Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse
Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse
Peter Bauer, Peter Schlapp - Frankfurt / Main, TheaterGrueneSosse
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2<br />
Vogelweidstr.3, Philantropin Hebelstr 15, Schlossstr.125 HH, Zeißelstr. 11a, Löwengasse 27k<br />
Wir danken allen Mitarbeitern der vergangenen 25 Jahre für Ihren Einsatz !<br />
Regie: <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>Schlapp</strong>,<br />
Hubert Habig, Michael Deckner,<br />
Bernd Bosse, Joachim Stargard, Michi<br />
Kloss, Till Schauen, Bas Zuyderland,<br />
Inéz Derksen, Silvia Andringa,<br />
Heiner Fahrenholz, Marcel Cremer,<br />
Taki Papaconstantinou, Heiner<br />
Kondschak<br />
Spiel: Susanne Cahn, Michael<br />
Kratzsch, <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, Uta Steinbach,<br />
Günther März, Karin Leidenbach<br />
, Ingrid Scheerer, Michael<br />
Kaiser, <strong>Peter</strong> Rittner, Dietmar<br />
Harte, Halil Gülbeyaz, Bettina Wrobel,<br />
Volkmar Hahn, Stefan Holm,<br />
Ilona Strauß, Petra Fehrmann, Doro<br />
Rinck, Hanna Linde, Raija Siikavirta,<br />
Günther Henne, Horst Kiss,<br />
Sabinja Welber �, Anja Lenßen,<br />
Susanne Schyns, Claus Overkamp,<br />
Uta Nawrath, Patrick Hellenbrand,<br />
Beate Metz, Nadja Soukup, Friederike<br />
Schreiber, Kathrin Marder,<br />
Daniel Maier, Sandra Vieth, Andrea<br />
Zanaboni, Malu Schrader<br />
Bühne und Ausstattung: Motz Tietze,<br />
Ilona Lenk, Susanne Dallwein,<br />
Miriam Hilpert<br />
Fotos: Harald van der Loh �, Franz<br />
Krämer �, Katrin Schander, Jörg<br />
Steinmetz, Helmut Fricke, Willi<br />
Filz, Norbert Spitzer, Kathleen<br />
Mantzsch<br />
Technik: Dietmar Harte, Susanne<br />
Freiling, Eckhard Mittelstädt,<br />
Sebastian Schackert, Lukas Wegner,<br />
David Schecker<br />
Grafi k: Björn Pertoft, Gudrun Kiender,<br />
Ach die Zwei – Anke Schäfer<br />
und Thorsten Sauer, Volker Goll,<br />
Motz Tietze, Isabell Nägele, Sabine<br />
Stegmeyer, Doro Kaltenhäuser<br />
Ton: Martin Hoffmann<br />
Druck: Wolfgang Biermann, Imprenta,<br />
Knack<br />
Musik: Wilfried Weber, Günther<br />
Lehr, Mike Schweizer, <strong>Peter</strong> Atrott,<br />
Matthias Raue, Christina Fuchs,<br />
Arni Arnold, Thomas Marey, Claus<br />
Dillmann, The bad and the ugly<br />
– Marcel Dämgen und Oliver Augst,<br />
Till Nicklas<br />
Licht: Albrecht Villinger, Chris<br />
Willy Combecher, Sigi Herold, Detlef Köhler<br />
Wiedemann, Herbert Cybulska,<br />
Sebastian Schackert, Jörg Poppe<br />
Assistenz: Eva Holling, Santo Pedilarco,<br />
Mart-Jan Zegers, Sandra Vieth,<br />
Nadja Blickle, Noemi Barawasser<br />
Kostüme: Ulla Birkelbach, Claudia<br />
Kohn, Arien de Vries, Corinna Mergner,<br />
Kerstin Laackmann<br />
Junges Ensemble und Jugendclub:<br />
Sabine Meissner, Eva Eisenberg,<br />
Daniel Höfner, Paco Schwab, Karl<br />
Kiesel, Bastian Kaiser, Gina Fischer-Wasels,<br />
Paul Hentze, Aleksey<br />
Trubnikow, Nadja Duesterberg,<br />
Anna Gerhards, Hicham Bousseta,<br />
Antonella Miceli, Jonas Dienst,<br />
Katharina Mildner, Volkan Aknan,<br />
Christina Härtel, Steven Katit,<br />
Matthias Kowalski, Stefanie Kreyer,<br />
Fabian Wagner, Bettina Karch, Lale<br />
Topgüloglu, Julia Niebuhr<br />
Übersetzung: John Kitching, Chris<br />
Cafi ero<br />
Supervision: Matthias Schubert<br />
Spezial: Ralph Förg<br />
Management: Michael Burbach
Dass die „Grüne Soße“ tatsächlich eins der 7 Leibgerichte des Geheimen<br />
Rates Johann- Pimpernelle von Goethe war ist in Fachkreisen umstritten!<br />
Dass die „Grüne Soße“ tatsächlich nicht eins, sondern das Leibgericht der<br />
<strong>Frankfurt</strong>er, was sag’ ich, Hessischen Kinder, oder sind es doch Jugendliche<br />
(am Ende Sponti-Greise) ist, wird von Fachleuten bestätigt.<br />
Dass ich vor 125 Jahren an der Entstehung der Gruppe mitgewirkt habe<br />
(und mich nun in der „Fanmeile“ aufhalten darf) macht mich stolz – und<br />
ich will doch auch mal stolz sein...<br />
Wo’s doch jetzt erlaubt ist...<br />
Aber vor allem bin ich es auf euch!<br />
Dass ihr aus diesem Soz-Päd-Anfängerhaufen diese Gruppe gemacht habt<br />
(ich weiß, ich weiß, ich soll nicht lobhudeln) ist schon bemerkenswert.<br />
Danke und: weiter so!<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong><br />
Στο καλό<br />
13. April 1983<br />
Der göttliche <strong>Bauer</strong><br />
Wir sind auf dem Weg, aber für<br />
Kinder- und Jugendtheater gibt es<br />
in <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong> noch viel zu<br />
tun!<br />
Für die fi nanzielle und ideelle Unterstützung<br />
durch die <strong>Frankfurt</strong>er Kulturdezernenten<br />
Hilmar Hoffmann,<br />
Linda Reisch, Dr. Hans-Bernhard<br />
Nordhoff und Prof. Dr. Felix Semmelroth<br />
danken wir.<br />
3
4<br />
Vorwort und Einleitung<br />
Dieser Auftritt vor 25 Jahren auf die Bretter, die die<br />
Welt bedeuten, war ein Paukenschlag: <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong><br />
(ExTAT) hatte eine Gruppe junger Leute um sich<br />
versammelt und brachte „Mensch ich lieb’ dich<br />
doch“ auf die Bühne der Hausener Brotfabrik.<br />
Die <strong>Frankfurt</strong>er Rundschau jubelt: „Besser als die<br />
Rote Grütze spielen diese jungen Leute!“ Abgeleitet<br />
vom Namen des berühmten Berliner Ensembles fi nden<br />
sie den fi nalen Namen für ein <strong>Frankfurt</strong>er Ensemble:<br />
„Theater Grüne Sosse“ ist zu einem berühmten<br />
Markenzeichen geworden und prägt seitdem das<br />
Jugendtheater in <strong>Frankfurt</strong> und Hessen.<br />
Sogleich aktives Mitglied bei den „Freien Theatern<br />
<strong>Frankfurt</strong>“ betreiben sie ihre eigene Probebühne im<br />
ehemaligen Kino „Die Kurbel“ und arbeiten aktiv<br />
an der „ArenA“ und am „Theater im Zelt“ mit. Als<br />
Seiteneinsteiger von den „Profi s“ aus den Stadttheatern<br />
beargwöhnt, behaupten sie selbstbewußt,<br />
respektlos und rotzfrech ihr künstlerisches Credo:<br />
Theater für Jugendliche muß deren aktuellen Themen<br />
aufgreifen, muß die Grenze von der Bühne zum<br />
Zuschauer aufl ösen und in einer lustvollen Spielweise<br />
die Sinne und Gefühle des Publikums erreichen.<br />
Die Themen ihrer Stücke sind bestimmt durch die<br />
Wirklichkeit, mit der viele Jugendliche leben und<br />
die auch heute noch aktuell sind: Drogenmißbrauch,<br />
Gewalt in der Schule, Rechtsradikalismus oder<br />
Spielsucht.<br />
Aber wie so vielen Freien Theatergruppen bringt die<br />
Professionalisierung ein Problem: Die Einnahmen<br />
aus den Eintrittsgeldern und Gastspielen reichen<br />
nicht aus, um das Ensemble am Leben zu halten.<br />
Das Ensemble braucht neben der künstlerischen<br />
auch eine soziale Zukunft. Viele Gruppen, wie<br />
zum Beispiel „schlicksupp teatertrupp“, überleben<br />
diese Krise nicht.<br />
Zwei haben den Mut weiterzumachen: Willy Combecher<br />
und Sigi Herold, und zu ihnen gesellt sich<br />
Detlef Köhler. Sie bleiben weiterhin kulturpolitisch<br />
aktiv, kämpfen für bessere Bedingungen für die<br />
Freien Theater. Bei einer öffentlichen Diskussion<br />
versucht sich ein Politiker anzubiedern, indem er<br />
die hohen Taxi-Kosten des Stadttheaters für eine<br />
Fahrt nach Brüssel anprangert. Frech unterbricht<br />
Sigi den Redner: „Also, ich fi nd’ das Klasse. Ich<br />
bin nämlich Taxifahrer, weil ich beim Freien Theater<br />
zuwenig Geld verdiene!“ Es bedarf also nicht<br />
viel Phantasie, daß das Theater Grüne Sosse – neben<br />
dem „Klappmaul Theater“ und dem „Theater<br />
Die Traumtänzer“ – zu den Gründern des Freien<br />
Theaterhauses und für mich zu den wichtigsten<br />
Unterstützern gehört, die das Projekt wesentlich<br />
vorantreiben.<br />
Das Theater Grüne Sosse schafft es in die Festförderung<br />
der Stadt <strong>Frankfurt</strong> und beginnt damit<br />
eine beispielhafte künstlerische Entwicklung.<br />
Offen für neue Ideen und Inhalte, mutig bei der<br />
Formulierung eigener Ziele, holen sie sich Regisseure<br />
und Bühnenbildner von außen dazu, wagen<br />
sich an Stoffe, Themen und Formen, die man<br />
ihnen nicht zugetraut hätte.<br />
Der beabsichtigte künstlerische Qualitätssprung<br />
gelingt, und mit Stücken wie „Robinson & Crusoe“<br />
und „Fräulein Julie“ und den Bühnenbildern<br />
von Motz Tietze schaffen sie es, sich auch überregional<br />
Beachtung zu verschaffen.<br />
Mit „Robinson & Crusoe“ geben sie ihre Premiere<br />
im neu eröffneten Theaterhaus und durch die
Vermittlung des Weltverbandes der Kindertheater<br />
(ASSITEJ) fahren die drei Familienväter 1995 mit<br />
dem ersten UN-Konvoi nach Sarajewo in das kriegszerstörte<br />
Bosnien. Sie bringen den jungen Menschen<br />
dort, was sie neben Sicherheit, Medikamenten usw.<br />
auch dringend brauchen: eine Theatervorstellung, die<br />
ihnen Hoffnung gibt und auch die Gewißheit, zum<br />
kulturellen Europa dazu zugehören.<br />
Mit der Bearbeitung des Romans „Herr der Fliegen“<br />
gelingt unter der Regie des Holländers Bas Zuyderland<br />
einem grandiosen Meisterwerk, das die „holländische<br />
Spielweise“ ins Theaterhaus einführt. Für<br />
„Fliegenspiel“ werden sie mit dem Münchener „Wolfgang-Anraths-Gedächtnispreis“<br />
als bestes Jugendtheater<br />
ausgezeichnet.<br />
Inéz Derksen aus Amsterdam führt diese Spielweise<br />
in „Heinrich der Fünfte“ fort, mit dem sie dann in<br />
englischer Sprache den internationalen Durchbruch<br />
schaffen und in Kanada und in Wales spielen.<br />
Einen weiteren Schritt wagen sie mit dem belgischen<br />
Regisseur Marcel Cremer. Sie entwickeln ein eigenes<br />
Stück mit autobiographischen Bezügen über Väter<br />
und Jungen und in einer poetischen, musikalischen<br />
und choreographierten Bühnenästhetik: „Strandläufer“.<br />
Ein Stück, was mich immer wieder berührt und im<br />
Innersten bewegt, weil es mich an meine eigene Kindheit<br />
und meinen Vater erinnert. Sie haben das große<br />
Glück, mit diesem wunderbaren Stück vom Goethe-<br />
Institut nach Japan eingeladen zu werden, eine grandiose<br />
Erfahrung.<br />
Nach einer Phase der Selbstrefl exion und der Erweiterung<br />
eigener künstlerischer Kompetenzen wenden sie<br />
sich einem Thema zu, von denen ich ihnen nur abraten<br />
konnte: Wer will schon im Kindertheater auf der<br />
Bühne eine durchgedrehte Mutter sehen, die ihre<br />
Kinder vernachlässigt? Programmieren sie damit<br />
nicht ihren eigenen Niedergang?<br />
Doch in der Inszenierung „Plumpsack“ von Taki<br />
Papaconstantinou gelingt eine formale Arbeit, die<br />
das schwierige Thema in einer abstrakten Form<br />
behandelt, die in ihrer Ruhe und in ihrem Witz an<br />
Samuel Beckett erinnert.<br />
So wird auch dieses Stück zu einem meiner Lieblingsstücke<br />
vom „<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“ – wie sie<br />
sich jetzt schreiben.<br />
Mit ihrer konsequenten Arbeit verändert das <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />
auch das Theaterhaus nachhaltig.<br />
Durch die Maßstäbe, die sie setzen, steigen die<br />
Qualitätsansprüche an unsere eigene Arbeit. Sie<br />
sind damit die Wegbereiter und Vorbild für das<br />
Theaterhaus-Ensemble. Auf ihre erfolgreiche Arbeit<br />
ist es zurückzuführen, daß sich das Theaterhaus<br />
heute ganz dem Kinder- und Jugendtheater widmet.<br />
Und weiterhin sind sie Wegbereiter für neue Entwicklungen,<br />
sei es im Bereich „Theater und Schule“,<br />
beim Festival „Starke Stücke“ oder der Arbeit<br />
mit jungen Menschen in ihrem „Jugendclub“.<br />
Ich wünsche Euch, liebe Kollegen, weiterhin viel<br />
Erfolg und zahlreiche Glückssterne.<br />
<strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong>, 21. Dezember 2006<br />
Gordon Vajen<br />
5
6<br />
<strong>Frankfurt</strong> Walhalla in der Brotfabrik, Erlensee, Frankenberg, Schwalm- Eder Kreis, Emmerich,<br />
Gründung<br />
Unsere Gründung fand in einer<br />
Kneipe statt: An einem Sonntag-<br />
Abend in der Gaststätte „Nr.16“ in<br />
der Rohrbachstrasse in <strong>Frankfurt</strong> am<br />
<strong>Main</strong>. <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>, Micha Kratzsch,<br />
Susanne Cahn, Uta Steinbach<br />
und ich einigten uns auf den Namen<br />
„Grüne Soße“. Proben waren<br />
festgelegt, hatten aber noch nicht<br />
begonnen, denn zuerst musste ein<br />
Name her und nach einigen Bieren<br />
und noch mehr Vorschlägen (bin ich<br />
froh, daß ich mich mit „Endziffer<br />
9“ nicht durchgesetzt habe) einigten<br />
wir uns auf den Namen dieser<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Spezialität. Überfl üssig<br />
<strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong>- der Gründungsvater<br />
Grüne Soße Premierenfoto für „Mensch ich lieb dich doch“<br />
zu erwähnen, daß wir uns an diesem<br />
Ort noch oft trafen, die Probepläne<br />
am Biertisch gemacht und so mancher<br />
Arbeitszusammenhang dort<br />
hergestellt wurde. Dietmar Harte,<br />
unser langjähriger Techniker, der für<br />
alles eine Lösung fand und schließlich<br />
sogar in drei Stücken mitspielte,<br />
war uns dort über seine Liebe zum<br />
Cannonau, dem sardischen Rotwein,<br />
aufgefallen.<br />
Ursprünglich hatte <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong> für<br />
seine Projektidee Jugendtheater Profi<br />
s gesucht, aber keine gefunden. So<br />
fanden wir zusammen: Eine kannte<br />
den Anderen, vom Studium, aus dem<br />
Theater-Workshop oder der WG.<br />
Und schließlich kannten wir uns<br />
nahezu alle aus der damaligen Bewegung<br />
gegen die Startbahn West.<br />
Bei der Kommunalwahl 1977 erringt<br />
die CDU die absolute Mehrheit und<br />
Walter Wallmann, neuer Oberbür-<br />
germeister der Stadt, belässt Hilmar<br />
Hoffmann (SPD) als Kulturdezernent<br />
im Amt. Dieser kann einige<br />
seiner Ideen umsetzen, das Kommunale<br />
Kino, das Museumsufer und das<br />
Museum für Moderne Kunst.<br />
Die Entwicklung einer „anderen“<br />
Kultur, insbesondere die der „Freien<br />
Theater“, stand der „bürgerlichen<br />
Repräsentationskultur“ gegenüber.<br />
Kommunales Kino schätzte ich<br />
schon damals, für das Museum für<br />
Moderne Kunst brauchte ich ein bisschen<br />
Zeit!<br />
Wir waren auf einer Suche nach Inhalt,<br />
Form und Bedingung von Arbeit<br />
zur gesellschaftlichen Veränderung<br />
und persönlicher Entwicklung;<br />
da kam das Theater gerade recht!<br />
Die Rolle des neuen Magistrats als<br />
Polarisierer der Kultur durch Beendigung<br />
von Mitbestimmung in den<br />
Kulturbetrieben und als Höhepunkt,
Weinheim, Mühlheim, <strong>Frankfurt</strong> JVA, <strong>Main</strong>z, Siegen, Fulda, Biedenkopf, Oberursel, Erlensee<br />
Schließung vom TAT (sprich: Tatt)<br />
in seiner bisherigen Form, Abwicklung<br />
des Ensembles und einer<br />
Weiterführung als TAT (sprich: Te<br />
Ah Teh) lässt dies im Nachhinein<br />
fast kongenial erscheinen. Dieses<br />
(entlassene) Ensemble befruchtete<br />
die Stadt künstlerisch enorm und<br />
„Schlicksupp Theatertrupp“ war mit<br />
seinen Stücken einfach der Hammer!<br />
Und als eine weitere Folge entstand<br />
durch die Initiative des ehemaligen<br />
TAT-Schauspielers <strong>Peter</strong> <strong>Bauer</strong> das<br />
„Jugendtheater Grüne Soße“<br />
1982<br />
Inzwischen waren Günther März<br />
und Karin Leidenbach dazugekommen:<br />
Speedy, Einstein, Grübchen,<br />
Matze, Dany, Ratte und Rocky waren<br />
beisammen und „Mensch ich lieb<br />
dich doch“ wurde fl eißig geprobt.<br />
Schließlich sollte nach neunmonatiger<br />
Probenzeit am Sonntag den 10.<br />
Mai im „Roten Gickel“, einem Raum<br />
der Evangelischen Studentengemeinde<br />
in der Adlerfl ychtstrasse eine einmalige<br />
Aufführung stattfi nden.<br />
Einmalig deswegen, weil wir uns<br />
aufl ösen wollten! Ein anstrengender<br />
Probenprozeß mit dem entstandenen<br />
Beziehungsgefl echt und dauernde<br />
Diskussionen im Kollektiv um jegliche<br />
Entscheidung, die Arbeitsbelastung<br />
als „Nebenerwerbs-Theater“,<br />
ständige Konfl ikte mit Partnern, Familie<br />
und WG wg. Abwesenheit und<br />
letztlich der Wunsch nach „Einfachmal-Zeit-für-sich-haben“,<br />
- dies alles<br />
bewog uns aufhören zu wollen!<br />
Aber einmal sollte Wasser ins Becken<br />
und wir wollten unseren Freunden<br />
und Partnern zeigen, was wir die<br />
ganze Zeit gemacht hatten und warum<br />
wir so oft weg, nicht ansprechbar<br />
oder jauchzend glücklich waren.<br />
Wir mussten zweimal spielen und<br />
jeweils rund 100 Menschen saßen in<br />
dem kleinen Raum dichtgedrängt,<br />
die Luft war zum Schneiden, die<br />
Bühne auf ein Minimum reduziert.<br />
Unsere Beleuchtung bestand aus 4<br />
Baustellen-Flutern und zwei farbigen<br />
100-Watt-Strahlern für die „Disco-<br />
Szene“; dies wurde von Dietmar<br />
über Kippschalter gesteuert, welche<br />
er im Baumarkt gekauft und in eine<br />
Zigarrenkiste eingebaut hatte.<br />
Es war ein überwältigendes Erlebnis<br />
und nachdem uns nicht wenige der<br />
geladenen Premieren-Dernieren-<br />
Gäste eindringlich beschworen,<br />
nicht aufzuhören, gingen wir auseinander.<br />
Wir machten Sommerferien,<br />
Szenenfoto: „Mensch ich lieb dich doch“ – Discoszene<br />
ich kann mich beim besten Willen<br />
an diese Ferien nicht mehr erinnern,<br />
denn:<br />
Am 18. Oktober 1982 hatte „Mensch<br />
ich lieb dich doch“ in der „Walhalla“<br />
in der Brotfabrik in <strong>Frankfurt</strong>-Hausen<br />
Premiere. Für mich ging ein Lebenstraum<br />
in Erfüllung.<br />
Zunächst als „Projekt“ und Anti-<br />
7
8<br />
Lampertheim, Schwarmstedt, Dieburg, Darmstadt, Marburg, Stadtallendorf, Schöneck, Nidderau,<br />
Drogen-Stück vom Hessischen Sozialministerium<br />
gefördert, zog unser<br />
Kollektiv, mittlerweile aus 3 Frauen<br />
und 6 Männern bestehend durch nahezu<br />
jedes hessische Jugendhaus.<br />
Die meisten Vorstellungen waren<br />
eingebunden in Aktionstage, Projekte,<br />
meist waren ganze Schulen<br />
beteiligt. Wir waren bei einem Sozialarbeiter<br />
oder Lehrer, oder einfach<br />
bei Birgit oder Jens untergebracht,<br />
es wurde für uns gekocht und bis in<br />
die Nacht diskutiert, - mit entsprechenden<br />
Nebenwirkungen. Und am<br />
nächsten Tag war meist um acht,<br />
halb neun die erste Vorstellung.<br />
Auch wenn unser Dietmar so manchen<br />
Witz über unser Aussehen<br />
und unsere „Fahnen“ auf der Bühne<br />
machte, es ging gut. Ja, sehr gut.<br />
Unser formales Dach war der Verein<br />
„Gesellschaft für Jugendarbeit und<br />
Bildungsplanung“, der als Träger der<br />
verschiedenen, überall entstehenden<br />
pädagogischen, meist Eltern-Initiativen<br />
von Krabbelstuben und<br />
Kinder- und Schülerläden fungierte.<br />
Als Inge als Geschäftsführerin von<br />
Michael abgelöst wurde, änderte sich<br />
dies nach und nach, indem Michael<br />
immer mehr beratende und auch<br />
entscheidende Funktion übernahm.<br />
Die Mittel, die der Verein für uns<br />
aufwendete, speisten sich allein<br />
durch das, was wir an Gagen und<br />
Zuschüssen erwirtschafteten.<br />
In der Zwischenzeit war Wilfried als<br />
Musiker dazugekommen und gab<br />
uns mit Anleitung und seinem Pianospiel<br />
den nötigen (musikalischen)<br />
Halt. Parallel dazu spielten wir 1983<br />
in der <strong>Frankfurt</strong>er „Brotfabrik“ im<br />
Abendprogramm, über Monate hin<br />
ausverkauft und es war Vorhaben<br />
uns künstlerisch zu professionalisieren<br />
und diese Theatergruppe als<br />
Kinder- und Jugendtheater zu etablieren.<br />
Allerdings lernte Wilfried<br />
dann eine gruppenfremde Susanne<br />
kennen und der Mann hatte nur<br />
noch dieses Thema; professioneller<br />
Musiker war er ja eh schon! Wir<br />
machten ohne ihn weiter.<br />
1985<br />
produzierten wir „Der König in der<br />
Pfütze“, ein Stück für Kinder ab 5<br />
