<br />

Geburtstag!<br />

Ralph Förg


Jena, Laubach, Gladenbach, <strong>Main</strong>z, Giessen, Darmstadt, Eisenach, Schwalbach, Böblingen, Weyhe<br />

1991<br />

ist das Jugendtheater Grüne Soße in<br />

die institutionelle Förderung durch<br />

das Amt für Wissenschaft und<br />

Kunst der Stadt <strong>Frankfurt</strong> aufgenommen<br />

worden. Diese Förderung<br />

ist im Wesentlichen der Initiative<br />

von Gordon Vajen, der <strong>Frankfurt</strong>er<br />

Freien Kulturinitiativen und der<br />

SPD zu verdanken.<br />

Es beginnt eine neue Phase der<br />

Professionalisierung. Politik und<br />

Ästhetik sind kein Widerspruch und<br />

in unserem Fall hat die Politik viel<br />

dafür getan, dass die Ästhetik auch<br />

einen besonderen Stellenwert und<br />

Ausdruck bei der Grünen Soße bekommen<br />

konnte.<br />

Bei der Produktion von „Robinson<br />

Der Nachtkampf<br />

& Crusoe“, einem Theaterstück, das<br />

die Italiener Giacomo Ravicchio und<br />

Nino d´Introna in Improvisationen<br />

nach dem amerikanischen Spielfi lm<br />

„Die Hölle sind wir“ selbst entwickelt<br />

und mit dem an eine andere<br />

Abenteuergeschichte erinnernden<br />

Namen versehen hatten, spielten<br />

Dinge eine Rolle, die zuvor eher<br />

nebensächlich behandelt wurden.<br />

Die Bühne (von Motz Tietze) war<br />

stilisiert und abstrakt, ein verzinkter<br />

Badezuber bekam Rollen und wurde<br />

zu einem Boot. Der tiefblaue, schräge<br />

Horizont konnte eine melancholische<br />

Stimmung und räumliche Tiefe<br />

in jedem noch so hässlichen Raum<br />

behaupten.<br />

Die Proben dauerten über 2 Monate,<br />

die Grüne Soße leistete sich Stimmtraining,<br />

einen Körpertrainer und die<br />

Improvisationen fanden gemeinsam<br />

mit einen Saxophonisten statt. Die<br />

Auftritte der beiden Männer wurden<br />

durch Christina Fuchs oder <strong>Peter</strong> Atrott<br />

begleitet, die Musik dafür wurde<br />

ausschließlich komponiert. Bei<br />

Robinson & Crusoe bin ich (Detlef<br />

Köhler) erst nach der Probenzeit zur<br />

Grünen Soße gestoßen. „Robinson<br />

& Crusoe“ war die Eröffnungs-<br />

Premiere des Theaterhauses am 15.<br />

März 1991.<br />

Zu diesem Zeitpunkt war ich Student<br />

der Kulturanthropologie, ich<br />

wusste genau, dass ich in Zukunft im<br />

Kulturbereich arbeiten wollte, aber<br />

ich schaute zu dieser Zeit einer eher<br />

theoretischen Zukunft ins Auge. Ich<br />

hatte zwar schon von der „Grünen<br />

Soße“ gehört, aber vorher noch nie<br />

So ein kleines Mäuschen<br />

15


16<br />

Verden, Bremerhaven, Greiz, Fulda, Braunschweig, <strong>Main</strong>z, Köln, Neu-Isenburg, Nauheim, Köln,<br />

Abschied<br />

ein Stück gesehen. Die Premiere war<br />

ausverkauft, aber als Haustechniker<br />

gelang es mir, im Eingangsbereich<br />

einen Stehplatz zu bekommen. Dass<br />

Sigi beim Stockkampf zu Boden<br />

gegangen ist, habe ich recht schnell<br />

realisiert.<br />

Als Regisseur Bernd Bosse dann aber<br />

die Vorstellung unterbrochen hat,<br />

bin ich doch erschrocken. Trotzdem:<br />

diese Theatergruppe, dieses Theaterstück<br />

hatte mir gefallen. Hier wurde<br />

ganz echt Theater gemacht mit Einsatz<br />

und Ehrlichkeit. Es wurde eine<br />

Geschichte verhandelt über Kulturkonfl<br />

ikte, wie sie sich archetypisch<br />

in der Geschichte der Menschheit<br />

zugetragen haben. Hier war nicht<br />

mehr die theoretische oder auch empirische<br />

Wissenschaft gefragt, son-<br />

dern das war für mich angewandte<br />

Erkenntnis. Wenige Monate später<br />

verließ Eckhardt Mittelstädt die<br />

Grüne Soße als Techniker.<br />

Ich hatte mittlerweile als fester freier<br />

Techniker eine Menge Theatererfahrungen<br />

bei den zahlreichen Gastspielen<br />

in der furiosen Anfangsphase<br />

des Theaterhauses sammeln können.<br />

Sigi und Willy fragten mich, ob ich<br />

bereit wäre, bei Ihnen als Techniker<br />

einzuspringen. Ich sprang in das<br />

Becken mit kaltem Wasser während<br />

eines Gastspiels in Bremerhaven.<br />

Das Abenteuer war bestanden. Sie<br />

fragten mich, ob ich bereit wäre,<br />

für die Grüne Soße als Techniker zu<br />

arbeiten. Ich ergänzte das Ja aber mit<br />

der Bemerkung, dass ich mir vorstellen<br />

könnte, mich noch mehr in die<br />

Arbeit des Theaters einzumischen.<br />

Sigi bemerkte noch scherzhaft, dass<br />

die Techniker bei der Grünen Sosse<br />

immer mitspielen würden.<br />

Ich glaube, auch den anderen Beiden<br />

war in diesem Moment nicht<br />

ganz klar, welche Dimension dieses<br />

„mehr“ bekommen würde.<br />

Die Grüne Soße produzierte im<br />

Herbst wieder das nächste Stück.<br />

Am 10. November 1991 hatte „Fräulein<br />

Julie“ Premiere. Die Pannenserie<br />

bei Premieren wurde um ein weiteres<br />

Kapitel ergänzt. In der Aufregung<br />

meiner ersten echten Premiere hatte<br />

ich den Finger zu lange auf dem Taster:<br />

Helles Licht anstatt Kerzenlichtstimmung<br />

für den Monolog! Lichtstimmung<br />

zurück – Lichtstimmung<br />

vor und wieder zurück, Petra Fehrmann,<br />

als Fräulein Julie, begann den<br />

Monolog noch einmal. Trotzdem,<br />

„Fräulein Julie“ von August Strindberg<br />

wurde mit großem Erfolg für<br />

Jugendliche im Theaterhaus gezeigt.<br />

Wir hatten die alte Kontorfassade des<br />

Theaterhauses in das Bühnenbild integriert<br />

und im Zusammenspiel mit<br />

einer ausgeklügelten Beleuchtung<br />

von Herbert Cybulska entstand eine<br />

ganz besondere Stimmung bei den<br />

Vorstellungen.<br />

Bei Gastspielen kam leider nur noch<br />

ein Teil der Inszenierung über die<br />

Bühnenkante.<br />

Ich war nur bei den Endproben mit<br />

diesem aus dem Osten Berlins kommenden<br />

Regisseur Joachim Stargard<br />

zusammen, der für die nächsten<br />

Jahre starke Akzente setzte. In dieser<br />

Zeit ist der neue Schriftzug „Thea-


Lüneburg, <strong>Frankfurt</strong>, Hanau, Roßdorf, Rudolstadt, Berlin, Duisburg, Sindelfi ngen, Hofheim<br />

Köchin und Jean<br />

terGrueneSosse“ entstanden. Es sollte<br />

damit auch zum Ausdruck kommen,<br />

dass wir ein „richtiges“ Theater<br />

mit „richtigen“ Stücken sind. Das<br />

„<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“ spielte Werke<br />

der klassischen modernen Theaterliteratur<br />

für Jugendliche.<br />

1992<br />

Das Stück „ Emigranten“ von Slawomir<br />

Mrozek beschreibt, wie zwei<br />

Migranten ganz unterschiedlich,<br />

aber doch sehr ähnlich, gemeinsam<br />

die Anforderungen der Fremde in<br />

einem Kellerverschlag zu bewältigen<br />

versuchen. Wieder hatte ich das Gefühl,<br />

die während meines Studiums<br />

erworbenen Kenntnisse auch im<br />

Marketing umsetzen zu können. Ich<br />

arbeitete jetzt auch nach und nach im<br />

Büro mit. Diese Hoffnung war etwas<br />

blauäugig. Theater ist eben zunächst<br />

mal das Spiel, die Stimmung und die<br />

Ästhetik. Das Spiel von Willy und<br />

Sigi war wunderschön aufeinander<br />

eingespielt, aber es konnte mit dem<br />

etwas düsteren Ausdruck des Stückes<br />

nie die Leichtigkeit von „Fräulein<br />

Julie“ erreichen. Die Stücke waren<br />

sozialkritisch und ästhetisch, das<br />

war nicht mehr das emanzipatorische,<br />

authentische Jugendtheater<br />

des „Jugendtheater Grüne Soße“.<br />

Wir suchten einen Platz in der freien<br />

Theaterszene der neuen Republik.<br />

Seit zwei Jahren führten uns mehrere<br />

Gastspiele in den für uns unbekannten<br />

Osten.<br />

1993<br />

Beim Autorenforum 93 wurde das<br />

neue Stück von Ad de Bont, einem<br />

niederländischen Autor, „Mirad, ein<br />

Junge aus Bosnien“ durch die „Spilkischte“<br />

(Vorstadt-Theater - Basel)<br />

vorgestellt.<br />

Dieser Text, die Aufführung und<br />

die Inszenierung beeindruckten<br />

Emigranten im Kellerverlies<br />

uns so sehr, dass wir auf der Stelle<br />

beschlossen, in ähnlich reduzierter<br />

Weise die Geschichte des bosnischen<br />

Flüchtlingsjungen Mirad zu inszenieren.<br />

Sigi hatte im Sommer eine<br />

Taxifahrer<br />

„Comedy“ Produktion, zusammen<br />

mit Michael Kloss vom Klappmaul<br />

Theater, erarbeitet: „Der Taxifahrer“.<br />

Da dieses Stück irgendwie nicht<br />

in das sonstige Erscheinungsbild des<br />

<strong>TheaterGrueneSosse</strong> passte, ist dieses<br />

Solo nur selten aufgeführt worden.<br />

Nun sollte Sigi Herold das erste Mal<br />

im <strong>TheaterGrueneSosse</strong> als Regisseur<br />

wirken. Auch wenn „Mirad, ein Junge<br />

aus Bosnien“ eine szenische Lesung<br />

war, war es umso wichtiger, die<br />

Geschichte ohne falsches Pathos oder<br />

übertriebene Betroffenheit zu erzählen.<br />

Mit Ilona Strauß, die schon bei<br />

Game Over mitgewirkt hatte, hatten<br />

wir eine sehr gute Erzählpartnerin<br />

für Willy gefunden. „Mirad- ein<br />

Junge aus Bosnien“ hatte am 25. Mai<br />

1994 in <strong>Main</strong>z auf dem OpenOhr<br />

Festival Premiere. Das Stück wurde<br />

im Mai 1995 nach Berlin eingeladen<br />

um dort im Rahmenprogramm<br />

17


18<br />

<strong>Frankfurt</strong>, Darmstadt, Lampertheim, Großen Buseck, Dortmund, Nieder Walgern, Eschborn, <strong>Main</strong>z,<br />

„Kinder und Krieg“ des Deutschen<br />

Kinder- und Jugendtheaterfestivals<br />

„Augenblick Mal“, neben drei weiteren<br />

Inszenierungen, gezeigt zu werden.<br />

Mit fast 100 Aufführungen in<br />

knapp 3 Jahren, die fast nur in Schulen<br />

stattfanden, hatten wir eine sehr<br />

intensive Auseinandersetzung über<br />

einen Krieg, der bei uns in Europa<br />

statt fand.<br />

Die kriegerischen Konfl ikte verstörten,<br />

irritierten. Die Auseinandersetzung<br />

darüber ließ mich oft die<br />

Ohnmacht spüren, angesichts der<br />

Vorstellung, dass das von uns erzählte,<br />

fi ktive Schicksal von Mirad,<br />

nur eine Erzählung von Tausender<br />

anderer wirklicher Lebensgeschichten<br />

war. Dann war es wieder gut,<br />

bei einer Vorstellung dabei zu sein,<br />

die Diskussion mit zu moderieren<br />

und das Gefühl zu erleben, dass da<br />

so viele wache Jugendliche sind, die<br />

von der Geschichte betroffen und<br />

berührt waren.<br />

Im Frühjahr 1995 hatte die ASSITEJ<br />

den Hilferuf des „Theater Mladih“<br />

aus Sarajevo aufgenommen und für<br />

dieses Kinder- und Jugendtheater aus<br />

Sarajevo eine Tournee in Deutschland<br />

organisiert. Wir beteiligten uns<br />

als Veranstalter in <strong>Frankfurt</strong> daran<br />

und organisierten 2 Gastspiele in<br />

<strong>Frankfurt</strong>. Die Kollegen aus Sarajevo<br />

blieben eine Woche als unsere Gäste<br />

in <strong>Frankfurt</strong> und wir sind in dieser<br />

Zeit Freunde geworden. Bei der<br />

Abfahrt des Busses der Sarajevoer<br />

Freunde in <strong>Frankfurt</strong> haben wir versprochen,<br />

dass wir kommen würden,<br />

sobald die Strassen in Bosnien wieder<br />

frei sein würden.<br />

1994<br />

Nach dem Sommer 94 zeigten wir<br />

im Theaterhaus die Premiere „Rasiermesser“.<br />

Dieses Stück stellte eine<br />

Bearbeitung des „Woyzeck“ von<br />

Büchner dar. Regisseur Till Schauen,<br />

der uns durch einige Arbeiten mit Jugendlichen<br />

am Theaterhaus bekannt<br />

war, hatte noch eine Rahmenhandlung<br />

gefunden. Einer (Sigi), der auf<br />

der Strecke geblieben ist, trifft im<br />

ICE auf eine Zugbegleiterin (Doro<br />

Rinck), die beiden sind auch Marie<br />

und Woyzeck und haben die Fragmente<br />

des Dramas als Spielszenen.<br />

Die Produktion war nicht zu Ende<br />

gedacht und nicht konsequent umgesetzt.<br />

Wir hatten einen veritablen<br />

Flop in die Welt gesetzt, nach 6 Vor-<br />

Das Titelbild von Rasiermesser<br />

stellungen verschwand dieses Stück<br />

vom Spielplan. Immerhin entstand<br />

daraus die langjährige Beziehung<br />

von Till Schauen und Doro Rinck,<br />

uns blieb eine lobende Kritik von<br />

Jutta Baier.<br />

Eines Abends schaute ich mir die<br />

Verfi lmung von „Herr der Fliegen“<br />

an, den ich mir als s/w Video in<br />

der Stadtbücherei ausgeliehen hatte.<br />

Meine Lebenspartnerin Heike schaute<br />

mit und meinte nebenbei, dies sei<br />

doch mal eine Geschichte für die<br />

Grüne Sosse. Mit dieser Bemerkung<br />

legte sie die Basis für die längste<br />

Erfolgsgeschichte eines Stückes des<br />

<strong>TheaterGrueneSosse</strong>: Ich erzählte<br />

meinen Kollegen davon, sie fanden<br />

die Idee gut.<br />

Wir waren mit Inèz Derksen verabredet<br />

ein Stück zusammen zu<br />

proben. Diese junge Regisseurin war<br />

Willy von Liesbeth Coltof, bei der


Kirchhain, Stadtallendorf, Mücke, Arnshain, Göppingen, Heidesheim, Offenbach, Grebenhain<br />

