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Steckbriefe der in M-V vorkommenden Arten nach Anhang II und IV ...

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Monopolisierung von Weibchen ist es ausgeprägt polygyn mit Dom<strong>in</strong>anzhierarchien <strong>der</strong> Männchen, <strong>in</strong><br />

lockeren Kolonien besteht dagegen e<strong>in</strong>e Tendenz zur Monogamie. Embryonales Wachstum setzt erst <strong>nach</strong><br />

e<strong>in</strong>er 3,3-monatigen Diapause e<strong>in</strong> (verzögerte Implantation), so dass <strong>nach</strong> 8-monatiger Entwicklung die<br />

Geburt im folgenden Jahr zur gleichen Jahreszeit stattf<strong>in</strong>det (RIEDMAN 1990, ANDERSON 1992).<br />

Populationsbiologie: Die <strong>nach</strong>gewiesene maximale Lebensdauer von Kegelrobben beträgt 44 Jahre für<br />

Weibchen <strong>und</strong> etwa 30 Jahre für Männchen. Die Geschlechtsreife tritt bei Männchen mit etwa 6, bei<br />

Weibchen mit 3–5 Jahren e<strong>in</strong>. 83–94 % <strong>der</strong> adulten Weibchen werden trächtig, pro Wurf wird e<strong>in</strong> Junges<br />

geboren. Die Jungtiersterblichkeit bis zur Entwöhnung kann unterschiedlich hoch se<strong>in</strong> <strong>und</strong> je <strong>nach</strong> Standort<br />

<strong>und</strong> Dichte <strong>der</strong> Kolonie 10–60 % betragen (ANDERSON 1992, REIJNDERS et al. 1997). Haupttodesursachen <strong>der</strong><br />

Jungtiere s<strong>in</strong>d wahrsche<strong>in</strong>lich Totgeburt <strong>und</strong> Auskühlung <strong>in</strong>folge von Überflutungen <strong>der</strong> Wurfbank,<br />

ansonsten Infektionskrankheiten o<strong>der</strong> Verhungern (ANDERSON 1992).<br />

Die meisten Populationen s<strong>in</strong>d <strong>der</strong>zeit im Ansteigen begriffen; jährliche Wachstumsraten betragen <strong>in</strong><br />

Großbritannien 4–10 % (ANDERSON 1992, REIJNDERS et al. 1997); maximal möglich ersche<strong>in</strong>en 13 % (MOHN &<br />

BOWEN 1996). Von dem Robbensterben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nordsee <strong>und</strong> im Kattegat 1988 waren Kegelrobben<br />

ansche<strong>in</strong>end kaum betroffen, obwohl e<strong>in</strong> großer Teil <strong>der</strong> britischen Population mit dem Virus <strong>in</strong>fiziert war<br />

(ANDERSON 1992).<br />

Nahrung: Kegelrobben ernähren sich vorzugsweise von Fisch, T<strong>in</strong>tenfisch <strong>und</strong> Krebsen, wobei Fisch die<br />

e<strong>in</strong>deutig bevorzugte Nahrung darstellt (RIEDMANN 1990, SCHWARZ et al. 2003). Kegelrobben fressen e<strong>in</strong> breites<br />

Beutespektrum, das von regionalen Verhältnissen stark bee<strong>in</strong>flusst wird. Es konnten zwischen 10 <strong>und</strong> 25<br />

verschiedene Fischarten <strong>in</strong> den Mägen von Kegelrobben gef<strong>und</strong>en werden, wobei ab<strong>und</strong>ante<br />

Beutefischarten im Ökosystem auch e<strong>in</strong>e hohe Bedeutung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nahrung <strong>der</strong> Tiere f<strong>in</strong>den (SCHWARZ et al.<br />

2003).<br />

Fe<strong>in</strong>de/Konkurrenten: Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Biologie ist die Art anfällig gegenüber Nachstellungen des Menschen.<br />

In <strong>der</strong> deutschen Ostsee wurde die Kegelrobbe um 1920 ausgerottet. In e<strong>in</strong>igen europäischen Län<strong>der</strong>n<br />