Jahren. <strong>Peter</strong> hatte sich aus der täglichen<br />
„Grüne-Soße“-Arbeit zurückgezogen<br />
und widmete sich eigenen<br />
König in der Pfütze<br />
Produktionen und Gastrollen, Günther<br />
und Karin waren ebenfalls ausgestiegen.<br />
Ein anderer, <strong>Peter</strong> Rittner,<br />
übernahm „Rocky“ und den „König“<br />
in „Der König in der Pfütze“, Ingrid<br />
Scheerer, die die „Dany“ von Karin<br />
übernommen hatte, machte etwas<br />
völlig Abgefahrenes und ging als<br />
Zimmermädchen nach Österreich.<br />
Wir strichen die Rolle und Dietmar,<br />
unser Techniker übernahm „Matze“;
Offenbach, Dreieich, Dietzenbach, Höchst, Kilianstädten, Roßdorf, Kelsterbach, Borken<br />
die Technik fuhren wir gemeinsam.<br />
Allerdings fuhr Dietmar noch Taxi<br />
und als er in Claudia seinen Engel<br />
fand, eine Familie gründete und so<br />
mehr verdienen musste, hängte er<br />
seinen „Matze“ an den Nagel und<br />
Willy kam zu uns und übernahm<br />
ihn; Uta hatte Willy im TAT-Cafè<br />
„entdeckt“!<br />
Bei den knapp 300 Aufführungen<br />
mit „Mensch ich lieb dich doch“<br />
hatten wir Spielerfahrung gewonnen,<br />
waren routiniert in der ganzen Tour-<br />
Abwicklung, selbst im Umgang mit<br />
den allgegenwärtigen Hausmeistern<br />
der vielen Spielörtlichkeiten waren<br />
wir mittlerweile souverän und zu<br />
den Jugendlichen aller gesellschaftlichen<br />
Schichten fanden wir schnell<br />
Zugang, speziell in den sich anschließenden<br />
Gesprächen.<br />
Die Arbeit mit Kindern aber gestaltete<br />
sich schwierig. Ich hatte als mein<br />
Ziel Theater für Kinder formuliert,<br />
Kindertheater sah ich immer als<br />
hohe Kunst an. Erwachsene mucken<br />
selten auf, wenn ihnen etwas nicht<br />
gefällt, schlimmstenfalls „verstehen“<br />
sie das Stück nicht und bezeichnen<br />
es als „Kunst“!<br />
Kinder, auch wenn sie still halten,<br />
lassen sich nur sehr schwer etwas<br />
vormachen; zumindest die Art der<br />
Unruhe im Saal spricht für sich.<br />
Mein Schlüsselerlebnis war „Darüber<br />
spricht man nicht“ vom Theater Rote<br />
Grütze für Kinder ab 4, das ich 1974<br />
als Erzieher in der Jugendfesthalte<br />
Rödelheim gesehen hatte. Hier wur-<br />
de auf der Bühne etwas verhandelt,<br />
was unser tägliches Leben betraf und<br />
es war Theater, das verzauberte und<br />
unterhielt. So etwas wollte ich auch<br />
machen.<br />
Bis zur Premiere vom „König“ hatten<br />
wir fast keine Erfahrung im Spielen<br />
für und mit Kindern und so war die<br />
Arbeit mit dem Mitspielstück anstrengend<br />
und mühsam, ja letztendlich<br />
ängstigten uns die Kinder und<br />
in so manche Aufführung gingen<br />
wir mit einem mulmigen Gefühl. Ich<br />
glaube, viele Schauspieler kenne das<br />
und ich möchte so etwas nie wieder<br />
tun. Das heißt, ich muss grundsolide<br />
gearbeitet haben und genau wissen,<br />
was ich da tue. „Woher wisst ihr, wie<br />
es mir geht“, dieses Kinder-Zitat von<br />
einem genialen Kindertheater-Regisseur<br />
ist Maßstab für ein Theater,<br />
dass einen ehrlichen Zugang zum<br />
Zuschauer gefunden hat. Mit unserem<br />
„König“ war das nicht gelungen<br />
und Kindertheater wurde erst mal<br />
wieder zur Seite gelegt.<br />
Die Geiselnahme – Du musst es ja wissen Bonny<br />
Die Geiselnahme<br />
Wir produzierten „Geiselnahme“, ein<br />
sozialkritisches Jugendstück und der<br />
dritte <strong>Peter</strong>, <strong>Peter</strong> <strong>Schlapp</strong>, machte<br />
die Regie. Es war Willys erstes, neues<br />
Stück mit uns und ich glaube, es war<br />
insgesamt eine richtig gute Arbeit.<br />
Leider war das Stück wohl etwas zu<br />
9
10<br />
Gießen, <strong>Frankfurt</strong> Bonames, <strong>Frankfurt</strong> Griesheim, Bad Vilbel, Braunschweig, Bremen, Rodenbach,<br />
sozialkritisch, jedenfalls wurde es<br />
kaum gebucht; ich glaube die Lehrer<br />
hatten Angst vor dem Stoff: Die Geiselnahme<br />
eines Underdogs in einer<br />
Schule und nicht Schüler wurden als<br />
Geiseln genommen.<br />
1986<br />
Wie auch immer, ein Jahr später<br />
wurde ein weiteres Jugendstück realisiert,<br />
„Burning Love“ und Hubert<br />
Habig, der später den „zwinger3“ in<br />
Heidelberg übernahm, machte die<br />
Regie. Wir waren auf einem guten<br />
Weg. Wir probierten andere Arbeitsweisen<br />
aus, nicht jeder sollte alles<br />
machen, sondern in der jeweiligen<br />
Produktion den übernommenen Ar-<br />
Susanne Cahn und Michael Kratzsch in „Burning Love“<br />
beitsbereich. Bei den Aufführungen<br />
von „Burning Love“ sah das so aus:<br />
Micha und Susanne spielten, Willy<br />
machte die Umbauten, ich die Technik<br />
und Uta übernahm administra-<br />
Mein Jubiläum als Regisseur mit Euch liegt zwar erst 20 Jahre zurück, ich<br />
erinnere mich aber noch „wie gestern“. Die Geiselnahme unsere erste gemeinsame<br />
Arbeit. Proben im ehemaligen Kino im Philanthropin, Wochen später dann dort<br />
die Kinosessel entsorgt, eine völlig unsinnige Arbeit, einer davon stand noch<br />
jahrelang ungenutzt im Keller, Essen beim Griechen an der Ecke, Sigi zündelt<br />
über dem offenen Benzintank, um ihn herum das Lehrerkollegium Uta, Michael<br />
und Willy. Willy war gerade brandneu dazu gekommen, heute würde man<br />
sagen, er musste noch integriert werden, Uta im Spiel brillant und sehr attraktiv,<br />
Michael, ein bisschen der Star, konnte man aber gut in die Rolle übersetzen,<br />
spannende Probenwochen und eine gelungene Produktion.<br />
Dann zwei Jahre später Kein Feuer ohne Kohle. Wieder Sigi und Willy.<br />
Beide mittlerweile auf einander eingespielt wie zwei alte Hasen. Dazu der<br />
requisitenmäßig unerschöpfl iche Motz. Was er alles angeschleppt hat, noch heute<br />
chapeau, aber auch größte Bewunderung für Sigi und Willy, die den ganzen<br />
Schrott in wie viel hundert Vorstellungen (?) unermüdlich auf- und abgebaut<br />
haben. Bilder: Willy über seinen verwelkten Haschpfl anzen, Willy im Chaos, soll<br />
aufräumen, bleibt aber am „Tatort“ hängen, Sigi im Faltboot auf dem Weg nach<br />
Kanada. Inzwischen wart Ihr ja dort. Wer hätte das damals gedacht. So schließen<br />
sich die Kreise. Würde ich weiter erzählen, ich käme ins Schwärmen. Mit<br />
einem Wort: Ich hab Euch in mein Herz geschlossen. Für die nächsten 25 Jahre<br />
weiterhin so gute Arbeit und viel Erfolg wünscht Euch <strong>Peter</strong> (<strong>Schlapp</strong>)<br />
tive Aufgaben. Mit der Technik war<br />
ich voll ausgelastet, Licht und Ton<br />
mussten teilweise parallel bedient<br />
und gefühlvoll gefahren werden – es<br />
war aufregender als zu spielen. Nach<br />
einem Auftritt im Gallus Theater<br />
lobte mich Herbert Cybulska für<br />
meine Leistung. Darauf bin ich heute<br />
noch stolz, denn dieser Kollege,<br />
den ich als einen begnadeten Licht-<br />
Designer schätze, schmiß nicht gerade<br />
mit Lob um sich.<br />
Für Willy und Uta sah es allerdings<br />
etwas anders aus; im Hintergrund<br />
und mit nicht gerade sehr ausfüllenden<br />
Tätigkeiten beschäftigt, war da<br />
mehr und mehr Unlust zu spüren.<br />
Vielleicht waren wir doch nicht auf<br />
so einem guten Weg!<br />
Nach vielen Diskussionen inszenierte<br />
<strong>Peter</strong> der „Erste“ „Voll auf der Rolle“<br />
mit uns. Eigentlich wollte er nicht<br />
mehr mit uns arbeiten, seine Kritik,<br />
einfach formuliert: „Ihr seid nicht<br />
besessen vom Theater“ - heute weiß<br />
ich, was er meinte.
Wölfersheim, Altenstadt, Babenhausen, Hann. Münden, Dillenburg, Kassel, <strong>Frankfurt</strong> Arena<br />
Es wurde trotzdem eine gute Arbeit,<br />
obwohl wir mittlerweile für die Rollen<br />
der Jugendlichen etwas zu alt<br />
waren.<br />
Trotzdem funktionierte es und durch<br />
die Identifi kationsmöglichkeiten, die<br />
dieses Rollenspiel bot, kamen immer<br />
wieder engagierte Diskussionen zustande.<br />
Bei einer Vorstellung im Philantropin<br />
waren mehrere türkische Jugendliche<br />
über meine Rolle, einen rassistischen<br />
deutschen Jugendlichen,<br />
so erregt und provoziert, daß ich in<br />
der Pause in der Garderobe bleiben<br />
mußte. Unsere Gewohnheit, schon<br />
in der Pause mit den Schülern zu<br />
diskutieren, wurde von meinen Kollegen,<br />
insbesondere von meinem türkischen<br />
Mitspieler Halil genutzt, um<br />
deeskalierend zu wirken. Ich hatte<br />
ein bisschen Angst um den Fortgang<br />
der Aufführung, aber wir spielten<br />
unbehelligt bis zum Ende! Obwohl<br />
wir das Stück erfolgreich und häufi -<br />
Lehrer Röpke<br />
ger als die beiden Vorläufer spielten,<br />
orderten uns die Schulen weniger<br />
als erwartet. Jahre später, das Stück<br />
war abgesetzt und rechtsradikale<br />
Aktionen hatten sehr zugenommen,<br />
kamen viele Anfragen.<br />
1987<br />
Unsere Ressourcen an Kreativität,<br />
Engagement und Spielfreude, der<br />
Vorrat an Gemeinsamkeit, Zunei-<br />
gung und gegenseitiger Stütze waren<br />
aufgebraucht. Bevor wir uns auch<br />
noch gegenseitig angreifen und bekämpfen<br />
würden, musste etwas geschehen.<br />
Ich konnte nicht erkennen,<br />
was bei den Anderen vorging und so<br />
entschloss ich mich schweren Herzen<br />
aufzuhören und die Gruppe zu verlassen.<br />
Niemals hatte ich vorgehabt,<br />
den einmal begonnenen Theaterweg<br />
zu verlassen und so zögerte ich sehr,<br />
diesen Entschluss bekannt zu geben.<br />
So kamen mir Andere zuvor und<br />
Uta, Susanne und Micha stiegen aus,<br />
Willy und ich wurden zu Erben. Wir<br />
Voll auf der Rolle<br />
waren sprachlos!<br />
Neuanfang 1987<br />
Unser formaler Chef, Michael Burbach<br />
von der „Gesellschaft für Jugendarbeit“,<br />
sagte uns, was zu tun<br />
war: Stück suchen, Regisseur fi nden,<br />
produzieren, spielen! Wir gingen los.<br />
Das mit dem Stück klappte in 3 Tagen:<br />
Silke Rothe, die im Verlag der<br />
Autoren arbeitete, meinte auf unsere<br />
Nachfrage nach einem Stück , daß<br />
ihr Lieblingsstück für uns genau das<br />
Richtige wäre!<br />
So produzierten wir „Kein Feuer<br />
ohne Kohle“ unter der Regie von<br />
<strong>Peter</strong> (dem 3., den von „Die Geiselnahme“).<br />
Die FTF, der Zusammenschluss<br />
der „Freien Theater<br />
<strong>Frankfurt</strong>s“, hatte ein altes Zirkuszelt<br />
erstanden und unter dem Namen<br />
ARENA auf dem Gelände der<br />
ASH-Krebsmühle aufgestellt. Und<br />
dort machten wir am 31. März 88<br />
Premiere und tourten, unseren Ruf<br />
als Jugendtheater weiter ausbauend,<br />
über Friedberg und Alsfeld nach<br />
Bremen, über Büdingen und Mü-<br />
11
12<br />
Köln, Bielefeld, Cuxhaven, Arolsen, Minden, Offenbach, Schwerte, Lüneburg, Pulheim, Marburg,<br />
cke nach Hannover, von Köln über<br />
<strong>Main</strong>z bis Schweinfurt, spielten in<br />
Aalen, in Borken, in Cuxhaven, Ober<br />
und Nieder, in Rechts und Links, im<br />
Arbeiterheim und Zollhaus.<br />
Ich weiß nicht wie oft und immer<br />
mit Erdbeersekt und Schaumkuss<br />
und Dietmar und Ecki! Die ersten<br />
Beiden waren Requisiten, die beiden<br />
Anderen fuhren abwechselnd<br />
die Technik und spielten die Off-<br />
Rolle des „Herrn Koslowski“, dem<br />
Vermieter der beiden Protagonisten.<br />
Die ersten Beiden hingen Willy und<br />
mir echt zum Hals raus und ohne<br />
die anderen Beiden wären wir ziemlich<br />
oft ziemlich verlassen gewesen.<br />
Eckis Ruhe, „ja, ja, wir machen das<br />
schon!“ hat mich so manches Mal<br />
vor dem Nervenzusammenbruch<br />
gerettet. Und Dietmar, deine Genauigkeit<br />
und Fehlerlosigkeit ist<br />
unerreicht und mit Dir am Pult habe<br />
ich mich auf der Bühne immer wie<br />
in Abrahams Schoß gefühlt. Danke<br />
ihr Beiden.<br />
Nicht unerheblich kommt nun Michael<br />
Burbach von der Gesellschaft<br />
für Jugendarbeit ins Spiel. „Was sich<br />
auswirkt ist stets ein Doppeltes!“<br />
– so, oder so ähnlich sah es öfter um<br />
Willy und mich aus, wenn uns alles<br />
über den Kopf wuchs, wir nicht wußten<br />
wo das Geld herkommen sollte,<br />
oder wir uns schlicht und einfach<br />
in den Haaren lagen, dann suchten<br />
und fanden wir bei Michael eine Gesprächsmöglichkeit.<br />
Berichteten von<br />
den Zuständen „da draussen“ und<br />
Michael machte uns einen Plan! Einen<br />
Plan für die nächste Zeit, für die<br />
nächste Produktion, für die nächste<br />
Finanzierung und alles ging (fast)<br />
wie von selbst!<br />
Wenn dann, was immer öfter vorkam,<br />
auch noch ein gewisser Ralph<br />
Förg, damals in der LAG-Freie-Kinderarbeit<br />
tätig, sich in seiner spontanen<br />
und zu wenig Ernsthaftigkeit bereiten<br />
Art einmischte, stand uns am<br />
Ende nicht nur die Welt offen, nein,<br />
die Welt wartete geradezu auf uns,<br />
oder besser formuliert: Sie gehörte<br />
uns! Im Ernst Ralph, was ist Psycho-<br />
Therapie gegen eine solche Freude<br />
am Leben und Spaß am Disput!?<br />
Und Michael, Du weißt es, ohne<br />
Deine Einmischung hätten wir uns<br />
mehr als einmal hilfl os verheddert!<br />
1990<br />
Aber zurück zum Theater!<br />
„Kein Feuer ohne Kohle“ lief prima,<br />
trotzdem mußte etwas Neues her<br />
und, dem emanzipatorischen, auf-<br />
Stech!, Stech !- auf nach Kanada
Bad Pyrmont, Mutterstadt, Fulda, Lampertheim, Bad Dürkheim, Wolfsburg, Gelnhausen, Nauheim<br />
klärerischen Jugendtheater verpfl ichtet,<br />
entschieden wir uns, ein Stück<br />
zum Thema „Spielsucht“ zu machen.<br />
Alles lief vielversprechend. Mit Ilona<br />
Strauß fanden wir eine in jeder Hinsicht<br />
tolle Kollegin, Michael Deckner<br />
übernahm die Regie dieser Entwicklungsarbeit,<br />
mit Matthias Herbert<br />
wurde ein versierter Autor gefunden.<br />
Klappmaul-Theater und Theaterhaus<br />
Das Cover des Soundtrack auf MC<br />
unterstützten uns und Ralph schrieb<br />
eine tolle Musik und diese wurde mit<br />
Hilfe von Matthias Raue im Tanit-<br />
Studio aufgenommen.<br />
Als eine Woche vor der Premiere<br />
unser geplanter Auftrittsort, das<br />
„Sound-Depot“, feuerpolizeilich geschlossen<br />
wurde, kam uns dies wie<br />
ein böses Omen vor. Wir mußten die<br />
Premiere nach Offenbach verlegen,<br />
ins Ledermuseum! Aber es kam noch<br />
dicker: Mit Premierenstart, genauer<br />
gesagt dem Druck auf die Starttaste<br />
unserer Revox-Bandmaschine, gab<br />
dieselbe den Geist auf.<br />
Wir nicht, aber wir hätten auf die<br />
Zeichen hören sollen. Das Stück<br />
wurde ein Flop und mit Recht, es<br />
war in vielerlei Hinsicht nicht gut.<br />
Jeder hatte ein bißchen gemerkt und<br />
zusammen hätten wir es wissen können,<br />
aber keiner sprach es aus – außer<br />
den jugendlichen Zuschauern dann,<br />
in Saarlouis im anschließenden Gespräch<br />
oder in Biedenkopf gar während<br />
der Vorstellung!<br />
Schade, liebe Kollegen, daß wir die<br />
Erfahrung dann auf solche Weise<br />
machen mußten; der Stücktitel war<br />
<strong>Peter</strong> und Angie in der Spielhölle<br />
Programm: „Game over“!<br />
Aber der Titel hatte einen zweiten<br />
Teil: „Insert Coin“, und mit diesem<br />
Stichwort übergebe ich an meinen<br />
Kollegen Detlef.<br />
Das Game Over Spielerteam, v.l.n.r. Willy, Ilona Strauss und Sigi<br />
13
14<br />
Alsfeld, Bad Berleburg, Trebur, Bischofsheim, Homberg/ Efze, Arolsen, Alfeld, Groß Gerau,<br />
Erlaubte Spiele oder: Kleiner Leitfaden zur Herstellung einer erfolgreichen Kinder- und Jugendtheatervorstellung<br />
1. Die Bühne soll sauber sein<br />
2. Es sollen während der Vorstellung keine Flüssigkeiten vergossen werden<br />
3. Plastikgegenstände und Markenartikel sind nicht erlaubt<br />
4. Es soll eine Handlung stattfi nden<br />
5. Die Bühnensprache ist gutes Deutsch<br />
6. Alle Handlungen müssen klar nachvollziehbar, kindgerecht und pädagogisch wertvoll sein<br />
7. Körpersprache muss eindeutig, erkennbar und nachvollziehbar sein.<br />
8. Verrenkungen sind nicht gestattet<br />
9. Alles Unerklärliche ist zu unterlassen<br />
10. Das Bühnenbild und die Kostüme sollen erkennbar geschmackvoll sein<br />
11. selbstgefertigt und nicht gekauft<br />
12. Musik soll sein aber leise<br />
13. Sie soll tonal sein, rhythmisch identifi zierbar und dem anerkannten Kanon klassischer Werke, verständlicher<br />
Volksmusik oder authentischer Jugendkultur entstammen<br />
14. Es soll lustig zugehen aber nicht so doll<br />
15. Kinder sollen frech und neugierig sein aber nicht so doll<br />
16. Die Leute sollen sich nicht anschreien<br />
17. Keine Händis<br />
18. Zorn, Wut und Ekel sind keine guten Gefühle und müssen angemessen geäußert werden<br />
19. Nase bohren, Rülpsen und Furzen zum ausdrücklichen Zwecke der Erheiterung sind ausdrücklich erlaubt<br />
20. Die Menschen sind gut. Wenn sie nicht gut sind sind sie aber trotzdem gut.<br />
21. Eltern lieben ihre Kinder<br />
22. Papi ist nicht da. Wenn Papa doch da ist, ist er ein Trottel<br />
23. Die Armen sind arm aber glücklich,<br />
24. alle Reichen äußerst hilfsbereit<br />
25. Kinder sind rein<br />
26. Sex ist schmutzig<br />
27. Autos sind bähbäh<br />
28. Fernsehen ist bähbäh<br />
29. Werbung ist bähbäh<br />
30. Politik ist bähbäh<br />
31. Es wird nicht getobt<br />
32. Alles kann und muss repariert werden<br />
33. Wenn jemand gestorben ist, ist das nicht soo traurig<br />
34. Alle Missverständnisse sollen aufgeklärt werden<br />
35. Alle sollen einen Freund fi nden<br />
36. Mutter ist die Beste<br />
37. Die Bühne soll sauber sein<br />
Herzlichen Glückwunsch zum<br />
Geburtstag!<br />
Ralph Förg
Jena, Laubach, Gladenbach, <strong>Main</strong>z, Giessen, Darmstadt, Eisenach, Schwalbach, Böblingen, Weyhe<br />
1991<br />
ist das Jugendtheater Grüne Soße in<br />
die institutionelle Förderung durch<br />
das Amt für Wissenschaft und<br />
Kunst der Stadt <strong>Frankfurt</strong> aufgenommen<br />
worden. Diese Förderung<br />
ist im Wesentlichen der Initiative<br />
von Gordon Vajen, der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Freien Kulturinitiativen und der<br />
SPD zu verdanken.<br />
Es beginnt eine neue Phase der<br />
Professionalisierung. Politik und<br />
Ästhetik sind kein Widerspruch und<br />
in unserem Fall hat die Politik viel<br />
dafür getan, dass die Ästhetik auch<br />
einen besonderen Stellenwert und<br />
Ausdruck bei der Grünen Soße bekommen<br />
konnte.<br />
Bei der Produktion von „Robinson<br />
Der Nachtkampf<br />
& Crusoe“, einem Theaterstück, das<br />
die Italiener Giacomo Ravicchio und<br />
Nino d´Introna in Improvisationen<br />
nach dem amerikanischen Spielfi lm<br />
„Die Hölle sind wir“ selbst entwickelt<br />
und mit dem an eine andere<br />
Abenteuergeschichte erinnernden<br />
Namen versehen hatten, spielten<br />
Dinge eine Rolle, die zuvor eher<br />
nebensächlich behandelt wurden.<br />
Die Bühne (von Motz Tietze) war<br />
stilisiert und abstrakt, ein verzinkter<br />
Badezuber bekam Rollen und wurde<br />
zu einem Boot. Der tiefblaue, schräge<br />
Horizont konnte eine melancholische<br />
Stimmung und räumliche Tiefe<br />
in jedem noch so hässlichen Raum<br />
behaupten.<br />
Die Proben dauerten über 2 Monate,<br />
die Grüne Soße leistete sich Stimmtraining,<br />
einen Körpertrainer und die<br />
Improvisationen fanden gemeinsam<br />
mit einen Saxophonisten statt. Die<br />
Auftritte der beiden Männer wurden<br />
durch Christina Fuchs oder <strong>Peter</strong> Atrott<br />
begleitet, die Musik dafür wurde<br />
ausschließlich komponiert. Bei<br />
Robinson & Crusoe bin ich (Detlef<br />
Köhler) erst nach der Probenzeit zur<br />
Grünen Soße gestoßen. „Robinson<br />
& Crusoe“ war die Eröffnungs-<br />
Premiere des Theaterhauses am 15.<br />
März 1991.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war ich Student<br />
der Kulturanthropologie, ich<br />
wusste genau, dass ich in Zukunft im<br />
Kulturbereich arbeiten wollte, aber<br />
ich schaute zu dieser Zeit einer eher<br />
theoretischen Zukunft ins Auge. Ich<br />
hatte zwar schon von der „Grünen<br />