Holländisch Locker<br />

Sechs Männer in einem Kreis, die Augen geschlossen<br />

und 100 % Konzentration.<br />

Minuten von Nichts, von Atem und ein geduldiges<br />

Warten.<br />

Und dann das Geräusch eines Regentropfens in einem<br />

verlassenen Raum, das An- und Ausschalten einer<br />

Lampe, eine Zigarette die angezündet wird, verwehtes<br />

russisches Radio, Frauenabsätzen die wegrennen, ein<br />

heulendes Baby, irgendwo weit weg, und quietschende<br />

Autobremsen.<br />

Ohne Verabredung, ohne Reiseziel, aber voller<br />

Hingabe und in völliger Freiheit.<br />

Diese Geräusche, Improvisationen bildeten während<br />

der Probezeit von „Fliegenspiel“ einen täglichen „Trip“’<br />

an der existierenden und nicht-existierenden Welt<br />

entlang.<br />

Tatsächlich eine Erwärmung der Ohren, der Stimme<br />

und des Geistes, im Kern aber das Wesen des<br />

Kreierens, des Machens dieser Produktion.<br />

Völlig im hier und jetzt, in einen gemeinsamen,<br />

erhöhten Stand des Bewusstseins, horchend, und<br />

reagierend ohne Angst vor Fehlern oder falschen<br />

Entscheidungen: frei!<br />

Eine Nobelpreisgewürdigte Geschichte, fünf gute<br />

Schauspieler, ein Freejazz Musiker mit viel Liebe, aber<br />

wenig Achtung für das Theater, dazu ein holländischer<br />

Regisseur und sein Dramaturg.<br />

Eine große Männergruppe auf der Suche nach einer<br />

Geschichte.<br />

Ich bringe mein Ding.<br />

Wir werden die Geschichte einer Gruppe verlassener<br />

Kinder auf einer unbewohnten Insel erzählen. Wir<br />

werden die Kinder nicht spielen. Wir versetzen uns<br />

so gut wie möglich in ihre Situation und werden<br />

dieselben Entscheidungen treffen, dieselben Fehler<br />

machen wie die Figuren unserer Geschichte.<br />

Und ich bringe mein Ding.<br />

Ich will keine Schauspieler sehen, die Kinder spielen.<br />

Ich will erwachsene Männer, die im Hier und Jetzt<br />

stehen. Schauspieler die eine Geschichte erzählen und<br />

sich dabei vollkommen der aktuellen Zeit, des Ortes,<br />

sich selbst und füreinander bewusst sind.<br />

Und natürlich werden wir uns verlieren in der<br />

Geschichte und die lebensbedrohende Situation wird<br />

für die Schauspieler und das Publikum genau so<br />

greifbar wie für die Figuren.<br />

Öffentlich transformieren, aus Nichts - Etwas machen.<br />

Ich bringe mein Ding.<br />

Wir werden dieser Vorstellung nicht spielen, aber wir<br />

werden die Vorstellung machen, entstehen lassen, in<br />

Anwesenheit von einander und dem Publikum.<br />

Nicht alles festlegen, Raum schaffen um hier und<br />

jetzt reagieren zu können. Um einander immer wieder<br />

überraschen zu können. Kenne einfach die Geschichte<br />

die erzählt werden muss verdammt gut!<br />

Ich bringe mein Ding. Und es wird unser und euer<br />

Ding, sobald ich wieder zurückreise nach Holland.<br />

Ein großes Fest.<br />

Und jetzt, viele Jahre später, taucht manchmal die<br />

Frage einer Fortsetzungsarbeit auf.<br />

Ja, natürlich, gerne, denke ich dann, sofort begeistert.<br />

Aber wenn ich dann unsere älter gewordenen Köpfe,<br />

Körper und Leben sehe, frage ich mich ob es vielleicht<br />

eher kein Verlangen nach einer neuen Produktion ist,<br />

sondern viel mehr das Verlangen nach dieser Zeit als<br />

wir Jungen waren, frei, unbesonnen und ohne Angst.<br />

Bas Zuyderland<br />

19


20<br />

Kelkheim, Friedberg, Haiger, Wächtersbach, Rödermark, Homberg, Marburg, Duisburg, Hungen<br />

er einen Workshop gemacht hatte,<br />

empfohlen worden. Wir waren öfter<br />

nach Holland gereist und waren<br />

begeistert vom „holländischen Stil“.<br />

Wir wollten auch so etwas machen<br />

wie „Wederzeijds“ oder die anderen<br />

holländischen Gruppen. Wir trafen<br />

uns mit Inèz. Wir hatten schon<br />

über eine ganze Reihe von Stücken<br />

gesprochen, aber entweder gefi elen<br />

sie uns oder ihr nicht. Bei letzterem<br />

Vorschlag allerdings sagte sie, das<br />

sei ein sehr guter Stoff, nur glaube<br />

sie nicht, dass es richtig sei, das mit<br />

ihr zu machen: „Das müsst ihr mit<br />

meinem Freund Bas machen!“ Wir<br />

trafen uns kurz darauf mit Bas Zuyderland<br />

aus Amsterdam. Wir holten<br />

ihn vom Bahnhof ab, liefen durch die<br />

Stadt und es fi ng an zu schwingen,<br />

gemeinsam zu schwingen. Ja, das ist<br />

gut! Das ist eine gute Idee! Keine<br />

Palmen. Wir improvisieren, wir erzählen,<br />

wir spielen Erwachsene, die<br />

das als Kinder erlebt haben. Kisten<br />

als Bühnenbild. Kein Text, macht<br />

nix- den schreib ich! . Wir brauchen<br />

viele Leute! Wie viele? Mindestens 5!<br />

Das könnte gehen! Ralph Förg empfahl<br />

uns Günther Henne, mit dem<br />

er für die ersten Produktionen am<br />

Theaterhaus plante und Arni Arnold<br />

als spielenden Musiker, Stefan Holm<br />

war ja schon bei anderen Produktionen<br />

dabei gewesen. Motz ergänzte<br />

das Team, hatte diesmal aber nicht<br />

so viel auszustatten als bei vielen<br />

anderen Stücken. Die Männercrew<br />

war komplett und begab sich 6 Wochen<br />

auf die „Insel“ im damaligen<br />

Proberaum in der Schlosstrasse in<br />

Bockenheim. Der Außenposten zur<br />

übrigen Welt war ich, erstmals in<br />

eine Produktion eingebunden und<br />

hin und wieder bei den Proben dabei.<br />

Am Stückende stehe ich sogar<br />

seit der Premiere am 19. Oktober<br />

1995 von „Fliegenspiel“ als Retter<br />

und „Spielverderber“ auf der Büh-<br />

Ralph und Jack sehen das Untier<br />

ne. Dieses Stück begleitet uns nun<br />

schon über 12 Jahre in weit über<br />

200 Vorstellungen, aber immer noch<br />

lebendig ist die Idee, die Vorstellung<br />

jedesmal neu zu schaffen. Nach fast<br />

jeder Vorstellung gibt es neue Diskussionen<br />

über die Figuren, was sie<br />

wann und wie und warum machen.<br />

Die Zusammenarbeit mit Bas und<br />

dessen Dramaturgen Mart-Jan Zegers<br />

ist auch der Beginn einer langen<br />

Freundschaft und Zusammenarbeit<br />

mit dem holländischen Trio Bas<br />

Zuyderland, Inèz Derksen und Silvia<br />

Andringa, die dann Jahre später in<br />

der Gründung von „Het Laagland“<br />

ihre Institution fi nden.<br />

1995<br />

Wir hatten im November 1995 genau<br />

10 Tage Zeit um uns für eine Fahrt


Sarajevo<br />

Tagebuch der Sarajevo Reise<br />

09.11.1995<br />

Die Entscheidung zur Fahrt nach Sarajewo wird getroffen.<br />

Das Goethe-Institut übernimmt die Fahrtkosten, die EU-Administration<br />

in Mostar sagt Hilfe zu.<br />

11.11.<br />

Abfahrt in <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong> gegen 16 Uhr. Wir kommen<br />

problemlos voran und entscheiden uns von Österreich aus über<br />

Triest/Italien nach Slowenien einzureisen. Wir haben keinerlei<br />

Zoll-Papiere und befürchten Probleme.<br />

12.11.<br />

Morgenstund` hat Gold im Mund! Früh sind wir auf der Piste<br />

und nehmen in Italien einen Cappuchino, der eben hier schmeckt<br />

wie nirgendwo sonst.<br />

Der slowenische Zöllner will nicht einmal in unser Auto hineinschauen;<br />

lediglich die vergessene „Grüne Karte“ muß noch<br />

erworben werden.<br />

Nach kurzer Fahrt durch die slowenische Hügellandschaft erreichen<br />

wir die kroatische Grenze, wo pfl ichtbewußte Beamte eine<br />

Zoll-Erklärung verlangen. Als sie diese nicht erhalten, inspizieren<br />

sie zu zweit den Inhalt unseres Fahrzeuges, erfahren, daß dies<br />

Theater-Ausrüstung<br />

ist und werden sehr freundlich. Wir dürfen einreisen.<br />

Gegen Mittag erreichen wir Rijeka, und da die Fähre nach Split<br />

erst abends fährt, nehmen wir den Landweg. Wegen der schlechten<br />

Straßenverhältnisse, teilweise durch Kriegszerstörungen,<br />

benötigen wir für die 380 km etwa 7 h.<br />

Wir werden haüfi g kontrolliert, erleben aber immer bei Soldaten<br />

und Polizisten die Wandlung eines misstrauischen oder missmutigen<br />

Gesichtes in ein freundliches, wenn wir unser Zauberwort<br />

„Pozoriste“, Theater nennen und sagen, daß wir in Sarajewo spielen<br />

wollen.<br />

Wir übernachten in Split im Park-Hotel, Palmen vor den Fenstern<br />

und Promenade um die Ecke.<br />

Bei einer großen Fischplatte und einer Flasche guten dalmatinischen<br />

Rotweins beschließen wir den Abend mit gemischten<br />

Gefühlen.<br />

13.11.<br />

Das Frühstücks-Buffet mit dem Charme einer Kolchose erinnert<br />

uns an vergangene Zeiten.<br />

An der Grenze zur kroatisch-bosnischen Föderation ergeht es uns<br />

wie an allen anderen Kontrollstellen: Problemlose Durchfahrt.<br />

Der Krieg wird jetzt sichtbar; die Zerstörungen nehmen zu, die<br />

Armut auch und überall warten die Menschen auf Mitfahrgelegenheiten.<br />

Gegen 10 Uhr erreichen wir Mostar und der Grenzposten versi-<br />

chert uns, der Weg nach Sarajewo sei frei.<br />

So lassen wir die EU-Administration und den kroatischen Teil<br />

Mostars links liegen und fahren durch die UNO-Kontrolle nach<br />

Bosnien-Herzegowina ein, nicht ohne vorher noch eine „Grüne<br />

Karte“ erworben zu haben.<br />

Überall sind UNO-Trupps bei der Ausbesserung der, oft erheblich<br />

zerstörten Strassen und Brücken.<br />

Zahlreiche Kontrollen verlaufen in oben beschriebener Weise und<br />

um die Mittagszeit erreichen wir den Berg Igman; jenseits des<br />

Höhenzuges liegt Sarajewo.<br />

Vorerst scheint die Fahrt hier zu Ende: Die Straße wird ausgebessert,<br />

große Fahrzeuge können nicht passieren.<br />

Während einer Unterhaltung mit einem wartenden Soldaten wandern<br />

unsere Pässe, sowie die Einladung des Kulturministeriums in<br />

die Kommandantur und nach 10 Minuten fahren wir bergwärts.<br />

Der freundliche Soldat fährt mit uns und steigt an einem Kontrollposten<br />

im Wald, nahe der Olympia-Schanze aus.<br />

Der ehemalige Waldweg, während des Krieges die einzige „ sichere“<br />

Verbindung nach Sarajevo, ist zu einer halbwegs befahrbaren<br />

Piste ausgebaut und noch vereist.<br />

Im Schrittempo und mit härtesten Erschütterungen kommen wir<br />

bis zu einer Stelle im Wald, wo bosnisches Militär eine Schafherde<br />

aus einem LKW auslädt; wir nutzen die unfreiwillige Pause, um<br />

uns in unserer Bordküche einen Espresso zu kochen.<br />

Nach 3 Stunden Fahrt, vorbei an zerschossenen Autowracks, liegt<br />

Sarajewo vor uns im Tal, in Nebelschwaden eingehüllt und so<br />

ruhig, als wäre nie Krieg gewesen.<br />

Am UN-Kontrollpunkt zur Überquerung des Flughafen-Korridors<br />

rauchen wir mit dem französischen Verbindungsoffi zier eine<br />

Gauloise und kurz danach fahren wir auf der, uns aus dem Fern-<br />

21


22<br />

Sarajevo<br />

sehen wohlbekannten Snajper-Allee nach Sarajewo hinein.<br />

Sarajewo ist nur noch schwarz-weiß.<br />

„Pozoriste Mladih“ ist wohlbekannt und schon nach wenigen<br />

Minuten haben wir das Theater erreicht. Zwei unserer Sarajewoer<br />

Kollegen, Safed und Marko, werden herbeigerufen, denn so früh<br />

hatte man uns nicht erwartet.<br />

Wir laden noch schnell unser Bühnenbild aus und am frühen<br />

Abend sitzen wir in Markos Wohnung mit weiteren „Mladihs“,<br />

wie wir sie nennen, bei einem gemütlichen Abendimbiß<br />

beisammen.Die tägliche Ausgangssperre um 22 Uhr setzt dem<br />

Abend ein Ende.<br />

14.11.<br />

Wir treffen uns im Theater mit den restlichen Kollegen bei türkischen<br />

Kaffee und großem Hallo.<br />

Anschliessend bauen wir unsere Bühne auf und wir proben einen<br />

Durchlauf mit Tomislav, unserem Saxophonisten aus Sarajevo für<br />

die beiden Sarajevoer Vorstellungen.<br />

Die Währung ist DM, die Preise sind mit den unseren vergleichbar,<br />

seit durch die Öffnung nun nahezu alles zu kaufen ist.<br />

15.11.<br />

Die Vorstellung zusammen mit unserem Saxophonisten klappt<br />

gut; leider sind durch einen Organisationsfehler nur etwa 60 Kinder<br />

da. Denen gefällt die Vorstellung jedoch ausgesprochen gut,<br />

was sie auch dem bosnischen TV mitteilen, welches noch eine<br />

Szene und ein kurzes Interview aufnimmt.<br />

Anschließend Pressekonferenz mit Rundfunk und mehreren Tageszeitungen,<br />

Vesna, unsere Dolmetscherin arbeitet hart.<br />

Bei einem kleinen Empfang im Kulturministerium betont der<br />

stellvertretende Minister die Unabhängigkeit und Bedeutung von<br />

Theater; wir betonen, daß gerade Kinder- und Jugend-theater in<br />

Sarajewo fi nanzielle Unterstützung benötigen.<br />

Nach einem, wie immer hervorragenden Kaffee, machen wir<br />

einen kleinen Bummel und besuchen Orte, an denen unsere<br />

bosnischen Kollegen seit Jahren nicht mehr waren.<br />

Die Ausgangssperre stört uns diesmal erheblich, und wir schaffen<br />

es erst mit 10 minütiger Verspätung nach Hause zu kommen.<br />

Dies kann 50 DM pro Person und eine Nacht auf der Wache<br />

kosten, aber die beiden Polizisten, die uns direkt vor unserem<br />

Haus begegnen, haben wichtigeres zu tun.<br />

16.11.<br />

Diesmal ist die Vorstellung voll: Etwa 350 Zuschauer auf 300<br />

Plätzen, dazu ein Team der ARD. Die ARD sendet einen Ausschnitt<br />

im „Morgenmagazin“.<br />

Unser Saxophonist eröffnet, der Strom fällt aus!<br />

Ein Anruf beim Elektrizitätswerk, 15 Minuten Wartezeit in totaler<br />

Finsternis und es kann weitergehen.<br />

Eine schöne Vorstellung, herzlicher Schlussapplaus und der<br />

Strom ist wieder weg. Kurzes Interview des deutschen TV`s und<br />

dann Abbau.<br />

Wir besorgen Mitbringsel für unsere Kinder und fi nden uns am<br />

Nachmittag im Theater zu einer Abschiedsfeier zusammen.<br />

Ein Dankeschön von unseren Sarajewoer Freunden, verbunden<br />

mit leckeren Spezialitäten, einigen Liedern und Abschiedsgeschenken,<br />

mit einer wunderbaren, offenen Herzlichkeit, machen<br />

dies zu einem Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden!<br />

17.11.<br />

Auf Anraten unserer Freunde und aufgrund einer Information<br />

der französischen UNO-Kommandantur fahren wir nicht die<br />

„Blue-Route“, durch die serbischen Gebiete, sondern machen uns<br />

wieder auf in Richtung Berg Igman.<br />

Wir sehen bekannte Gesichter in und um den Konvoi, der auf<br />

die Begleitung durchs Niemandsland wartet. Mit etwas Verspätung<br />

geht es los, dafür bewältigen wir die Waldpiste, die wieder<br />

etwas ausgebauter daherkommt, in etwa 1 ½ h.<br />

Von der kroatischen Grenze abgesehen, werden wir nicht mehr<br />

angehalten, noch kontrolliert.<br />

Die meisten der, vor einigen Tagen noch zahlreichen Kontrollposten,<br />

sind abgebaut.<br />

Eine Bestätigung der Meinung unserer Kollegen und Freunde<br />

aus Sarajewo: Der Anfang vom Ende des Krieges!??<br />

Nachmittags in Split telefonieren wir nach Hause, kaufen ein<br />

und entern die Fähre.<br />

Am Nachmittag sind wir im Duty-Fre-Shop an der slowenischösterreichischen<br />

Grenze, und um Mitternacht in <strong>Frankfurt</strong>.<br />

Willy


Nauheim, Braunschweig, <strong>Frankfurt</strong> Höchst, Büdingen, Viernheim, Seeheim, Bruchköbel, Gladenbach<br />

zu Lande nach Sarajevo vorzubereiten.<br />

So alt war der Waffenstillstand<br />

in Bosnien, als wir mit dem Ziel Sarajevo<br />

losfuhren, nachdem Pozoriste<br />

Mladih aus Sarajevo gemeldet hatte:<br />

„Wir haben überlebt“. Wir wollten<br />

ein Versprechen einlösen und machten<br />

uns auf die Reise.<br />

Nach der Rückkehr bekamen wir<br />

einen Text in die Hände, der vom<br />

Krieg erzählt. In diesem Text sind<br />

die Soldaten Luftballons, die am<br />

Ende, während des Schwertkampfes<br />

um die Sandburg, die dabei zerstört<br />

wird, abgestochen werden. Es<br />

ist der Text „Heinrich der Fünfte“,<br />

nach Shakespeare, der von Ignace<br />

Cornelissen als Erzähltheater, unter<br />

den Eindrücken der medialen<br />

Vermittlung des ersten Golfkrieges<br />

geschrieben wurde. Ich übernahm<br />

die Rolle des Skeptikers bei diesem<br />

Text, wurde aber fl ugs überstimmt<br />

und jetzt war auch Inéz Derksen<br />

begeistert, sie hatte eine Aufführung<br />

der Originalinszenierung in den<br />

Niederlanden gesehen.<br />

1996<br />

Wir machten am 13. April 1996 die<br />

deutsche Erstaufführung dieses Theaterstückes.<br />

Dass wir heute die Letzten<br />

sind, die dieses Stück, mit inzwischen<br />

fast 30 Inszenierungen, noch<br />

immer mit großem Erfolg spielen,<br />

hätten wir damals nicht gedacht.<br />

Das Festival Luaga´n Losna im österreichischen<br />

Vorarlberg hat uns schon<br />

oft eingeladen und wir fahren dort<br />

meist im Juni sehr, sehr gerne hin,<br />

weil wir die besondere Atmosphäre<br />

dieses Festivals lieben.<br />

Im Jahre 2000 waren wir mit „Heinrich<br />

der Fünfte“ eingeladen und Jeremy<br />

Turner aus Wales hat das Stück<br />

gesehen. Er war begeistert. Mehrere<br />

Jahre lag er uns in den Ohren, das<br />

Stück auf englisch zu spielen. Im<br />

Sommer 2004 haben wir dann die<br />

Umproben begonnen. Nachdem wir<br />

die englische Premiere mit Susanne<br />

Horst Kiss als Heinrich V.<br />

Schyns gezeigt hatten, wurde sie<br />

schwanger und damit war die ganze<br />

Reise in Frage gestellt. Uta Nawrath<br />

erklärte sich bereit, Prinzessin Catherine<br />

zu spielen, deshalb konnten wir<br />

dann doch nach Wales fahren. Zum<br />

Glück. Dort waren zu dem Festival<br />

„Open Doors“ Festivalveranstalter<br />

unter anderem aus Kanada eingeladen.<br />

So wurden wir für den Juni<br />

Die Überfahrt<br />

2006 zu 2 kanadischen Festivals<br />

eingeladen. Im Herbst 2007 wird<br />

wieder eine Reise nach Wales stattfi<br />

nden, diesmal eine Tournee über 2<br />

Wochen. Prinzessin Catherine ist die<br />

Rolle, die die meisten Umbesetzungen<br />

erlebt hat. Sabinja Welber, die die<br />

Premiere spielte, ist am 7. Juli 1998<br />

gestorben. Anja Lenssen, die die Rolle<br />

dann übernahm, wechselte nach<br />

weiter auf Seite 28<br />

23


24<br />

Bingen, Jena, Sarajevo, Sindelfi ngen, Altenstadt, <strong>Frankfurt</strong>, Schlitz, Darmstadt, Haiger,<br />

