Scholz, GmbHG, 10. Auflage - Leseprobe - Verlag Dr. Otto Schmidt
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Aufsichtsrat §52<br />
dd) Zweifelhaft sind die Grenzen der Gestaltungsfreiheit. Unzulässig ist die<br />
Übertragung solcher Aufgaben auf den Aufsichtsrat oder sonstige Organe, wie<br />
etwa Beiräte, die zwingend der Gesellschafterversammlung oder den Geschäftsführern<br />
vorbehalten sind 1 . Dazu gehören die Befugnis zur Satzungsänderung<br />
(s. auch Rdnr. 172). Möglich ist jedoch ein Zustimmungsvorbehalt 2 . Unzulässig<br />
ist auch die Übertragung der Zuständigkeit für Strukturänderungen, insbesondere<br />
die alleinige Entscheidung über Unternehmensverträge 3 . Beim Beteiligungserwerb<br />
ist nach dem Umfang der Beteiligung zu unterscheiden. Unzulässig<br />
ist die Einforderung von Nachschüssen 4 . Unzulässig ist ferner die Übertragung<br />
der organschaftlichen Vertretungsmacht der Geschäftsführer, die Übertragung<br />
der Zuständigkeit für die Geschäftsführung, soweit Außenhaftung droht 5 ,<br />
und die Wahrnehmung bestimmter öffentlich-rechtlicher Pflichten. Zulässig ist<br />
dagegen die Übertragung der Entscheidung über die Gewinnverwendung 6 und<br />
die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen gegenüber den Geschäftsführern<br />
7 .<br />
Mitglieder von Beiräten und Verwaltungsräten können Gesellschafter und<br />
Nichtgesellschafter sein. Dies gilt auch dann, wenn dem Verwaltungsrat Befugnisse<br />
auf dem Gebiet der Geschäftsführung übertragen sind 8 .<br />
ee) Die Einrichtung des betreffenden Organs und seine Befugnisse müssen in<br />
der Satzung geregelt sein. Ist dies geschehen, so können weitergehende Regelungen,<br />
etwa das Verfahren der Beschlussfassung, in einer Geschäftsordnung<br />
oder durch einfachen Gesellschafterbeschluss bestimmt werden. Fehlt es hieran<br />
und fehlt es an Bestimmungen über die Befugnisse des Organs im Verhältnis zu<br />
den anderen Organen der Gesellschaft, über die Stellung der Organmitglieder,<br />
ihre Rechte und Pflichten sowie ihre Haftung usw., so lassen sich die in § 52<br />
aufgeführten aktienrechtlichen Bestimmungen nur dann entsprechend heranziehen,<br />
wenn dies mit dem Sinn und Zweck des Organs und den entsprechenden<br />
aktienrechtlichen Bestimmungen zu vereinbaren ist. Im Übrigen sind die<br />
Lücken in der gesetzlichen Regelung durch Heranziehung der allgemeinen Re-<br />
1 BGHZ 43, 261, 264; Thümmel, DB 1995, 2461, 2462; Wiedemann, in: FS Lutter, 2000,<br />
S. 801, 809.<br />
2 Dagegen aber die h.M.: Zöllner, in: Baumbach/Hueck, § 53 Rdnr. 84; Lutter/Hommelhoff,<br />
Rdnr. 71; wie hier Wiedemann, in: FS Lutter, 2000, S. 8<strong>10.</strong><br />
3 Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 352; Zimmermann, in: Rowedder/<strong>Schmidt</strong>-Leithoff,<br />
§ 53 Rdnr. 32; Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 71; Voormann, Der Beirat im Gesellschaftsrecht,<br />
2. Aufl., S. 103; Rohleder, Die Übertragbarkeit von Kompetenzen auf<br />
GmbH-Beiräte, 1991, S. 34 ff.; Thümmel, DB 1995, 2461, 2463.<br />
4 RGZ 70, 326; Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 71; s. auch Reuter, in: FS 100 Jahre <strong>GmbHG</strong>,<br />
1992, S. 640.<br />
5 Wiedemann, in: FS Lutter, 2000, S. 811.<br />
6 So wohl auch Lutter/Hommelhoff, Rdnr. <strong>10.</strong><br />
7 Zöllner, in: Baumbach/Hueck, § 46 Rdnr. 94; Haack, BB 1993, 1607, 1619; Thümmel,<br />
DB 1995, 2461, 2464; ferner: Hoffmann/Preu, Der Aufsichtsrat, 5. Aufl., Rdnr. 164;<br />
Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 353.<br />
8 Str.; wie hier: Raiser/Heermann, in: Ulmer, Rdnr. 337; Lutter/Hommelhoff, Rdnr. 64;<br />
a.A. Voormann, Der Beirat im Gesellschaftsrecht, 2. Aufl., S. 110 ff.; Wiedemann, in: FS<br />
Schilling, 1973, S. 105, 111.<br />
Uwe H. Schneider | 3025<br />
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