Soße“ gehört, aber vorher noch nie<br />
So ein kleines Mäuschen<br />
15
16<br />
Verden, Bremerhaven, Greiz, Fulda, Braunschweig, <strong>Main</strong>z, Köln, Neu-Isenburg, Nauheim, Köln,<br />
Abschied<br />
ein Stück gesehen. Die Premiere war<br />
ausverkauft, aber als Haustechniker<br />
gelang es mir, im Eingangsbereich<br />
einen Stehplatz zu bekommen. Dass<br />
Sigi beim Stockkampf zu Boden<br />
gegangen ist, habe ich recht schnell<br />
realisiert.<br />
Als Regisseur Bernd Bosse dann aber<br />
die Vorstellung unterbrochen hat,<br />
bin ich doch erschrocken. Trotzdem:<br />
diese Theatergruppe, dieses Theaterstück<br />
hatte mir gefallen. Hier wurde<br />
ganz echt Theater gemacht mit Einsatz<br />
und Ehrlichkeit. Es wurde eine<br />
Geschichte verhandelt über Kulturkonfl<br />
ikte, wie sie sich archetypisch<br />
in der Geschichte der Menschheit<br />
zugetragen haben. Hier war nicht<br />
mehr die theoretische oder auch empirische<br />
Wissenschaft gefragt, son-<br />
dern das war für mich angewandte<br />
Erkenntnis. Wenige Monate später<br />
verließ Eckhardt Mittelstädt die<br />
Grüne Soße als Techniker.<br />
Ich hatte mittlerweile als fester freier<br />
Techniker eine Menge Theatererfahrungen<br />
bei den zahlreichen Gastspielen<br />
in der furiosen Anfangsphase<br />
des Theaterhauses sammeln können.<br />
Sigi und Willy fragten mich, ob ich<br />
bereit wäre, bei Ihnen als Techniker<br />
einzuspringen. Ich sprang in das<br />
Becken mit kaltem Wasser während<br />
eines Gastspiels in Bremerhaven.<br />
Das Abenteuer war bestanden. Sie<br />
fragten mich, ob ich bereit wäre,<br />
für die Grüne Soße als Techniker zu<br />
arbeiten. Ich ergänzte das Ja aber mit<br />
der Bemerkung, dass ich mir vorstellen<br />
könnte, mich noch mehr in die<br />
Arbeit des Theaters einzumischen.<br />
Sigi bemerkte noch scherzhaft, dass<br />
die Techniker bei der Grünen Sosse<br />
immer mitspielen würden.<br />
Ich glaube, auch den anderen Beiden<br />
war in diesem Moment nicht<br />
ganz klar, welche Dimension dieses<br />
„mehr“ bekommen würde.<br />
Die Grüne Soße produzierte im<br />
Herbst wieder das nächste Stück.<br />
Am 10. November 1991 hatte „Fräulein<br />
Julie“ Premiere. Die Pannenserie<br />
bei Premieren wurde um ein weiteres<br />
Kapitel ergänzt. In der Aufregung<br />
meiner ersten echten Premiere hatte<br />
ich den Finger zu lange auf dem Taster:<br />
Helles Licht anstatt Kerzenlichtstimmung<br />
für den Monolog! Lichtstimmung<br />
zurück – Lichtstimmung<br />
vor und wieder zurück, Petra Fehrmann,<br />
als Fräulein Julie, begann den<br />
Monolog noch einmal. Trotzdem,<br />
„Fräulein Julie“ von August Strindberg<br />
wurde mit großem Erfolg für<br />
Jugendliche im Theaterhaus gezeigt.<br />
Wir hatten die alte Kontorfassade des<br />
Theaterhauses in das Bühnenbild integriert<br />
und im Zusammenspiel mit<br />
einer ausgeklügelten Beleuchtung<br />
von Herbert Cybulska entstand eine<br />
ganz besondere Stimmung bei den<br />
Vorstellungen.<br />
Bei Gastspielen kam leider nur noch<br />
ein Teil der Inszenierung über die<br />
Bühnenkante.<br />
Ich war nur bei den Endproben mit<br />
diesem aus dem Osten Berlins kommenden<br />
Regisseur Joachim Stargard<br />
zusammen, der für die nächsten<br />
Jahre starke Akzente setzte. In dieser<br />
Zeit ist der neue Schriftzug „Thea-
Lüneburg, <strong>Frankfurt</strong>, Hanau, Roßdorf, Rudolstadt, Berlin, Duisburg, Sindelfi ngen, Hofheim<br />
Köchin und Jean<br />
terGrueneSosse“ entstanden. Es sollte<br />
damit auch zum Ausdruck kommen,<br />
dass wir ein „richtiges“ Theater<br />
mit „richtigen“ Stücken sind. Das<br />
„<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“ spielte Werke<br />
der klassischen modernen Theaterliteratur<br />
für Jugendliche.<br />
1992<br />
Das Stück „ Emigranten“ von Slawomir<br />
Mrozek beschreibt, wie zwei<br />
Migranten ganz unterschiedlich,<br />
aber doch sehr ähnlich, gemeinsam<br />
die Anforderungen der Fremde in<br />
einem Kellerverschlag zu bewältigen<br />
versuchen. Wieder hatte ich das Gefühl,<br />
die während meines Studiums<br />
erworbenen Kenntnisse auch im<br />
Marketing umsetzen zu können. Ich<br />
arbeitete jetzt auch nach und nach im<br />
Büro mit. Diese Hoffnung war etwas<br />
blauäugig. Theater ist eben zunächst<br />
mal das Spiel, die Stimmung und die<br />
Ästhetik. Das Spiel von Willy und<br />
Sigi war wunderschön aufeinander<br />
eingespielt, aber es konnte mit dem<br />
etwas düsteren Ausdruck des Stückes<br />
nie die Leichtigkeit von „Fräulein<br />
Julie“ erreichen. Die Stücke waren<br />
sozialkritisch und ästhetisch, das<br />
war nicht mehr das emanzipatorische,<br />
authentische Jugendtheater<br />
des „Jugendtheater Grüne Soße“.<br />
Wir suchten einen Platz in der freien<br />
Theaterszene der neuen Republik.<br />
Seit zwei Jahren führten uns mehrere<br />
Gastspiele in den für uns unbekannten<br />
Osten.<br />
1993<br />
Beim Autorenforum 93 wurde das<br />
neue Stück von Ad de Bont, einem<br />
niederländischen Autor, „Mirad, ein<br />
Junge aus Bosnien“ durch die „Spilkischte“<br />
(Vorstadt-Theater - Basel)<br />
vorgestellt.<br />
Dieser Text, die Aufführung und<br />
die Inszenierung beeindruckten<br />
Emigranten im Kellerverlies<br />
uns so sehr, dass wir auf der Stelle<br />
beschlossen, in ähnlich reduzierter<br />
Weise die Geschichte des bosnischen<br />
Flüchtlingsjungen Mirad zu inszenieren.<br />
Sigi hatte im Sommer eine<br />
Taxifahrer<br />
„Comedy“ Produktion, zusammen<br />
mit Michael Kloss vom Klappmaul<br />
Theater, erarbeitet: „Der Taxifahrer“.<br />
Da dieses Stück irgendwie nicht<br />
in das sonstige Erscheinungsbild des<br />
<strong>TheaterGrueneSosse</strong> passte, ist dieses<br />
Solo nur selten aufgeführt worden.<br />
Nun sollte Sigi Herold das erste Mal<br />
im <strong>TheaterGrueneSosse</strong> als Regisseur<br />
wirken. Auch wenn „Mirad, ein Junge<br />
aus Bosnien“ eine szenische Lesung<br />
war, war es umso wichtiger, die<br />
Geschichte ohne falsches Pathos oder<br />
übertriebene Betroffenheit zu erzählen.<br />
Mit Ilona Strauß, die schon bei<br />
Game Over mitgewirkt hatte, hatten<br />
wir eine sehr gute Erzählpartnerin<br />
für Willy gefunden. „Mirad- ein<br />
Junge aus Bosnien“ hatte am 25. Mai<br />
1994 in <strong>Main</strong>z auf dem OpenOhr<br />
Festival Premiere. Das Stück wurde<br />
im Mai 1995 nach Berlin eingeladen<br />
um dort im Rahmenprogramm<br />
17
18<br />
<strong>Frankfurt</strong>, Darmstadt, Lampertheim, Großen Buseck, Dortmund, Nieder Walgern, Eschborn, <strong>Main</strong>z,<br />
„Kinder und Krieg“ des Deutschen<br />
Kinder- und Jugendtheaterfestivals<br />
„Augenblick Mal“, neben drei weiteren<br />
Inszenierungen, gezeigt zu werden.<br />
Mit fast 100 Aufführungen in<br />
knapp 3 Jahren, die fast nur in Schulen<br />
stattfanden, hatten wir eine sehr<br />
intensive Auseinandersetzung über<br />
einen Krieg, der bei uns in Europa<br />
statt fand.<br />
Die kriegerischen Konfl ikte verstörten,<br />
irritierten. Die Auseinandersetzung<br />
darüber ließ mich oft die<br />
Ohnmacht spüren, angesichts der<br />
Vorstellung, dass das von uns erzählte,<br />
fi ktive Schicksal von Mirad,<br />
nur eine Erzählung von Tausender<br />
anderer wirklicher Lebensgeschichten<br />
war. Dann war es wieder gut,<br />
bei einer Vorstellung dabei zu sein,<br />
die Diskussion mit zu moderieren<br />
und das Gefühl zu erleben, dass da<br />
so viele wache Jugendliche sind, die<br />
von der Geschichte betroffen und<br />
berührt waren.<br />
Im Frühjahr 1995 hatte die ASSITEJ<br />
den Hilferuf des „Theater Mladih“<br />
aus Sarajevo aufgenommen und für<br />
dieses Kinder- und Jugendtheater aus<br />
Sarajevo eine Tournee in Deutschland<br />
organisiert. Wir beteiligten uns<br />
als Veranstalter in <strong>Frankfurt</strong> daran<br />
und organisierten 2 Gastspiele in<br />
<strong>Frankfurt</strong>. Die Kollegen aus Sarajevo<br />
blieben eine Woche als unsere Gäste<br />
in <strong>Frankfurt</strong> und wir sind in dieser<br />
Zeit Freunde geworden. Bei der<br />
Abfahrt des Busses der Sarajevoer<br />
Freunde in <strong>Frankfurt</strong> haben wir versprochen,<br />
dass wir kommen würden,<br />
sobald die Strassen in Bosnien wieder<br />
frei sein würden.<br />
1994<br />
Nach dem Sommer 94 zeigten wir<br />
im Theaterhaus die Premiere „Rasiermesser“.<br />
Dieses Stück stellte eine<br />
Bearbeitung des „Woyzeck“ von<br />
Büchner dar. Regisseur Till Schauen,<br />
der uns durch einige Arbeiten mit Jugendlichen<br />
am Theaterhaus bekannt<br />
war, hatte noch eine Rahmenhandlung<br />
gefunden. Einer (Sigi), der auf<br />
der Strecke geblieben ist, trifft im<br />
ICE auf eine Zugbegleiterin (Doro<br />
Rinck), die beiden sind auch Marie<br />
und Woyzeck und haben die Fragmente<br />
des Dramas als Spielszenen.<br />
Die Produktion war nicht zu Ende<br />
gedacht und nicht konsequent umgesetzt.<br />
Wir hatten einen veritablen<br />
Flop in die Welt gesetzt, nach 6 Vor-<br />
Das Titelbild von Rasiermesser<br />
stellungen verschwand dieses Stück<br />
vom Spielplan. Immerhin entstand<br />
daraus die langjährige Beziehung<br />
von Till Schauen und Doro Rinck,<br />
uns blieb eine lobende Kritik von<br />
Jutta Baier.<br />
Eines Abends schaute ich mir die<br />
Verfi lmung von „Herr der Fliegen“<br />
an, den ich mir als s/w Video in<br />
der Stadtbücherei ausgeliehen hatte.<br />
Meine Lebenspartnerin Heike schaute<br />
mit und meinte nebenbei, dies sei<br />
doch mal eine Geschichte für die<br />
Grüne Sosse. Mit dieser Bemerkung<br />
legte sie die Basis für die längste<br />
Erfolgsgeschichte eines Stückes des<br />
<strong>TheaterGrueneSosse</strong>: Ich erzählte<br />
meinen Kollegen davon, sie fanden<br />
die Idee gut.<br />
Wir waren mit Inèz Derksen verabredet<br />
ein Stück zusammen zu<br />
proben. Diese junge Regisseurin war<br />
Willy von Liesbeth Coltof, bei der
Kirchhain, Stadtallendorf, Mücke, Arnshain, Göppingen, Heidesheim, Offenbach, Grebenhain<br />
Holländisch Locker<br />
Sechs Männer in einem Kreis, die Augen geschlossen<br />
und 100 % Konzentration.<br />
Minuten von Nichts, von Atem und ein geduldiges<br />
Warten.<br />
Und dann das Geräusch eines Regentropfens in einem<br />
verlassenen Raum, das An- und Ausschalten einer<br />
Lampe, eine Zigarette die angezündet wird, verwehtes<br />
russisches Radio, Frauenabsätzen die wegrennen, ein<br />
heulendes Baby, irgendwo weit weg, und quietschende<br />
Autobremsen.<br />
Ohne Verabredung, ohne Reiseziel, aber voller<br />
Hingabe und in völliger Freiheit.<br />
Diese Geräusche, Improvisationen bildeten während<br />
der Probezeit von „Fliegenspiel“ einen täglichen „Trip“’<br />
an der existierenden und nicht-existierenden Welt<br />
entlang.<br />
Tatsächlich eine Erwärmung der Ohren, der Stimme<br />
und des Geistes, im Kern aber das Wesen des<br />
Kreierens, des Machens dieser Produktion.<br />
Völlig im hier und jetzt, in einen gemeinsamen,<br />
erhöhten Stand des Bewusstseins, horchend, und<br />
reagierend ohne Angst vor Fehlern oder falschen<br />
Entscheidungen: frei!<br />
Eine Nobelpreisgewürdigte Geschichte, fünf gute<br />
Schauspieler, ein Freejazz Musiker mit viel Liebe, aber<br />
wenig Achtung für das Theater, dazu ein holländischer<br />
Regisseur und sein Dramaturg.<br />
Eine große Männergruppe auf der Suche nach einer<br />
Geschichte.<br />
Ich bringe mein Ding.<br />
Wir werden die Geschichte einer Gruppe verlassener<br />
Kinder auf einer unbewohnten Insel erzählen. Wir<br />
werden die Kinder nicht spielen. Wir versetzen uns<br />
so gut wie möglich in ihre Situation und werden<br />
dieselben Entscheidungen treffen, dieselben Fehler<br />
machen wie die Figuren unserer Geschichte.<br />
Und ich bringe mein Ding.<br />
Ich will keine Schauspieler sehen, die Kinder spielen.<br />
Ich will erwachsene Männer, die im Hier und Jetzt<br />
stehen. Schauspieler die eine Geschichte erzählen und<br />
sich dabei vollkommen der aktuellen Zeit, des Ortes,<br />
sich selbst und füreinander bewusst sind.<br />
Und natürlich werden wir uns verlieren in der<br />
Geschichte und die lebensbedrohende Situation wird<br />
für die Schauspieler und das Publikum genau so<br />
greifbar wie für die Figuren.<br />
Öffentlich transformieren, aus Nichts - Etwas machen.<br />
Ich bringe mein Ding.<br />
Wir werden dieser Vorstellung nicht spielen, aber wir<br />
werden die Vorstellung machen, entstehen lassen, in<br />
Anwesenheit von einander und dem Publikum.<br />
Nicht alles festlegen, Raum schaffen um hier und<br />
jetzt reagieren zu können. Um einander immer wieder<br />
überraschen zu können. Kenne einfach die Geschichte<br />
die erzählt werden muss verdammt gut!<br />
Ich bringe mein Ding. Und es wird unser und euer<br />
Ding, sobald ich wieder zurückreise nach Holland.<br />
Ein großes Fest.<br />
Und jetzt, viele Jahre später, taucht manchmal die<br />
Frage einer Fortsetzungsarbeit auf.<br />
Ja, natürlich, gerne, denke ich dann, sofort begeistert.<br />
Aber wenn ich dann unsere älter gewordenen Köpfe,<br />
Körper und Leben sehe, frage ich mich ob es vielleicht<br />
eher kein Verlangen nach einer neuen Produktion ist,<br />
sondern viel mehr das Verlangen nach dieser Zeit als<br />
wir Jungen waren, frei, unbesonnen und ohne Angst.<br />
Bas Zuyderland<br />
19
20<br />
Kelkheim, Friedberg, Haiger, Wächtersbach, Rödermark, Homberg, Marburg, Duisburg, Hungen<br />
er einen Workshop gemacht hatte,<br />
empfohlen worden. Wir waren öfter<br />
nach Holland gereist und waren<br />
begeistert vom „holländischen Stil“.<br />
Wir wollten auch so etwas machen<br />
wie „Wederzeijds“ oder die anderen<br />
holländischen Gruppen. Wir trafen<br />
uns mit Inèz. Wir hatten schon<br />
über eine ganze Reihe von Stücken<br />
gesprochen, aber entweder gefi elen<br />
sie uns oder ihr nicht. Bei letzterem<br />
Vorschlag allerdings sagte sie, das<br />
sei ein sehr guter Stoff, nur glaube<br />
sie nicht, dass es richtig sei, das mit<br />
ihr zu machen: „Das müsst ihr mit<br />
meinem Freund Bas machen!“ Wir<br />
trafen uns kurz darauf mit Bas Zuyderland<br />
aus Amsterdam. Wir holten<br />
ihn vom Bahnhof ab, liefen durch die<br />
Stadt und es fi ng an zu schwingen,<br />
gemeinsam zu schwingen. Ja, das ist<br />
gut! Das ist eine gute Idee! Keine<br />
Palmen. Wir improvisieren, wir erzählen,<br />
wir spielen Erwachsene, die<br />
das als Kinder erlebt haben. Kisten<br />
als Bühnenbild. Kein Text, macht<br />
nix- den schreib ich! . Wir brauchen<br />
viele Leute! Wie viele? Mindestens 5!<br />
Das könnte gehen! Ralph Förg empfahl<br />
uns Günther Henne, mit dem<br />
er für die ersten Produktionen am<br />
Theaterhaus plante und Arni Arnold<br />
als spielenden Musiker, Stefan Holm<br />
war ja schon bei anderen Produktionen<br />
dabei gewesen. Motz ergänzte<br />
das Team, hatte diesmal aber nicht<br />
so viel auszustatten als bei vielen<br />
anderen Stücken. Die Männercrew<br />
war komplett und begab sich 6 Wochen<br />
auf die „Insel“ im damaligen<br />
Proberaum in der Schlosstrasse in<br />
Bockenheim. Der Außenposten zur<br />
übrigen Welt war ich, erstmals in<br />
eine Produktion eingebunden und<br />
hin und wieder bei den Proben dabei.<br />
Am Stückende stehe ich sogar<br />
seit der Premiere am 19. Oktober<br />
1995 von „Fliegenspiel“ als Retter<br />
und „Spielverderber“ auf der Büh-<br />
Ralph und Jack sehen das Untier<br />
ne. Dieses Stück begleitet uns nun<br />
schon über 12 Jahre in weit über<br />
200 Vorstellungen, aber immer noch<br />
lebendig ist die Idee, die Vorstellung<br />
jedesmal neu zu schaffen. Nach fast<br />
jeder Vorstellung gibt es neue Diskussionen<br />
über die Figuren, was sie<br />
wann und wie und warum machen.<br />
Die Zusammenarbeit mit Bas und<br />
dessen Dramaturgen Mart-Jan Zegers<br />
ist auch der Beginn einer langen<br />
Freundschaft und Zusammenarbeit<br />
mit dem holländischen Trio Bas<br />
Zuyderland, Inèz Derksen und Silvia<br />
Andringa, die dann Jahre später in<br />
der Gründung von „Het Laagland“<br />
ihre Institution fi nden.<br />
1995<br />
Wir hatten im November 1995 genau<br />
10 Tage Zeit um uns für eine Fahrt
Sarajevo<br />
Tagebuch der Sarajevo Reise<br />
09.11.1995<br />
Die Entscheidung zur Fahrt nach Sarajewo wird getroffen.<br />
Das Goethe-Institut übernimmt die Fahrtkosten, die EU-Administration<br />
in Mostar sagt Hilfe zu.<br />
11.11.<br />
Abfahrt in <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong> gegen 16 Uhr. Wir kommen<br />
problemlos voran und entscheiden uns von Österreich aus über<br />
Triest/Italien nach Slowenien einzureisen. Wir haben keinerlei<br />
Zoll-Papiere und befürchten Probleme.<br />
12.11.<br />
Morgenstund` hat Gold im Mund! Früh sind wir auf der Piste<br />
und nehmen in Italien einen Cappuchino, der eben hier schmeckt<br />
wie nirgendwo sonst.<br />
Der slowenische Zöllner will nicht einmal in unser Auto hineinschauen;<br />
lediglich die vergessene „Grüne Karte“ muß noch<br />
erworben werden.<br />
Nach kurzer Fahrt durch die slowenische Hügellandschaft erreichen<br />
wir die kroatische Grenze, wo pfl ichtbewußte Beamte eine<br />
Zoll-Erklärung verlangen. Als sie diese nicht erhalten, inspizieren<br />
sie zu zweit den Inhalt unseres Fahrzeuges, erfahren, daß dies<br />
Theater-Ausrüstung<br />
ist und werden sehr freundlich. Wir dürfen einreisen.<br />
Gegen Mittag erreichen wir Rijeka, und da die Fähre nach Split<br />
erst abends fährt, nehmen wir den Landweg. Wegen der schlechten<br />
Straßenverhältnisse, teilweise durch Kriegszerstörungen,<br />
benötigen wir für die 380 km etwa 7 h.<br />
Wir werden haüfi g kontrolliert, erleben aber immer bei Soldaten<br />
und Polizisten die Wandlung eines misstrauischen oder missmutigen<br />
Gesichtes in ein freundliches, wenn wir unser Zauberwort<br />
„Pozoriste“, Theater nennen und sagen, daß wir in Sarajewo spielen<br />
wollen.<br />
Wir übernachten in Split im Park-Hotel, Palmen vor den Fenstern<br />
und Promenade um die Ecke.<br />
Bei einer großen Fischplatte und einer Flasche guten dalmatinischen<br />
Rotweins beschließen wir den Abend mit gemischten<br />
Gefühlen.<br />
13.11.<br />
Das Frühstücks-Buffet mit dem Charme einer Kolchose erinnert<br />
uns an vergangene Zeiten.<br />
An der Grenze zur kroatisch-bosnischen Föderation ergeht es uns<br />
wie an allen anderen Kontrollstellen: Problemlose Durchfahrt.<br />
Der Krieg wird jetzt sichtbar; die Zerstörungen nehmen zu, die<br />
Armut auch und überall warten die Menschen auf Mitfahrgelegenheiten.<br />
Gegen 10 Uhr erreichen wir Mostar und der Grenzposten versi-<br />
chert uns, der Weg nach Sarajewo sei frei.<br />
So lassen wir die EU-Administration und den kroatischen Teil<br />
Mostars links liegen und fahren durch die UNO-Kontrolle nach<br />
Bosnien-Herzegowina ein, nicht ohne vorher noch eine „Grüne<br />
Karte“ erworben zu haben.<br />
Überall sind UNO-Trupps bei der Ausbesserung der, oft erheblich<br />
zerstörten Strassen und Brücken.<br />
Zahlreiche Kontrollen verlaufen in oben beschriebener Weise und<br />
um die Mittagszeit erreichen wir den Berg Igman; jenseits des<br />
Höhenzuges liegt Sarajewo.<br />
Vorerst scheint die Fahrt hier zu Ende: Die Straße wird ausgebessert,<br />
große Fahrzeuge können nicht passieren.<br />
Während einer Unterhaltung mit einem wartenden Soldaten wandern<br />
unsere Pässe, sowie die Einladung des Kulturministeriums in<br />
die Kommandantur und nach 10 Minuten fahren wir bergwärts.<br />
Der freundliche Soldat fährt mit uns und steigt an einem Kontrollposten<br />
im Wald, nahe der Olympia-Schanze aus.<br />
Der ehemalige Waldweg, während des Krieges die einzige „ sichere“<br />
Verbindung nach Sarajevo, ist zu einer halbwegs befahrbaren<br />
Piste ausgebaut und noch vereist.<br />