Erzähler Lass einfach die Dinge auf dich zukommen.<br />

Heinrich Du hast leicht reden. Ich habe so viele Fragen.<br />

Werde ich König bleiben. Werde ich jemals<br />

heiraten? Bekomme ich nicht irgend eine<br />

Krankheit, ein Krebsgeschwür oder einen Buckel<br />

-und er sagt: Lass einfach die Dinge auf<br />

dich zukommen.<br />

Heinrich V,<br />

von Ignace Cornelissen frei nach Shakespeare.<br />

10 Jahre her.<br />

3 Grüne Sosse-Männer, so unterschiedlich als nur sein<br />

kann.<br />

Mit Horst Kiss und Sabinja Welber als Schauspielgäste<br />

dazu.<br />

Der Proberaum liegt in Sachsenhausen und gehörte den<br />

Traumtänzern. Komplett mit einer imposanten, sehr beliebten<br />

Kaffeemachine und unten ein Getränkegeschäft.<br />

Fast jeden Mittagspause gibt es was schönes, warmes zum<br />

Essen.<br />

Und sehr oft feiern wir unsere Proben mit Sekt, Wein, Bier<br />

oder Schnaps.<br />

Wahrscheinlich weil es einer meine ersten Probeaufträge ist,<br />

passend zum Stück, darf jeder Schauspieler ein Tag lang<br />

König spielen, und sich ALLES wünschen, was ein König<br />

sich nur wünschen kann.<br />

Und fast jede Woche beenden wir eine Abendprobe tanzend,<br />

swingend im Sinkkasten. Wie gut kann das Theaterleben<br />

sein?<br />

Gab es schon ein Grüne Sosse Büro?<br />

Ich habe keine Ahnung. Meiner Meinung nach, geschah alles<br />

im Proberaum, zum Teil wahrscheinlich auch im Theaterhaus,<br />

oder an Schreibtischen bei den Männern zu Hause.<br />

Sigi, Willy, Detlef.<br />

Theatermänner. Familienmänner.<br />

Neugierig, Charmant, Direkt, Humorvoll,<br />

Ehrgeizig, Offen und sehr Sensibel.<br />

Alles wird gespürt. Alles wird gefragt. Alles wird gesagt.<br />

Selten so unterschiedliche Männer, Freunde und<br />

Kollegen, kennen gelernt die Alle drei so ein großes Talent<br />

teilen, um sich so leicht zu so viel verschiedenen Menschen<br />

und Gruppen zu verhalten und verbinden zu können.<br />

Ein großes Talent für Chemie.<br />

Eine wunderbare Nase für die richtige Welle oder Ebene.<br />

Ein Auge für Wachstum.<br />

Bei allen Regisseurinnen, Gästen und Publikumsgruppen<br />

gehen sie ein auf das was gefragt und angeboten wird.<br />

In Atmosphäre, Spielstil und Eigenartigkeiten.<br />

Immer auf der Suche nach einem aufrichtigen Kontakt.<br />

Immer austauschen und weiter entwickeln wollen.


<strong>Frankfurt</strong>, Gelnhausen, Suhl, Bad Soden, Wetzlar, Büdingen, Giessen, Lohne, Oberursel, Mücke<br />

Papel Sie essen so viel oder so wenig wie Sie wollen,<br />

und tun einfach, als ob Sie zu Hause sind.<br />

Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn<br />

Sie sich zu mir an diese festliche Tafel setzten.<br />

Es wäre mir ein großes Vergnügen,wieder<br />

einmal mit jemandem gemeinsam zu essen..<br />

Colchica Danach will ich aber weiter.<br />

Papel Natürlich, nach dem Essen will auch ich<br />

weiter. Aber der Mensch muss essen. Sie doch<br />

auch?<br />

Colchica Ich will nur nicht so viel Zeit verlieren.<br />

Papel Eine gesellige Mahlzeit ist nie ein Zeitverlust.<br />

Koffer auf Reisen von Geert Genbrugge<br />

10 Jahren später.<br />

Sigi und als Gastschauspielerin Andrea Zanaboni.<br />

Ein schöner, witziger Text.Deutsche Erstaufführung.<br />

Mit Liebe inszeniert und gespielt. Ohne einen besonders<br />

kommerziellen Titel, sehr geeignet für ein nicht besonders<br />

kommerzielles Publikumsalter.<br />

10 Jahren später.<br />

Einige internationale Erfolge weiter.<br />

Heinrich V heißt nun Henry V.<br />

Bei einigen Grüne Sosse- Männer spürbar weniger Haaren.<br />

Zum Teil auch weniger ‚wild‘.<br />

Ein eigenes Theaterstudio.Eigene Büros und Räume.<br />

Eigene Jugendclubs.<br />

Eigene Kinder gehören mittlerweile auch zur<br />

schauspielenden Jugend.<br />

Abwechselndes Repertoire: festliches, leichtes Theater, so<br />

wie auch schwere Themen-Stücken.<br />

Noch immer offen. Noch immer auf der Suche.<br />

Nach neuen Theatererfahrungen. Neuen Stücken, neuen<br />

Theatermachern, neuen Zusammenarbeiten. Nach neuen<br />

Theater‘Hits‘.<br />

Wenn man <strong>Frankfurt</strong> durch die Augen von Freunden<br />

kennenlernen kann, dann wird man dieser Stadt lieben. So<br />

wie ich.<br />

Wenn man die Chance bekommt mehrere Male diesen<br />

(Theater)Kulturellen Austausch so intensiv zu erfahren<br />

und viele Perspektiven geöffnet zu bekommen, dann wird<br />

das Interesse für das Deutsche Kinder- und Jugendtheater<br />

einfach geweckt.<br />

So wie bei mir, und bei meinen Holländischen Kollegen.<br />

Diese, damals blutjunge, holländische Regisseurin hat von<br />

Anfang an unglaublich viel Vertrauen bekommen.<br />

Alter war egal. Talent und Ideen wurden erkannt und<br />

eingeladen.<br />

Es gab sofort allen Raum, alle gewünschte Bedingungen.<br />

Was das für einen großen Eindruck gemacht hat, und für<br />

mich persönlich bedeutet hat, als Mensch und als (junge)<br />

‚FachFrau‘, ist kaum zu beschreiben.<br />

Viel war es, Viel ist es.<br />

Sigi, Willy, Detlef.<br />

Theatermänner. Familienmänner. Männertheater.<br />

Familientheater. Theaterfamilie.<br />

Freunde fürs Leben.<br />

Was machen wir denn in 10 Jahren zusammen?<br />

Colchica Liebe auf den ersten Blick. Für Sie war es Liebe<br />

auf den ersten Blick.<br />

Papel Genau. Für mich war es Liebe auf den ersten<br />

Blick. In dem Augenblick, in dem ich Sie<br />

zwischen all Ihren Koffern sah, wusste ich, das<br />

ist Liebe auf den ersten Blick. Für mich. Aber<br />

woher wissen Sie das?<br />

Colchica Eine Frau fühlt das. Außerdem haben Sie mich<br />

nicht vorbeigelassen. Sie haben mir die ganze<br />

Zeit den Weg versperrt. Das sagt doch alles.<br />

Papel Sie wussten also die ganze Zeit, dass es Liebe<br />

auf den ersten Blick war und haben nichts<br />

gesagt.<br />

Colchica Was sollte ich sagen?<br />

Papel Sie hätten irgendetwas sagen können. Mir fällt<br />

jetzt auch nicht gleich etwas ein. Ich meine.<br />

Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.<br />

Und für Sie? Wie war es für Sie?<br />

Inèz Derksen<br />

Sittard, 29. November 2006<br />

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26<br />

Statistik, Zahlen, Zeiten, Produktionen, Vorstellungen, Zuschauer<br />

1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994<br />

Sarajevo BIH<br />

Gastspiele in 12 verschiedenen Ländern:<br />

St. Vith B<br />

Ungarn<br />

Luxemburg<br />

Niederlande<br />

Schweiz<br />

Jekatarinburg RUS<br />

184 Vorstellungen Kein Feuer ohne Kohle 30.000 Zuschauer<br />

92 Vorstellungen Voll auf der Rolle 17.000 Zuschauer<br />

Geiselnahme 38 Vorstellungen 4.000 Zuschauer<br />

Burning Love 46 Vorstellungen 6.000 Zuschauer<br />

Mensch ich Lieb dich doch 280 Vorstellungen 70.000 Zuschauer<br />

Herning DK<br />

5 Vorstellungen 150 Zuschauer<br />

400 Zuschauer 6 Vorstellungen Taxifahrer<br />

Emigranten<br />

5000 Zuschauer Fräulein Julie 66 Vorstellungen<br />

Robinson & Crusoe<br />

Rasierme<br />

Mirad–<br />

9.000 Zuschauer Game over – Insert coin 52 Vorstellungen<br />

König in der Pfütze 23 Vorstellungen 2.200 Zuschauer


1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />

400 Zuschauer 4 Vorstellungen SommerLieben<br />

Der Junge und die See 14 Vorstellungen 700 Zuschauer<br />

Wintermärchen 90 Vorstellungen 12.000 Zuschauer<br />

Heinrich der Fünfte 186 Vorstellungen 21.000 Zuschauer ab 2004 Henry the Fifth<br />

Fliegenspiel 224 Vorstellungen 40.000 Zuschauer<br />

sser<br />

ein Junge aus Bosnien 69 Vorstellungen 7000 Zuschauer<br />

56 Vorstellungen 4800 Zuschauer<br />

14.000 Zuschauer 103 Vorstellungen<br />

2000 Zuschauer 22 Vorstellungen Koffer auf Reisen<br />

10.500 Zuschauer 75 Vorstellungen Feuerfest<br />

48 Vorstellungen Plumpsack 6.000 Zuschauer<br />

40 Vorstellungen Schlagmann 5.500 Zuschauer<br />

11 Vorstellungen Salzige Zeiten 1.200 Zuschauer<br />

Hexenschuss 47 Vorstellungen 4.000 Zuschauer<br />

8 Vorstellungen Du bzw. Ich 700 Zuschauer<br />

Muffensausen 7 Vorstellungen 500 Zuschauer<br />

33 Vorstellungen Pinguine können keine Käsekuchen backen 3.000 Zuschauer<br />

Winterwasser 3 Vorstellungen 300 Zuschauer<br />

Strandläufer 122 Vorstellungen 15.000 Zuschauer<br />

Mit mir nicht 3 Vorstellungen 250 Zuschauer<br />

Nenzing A<br />

Osaka JAP<br />

Aberystwyth GB<br />

Toronto/ St. Albert CAN<br />

27


28<br />

Groß Gerau, Berlin, Groß Bieberau, Friedrichsdorf, Nidda, Neu Anspach, Friedberg, <strong>Frankfurt</strong>,<br />

Heinrich und ich<br />

Meine Kindheit war durchschnittlich, so wie die eines jeden Jungen. Doch<br />

dann kam Heinrich. Das Stück „Heinrich der Fünfte“ veränderte meine<br />

Kindheit. Ich sah es das erste Mal mit 4 Jahren und war sofort infi ziert.<br />

Zugegeben, in diesem Alter ist man als Junge sehr empfänglich für alles was<br />

mit Rittern und Burgen, mit Schwertern und Schilden, mit Pfeil und Bogen<br />

und Kämpfen zu tun hat. Zusammen mit meinem besten Freund Marvin<br />

(Willys Sohn) führten wir das Stück, aus unserer Erinnerung, in unserem<br />

Kinderladen ungefähr einmal die Woche auf. Dort hatten wir Kostüme.<br />

Die Schwerter bekamen wir von unseren Vätern. Die erste Vorführung<br />

wurde gut besucht, doch dann ging<br />

es abwärts. Wir hatten uns, wie<br />

jedes Theater, mit dem Thema der<br />

Zuschauerresonanz auseinander zu<br />

setzen. Die Lösung? Es gab keine!<br />

Wir führten das Stück weiterhin jede<br />

Woche auf, auch wenn nur noch die<br />

neuen Kinder und Kamo einer unserer<br />

Betreuer kamen. Die fehlenden<br />

Zuschauer störten uns nicht, ausser<br />

sie kamen erst, um nach einer Weile, unsere Vorführung zu stören.<br />

Unsere Interpretation „Heinrich des Fünften“ führten wir bei jeder Gelegenheit<br />

auf, sprich auf Sommerfesten und ähnlichem. Außerdem hatte<br />

unser Lieblingsbetreuer, gleichzeitig unser treuester Zuschauer, was wahrscheinlich<br />

in irgendeiner Art und Weise zusammen hing, eine Sendung<br />

auf Radio X. So führten wir zum Ende unserer von Heinrich bestimmten<br />

Kinderladenzeit das Stück im Radio auf. Es klappte genauso gut wie in<br />

unserem Kinderladen, außer dass das Stück von zehn Minuten nochmals<br />

auf ungefähr fünf geschmolzen war, was mit unserer Aufregung zusammen<br />

gehangen haben kann.<br />

Die letzte dieser glorreichen Aufführungen, zum Kinderladen- Abschlussfest,<br />

ging leider etwas in die Hose. Unsere Prinzessin Katherin hatte sehr<br />

starkes Lampenfi eber oder ähnliches. Fest steht, dass sie erst nicht auf die<br />

Bühne kommen wollte, sich dann doch traute, um schließlich die Bühne<br />

wieder zu verlassen. Trotzdem war dies die vollkommenste Vorstellung, da<br />

wir das erste Mal eine Prinzessin Katherin, eine Live-Ein-Junge-Band und<br />

einen Techniker in Form unseres Lieblingsbetreuers hatten, welcher gleichzeitig<br />

unser Motivator war. Max Farr ( Detlefs Sohn)<br />

Verhandlungen<br />

Fortsetzung von Seite 23<br />

einem Jahr in ein festes Engagement<br />

zum Stadttheater. Susanne und Uta<br />

teilen sich jetzt manchmal die Rolle.<br />

Aber auch König Heinrich wurde<br />

nicht immer von Günther Henne<br />

gespielt, die Premiere machte Horst<br />

Kiss, auch er wechselte nach kurzer<br />

Zeit in ein festes Engagement.<br />

1996 spielten wir so viele Vorstellungen<br />

wie schon lange nicht mehr, alleine<br />

62 „Fliegenspiel“ Vorstellungen.<br />

Bei einer denkwürdigen Preisverleihung<br />

erhielten wir den Jugendtheaterpreis<br />

1996 der Stadt München,<br />

den „Wolfgang-Anraths-Gedächtnis-<br />

Preis“ für unsere Produktion „Fliegenspiel“.<br />

Denkwürdig, weil, nach<br />

einigen Maß Bier, das Preisgeld von<br />

2.000,- auf 2.500,- DM und dann<br />

sogar, während der Verleihung, noch<br />

auf 3.000,- DM erhöht wurde. Es ist<br />

auch das erste Mal, dass wir nach<br />

St. Vith in Belgien zum Theaterfest<br />

der AGORA eingeladen wurden, wo<br />

wir Menschen wie Claus Overcamp,<br />

Marcel Cremer, Taki Papaconstatinou,<br />

die beim <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />

noch eine wichtige Rolle spielen werden,<br />

kennen lernten.