(Island, Norwegen, Faröer) ist die Tötung auch gegenwärtig erlaubt. In <strong>der</strong> Ostsee gestatten F<strong>in</strong>nland <strong>und</strong><br />

Schweden Abschüsse, vornehmlich zum Schutz von fischereilichen E<strong>in</strong>richtungen.<br />

Angaben zur Ökologie<br />

Habitate: Wurfkolonien <strong>der</strong> ostatlantischen Population liegen an exponierten Felsküsten, auf Kies- <strong>und</strong><br />

Sandstränden, <strong>in</strong> geschützten Buchten <strong>und</strong> <strong>in</strong> Höhlen, <strong>in</strong> Mittel-Norwegen vorzugsweise auf unbewohnten<br />

Inseln, wo sich die Robben u.U. über die gesamte Landfläche verteilen. Auf Sandbänken s<strong>in</strong>d die Tiere nur an<br />

e<strong>in</strong>igen Stellen Ost-Englands sowie im Wattenmeer anzutreffen.<br />

Die Verbreitung <strong>der</strong> Ostsee-Unterart H. g. balticus ist möglicherweise (neben an<strong>der</strong>en Faktoren) auch von <strong>der</strong><br />

Eisbedeckung abhängig. Zwar können die gebärenden Muttertiere auch an die Küste ausweichen, aber <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Kolonie <strong>in</strong> Estland s<strong>in</strong>d dabei e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres Geburtsgewicht, langsameres Wachstum <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e höhere<br />

Jungensterblichkeit als Folge festgestellt worden (HARDER 1996). In <strong>der</strong> gemischten Robbenkolonie Rødsand<br />

(Dk) wurden erstmals im Jahr 2003 Geburten auf e<strong>in</strong>er Sandbank <strong>nach</strong>gewiesen (TEILMANN et al. 2003, EDRÉN<br />

et al. 2004).<br />

Mobilität/Ausbreitungspotenzial: Außerhalb <strong>der</strong> Fortpflanzungszeit f<strong>in</strong>den oftmals weite Wan<strong>der</strong>ungen<br />

(HERRMANN et al. 2007) o<strong>der</strong> Wechsel zwischen verschiedenen Liegeplätzen statt, die e<strong>in</strong>ige 100 km<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegen können. Auch Nahrungsgründe s<strong>in</strong>d nicht selten über 50 km von den Ruheplätzen<br />

entfernt (REIJNDERS et al. 1997). Fluktuationen <strong>in</strong> peripheren Kolonien deuten auf saisonale Wan<strong>der</strong>ungen h<strong>in</strong><br />

(ABT et al. 2002). Wie bei an<strong>der</strong>en Phociden legen speziell Tiere <strong>in</strong> den ersten Lebensmonaten - offenbar<br />

ungerichtet - weite Strecken von bis zu 1000 km zurück (KING 1983). Dennoch sprechen Markierungsversuche<br />

sowie genetische Bef<strong>und</strong>e für e<strong>in</strong> tendenziell philopatrisches Verhalten (ANDERSON 1992, ALLEN et al. 1995).<br />

DIETZ et al. (2003) untersuchten die Wan<strong>der</strong>bewegungen von 6 Kegelrobben des Rødsands (Dk) mit<br />

Satellitensen<strong>der</strong>n. Diese hatten e<strong>in</strong> um bis zu 130-fach größeres Streifgebiet als die ebenfalls auf dem<br />

Rødsand untersuchten Seeh<strong>und</strong>e. Die Größe des Streifgebiets variierte von 4.160 bis 119.583 km² (95 %<br />

Kernel Home Range), was e<strong>in</strong>em Radius (Annahme: Kreisförmiges Streifgebiet) von 36 – 195 km entspricht.<br />

Mehrere Tiere streiften bis an die estnischen <strong>und</strong> schwedischen Küsten <strong>und</strong> passierten auch das Küstenmeer<br />

von M-V.<br />

Auch polnische Untersuchungen mit Satellitensen<strong>der</strong>n verdeutlichten den sehr großen Aktionsradius von<br />

Kegelrobben (Abb. 1).<br />

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