Im Schrittempo und mit härtesten Erschütterungen kommen wir<br />
bis zu einer Stelle im Wald, wo bosnisches Militär eine Schafherde<br />
aus einem LKW auslädt; wir nutzen die unfreiwillige Pause, um<br />
uns in unserer Bordküche einen Espresso zu kochen.<br />
Nach 3 Stunden Fahrt, vorbei an zerschossenen Autowracks, liegt<br />
Sarajewo vor uns im Tal, in Nebelschwaden eingehüllt und so<br />
ruhig, als wäre nie Krieg gewesen.<br />
Am UN-Kontrollpunkt zur Überquerung des Flughafen-Korridors<br />
rauchen wir mit dem französischen Verbindungsoffi zier eine<br />
Gauloise und kurz danach fahren wir auf der, uns aus dem Fern-<br />
21
22<br />
Sarajevo<br />
sehen wohlbekannten Snajper-Allee nach Sarajewo hinein.<br />
Sarajewo ist nur noch schwarz-weiß.<br />
„Pozoriste Mladih“ ist wohlbekannt und schon nach wenigen<br />
Minuten haben wir das Theater erreicht. Zwei unserer Sarajewoer<br />
Kollegen, Safed und Marko, werden herbeigerufen, denn so früh<br />
hatte man uns nicht erwartet.<br />
Wir laden noch schnell unser Bühnenbild aus und am frühen<br />
Abend sitzen wir in Markos Wohnung mit weiteren „Mladihs“,<br />
wie wir sie nennen, bei einem gemütlichen Abendimbiß<br />
beisammen.Die tägliche Ausgangssperre um 22 Uhr setzt dem<br />
Abend ein Ende.<br />
14.11.<br />
Wir treffen uns im Theater mit den restlichen Kollegen bei türkischen<br />
Kaffee und großem Hallo.<br />
Anschliessend bauen wir unsere Bühne auf und wir proben einen<br />
Durchlauf mit Tomislav, unserem Saxophonisten aus Sarajevo für<br />
die beiden Sarajevoer Vorstellungen.<br />
Die Währung ist DM, die Preise sind mit den unseren vergleichbar,<br />
seit durch die Öffnung nun nahezu alles zu kaufen ist.<br />
15.11.<br />
Die Vorstellung zusammen mit unserem Saxophonisten klappt<br />
gut; leider sind durch einen Organisationsfehler nur etwa 60 Kinder<br />
da. Denen gefällt die Vorstellung jedoch ausgesprochen gut,<br />
was sie auch dem bosnischen TV mitteilen, welches noch eine<br />
Szene und ein kurzes Interview aufnimmt.<br />
Anschließend Pressekonferenz mit Rundfunk und mehreren Tageszeitungen,<br />
Vesna, unsere Dolmetscherin arbeitet hart.<br />
Bei einem kleinen Empfang im Kulturministerium betont der<br />
stellvertretende Minister die Unabhängigkeit und Bedeutung von<br />
Theater; wir betonen, daß gerade Kinder- und Jugend-theater in<br />
Sarajewo fi nanzielle Unterstützung benötigen.<br />
Nach einem, wie immer hervorragenden Kaffee, machen wir<br />
einen kleinen Bummel und besuchen Orte, an denen unsere<br />
bosnischen Kollegen seit Jahren nicht mehr waren.<br />
Die Ausgangssperre stört uns diesmal erheblich, und wir schaffen<br />
es erst mit 10 minütiger Verspätung nach Hause zu kommen.<br />
Dies kann 50 DM pro Person und eine Nacht auf der Wache<br />
kosten, aber die beiden Polizisten, die uns direkt vor unserem<br />
Haus begegnen, haben wichtigeres zu tun.<br />
16.11.<br />
Diesmal ist die Vorstellung voll: Etwa 350 Zuschauer auf 300<br />
Plätzen, dazu ein Team der ARD. Die ARD sendet einen Ausschnitt<br />
im „Morgenmagazin“.<br />
Unser Saxophonist eröffnet, der Strom fällt aus!<br />
Ein Anruf beim Elektrizitätswerk, 15 Minuten Wartezeit in totaler<br />
Finsternis und es kann weitergehen.<br />
Eine schöne Vorstellung, herzlicher Schlussapplaus und der<br />
Strom ist wieder weg. Kurzes Interview des deutschen TV`s und<br />
dann Abbau.<br />
Wir besorgen Mitbringsel für unsere Kinder und fi nden uns am<br />
Nachmittag im Theater zu einer Abschiedsfeier zusammen.<br />
Ein Dankeschön von unseren Sarajewoer Freunden, verbunden<br />
mit leckeren Spezialitäten, einigen Liedern und Abschiedsgeschenken,<br />
mit einer wunderbaren, offenen Herzlichkeit, machen<br />
dies zu einem Abend, den wir so schnell nicht vergessen werden!<br />
17.11.<br />
Auf Anraten unserer Freunde und aufgrund einer Information<br />
der französischen UNO-Kommandantur fahren wir nicht die<br />
„Blue-Route“, durch die serbischen Gebiete, sondern machen uns<br />
wieder auf in Richtung Berg Igman.<br />
Wir sehen bekannte Gesichter in und um den Konvoi, der auf<br />
die Begleitung durchs Niemandsland wartet. Mit etwas Verspätung<br />
geht es los, dafür bewältigen wir die Waldpiste, die wieder<br />
etwas ausgebauter daherkommt, in etwa 1 ½ h.<br />
Von der kroatischen Grenze abgesehen, werden wir nicht mehr<br />
angehalten, noch kontrolliert.<br />
Die meisten der, vor einigen Tagen noch zahlreichen Kontrollposten,<br />
sind abgebaut.<br />
Eine Bestätigung der Meinung unserer Kollegen und Freunde<br />
aus Sarajewo: Der Anfang vom Ende des Krieges!??<br />
Nachmittags in Split telefonieren wir nach Hause, kaufen ein<br />
und entern die Fähre.<br />
Am Nachmittag sind wir im Duty-Fre-Shop an der slowenischösterreichischen<br />
Grenze, und um Mitternacht in <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Willy
Nauheim, Braunschweig, <strong>Frankfurt</strong> Höchst, Büdingen, Viernheim, Seeheim, Bruchköbel, Gladenbach<br />
zu Lande nach Sarajevo vorzubereiten.<br />
So alt war der Waffenstillstand<br />
in Bosnien, als wir mit dem Ziel Sarajevo<br />
losfuhren, nachdem Pozoriste<br />
Mladih aus Sarajevo gemeldet hatte:<br />
„Wir haben überlebt“. Wir wollten<br />
ein Versprechen einlösen und machten<br />
uns auf die Reise.<br />
Nach der Rückkehr bekamen wir<br />
einen Text in die Hände, der vom<br />
Krieg erzählt. In diesem Text sind<br />
die Soldaten Luftballons, die am<br />
Ende, während des Schwertkampfes<br />
um die Sandburg, die dabei zerstört<br />
wird, abgestochen werden. Es<br />
ist der Text „Heinrich der Fünfte“,<br />
nach Shakespeare, der von Ignace<br />
Cornelissen als Erzähltheater, unter<br />
den Eindrücken der medialen<br />
Vermittlung des ersten Golfkrieges<br />
geschrieben wurde. Ich übernahm<br />
die Rolle des Skeptikers bei diesem<br />
Text, wurde aber fl ugs überstimmt<br />
und jetzt war auch Inéz Derksen<br />
begeistert, sie hatte eine Aufführung<br />
der Originalinszenierung in den<br />
Niederlanden gesehen.<br />
1996<br />
Wir machten am 13. April 1996 die<br />
deutsche Erstaufführung dieses Theaterstückes.<br />
Dass wir heute die Letzten<br />
sind, die dieses Stück, mit inzwischen<br />
fast 30 Inszenierungen, noch<br />
immer mit großem Erfolg spielen,<br />
hätten wir damals nicht gedacht.<br />
Das Festival Luaga´n Losna im österreichischen<br />
Vorarlberg hat uns schon<br />
oft eingeladen und wir fahren dort<br />
meist im Juni sehr, sehr gerne hin,<br />
weil wir die besondere Atmosphäre<br />
dieses Festivals lieben.<br />
Im Jahre 2000 waren wir mit „Heinrich<br />
der Fünfte“ eingeladen und Jeremy<br />
Turner aus Wales hat das Stück<br />
gesehen. Er war begeistert. Mehrere<br />
Jahre lag er uns in den Ohren, das<br />
Stück auf englisch zu spielen. Im<br />
Sommer 2004 haben wir dann die<br />
Umproben begonnen. Nachdem wir<br />
die englische Premiere mit Susanne<br />
Horst Kiss als Heinrich V.<br />
Schyns gezeigt hatten, wurde sie<br />
schwanger und damit war die ganze<br />
Reise in Frage gestellt. Uta Nawrath<br />
erklärte sich bereit, Prinzessin Catherine<br />
zu spielen, deshalb konnten wir<br />
dann doch nach Wales fahren. Zum<br />
Glück. Dort waren zu dem Festival<br />
„Open Doors“ Festivalveranstalter<br />
unter anderem aus Kanada eingeladen.<br />
So wurden wir für den Juni<br />
Die Überfahrt<br />
2006 zu 2 kanadischen Festivals<br />
eingeladen. Im Herbst 2007 wird<br />
wieder eine Reise nach Wales stattfi<br />
nden, diesmal eine Tournee über 2<br />
Wochen. Prinzessin Catherine ist die<br />
Rolle, die die meisten Umbesetzungen<br />
erlebt hat. Sabinja Welber, die die<br />
Premiere spielte, ist am 7. Juli 1998<br />
gestorben. Anja Lenssen, die die Rolle<br />
dann übernahm, wechselte nach<br />
weiter auf Seite 28<br />
23
24<br />
Bingen, Jena, Sarajevo, Sindelfi ngen, Altenstadt, <strong>Frankfurt</strong>, Schlitz, Darmstadt, Haiger,<br />
Erzähler Lass einfach die Dinge auf dich zukommen.<br />
Heinrich Du hast leicht reden. Ich habe so viele Fragen.<br />
Werde ich König bleiben. Werde ich jemals<br />
heiraten? Bekomme ich nicht irgend eine<br />
Krankheit, ein Krebsgeschwür oder einen Buckel<br />
-und er sagt: Lass einfach die Dinge auf<br />
dich zukommen.<br />
Heinrich V,<br />
von Ignace Cornelissen frei nach Shakespeare.<br />
10 Jahre her.<br />
3 Grüne Sosse-Männer, so unterschiedlich als nur sein<br />
kann.<br />
Mit Horst Kiss und Sabinja Welber als Schauspielgäste<br />
dazu.<br />
Der Proberaum liegt in Sachsenhausen und gehörte den<br />
Traumtänzern. Komplett mit einer imposanten, sehr beliebten<br />
Kaffeemachine und unten ein Getränkegeschäft.<br />
Fast jeden Mittagspause gibt es was schönes, warmes zum<br />
Essen.<br />
Und sehr oft feiern wir unsere Proben mit Sekt, Wein, Bier<br />
oder Schnaps.<br />
Wahrscheinlich weil es einer meine ersten Probeaufträge ist,<br />
passend zum Stück, darf jeder Schauspieler ein Tag lang<br />
König spielen, und sich ALLES wünschen, was ein König<br />
sich nur wünschen kann.<br />
Und fast jede Woche beenden wir eine Abendprobe tanzend,<br />
swingend im Sinkkasten. Wie gut kann das Theaterleben<br />
sein?<br />
Gab es schon ein Grüne Sosse Büro?<br />
Ich habe keine Ahnung. Meiner Meinung nach, geschah alles<br />
im Proberaum, zum Teil wahrscheinlich auch im Theaterhaus,<br />
oder an Schreibtischen bei den Männern zu Hause.<br />
Sigi, Willy, Detlef.<br />
Theatermänner. Familienmänner.<br />
Neugierig, Charmant, Direkt, Humorvoll,<br />
Ehrgeizig, Offen und sehr Sensibel.<br />
Alles wird gespürt. Alles wird gefragt. Alles wird gesagt.<br />
Selten so unterschiedliche Männer, Freunde und<br />
Kollegen, kennen gelernt die Alle drei so ein großes Talent<br />
teilen, um sich so leicht zu so viel verschiedenen Menschen<br />
und Gruppen zu verhalten und verbinden zu können.<br />
Ein großes Talent für Chemie.<br />
Eine wunderbare Nase für die richtige Welle oder Ebene.<br />
Ein Auge für Wachstum.<br />
Bei allen Regisseurinnen, Gästen und Publikumsgruppen<br />
gehen sie ein auf das was gefragt und angeboten wird.<br />
In Atmosphäre, Spielstil und Eigenartigkeiten.<br />
Immer auf der Suche nach einem aufrichtigen Kontakt.<br />
Immer austauschen und weiter entwickeln wollen.
<strong>Frankfurt</strong>, Gelnhausen, Suhl, Bad Soden, Wetzlar, Büdingen, Giessen, Lohne, Oberursel, Mücke<br />
Papel Sie essen so viel oder so wenig wie Sie wollen,<br />
und tun einfach, als ob Sie zu Hause sind.<br />
Sie würden mir einen Gefallen tun, wenn<br />
Sie sich zu mir an diese festliche Tafel setzten.<br />
Es wäre mir ein großes Vergnügen,wieder<br />
einmal mit jemandem gemeinsam zu essen..<br />
Colchica Danach will ich aber weiter.<br />
Papel Natürlich, nach dem Essen will auch ich<br />
weiter. Aber der Mensch muss essen. Sie doch<br />
auch?<br />
Colchica Ich will nur nicht so viel Zeit verlieren.<br />
Papel Eine gesellige Mahlzeit ist nie ein Zeitverlust.<br />
Koffer auf Reisen von Geert Genbrugge<br />
10 Jahren später.<br />
Sigi und als Gastschauspielerin Andrea Zanaboni.<br />
Ein schöner, witziger Text.Deutsche Erstaufführung.<br />
Mit Liebe inszeniert und gespielt. Ohne einen besonders<br />
kommerziellen Titel, sehr geeignet für ein nicht besonders<br />
kommerzielles Publikumsalter.<br />
10 Jahren später.<br />
Einige internationale Erfolge weiter.<br />
Heinrich V heißt nun Henry V.<br />
Bei einigen Grüne Sosse- Männer spürbar weniger Haaren.<br />
Zum Teil auch weniger ‚wild‘.<br />
Ein eigenes Theaterstudio.Eigene Büros und Räume.<br />
Eigene Jugendclubs.<br />
Eigene Kinder gehören mittlerweile auch zur<br />
schauspielenden Jugend.<br />
Abwechselndes Repertoire: festliches, leichtes Theater, so<br />
wie auch schwere Themen-Stücken.<br />
Noch immer offen. Noch immer auf der Suche.<br />
Nach neuen Theatererfahrungen. Neuen Stücken, neuen<br />
Theatermachern, neuen Zusammenarbeiten. Nach neuen<br />
Theater‘Hits‘.<br />
Wenn man <strong>Frankfurt</strong> durch die Augen von Freunden<br />
kennenlernen kann, dann wird man dieser Stadt lieben. So<br />
wie ich.<br />
Wenn man die Chance bekommt mehrere Male diesen<br />
(Theater)Kulturellen Austausch so intensiv zu erfahren<br />
und viele Perspektiven geöffnet zu bekommen, dann wird<br />
das Interesse für das Deutsche Kinder- und Jugendtheater<br />
einfach geweckt.<br />
So wie bei mir, und bei meinen Holländischen Kollegen.<br />
Diese, damals blutjunge, holländische Regisseurin hat von<br />
Anfang an unglaublich viel Vertrauen bekommen.<br />
Alter war egal. Talent und Ideen wurden erkannt und<br />
eingeladen.<br />
Es gab sofort allen Raum, alle gewünschte Bedingungen.<br />
Was das für einen großen Eindruck gemacht hat, und für<br />
mich persönlich bedeutet hat, als Mensch und als (junge)<br />
‚FachFrau‘, ist kaum zu beschreiben.<br />
Viel war es, Viel ist es.<br />
Sigi, Willy, Detlef.<br />
Theatermänner. Familienmänner. Männertheater.<br />
Familientheater. Theaterfamilie.<br />
Freunde fürs Leben.<br />
Was machen wir denn in 10 Jahren zusammen?<br />
Colchica Liebe auf den ersten Blick. Für Sie war es Liebe<br />
auf den ersten Blick.<br />
Papel Genau. Für mich war es Liebe auf den ersten<br />
Blick. In dem Augenblick, in dem ich Sie<br />
zwischen all Ihren Koffern sah, wusste ich, das<br />
ist Liebe auf den ersten Blick. Für mich. Aber<br />
woher wissen Sie das?<br />
Colchica Eine Frau fühlt das. Außerdem haben Sie mich<br />
nicht vorbeigelassen. Sie haben mir die ganze<br />
Zeit den Weg versperrt. Das sagt doch alles.<br />
Papel Sie wussten also die ganze Zeit, dass es Liebe<br />
auf den ersten Blick war und haben nichts<br />
gesagt.<br />
Colchica Was sollte ich sagen?<br />
Papel Sie hätten irgendetwas sagen können. Mir fällt<br />
jetzt auch nicht gleich etwas ein. Ich meine.<br />
Für mich war es Liebe auf den ersten Blick.<br />
Und für Sie? Wie war es für Sie?<br />
Inèz Derksen<br />
Sittard, 29. November 2006<br />
25
26<br />
Statistik, Zahlen, Zeiten, Produktionen, Vorstellungen, Zuschauer<br />
1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994<br />
Sarajevo BIH<br />
Gastspiele in 12 verschiedenen Ländern:<br />
St. Vith B<br />
Ungarn<br />
Luxemburg<br />
Niederlande<br />
Schweiz<br />
Jekatarinburg RUS<br />
184 Vorstellungen Kein Feuer ohne Kohle 30.000 Zuschauer<br />
92 Vorstellungen Voll auf der Rolle 17.000 Zuschauer<br />
Geiselnahme 38 Vorstellungen 4.000 Zuschauer<br />
Burning Love 46 Vorstellungen 6.000 Zuschauer<br />
Mensch ich Lieb dich doch 280 Vorstellungen 70.000 Zuschauer<br />
Herning DK<br />
5 Vorstellungen 150 Zuschauer<br />
400 Zuschauer 6 Vorstellungen Taxifahrer<br />
Emigranten<br />
5000 Zuschauer Fräulein Julie 66 Vorstellungen<br />
Robinson & Crusoe<br />
Rasierme<br />
Mirad–<br />
9.000 Zuschauer Game over – Insert coin 52 Vorstellungen<br />
König in der Pfütze 23 Vorstellungen 2.200 Zuschauer
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007<br />
400 Zuschauer 4 Vorstellungen SommerLieben<br />
Der Junge und die See 14 Vorstellungen 700 Zuschauer<br />
Wintermärchen 90 Vorstellungen 12.000 Zuschauer<br />
Heinrich der Fünfte 186 Vorstellungen 21.000 Zuschauer ab 2004 Henry the Fifth<br />
Fliegenspiel 224 Vorstellungen 40.000 Zuschauer<br />
sser<br />
ein Junge aus Bosnien 69 Vorstellungen 7000 Zuschauer<br />
56 Vorstellungen 4800 Zuschauer<br />
14.000 Zuschauer 103 Vorstellungen<br />
2000 Zuschauer 22 Vorstellungen Koffer auf Reisen<br />
10.500 Zuschauer 75 Vorstellungen Feuerfest<br />
48 Vorstellungen Plumpsack 6.000 Zuschauer<br />
40 Vorstellungen Schlagmann 5.500 Zuschauer<br />
11 Vorstellungen Salzige Zeiten 1.200 Zuschauer<br />
Hexenschuss 47 Vorstellungen 4.000 Zuschauer<br />
8 Vorstellungen Du bzw. Ich 700 Zuschauer<br />
Muffensausen 7 Vorstellungen 500 Zuschauer<br />
33 Vorstellungen Pinguine können keine Käsekuchen backen 3.000 Zuschauer<br />
Winterwasser 3 Vorstellungen 300 Zuschauer<br />
Strandläufer 122 Vorstellungen 15.000 Zuschauer<br />
Mit mir nicht 3 Vorstellungen 250 Zuschauer<br />
Nenzing A<br />
Osaka JAP<br />
Aberystwyth GB<br />
Toronto/ St. Albert CAN<br />
27
28<br />
Groß Gerau, Berlin, Groß Bieberau, Friedrichsdorf, Nidda, Neu Anspach, Friedberg, <strong>Frankfurt</strong>,<br />
Heinrich und ich<br />
Meine Kindheit war durchschnittlich, so wie die eines jeden Jungen. Doch<br />
dann kam Heinrich. Das Stück „Heinrich der Fünfte“ veränderte meine<br />
Kindheit. Ich sah es das erste Mal mit 4 Jahren und war sofort infi ziert.<br />
Zugegeben, in diesem Alter ist man als Junge sehr empfänglich für alles was<br />
mit Rittern und Burgen, mit Schwertern und Schilden, mit Pfeil und Bogen<br />
und Kämpfen zu tun hat. Zusammen mit meinem besten Freund Marvin<br />
(Willys Sohn) führten wir das Stück, aus unserer Erinnerung, in unserem<br />
Kinderladen ungefähr einmal die Woche auf. Dort hatten wir Kostüme.<br />
Die Schwerter bekamen wir von unseren Vätern. Die erste Vorführung<br />
wurde gut besucht, doch dann ging<br />
es abwärts. Wir hatten uns, wie<br />
jedes Theater, mit dem Thema der<br />
Zuschauerresonanz auseinander zu<br />
setzen. Die Lösung? Es gab keine!<br />
Wir führten das Stück weiterhin jede<br />
Woche auf, auch wenn nur noch die<br />
neuen Kinder und Kamo einer unserer<br />
Betreuer kamen. Die fehlenden<br />
Zuschauer störten uns nicht, ausser<br />
sie kamen erst, um nach einer Weile, unsere Vorführung zu stören.<br />
Unsere Interpretation „Heinrich des Fünften“ führten wir bei jeder Gelegenheit<br />
auf, sprich auf Sommerfesten und ähnlichem. Außerdem hatte<br />
unser Lieblingsbetreuer, gleichzeitig unser treuester Zuschauer, was wahrscheinlich<br />
in irgendeiner Art und Weise zusammen hing, eine Sendung<br />
auf Radio X. So führten wir zum Ende unserer von Heinrich bestimmten<br />
Kinderladenzeit das Stück im Radio auf. Es klappte genauso gut wie in<br />
unserem Kinderladen, außer dass das Stück von zehn Minuten nochmals<br />
auf ungefähr fünf geschmolzen war, was mit unserer Aufregung zusammen<br />
gehangen haben kann.<br />
Die letzte dieser glorreichen Aufführungen, zum Kinderladen- Abschlussfest,<br />
ging leider etwas in die Hose. Unsere Prinzessin Katherin hatte sehr<br />
starkes Lampenfi eber oder ähnliches. Fest steht, dass sie erst nicht auf die<br />
Bühne kommen wollte, sich dann doch traute, um schließlich die Bühne<br />
wieder zu verlassen. Trotzdem war dies die vollkommenste Vorstellung, da<br />
wir das erste Mal eine Prinzessin Katherin, eine Live-Ein-Junge-Band und<br />
einen Techniker in Form unseres Lieblingsbetreuers hatten, welcher gleichzeitig<br />
unser Motivator war. Max Farr ( Detlefs Sohn)<br />
Verhandlungen<br />
Fortsetzung von Seite 23<br />
einem Jahr in ein festes Engagement<br />
zum Stadttheater. Susanne und Uta<br />
teilen sich jetzt manchmal die Rolle.<br />
Aber auch König Heinrich wurde<br />
nicht immer von Günther Henne<br />
gespielt, die Premiere machte Horst<br />
Kiss, auch er wechselte nach kurzer<br />
Zeit in ein festes Engagement.<br />
1996 spielten wir so viele Vorstellungen<br />
wie schon lange nicht mehr, alleine<br />
62 „Fliegenspiel“ Vorstellungen.<br />
Bei einer denkwürdigen Preisverleihung<br />
erhielten wir den Jugendtheaterpreis<br />
1996 der Stadt München,<br />
den „Wolfgang-Anraths-Gedächtnis-<br />
Preis“ für unsere Produktion „Fliegenspiel“.<br />
Denkwürdig, weil, nach<br />
einigen Maß Bier, das Preisgeld von<br />
2.000,- auf 2.500,- DM und dann<br />
sogar, während der Verleihung, noch<br />
auf 3.000,- DM erhöht wurde. Es ist<br />
auch das erste Mal, dass wir nach<br />
St. Vith in Belgien zum Theaterfest<br />
der AGORA eingeladen wurden, wo<br />
wir Menschen wie Claus Overcamp,<br />
Marcel Cremer, Taki Papaconstatinou,<br />
die beim <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />
noch eine wichtige Rolle spielen werden,<br />
kennen lernten.