Büttelborn, Kilianstädten, Bochum, Hanau, Hasselroth, Spangenberg, Laubach, Nauheim, Jena<br />

1997<br />

waren wir im April mit<br />

„Robinson&Crusoe“ zu einem internationalen<br />

Festival nach Budapest<br />

eingeladen.<br />

Wir widmeten uns Anfang des Jahres<br />

der Produktion eines weiteren<br />

Stückes von Ignace Cornellissen<br />

„Der Junge und die See“, ein modernes<br />

Märchen darüber, wie Vater<br />

und Sohn die verschwundene Mutter<br />

wieder fi nden. In der Regie von<br />

Heiner Fahrenholz spielten Patrick<br />

Hellenbrand und Willy. Zur Premiere<br />

kam an Pfi ngsten ein sehr klares<br />

und stilisiertes Kammerspiel, das den<br />

wenigen Zuschauern, die diese Stück<br />

erlebten, große Freude machte. Leider<br />

konnten wir das Stück nur kurz im<br />

Repertoire behalten, da auch Patrick<br />

zum Stadttheater wechselte. Der 15te<br />

Geburtstag wurde im Sommer mit<br />

einem kleinen internationalen Festi-<br />

val gefeiert. Wir hatten das AGORA<br />

Theater aus Belgien, das Pozoriste<br />

Mladih aus Sarajevo, die Mevrouw<br />

Smit aus den Niederlanden und das<br />

Theater Spilkischte aus der Schweiz<br />

zu Gast. Im Herbst waren wir wieder<br />

in Belgien eingeladen, diesmal mit<br />

„Heinrich der Fünfte“.<br />

Seit dem Sommer waren wir Mieter<br />

im Löwenhof mit dem Klappmaul<br />

Theater als Nachbarn und began-<br />

„Der Junge und die See“<br />

nen dort, Ignace Cornellissen treu<br />

bleibend, die Produktion von „Wintermärchen“.<br />

Die Arbeit wurde von Silvia Andringa,<br />

die Dritte des holländischen<br />

Trios, geleitet. Es stießen neue Kolleginnen<br />

zu uns, Hanna Linde und<br />

Raija Siikarvirta, so dass wir wieder<br />

im größeren Ensemble auf der Bühne<br />

standen. Auch wenn wir dachten, mit<br />

dem holländischen Erzähltheaterstil<br />

schon vertraut zu sein, lernten wir in<br />

dieser Produktion wieder, dass es keinen<br />

Stillstand im Theater gibt und<br />

dass es ohne große Anstrengungen<br />

sowieso nicht geht. „Wintermärchen“<br />

wurde eine erfolgreiche Produktion,<br />

die sehr lange brauchte, um sich frei<br />

zu spielen. In großen Hallen konnten<br />

wir uns mit den wenigen Requisiten<br />

und dem „armseligen“ Bühnenbild<br />

manchmal etwas verlieren. Silvia<br />

war zwar bis zum Ende unzufrieden,<br />

aber dann doch erstaunt darüber,<br />

wie lange wir „Wintermärchen“ im<br />

Repertoire hatten. Denn das Spiel<br />

um den Kuss und die blinde Eifersucht<br />

des böhmischen Königs, sowie<br />

29


30<br />

Köln, Budapest, Fellbach, <strong>Frankfurt</strong>, Marburg, Duisburg, Wolfsburg, Brackenheim, Schwaigern,<br />

Der Anfang eines Frühlings während des<br />

Wintermärchens<br />

Wir sitzen auf einer Holzbank in einer kleinen Küche<br />

und ich beuge mich über einen winzigen Papierstreifen,<br />

der eine wichtige Botschaft verbirgt. Es ist noch zu<br />

früh. Wir müssen ein paar Minuten warten. Wir<br />

trinken Wasser. Ich rauche – gegen besseres Wissen<br />

– eine Zigarette.<br />

Ich bin mit meinem Freund Paul in der Wohnung von<br />

Sigi.<br />

Der Wohnungsinhaber selber ist nicht da. Er hat vor<br />

ein paar Monaten sein Herz an eine gewisse Doro<br />

verloren – eine tolle Frau, von der ich hoffe, dass sie<br />

ihm viel Licht und frischen Wind bringen wird. Sigi<br />

kommt heute Abend wahrscheinlich nicht nach Hause.<br />

Gut!<br />

Eine Minute verstreicht. Es ist eine gemütliche<br />

Wohnung. Ich habe ein phantasieloses Zimmer, in<br />

dem ich mich richtig wohl fühle, und Sigi ist ein guter<br />

Mitbewohner. Ich erzähle Paul von dem Eurodeutsch,<br />

dass ich – trotz meiner leidenschaftlichen Versuche,<br />

gut Deutsch zu sprechen - jeden Tag aufs Neue erfi nde.<br />

Sigi schreibt meine Kapriolen und Versprecher in ein<br />

Büchlein. Es würde mich nicht wundern, wenn es<br />

anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Deutsch-<br />

Niederländischen Jugendtheater Freundschaft<br />

gedruckt erscheint! Das Buch sollte unbedingt<br />

„Rahmenbeschützung“ heißen. (Mein Versuch, das<br />

Wort Gardine zu beschreiben.)<br />

Wieder verstreicht eine Minute. Ich erzähle Paul über<br />

die Proben zu Wintermärchen. Wir proben seit drei<br />

Wochen. Die Arbeit macht Spaß und ich fange an, ein<br />

gutes Bild von Willy, Sigi und Detlef zu bekommen.<br />

Aber ich mache mir auch Sorgen. Ist der Text jetzt<br />

gut oder ist er immer noch zu oberfl ächlich? Bin ich<br />

zu nachlässig, was Bühnenbild und Musik betrifft?<br />

Gehe ich auf die richtige Art mit meinen beiden<br />

Schauspielerinnen um? Ich frage mich, ob ich nicht<br />

viel zu besessen Theater machen will und dadurch die<br />

Leichtigkeit aus dem Auge verliere. Später wird man<br />

sagen: „Ja, ja Silvia. Pass auf! Wir kennen das. Du bist<br />

immer auf der Suche nach dem großen Drama auf der<br />

Bühne.“<br />

Wahrscheinlich stimmt das. An diesem Abend ganz<br />

sicher, obwohl es diesmal nicht um ein Schauspiel<br />

geht und jetzt allem Anschein nach ein großes Drama<br />

in meinem Privatleben seinen Lauf nehmen wird.<br />

Die Minuten sind nun verstrichen, es ist soweit. Wir<br />

schauen, erschrecken, lesen die Gebrauchsanweisung<br />

noch einmal. Oh mein Gott, wir sind schwanger. Wir<br />

sind glücklich.<br />

Da, in der kleinen Küche in <strong>Frankfurt</strong>, weit weg<br />

von Amsterdam, fängt etwas ganz Neues an für<br />

mich, für uns. Als der werdende Papa Paul ein paar<br />

Tage später wieder in die Niederlande zurückkehrt,<br />

tausche ich ihn für drei „Papas mit Erfahrung“ ein.<br />

Ich darf nichts mehr heben, muss mich vorsehen beim<br />

Treppenlaufen, gesunde Säfte werden für mich geholt,<br />

Vitamine, Folsäure. Ja, sie waren ach so lieb und ach<br />

so fürsorglich damals … und sie wären es wieder.<br />

Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob meine<br />

Schwangerschaft einen positiven oder negativen<br />

Einfl uss auf die Vorstellung oder unsere<br />

Zusammenarbeit hatte. Aber ganz gewiss werde ich<br />

immer mit viel Liebe an „die 3 Männer“ denken.<br />

Mike ist jetzt achteinhalb. Ich würde ihn gern mal<br />

mitnehmen zur Gruenen Sosse. Und dann werde<br />

ich sagen: „Schau mal Mike, das sind die Leute,<br />

wegen denen Mama so gern zu der Gruppe mit dem<br />

komischen Namen will. Es sind ganz besondere<br />

Leute, musst du wissen. Aber das wirst du schon selbst<br />

schnell genug merken.“<br />

Dag dag lieve mannen,<br />

Silvia Andringa.


Aschaffenburg, Viersen, St. Vith, Löhne, Berlin, Rüsselsheim, Wuppertal, Künzelsau, Siegburg<br />

„Wintermärchen“ Der Sarg<br />

das neckische Spiel des sizilianischen<br />

Prinzen mit der ausgesetzten böhmischen<br />

Prinzessin hat viele Zuschauer<br />

begeistert.<br />

1998<br />

Wir spielten fast 100 Vorstellungen<br />

der „holländischen“ Inszenierungen,<br />

zeigten „Heinrich der Fünfte“ in der<br />

Reihe Kindertheater des Monats in<br />

Nordrhein Westfalen und in Luxemburg.<br />

„Wintermärchen“ wurde<br />

in Emden, beim deutsch- niederländischen<br />

Theaterfeastival, und auf der<br />

Spurensuche IV, dem Arbeitstreffen<br />

der Freien Kinder- und Jugendtheater,<br />

vorgestellt. Seit dieser Zeit<br />

arbeiten wir bei der Vorbereitung<br />

und Durchführung der Spurensuche<br />

mit. Im Herbst trafen wir uns mit<br />

Marcel Cremer. Mit dabei war Günther<br />

Henne, der, da er in fast allen<br />

Stücken mitspielte, so gut wie dazugehörte,<br />

um über eine gemeinsame<br />

Arbeit zu beraten. Es begann ein lan<br />

Es spricht Prinz Bobby<br />

Laut meinem Vater war es das Theater,<br />

welches ihn vor 25 Jahren gerettet<br />

hat. Mit dem er laut seinen Worten<br />

niemals aufhören wird.<br />

Als alles anfi ng, war ich gerade ein<br />

Jahr alt.<br />

Doch seit ich mich erinnere, war auch<br />

das Theater da, hat mich mein ganzes<br />

Leben lang begleitet. Aktiv bin ich<br />

nie gewesen, werde es wahrscheinlich<br />

auch nie sein, und doch gibt es viel zu<br />

erzählen..<br />

Von einer Anfangs großen Gruppe, und deren hartgesottenem Kern heute.<br />

Von der harten Arbeit vor und hinter den Auftritten, die schon beim Zuschauen<br />

anstrengend war.<br />

Von lautem Textlernen, das vom Kinderzimmer aus wie ein Selbstgespräch<br />

klang.<br />

Von dem Schreck, den ich durch einen inszenierten Streit bekam, und der<br />

mich monatelang beschäftigte.<br />

Von einem Unfall während einer Premiere, weshalb mein Vater ins Krankenhaus<br />

musste.<br />

Von langen Tourneen, teils bis an das andere Ende der Welt.<br />

Von monatelangen Proben und schließlich auch<br />

von dem Stolz, im Publikum zu sitzen und zu sehen, dass das Ergebnis<br />

gefällt.<br />

„Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten<br />

seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag“<br />

(Brecht).<br />

Und das, denke ich, ist Euch gelungen - zumindest bei mir.<br />

Ich möchte Euch heute und hier gratulieren: Für ein Vierteljahrhundert<br />

Kinder- und Jugendtheater, abwechslungsreiche Stücke, spannende Geschichten<br />

und gute Unterhaltung. Und danke sagen - für die Rettung.<br />

Ich wünsche Euch für die nächsten 25 Jahre „toi toi toi“!<br />

Dennis Gutbell (Sigis Sohn)<br />

31


32<br />

Pleiten, Pech, Pannen<br />

Natürlich geht mal was schief, aber daß<br />

wir bei unserem Auftritt mit „Voll auf<br />

der Rolle“ in Dillenburg ausgerechnet<br />

die Kostüme vergessen hatten und dies<br />

erst 1 Stunde vor Aufführungsbeginn<br />

merkten.... Damals fuhren wir mit<br />

einem Mercedes 508 von der Autovermietung<br />

Schuldt und der fuhr nur<br />

80. Die Schüler warteten 2 Stunden<br />

und die Aufführung war ein Erfolg!<br />

Nur der Direktor der Schule war von<br />

unserer Professionalität nicht so ganz<br />

überzeugt.<br />

20 Jahre später passierte uns mit<br />

„Plumpsack“ das Gleiche, aber die<br />

Kollegen vom „Komma-Theater“ in<br />

Duisburg, wo wir spielten, hatten Ersatz<br />

da!<br />

Meistens bemerkt der Zuschauer einen<br />

Textfehler, ein vergessenes Requisit<br />

o.ä. gar nicht, wenn schön improvisiert<br />

wird, es gut überspielt wurde oder das<br />

Requisit einfach geholt wird; falls dies<br />

möglich ist.<br />

Bei „Robinson&Crusoe“, was auf einer<br />

Insel spielte, war dies schon schwieriger.<br />

Bei einem Gastspiel in Göppingen<br />

hatte ich die Trinkfl asche mit Wasser<br />

in der Garderobe, eine Etage tiefer vergessen.<br />

Sie war ein zentrales Requisit<br />

und unverzichtbar und das Stück hatte<br />

begonnen. Willy war bereits auf der<br />

Bühne, eine schräge Fläche, ich lag dahinter<br />

und schwitzte vor Stress. Hinter<br />

dem rückwärtigen Vorhang entdeckte<br />

ich in der Bühnenmitte eine Tür! Gott<br />

sei Dank war sie nicht abgeschlossen,<br />

runter, rauf und auf die Bühne<br />

gesprungen. Detlef, der die Technik<br />

bediente, erfuhr erst nach der Vorstellung<br />

von diesem Missgeschick.<br />

Witzig gings dann zu, als Stefan Holm<br />

in seiner Rolle als Lehrer Röpke in<br />

„Voll auf der Rolle“, mitsamt dem<br />

Tisch auf dem er saß, zusammenbrach;<br />

außer einer etwas verlachten Aufführung<br />

gab es keine Nachwirkungen.<br />

Anders in der Premiere von<br />

„Robinson&Crusoe“ im Theaterhaus.<br />

Wir hatten das Licht tagsüber gebaut<br />

und da die Vorhänge etwas Licht<br />

durchließen, war es zum Premierenzeitpunkt<br />

schlicht zu dunkel. In einer<br />

Kampfszene, in der ich Schläge meines<br />

Kollegen Willy zu parieren hatte,<br />

stand ich unpräzise und empfi ng einen<br />

Schlag, mit einer Metallstange ausgeführt,<br />

zentral auf die Stirn. Willy<br />

hatte wohl etwas gespürt und den<br />

Schlag abgebremst, aber die Haut war<br />

aufgeplatzt, und das Blut schoss in<br />

Strömen.<br />

Die Vorstellung musste abgebrochen<br />

werden und ein Arzt aus dem Publikum<br />

legte mir einen Druckverband an.<br />

Nachdem Motz, unser Bühnenbildner,<br />

sein schönes Werk geputzt hatte, das<br />

Publikum im Café ein Getränk gereicht<br />

bekommen hatte und mein völlig<br />

geschockter Sohn Dennis, damals<br />

10 Jahre alt, von Freunden beruhigt<br />

worden war, ging es weiter. Von da an<br />

spielte ich immer mit einem Stirnband<br />

mit rotem Punkt in der Mitte und die<br />

Narbe zeigte exakt mein drittes Auge<br />

an. Danke fürs Spüren Willy!<br />

Für Schauspieler gibt es nichts wichtigeres<br />

als eine Aufführung und so<br />

passiert es wirklich sehr, sehr selten,<br />

daß eine Vorstellung wegen Krankheit<br />

ausfallen muss. Aber manchmal geht<br />

auch so etwas vergessen, wie z.B. bei<br />

unserem Kollegen Halil, der, frisch<br />

verliebt, bei seiner Angebeteten den<br />

Schlaf der Gerechten schlief. Alles war<br />

so frisch, daß wir nicht einmal eine<br />

Das dritte Auge<br />

Telefonnummer von der Dame hatten<br />

und Handys gab es damals noch nicht:<br />

Die Vorstellung fi el aus, die Schüler<br />

waren frustriert, die Lehrer stinksauer<br />

und wir peinlich berührt. Eine Klasse<br />

machte sich ein halbes Jahr später<br />

wieder auf den Weg, um uns zu sehen<br />

und – musste wieder heimgehen. Eine<br />

Kollegin war im Krankenhaus. Ein<br />

drittes Mal haben sie sich wohl nicht<br />

mehr aufgemacht!<br />

Manchmal gehen eben auch Absprachen<br />

schief und etwas wird falsch<br />

verstanden, anders aufgeschrieben,<br />

wie auch immer. So neulich, als ein<br />

Kollege von einer Schulvorstellung<br />

mit „Fliegenspiel“ im Löwenhof nichts<br />

wusste und 40 Minuten vor Beginn<br />

zuhause in Köln beim Kaffee saß; das<br />

ist auch mit ICE nicht zu schaffen!<br />

Nein, ausfallen lassen wollten wir die<br />

Vorstellung nicht und so übernahm<br />

Detlef kurzerhand die Rolle und wir<br />

anderen teilten uns seinen Text. Es war<br />

eine richtig gute Aufführung, trotzdem!<br />

Und trotzdem: Beim nächsten<br />

Mal war Arni wieder dabei!


Es gibt die technischen Pannen die<br />

fast an höhere Mächte oder Gewalt<br />

erinnern. So ist ausgerechnet bei einer<br />

Jubiläumsaufführung bei „Strandläufer“<br />

die Verbindung zwischen der<br />

Fussschalter- Fernbedienung und<br />

dem Lichtcomputer ausgefallen. Dies<br />

führte dazu, dass Detlef die dunkle<br />

Lichtstimmung, die zu Beginn der<br />

Vorstellung steht, nicht ändern konnte.<br />

Er verlies die Bühne unverrichteter<br />

Dinge, dafür bekam er Applaus, das<br />

beruhigte seine Nerven, löste aber<br />

nicht das Problem; wir spielten dann<br />

die Vorstellung ohne Lichtwechsel.<br />

Bei „Strandläufer“ erlebten wir eine<br />

Geschichte, von der das Foto Zeugnis<br />

abgibt: Aufgrund einer bitterkalten<br />

Nacht im Januar war der Sand unseres<br />

Bühnenbildes in den Transporteimern<br />

zu großen Plastiken in Form von Eimern<br />

erstarrt. Im Veranstaltungssaal<br />

war auch noch die Heizung ausgefallen<br />

und mit den Scheinwerfern haben<br />

wir die Temperatur des Sandes dann<br />

doch noch über den Gefrierpunkt<br />

bringen können.<br />

Strandläufer in Remscheid 2006<br />

Bad Rappenau, Wüstenrot, Hardthausen, <strong>Main</strong>tal, Viernheim<br />

„Wintermärchen“ Die Geburt<br />

ger und fruchtbarer Prozess. Marcel<br />

Cremer gab uns die Erzählung von<br />

Tschingis Aitmatov „Der Junge und<br />

das Meer“ in die Hand, eine existenzielle<br />

Geschichte, die erzählt, wie einer<br />

nach dem anderen das Boot verläßt,<br />

um das Überleben, des Enkels,<br />

Neffens, Sohnes zu ermöglichen. Die<br />

Erzählung beeindruckte uns. Wir<br />

beratschlagten untereinander. Was<br />

ist unser Gemeinsames, außer dass<br />

wir gerne zusammen Theater spielen<br />

und arbeiten wollen. Eine Antwort<br />

davon war, dass wir alle Kinder haben.<br />

Dies wurde zu einem neuen und<br />

jetzt auch fi xen Ansatzpunkt, Marcel<br />

fühlte, dass es uns Ernst war und wir<br />

trafen die ersten Vereinbarungen.<br />

1999<br />

Das <strong>TheaterGrueneSosse</strong> entwickelte<br />

nach der langen Serie von<br />

Inszenierungen niederländischer<br />

und fl ämischer Autoren erstmals<br />

seit „ Game Over“ wieder selbst ein<br />

Stück. Wir hatten gehörigen Respekt<br />

davor, fühlten uns aber bei Marcel<br />

Cremer in guten Händen. Die Arbeit<br />

mit Marcel hatte wieder einen völlig<br />

neuen Charakter. War es überhaupt<br />

Arbeit? Wir gingen ins Strandbad.<br />

Wir buddelten uns gegenseitig im<br />

Sand ein. Wir spielten mit dem<br />

Spielzeug unserer Kindheit. Wir<br />

erinnerten uns an die anekdotischen<br />

Geschichten aus unserer Kindheit.<br />

Wir trauerten über die verlorenen,<br />

und freuten uns über die lebenden<br />

Väter. Wir kochten Spätzle. Wir<br />

übten ein ferngesteuertes Auto zu<br />

fahren und hörten fast immer „ Buena<br />

Vista Sozial Club“. Im September<br />

ergab sich die Gelegenheit eine Delegation<br />

der deutschen ASSITEJ zum<br />

Real Theatre Festival nach Jekaterinburg<br />

in Russland zu begleiten. Die<br />

33


34<br />

Iserlohn, Ratingen, Düsseldorf, Bonn, Köln, Bochum, Fulda, Wiesbaden, Filderstadt, Hannover,<br />

Becherbach<br />

Es ist Februar 1999. Ich bin mit Sigi, Willi, Detlef und<br />

Günther in Becherbach in der Pfalz. Wir haben dort ein<br />

Haus gemietet. Wir sind dort, um zu arbeiten an einem<br />

Theaterstück. Es ist unser erstes Arbeitstreffen. Man<br />

fährt dann weit weg, um allein zu sein mit der Arbeit.<br />

Kein Radio. Kein Fernsehgerät. Kein Telefon. Fünf<br />

Väter treffen sich in Becherbach, um nachzudenken<br />

über das Vater-Sein, Sohn-Sein und Vater-Werden. Zu<br />

diesem Zeitpunkt haben wir fünf insgesamt sieben<br />

Kinder. Sigi und Günther werden erneut Vater.<br />

Becherbach in der Pfalz liegt in einem Tal. In diesem<br />

Tal haben Handys kein Netz. Das ist passend, weil<br />

wir fünf uns für eine Woche von unseren fünf Frauen<br />

verabschiedet haben, um ganz unter uns und mit dem<br />

Theater und dem Vaterthema zu sein. Das ist eine<br />

Vereinbarung. Eine Verabredung. Eine Regel. Zwischen<br />

Jungs nennt man es einen Schwur. Schon nach einem<br />

Tag stelle ich fest, dass in Arbeitspausen der eine oder<br />

andere aus dem Haus verschwindet über den Weg aus<br />

dem Dorf auf den nahen Berg. Es war eher ein Hügel<br />

als ein Berg. Aber ausreichend.<br />

Wenn die Grüne Soße kocht, kocht nie einer für alle.<br />

Immer kochen alle für alle. Das hatte ich schnell<br />

erkannt. So beschloss ich, wenn die vier Chefköche<br />

kochten, mich als Küchenjunge zurückzuziehen auf<br />

so banale Dinge wie das Schälen der Kartoffeln oder<br />

Zerstückeln der Zwiebeln. Die Debatte über die<br />

Zusammensetzung der Mahlzeit, über zu benutzende<br />

Quantitäten und den logischen Aufbau der Soßen<br />

und die Gewürzwahl überließ ich voller Vertrauen<br />

auf das Gelingen demokratischer Prozesse den Vieren.<br />

Die Resultate bestätigten dieses Vertrauen. Und mein<br />

schweigsamer Dialog mit den Kartoffeln und den<br />

Zwiebeln erholte mich von der Regiearbeit.<br />

Auch an diesem Tag im Februar in Becherbach in der<br />

Pfalz war Kochzeit. Die übliche Debatte über Kartoffeln<br />

oder Reis, das équilibre von Süß und Sauer, Herbes<br />

de Provence oder Koriander, al dente oder bien cuit<br />

oder mit Sahne oder ohne oder ganz oder gar nicht<br />

oder gar überbacken füllten die Küche. Ich schwieg.<br />

Wie immer. Sigi fehlte. Da ging die Tür auf, und er<br />

betrat den Raum. Gleich brach er in Tränen aus. Er<br />

habe vom Hügel nach <strong>Frankfurt</strong> telefoniert, und eine<br />

Blutuntersuchung habe ergeben, dass eine Missbildung<br />

des Kindes nicht gänzlich auszuschließen sei. Und<br />

schon saßen wir alle um den Tisch, und das Interesse,<br />

das vorher noch dem Hunger galt, konzentrierte sich<br />

nun auf das mitfühlende Mitteilen aller Erfahrungen<br />

aus allen sieben Schwangerschaften und den<br />

Ängsten darum, die sieben Kinder könnten eine<br />

Behinderung haben. Das beruhigte. Sigi sollte in dieser<br />

Rundtischdebatte das Schlusswort haben.<br />

„Die Sonderschule hat Ausfl ugstag. Es geht mit dem<br />

Bus zum Naturpark Eifel. Alle sind gut gelaunt. Da<br />

hat der Bus eine Panne. Der Dicke aus der letzten<br />

Reihe, es muss der Klassensprecher sein, ruft laut:<br />

Ich weiß, was kaputt ist. Ich weiß, was kaputt ist.<br />

Der Fahrer des Busses bittet um Ruhe. Er versucht<br />

mehrmals, den Motor zu starten. Ich weiß, was kaputt<br />

ist, tönt es aus der letzten Reihe. Der Fahrer steigt aus,<br />

öffnet die Motorhaube und überprüft dies und das.<br />

Aus einem offenen Fenster tönt es nach draußen, ich<br />

weiß, was kaputt ist. Der Fahrer steigt wieder ein und<br />

dreht den Zündschlüssel. Der Motor macht einige<br />

schwerfällige Umdrehungen. Nichts. Ich weiß, was<br />

kaputt ist. Der Fahrer nimmt sein Handy, um den<br />

Pannendienst anzurufen. Ich weiß, was kaputt ist. Der<br />

Fahrer gibt die Position des Busses durch. Ich weiß,<br />

was kaputt ist. Ich weiß, was kaputt ist. Da platzt dem<br />

Fahrer der Kragen. Verfl ixt und zugenäht, dann sag<br />

schon, was kaputt ist. Alle blicken den Dicken in der<br />

letzten Reihe an. Der Bus ist kaputt.“<br />

Danach war das Essen fertig. Dann war die Woche<br />

um. Und 20. Juli 1999 kam sie zur Welt, Sigis Tochter<br />

Anna, kerngesund. Und am ersten Oktober war auch<br />

unser Theaterstück fertig. Marcel Cremer


Frankenberg, Alsfeld, Biedenkopf, Krems a. d. Donau, <strong>Frankfurt</strong>, St. Vith, Salzgitter, Lich<br />

Strandläufer im Theaterhaus<br />

Erinnerungen daran sind intensiv.<br />

Wolfgang Schneider, der Präsident<br />

der ASSITEJ, des Wartens in einer<br />

noch aus der Stalinzeit stammenden<br />

Wartehalle überdrüssig, überzeugte<br />

das Grenzpolizeipersonal von seinem<br />

Staatsgaststatus und zog uns binnen<br />

Sekunden durch den gesamten<br />

russischen Zoll. Im Hotel gab es<br />

Stockwerke, um die wir einen Bogen<br />

machten, da sie von der „Russischen<br />

Mafi a“ bewohnt wurden. Aber wir<br />

wurden empfangen und betreut<br />

durch einige Deutschstudentinnen,<br />

die wir in unsere Herzen schloßen<br />

und die uns keine Frage unbeantwortet<br />

ließen und uns ihr Land<br />

erklärten. Die Vorstellung von „Fliegenspiel“<br />

konnte mit Simultanübersetzung<br />

nicht die gewohnte Kraft<br />

entfalten, was auch an der Übersetzung<br />

der freundlichen, netten,<br />

älteren Dame gelegen haben könnte.<br />

Mit unseren Dolmetscherinnen wäre<br />

das jedenfalls nicht passiert, noch<br />

viele Monate haben wir mindestens<br />

einmal täglich Kontakt per Email,<br />

dem neuen Kommunikationswerkzeug<br />

für weite Distanzen.Nach der<br />

Rückkehr aus Russland benötigten<br />

wir einen kompletten Probenblock<br />

um wieder in „Strandläufer“ hinein-<br />

zufi nden. Mit dem Stück hatten wir<br />

dann am 1. Oktober 1999 Premiere.<br />

Strandläufer war für mich eine neue<br />

Dimension. Ich war bei der Idee und<br />

den ersten Proben dabei. Als ich bei<br />

den ersten Improvisationen auch<br />

dabei war, kam die Frage auf, ob<br />

ich denn auch spiele. Da ich mich<br />

nicht wehrte, war ich jetzt Teil des<br />

spielenden Ensembles. Das Spielen,<br />

in den Proben mit Marcel, wirklich<br />

eher Spielen als irgendetwas anderes,<br />

fi el mir nicht schwer. Als ich dann<br />

aber kurz vor der Premiere realisierte,<br />

dass ich ja auch der Erste auf der<br />

Bühne sein würde, hatte ich mal<br />

eine Phase, in der mich ein Freund<br />

„porös“ nannte. Dass uns „Strandläufer“<br />

bis nach Japan tragen würde,<br />

konnten wir noch nicht ahnen, dass<br />

wir „Männer“ aber ein schönes Stück<br />

über uns gemacht hatten, spürten<br />

wir ganz gut. Fortsetzung Sigi.<br />

Strandläufer in Belgien<br />

35


36<br />

Mörfelden- Walldorf, Bergkamen, Schorndorf, München, Dinslaken, Bad Marienberg, Nentershausen,<br />

2001<br />

Ja, wir wussten wir hatten eine gute<br />

Produktion und mein Wunsch war<br />

es nun eine eigene Regiearbeit zu<br />

machen. „Pinguine können keinen<br />

Käsekuchen backen“ begeisterte<br />

mich durch seinen Humor und Witz<br />

und wir wagten es.<br />

Der Text war durch den Autorenwettbewerb<br />

„Kaas und Kappes“ ausgezeichnet<br />

worden. Die Inszenierung<br />

war in Ordnung, richtig gut war sie<br />

nicht. Das lag an mir. Aus dem Ärmel<br />

schütteln konnte ich solch eine<br />

Arbeit nicht und ich war in mancherlei<br />

Hinsicht überfordert.<br />

Nun hatten wir mit Friederike<br />

Schreiber eine grandiose Darstellerin<br />

vom „Huhn“ gefunden und Beate<br />

Metz war ein neugieriger „Pinguin“.<br />

Ich vermute durch meine Unsicher-<br />

heit an vielen Punkten, die ich nicht<br />

zu verbergen suchte, fi el nun Nadja<br />

Soukup, eine kraftvolle Spielerin und<br />

prima Kollegin vom Theaterlabor<br />

Darmstadt, die Rolle der Fragerin zu.<br />

So stand ich mehr als einmal ohne<br />

Antwort da. Ich sah die Produktion<br />

eher als Gruppenarbeit aus der Perspektive<br />

eines (Mit)Spielers; ich füllte<br />

die Rolle des Regisseurs nicht aus. Es<br />

war eine schöne Ensemblearbeit für<br />

kleine Kinder. Drei Frauen in eine<br />

alte drei Männer Crew zu integrieren<br />

kann in einem 6 wöchigen Probenprozess<br />

kaum gelingen.<br />

Das Huhn, die Pnguine und der<br />

Staubsauger<br />

2002<br />

Ich hatte aber schon einen Vorschlag<br />

für die nächste Produktion: „Hänsel<br />

und Gretel“, mein Lieblingsmärchen!<br />

Wir versuchten uns nun in einer Art<br />

Gruppenarbeit, improvisierten nach<br />

Vorgaben, werteten gemeinsam aus<br />

und kamen so Stück für Stück voran.<br />

Beate hatte ein Engagement in<br />

Bruchsal angenommen, Nadja war<br />

wieder in Darmstadt und Friederike<br />

ließ sich auf diese Arbeit ein. Detlef<br />

war mit in der Inszenierung, denn<br />

ich hatte die Idee von einem Techni-<br />

Hexenschuss - Verirrt!


Herxheim, Rüdesheim, Bad Schwalbach, Kelkheim, Kaufbeuren, <strong>Frankfurt</strong> Goldstein, Wetzlar<br />

Die Kinder, die Kinder - les enfants<br />

ker auf der Bühne.<br />

Allerdings mutierte meine Idee etwas<br />

und am Ende bediente er das Licht,<br />

blies auf der Tuba, buk Apfelpfannkuchen<br />

und servierte den Spielern<br />

am Ende einen Espresso, frisch zubereitet.<br />

Die Arbeit war umstritten,<br />

aber ein kleiner Kreis liebte „Hexenschuss“.<br />

Kathrin Marder, die Willy in einer<br />

Jugendclub-Arbeit gesehen hatte,<br />

war für diese Produktion zu uns gekommen<br />

und da sie und Friederike<br />

ein nahezu perfektes Bühnen-Paar<br />

abgaben, war es naheliegend für dieses<br />

Paar etwas suchen.<br />

2003<br />

So kamen wir zum „Schlagmann“.<br />

Die beiden Frauen und wir suchten<br />

nach einer thematischen Verbindung,<br />

die den Stoff für ein Stück<br />

liefern sollte.<br />

So landeten wir bei dem Thema<br />

„Essstörung“, die jeder von uns in<br />

seinem näheren Familienkreis fand.<br />

Zufälligerweise hatten die beiden<br />

Frauen eine ZDF-Sendung über den<br />

Weltklasse-Ruderer Bahne Rabe gesehen,<br />

der an so einer Störung elendiglich<br />

zugrunde gegangen war.<br />

Der hervorragend gemachte 37Grad-<br />

Film ließ uns Feuer fangen. Detlef<br />

hat ein sehr passendes Bühnenbild<br />

entwickelt.<br />

Leider bin ich meiner Meinung nach<br />

auch diesmal dem gestellten Anspruch<br />

nicht gerecht geworden.<br />

Eine gute Produktion, aber Jugendtheater<br />

ist schwierig, da die Jugendlichen<br />

schwierig sind, sich im Theater<br />

oft zurückhaltend bis abwehrend<br />

Schlagmann - Spanien<br />

geben. Und die Inszenierung war<br />

empfi ndlich, die beiden Darstellerinnen<br />

mussten ganze Arbeit leisten<br />

und manchmal reichte eben auch<br />

das nicht.<br />

Ich denke, eine besseres Textgerüst,<br />

vielleicht die Zusammenarbeit mit<br />

einem Autor hätte dem Stück gut<br />

gedient, es gehalten und damit gehoben.<br />

Trotzdem, die Arbeit mit den beiden<br />

Frauen war prima und wir wollten<br />

mit ihnen weitermachen. So suchten<br />

wir nach Theatertexten, lasen und<br />

lasen und fanden „Plumpsack“ von<br />

Katharina Schlender.<br />

Diese Sprache hatte uns gefangen,<br />

aber halt, davon erzählt jetzt Willy<br />

weiter.<br />

37


38<br />

Gauting, Puchheim, Dreieich, Düsseldorf, Velbert, Eschborn, Bad Vilbel, Nenzing, Hürth,<br />