Büttelborn, Kilianstädten, Bochum, Hanau, Hasselroth, Spangenberg, Laubach, Nauheim, Jena<br />
1997<br />
waren wir im April mit<br />
„Robinson&Crusoe“ zu einem internationalen<br />
Festival nach Budapest<br />
eingeladen.<br />
Wir widmeten uns Anfang des Jahres<br />
der Produktion eines weiteren<br />
Stückes von Ignace Cornellissen<br />
„Der Junge und die See“, ein modernes<br />
Märchen darüber, wie Vater<br />
und Sohn die verschwundene Mutter<br />
wieder fi nden. In der Regie von<br />
Heiner Fahrenholz spielten Patrick<br />
Hellenbrand und Willy. Zur Premiere<br />
kam an Pfi ngsten ein sehr klares<br />
und stilisiertes Kammerspiel, das den<br />
wenigen Zuschauern, die diese Stück<br />
erlebten, große Freude machte. Leider<br />
konnten wir das Stück nur kurz im<br />
Repertoire behalten, da auch Patrick<br />
zum Stadttheater wechselte. Der 15te<br />
Geburtstag wurde im Sommer mit<br />
einem kleinen internationalen Festi-<br />
val gefeiert. Wir hatten das AGORA<br />
Theater aus Belgien, das Pozoriste<br />
Mladih aus Sarajevo, die Mevrouw<br />
Smit aus den Niederlanden und das<br />
Theater Spilkischte aus der Schweiz<br />
zu Gast. Im Herbst waren wir wieder<br />
in Belgien eingeladen, diesmal mit<br />
„Heinrich der Fünfte“.<br />
Seit dem Sommer waren wir Mieter<br />
im Löwenhof mit dem Klappmaul<br />
Theater als Nachbarn und began-<br />
„Der Junge und die See“<br />
nen dort, Ignace Cornellissen treu<br />
bleibend, die Produktion von „Wintermärchen“.<br />
Die Arbeit wurde von Silvia Andringa,<br />
die Dritte des holländischen<br />
Trios, geleitet. Es stießen neue Kolleginnen<br />
zu uns, Hanna Linde und<br />
Raija Siikarvirta, so dass wir wieder<br />
im größeren Ensemble auf der Bühne<br />
standen. Auch wenn wir dachten, mit<br />
dem holländischen Erzähltheaterstil<br />
schon vertraut zu sein, lernten wir in<br />
dieser Produktion wieder, dass es keinen<br />
Stillstand im Theater gibt und<br />
dass es ohne große Anstrengungen<br />
sowieso nicht geht. „Wintermärchen“<br />
wurde eine erfolgreiche Produktion,<br />
die sehr lange brauchte, um sich frei<br />
zu spielen. In großen Hallen konnten<br />
wir uns mit den wenigen Requisiten<br />
und dem „armseligen“ Bühnenbild<br />
manchmal etwas verlieren. Silvia<br />
war zwar bis zum Ende unzufrieden,<br />
aber dann doch erstaunt darüber,<br />
wie lange wir „Wintermärchen“ im<br />
Repertoire hatten. Denn das Spiel<br />
um den Kuss und die blinde Eifersucht<br />
des böhmischen Königs, sowie<br />
29
30<br />
Köln, Budapest, Fellbach, <strong>Frankfurt</strong>, Marburg, Duisburg, Wolfsburg, Brackenheim, Schwaigern,<br />
Der Anfang eines Frühlings während des<br />
Wintermärchens<br />
Wir sitzen auf einer Holzbank in einer kleinen Küche<br />
und ich beuge mich über einen winzigen Papierstreifen,<br />
der eine wichtige Botschaft verbirgt. Es ist noch zu<br />
früh. Wir müssen ein paar Minuten warten. Wir<br />
trinken Wasser. Ich rauche – gegen besseres Wissen<br />
– eine Zigarette.<br />
Ich bin mit meinem Freund Paul in der Wohnung von<br />
Sigi.<br />
Der Wohnungsinhaber selber ist nicht da. Er hat vor<br />
ein paar Monaten sein Herz an eine gewisse Doro<br />
verloren – eine tolle Frau, von der ich hoffe, dass sie<br />
ihm viel Licht und frischen Wind bringen wird. Sigi<br />
kommt heute Abend wahrscheinlich nicht nach Hause.<br />
Gut!<br />
Eine Minute verstreicht. Es ist eine gemütliche<br />
Wohnung. Ich habe ein phantasieloses Zimmer, in<br />
dem ich mich richtig wohl fühle, und Sigi ist ein guter<br />
Mitbewohner. Ich erzähle Paul von dem Eurodeutsch,<br />
dass ich – trotz meiner leidenschaftlichen Versuche,<br />
gut Deutsch zu sprechen - jeden Tag aufs Neue erfi nde.<br />
Sigi schreibt meine Kapriolen und Versprecher in ein<br />
Büchlein. Es würde mich nicht wundern, wenn es<br />
anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Deutsch-<br />
Niederländischen Jugendtheater Freundschaft<br />
gedruckt erscheint! Das Buch sollte unbedingt<br />
„Rahmenbeschützung“ heißen. (Mein Versuch, das<br />
Wort Gardine zu beschreiben.)<br />
Wieder verstreicht eine Minute. Ich erzähle Paul über<br />
die Proben zu Wintermärchen. Wir proben seit drei<br />
Wochen. Die Arbeit macht Spaß und ich fange an, ein<br />
gutes Bild von Willy, Sigi und Detlef zu bekommen.<br />
Aber ich mache mir auch Sorgen. Ist der Text jetzt<br />
gut oder ist er immer noch zu oberfl ächlich? Bin ich<br />
zu nachlässig, was Bühnenbild und Musik betrifft?<br />
Gehe ich auf die richtige Art mit meinen beiden<br />
Schauspielerinnen um? Ich frage mich, ob ich nicht<br />
viel zu besessen Theater machen will und dadurch die<br />
Leichtigkeit aus dem Auge verliere. Später wird man<br />
sagen: „Ja, ja Silvia. Pass auf! Wir kennen das. Du bist<br />
immer auf der Suche nach dem großen Drama auf der<br />
Bühne.“<br />
Wahrscheinlich stimmt das. An diesem Abend ganz<br />
sicher, obwohl es diesmal nicht um ein Schauspiel<br />
geht und jetzt allem Anschein nach ein großes Drama<br />
in meinem Privatleben seinen Lauf nehmen wird.<br />
Die Minuten sind nun verstrichen, es ist soweit. Wir<br />
schauen, erschrecken, lesen die Gebrauchsanweisung<br />
noch einmal. Oh mein Gott, wir sind schwanger. Wir<br />
sind glücklich.<br />
Da, in der kleinen Küche in <strong>Frankfurt</strong>, weit weg<br />
von Amsterdam, fängt etwas ganz Neues an für<br />
mich, für uns. Als der werdende Papa Paul ein paar<br />
Tage später wieder in die Niederlande zurückkehrt,<br />
tausche ich ihn für drei „Papas mit Erfahrung“ ein.<br />
Ich darf nichts mehr heben, muss mich vorsehen beim<br />
Treppenlaufen, gesunde Säfte werden für mich geholt,<br />
Vitamine, Folsäure. Ja, sie waren ach so lieb und ach<br />
so fürsorglich damals … und sie wären es wieder.<br />
Ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob meine<br />
Schwangerschaft einen positiven oder negativen<br />
Einfl uss auf die Vorstellung oder unsere<br />
Zusammenarbeit hatte. Aber ganz gewiss werde ich<br />
immer mit viel Liebe an „die 3 Männer“ denken.<br />
Mike ist jetzt achteinhalb. Ich würde ihn gern mal<br />
mitnehmen zur Gruenen Sosse. Und dann werde<br />
ich sagen: „Schau mal Mike, das sind die Leute,<br />
wegen denen Mama so gern zu der Gruppe mit dem<br />
komischen Namen will. Es sind ganz besondere<br />
Leute, musst du wissen. Aber das wirst du schon selbst<br />
schnell genug merken.“<br />
Dag dag lieve mannen,<br />
Silvia Andringa.
Aschaffenburg, Viersen, St. Vith, Löhne, Berlin, Rüsselsheim, Wuppertal, Künzelsau, Siegburg<br />
„Wintermärchen“ Der Sarg<br />
das neckische Spiel des sizilianischen<br />
Prinzen mit der ausgesetzten böhmischen<br />
Prinzessin hat viele Zuschauer<br />
begeistert.<br />
1998<br />
Wir spielten fast 100 Vorstellungen<br />
der „holländischen“ Inszenierungen,<br />
zeigten „Heinrich der Fünfte“ in der<br />
Reihe Kindertheater des Monats in<br />
Nordrhein Westfalen und in Luxemburg.<br />
„Wintermärchen“ wurde<br />
in Emden, beim deutsch- niederländischen<br />
Theaterfeastival, und auf der<br />
Spurensuche IV, dem Arbeitstreffen<br />
der Freien Kinder- und Jugendtheater,<br />
vorgestellt. Seit dieser Zeit<br />
arbeiten wir bei der Vorbereitung<br />
und Durchführung der Spurensuche<br />
mit. Im Herbst trafen wir uns mit<br />
Marcel Cremer. Mit dabei war Günther<br />
Henne, der, da er in fast allen<br />
Stücken mitspielte, so gut wie dazugehörte,<br />
um über eine gemeinsame<br />
Arbeit zu beraten. Es begann ein lan<br />
Es spricht Prinz Bobby<br />
Laut meinem Vater war es das Theater,<br />
welches ihn vor 25 Jahren gerettet<br />
hat. Mit dem er laut seinen Worten<br />
niemals aufhören wird.<br />
Als alles anfi ng, war ich gerade ein<br />
Jahr alt.<br />
Doch seit ich mich erinnere, war auch<br />
das Theater da, hat mich mein ganzes<br />
Leben lang begleitet. Aktiv bin ich<br />
nie gewesen, werde es wahrscheinlich<br />
auch nie sein, und doch gibt es viel zu<br />
erzählen..<br />
Von einer Anfangs großen Gruppe, und deren hartgesottenem Kern heute.<br />
Von der harten Arbeit vor und hinter den Auftritten, die schon beim Zuschauen<br />
anstrengend war.<br />
Von lautem Textlernen, das vom Kinderzimmer aus wie ein Selbstgespräch<br />
klang.<br />
Von dem Schreck, den ich durch einen inszenierten Streit bekam, und der<br />
mich monatelang beschäftigte.<br />
Von einem Unfall während einer Premiere, weshalb mein Vater ins Krankenhaus<br />
musste.<br />
Von langen Tourneen, teils bis an das andere Ende der Welt.<br />
Von monatelangen Proben und schließlich auch<br />
von dem Stolz, im Publikum zu sitzen und zu sehen, dass das Ergebnis<br />
gefällt.<br />
„Das Theater darf nicht danach beurteilt werden, ob es die Gewohnheiten<br />
seines Publikums befriedigt, sondern danach, ob es sie zu ändern vermag“<br />
(Brecht).<br />
Und das, denke ich, ist Euch gelungen - zumindest bei mir.<br />
Ich möchte Euch heute und hier gratulieren: Für ein Vierteljahrhundert<br />
Kinder- und Jugendtheater, abwechslungsreiche Stücke, spannende Geschichten<br />
und gute Unterhaltung. Und danke sagen - für die Rettung.<br />
Ich wünsche Euch für die nächsten 25 Jahre „toi toi toi“!<br />
Dennis Gutbell (Sigis Sohn)<br />
31
32<br />
Pleiten, Pech, Pannen<br />
Natürlich geht mal was schief, aber daß<br />
wir bei unserem Auftritt mit „Voll auf<br />
der Rolle“ in Dillenburg ausgerechnet<br />
die Kostüme vergessen hatten und dies<br />
erst 1 Stunde vor Aufführungsbeginn<br />
merkten.... Damals fuhren wir mit<br />
einem Mercedes 508 von der Autovermietung<br />
Schuldt und der fuhr nur<br />
80. Die Schüler warteten 2 Stunden<br />
und die Aufführung war ein Erfolg!<br />
Nur der Direktor der Schule war von<br />
unserer Professionalität nicht so ganz<br />
überzeugt.<br />
20 Jahre später passierte uns mit<br />
„Plumpsack“ das Gleiche, aber die<br />
Kollegen vom „Komma-Theater“ in<br />
Duisburg, wo wir spielten, hatten Ersatz<br />
da!<br />
Meistens bemerkt der Zuschauer einen<br />
Textfehler, ein vergessenes Requisit<br />
o.ä. gar nicht, wenn schön improvisiert<br />
wird, es gut überspielt wurde oder das<br />
Requisit einfach geholt wird; falls dies<br />
möglich ist.<br />
Bei „Robinson&Crusoe“, was auf einer<br />
Insel spielte, war dies schon schwieriger.<br />
Bei einem Gastspiel in Göppingen<br />
hatte ich die Trinkfl asche mit Wasser<br />
in der Garderobe, eine Etage tiefer vergessen.<br />
Sie war ein zentrales Requisit<br />
und unverzichtbar und das Stück hatte<br />
begonnen. Willy war bereits auf der<br />
Bühne, eine schräge Fläche, ich lag dahinter<br />
und schwitzte vor Stress. Hinter<br />
dem rückwärtigen Vorhang entdeckte<br />
ich in der Bühnenmitte eine Tür! Gott<br />
sei Dank war sie nicht abgeschlossen,<br />
runter, rauf und auf die Bühne<br />
gesprungen. Detlef, der die Technik<br />
bediente, erfuhr erst nach der Vorstellung<br />
von diesem Missgeschick.<br />
Witzig gings dann zu, als Stefan Holm<br />
in seiner Rolle als Lehrer Röpke in<br />
„Voll auf der Rolle“, mitsamt dem<br />
Tisch auf dem er saß, zusammenbrach;<br />
außer einer etwas verlachten Aufführung<br />
gab es keine Nachwirkungen.<br />
Anders in der Premiere von<br />
„Robinson&Crusoe“ im Theaterhaus.<br />
Wir hatten das Licht tagsüber gebaut<br />
und da die Vorhänge etwas Licht<br />
durchließen, war es zum Premierenzeitpunkt<br />
schlicht zu dunkel. In einer<br />
Kampfszene, in der ich Schläge meines<br />
Kollegen Willy zu parieren hatte,<br />
stand ich unpräzise und empfi ng einen<br />
Schlag, mit einer Metallstange ausgeführt,<br />
zentral auf die Stirn. Willy<br />
hatte wohl etwas gespürt und den<br />
Schlag abgebremst, aber die Haut war<br />
aufgeplatzt, und das Blut schoss in<br />
Strömen.<br />
Die Vorstellung musste abgebrochen<br />
werden und ein Arzt aus dem Publikum<br />
legte mir einen Druckverband an.<br />
Nachdem Motz, unser Bühnenbildner,<br />
sein schönes Werk geputzt hatte, das<br />
Publikum im Café ein Getränk gereicht<br />
bekommen hatte und mein völlig<br />
geschockter Sohn Dennis, damals<br />
10 Jahre alt, von Freunden beruhigt<br />
worden war, ging es weiter. Von da an<br />
spielte ich immer mit einem Stirnband<br />
mit rotem Punkt in der Mitte und die<br />
Narbe zeigte exakt mein drittes Auge<br />
an. Danke fürs Spüren Willy!<br />
Für Schauspieler gibt es nichts wichtigeres<br />
als eine Aufführung und so<br />
passiert es wirklich sehr, sehr selten,<br />
daß eine Vorstellung wegen Krankheit<br />
ausfallen muss. Aber manchmal geht<br />
auch so etwas vergessen, wie z.B. bei<br />
unserem Kollegen Halil, der, frisch<br />
verliebt, bei seiner Angebeteten den<br />
Schlaf der Gerechten schlief. Alles war<br />
so frisch, daß wir nicht einmal eine<br />
Das dritte Auge<br />
Telefonnummer von der Dame hatten<br />
und Handys gab es damals noch nicht:<br />
Die Vorstellung fi el aus, die Schüler<br />
waren frustriert, die Lehrer stinksauer<br />
und wir peinlich berührt. Eine Klasse<br />
machte sich ein halbes Jahr später<br />
wieder auf den Weg, um uns zu sehen<br />
und – musste wieder heimgehen. Eine<br />
Kollegin war im Krankenhaus. Ein<br />
drittes Mal haben sie sich wohl nicht<br />
mehr aufgemacht!<br />
Manchmal gehen eben auch Absprachen<br />
schief und etwas wird falsch<br />
verstanden, anders aufgeschrieben,<br />
wie auch immer. So neulich, als ein<br />
Kollege von einer Schulvorstellung<br />
mit „Fliegenspiel“ im Löwenhof nichts<br />
wusste und 40 Minuten vor Beginn<br />
zuhause in Köln beim Kaffee saß; das<br />
ist auch mit ICE nicht zu schaffen!<br />
Nein, ausfallen lassen wollten wir die<br />
Vorstellung nicht und so übernahm<br />
Detlef kurzerhand die Rolle und wir<br />
anderen teilten uns seinen Text. Es war<br />
eine richtig gute Aufführung, trotzdem!<br />
Und trotzdem: Beim nächsten<br />
Mal war Arni wieder dabei!