Im Herbst 2003 lasen wir in der Zeitschrift<br />

„Theater der Zeit“ ein Stück<br />

von Katharina Schlender mit dem<br />

Titel „Plumpsack“. Es war begleitet<br />

von einem kurzen Interview mit ihr,<br />

in dem sie sich je eine Version des<br />

Textes für Kinder, für Jugendliche<br />

und für Erwachsene vorstellt, sich<br />

aber „Plumpsack“ nur als ein Stück<br />

wünscht!<br />

Das wollten wir machen. Alle drei<br />

waren wir begeistert von diesem Text<br />

und das war sehr ungewöhnlich!<br />

Normalerweise haben wir drei 3 Meinungen<br />

zu allen Dingen, dann bildet<br />

sich u.U. ein Paar und der Dritte<br />

muss mit Mühe überzeugt werden,<br />

oder beugt sich der Mehrheit.<br />

Unsere Kollegen vom Theaterhaus<br />

hatten Bedenken und schätzten<br />

den Text als zu „erwachsen“ und zu<br />

„schwer“ ein. Einwände, die übrigens<br />

auch heute noch nach Vorstellungen<br />

kommen, in denen keine Kinder<br />

waren.<br />

Wir beschäftigten uns mit der passenden<br />

Regie und kamen auf Taki<br />

Papaconstantinou vom Theater Katerland,<br />

den wir in St. Vith/ Belgien<br />

kennen und schätzen gelernt hatten.<br />

Er arbeitet viel mit choreographischen<br />

Elementen und wir dachten,<br />

daß er diesen Text mit uns umsetzen<br />

könnte. Nachdem Taki das Stück<br />

gelesen hatte, wollte er es unbedingt<br />

mit uns machen. Von diesem<br />

Moment an waren alle Bedenken<br />

verfl ogen und auch Kathrin und<br />

Friederike gaben ihre Widerstände<br />

auf; es ging wieder zur Sache.<br />

2004<br />

Die Arbeit mit ihm war intensiv<br />

und sie machte großen Spass. Taki<br />

disziplinierte uns sehr und von allen<br />

Regisseuren und Regisseurinnen, die<br />

mit uns arbeiteten, war er derjenige,<br />

Plumpsack - Wir müssen es ihr sagen!<br />

Plumpsack - Schlussbild<br />

der den gemachten Zeitplänen am<br />

Nächsten kam. Je näher wir der Premiere<br />

kamen, desto sicherer fühlten<br />

wir uns. Er schaffte es mit uns, den<br />

begnadeten Musikern Oliver Augst<br />

und Marcel Daemgen, sowie der<br />

„bezaubernden Assistentin“ Sandra<br />

Vieth, die Zeitvorgaben einzuhalten.<br />

Schweizer Präzisionsarbeit. Präzisionsarbeit<br />

lieferten auch Oliver und<br />

Marcel, die, trotz eines offenen Arbeitsprozess<br />

schnell wussten, was sie<br />

wollten!<br />

Nach der Premiere am 29. April 04


Werne, Recklinghausen, Leverkusen, Mülheim/Ruhr, Siegburg, Kempen, Telgte, Münster, Eltville<br />

Für Grüne Sosse vom klassischen Griechen<br />

Taki Papaconstantinou<br />

... ich hatte gerade eine Produktion hinter mir, wo ich<br />

mich mit einem katalanischen Intendanten heillos<br />

zerstritten… lag also kränklich und meine Wunden<br />

leckend im Bett und hatte mir geschworen niemals<br />

mehr etwas ausserhalb meiner kuscheligen vier Wände<br />

zu inszenieren. Just gedacht, klingelte das Telefon, am<br />

anderen Ende Detlef, der Grünste der Sosse, er hätte<br />

da ein Stück, „Plumpsack“, was is’n das für ein Titel,<br />

dacht’ ich und ne, mach ich nicht und anderseits, die<br />

sind ja ganz lieb die Sossenjungs, die werden mich<br />

vielleicht nicht quälen. Na gut, sagte ich mürrisch,<br />

kannst mir ja mal den Text und so und versprechen tu<br />

ich gar nichts und den Hörer hingeknallt und weiter<br />

an meinem Kamillentee genippelt.<br />

Ein paar Tage später das Stück im Briefkasten.<br />

Plumpsack von Katharina Schlender. Hab mich gleich<br />

verliebt, schon in die ersten Zeilen, war überhaupt<br />

nicht plump der Sack, im Gegenteil, ostdeutscher<br />

Sprödcharme erster Güte.<br />

Ich gleich zum Hörer und angerufen. Toll. Machen<br />

wir.<br />

Die Sosse unterdessen nicht mehr so sicher. Von wegen<br />

anspruchsvoll, schwierige Sätze und so. Papperlapapp.<br />

Guter Text – einfach zu spielen. Schlechter Text<br />

– schwierig zu spielen. Kann man ja mal eine Woche<br />

was ausprobieren. Dann sieht man weiter. Schon überredet<br />

die Jungs.<br />

Keine Chance gegen die griechisch-schweizerische<br />

Überzeugungskraft.<br />

Nach <strong>Frankfurt</strong> getuckert.<br />

Im Proberaum angekommen. Mist.<br />

Alles wieder mal falsch gedacht im Kopf. Bühne 20 x<br />

50 und darin die Figuren ganz verloren, ganz verletzlich<br />

in Kinderbetten.<br />

Die Wirklichkeit, 6 x 8 und Matratzen und man trampelt<br />

sich auf den Füssen rum.<br />

Der Text ganz leicht und spielerisch gedacht, entwickelt<br />

eine zärtlich melancholische Poesie.<br />

Am Tisch gelesen, schwarz und düster, zieht einem das<br />

Herz in den dunkelsten Teil der Hose.<br />

Das klappt nicht. Das geht nicht. Ich muss es der Sosse<br />

sagen. Das wird nix.<br />

Lieber ein Ende mit Schrecken, als ihr wisst schon.<br />

Dann plötzlich morgens um 3, der kreative Funke.<br />

War da nicht dieser schöne Moment in der letzten Improvisation,<br />

und wenn man am Anfang, ganz schlicht,<br />

wie schlafende Kinder, das Bett nur ein heller Fleck am<br />

Boden und eine Mutter mit verwirrten Haaren und<br />

eine Ohrfeige über 7 Meilen hinweg und einen Löffel<br />

Erbsen für Mama und ein Lied für den Papa – schön.<br />

Den Rest kennt man ja. Eine Erfolgsgeschichte. Broadway.<br />

Das Stück in 150 Sprachen übersetzt. Millionenschwere<br />

Topgagen für die genialen Schauspieler und<br />

Schauspielerinnen, für die Regie und die Autorin…<br />

Aber dann die Rückbesinnung, die ganze Knete in<br />

einen Container geschmissen, alles nach Afrika, noch<br />

eine letzte Vorstellung in Suaheli für die Kinder am<br />

Rand der Wüste.<br />

Ein müdes Abwinken von Willy für Mission Impossible<br />

7, eine Absage von Sigi an <strong>Peter</strong> Brook, auch Kathrin<br />

und Friederike verzichten auf die Verfi lmung der<br />

berühmten Erbsenszene zwischen Mama und Arx für<br />

Arte.<br />

Die brauchen das nicht.<br />

Lieber wieder mal was gemütlich an der Löwenstrasse.<br />

Eine kleine aber feine Produktion, mit lieben Leuten<br />

und ohne Pi Pa Po.<br />

Und wenn mich der Detlef oder der Willy oder der<br />

Sigi wieder mal anrufen sollten, werde ich meinen<br />

Golfschläger und das Kaviarcanapé ohne zu zögern<br />

stehen lassen und nach <strong>Frankfurt</strong> tuckern.<br />

for shure…<br />

absolument…<br />

und mit der richtigen Mischung aus Glück, Chemie<br />

und Können gelingt einem dann der nächste Wurf…<br />

39


40<br />

Backnang, Remscheid, Viersen, Wuppertal, Aschaffenburg, Schwäbisch Gmünd, Göppingen, Worms,<br />

war das Publikum begeistert. Das<br />

passiert einem nicht sehr oft.<br />

In den Vorstellungen danach erfuhren<br />

wir sehr bald einen eklatanten<br />

Unterschied in der Wahrnehmung<br />

dieses Stückes zwischen Erwachsenen<br />

und Kindern! Wir brauchten eine<br />

ganze Weile, bis wir einen Umgang<br />

mit dieser Diskrepanz fanden: Nach<br />

der 45 minütigen Vorstellung gehen<br />

wir nicht ab, ziehen unsere Jacken<br />

aus und beginnen vom Bühnenrand<br />

ein Gespräch mit den Kindern. Sie<br />

sprudeln fast immer vor Bemerkungen<br />

und Fragen, geben sich die meisten<br />

Antworten gegenseitig und nicht<br />

zuletzt rauben sie den Erwachsenen<br />

die Angst, die diese in der Vorstellung<br />

spürten und nun glauben, die<br />

zuschauenden Kinder hätten gelitten.<br />

Die Kinder auf der Bühne, im<br />

Stück haben ein hartes Stück Leben<br />

zu bewältigen und schaffen es. Und<br />

die Kinder gegenüber leben in der<br />

mehr oder weniger harten Realität<br />

und bewältigen es auch!<br />

Trotz dieses positiven Umgangs<br />

bleibt „Plumpsack“ ein schwieriger<br />

Stoff und uns stand nun der Sinn<br />

nach komischer Unterhaltung.<br />

2005<br />

Jetzt war die Zeit reif für die Umsetzung<br />

der lange gehegten „Feuerwehr“<br />

– Idee. Entstanden war<br />

sie bei einer unserer „Fliegenspiel“<br />

- Tourneefahrten durch deutsche<br />

Lande. Da gab es, wie immer „on the<br />

road“, viel Zeit für neue Pläne. Unser<br />

6-Männer-Stück hatte uns in zehn<br />

Jahren sehr viel Freude bereitet.<br />

Wir wollten in dieser Konstellation<br />

ein Nachfolgeprojekt dieser Größenordnung<br />

machen.<br />

Völlig unabhängig vom 11.September<br />

hatten wir schon des Öfteren<br />

über ein Stück mit Feuerwehrmän-<br />

Feuerfest - du mußt es ihm sagen! So etwas ist wichtig!<br />

nern gesprochen. Das könnte etwas<br />

sein: Uniformen, Helden, das Feuer<br />

und unsere Begeisterung dafür, als<br />

kleine Jungen und als erwachsene<br />

Männer! Wir suchten nach einem<br />

Plot. Mir kam der Gedanke, die<br />

Geschichte auf Basis der „7 Samurai“,<br />

bzw. der „Glorreichen 7“ zu<br />

entwickeln. Bas Zuyderland wurde<br />

gefragt. Er war auch Feuer und<br />

Flamme, kam nach <strong>Frankfurt</strong> und<br />

wir spannen bei einem feurigen Mexikaner<br />

unsere feurigen Ideen, doch<br />

die Zeit war weitergegangen: Bas<br />

bekam keine Ausgeherlaubnis vom<br />

Het Laagland-Theater, Claus Overkamp<br />

keine vom Theater Marabu<br />

und Günther Henne keine vom Theaterhaus!<br />

Alles gestaltete sich anders<br />

als erwartet.<br />

Zur gleichen Zeit war der Jugendclub<br />

aus seiner ersten Phase herausgewachsen,<br />

aus Jugendlichen waren<br />

junge Erwachsene geworden.<br />

weiter auf Seite 46


Tuttlingen, Frankenberg, Büttelborn, Filderstadt, Dillenburg, Bad Kreuznach, Leverkusen<br />