Es gibt die technischen Pannen die<br />
fast an höhere Mächte oder Gewalt<br />
erinnern. So ist ausgerechnet bei einer<br />
Jubiläumsaufführung bei „Strandläufer“<br />
die Verbindung zwischen der<br />
Fussschalter- Fernbedienung und<br />
dem Lichtcomputer ausgefallen. Dies<br />
führte dazu, dass Detlef die dunkle<br />
Lichtstimmung, die zu Beginn der<br />
Vorstellung steht, nicht ändern konnte.<br />
Er verlies die Bühne unverrichteter<br />
Dinge, dafür bekam er Applaus, das<br />
beruhigte seine Nerven, löste aber<br />
nicht das Problem; wir spielten dann<br />
die Vorstellung ohne Lichtwechsel.<br />
Bei „Strandläufer“ erlebten wir eine<br />
Geschichte, von der das Foto Zeugnis<br />
abgibt: Aufgrund einer bitterkalten<br />
Nacht im Januar war der Sand unseres<br />
Bühnenbildes in den Transporteimern<br />
zu großen Plastiken in Form von Eimern<br />
erstarrt. Im Veranstaltungssaal<br />
war auch noch die Heizung ausgefallen<br />
und mit den Scheinwerfern haben<br />
wir die Temperatur des Sandes dann<br />
doch noch über den Gefrierpunkt<br />
bringen können.<br />
Strandläufer in Remscheid 2006<br />
Bad Rappenau, Wüstenrot, Hardthausen, <strong>Main</strong>tal, Viernheim<br />
„Wintermärchen“ Die Geburt<br />
ger und fruchtbarer Prozess. Marcel<br />
Cremer gab uns die Erzählung von<br />
Tschingis Aitmatov „Der Junge und<br />
das Meer“ in die Hand, eine existenzielle<br />
Geschichte, die erzählt, wie einer<br />
nach dem anderen das Boot verläßt,<br />
um das Überleben, des Enkels,<br />
Neffens, Sohnes zu ermöglichen. Die<br />
Erzählung beeindruckte uns. Wir<br />
beratschlagten untereinander. Was<br />
ist unser Gemeinsames, außer dass<br />
wir gerne zusammen Theater spielen<br />
und arbeiten wollen. Eine Antwort<br />
davon war, dass wir alle Kinder haben.<br />
Dies wurde zu einem neuen und<br />
jetzt auch fi xen Ansatzpunkt, Marcel<br />
fühlte, dass es uns Ernst war und wir<br />
trafen die ersten Vereinbarungen.<br />
1999<br />
Das <strong>TheaterGrueneSosse</strong> entwickelte<br />
nach der langen Serie von<br />
Inszenierungen niederländischer<br />
und fl ämischer Autoren erstmals<br />
seit „ Game Over“ wieder selbst ein<br />
Stück. Wir hatten gehörigen Respekt<br />
davor, fühlten uns aber bei Marcel<br />
Cremer in guten Händen. Die Arbeit<br />
mit Marcel hatte wieder einen völlig<br />
neuen Charakter. War es überhaupt<br />
Arbeit? Wir gingen ins Strandbad.<br />
Wir buddelten uns gegenseitig im<br />
Sand ein. Wir spielten mit dem<br />
Spielzeug unserer Kindheit. Wir<br />
erinnerten uns an die anekdotischen<br />
Geschichten aus unserer Kindheit.<br />
Wir trauerten über die verlorenen,<br />
und freuten uns über die lebenden<br />
Väter. Wir kochten Spätzle. Wir<br />
übten ein ferngesteuertes Auto zu<br />
fahren und hörten fast immer „ Buena<br />
Vista Sozial Club“. Im September<br />
ergab sich die Gelegenheit eine Delegation<br />
der deutschen ASSITEJ zum<br />
Real Theatre Festival nach Jekaterinburg<br />
in Russland zu begleiten. Die<br />
33
34<br />
Iserlohn, Ratingen, Düsseldorf, Bonn, Köln, Bochum, Fulda, Wiesbaden, Filderstadt, Hannover,<br />
Becherbach<br />
Es ist Februar 1999. Ich bin mit Sigi, Willi, Detlef und<br />
Günther in Becherbach in der Pfalz. Wir haben dort ein<br />
Haus gemietet. Wir sind dort, um zu arbeiten an einem<br />
Theaterstück. Es ist unser erstes Arbeitstreffen. Man<br />
fährt dann weit weg, um allein zu sein mit der Arbeit.<br />
Kein Radio. Kein Fernsehgerät. Kein Telefon. Fünf<br />
Väter treffen sich in Becherbach, um nachzudenken<br />
über das Vater-Sein, Sohn-Sein und Vater-Werden. Zu<br />
diesem Zeitpunkt haben wir fünf insgesamt sieben<br />
Kinder. Sigi und Günther werden erneut Vater.<br />
Becherbach in der Pfalz liegt in einem Tal. In diesem<br />
Tal haben Handys kein Netz. Das ist passend, weil<br />
wir fünf uns für eine Woche von unseren fünf Frauen<br />
verabschiedet haben, um ganz unter uns und mit dem<br />
Theater und dem Vaterthema zu sein. Das ist eine<br />
Vereinbarung. Eine Verabredung. Eine Regel. Zwischen<br />
Jungs nennt man es einen Schwur. Schon nach einem<br />
Tag stelle ich fest, dass in Arbeitspausen der eine oder<br />
andere aus dem Haus verschwindet über den Weg aus<br />
dem Dorf auf den nahen Berg. Es war eher ein Hügel<br />
als ein Berg. Aber ausreichend.<br />
Wenn die Grüne Soße kocht, kocht nie einer für alle.<br />
Immer kochen alle für alle. Das hatte ich schnell<br />
erkannt. So beschloss ich, wenn die vier Chefköche<br />
kochten, mich als Küchenjunge zurückzuziehen auf<br />
so banale Dinge wie das Schälen der Kartoffeln oder<br />
Zerstückeln der Zwiebeln. Die Debatte über die<br />
Zusammensetzung der Mahlzeit, über zu benutzende<br />
Quantitäten und den logischen Aufbau der Soßen<br />
und die Gewürzwahl überließ ich voller Vertrauen<br />
auf das Gelingen demokratischer Prozesse den Vieren.<br />
Die Resultate bestätigten dieses Vertrauen. Und mein<br />
schweigsamer Dialog mit den Kartoffeln und den<br />
Zwiebeln erholte mich von der Regiearbeit.<br />
Auch an diesem Tag im Februar in Becherbach in der<br />
Pfalz war Kochzeit. Die übliche Debatte über Kartoffeln<br />
oder Reis, das équilibre von Süß und Sauer, Herbes<br />
de Provence oder Koriander, al dente oder bien cuit<br />
oder mit Sahne oder ohne oder ganz oder gar nicht<br />
oder gar überbacken füllten die Küche. Ich schwieg.<br />
Wie immer. Sigi fehlte. Da ging die Tür auf, und er<br />
betrat den Raum. Gleich brach er in Tränen aus. Er<br />
habe vom Hügel nach <strong>Frankfurt</strong> telefoniert, und eine<br />
Blutuntersuchung habe ergeben, dass eine Missbildung<br />
des Kindes nicht gänzlich auszuschließen sei. Und<br />
schon saßen wir alle um den Tisch, und das Interesse,<br />
das vorher noch dem Hunger galt, konzentrierte sich<br />
nun auf das mitfühlende Mitteilen aller Erfahrungen<br />
aus allen sieben Schwangerschaften und den<br />
Ängsten darum, die sieben Kinder könnten eine<br />
Behinderung haben. Das beruhigte. Sigi sollte in dieser<br />
Rundtischdebatte das Schlusswort haben.<br />
„Die Sonderschule hat Ausfl ugstag. Es geht mit dem<br />
Bus zum Naturpark Eifel. Alle sind gut gelaunt. Da<br />
hat der Bus eine Panne. Der Dicke aus der letzten<br />
Reihe, es muss der Klassensprecher sein, ruft laut:<br />
Ich weiß, was kaputt ist. Ich weiß, was kaputt ist.<br />
Der Fahrer des Busses bittet um Ruhe. Er versucht<br />
mehrmals, den Motor zu starten. Ich weiß, was kaputt<br />
ist, tönt es aus der letzten Reihe. Der Fahrer steigt aus,<br />
öffnet die Motorhaube und überprüft dies und das.<br />
Aus einem offenen Fenster tönt es nach draußen, ich<br />
weiß, was kaputt ist. Der Fahrer steigt wieder ein und<br />
dreht den Zündschlüssel. Der Motor macht einige<br />
schwerfällige Umdrehungen. Nichts. Ich weiß, was<br />
kaputt ist. Der Fahrer nimmt sein Handy, um den<br />
Pannendienst anzurufen. Ich weiß, was kaputt ist. Der<br />
Fahrer gibt die Position des Busses durch. Ich weiß,<br />
was kaputt ist. Ich weiß, was kaputt ist. Da platzt dem<br />
Fahrer der Kragen. Verfl ixt und zugenäht, dann sag<br />
schon, was kaputt ist. Alle blicken den Dicken in der<br />
letzten Reihe an. Der Bus ist kaputt.“<br />
Danach war das Essen fertig. Dann war die Woche<br />
um. Und 20. Juli 1999 kam sie zur Welt, Sigis Tochter<br />
Anna, kerngesund. Und am ersten Oktober war auch<br />
unser Theaterstück fertig. Marcel Cremer
Frankenberg, Alsfeld, Biedenkopf, Krems a. d. Donau, <strong>Frankfurt</strong>, St. Vith, Salzgitter, Lich<br />
Strandläufer im Theaterhaus<br />
Erinnerungen daran sind intensiv.<br />
Wolfgang Schneider, der Präsident<br />
der ASSITEJ, des Wartens in einer<br />
noch aus der Stalinzeit stammenden<br />
Wartehalle überdrüssig, überzeugte<br />
das Grenzpolizeipersonal von seinem<br />
Staatsgaststatus und zog uns binnen<br />
Sekunden durch den gesamten<br />
russischen Zoll. Im Hotel gab es<br />
Stockwerke, um die wir einen Bogen<br />
machten, da sie von der „Russischen<br />
Mafi a“ bewohnt wurden. Aber wir<br />
wurden empfangen und betreut<br />
durch einige Deutschstudentinnen,<br />
die wir in unsere Herzen schloßen<br />
und die uns keine Frage unbeantwortet<br />
ließen und uns ihr Land<br />
erklärten. Die Vorstellung von „Fliegenspiel“<br />
konnte mit Simultanübersetzung<br />
nicht die gewohnte Kraft<br />
entfalten, was auch an der Übersetzung<br />
der freundlichen, netten,<br />
älteren Dame gelegen haben könnte.<br />
Mit unseren Dolmetscherinnen wäre<br />
das jedenfalls nicht passiert, noch<br />
viele Monate haben wir mindestens<br />
einmal täglich Kontakt per Email,<br />
dem neuen Kommunikationswerkzeug<br />
für weite Distanzen.Nach der<br />
Rückkehr aus Russland benötigten<br />
wir einen kompletten Probenblock<br />
um wieder in „Strandläufer“ hinein-<br />
zufi nden. Mit dem Stück hatten wir<br />
dann am 1. Oktober 1999 Premiere.<br />
Strandläufer war für mich eine neue<br />
Dimension. Ich war bei der Idee und<br />
den ersten Proben dabei. Als ich bei<br />
den ersten Improvisationen auch<br />
dabei war, kam die Frage auf, ob<br />
ich denn auch spiele. Da ich mich<br />
nicht wehrte, war ich jetzt Teil des<br />
spielenden Ensembles. Das Spielen,<br />
in den Proben mit Marcel, wirklich<br />
eher Spielen als irgendetwas anderes,<br />
fi el mir nicht schwer. Als ich dann<br />
aber kurz vor der Premiere realisierte,<br />
dass ich ja auch der Erste auf der<br />
Bühne sein würde, hatte ich mal<br />
eine Phase, in der mich ein Freund<br />
„porös“ nannte. Dass uns „Strandläufer“<br />
bis nach Japan tragen würde,<br />
konnten wir noch nicht ahnen, dass<br />
wir „Männer“ aber ein schönes Stück<br />
über uns gemacht hatten, spürten<br />
wir ganz gut. Fortsetzung Sigi.<br />
Strandläufer in Belgien<br />
35
36<br />
Mörfelden- Walldorf, Bergkamen, Schorndorf, München, Dinslaken, Bad Marienberg, Nentershausen,<br />
2001<br />
Ja, wir wussten wir hatten eine gute<br />
Produktion und mein Wunsch war<br />
es nun eine eigene Regiearbeit zu<br />
machen. „Pinguine können keinen<br />
Käsekuchen backen“ begeisterte<br />
mich durch seinen Humor und Witz<br />
und wir wagten es.<br />
Der Text war durch den Autorenwettbewerb<br />
„Kaas und Kappes“ ausgezeichnet<br />
worden. Die Inszenierung<br />
war in Ordnung, richtig gut war sie<br />
nicht. Das lag an mir. Aus dem Ärmel<br />
schütteln konnte ich solch eine<br />
Arbeit nicht und ich war in mancherlei<br />
Hinsicht überfordert.<br />
Nun hatten wir mit Friederike<br />
Schreiber eine grandiose Darstellerin<br />
vom „Huhn“ gefunden und Beate<br />
Metz war ein neugieriger „Pinguin“.<br />
Ich vermute durch meine Unsicher-<br />
heit an vielen Punkten, die ich nicht<br />
zu verbergen suchte, fi el nun Nadja<br />
Soukup, eine kraftvolle Spielerin und<br />
prima Kollegin vom Theaterlabor<br />
Darmstadt, die Rolle der Fragerin zu.<br />
So stand ich mehr als einmal ohne<br />
Antwort da. Ich sah die Produktion<br />
eher als Gruppenarbeit aus der Perspektive<br />
eines (Mit)Spielers; ich füllte<br />
die Rolle des Regisseurs nicht aus. Es<br />
war eine schöne Ensemblearbeit für<br />
kleine Kinder. Drei Frauen in eine<br />
alte drei Männer Crew zu integrieren<br />
kann in einem 6 wöchigen Probenprozess<br />
kaum gelingen.<br />
Das Huhn, die Pnguine und der<br />
Staubsauger<br />
2002<br />
Ich hatte aber schon einen Vorschlag<br />
für die nächste Produktion: „Hänsel<br />
und Gretel“, mein Lieblingsmärchen!<br />
Wir versuchten uns nun in einer Art<br />
Gruppenarbeit, improvisierten nach<br />
Vorgaben, werteten gemeinsam aus<br />
und kamen so Stück für Stück voran.<br />
Beate hatte ein Engagement in<br />
Bruchsal angenommen, Nadja war<br />
wieder in Darmstadt und Friederike<br />
ließ sich auf diese Arbeit ein. Detlef<br />
war mit in der Inszenierung, denn<br />
ich hatte die Idee von einem Techni-<br />
Hexenschuss - Verirrt!
Herxheim, Rüdesheim, Bad Schwalbach, Kelkheim, Kaufbeuren, <strong>Frankfurt</strong> Goldstein, Wetzlar<br />
Die Kinder, die Kinder - les enfants<br />
ker auf der Bühne.<br />
Allerdings mutierte meine Idee etwas<br />
und am Ende bediente er das Licht,<br />
blies auf der Tuba, buk Apfelpfannkuchen<br />
und servierte den Spielern<br />
am Ende einen Espresso, frisch zubereitet.<br />
Die Arbeit war umstritten,<br />
aber ein kleiner Kreis liebte „Hexenschuss“.<br />
Kathrin Marder, die Willy in einer<br />
Jugendclub-Arbeit gesehen hatte,<br />
war für diese Produktion zu uns gekommen<br />
und da sie und Friederike<br />
ein nahezu perfektes Bühnen-Paar<br />
abgaben, war es naheliegend für dieses<br />
Paar etwas suchen.<br />
2003<br />
So kamen wir zum „Schlagmann“.<br />
Die beiden Frauen und wir suchten<br />
nach einer thematischen Verbindung,<br />
die den Stoff für ein Stück<br />
liefern sollte.<br />
So landeten wir bei dem Thema<br />
„Essstörung“, die jeder von uns in<br />
seinem näheren Familienkreis fand.<br />
Zufälligerweise hatten die beiden<br />
Frauen eine ZDF-Sendung über den<br />
Weltklasse-Ruderer Bahne Rabe gesehen,<br />
der an so einer Störung elendiglich<br />
zugrunde gegangen war.<br />
Der hervorragend gemachte 37Grad-<br />
Film ließ uns Feuer fangen. Detlef<br />
hat ein sehr passendes Bühnenbild<br />
entwickelt.<br />
Leider bin ich meiner Meinung nach<br />
auch diesmal dem gestellten Anspruch<br />
nicht gerecht geworden.<br />
Eine gute Produktion, aber Jugendtheater<br />
ist schwierig, da die Jugendlichen<br />
schwierig sind, sich im Theater<br />
oft zurückhaltend bis abwehrend<br />
Schlagmann - Spanien<br />
geben. Und die Inszenierung war<br />
empfi ndlich, die beiden Darstellerinnen<br />
mussten ganze Arbeit leisten<br />
und manchmal reichte eben auch<br />
das nicht.<br />
Ich denke, eine besseres Textgerüst,<br />
vielleicht die Zusammenarbeit mit<br />
einem Autor hätte dem Stück gut<br />
gedient, es gehalten und damit gehoben.<br />
Trotzdem, die Arbeit mit den beiden<br />
Frauen war prima und wir wollten<br />
mit ihnen weitermachen. So suchten<br />
wir nach Theatertexten, lasen und<br />
lasen und fanden „Plumpsack“ von<br />
Katharina Schlender.<br />
Diese Sprache hatte uns gefangen,<br />
aber halt, davon erzählt jetzt Willy<br />
weiter.<br />
37
38<br />
Gauting, Puchheim, Dreieich, Düsseldorf, Velbert, Eschborn, Bad Vilbel, Nenzing, Hürth,<br />
Im Herbst 2003 lasen wir in der Zeitschrift<br />
„Theater der Zeit“ ein Stück<br />
von Katharina Schlender mit dem<br />
Titel „Plumpsack“. Es war begleitet<br />
von einem kurzen Interview mit ihr,<br />
in dem sie sich je eine Version des<br />
Textes für Kinder, für Jugendliche<br />
und für Erwachsene vorstellt, sich<br />
aber „Plumpsack“ nur als ein Stück<br />
wünscht!<br />
Das wollten wir machen. Alle drei<br />
waren wir begeistert von diesem Text<br />
und das war sehr ungewöhnlich!<br />
Normalerweise haben wir drei 3 Meinungen<br />
zu allen Dingen, dann bildet<br />
sich u.U. ein Paar und der Dritte<br />
muss mit Mühe überzeugt werden,<br />
oder beugt sich der Mehrheit.<br />
Unsere Kollegen vom Theaterhaus<br />
hatten Bedenken und schätzten<br />
den Text als zu „erwachsen“ und zu<br />
„schwer“ ein. Einwände, die übrigens<br />
auch heute noch nach Vorstellungen<br />
kommen, in denen keine Kinder<br />
waren.<br />
Wir beschäftigten uns mit der passenden<br />
Regie und kamen auf Taki<br />
Papaconstantinou vom Theater Katerland,<br />
den wir in St. Vith/ Belgien<br />
kennen und schätzen gelernt hatten.<br />
Er arbeitet viel mit choreographischen<br />
Elementen und wir dachten,<br />
daß er diesen Text mit uns umsetzen<br />
könnte. Nachdem Taki das Stück<br />
gelesen hatte, wollte er es unbedingt<br />
mit uns machen. Von diesem<br />
Moment an waren alle Bedenken<br />
verfl ogen und auch Kathrin und<br />
Friederike gaben ihre Widerstände<br />
auf; es ging wieder zur Sache.<br />
2004<br />
Die Arbeit mit ihm war intensiv<br />
und sie machte großen Spass. Taki<br />
disziplinierte uns sehr und von allen<br />
Regisseuren und Regisseurinnen, die<br />
mit uns arbeiteten, war er derjenige,<br />
Plumpsack - Wir müssen es ihr sagen!<br />
Plumpsack - Schlussbild<br />
der den gemachten Zeitplänen am<br />
Nächsten kam. Je näher wir der Premiere<br />
kamen, desto sicherer fühlten<br />
wir uns. Er schaffte es mit uns, den<br />
begnadeten Musikern Oliver Augst<br />
und Marcel Daemgen, sowie der<br />
„bezaubernden Assistentin“ Sandra<br />
Vieth, die Zeitvorgaben einzuhalten.<br />
Schweizer Präzisionsarbeit. Präzisionsarbeit<br />
lieferten auch Oliver und<br />
Marcel, die, trotz eines offenen Arbeitsprozess<br />
schnell wussten, was sie<br />
wollten!<br />
Nach der Premiere am 29. April 04
Werne, Recklinghausen, Leverkusen, Mülheim/Ruhr, Siegburg, Kempen, Telgte, Münster, Eltville<br />
Für Grüne Sosse vom klassischen Griechen<br />
Taki Papaconstantinou<br />
... ich hatte gerade eine Produktion hinter mir, wo ich<br />
mich mit einem katalanischen Intendanten heillos<br />
zerstritten… lag also kränklich und meine Wunden<br />
leckend im Bett und hatte mir geschworen niemals<br />
mehr etwas ausserhalb meiner kuscheligen vier Wände<br />
zu inszenieren. Just gedacht, klingelte das Telefon, am<br />
anderen Ende Detlef, der Grünste der Sosse, er hätte<br />
da ein Stück, „Plumpsack“, was is’n das für ein Titel,<br />
dacht’ ich und ne, mach ich nicht und anderseits, die<br />
sind ja ganz lieb die Sossenjungs, die werden mich<br />
vielleicht nicht quälen. Na gut, sagte ich mürrisch,<br />
kannst mir ja mal den Text und so und versprechen tu<br />
ich gar nichts und den Hörer hingeknallt und weiter<br />
an meinem Kamillentee genippelt.<br />
Ein paar Tage später das Stück im Briefkasten.<br />
Plumpsack von Katharina Schlender. Hab mich gleich<br />
verliebt, schon in die ersten Zeilen, war überhaupt<br />
nicht plump der Sack, im Gegenteil, ostdeutscher<br />
Sprödcharme erster Güte.<br />
Ich gleich zum Hörer und angerufen. Toll. Machen<br />
wir.<br />
Die Sosse unterdessen nicht mehr so sicher. Von wegen<br />
anspruchsvoll, schwierige Sätze und so. Papperlapapp.<br />
Guter Text – einfach zu spielen. Schlechter Text<br />
– schwierig zu spielen. Kann man ja mal eine Woche<br />
was ausprobieren. Dann sieht man weiter. Schon überredet<br />
die Jungs.<br />
Keine Chance gegen die griechisch-schweizerische<br />
Überzeugungskraft.<br />
Nach <strong>Frankfurt</strong> getuckert.<br />
Im Proberaum angekommen. Mist.<br />
Alles wieder mal falsch gedacht im Kopf. Bühne 20 x<br />
50 und darin die Figuren ganz verloren, ganz verletzlich<br />
in Kinderbetten.<br />
Die Wirklichkeit, 6 x 8 und Matratzen und man trampelt<br />
sich auf den Füssen rum.<br />
Der Text ganz leicht und spielerisch gedacht, entwickelt<br />
eine zärtlich melancholische Poesie.<br />
Am Tisch gelesen, schwarz und düster, zieht einem das<br />
Herz in den dunkelsten Teil der Hose.<br />