Drei Theaterstücke geschrieben. Drei Theaterstücke<br />

komponiert. Drei Inszenierungen knapp nacheinander.<br />

Drei Welten.<br />

Anfang Oktober 2004: Premiere im Badischen Staatstheater<br />

Karlsruhe.<br />

KASPARS KURZER TRAUM VOM GLÜCK.<br />

6 Schauspieler, 6 Musiker, 11 Bühnentechniker, 6 Beleuchter,<br />

4 Tontechniker, 3 Requisiteure, dazu Inspizient,<br />

Putzdienst, Orchesterwart, Regieassistentin, Souffl<br />

eur, Abenddienst und noch viele Menschen mehr.<br />

Und ich mit auf der Bühne.<br />

Jeder Satz, jede Note war 3 Wochen vor Probenbeginn<br />

abgegeben und in 25facher Ausfertigung im Haus verteilt<br />

worden.<br />

Der Probenplan, der am ersten Probentag festgelegt<br />

worden war, wurde bis zur Premiere eingehalten.<br />

Gute Arbeit. Und eine schöne Premiere.<br />

Und die Tantiemen am Staatstheater liegen in mir bisher<br />

ungeahnten Höhen. Auch schön.<br />

Mitte November 2004: Premiere im Landestheater<br />

Tübingen.<br />

KÖNIG VON DEUTSCHLAND.<br />

9 Schauspieler, die alle auch Musik machen, 4 Bühnentechniker,<br />

3 Beleuchter, 2 Tontechniker, 1 Requisiteur,<br />

dazu Inspizient, Souffl eur, Regieassistent und noch ein<br />

paar Menschen.<br />

Und ich mit auf der Bühne.<br />

Der Text steht fest und wird auf den Proben nur leicht<br />

verändert.<br />

Die Arrangements stehen fest und werden mit der jungen<br />

und spielfreudigen Truppe ein ums andere Mal auf<br />

den Kopf gestellt. Wunderbar.<br />

Der Probenplan wird von Woche zu Woche gemacht<br />

und größtenteils eingehalten.<br />

Gute Arbeit. Und eine schöne Premiere.<br />

Und dann gibt es auch noch Tantiemen vom Landestheater.<br />

Nicht allzu viel, aber auch schön.<br />

Anfang März 2005: Premiere im Theaterhaus <strong>Frankfurt</strong><br />

mit der Grünen Soße.<br />

FEUERFEST.<br />

5 Schauspieler, einer davon macht Musik. Kein<br />

Abenddienst.<br />

Kein Souffl eur. Keine Regieassistenz.<br />

Das Stück ist vielleicht zu einem Drittel fertig und<br />

wird während der Proben zu Ende geschrieben.<br />

Alle Akteure erfi nden ihren Bühnennamen, ihre<br />

Geschichte.<br />

Die Musik entsteht währenddessen.<br />

1 Bühnentechniker, der unter anderem auch Beleuchter,<br />

Tontechniker, Bühnenbildbauer und Requisiteur<br />

ist, kocht mitunter in der Mittagspause.<br />

Probenplan? Also abends wird ja eigentlich nicht<br />

geprobt…<br />

Aha.<br />

Und dann eine längere Mittagspause. Man muss ja<br />

auch mal was essen.<br />

Klar.<br />

Und der Sigi muss ab und an mal ein bisschen früher<br />

weg. Der Nachwuchs.<br />

Natürlich.<br />

Ob er dafür auch mal mein Auto haben könnte?<br />

Es gäbe da ab und an einen kleinen Engpass…<br />

Sicher.<br />

Der Willy erklärt jetzt erst einmal die Kaffeemaschine…<br />

Ja prima…<br />

An manchen Tagen, so scheint es mir, sind wir länger<br />

im thailändischen Restaurant als auf der Probe.<br />

Wie? Stimmt nicht?<br />

Nein, stimmt auch nicht. Wir haben ganz schön<br />

gearbeitet.<br />

Aber in einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.<br />

Ich verzichte auf Tantiemen, verleihe noch ein Instrument,<br />

das ich eigentlich brauche (was weiß ich, vielleicht<br />

für Jahre) und lasse einen Teil meines Herzens<br />

in <strong>Frankfurt</strong>.<br />

Danke, Grüne Soße. Ofterdingen, im Dezember<br />

2006. Heiner Kondschak<br />

41


42<br />

THEATERGRUENESOSSE „Jugendclub“, „Junges Ensemble“ 1998-2005<br />

„Das ist doch ein Knutschfl eck!<br />

– Nein, das ist ein blauer Fleck!<br />

– Nein, ein roter Fleck! – Das ist<br />

doch ein Knutschfl eck!“<br />

So oder so ähnlich begann eine<br />

Szene unserer ersten Produktion<br />

„Mit mir nicht“ - einer Szenencollage<br />

nach einer Vorlage von Gustav<br />

Ernst. Das liegt inzwischen mehr<br />

als acht Jahre zurück und trotzdem<br />

bleiben uns gewisse Szenen bis heute<br />

im Gedächtnis.<br />

Das Junge Ensemble des Theater-<br />

GrueneSosse, das sich zum damaligen<br />

Zeitpunkt noch Jugendclub<br />

TGS nennt, beginnt 1998 mit seiner<br />

Arbeit: Zehn Jugendliche melden<br />

sich auf eine Anzeige in der <strong>Frankfurt</strong>er<br />

Rundschau: „<strong>Frankfurt</strong>er<br />

Kinder und Jugendtheater Theater-<br />

GrueneSosse sucht theaterinteressierte<br />

Jugendliche zur Gründung eines<br />

Jugendclubs. Gespielt werden soll<br />

Woyzeck von Büchner.“<br />

Wegen dieser Annonce machten wir<br />

Der erste Jugendclub<br />

uns damals als 15-Jährige zum ersten<br />

Mal auf den Weg in den Bornheimer<br />

Löwenhof.<br />

Es fand sich schnell eine Gruppe<br />

von Jugendlichen aus den verschiedensten<br />

<strong>Frankfurt</strong>er Stadtteilen, die<br />

starkes Interesse zeigten, selbst zusammen<br />

auf die Bühne zu gehen. Die<br />

Idee, Büchners Woyzeck zu spielen,<br />

wurde über Bord geworfen. Unter<br />

der Leitung von Willy Combecher<br />

und Sigi Herold widmeten wir uns<br />

der Erarbeitung von „Mit mir nicht“,<br />

einer Szenencollage von Gustav<br />

Ernst. Nach einem Dreivierteljahr<br />

gemeinsamer Arbeit feierten wir im<br />

Oktober 1998 im Freien Theaterhaus<br />

<strong>Frankfurt</strong> unsere erste Premiere.<br />

Im nun wöchentlich stattfi ndenden<br />

Jugendclub standen sehr bald, neben<br />

dem Erlernen grundlegender Schauspieltechniken,<br />

Improvisationen<br />

im Zentrum unserer Arbeit. Diese<br />

konnten wir in intensiven Arbeitswochenenden<br />

vertiefen, denn unser<br />

Ziel war es, aus ihnen heraus dichte,<br />

theatralische Momente zu schaffen.<br />

Die meisten Spieler hatten nach der<br />

eher komödiantischen Szenencollage<br />

„Mit mir nicht“ Lust, ein „richtiges<br />

Stück“ zu spielen. Außerdem wollten<br />

wir ein ernstes Thema behandeln.<br />

„Winterwasser und nicht Hühnerhof“<br />

hätte der Titel dieser Produktion<br />

eigentlich lauten müssen! Wir<br />

entschieden uns für „Winterwasser“<br />

von Nikolas Hauser, das sich mit<br />

dem Thema Selbstmord auseinandersetzt.<br />

Premiere war im Oktober<br />

2000.<br />

Im Laufe der „Winterwasser- Hühnerhof“-<br />

Diskussion verließen einige<br />

den Jugendclub, neue kamen hinzu<br />

und nachdem sich die Gruppe während<br />

der ersten beiden Produktionen<br />

des Jugendclubs immer mal wieder<br />

neu formiert hatte, bildete sich<br />

schließlich im dritten Jahr ein fester<br />

Kern spielfreudiger und engagierter<br />

Jugendlicher, der es sich zur Aufgabe<br />

gemacht hatte, eigene Stückvorlagen<br />

zu entwickeln und auf die Bühne zu<br />

bringen.<br />

Mit „Muffensausen“ nahmen wir<br />

eine Stückentwicklung in Angriff,<br />

die einen näheren Bezug zu uns<br />

Spieler/innen herstellen konnte.<br />

Ausgehend von unseren eigenen Assoziationen<br />

erarbeiteten wir unter der<br />

Leitung von Willy Combecher einen<br />

theatralischen Bilderbogen zum<br />

Thema Angst.<br />

Bewegung, Musik und Sprachfragmente<br />

haben wir so ineinander ver-


E<br />

THEATERGRUNESOSSE<br />

JUNGES ENSEMBLE<br />

Muffensausen - Schlussszene<br />

woben, dass sie zu einem großen Teil<br />

unserem Lebensgefühl Ausdruck<br />

verleihen konnten.<br />

Jedes Neue der rasch wechselnden<br />

Bilder spielte auf eine der zahllosen<br />

Angstquellen an: Angst vor dem<br />

Leben, Angst vor der Clique, Angst<br />

vorm Versagen, Angst vor Konkurrenz<br />

und Angst vorm Alleinsein .<br />

Mit einer Gruppe von 10 Spielern<br />

kam „Muffensausen“ am 9. Juni<br />

2001 im Theaterhaus zur Premiere.<br />

Winterwasser<br />

Mit diesem Stück besuchten wir erstmals<br />

das Hessische Kinder- und Jugendtheaterfestival<br />

in Marburg und<br />

das Theatertreffen der Jungen Bühne<br />

Bonn in der Bonner Brotfabrik.<br />

Wichtig für das Ensemble, das<br />

inzwischen aus der Gruppe Jugendlicher<br />

entstanden war, waren<br />

neben den wöchentlichen Treffen die<br />

Probenwochenenden, die wir meist<br />

irgendwo außerhalb <strong>Frankfurt</strong>s auf<br />

dem Land verbrachten. Improvisieren,<br />

singen, wandern, kochen, um<br />

dabei unsere Stückideen zu entwickeln<br />

und weiterzuspinnen...<br />

Die Produktion “Du bzw. Ich” griff<br />

das Thema Beziehung auf. Ausgehend<br />

von den Erinnerungen an<br />

erlebte Beziehungen knüpften wir<br />

mit Improvisationen daran an und<br />

entwickeln daraus ein Bühnenstück.<br />

Lieben, Streiten, Ignorieren, Fühlen,<br />

Schweigen, Leiden sind Zustände,<br />

die eine Beziehung erst wirklich ausmachen.<br />

Wieder unter der Leitung von Willy<br />

entstand dieses collagenartige Stück,<br />

in dem wir die alltäglichen Missverständnisse<br />

zwischen dem „Du bzw.<br />

Ich“ herausspielten. Im Oktober<br />

2002 ging es zu ersten Mal damit auf<br />

die Bühne.<br />

Die Kontinuität in der Arbeit bewirkte<br />

eine Qualitätsentwicklung<br />

in unserer Spielweise und Bühnenpräsenz,<br />

die besonders durch den<br />

Austausch mit ähnlichen Gruppen<br />

aus ganz Deutschland befördert<br />

wurde. Dabei wurden nicht nur die<br />

Produktionen der anderen Gruppen<br />

angeschaut, sondern im Gespräch<br />

der jungen Ensembles untereinander<br />

auch die Stärken und Schwächen der<br />

gezeigten Stücke beleuchtet.<br />

Aus einer Gruppe Jugendlicher<br />

war im Laufe der Zeit eine Gruppe<br />

junger Erwachsener geworden, die<br />

inzwischen im wahrsten Sinne des<br />

Wortes als „Ensemble“ funktionierte.<br />

Aus ersten Selbstversuchen auf<br />

der Bühne, begleitet von theaterpädagogischen<br />

Übungen, hatte sich eine<br />

Gruppe entwickelt, die miteinander<br />

spielte, gemeinsame Impulse spürte,<br />

und wenn mal etwas schief ging, sich<br />

darauf verlassen konnte, dass die An-<br />

Du bzw. Ich<br />

43


44<br />

E<br />

THEATERGRUNESOSSE<br />

JUNGES ENSEMBLE<br />

Salzige Zeiten - Traum<br />

deren schon irgendwie improvisieren<br />

würden.<br />

Mit Beginn der Arbeit an „SALZI-<br />

GE ZEITEN“ gab es noch einmal<br />

einen Schritt nach vorn: Aus der<br />

mehrjährigen Arbeit der Beteiligten<br />

kam der Wunsch, den Jugendclub<br />

nun in <strong>TheaterGrueneSosse</strong> – Junges<br />

Ensemble umzubenennen.<br />

Diese dritte Eigenentwicklung ist<br />

sowohl durch Improvisation als auch<br />

in unserer eigenen Schreibwerkstatt<br />

entstanden. In diesem Stück gingen<br />

wir dem Thema Verdrängung nach:<br />

Schritt für Schritt wird im Verlauf<br />

des Stücks enthüllt, dass Verdrängung<br />

meist nicht funktioniert und<br />

Liebe sich als trügerisch erweisen<br />

kann. Unter der Regie von Willy<br />

entwickelten wir starke symbolische<br />

Bilder. Das Schreiben war für uns<br />

ungelernte Autoren sehr aufwendig,<br />

aber das Ergebnis konnte sich sehen<br />

lassen. Die Reaktion auf die Premiere<br />

am 17.10.03 zeigte uns das deutlich.<br />

„Salzige Zeiten“, gespielt bis 2004,<br />

bildete die Abschlussproduktion<br />

unseres Jungen Ensembles. Doch<br />

dem Theater tatsächlich den Rücken<br />

zugekehrt hat bisher keiner von<br />

uns. Ob auf der Bühne oder hinter<br />

den Kulissen – alle scheinen wir in<br />

irgendeiner Form weiterhin am Theater<br />

zu hängen. Die Jahre im Jungen<br />

Ensemble waren für uns eine prägende<br />

Zeit, aus der einige Freundschaften<br />

entstanden sind.<br />

Wir danken an dieser Stelle der<br />

gesamten Gruenen Sosse für die<br />

gemeinsame Arbeit im Jungen Ensemble.<br />

Vor allem möchte wir uns<br />

aber bei Willy bedanken, der mit sei-<br />

ner Kreativität und unermüdlichen<br />

Geduld das Junge Ensemble seit über<br />

sechs Jahren leitet, die Jugendlichen<br />

in ihrer Spielfreude bestärkt und ihnen<br />

Raum lässt, sich auszuprobieren<br />

und sich weiterzuentwickeln.<br />

Wir wünschen viel Erfolg und Freude<br />

bei Deinen hoffentlich noch zahlreichen<br />

Produktionen mit Jugendlichen.<br />

Nicht zuletzt: Dem „alten<br />

Jungen Ensemble“ ist inzwischen ein<br />

neues „Junges Ensemble“ gefolgt,<br />

dessen erste Produktion „Sommer<br />

Lieben“ bereits Premiere hatte.<br />

Es geht also weiter mit dem TheaterGruene<br />

Sosse - Junges Ensemble!<br />

Anna Gerhards und Sandra Vieth<br />

(Gründungsmitglieder des Jugendclubs<br />

und des Jungen Ensembles)<br />

Salzige Zeiten - Bootsfahrt


E<br />

THEATERGRUNESOSSE<br />

JUNGES ENSEMBLE<br />

Im Herbst 2005 wird das „neue“<br />

Junge Ensemble ins Leben gerufen.<br />

Mit in der Kreativabteilung sind als<br />

Regieassistent und bei der Bühnengestaltung<br />

Santo Pedilarco, und Till<br />

Nicklas, zuständig für die Musik,<br />

beide vom „alten“ Jungen Ensemble.<br />

Diesmal haben wir ein 7-Personen<br />

Stück: „Sommer Lieben“ v. Katharina<br />

Schlender ausgesucht und zum<br />

ersten Mal auch zwei erwachsene<br />

Spieler in die Gruppe integriert.<br />

„Sommer Lieben“ beginnt für mich<br />

im Winter 2005:<br />

Draußen ist es schweinekalt und die<br />

Gruppe wärmt sich auf. Ich wärme<br />

mich an mit dem Jungen Ensemble<br />

und stelle mir die Frage: Ist das hier<br />

Kunst oder Pädagogik?<br />

Es wird viel Pädagogik betrieben,<br />

damit aus dem Haufen eine Gruppe<br />

wird.<br />

Sieben Spieler braucht das Stück und<br />

das bedeutet, dass nicht alle auf der<br />

Bühne stehen werden. Jetzt geht es<br />

auch um Kunst.<br />

Es wird Frühling und wir nähern<br />

SommerLieben - Musst nicht, Mama<br />

uns dem Stück an.<br />

Ich habe den Verdacht, dass auch<br />

zwanzigmaliges Lesen des Stücks zu<br />

wenig ist.<br />

In Improvisationen, szenischen Lesungen<br />

und Gesprächen greifen wir<br />

nach einem roten Faden. Frühjahrsputz<br />

im Stück…wahrscheinlich muss<br />

noch viel rausgeschmissen werden…<br />

Und immer wieder Gespräche nach<br />

den Proben mit einem Döner in der<br />

Hand.<br />

Der Sommer kommt…<br />

SommerLieben - Brüderschaft<br />

…viel zu früh, denn nach den Ferien<br />

sind es nur noch acht Wochen bis<br />

zur Premiere. Wir vergessen die Idee,<br />

mit allen noch mal wegzufahren um<br />

Sommerfeeling auf dem Campingplatz<br />

zu erleben. Wichtiger ist die<br />

Frage: Wie bekommen wir Sommerfeeling<br />

auf die Bühne?<br />

Zwischen (Ein Bett im) Kornfeld,<br />

Kunstrasen und Kitschwolken kommen<br />

wir der Sache immer näher.<br />

Weiter weg rutschen die letzten Seiten<br />

im Text. In der Dönerbude wird<br />

beschlossen: Wir streichen radikal.<br />

Premiere und die Korken knallen<br />

SommerLieben - Ist gut, was hörst<br />

Kurz vor Ende der Proben gibt es<br />

dann doch noch einen Kuss auf der<br />

Bühne, - haben wir sie jetzt? Den<br />

Sommer und die Liebe?<br />

Ja, applaudieren Freunde, Fans und<br />

Anverwandte. Doch das ist die Premiere…<br />

Der Sommer ist vorbei: Herbst<br />

Der Sommer geht langsam vorbei<br />

diesmal: Ende Oktober lassen wir<br />

den „Sommer (noch mal) Lieben“<br />

in der Kulturwerkstatt Kaufbeuren<br />

im Allgäu.<br />

Im Moment sieht mich der Dönermann<br />

nur selten, wenn ich in Bornheim<br />

Mitte aussteige. Aber er freut<br />

sich darauf, wie ich, wenn wir uns<br />

bald wieder treffen im Löwenhof,<br />

im Winter und alles beginnt von<br />

Neuem.<br />

Noemi Barawasser<br />

(ist im Winter 2005 zum Jungen<br />

Ensemble gestoßen und hat sich vor<br />

allem um die Dramaturgie gekümmert)<br />

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Tönisvorst, Trier, Neustadt/ Weinstrasse, Adenau, Landau, Herdorf, Brilon, Gelsenkirchen,<br />

Feuerfest- Das ist jetzt 20 Jahre her<br />

Fortsetzung von Seite 40<br />

Da warf Detlef so nebenbei ein, dass<br />

wir die Feuerwehr-Idee mit Teilen<br />

des „Jungen Ensembles“ umsetzen<br />

könnten. Klar, es würde sich nicht<br />

mehr die Ursprungsidee realisieren<br />

lassen, aber es erwies sich schon öfter<br />

als eine unserer Besonderheiten, dass<br />

wir in der Lage sind, blitzschnell umzuschalten<br />

und Gas zu geben.<br />

Wir gaben dem „Jungen Ensemble“<br />

2 Monate Zeit darüber nachzudenken<br />

und am Ende entschieden sich<br />

2 für eine Teilnahme am neuen Projekt.<br />

Welcher Regisseur würde sich<br />

auf dieses Experiment einlassen ?<br />

Auf unserer Wunschliste stand Heiner<br />

Kondschak auf Platz 1; wir kannten<br />

seine herrlich komischen Inszenierungen<br />

am LTT und wussten, er<br />

ist ein hervorragender Musiker. Wir<br />

trafen uns mit ihm in einem Cafe für<br />

ältere Damen in Karlsruhe und wie<br />

so oft, war nach 2,3 Sekunden alles<br />

klar – nur das ganze Leben und der<br />

Rest mussten noch besprochen werden!<br />

Wir verabredeten ein musikalisches<br />

Try-Out mit den „Jungen“ und<br />

uns in <strong>Frankfurt</strong>. Für Heiner gab es<br />

keine Bedenken mehr.<br />

Die Probenzeit wurde knapp, Heiner<br />

war viel beschäftigt und einige von<br />

uns wurden auch noch krank. Doch<br />

Heiner gab uns immer wieder das<br />

Gefühl: „Das schaffen wir!“ Und so<br />

unkompliziert ging es bis zur Premiere<br />

weiter. Wir waren eher überrascht,<br />

wie schnell sich unsere beiden Jüngsten<br />

bei ihm gut aufgehoben fühlten.<br />

Nach kurzer Improvisationszeit fi ng<br />

er zu schreiben und zu komponieren<br />

an!<br />

Er hat einen treffsicheren Humor für<br />

Kinder, weil er weiß, wen er vor sich<br />

hat. Und das Schöne ist, daß auch<br />

Erwachsene voll auf ihre Kosten<br />

kommen.<br />

„Feuerfest“ hatte am 03. März 05<br />

seine Premiere und unterschiedlicher<br />

hätten 2 aufeinanderfolgende Stücke<br />

Machen sie die Augen zu<br />

kaum sein können.<br />

„Feuerfest“ entwickelte sich zu einem<br />

Renner bei den Veranstaltern und<br />

spätestens nach der Kulturbörse in<br />

München gab es eine Buchung nach<br />

der anderen.<br />

2006<br />

Das war für uns aber kein Grund<br />

zum Ausruhen. Nachdem das<br />

Klappmaul – Theater seine Arbeit<br />

leider eingestellt hatte, suchten wir<br />

dringend ein Stück für Kinder unter<br />

6 Jahren. Schon länger hatten wir<br />

den Wunsch, nochmals mit Inéz<br />

Derksen zu arbeiten.<br />

Direkt vor den Sommerferien gefragt<br />

sagte sie „erst mal“ zu, schlug „Koffer<br />

auf Reisen“ von Geert Genbrugge<br />

aus Belgien vor.<br />

Es war äußerst amüsant zu lesen, aber<br />

leider kein Stück für 4-6 jährige Kin-


Osaka war unser Ziel, das Bühnenbild bereits<br />

verschifft und in unseren Köpfen die Vorstellung<br />

von den undurchschaubaren Japanern, höfl ich,<br />

freundlich, diszipliniert und ernst. Ernst, das war die<br />

größte Sorge, doch zu unserer Erleichterung fi ng das<br />

Publikum während des Theaterstücks „Strandläufer“<br />

schon bald an zu lachen. Da war das mit den Hunden.<br />

Erwachsene Männer bellen, schnüffeln, jaulen und<br />

springen herum wie ein Haufen Straßenköter. Ein<br />

Junge konnte gar nicht mehr aufhören mit Lachen<br />

und seine Freude war so spürbar und herzerweichend<br />

wunderbar, dass der ganze Saal<br />

bald mitlachte.<br />

Sonst lachen die Erwachsenen in<br />

Japan nicht so viel, sie arbeiten<br />

viel, eine Hauptarbeit und einen<br />

Nebenjob, mindestens. So sind<br />

sie meistens müde. Aber der<br />

Schlaf lässt sich in öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln leicht wieder<br />

aufholen. Das Nahverkehrsystem<br />

ist nahezu perfekt, es ist sicher<br />

und vor allem ist es pünktlich,<br />

auf die Sekunde möchte ich<br />

sagen. Eben für müde Menschen<br />

gemacht, aber dazu später mehr.<br />

In unserer Vorstellung schläft<br />

keiner, dazu ist die Stimmung zu gut, bei John Lee<br />

Hooker und unserer Fingergymnastik kommt Freude<br />

auf und der Spaß endet auch nicht, als wir uns<br />

ausziehen, was uns sehr beruhigt. Weiß man‘s vorher?!<br />

Aber zurück zum Nahverkehr: Die Wege sind<br />

organisiert, man geht zügig, rennt aber nicht.<br />

Überall sind Blindenschrift und Bodenmarkierungen<br />

angebracht, jede Möglichkeit zum Stolpern ist farblich<br />

gekennzeichnet und vor der Einfahrt<br />

in eine Station weist eine freundliche Stimme auf die<br />

Gefahren des Ein- und Aussteigens hin. Manchmal<br />

spielt auch eine Melodie und ihr Crescendo kündigt<br />

in Japan Kishiwada, Osaka, Naruto, Suita, Himeji<br />

den herannahenden Zug an, um bei seinem<br />

Stillstand nach einem musikalischen Höhepunkt zu<br />

verstummen. Aber nur kurz, der nächste Zug kommt<br />

sofort, ist voll und pünktlich. Die Fahrgäste stellen<br />

sich in Doppelreihen an, drängeln nicht und wer<br />

kann setzt sich. Steigt an der nächsten Station ein<br />

altes Mütterlein ein, kann allerdings niemand für sie<br />

aufstehen, denn erstens ist das unüblich und zweitens<br />

sind bereits alle eingeschlafen.<br />

Ohne diesen Schlaf wäre die arbeitende Bevölkerung<br />

vermutlich erledigt, oder unpünktlich, was wohl<br />

eine nationale Katastrophe<br />

bedeuten würde. So, als der<br />

Hochgeschwindigkeitszug<br />

Shinkanzen einmal 43 Minuten<br />

Verspätung hatte! 43 echte<br />

Minuten! Während unseres<br />

gesamten Aufenthaltes in Japan<br />

ist es uns nicht einmal gelungen<br />

einen japanischen Busfahrer,<br />

unsere LKW-Fahrerin, einen der<br />

weißbehandschuhten Zugführer<br />

oder gar unsere wunderbare<br />

Programm-Assistentin, auch nur<br />

bei einer einzigen Minus-Minute<br />

zu erwischen. So wurde denn<br />

dieses blamable Ereignis auch<br />

anderntags medial verbreitet und stand landesweit<br />

auf der ersten Seite aller Zeitungen.<br />

Aber zurück zum Theater und dem Schlaf. Bei<br />

uns schläft immer noch keiner und nach dem,<br />

für japanische Verhältnisse überdurchschnittlich<br />

langen Applaus, bauen wir ab, laden auf und fahren<br />

mit dem Überlandbus 2 Stunden zurück nach<br />

Osaka. Inzwischen haben wir uns nicht nur beim<br />

Essen, Begrüßen und Biertrinken den Landessitten<br />

angepasst, sondern auch beim Busfahren: Anstellen,<br />

Einsteigen, Hinsetzen, Einschlafen! Sigi<br />

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48<br />

Velbert, Kaufbeuren, Winterthur, Rüsselsheim, Hamm, Löhne, Remscheid, <strong>Frankfurt</strong>, Moers<br />

der. Da wir unbedingt mit Inez arbeiten<br />

wollten, war die Entscheidung<br />

dafür schon klar. Das Ganze hatte<br />

aber noch einen kleinen Haken:<br />

Besetzung: 1 D, 1 H. Damit war<br />

auch klar, dass entweder Sigi oder<br />

ich nicht auf der Bühne sein würden.<br />

Wir suchten die Entscheidung durch<br />

Improvisation mit fünf möglichen<br />

Partnerinnen und ich musste anerkennen,<br />

dass die Rolle des „Papel“<br />

Sigi auf den Leib geschrieben war.<br />

Ich durfte die „Zweite Hand“ von<br />

Inéz sein und nutzte die Chance um<br />

von ihr zu lernen. Endlich konnten<br />

wir wieder Motz Tietze für die Ausstattung<br />

holen, einen Spezialisten<br />

für Geheimniskoffer, wunderschöne<br />

Blumen und ausklappbare Tische.<br />

126 Koffer kommen in diesem Stück<br />

zum Einsatz, die wir über Flohmärkte,<br />

Ebay und Freunde besorgten.<br />

Der Einsatz hat sich gelohnt. Besonderen<br />

Spaß, weil es in dieser Art für<br />

uns neu war, hat mir auch die Arbeit<br />

„Koffer auf Reisen“ - Wir können die an die Koffer binden!<br />

mit unseren Patenklasse der IGS<br />

Herder gemacht. Die Kinder kamen<br />

im Wechsel zu uns oder ich ging in<br />

die Schule und improvisierte mit ihnen<br />

Szenen aus unserem, noch nicht<br />

fertigen Stück. Die Kinder waren<br />

stolz Teil dieses Entstehungsprozesses<br />

zu sein. Sie spürten, dass sie Einfl<br />

uss nehmen konnten. Der Kontakt<br />

entstand über unsere langjährige Bekannte<br />

Christine Philip, die als sehr<br />

aktive Theaterlehrerin in der neuen<br />

Schule tätig ist.<br />

Nach der Premiere am 23.02.06<br />

hatten wir die Gewissheit, dass dieses<br />

Stück ein ausgesprochener Herzensöffner<br />

für die Erwachsenen ist.<br />

Den Kindern, dies erlebten wir in<br />

den Schulvorstellungen der Vorweihnachtszeit,<br />

bietet dieses Stück die<br />

Gelegenheit Mama und Papa beim<br />

Kennenlernen und Flirten, beim<br />

Necken und Provozieren und beim<br />

Lieben und Streiten zuzuschauen.<br />

Und dann war da noch...<br />

– Dieter Bassermann, kein Mensch,<br />

sondern ein Beamter! Aber, um<br />

ehrlich zu sein, sooft wir bei ihm<br />

die Tür aufrissen, weil wir mal<br />

wieder „ein Problem“ hatten, niemals<br />

erwischten wir ihn beim Schlafen<br />

hinter seine Bergen von Briefen,<br />

Anträgen und Akten. Nur wenn<br />

Eintracht <strong>Frankfurt</strong> spielt, dann ist<br />

er einfach nicht da!<br />

Mensch Dieter, Danke!<br />

— Und zum guten Schluss:<br />

Das Klappmaul-Theater!<br />

Richtig muss es ja jetzt heißen: Das<br />

ehemalige Klappmaul-Theater! Denn<br />

sie haben aufgehört, im Sommer 05.<br />

Ist das wirklich schon so lange her?<br />

Und dabei kommt es mir vor, als<br />

ob ich nie an einem anderen Platz<br />

gesessen hätte, als an diesem, dem<br />

alten Denk-, Bau- und Rauchplatz<br />

von Thomas.<br />

Diese „Klappmäuler“ haben uns<br />

oft geholfen und unterstützt, waren<br />

mit uns Gesellschafter des Theaterhauses,<br />

haben uns beim Umbau des<br />

Löwenhofes als Nachbarn geworben<br />

und uns zu guter Letzt zu den Erben<br />

ihres Raumes gemacht!<br />

Eure Arbeit, die wir und die Stadt<br />

ehrlich vermissen, können wir nicht<br />

machen, aber unsere noch besser!<br />

Dafür und für (fast) 25 Jahre kollegiale<br />

und freundschaftliche Unterstützung<br />

danken wir Michael Kloss,<br />

Alexander Krein, Thomas Korte und<br />

Oskar Mahler.


in Kanada<br />

Als wir „Kein Feuer ohne Kohle“ probten und spielten,<br />

hatten Willy und ich größten Spaß an unserem echten<br />

Gummi-Kanu. Mit „Stech, stech, stech!“ paddelten<br />

wir im Wildwasser fl ussaufwärts und hätten damals<br />

nicht im Traum daran gedacht, jemals nach Kanada<br />

zu kommen, schon gar nicht mit unserem Theater!<br />

Und dann fl ogen wir; mit Air Canada!<br />

Für uns Theatermenschen ist dies das Schönste: Ein-<br />

geladen zu werden seine Kunst zu zeigen, erwünscht<br />

zu sein, neugierig empfangen zu werden und Austausch<br />

mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen<br />

Welten zu haben.<br />

Boomer, der Veranstalter, empfi ng uns freundlich, die<br />

Kinder neugierig und die vielen freiwilligen Helfer<br />

waren zur Stelle, wenn wir etwas brauchten.<br />

Es war auch harte Arbeit. Wir spielten täglich, manchmal<br />

zweimal. Aber dann standen wir an den Fällen, an<br />

den Niagara-Fällen und hatten das Bild vor uns, das<br />

wir alle schon seit unserer Kindheit kennen.<br />

Vier Stunden brauchte Air Canada, um uns von Toronto<br />

auf die andere Seite des Landes, nach Edmonton<br />

zu bringen. Und Brenda, die Veranstalterin, empfi ng<br />

uns freundlich, die Kinder neugierig und die vielen<br />

freiwilligen Helfer waren zur Stelle, wenn wir etwas<br />

brauchten.<br />

Und so traten wir dann wieder die Heimreise an.<br />

Nach getaner Arbeit, mit neuen Informationen und<br />

künstlerischen Bildern im Kopf. Voll von diesen<br />

Eindrücken betraten wir die leere Abfl ughalle des<br />

Flughafens Edmonton. Sie war wirklich leer, erschreckend<br />

leer! - Bis auf Nancy von Air Canada: „Hey You<br />

guys, what are You doing here?“ - „…?” – Es dauerte<br />

eine Weile, bis sie begriff, daß wir tatsächlich hier und<br />

jetzt die Heimreise antreten wollten und von ihr nun<br />

erfahren mussten, daß heute kein Flieger mehr ging.<br />

„Defi nitely“!<br />

Brenda empfi ng uns freundlich und die freiwilligen<br />

Helfer waren zur Stelle: Uns erneut abzuholen, 6<br />

Zimmer zu besorgen, Abendessen, Bier. Sie äußerten<br />

ihr Bedauern über dieses Missgeschick und Bob stand<br />

am nächsten Morgen um 4:30 Uhr auf, um uns zum<br />

Flughafen zu bringen!<br />

Nun, es war eigentlich wie immer, oder wie es Goran<br />

vom Theaterhaus einmal formulierte: „Beim Theater-<br />

GrueneSosse weiß man nie so genau, ob es Zufall oder<br />

Absicht ist!“ Jedenfalls benutzten wir einen Plan mit<br />

Abfl ug- und Ankunftszeiten, der schon seit Monaten<br />

überholt war und nur „zur Sicherheit“ dabei war, der<br />

aktuelle Plan lag in Lukas` Aktentasche bereit.<br />

So tauchten wir an diesem Abend überraschend und<br />

völlig unerwartet und unter großem Hallo auf dem<br />

Abschlussfest des Festivals auf. Danke Kanada!<br />

P.S.: Nancy organisierte in der Zwischenzeit alles für<br />

uns: Umbuchung, Plätze am Notausgang, kostenloses<br />

Essen auf dem Inlandsfl ug, Direktfl ug von Toronto<br />

nach <strong>Frankfurt</strong>. Mit nur einem halben Tag Verspätung<br />

waren wir daheim! Danke Air Canada! Sigi<br />

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50<br />

Ausblick<br />

„Alles im Grünen Bereich“<br />

Theater (ohne) Netz<br />

Einmal angenommen:<br />

Es ist gerade Deutschunterricht<br />

und alle schreiben an einem Diktat.<br />

Plötzlich geht die Tür auf, zwei<br />

Männer mit Werkzeugkoffer und<br />

Bohrmaschine kommen herein und<br />

beginnen ohne große Vorankündigung<br />

die Tafel zu demontieren. Sie<br />

lassen sich von der Beschwerde der<br />

Lehrerin nicht einschüchtern, erzählen<br />

aber den Schülern mit wachsender<br />

Begeisterung vom letzten Heimspiel<br />

der Kickers Offenbach, ihrer<br />

neuen Profi -Schlagbohrmaschine,<br />

lästern über ihren Chef und verwandeln<br />

den Klassenraum in kurzer Zeit<br />

in ein einziges Chaos! Nur mal so<br />

angenommen.<br />

„Alles im grünen Bereich“ ist ein<br />

neues Projekt vom „<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“<br />

und nach 20 Minuten ist<br />

der Spuk vorbei. Die Handwerker,<br />

oder auch Putzleute, Vater und<br />

Tochter geben sich als Schauspieler<br />

zu erkennen und nach der allgemeinen<br />

Verunsicherung folgt nun<br />

eine angeregte Diskussion: War das<br />

Theater? Was ist eigentlich Theater?<br />

Und was soll das?<br />

Sind diese Fragen geklärt, wird das<br />

Konzept verdeutlicht und es folgt ein<br />

Workshop, in dem die Schauspieler<br />

mit den Schülern Theater spielen.<br />

So etwas gibt es nicht? Jetzt doch!<br />

Bei uns zu buchen!<br />

„Die Kartoffelsuppe“ von Marcel<br />

Cremer und Helga Schaus, mit Sigi<br />

Herold<br />

Herr Klaus Schmidt ist im Auftrag<br />

des Stadtschulamtes unterwegs in<br />

den Schulen. Er erzählt über gesundes<br />

Essen und kocht dabei eine<br />

Kartoffelsuppe.<br />

Immer wieder fällt ihm die Geschichte<br />

seiner Mutter Lene ein:<br />

Lene wuchs auf dem Land bei den<br />

Eltern und der Großmutter auf. Als<br />

sie sieben Jahre alt war, schenkte ihr<br />

jemand ein kleines Schwein, das sie<br />

groß ziehen durfte. Lene und das<br />

Schwein Frieda wurden Freunde.<br />

Dann brach der Krieg in das Land<br />

ein und eine große Hungersnot war<br />

die Folge.<br />

Wenn die Suppe fertig ist, hört der<br />

Koch auf zu erzählen, obwohl die<br />

Geschichte noch nicht zu Ende ist,<br />

und isst sie gemeinsam mit den Zuschauern.<br />

„Die Kartoffelsuppe“ bietet<br />

rund 50 Kindern ab sechs Jahren in<br />

spielerischer Form lukullische Freuden<br />

und Grundwissen über gesunde<br />

Ernährung und - über Hunger.<br />

Regie: Detlef Köhler<br />

Premiere: September 2007<br />

„Ox und Esel“ von Norbert Ebel,<br />

mit Willy Combecher und Sigi<br />

Herold<br />

Die Herren Meister und Jung, der<br />

eine Projekt-Controller bei der ASS-<br />

Bank, der andere Marketing-Chef<br />

eines großen, europäischen Konzern<br />

und beide seit Jahren befreundet,<br />

fi nden ein Kind. Einfach so. Ein<br />

kleines, schreiendes Kind, ein Baby.<br />

Offensichtlich ist niemand da, um<br />

sich des Kindes anzunehmen. Das<br />

bringt die Herren doch etwas aus<br />

der Fassung und aus ihrer Planung:<br />

Nichts ist, wie es war!<br />

Sie kommen ganz schön ins Schwitzen<br />

und ihre Freundschaft wird einem<br />

echten Härtetest unterzogen.<br />

2 Männer, 1 Kind und eine Freundschaft.<br />

Nach vielen Jahren will es das <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />

mal wieder wissen<br />

und wer uns kennt weiß, welche<br />

Herren mit einer langen Beziehung<br />

da auf der Bühne stehen werden.<br />

Willy Combecher und Sigi Herold<br />

spielen in dieser Komödie eine<br />

Geschichte über Freundschaft und<br />

Beziehung und über Verantwortung-<br />

Übernehmen; eine etwas andere<br />

Weihnachtsgeschichte.<br />

Premiere: November 2007


Unterstützer, Sponsoren, Förderer<br />

Amt für Wissenschaft und Kunst<br />

Jugend- und Sozialamt<br />

Hessisches Ministerium<br />

für Wissenschaft und<br />

Kunst<br />

Hessisches Sozialministerium<br />

Goethe Institut<br />

Fonds Darstellende<br />

Künste e.V.<br />

Gesellschaft für Jugendarbeit<br />

und Bildungsplanung<br />

e.V.<br />

MT Druck Neu Isenburg<br />

www.mt-druck.de<br />

Turtle Rent<br />

Autovermietung<br />

Berufsfeuerwehr <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong><br />

Albrecht und Christoph<br />

Reinhard<br />

Theaterhaus Kindertheater Jugendtheater<br />

Holz und Stahl -<br />

Werk I + Werk II<br />

Artefakt Offenbach<br />

Planungsbüro<br />

Menge & Menge Versicherungsagentur<br />

Fisch- & Feinkost Ohrmann, Oederweg 71<br />

Impressum:<br />

Texte, wenn nicht namentlich gekennzeichnet von:<br />

Willy Combecher, Sigi Herold, Detlef Köhler<br />

Satz und Gestaltung: Detlef Köhler<br />

Fotos: Harald van der Loh�, Franz Krämer�, Katrin<br />

Schander, Willi Filz, Helmut Fricke, Motz Tietze, Kathleen<br />

Mantzsch, Detlef Köhler und privat<br />

Aufl age: 1000<br />

Druck: MT Druck<br />

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