Das klappt nicht. Das geht nicht. Ich muss es der Sosse<br />
sagen. Das wird nix.<br />
Lieber ein Ende mit Schrecken, als ihr wisst schon.<br />
Dann plötzlich morgens um 3, der kreative Funke.<br />
War da nicht dieser schöne Moment in der letzten Improvisation,<br />
und wenn man am Anfang, ganz schlicht,<br />
wie schlafende Kinder, das Bett nur ein heller Fleck am<br />
Boden und eine Mutter mit verwirrten Haaren und<br />
eine Ohrfeige über 7 Meilen hinweg und einen Löffel<br />
Erbsen für Mama und ein Lied für den Papa – schön.<br />
Den Rest kennt man ja. Eine Erfolgsgeschichte. Broadway.<br />
Das Stück in 150 Sprachen übersetzt. Millionenschwere<br />
Topgagen für die genialen Schauspieler und<br />
Schauspielerinnen, für die Regie und die Autorin…<br />
Aber dann die Rückbesinnung, die ganze Knete in<br />
einen Container geschmissen, alles nach Afrika, noch<br />
eine letzte Vorstellung in Suaheli für die Kinder am<br />
Rand der Wüste.<br />
Ein müdes Abwinken von Willy für Mission Impossible<br />
7, eine Absage von Sigi an <strong>Peter</strong> Brook, auch Kathrin<br />
und Friederike verzichten auf die Verfi lmung der<br />
berühmten Erbsenszene zwischen Mama und Arx für<br />
Arte.<br />
Die brauchen das nicht.<br />
Lieber wieder mal was gemütlich an der Löwenstrasse.<br />
Eine kleine aber feine Produktion, mit lieben Leuten<br />
und ohne Pi Pa Po.<br />
Und wenn mich der Detlef oder der Willy oder der<br />
Sigi wieder mal anrufen sollten, werde ich meinen<br />
Golfschläger und das Kaviarcanapé ohne zu zögern<br />
stehen lassen und nach <strong>Frankfurt</strong> tuckern.<br />
for shure…<br />
absolument…<br />
und mit der richtigen Mischung aus Glück, Chemie<br />
und Können gelingt einem dann der nächste Wurf…<br />
39
40<br />
Backnang, Remscheid, Viersen, Wuppertal, Aschaffenburg, Schwäbisch Gmünd, Göppingen, Worms,<br />
war das Publikum begeistert. Das<br />
passiert einem nicht sehr oft.<br />
In den Vorstellungen danach erfuhren<br />
wir sehr bald einen eklatanten<br />
Unterschied in der Wahrnehmung<br />
dieses Stückes zwischen Erwachsenen<br />
und Kindern! Wir brauchten eine<br />
ganze Weile, bis wir einen Umgang<br />
mit dieser Diskrepanz fanden: Nach<br />
der 45 minütigen Vorstellung gehen<br />
wir nicht ab, ziehen unsere Jacken<br />
aus und beginnen vom Bühnenrand<br />
ein Gespräch mit den Kindern. Sie<br />
sprudeln fast immer vor Bemerkungen<br />
und Fragen, geben sich die meisten<br />
Antworten gegenseitig und nicht<br />
zuletzt rauben sie den Erwachsenen<br />
die Angst, die diese in der Vorstellung<br />
spürten und nun glauben, die<br />
zuschauenden Kinder hätten gelitten.<br />
Die Kinder auf der Bühne, im<br />
Stück haben ein hartes Stück Leben<br />
zu bewältigen und schaffen es. Und<br />
die Kinder gegenüber leben in der<br />
mehr oder weniger harten Realität<br />
und bewältigen es auch!<br />
Trotz dieses positiven Umgangs<br />
bleibt „Plumpsack“ ein schwieriger<br />
Stoff und uns stand nun der Sinn<br />
nach komischer Unterhaltung.<br />
2005<br />
Jetzt war die Zeit reif für die Umsetzung<br />
der lange gehegten „Feuerwehr“<br />
– Idee. Entstanden war<br />
sie bei einer unserer „Fliegenspiel“<br />
- Tourneefahrten durch deutsche<br />
Lande. Da gab es, wie immer „on the<br />
road“, viel Zeit für neue Pläne. Unser<br />
6-Männer-Stück hatte uns in zehn<br />
Jahren sehr viel Freude bereitet.<br />
Wir wollten in dieser Konstellation<br />
ein Nachfolgeprojekt dieser Größenordnung<br />
machen.<br />
Völlig unabhängig vom 11.September<br />
hatten wir schon des Öfteren<br />
über ein Stück mit Feuerwehrmän-<br />
Feuerfest - du mußt es ihm sagen! So etwas ist wichtig!<br />
nern gesprochen. Das könnte etwas<br />
sein: Uniformen, Helden, das Feuer<br />
und unsere Begeisterung dafür, als<br />
kleine Jungen und als erwachsene<br />
Männer! Wir suchten nach einem<br />
Plot. Mir kam der Gedanke, die<br />
Geschichte auf Basis der „7 Samurai“,<br />
bzw. der „Glorreichen 7“ zu<br />
entwickeln. Bas Zuyderland wurde<br />
gefragt. Er war auch Feuer und<br />
Flamme, kam nach <strong>Frankfurt</strong> und<br />
wir spannen bei einem feurigen Mexikaner<br />
unsere feurigen Ideen, doch<br />
die Zeit war weitergegangen: Bas<br />
bekam keine Ausgeherlaubnis vom<br />
Het Laagland-Theater, Claus Overkamp<br />
keine vom Theater Marabu<br />
und Günther Henne keine vom Theaterhaus!<br />
Alles gestaltete sich anders<br />
als erwartet.<br />
Zur gleichen Zeit war der Jugendclub<br />
aus seiner ersten Phase herausgewachsen,<br />
aus Jugendlichen waren<br />
junge Erwachsene geworden.<br />
weiter auf Seite 46
Tuttlingen, Frankenberg, Büttelborn, Filderstadt, Dillenburg, Bad Kreuznach, Leverkusen<br />
Drei Theaterstücke geschrieben. Drei Theaterstücke<br />
komponiert. Drei Inszenierungen knapp nacheinander.<br />
Drei Welten.<br />
Anfang Oktober 2004: Premiere im Badischen Staatstheater<br />
Karlsruhe.<br />
KASPARS KURZER TRAUM VOM GLÜCK.<br />
6 Schauspieler, 6 Musiker, 11 Bühnentechniker, 6 Beleuchter,<br />
4 Tontechniker, 3 Requisiteure, dazu Inspizient,<br />
Putzdienst, Orchesterwart, Regieassistentin, Souffl<br />
eur, Abenddienst und noch viele Menschen mehr.<br />
Und ich mit auf der Bühne.<br />
Jeder Satz, jede Note war 3 Wochen vor Probenbeginn<br />
abgegeben und in 25facher Ausfertigung im Haus verteilt<br />
worden.<br />
Der Probenplan, der am ersten Probentag festgelegt<br />
worden war, wurde bis zur Premiere eingehalten.<br />
Gute Arbeit. Und eine schöne Premiere.<br />
Und die Tantiemen am Staatstheater liegen in mir bisher<br />
ungeahnten Höhen. Auch schön.<br />
Mitte November 2004: Premiere im Landestheater<br />
Tübingen.<br />
KÖNIG VON DEUTSCHLAND.<br />
9 Schauspieler, die alle auch Musik machen, 4 Bühnentechniker,<br />
3 Beleuchter, 2 Tontechniker, 1 Requisiteur,<br />
dazu Inspizient, Souffl eur, Regieassistent und noch ein<br />
paar Menschen.<br />
Und ich mit auf der Bühne.<br />
Der Text steht fest und wird auf den Proben nur leicht<br />
verändert.<br />
Die Arrangements stehen fest und werden mit der jungen<br />
und spielfreudigen Truppe ein ums andere Mal auf<br />
den Kopf gestellt. Wunderbar.<br />
Der Probenplan wird von Woche zu Woche gemacht<br />
und größtenteils eingehalten.<br />
Gute Arbeit. Und eine schöne Premiere.<br />
Und dann gibt es auch noch Tantiemen vom Landestheater.<br />
Nicht allzu viel, aber auch schön.<br />
Anfang März 2005: Premiere im Theaterhaus <strong>Frankfurt</strong><br />
mit der Grünen Soße.<br />
FEUERFEST.<br />
5 Schauspieler, einer davon macht Musik. Kein<br />
Abenddienst.<br />
Kein Souffl eur. Keine Regieassistenz.<br />
Das Stück ist vielleicht zu einem Drittel fertig und<br />
wird während der Proben zu Ende geschrieben.<br />
Alle Akteure erfi nden ihren Bühnennamen, ihre<br />
Geschichte.<br />
Die Musik entsteht währenddessen.<br />
1 Bühnentechniker, der unter anderem auch Beleuchter,<br />
Tontechniker, Bühnenbildbauer und Requisiteur<br />
ist, kocht mitunter in der Mittagspause.<br />
Probenplan? Also abends wird ja eigentlich nicht<br />
geprobt…<br />
Aha.<br />
Und dann eine längere Mittagspause. Man muss ja<br />
auch mal was essen.<br />
Klar.<br />
Und der Sigi muss ab und an mal ein bisschen früher<br />
weg. Der Nachwuchs.<br />
Natürlich.<br />
Ob er dafür auch mal mein Auto haben könnte?<br />
Es gäbe da ab und an einen kleinen Engpass…<br />
Sicher.<br />
Der Willy erklärt jetzt erst einmal die Kaffeemaschine…<br />
Ja prima…<br />
An manchen Tagen, so scheint es mir, sind wir länger<br />
im thailändischen Restaurant als auf der Probe.<br />
Wie? Stimmt nicht?<br />
Nein, stimmt auch nicht. Wir haben ganz schön<br />
gearbeitet.<br />
Aber in einer Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.<br />
Ich verzichte auf Tantiemen, verleihe noch ein Instrument,<br />
das ich eigentlich brauche (was weiß ich, vielleicht<br />
für Jahre) und lasse einen Teil meines Herzens<br />
in <strong>Frankfurt</strong>.<br />
Danke, Grüne Soße. Ofterdingen, im Dezember<br />
2006. Heiner Kondschak<br />
41
42<br />
THEATERGRUENESOSSE „Jugendclub“, „Junges Ensemble“ 1998-2005<br />
„Das ist doch ein Knutschfl eck!<br />
– Nein, das ist ein blauer Fleck!<br />
– Nein, ein roter Fleck! – Das ist<br />
doch ein Knutschfl eck!“<br />
So oder so ähnlich begann eine<br />
Szene unserer ersten Produktion<br />
„Mit mir nicht“ - einer Szenencollage<br />
nach einer Vorlage von Gustav<br />
Ernst. Das liegt inzwischen mehr<br />
als acht Jahre zurück und trotzdem<br />
bleiben uns gewisse Szenen bis heute<br />
im Gedächtnis.<br />
Das Junge Ensemble des Theater-<br />
GrueneSosse, das sich zum damaligen<br />
Zeitpunkt noch Jugendclub<br />
TGS nennt, beginnt 1998 mit seiner<br />
Arbeit: Zehn Jugendliche melden<br />
sich auf eine Anzeige in der <strong>Frankfurt</strong>er<br />
Rundschau: „<strong>Frankfurt</strong>er<br />
Kinder und Jugendtheater Theater-<br />
GrueneSosse sucht theaterinteressierte<br />
Jugendliche zur Gründung eines<br />
Jugendclubs. Gespielt werden soll<br />
Woyzeck von Büchner.“<br />
Wegen dieser Annonce machten wir<br />
Der erste Jugendclub<br />
uns damals als 15-Jährige zum ersten<br />
Mal auf den Weg in den Bornheimer<br />
Löwenhof.<br />
Es fand sich schnell eine Gruppe<br />
von Jugendlichen aus den verschiedensten<br />
<strong>Frankfurt</strong>er Stadtteilen, die<br />
starkes Interesse zeigten, selbst zusammen<br />
auf die Bühne zu gehen. Die<br />
Idee, Büchners Woyzeck zu spielen,<br />
wurde über Bord geworfen. Unter<br />
der Leitung von Willy Combecher<br />
und Sigi Herold widmeten wir uns<br />
der Erarbeitung von „Mit mir nicht“,<br />
einer Szenencollage von Gustav<br />
Ernst. Nach einem Dreivierteljahr<br />
gemeinsamer Arbeit feierten wir im<br />
Oktober 1998 im Freien Theaterhaus<br />
<strong>Frankfurt</strong> unsere erste Premiere.<br />
Im nun wöchentlich stattfi ndenden<br />
Jugendclub standen sehr bald, neben<br />
dem Erlernen grundlegender Schauspieltechniken,<br />
Improvisationen<br />
im Zentrum unserer Arbeit. Diese<br />
konnten wir in intensiven Arbeitswochenenden<br />
vertiefen, denn unser<br />
Ziel war es, aus ihnen heraus dichte,<br />
theatralische Momente zu schaffen.<br />
Die meisten Spieler hatten nach der<br />
eher komödiantischen Szenencollage<br />
„Mit mir nicht“ Lust, ein „richtiges<br />
Stück“ zu spielen. Außerdem wollten<br />
wir ein ernstes Thema behandeln.<br />
„Winterwasser und nicht Hühnerhof“<br />
hätte der Titel dieser Produktion<br />
eigentlich lauten müssen! Wir<br />
entschieden uns für „Winterwasser“<br />
von Nikolas Hauser, das sich mit<br />
dem Thema Selbstmord auseinandersetzt.<br />
Premiere war im Oktober<br />
2000.<br />
Im Laufe der „Winterwasser- Hühnerhof“-<br />
Diskussion verließen einige<br />
den Jugendclub, neue kamen hinzu<br />
und nachdem sich die Gruppe während<br />
der ersten beiden Produktionen<br />
des Jugendclubs immer mal wieder<br />
neu formiert hatte, bildete sich<br />
schließlich im dritten Jahr ein fester<br />
Kern spielfreudiger und engagierter<br />
Jugendlicher, der es sich zur Aufgabe<br />
gemacht hatte, eigene Stückvorlagen<br />
zu entwickeln und auf die Bühne zu<br />
bringen.<br />
Mit „Muffensausen“ nahmen wir<br />
eine Stückentwicklung in Angriff,<br />
die einen näheren Bezug zu uns<br />
Spieler/innen herstellen konnte.<br />
Ausgehend von unseren eigenen Assoziationen<br />
erarbeiteten wir unter der<br />
Leitung von Willy Combecher einen<br />
theatralischen Bilderbogen zum<br />
Thema Angst.<br />
Bewegung, Musik und Sprachfragmente<br />
haben wir so ineinander ver-
E<br />
THEATERGRUNESOSSE<br />
JUNGES ENSEMBLE<br />
Muffensausen - Schlussszene<br />
woben, dass sie zu einem großen Teil<br />
unserem Lebensgefühl Ausdruck<br />
verleihen konnten.<br />
Jedes Neue der rasch wechselnden<br />
Bilder spielte auf eine der zahllosen<br />
Angstquellen an: Angst vor dem<br />
Leben, Angst vor der Clique, Angst<br />
vorm Versagen, Angst vor Konkurrenz<br />
und Angst vorm Alleinsein .<br />
Mit einer Gruppe von 10 Spielern<br />
kam „Muffensausen“ am 9. Juni<br />
2001 im Theaterhaus zur Premiere.<br />
Winterwasser<br />
Mit diesem Stück besuchten wir erstmals<br />
das Hessische Kinder- und Jugendtheaterfestival<br />
in Marburg und<br />
das Theatertreffen der Jungen Bühne<br />
Bonn in der Bonner Brotfabrik.<br />
Wichtig für das Ensemble, das<br />
inzwischen aus der Gruppe Jugendlicher<br />
entstanden war, waren<br />
neben den wöchentlichen Treffen die<br />
Probenwochenenden, die wir meist<br />
irgendwo außerhalb <strong>Frankfurt</strong>s auf<br />
dem Land verbrachten. Improvisieren,<br />
singen, wandern, kochen, um<br />
dabei unsere Stückideen zu entwickeln<br />
und weiterzuspinnen...<br />
Die Produktion “Du bzw. Ich” griff<br />
das Thema Beziehung auf. Ausgehend<br />
von den Erinnerungen an<br />
erlebte Beziehungen knüpften wir<br />
mit Improvisationen daran an und<br />
entwickeln daraus ein Bühnenstück.<br />
Lieben, Streiten, Ignorieren, Fühlen,<br />
Schweigen, Leiden sind Zustände,<br />
die eine Beziehung erst wirklich ausmachen.<br />
Wieder unter der Leitung von Willy<br />
entstand dieses collagenartige Stück,<br />
in dem wir die alltäglichen Missverständnisse<br />
zwischen dem „Du bzw.<br />
Ich“ herausspielten. Im Oktober<br />
2002 ging es zu ersten Mal damit auf<br />
die Bühne.<br />
Die Kontinuität in der Arbeit bewirkte<br />
eine Qualitätsentwicklung<br />
in unserer Spielweise und Bühnenpräsenz,<br />
die besonders durch den<br />
Austausch mit ähnlichen Gruppen<br />
aus ganz Deutschland befördert<br />
wurde. Dabei wurden nicht nur die<br />
Produktionen der anderen Gruppen<br />
angeschaut, sondern im Gespräch<br />
der jungen Ensembles untereinander<br />
auch die Stärken und Schwächen der<br />
gezeigten Stücke beleuchtet.<br />
Aus einer Gruppe Jugendlicher<br />
war im Laufe der Zeit eine Gruppe<br />
junger Erwachsener geworden, die<br />
inzwischen im wahrsten Sinne des<br />
Wortes als „Ensemble“ funktionierte.<br />
Aus ersten Selbstversuchen auf<br />
der Bühne, begleitet von theaterpädagogischen<br />
Übungen, hatte sich eine<br />
Gruppe entwickelt, die miteinander<br />
spielte, gemeinsame Impulse spürte,<br />
und wenn mal etwas schief ging, sich<br />
darauf verlassen konnte, dass die An-<br />
Du bzw. Ich<br />
43
44<br />
E<br />
THEATERGRUNESOSSE<br />
JUNGES ENSEMBLE<br />
Salzige Zeiten - Traum<br />
deren schon irgendwie improvisieren<br />
würden.<br />
Mit Beginn der Arbeit an „SALZI-<br />
GE ZEITEN“ gab es noch einmal<br />
einen Schritt nach vorn: Aus der<br />
mehrjährigen Arbeit der Beteiligten<br />
kam der Wunsch, den Jugendclub<br />
nun in <strong>TheaterGrueneSosse</strong> – Junges<br />
Ensemble umzubenennen.<br />
Diese dritte Eigenentwicklung ist<br />
sowohl durch Improvisation als auch<br />
in unserer eigenen Schreibwerkstatt<br />
entstanden. In diesem Stück gingen<br />
wir dem Thema Verdrängung nach:<br />
Schritt für Schritt wird im Verlauf<br />
des Stücks enthüllt, dass Verdrängung<br />
meist nicht funktioniert und<br />
Liebe sich als trügerisch erweisen<br />
kann. Unter der Regie von Willy<br />
entwickelten wir starke symbolische<br />
Bilder. Das Schreiben war für uns<br />
ungelernte Autoren sehr aufwendig,<br />
aber das Ergebnis konnte sich sehen<br />
lassen. Die Reaktion auf die Premiere<br />
am 17.10.03 zeigte uns das deutlich.<br />
„Salzige Zeiten“, gespielt bis 2004,<br />
bildete die Abschlussproduktion<br />
unseres Jungen Ensembles. Doch<br />
dem Theater tatsächlich den Rücken<br />
zugekehrt hat bisher keiner von<br />
uns. Ob auf der Bühne oder hinter<br />
den Kulissen – alle scheinen wir in<br />
irgendeiner Form weiterhin am Theater<br />
zu hängen. Die Jahre im Jungen<br />
Ensemble waren für uns eine prägende<br />
Zeit, aus der einige Freundschaften<br />
entstanden sind.<br />
Wir danken an dieser Stelle der<br />
gesamten Gruenen Sosse für die<br />
gemeinsame Arbeit im Jungen Ensemble.<br />
Vor allem möchte wir uns<br />
aber bei Willy bedanken, der mit sei-<br />
ner Kreativität und unermüdlichen<br />
Geduld das Junge Ensemble seit über<br />
sechs Jahren leitet, die Jugendlichen<br />
in ihrer Spielfreude bestärkt und ihnen<br />
Raum lässt, sich auszuprobieren<br />
und sich weiterzuentwickeln.<br />
Wir wünschen viel Erfolg und Freude<br />
bei Deinen hoffentlich noch zahlreichen<br />
Produktionen mit Jugendlichen.<br />
Nicht zuletzt: Dem „alten<br />
Jungen Ensemble“ ist inzwischen ein<br />
neues „Junges Ensemble“ gefolgt,<br />
dessen erste Produktion „Sommer<br />
Lieben“ bereits Premiere hatte.<br />
Es geht also weiter mit dem TheaterGruene<br />
Sosse - Junges Ensemble!<br />
Anna Gerhards und Sandra Vieth<br />
(Gründungsmitglieder des Jugendclubs<br />
und des Jungen Ensembles)<br />
Salzige Zeiten - Bootsfahrt
E<br />
THEATERGRUNESOSSE<br />
JUNGES ENSEMBLE<br />
Im Herbst 2005 wird das „neue“<br />
Junge Ensemble ins Leben gerufen.<br />
Mit in der Kreativabteilung sind als<br />
Regieassistent und bei der Bühnengestaltung<br />
Santo Pedilarco, und Till<br />
Nicklas, zuständig für die Musik,<br />
beide vom „alten“ Jungen Ensemble.<br />
Diesmal haben wir ein 7-Personen<br />
Stück: „Sommer Lieben“ v. Katharina<br />
Schlender ausgesucht und zum<br />
ersten Mal auch zwei erwachsene<br />
Spieler in die Gruppe integriert.<br />
„Sommer Lieben“ beginnt für mich<br />
im Winter 2005:<br />
Draußen ist es schweinekalt und die<br />
Gruppe wärmt sich auf. Ich wärme<br />
mich an mit dem Jungen Ensemble<br />
und stelle mir die Frage: Ist das hier<br />
Kunst oder Pädagogik?<br />
Es wird viel Pädagogik betrieben,<br />
damit aus dem Haufen eine Gruppe<br />
wird.<br />
Sieben Spieler braucht das Stück und<br />
das bedeutet, dass nicht alle auf der<br />
Bühne stehen werden. Jetzt geht es<br />
auch um Kunst.<br />
Es wird Frühling und wir nähern<br />
SommerLieben - Musst nicht, Mama<br />
uns dem Stück an.<br />
Ich habe den Verdacht, dass auch<br />
zwanzigmaliges Lesen des Stücks zu<br />
wenig ist.<br />
In Improvisationen, szenischen Lesungen<br />
und Gesprächen greifen wir<br />
nach einem roten Faden. Frühjahrsputz<br />
im Stück…wahrscheinlich muss<br />
noch viel rausgeschmissen werden…<br />
Und immer wieder Gespräche nach<br />
den Proben mit einem Döner in der<br />
Hand.<br />
Der Sommer kommt…<br />
SommerLieben - Brüderschaft<br />
…viel zu früh, denn nach den Ferien<br />
sind es nur noch acht Wochen bis<br />
zur Premiere. Wir vergessen die Idee,<br />
mit allen noch mal wegzufahren um<br />
Sommerfeeling auf dem Campingplatz<br />
zu erleben. Wichtiger ist die<br />
Frage: Wie bekommen wir Sommerfeeling<br />
auf die Bühne?<br />
Zwischen (Ein Bett im) Kornfeld,<br />
Kunstrasen und Kitschwolken kommen<br />
wir der Sache immer näher.<br />
Weiter weg rutschen die letzten Seiten<br />
im Text. In der Dönerbude wird<br />
beschlossen: Wir streichen radikal.<br />
Premiere und die Korken knallen<br />
SommerLieben - Ist gut, was hörst<br />
Kurz vor Ende der Proben gibt es<br />
dann doch noch einen Kuss auf der<br />
Bühne, - haben wir sie jetzt? Den<br />
Sommer und die Liebe?<br />
Ja, applaudieren Freunde, Fans und<br />
Anverwandte. Doch das ist die Premiere…<br />
Der Sommer ist vorbei: Herbst<br />
Der Sommer geht langsam vorbei<br />
diesmal: Ende Oktober lassen wir<br />
den „Sommer (noch mal) Lieben“<br />
in der Kulturwerkstatt Kaufbeuren<br />
im Allgäu.<br />
Im Moment sieht mich der Dönermann<br />
nur selten, wenn ich in Bornheim<br />
Mitte aussteige. Aber er freut<br />
sich darauf, wie ich, wenn wir uns<br />
bald wieder treffen im Löwenhof,<br />
im Winter und alles beginnt von<br />
Neuem.<br />
Noemi Barawasser<br />
(ist im Winter 2005 zum Jungen<br />
Ensemble gestoßen und hat sich vor<br />
allem um die Dramaturgie gekümmert)<br />
45
46<br />
Tönisvorst, Trier, Neustadt/ Weinstrasse, Adenau, Landau, Herdorf, Brilon, Gelsenkirchen,<br />
Feuerfest- Das ist jetzt 20 Jahre her<br />
Fortsetzung von Seite 40<br />
Da warf Detlef so nebenbei ein, dass<br />
wir die Feuerwehr-Idee mit Teilen<br />
des „Jungen Ensembles“ umsetzen<br />
könnten. Klar, es würde sich nicht<br />
mehr die Ursprungsidee realisieren<br />
lassen, aber es erwies sich schon öfter<br />
als eine unserer Besonderheiten, dass<br />
wir in der Lage sind, blitzschnell umzuschalten<br />
und Gas zu geben.<br />
Wir gaben dem „Jungen Ensemble“<br />
2 Monate Zeit darüber nachzudenken<br />
und am Ende entschieden sich<br />
2 für eine Teilnahme am neuen Projekt.<br />
Welcher Regisseur würde sich<br />
auf dieses Experiment einlassen ?<br />
Auf unserer Wunschliste stand Heiner<br />
Kondschak auf Platz 1; wir kannten<br />
seine herrlich komischen Inszenierungen<br />
am LTT und wussten, er<br />
ist ein hervorragender Musiker. Wir<br />
trafen uns mit ihm in einem Cafe für<br />
ältere Damen in Karlsruhe und wie<br />
so oft, war nach 2,3 Sekunden alles<br />
klar – nur das ganze Leben und der<br />
Rest mussten noch besprochen werden!<br />
Wir verabredeten ein musikalisches<br />
Try-Out mit den „Jungen“ und<br />
uns in <strong>Frankfurt</strong>. Für Heiner gab es<br />
keine Bedenken mehr.<br />
Die Probenzeit wurde knapp, Heiner<br />
war viel beschäftigt und einige von<br />
uns wurden auch noch krank. Doch<br />
Heiner gab uns immer wieder das<br />
Gefühl: „Das schaffen wir!“ Und so<br />
unkompliziert ging es bis zur Premiere<br />
weiter. Wir waren eher überrascht,<br />
wie schnell sich unsere beiden Jüngsten<br />
bei ihm gut aufgehoben fühlten.<br />
Nach kurzer Improvisationszeit fi ng<br />
er zu schreiben und zu komponieren<br />
an!<br />
Er hat einen treffsicheren Humor für<br />
Kinder, weil er weiß, wen er vor sich<br />
hat. Und das Schöne ist, daß auch<br />
Erwachsene voll auf ihre Kosten<br />
kommen.<br />
„Feuerfest“ hatte am 03. März 05<br />
seine Premiere und unterschiedlicher<br />
hätten 2 aufeinanderfolgende Stücke<br />
Machen sie die Augen zu<br />
kaum sein können.<br />
„Feuerfest“ entwickelte sich zu einem<br />
Renner bei den Veranstaltern und<br />
spätestens nach der Kulturbörse in<br />
München gab es eine Buchung nach<br />
der anderen.<br />
2006<br />
Das war für uns aber kein Grund<br />
zum Ausruhen. Nachdem das<br />
Klappmaul – Theater seine Arbeit<br />
leider eingestellt hatte, suchten wir<br />
dringend ein Stück für Kinder unter<br />
6 Jahren. Schon länger hatten wir<br />
den Wunsch, nochmals mit Inéz<br />
Derksen zu arbeiten.<br />
Direkt vor den Sommerferien gefragt<br />
sagte sie „erst mal“ zu, schlug „Koffer<br />
auf Reisen“ von Geert Genbrugge<br />
aus Belgien vor.<br />
Es war äußerst amüsant zu lesen, aber<br />
leider kein Stück für 4-6 jährige Kin-
Osaka war unser Ziel, das Bühnenbild bereits<br />
verschifft und in unseren Köpfen die Vorstellung<br />
von den undurchschaubaren Japanern, höfl ich,<br />
freundlich, diszipliniert und ernst. Ernst, das war die<br />
größte Sorge, doch zu unserer Erleichterung fi ng das<br />
Publikum während des Theaterstücks „Strandläufer“<br />
schon bald an zu lachen. Da war das mit den Hunden.<br />
Erwachsene Männer bellen, schnüffeln, jaulen und<br />
springen herum wie ein Haufen Straßenköter. Ein<br />
Junge konnte gar nicht mehr aufhören mit Lachen<br />
und seine Freude war so spürbar und herzerweichend<br />
wunderbar, dass der ganze Saal<br />
bald mitlachte.<br />
Sonst lachen die Erwachsenen in<br />
Japan nicht so viel, sie arbeiten<br />
viel, eine Hauptarbeit und einen<br />
Nebenjob, mindestens. So sind<br />
sie meistens müde. Aber der<br />
Schlaf lässt sich in öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln leicht wieder<br />
aufholen. Das Nahverkehrsystem<br />
ist nahezu perfekt, es ist sicher<br />
und vor allem ist es pünktlich,<br />
auf die Sekunde möchte ich<br />
sagen. Eben für müde Menschen<br />
gemacht, aber dazu später mehr.<br />
In unserer Vorstellung schläft<br />
keiner, dazu ist die Stimmung zu gut, bei John Lee<br />
Hooker und unserer Fingergymnastik kommt Freude<br />
auf und der Spaß endet auch nicht, als wir uns<br />
ausziehen, was uns sehr beruhigt. Weiß man‘s vorher?!<br />
Aber zurück zum Nahverkehr: Die Wege sind<br />
organisiert, man geht zügig, rennt aber nicht.<br />
Überall sind Blindenschrift und Bodenmarkierungen<br />
angebracht, jede Möglichkeit zum Stolpern ist farblich<br />
gekennzeichnet und vor der Einfahrt<br />
in eine Station weist eine freundliche Stimme auf die<br />
Gefahren des Ein- und Aussteigens hin. Manchmal<br />
spielt auch eine Melodie und ihr Crescendo kündigt<br />
in Japan Kishiwada, Osaka, Naruto, Suita, Himeji<br />
den herannahenden Zug an, um bei seinem<br />
Stillstand nach einem musikalischen Höhepunkt zu<br />
verstummen. Aber nur kurz, der nächste Zug kommt<br />
sofort, ist voll und pünktlich. Die Fahrgäste stellen<br />
sich in Doppelreihen an, drängeln nicht und wer<br />
kann setzt sich. Steigt an der nächsten Station ein<br />
altes Mütterlein ein, kann allerdings niemand für sie<br />
aufstehen, denn erstens ist das unüblich und zweitens<br />
sind bereits alle eingeschlafen.<br />
Ohne diesen Schlaf wäre die arbeitende Bevölkerung<br />
vermutlich erledigt, oder unpünktlich, was wohl<br />
eine nationale Katastrophe<br />
bedeuten würde. So, als der<br />
Hochgeschwindigkeitszug<br />
Shinkanzen einmal 43 Minuten<br />
Verspätung hatte! 43 echte<br />
Minuten! Während unseres<br />
gesamten Aufenthaltes in Japan<br />
ist es uns nicht einmal gelungen<br />
einen japanischen Busfahrer,<br />
unsere LKW-Fahrerin, einen der<br />
weißbehandschuhten Zugführer<br />
oder gar unsere wunderbare<br />
Programm-Assistentin, auch nur<br />
bei einer einzigen Minus-Minute<br />
zu erwischen. So wurde denn<br />
dieses blamable Ereignis auch<br />
anderntags medial verbreitet und stand landesweit<br />
auf der ersten Seite aller Zeitungen.<br />
Aber zurück zum Theater und dem Schlaf. Bei<br />
uns schläft immer noch keiner und nach dem,<br />
für japanische Verhältnisse überdurchschnittlich<br />
langen Applaus, bauen wir ab, laden auf und fahren<br />
mit dem Überlandbus 2 Stunden zurück nach<br />
Osaka. Inzwischen haben wir uns nicht nur beim<br />
Essen, Begrüßen und Biertrinken den Landessitten<br />
angepasst, sondern auch beim Busfahren: Anstellen,<br />
Einsteigen, Hinsetzen, Einschlafen! Sigi<br />
47
48<br />
Velbert, Kaufbeuren, Winterthur, Rüsselsheim, Hamm, Löhne, Remscheid, <strong>Frankfurt</strong>, Moers<br />
der. Da wir unbedingt mit Inez arbeiten<br />
wollten, war die Entscheidung<br />
dafür schon klar. Das Ganze hatte<br />
aber noch einen kleinen Haken:<br />
Besetzung: 1 D, 1 H. Damit war<br />
auch klar, dass entweder Sigi oder<br />
ich nicht auf der Bühne sein würden.<br />
Wir suchten die Entscheidung durch<br />
Improvisation mit fünf möglichen<br />
Partnerinnen und ich musste anerkennen,<br />
dass die Rolle des „Papel“<br />
Sigi auf den Leib geschrieben war.<br />
Ich durfte die „Zweite Hand“ von<br />
Inéz sein und nutzte die Chance um<br />
von ihr zu lernen. Endlich konnten<br />
wir wieder Motz Tietze für die Ausstattung<br />
holen, einen Spezialisten<br />
für Geheimniskoffer, wunderschöne<br />
Blumen und ausklappbare Tische.<br />
126 Koffer kommen in diesem Stück<br />
zum Einsatz, die wir über Flohmärkte,<br />
Ebay und Freunde besorgten.<br />
Der Einsatz hat sich gelohnt. Besonderen<br />
Spaß, weil es in dieser Art für<br />
uns neu war, hat mir auch die Arbeit<br />
„Koffer auf Reisen“ - Wir können die an die Koffer binden!<br />
mit unseren Patenklasse der IGS<br />
Herder gemacht. Die Kinder kamen<br />
im Wechsel zu uns oder ich ging in<br />
die Schule und improvisierte mit ihnen<br />
Szenen aus unserem, noch nicht<br />
fertigen Stück. Die Kinder waren<br />
stolz Teil dieses Entstehungsprozesses<br />
zu sein. Sie spürten, dass sie Einfl<br />
uss nehmen konnten. Der Kontakt<br />
entstand über unsere langjährige Bekannte<br />
Christine Philip, die als sehr<br />
aktive Theaterlehrerin in der neuen<br />
Schule tätig ist.<br />
Nach der Premiere am 23.02.06<br />
hatten wir die Gewissheit, dass dieses<br />
Stück ein ausgesprochener Herzensöffner<br />
für die Erwachsenen ist.<br />
Den Kindern, dies erlebten wir in<br />
den Schulvorstellungen der Vorweihnachtszeit,<br />
bietet dieses Stück die<br />
Gelegenheit Mama und Papa beim<br />
Kennenlernen und Flirten, beim<br />
Necken und Provozieren und beim<br />
Lieben und Streiten zuzuschauen.<br />
Und dann war da noch...<br />
– Dieter Bassermann, kein Mensch,<br />
sondern ein Beamter! Aber, um<br />
ehrlich zu sein, sooft wir bei ihm<br />
die Tür aufrissen, weil wir mal<br />
wieder „ein Problem“ hatten, niemals<br />
erwischten wir ihn beim Schlafen<br />
hinter seine Bergen von Briefen,<br />
Anträgen und Akten. Nur wenn<br />
Eintracht <strong>Frankfurt</strong> spielt, dann ist<br />
er einfach nicht da!<br />
Mensch Dieter, Danke!<br />
— Und zum guten Schluss:<br />
Das Klappmaul-Theater!<br />
Richtig muss es ja jetzt heißen: Das<br />
ehemalige Klappmaul-Theater! Denn<br />
sie haben aufgehört, im Sommer 05.<br />
Ist das wirklich schon so lange her?<br />
Und dabei kommt es mir vor, als<br />
ob ich nie an einem anderen Platz<br />
gesessen hätte, als an diesem, dem<br />
alten Denk-, Bau- und Rauchplatz<br />
von Thomas.<br />
Diese „Klappmäuler“ haben uns<br />
oft geholfen und unterstützt, waren<br />
mit uns Gesellschafter des Theaterhauses,<br />
haben uns beim Umbau des<br />
Löwenhofes als Nachbarn geworben<br />
und uns zu guter Letzt zu den Erben<br />
ihres Raumes gemacht!<br />
Eure Arbeit, die wir und die Stadt<br />
ehrlich vermissen, können wir nicht<br />
machen, aber unsere noch besser!<br />
Dafür und für (fast) 25 Jahre kollegiale<br />
und freundschaftliche Unterstützung<br />
danken wir Michael Kloss,<br />
Alexander Krein, Thomas Korte und<br />
Oskar Mahler.
in Kanada<br />
Als wir „Kein Feuer ohne Kohle“ probten und spielten,<br />
hatten Willy und ich größten Spaß an unserem echten<br />
Gummi-Kanu. Mit „Stech, stech, stech!“ paddelten<br />
wir im Wildwasser fl ussaufwärts und hätten damals<br />
nicht im Traum daran gedacht, jemals nach Kanada<br />
zu kommen, schon gar nicht mit unserem Theater!<br />
Und dann fl ogen wir; mit Air Canada!<br />
Für uns Theatermenschen ist dies das Schönste: Ein-<br />
geladen zu werden seine Kunst zu zeigen, erwünscht<br />
zu sein, neugierig empfangen zu werden und Austausch<br />
mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen<br />
Welten zu haben.<br />
Boomer, der Veranstalter, empfi ng uns freundlich, die<br />
Kinder neugierig und die vielen freiwilligen Helfer<br />
waren zur Stelle, wenn wir etwas brauchten.<br />
Es war auch harte Arbeit. Wir spielten täglich, manchmal<br />
zweimal. Aber dann standen wir an den Fällen, an<br />
den Niagara-Fällen und hatten das Bild vor uns, das<br />
wir alle schon seit unserer Kindheit kennen.<br />
Vier Stunden brauchte Air Canada, um uns von Toronto<br />
auf die andere Seite des Landes, nach Edmonton<br />
zu bringen. Und Brenda, die Veranstalterin, empfi ng<br />
uns freundlich, die Kinder neugierig und die vielen<br />
freiwilligen Helfer waren zur Stelle, wenn wir etwas<br />
brauchten.<br />
Und so traten wir dann wieder die Heimreise an.<br />
Nach getaner Arbeit, mit neuen Informationen und<br />
künstlerischen Bildern im Kopf. Voll von diesen<br />
Eindrücken betraten wir die leere Abfl ughalle des<br />
Flughafens Edmonton. Sie war wirklich leer, erschreckend<br />
leer! - Bis auf Nancy von Air Canada: „Hey You<br />
guys, what are You doing here?“ - „…?” – Es dauerte<br />
eine Weile, bis sie begriff, daß wir tatsächlich hier und<br />
jetzt die Heimreise antreten wollten und von ihr nun<br />
erfahren mussten, daß heute kein Flieger mehr ging.<br />
„Defi nitely“!<br />
Brenda empfi ng uns freundlich und die freiwilligen<br />
Helfer waren zur Stelle: Uns erneut abzuholen, 6<br />
Zimmer zu besorgen, Abendessen, Bier. Sie äußerten<br />
ihr Bedauern über dieses Missgeschick und Bob stand<br />
am nächsten Morgen um 4:30 Uhr auf, um uns zum<br />
Flughafen zu bringen!<br />
Nun, es war eigentlich wie immer, oder wie es Goran<br />
vom Theaterhaus einmal formulierte: „Beim Theater-<br />
GrueneSosse weiß man nie so genau, ob es Zufall oder<br />
Absicht ist!“ Jedenfalls benutzten wir einen Plan mit<br />
Abfl ug- und Ankunftszeiten, der schon seit Monaten<br />
überholt war und nur „zur Sicherheit“ dabei war, der<br />
aktuelle Plan lag in Lukas` Aktentasche bereit.<br />
So tauchten wir an diesem Abend überraschend und<br />
völlig unerwartet und unter großem Hallo auf dem<br />
Abschlussfest des Festivals auf. Danke Kanada!<br />
P.S.: Nancy organisierte in der Zwischenzeit alles für<br />
uns: Umbuchung, Plätze am Notausgang, kostenloses<br />
Essen auf dem Inlandsfl ug, Direktfl ug von Toronto<br />
nach <strong>Frankfurt</strong>. Mit nur einem halben Tag Verspätung<br />
waren wir daheim! Danke Air Canada! Sigi<br />
49
50<br />
Ausblick<br />
„Alles im Grünen Bereich“<br />
Theater (ohne) Netz<br />
Einmal angenommen:<br />
Es ist gerade Deutschunterricht<br />
und alle schreiben an einem Diktat.<br />
Plötzlich geht die Tür auf, zwei<br />
Männer mit Werkzeugkoffer und<br />
Bohrmaschine kommen herein und<br />
beginnen ohne große Vorankündigung<br />
die Tafel zu demontieren. Sie<br />
lassen sich von der Beschwerde der<br />
Lehrerin nicht einschüchtern, erzählen<br />
aber den Schülern mit wachsender<br />
Begeisterung vom letzten Heimspiel<br />
der Kickers Offenbach, ihrer<br />
neuen Profi -Schlagbohrmaschine,<br />
lästern über ihren Chef und verwandeln<br />
den Klassenraum in kurzer Zeit<br />
in ein einziges Chaos! Nur mal so<br />
angenommen.<br />
„Alles im grünen Bereich“ ist ein<br />
neues Projekt vom „<strong>TheaterGrueneSosse</strong>“<br />
und nach 20 Minuten ist<br />
der Spuk vorbei. Die Handwerker,<br />
oder auch Putzleute, Vater und<br />
Tochter geben sich als Schauspieler<br />
zu erkennen und nach der allgemeinen<br />
Verunsicherung folgt nun<br />
eine angeregte Diskussion: War das<br />
Theater? Was ist eigentlich Theater?<br />
Und was soll das?<br />
Sind diese Fragen geklärt, wird das<br />
Konzept verdeutlicht und es folgt ein<br />
Workshop, in dem die Schauspieler<br />
mit den Schülern Theater spielen.<br />
So etwas gibt es nicht? Jetzt doch!<br />
Bei uns zu buchen!<br />
„Die Kartoffelsuppe“ von Marcel<br />
Cremer und Helga Schaus, mit Sigi<br />
Herold<br />
Herr Klaus Schmidt ist im Auftrag<br />
des Stadtschulamtes unterwegs in<br />
den Schulen. Er erzählt über gesundes<br />
Essen und kocht dabei eine<br />
Kartoffelsuppe.<br />
Immer wieder fällt ihm die Geschichte<br />
seiner Mutter Lene ein:<br />
Lene wuchs auf dem Land bei den<br />
Eltern und der Großmutter auf. Als<br />
sie sieben Jahre alt war, schenkte ihr<br />
jemand ein kleines Schwein, das sie<br />
groß ziehen durfte. Lene und das<br />
Schwein Frieda wurden Freunde.<br />
Dann brach der Krieg in das Land<br />
ein und eine große Hungersnot war<br />
die Folge.<br />
Wenn die Suppe fertig ist, hört der<br />
Koch auf zu erzählen, obwohl die<br />
Geschichte noch nicht zu Ende ist,<br />
und isst sie gemeinsam mit den Zuschauern.<br />
„Die Kartoffelsuppe“ bietet<br />
rund 50 Kindern ab sechs Jahren in<br />
spielerischer Form lukullische Freuden<br />
und Grundwissen über gesunde<br />
Ernährung und - über Hunger.<br />
Regie: Detlef Köhler<br />
Premiere: September 2007<br />
„Ox und Esel“ von Norbert Ebel,<br />
mit Willy Combecher und Sigi<br />
Herold<br />
Die Herren Meister und Jung, der<br />
eine Projekt-Controller bei der ASS-<br />
Bank, der andere Marketing-Chef<br />
eines großen, europäischen Konzern<br />
und beide seit Jahren befreundet,<br />
fi nden ein Kind. Einfach so. Ein<br />
kleines, schreiendes Kind, ein Baby.<br />
Offensichtlich ist niemand da, um<br />
sich des Kindes anzunehmen. Das<br />
bringt die Herren doch etwas aus<br />
der Fassung und aus ihrer Planung:<br />
Nichts ist, wie es war!<br />
Sie kommen ganz schön ins Schwitzen<br />
und ihre Freundschaft wird einem<br />
echten Härtetest unterzogen.<br />
2 Männer, 1 Kind und eine Freundschaft.<br />
Nach vielen Jahren will es das <strong>TheaterGrueneSosse</strong><br />
mal wieder wissen<br />
und wer uns kennt weiß, welche<br />
Herren mit einer langen Beziehung<br />
da auf der Bühne stehen werden.<br />
Willy Combecher und Sigi Herold<br />
spielen in dieser Komödie eine<br />
Geschichte über Freundschaft und<br />
Beziehung und über Verantwortung-<br />
Übernehmen; eine etwas andere<br />
Weihnachtsgeschichte.<br />
Premiere: November 2007
Unterstützer, Sponsoren, Förderer<br />
Amt für Wissenschaft und Kunst<br />
Jugend- und Sozialamt<br />
Hessisches Ministerium<br />
für Wissenschaft und<br />
Kunst<br />
Hessisches Sozialministerium<br />
Goethe Institut<br />
Fonds Darstellende<br />
Künste e.V.<br />
Gesellschaft für Jugendarbeit<br />
und Bildungsplanung<br />
e.V.<br />
MT Druck Neu Isenburg<br />
www.mt-druck.de<br />
Turtle Rent<br />
Autovermietung<br />
Berufsfeuerwehr <strong>Frankfurt</strong> am <strong>Main</strong><br />
Albrecht und Christoph<br />
Reinhard<br />
Theaterhaus Kindertheater Jugendtheater<br />
Holz und Stahl -<br />
Werk I + Werk II<br />
Artefakt Offenbach<br />
Planungsbüro<br />
Menge & Menge Versicherungsagentur<br />
Fisch- & Feinkost Ohrmann, Oederweg 71<br />
Impressum:<br />
Texte, wenn nicht namentlich gekennzeichnet von:<br />
Willy Combecher, Sigi Herold, Detlef Köhler<br />
Satz und Gestaltung: Detlef Köhler<br />
Fotos: Harald van der Loh�, Franz Krämer�, Katrin<br />
Schander, Willi Filz, Helmut Fricke, Motz Tietze, Kathleen<br />
Mantzsch, Detlef Köhler und privat<br />
Aufl age: 1000<br />
Druck: MT Druck<br />
51